Skriptum Warenspezifisches Verkaufspraktikum Schwerpunkt Spielwarenhandel Bewertung von Spielzeug Manfred Gress Michael Mutschlechner Reinhard Wieser Ein Projekt der Tiroler Fachberufsschulen und der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Tirol 2013 Wirtschaftskammer Tirol Sparte Handel S p i e l w a r e n - B e w e r t u n g S e i t e 1 v o n 9 S e p. 2 0 1 3
Inhaltsverzeichnis 1 Bewertung von Spielzeug... 3 1.1 Alter und Entwicklungsstand des Kindes... 3 1.2 Fantasie und Vorstellungsvermögen... 3 1.3 Umwelterfahrung... 4 1.4 Spielmöglichkeiten... 4 1.5 Material und Verarbeitung... 4 1.6 Gestaltung, Form und Farbe... 5 1.7 Größe und Gewicht... 6 1.8 Anzahl und Menge... 6 1.9 Konstruktion und Mechanik... 7 1.10 Haltbarkeit und Lebensdauer... 7 1.11 Sicherheit... 7 1.12 Umweltverträglichkeit... 8 1.13 Preis..... 8 2 Aufgabenstellungen... 9 2.1 Praxisaufgaben... 9 Hinweis: Alle geschlechtsspezifischen Angaben gelten in ihrer männlichen und weiblichen Form! Die Bilder in diesem Skriptum wurden freundlicherweise vom EK-Verband Vedes kostenlos zur Verfügung gestellt. Bitte führen Sie das Fachwörter-Verzeichnis aus dem Skriptum Spielwaren Einführung weiter! S p i e l w a r e n - B e w e r t u n g S e i t e 2 v o n 9 S e p. 2 0 1 3
1. Bewertung von Spielzeug 1.1 Alter und Entwicklungsstand des Kindes Spielzeug wird für kleinere und größere Altersgruppen produziert. Wichtig ist, dass es den Ansprüchen der Altersstufen entspricht, damit ein Kind Freude am Spielen hat. Der individuelle Entwicklungsstand und die Eigenschaften des Kindes sind bei der Auswahl des Spielzeuges entscheidend. Unterschieden werden: flinke und langsame Kinder, lebhafte und ruhige, kräftige und zarte, empfindsame und robuste. Die Entwicklung verläuft bei jedem Kind anders. Kinder gleichen Alters können teilweise körperlich und / oder geistig unterschiedlich entwickelt sein. Das Lebensalter ist ein unsicherer Maßstab, deshalb dient die Altersempfehlung des Spielzeuges nur als Orientierung. Auch sind Interessen und Abneigungen des Kindes zu berücksichtigen. Kinder, die durch verfrühte Spielzeuggeschenke überfordert werden, erleiden einen Misserfolg. Dadurch entsteht nicht selten Enttäuschung und Ablehnung des Spielzeugs. Bei häufigen Misserfolgen kann das Kind sein Selbstvertrauen nicht richtig entwickeln. Diesen Kindern fehlen die notwendigen Erfolgserlebnisse. Aber auch Unterforderung führt zu Langeweile und Ablehnung des Spielzeugs. Durch Beobachtung erkennt man den richtigen Zeitpunkt für ein neues Spielzeug. Dann sollte ein vertrautes Spiel erweitert, interessanter und anspruchsvoller werden. So entsteht auch im Spiel eine sinnvolle Weiterentwicklung zu immer komplexerem Spielzeug. 1.2 Fantasie, Vorstellungsvermögen Spielzeug kann Fantasie und Vorstellungsvermögen anregen oder behindern. Einfaches und vielseitig verwendbares Spielzeug fördert bei Kleinkindern die Fantasie. Z.B. kann ein Bauklotz für das Kleinkind ein startender Traktor oder eine miauende Katze sein. Das Kind macht dazu das passende Geräusch. Dem Einfallsreichtum des Kindes werden Grenzen gesetzt, indem das Spielzeug mit unnötig eingebauten Geräuschen ausgestattet ist. So kann ein Auto mit Motorgeräusch oder eine sprechende Puppe ein Kind hindern, selbst die Geräusche zu produzieren oder Selbstgespräche zu führen. S p i e l w a r e n - B e w e r t u n g S e i t e 3 v o n 9 S e p. 2 0 1 3
