BRÖTJE-Fachinformation. (Juli 2000) Wärme braucht Platz Geräusche in Heizungsanlagen

Ähnliche Dokumente
Technische Mathe: Problem-Lösungen Seite 1 von 6

l0 Die Ausgangslänge ist die Länge, die das Rohr vor der Erwärmung hatte.

Heizungsanlagen richtig einstellen

Heizwärmeübergabe. Standardheizkörper Flächenheizung Heizungsregelung. Exemplarisch dargestellt anhand Beispielen von

DOWNLOAD. Vertretungsstunden Physik /8. Klasse: Wärmelehre Längenänderung. Hardy Seifert. Downloadauszug aus dem Originaltitel:

installa/on.at

Übung Trassierung. 1. Grundlagen. Räumliche Einordnung von: - Zentralen - Leitungen - Anlagenteilen in das Gebäude. Zentralen

EnEV. Dämmstärken für Ein- und Mehrfamilienhäuser gemäß Energieeinsparverordnung (EnEV) und DIN 1988 Teil 2. 13mm 13mm. 4mm.

SANPRO - Qualität zu fairen Preisen! Ihr Spezialist für: Sanitär- / Dachdecker- / Klempnerwerkzeuge ROHRE + FITTINGE TECHNISCHE DATEN

Nachweis des hydraulischen Abgleichs

Bachelor-Studiengang, Module FSB 7 und FSW 7, Kurs Anlagentechnik in Gebäuden Prüfungstag: Donnerstag, , Prüfungsdauer: 90 Minuten

Heizen mit geringer Vorlauftemperatur - Auswirkungen auf die thermische Behaglichkeit -

Optimieren Sie die Raumnutzung!

Der Hydraulische Abgleich von Heizungsanlagen

Friedrich-Hebbel-Schule Wesselburen. Altbau Baujahr Heizung. Bestandsuntersuchung:

E X P E R T E N V O R L A G E

Information zur Heizungsanlage mit hydraulischem Abgleich sowie richtigem Lüftungsverhalten

Abflusstechnik. Schallschutz in der Haustechnik. mit gusseisernen Abflussrohrsystemen von Düker

rücklauf-mischstation Technische Information für Montage und Betrieb

Schule am Meer Büsum. Lüftungsanlage. Bestandsuntersuchung:

sirados-baudaten Titelübersicht Kalkulationsdaten Heizungsbau/Lüftungsbau Stand Gesamtanzahl der Leistungspositionen: 3.

Wärmeverteilung & Warmwasser. Hydraulischer Abgleich Heizungspumpe Frischwasserstation. Exemplarisch dargestellt anhand Beispielen von

TM Längenänderung mit dem Dreisatz Seite 1 von 7

INSTALLATIONSBOX Die innovative und brandneue Lösung im Sanitär-Installationsbereich

Schritt 1. Differenzdruckregler und / oder Hocheffizienzpumpe einbauen

Thermodynamik 1. Typen der thermodynamischen Systeme. Intensive und extensive Zustandsgröße. Phasenübergänge. Ausdehnung bei Erwärmung.

Heizung Ausstattung und Betriebsweise von Heizungsanlagen Seite 1 von 5

Hydraulik Einführung Seite 1 von 8

1. Klausur ist am 5.12.! (für Vets sowie Bonuspunkte für Zahni-Praktikum) Jetzt lernen!

Energiesparen in der Anlagentechnik.

BFW Ritter Sparen mit Komfortgewinn. Hydraulischer Abgleich und differenzierte Verbrauchsanalyse. Heizkostensenkung in Bestandsgebäuden

Schall-Schutz. 1 Man spricht von vier Schallarten: - Luft-Schall - Körper-Schall. - Luftschall. - Wasser-Schall - Tritt-Schall

E X P E R T E N V O R L A G E

Heizungsanlagen in Gemeindegebäuden Mängel und Schwachstellen

energydesign braunschweig Ingenieurgesellschaft für energieeffiziente Gebäude mbh

1. Wärmelehre 1.1. Temperatur. Physikalische Grundeinheiten : Die Internationalen Basiseinheiten SI (frz. Système international d unités)

Runder Tisch - Lettekiez. Termin 2

OPTIMIERUNG VON HEIZUNG UND WARMWASSER. Dipl..-Ing. Martin Brandis, Verbraucherzentrale

Reglungstechnik Einführung Seite 1 von 10

Hydraulischer Abgleich in der Praxis. Die einfachste Optimierung der Heizungsanlage für mehr Komfort und Energieeinsparung

Der Hydraulische Abgleich von Heizungsanlagen mit voreinstellbaren Thermostat-Ventilen. Hintergründe und Energieeinsparpotentiale

L e h r l i n g s s t el l e. Fragenkatalog. für. Lehrabschlussprüfung SPEZIALMODUL S2 GEBÄUTETECHNIK-SERVICE (ELEKTROTECHNIK)

BETA-PHASE Neuentwicklung Matrix-Verteiler

Die Heizungsanlage eines Hauses wird auf Ölfeuerung umgestellt. Gleichzeitig wird mit dieser Anlage Warmwasser aufbereitet.

