Wanderführer + Karte Korsika 50 Touren von Birgit Mertz - Tourenkarte zum Mitnehmen - GPX-Daten zum Download www.kompass.de
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DAS GEBIET Wer sich im Frühjahr und Sommer der Insel nähert, kann Korsika schon aus großer Distanz am Duft der Macchie erkennen, die nirgends so schön blüht wie hier. Napoleon Korsika gehört zu Frankreich und liegt zwischen dem 41. und 43. nördlichen Breitengrad. Die Nord-Süd- Erstreckung beträgt 183 km bei einer maximalen Breite von 83 km. Die viertgrößte Insel des Mittelmeerraumes hat eine Größe von 8722 km 2 und ist lediglich 180 km vom europäischen Festland entfernt. Der Reichtum an Farben und Formen, an Dörfern und Städten macht das Wandern auch zu einem kulturellen und historischen Erlebnis. Stets begegnen wir den mannigfaltigen Traditionen, der Auseinandersetzung zwischen französischem und italienischem Einfluss sowie den histori- schen und modernen Einflüssen von Kunst und Musik. Das erste, was man von der Insel sehen wird, ist die wildreiche, weitgehend naturbelassene und vielfältige Küste. Vor allem im Westen trifft man auf landschaftliche Schönheiten voll erhabener Anmut, die in unterschiedlichsten Rottönen mit dem tiefblauen Meer wetteifern. 100 Kilometer kurvenreiche Küstenstraße verbinden die Calanche-Stadt Piana mit Calvi. 100 Kilometer Tiefblicke, zerklüftete Steilküsten und abwechslungsreiche Panoramen, die im einsamen Girolata und dem Naturreservat von Scandola gipfeln. Zwischen Calvi und Saint Florent beherrschen liebliche Landschaften aus Hainen, Wäldchen und schmucken Dörfern die Szenerie. Fruchtbarkeit, altes Kunsthandwerk, ein reicher geschichtlicher Hintergrund Die Altstadt von Bastia an der Ostküste von Korsika 14
formen die Balagne, eine der traditionsreichsten und reizvollsten Winkel der Insel. An der Ostseite holen die Sand- und Badestrände zu einem Fortissimo auf und versprechen Urlaub zwischen Himmel und Meer. Liebliche Buchten, schirmpiniengesäumte Sandsicheln und ockerfarbene Felsen verlocken zum Sonnenbaden, und das klare Wasser des Meeres begeistert nicht nur die Wassersportler. Ob die Baie Rondinaria, Baie de Stagnolo oder der herrliche Sandstrand von Palombaggia, Korsika beweist auch den Badefreunden, die Insel der Schönheit zu sein. Korsikas Naturraum lässt sich in mehrere Landschaften unterteilen, die im Wesentlichen den naturräumlichen Vorgaben folgen. Daneben besteht eine Zweiteilung aus politischer Sicht, die Korsika in einen nördlichen Abschnitt La Haute Corse und einen südlichen la Corse-du-Sud unterteilen. La Haute Corse umfasst auf einer Fläche von 4665 km 2 die höchsten Gipfel der Insel wie Monte Cinto, Monte Rotondo und Paglia Orba. Dazu gehören aber auch das Cap Corse mit den Buchten und den 32 Genuesertürmen, ferner die Désert des Agriates mit weißen Sandstränden und einsame Küstenlandschaften, die Balagne und die leuchtenden Laubwälder der Castagniccia. Zum nördlichen Abschnitt zählen auch die Städte Bastia, Corte, die historische Stadt, und die Hauptstadt Ajaccio. La Corse-du-Sud lädt mit wildreichen Landschaften unterschiedlichster Ausprägung ein, wie dem Alta Rocca, das die vulkanische Herkunft noch gut erkennen lässt. Hier dominieren rotes Granitgestein und ausgedehnte Kiefernwälder. Von Aitone bis Ospédale prägen farbenprächtige Wälder und Kalkgestein die Landschaft, das mit grellweißen Die Cascades des Anglais Abbrüchen auch die Südspitze dominiert und sich im Bavellamassiv zu den Dolomiten Korsikas auftürmt. Der Süden wird aber auch gleichgesetzt mit türkisfarbenen Badebuchten und Wildbächen, die Ketten von Kaskadenbecken ausgewaschen haben. Die geografischen Landschaften von Nord nach Süd: Cap Corse: Im Norden der Insel erstreckt sich die einem Finger gleichende Halbinsel über 30 km und erreicht Höhen bis 