Durch das Spielen lernen Kinder auch ihre Umwelt genauer kennen und entdecken dadurch auch ihr Interesse an Details, z.b. modellgetreue Autos. Kinder, die mit modellgetreuen Miniaturfahrzeugen, Verkehrszeichen und Tankstelle spielen, benötigen Vorstellungsvermögen, um das erlebte Verkehrsgeschehen im Spiel wiederzugeben. Sie bringen eigene Ideen ein und machen das Spiel vielfältiger. Spielanregender ist, wenn die Kinder laufend Ergänzungsteile (z.b. Verkehrszeichen, Gebäude, ) und nicht komplette Bausätze erhalten. 1.3 Umwelterfahrungen Spielzeug hilft, die Umwelterfahrungen der Kinder zu vertiefen. Ein Kind wird Spaß an einem Bauernhof haben, wenn es dort lebt oder die Ferien dort verbracht hat. Eigene Erfahrungen zählen mehr als Fernsehen, Computer, Bilderbücher und Erzählungen. 1.4 Spielmöglichkeiten Spielzeuge sollten vielseitig verwendbar und ausbaufähig sein (zb Spielmöbel, Bauklötze, ) und über längere Zeit benutzt werden können (Puppen, Puppenzubehör, Stofftiere, Schaukel, ). Dadurch werden neue Spielmöglichkeiten geschaffen. 1.5 Material und Verarbeitung Die Spielzeugindustrie verwendet zur Herstellung verschiedene Materialien: Holz, Kunststoff, Metall, Papier, Karton, Textilien. Welches Material verwendet wird, hängt ab vom Spielgegenstand und seiner Benützung (z.b. Eisenbahn aus Holz oder Metall, Kuscheltiere aus Plüsch, Puzzle aus Holz oder Karton, ). Bereits das Kleinkind soll mit verschiedenartigem Material konfrontiert werden. Es soll zwischen weichen, harten, glatten und griffigen Dingen unterscheiden lernen, um einen angenehmen Eindruck von der Welt zu vermitteln. Qualitative Spielzeuge werden aus hochwertigen Kunststoffen erzeugt und haben dadurch eine längere Lebensdauer. Die Europäischen Sicherheitsnormen verlangen von den Spielzeugherstellern glattes und splitterfreies Holz, speichel- und schweißechte Lackierungen und bei Kunststoffspielzeug abgerundete Kanten und keine Verarbeitungsrückstände. S p i e l w a r e n - B e w e r t u n g S e i t e 4 v o n 9 S e p. 2 0 1 3
1.6 Gestaltung, Form und Farbe Unsere Kinder lernen durch Spielzeug Schönheit, Form und Farbe kennen. Im erwachsenen Leben fällt es ihnen dann leichter, Schönheit und Hässlichkeit in ihrer Umwelt zu erkennen. Viele Kleinkinder werden heute von verwirrenden und schnell wechselnden Eindrücken beeinflusst (Menschen, Orte, Materialien, Dinge, Medienvielfalt, ). Kinder sollen durch einfache Darstellung am Spielzeug das Wesentliche erkennen. Beispielsweise zeichnen Kinder zuerst nur einen Menschen mit Kopf, Körper, Händen, Füßen, Augen und Haaren. Später kommen dann Ohren, Hals, Mund, Augenbrauen usw. dazu. Gerade deshalb müssen Spielzeuge zuerst diese Einfachheit wiedergeben. Eine Puppe mit einfachem Gesicht ist zunächst sinnvoller, da sie der Wahrnehmung des Kindes entspricht. Mit den Farben verhält es sich ähnlich. Zu viele Farben irritieren die Kinder. Vorteilhaft ist, dass z. B. die Bauklötze eines Hauses anfangs nur aus einer Farbe bestehen, um die Kinder nicht zu verwirren und beim Bauen und Konstruieren hemmen. Jedoch ist auch in der Spielzeugproduktion erkennbar, dass fast jährlich neue trendige Farben eingesetzt werden. Das gilt besonders für Puppenkleidung, modische Artikel, Babyrasseln, Fahrzeuge, ). Die Gestaltung des Spielzeuges spielt für die Vorstellungswelt der Kinder eine große Rolle. So werden z. B. Teddybären als süß und kuschelig dargestellt, obwohl in der realen Welt die Bären lebensgefährliche Raubtiere sind. Bedenklich sind besonders auch die Fantasietiere und -menschen, die Kinder teilweise sogar in ihren Träumen verfolgen. S p i e l w a r e n - B e w e r t u n g S e i t e 5 v o n 9 S e p. 2 0 1 3