Das Dezentrale Pumpensystem. Heizenergie- und Stromeinsparung mit Wilo-Geniax

Basiswissen WÄRMEBILDER

Moderne Wärmeerzeuger in denkmalgeschützter Villa in Olbernhau:

Elastizitätslehre. Verformung von Körpern

IN-System. Die Fußbodenheizung von Prüllage Systeme <<

Das Baustellenhandbuch der Energieberatung

Pumpendimensionierung und hydraulischer Abgleich. Siegbert Scheihing Dipl. Ing. (FH)

Erstsemesterprojekt Studi-Energieberatung Gebäudecheck

Name und des Einsenders

Blatt 0 Seite 0. Die Checkliste ist folgendermaßen aufgebaut: Allgemeine Gebäudedaten

Mikrotherm F. Manuelle Heizkörperregulierventile Heizkörper-Regulierventile mit Voreinstellung

Leseprobe zum Download

Enspa Fußbodenheizung

Aufgaben zur Wärmelehre

Energieberatungs- Schöner heizen, weil geregelt.

Intelligent heizen. Heizungsoptimierung Richtig heizen richtig sparen 30 % Förderung für Heizungsoptimierer. Info 3. jetzt sichern!

T H E R M O G R A F I E L E C K - O R T U N G

HERZ-Kunstoffrohranschlüsse

Inkrafttreten des Gesetzes

Protokoll Hydraulischer Abgleich

Passivhaus in Neufahrn

Michelson-Interferometer. Jannik Ehlert, Marko Nonho

5 Die Hydraulik in Heizungsanlagen ein Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Komfort

Blatt 0 Seite 0. Die Checkliste ist folgendermaßen aufgebaut: Allgemeine Gebäudedaten

Fragebogen Auswahl Peltier-Element

Netzwerktreffen WärmeCheck-Fachbetriebe und Beraterpool Fachplaner. am im Kompetenzzentrum der SHK-Innung

petersen pörksen partner architekten + stadtplaner bda anlagen haustechnik Standortuntersuchung Gemeinschaftsschule Büsum Wesselburen

Austrotherm PE-Schaumfolien

Halbleiter. Das Herz unserer multimedialen Welt. Bastian Inselmann - LK Physik

Der hydraulische Abgleich der Heizung

Dipl.-Ing.(FH) Ingo Kranz Key Account Manager. Mobil:

Versuch 2. Physik für (Zahn-)Mediziner. c Claus Pegel 13. November 2007

Wie senke ich meine Heizkosten? Renate Michel Neuhäusel. twitter.com/energie_rlp

Das sind wir: Energisch hoch drei

HEIZEN / KÜHLEN. Bodenkonvektoren

Energetische Sanierung ganz nebenbei Die zehn cleversten Maßnahmen zum Energiesparen

Presse. Vitoflow Einfach, schnell und sicher zum hydraulischen Abgleich

Entropie und Temperatur. Entropie von Anfang an

5.4 Thermische Anforderungen

spezielle Innenfolie ermöglicht ein schnelles Überschieben über die Rohrleitung. Durch das spezielle

Information zur Ausführung von Eigenleistungen bei der Erstellung von Netzanschlüssen für die Strom-, Gas- und Wasserversorgung

1. Zug und Druck in Stäben

Wärmedämmung von haustechnischen Anlagen

Versuchsprotokoll - Michelson Interferometer

Aufgaben zur Einführung in die Messtechnik Messtechnische Grundbegriffe (Terminologie)

Für umgekehrte Flussrichtung. Thermostat-Ventilunterteile Thermostat-Ventilunterteil mit und ohne Voreinstellung

Physik für Mediziner im 1. Fachsemester

Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane e.v.