1.7 Größe und Gewicht Die richtige Spielzeuggröße hängt ab vom Alter der Kinder und vom Spielzweck. Anfangs sind Kinder noch ungeschickt und benötigen deshalb kompaktes Spielzeug: einen großen Ball, den sie mit beiden Armen fangen können größere Bauklötze eine große Holzeisenbahn Dies gilt auch für verschiedene Bedienungselemente (z.b. eine Anhängekupplung beim Traktor, Griffe und Knöpfe bei der Puppenküche, ). Kleine Puppen und Teddybären sind angenehmer zum Kuscheln und können auch vom Kleinkind leichter mitgenommen werden. Außerdem benötigen diese Spielsachen weniger Platz und sind günstiger in der Anschaffung. Das Gewicht des Spielzeuges ist auch entscheidend. Ein Holzlastauto ist zwar kippsicher, aber viel zu schwer, um vom Kleinkind getragen zu werden. Auch Bauklötze aus Hartholz sind schwerer und standfester als Klötze aus Kunststoff. 1.8 Anzahl und Menge Spielzeug in richtiger Anzahl und Menge bringen dem Kind Freude und den gewünschten Spielerfolg. Anfangs reichen dem Kind wenige Bauklötze für einen Bauversuch. Später sind dann aber von einem Bausystem mehrere gleichartige Klötze notwendig, um ein größeres Bauvorhaben umzusetzen. Besser ist auch eine Puppe mit Zubehör als mehrere Puppen ohne Zubehör. Auch reichen dem Kleinkind anfangs wenige Farbstifte, um auf viel Papier zu malen. Sorgfältig ausgesuchtes und zusammengesetztes Spielzeug ist für die Spielmöglichkeiten wertvoller als ein wahllos zusammengestelltes Sortiment. S p i e l w a r e n - B e w e r t u n g S e i t e 6 v o n 9 S e p. 2 0 1 3
1.9 Konstruktion und Mechanik Sie muss für Kleinkinder einfach, sichtbar und verständlich sein. Die einfachen technischen Zusammenhänge sind anfangs wichtiger als Modelltreue. Für ältere Kinder sind Spielzeuge mit unsichtbaren ablaufenden Funktionen geeignet. Neugierige und aufgeweckte Kleinkinder erforschen, wie bestimmte Teile funktionieren und zerlegen bzw. zerstören häufig das Spielzeug und bekommen oftmals trotzdem keine Antwort auf die Funktionsweise des Mechanismus. 1.10 Haltbarkeit und Lebensdauer Haltbarkeit und Herstellungsmaterial des Spielzeuges müssen dem Spielzweck und der Gebrauchsdauer entsprechen. Besonders Spielzeug für Kleinkinder ist größeren Belastungen ausgesetzt. Die Enttäuschung eines Kindes bei unverschuldetem Schaden kann sehr groß sein und zum Spielverderber werden. Auch leidet das Vertrauen dem Erwachsenen gegenüber, von dem das Kind das Spielzeug erhalten hat. Wenn das Spielzeug kaputt wird, entwickeln empfindsame Kinder häufig Schuldgefühle. Sie suchen den Fehler zuerst bei sich und nicht beim fehlerhaften Produkt. Diese Schuldgefühle werden häufig von Eltern verstärkt. Kinder müssen lernen, dass Spielzeug nicht alles aushält. Sorglose oder falsche Behandlung hat zur Folge, dass die Spielsachen Schaden erleiden. Die Kinder lernen schrittweise den sachgerechten und sorgfältigen Umgang mit dem Spielzeug. Eine lange Lebensdauer des Spielzeuges ermöglicht den Aufbau einer dauerhaften Beziehung zwischen Kind und Spielzeug (z. B. Puppe, Teddybär, ). 1.11 Sicherheit Säuglinge können weder Gefahren erkennen noch sich daraus befreien. Deshalb muss Babyspielzeug besonders sorgfältig produziert und ausgewählt werden. Die Spielzeugsicherheit unterliegt den EU-Richtlinien und den entsprechenden Sicherheitsnormen. Diese sollen Unfälle und Verletzungen vermeiden und vor Gesundheitsgefahren schützen. Deshalb werden alle Spielzeuge nach der Norm EN 71 hergestellt, welche die physischen und chemischen Sicherheitsanforderungen vorgibt. Diese Norm enthält u.a. auch die Grenzwerte für akustische Spielwaren oder die kinetische Energie von Geschoss-Spielzeug. Spielzeug darf nicht oder nur langsam brennen. Auch dürfen sich Schwermetalle nur bis zu einem gewissen Wert aus dem Spielzeug lösen. Der Hersteller darf das CE-Prüfzeichen (Konformitätszeichen) nur am Spielzeug anbringen, wenn es allen gesetzlichen Anforderungen entspricht. Kinder lernen, mit alltäglichen Gefahren umzugehen und sich dabei richtig zu verhalten. Fehlende Erfahrung ist auf Dauer verhängnisvoller, als eine Schramme, die man mit einem Pflaster heilen kann. Wenn Kinder verschiedener Altersstufen gemeinsam spielen, ist eine besondere Aufsicht erforderlich. Einem vierjährigen Kind kann man die Fädenperlen nicht S p i e l w a r e n - B e w e r t u n g S e i t e 7 v o n 9 S e p. 2 0 1 3
vorenthalten, nur weil ihre einjährige Schwester noch alles in den Mund nimmt. Ein Sechsjähriger darf mit einer Bastelschere arbeiten, die in den Händen jüngerer Geschwister gefährlich sein kann. 1.12 Umweltverträglichkeit Sie hängt von mehreren Faktoren ab und ist bei jedem Spielzeug unterschiedlich zu bewerten. Kriterien: Materialart Energieaufwand und Umweltbelastung bei der Produktion, beim Gebrauch und bei der Entsorgung Lebensdauer Reparierbarkeit Wiederverwendung (Recycling) Der Konsument sollte bereits beim Spielzeugkauf auf die Müllvermeidung und Müllentsorgung achten. Dazu grundsätzliche Überlegungen: für das gleiche Geld weniger, aber dafür qualitatives Spielzeug kaufen Qualität = Langlebigkeit, bedeutet weniger Material- und Energieaufwand Reparierbarkeit verlängert die Lebensdauer langlebiges Spielzeug kann an eigene oder fremde Kinder vererbt werden unnötige Verpackungen / Umverpackungen vermeiden Im freiwilligen Prüfsiegel Spiel gut werden die verwendeten Materialen zu jedem Spielzeuge angeführt (z.b. Hölzer, Textilien, Kunststoffe, Metalle). 1.13 Preis Qualitatives Spielzeug wird in jeder Preisklasse angeboten. Der Konsument entscheidet selbst, wie viel er ausgeben möchte. Der Spielzeugpreis sollte immer im Verhältnis zu den Spielmöglichkeiten und zur Lebensdauer bewertet werden. Eine gute Lösung bei größeren Anschaffungen wäre, wenn sich mehrere Familienmitglieder oder Freunde beim Kauf zusammenschließen und gemeinsam wertvolleres Spielzeug schenken. Für meist wenig Geld erhält man passendes Zubehör und Ergänzungen zum vorhandenen Spielzeug. Damit erhält das Kind viel Spielwert und Freude. Mancher Erwachsene muss noch lernen, beim Spielzeugkauf den gleichen Maßstab anzuwenden, als wenn er Dinge für sich selbst kaufen würde. Qualität zählt vor Quantität. S p i e l w a r e n - B e w e r t u n g S e i t e 8 v o n 9 S e p. 2 0 1 3
2. Aufgabenstellungen 2.1 Praxisaufgaben Übung macht den Meister! Anhand der folgenden Aufgabenstellung können Sie Ihr Fach- und Warenkundewissen anwenden bzw. umsetzen. Wir wünschen Ihnen dazu viel Erfolg! Geschenkanlass Normalerweise denkt man beim Verkauf von Stofftieren nur an Kindergeschenke. Aber es gibt viele Anlässen für größere Kinder und Erwachsene. Überlegen Sie, welche Ideen bei bestimmten Anlässen passend sind und wie sie der Spielwarenhandel umsetzen kann. Präsentieren Sie Ihre Ergebnisse vor der Klasse. Anlass Idee Weitere Ideen Schulanfang Schwein als Glücksbringer Vierblatt-Klee als Glücksbringer Trost Kuscheltier als Seelentröster Krankheit Kosenamen für den Partner Schlenkerhase, weil der hält die Ohren steif Hase, Maus Berufsanfang Glückspilz Bestandene Führerscheinprüfung Bestandene Lehrabschlussprüfung Erste eigene Wohnung 18. Geburtstag S p i e l w a r e n - B e w e r t u n g S e i t e 9 v o n 9 S e p. 2 0 1 3