Inhalt Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen

Flüssigkeitsthermometer Bimetallthermometer Gasthermometer Celsius Fahrenheit

magno HEIZUNGSWASSERBEHANDLUNG

Peltier-Kühleinheit kurz erklärt

Heizen mit grünem Strom: PV, Wärmepumpe und Speicher im Zusammenspiel

Schritt 4. Die Heizkurve im Betrieb optimieren

Wärmeleitung und thermoelektrische Effekte Versuch P2-32

Transkript:

BRÖTJE-Fachinformation (Juli 2000) Wärme braucht Platz Geräusche in Heizungsanlagen

Informationsblatt Nr. 13 Juli 2000 Wärme braucht Platz! - Geräusche in Heizungsanlagen Eine Heizungsanlage hat ganz allgemein die Aufgabe, Wärme zu erzeugen und diese wunschgemäß dem Nutzer zur Verfügung zu stellen (Wärmeübergabe). Von der Wärmeerzeugung zur Wärmeübergabe ist eine Wärmeverteilung erforderlich. Als Wärmeträger dient in der Regel Wasser. Dem Wasser wird neben thermischer Energie auch Bewegungsenergie aufgezwungen. Diese Bewegungsenergie - erzeugt durch Pumpen - transportiert den Wärmeträger Wasser vom Wärmeerzeuger (Kessel) über die Wärmeverteilung (Rohrleitungen, Armaturen etc.) zur Wärmeübergabe (Heizfläche). Leider ist hin und wieder zu hören, dass nicht nur Wärme sondern auch Geräusche übergeben werden. Woher kommen diese Geräusche? Bevor man diese Frage beantwortet, ist es notwendig, die Art des Geräusches zu spezifizieren: Es gibt Geräusche, die über längeren Zeitraum gleichbleibend als Rauschen zu vernehmen sind. Hierbei handelt es sich i. d. R. um Fließgeräusche. Diese sind auf zu große Fließgeschwindigkeiten (wegen zu großer Differenzdrücke) in bestimmten Bereichen der Wärmeverteilung, z.b. in Ventilen, zurückzuführen. Diese Geräusche sind durch den hydraulischen Abgleich und eventuelle differenzdruckregelnde Maßnahmen abzustellen. Durch vertauschten Vor- und Rücklaufanschluss am Heizkörper können neben erheblichen Minderleistungen durch das Thermostatventil Rattergeräusche entstehen. Diese Geräusche und die Minderleistungen sind durch eine Anlagenkorrektur bzw. die Verwendung spezieller Heizkörperverschraubungen abstellbar. Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.v. - BDH Frankfurter Straße 720-726 51145 Köln Tel.: (0 22 03) 9 35 93-0 Fax: (0 22 03) 9 35 93-22 E-Mail: BDH-Koeln@t-online.de Internet: www.bdh-heizungsindustrie.de 55

Andererseits gibt es Knackgeräusche. Ihre Ursachen sind im Gegensatz zu Fließgeräuschen nicht sofort zu finden. Irrtümlicherweise werden sie deshalb pauschal dem Heizkörper zugeordnet. Richtig ist, dass die Heizfläche die Wirkung eines Resonanzkörpers ähnlich Musikinstrumenten hat. Richtig ist auch, dass die Knackgeräusche von der Heizfläche an den Raum abgegeben werden. Doch die Heizfläche ist nicht zwangsläufig die Geräuschquelle (Ursache). Die Ursachen für Knackgeräusche können äußerst vielfältig sein. Häufigste Ursache sind Dehnungsbewegungen des Wärmeverteilsystems bei kurzzeitigen, extremen Temperaturänderungen, z.b. bei Aufheizphasen. Insbesondere Dehnungen von Rohrleitungen im Bereichen von Wand-, Boden- und/oder Deckendurchführungen sind hier zu benennen. Alle Stoffe dehnen sich mit steigender Temperatur aus. Die Ausdehnung lässt sich vorausberechnen: L L ( ϑ ) =α * L* ϑ 2 1 mit: L = Längenänderung infolge Temperaturänderung [mm] mm α L = linearer Ausdehnungskoeffizient m *100K L = Ausgangslänge [m] ϑ 1 = Ausgangstemperatur (Ausgangszustand) [ C] ϑ 2 = neue Temperatur (Endzustand) [ C] In nachstehender Tabelle sind beispielhaft einige lineare Ausdehnungskoeffizienten für im Heizungsbau relevante Materialien angegeben: Material linearer Ausdehnungskoeffizient α L mm m *100K Ausdehnung von 10 m-rohr bei Erwärmung von 10 C auf 60 C L [mm] Kupfer 1,6 8 Messing 1,9 9,5 Niedrig legierter Stahl 1,2 6 PE-X-Rohr 17 85 MT-Rohr* 2,4 12 Estrich 1,2 6 * (Aluminium 2,38 mm/m 100K) Mit der Ausdehnung treten entsprechende Kräfte auf. Werden diese Kräfte festgehalten, z.b. durch Einzementieren eines Rohres, entstehen Spannungen. Solange die Haltekräfte größer sind als die Dehnungskräfte, ist von Knackgeräuschen nichts zu hören. Werden die Dehnungskräfte jedoch größer als die Haltekräfte, kommt es zu Reibereien zwischen Rohrleitung und dem umgebenden Material. Die Dehnungsspannungen bauen sich aber nicht stufenlos gleitend ab, sondern im Rahmen des Kräftespiels in kleinen Sprüngen. Es knackt! 56

Selbst Kunststoffrohre in Schutzrohren bewegen sich bei extremen, kurzeitigen Temperaturänderungen derart, dass Knackgeräusche zu hören sind. Diese Tatsache ist auch als Stick-Slip- Effekt bekannt. Dieser Stick-Slip-Effekt wird besonders gefördert durch die extrem schnelle Erwärmung und damit partielle Ausdehnung der Kunststoffrohre beim plötzlichen Zu-Auf- Betrieb des Heizkörpers von z.b. 10 C auf 60 C. Beim Betrieb bzw. beim Abkühlen treten diese Geräusche nicht auf, weil die Temperaturänderung wesentlich langsamer verläuft. Das Kräftespiel und der Stick-Slip-Effekt werden durch Knackgeräusche hörbar. Die Körperschallübertragung tut jetzt das übrige. Mit etwa 4-facher (Luft-) Schallgeschwindigkeit breitet sich das Geräusch im Wasser des Wärmeverteilsystems aus. Am Resonanzkörper Heizfläche wird das Geräusch von der Heizungsanlage an die Raumluft abgegeben. Das heißt, die Heizfläche wird zum Sprachrohr für einen Mangel, den sie nicht verursacht. Die möglichen Ursachen sind: Mechanische Spannungen bei Heizkörper-Anbindung im kalten Zustand Mangelhafte Ausführung von Mauerdurchführungen für die Rohrleitungen Stick-Slip-Effekt bei Kunststoffrohr im Schutzrohr Kontakt von Vor- und Rücklaufleitungen im Estrich oder im Mauerwerk Reibung der Heizungsrohre auf Pappdämmstreifen oder in Rohrschellen (Eckleisten-Verlegung) im Fußboden/Sockelleistenbereich Kreuzung und Berührung der Vor- und Rücklaufleitungen Eindringen von Estrich/Beton zwischen Isolierung und Rohre beim Verarbeiten Unsachgemäße Verlegung von Fußbodenheizungen Verwendung von Rohrschellen ohne Dämmung Keine Montage von Schallschutzelementen zwischen Konsolen (Wandbefestigungen) und Heizkörper (Metall auf Metall). Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zeigt aber die häufigsten in der Praxis anzutreffenden Ursachen bei Recherchen der Kundendienst-Monteure. 57

Hinweise zur Lösung und Vermeidung von Problemen So vielfältig, wie die Ursachen der Knackgeräusche sind, so vielfältig sind auch die möglichen Maßnahmen. 1. So erstaunlich es klingen mag, bereits nach Lockern/Lösen von Heizkörper-Verschraubungen, kurzem Wackeln an den Rohrleitungen und Anziehen/Montage kann das Geräusch weg sein. 2. Rohre sind frei durch Mauerdurchbrüche zu führen; sie dürfen nicht durch Mörtel und/oder Estrich am Ausdehnen gehindert werden. 3. Rohrschellen sollten Kunststoffeinlagen haben. Dadurch wird gewährleistet, dass das Rohr bei Dehnungsbewegungen gleitet und möglicher Körperschall vom Gebäude nicht auf die Heizungsanlage übertragen wird. 4. Gleiches gilt für die Heizflächenbefestigung an der Wand. Entsprechende Kunststoffelemente sollten an Kontaktflächen zwischen Wandkonsole und Heizkörper sein (i. d. R. in der Konsole integriert). 5. Im Vorfeld sind eine gewissenhafte Planung (z.b. Leitungsführung) und qualitätsvolle Bauausführung Voraussetzungen dafür, dass Geräusche in Heizungsanlagen verhindert werden. 58