1307 m (Monte Stello). Vor allem die Westküste gilt als sehr ursprünglich. Nebbio: Das muschelförmige Becken schließt südwestlich ans Cap an und umfasst das Hinterland von St. Florent. Es gehört geologisch zum zentralen tektonischen Grabenbruch. Casinca: Reiches Kulturland rund um Casamozza südlich von Bastia, das einst die Kornkammer der Römer war. Désert des Agriates: Das alte, macchienüberwucherte Hügelland erstreckt sich zwischen St. Florent und Ostriconi an der Nordküste. Balagne: Eine der lieblichsten Landschaften Korsikas, die zwischen L'Ile Rousse und Calvi/Galéria an der Nordwestküste liegt und durch 15
sanfte Hügelländer, pittoreske Dörfer und fruchtbare Ebenen gekennzeichnet ist. Niolu: Das Herz der Insel zwischen dem Gebirgszug des Monte Cinto im Norden und dem Monte Rotondo im Süden. Zur Region gehören der Calacuccia-Stausee, der Col de Verghio (mit 1477 m höchster Pass der Insel) und der Oberlauf des Golo mit dem Paglia Orba. Castagniccia: Das sanfte, kastanienund buchenbewachsene Bergland zwischen Tavignano und Golo, mit alten Bergdörfern wie Morosaglia und dem Monte San Petrone. Cortenais-Bozio: Der Talkessel im Zentrum der Insel mit der heimlichen Hauptstadt Corte (Sitz der Université de la Corse). Das Bozio erstreckt sich als fruchtbares Tal entlang des Golos nach Osten. Cinarca: Die Westseite Korsikas zwischen dem Golf von Porto und Ajaccio mit mildem Klima, prähistorischen Menhiren und alten Kulturländern. Fiumorbu: Mäßig besiedeltes Bergland rund um Ghisoni mit einer weiten Ebene bei Ghisonaccia. Alta Rocca: Die Blocklandschaften des Südens rund um die Aiguilles de Bavella, dem Massif de L'Ospédale und den Montagne de Cagna. Sartenais: Fast der gesamte Süden und Südwesten, mit kargen Landschaften, Zeugnissen aus prähistorischer Zeit, mit den Städten Monacia, Propriano und Sartène, der korsischsten Stadt, Capu Pertusato mit den Kalkklippen und der schönsten Stadt Korsikas, Bonifacio. Die Vielfalt der Pflanzenwelt mit mehr als 2000 Arten ist erstaunlich und resultiert aus den unterschiedlichen Klimaverhältnissen und Höhenstufen, die von Küsten- und Dünenlandschaften bis zum Hoch- Balearenveilchen gebirge reichen. 350 Blütenpflanzen sind endemisch, kommen also ausschließlich auf Korsika und/oder Sardinien vor. Darüber hinaus gilt die Insel als Geheimtipp für Orchideen, die mit mehr als 40 Arten vertreten sind. Die korsische Fauna fällt eher durch das Fehlen einiger Arten wie Fischotter, Dachs, Eichhörnchen, Bär, Wolf, Blindschleiche oder Rehe auf, als durch eine hohe Artenzahl. Der Grund für diese Beschränkung ist in der Isolation der Insel zu suchen: Wer nicht vor Millionen von Jahren über das ausgetrocknete Mittelmeer eingewandert ist, musste fernbleiben oder vom Menschen importiert werden. Andererseits haben die vorhandenen Tiere ihre ökologischen Nischen oft mit großem Erfolg genutzt und eigene, endemische Arten gebildet: Der Fuchs ist kleiner, das Wiesel größer, die Kohlmeise fahler gefärbt, der Salamander gelb gefleckt. Aber auch neue Arten wie der Korsenkleiber oder der Korsische Gebirgsmolch sind entstanden. Die Säugetierfauna umfasst 17 Arten, die sich vor allem aus verwilderten Haustierrassen zusammensetzen. Halbwilde Schafe, Schweine und Ziegen bevölkern am häufigsten die Waldgebiete entlang 16
Gottesanbeterin der Wanderwege und machen durch die massiven Flurschäden auf sich aufmerksam, die sie beim Ausgraben der Wurzelknollen und Eicheln hervorrufen. Als Besonderheit gilt der scheue Mufflon, eine verwilderte Hausschafart, der im Asco-Tal und rund um das Bavella-Massiv vorkommt. Im Dickicht der Macchie und Wälder verbirgt sich das Wildschwein, das zum begehrtesten Objekt der Jäger gehört. Es gibt 127 Brutvogelarten auf Korsika, zu denen seltene wie der Fischadler und Seeadler im Reserve Scandola, die Korallenmöwe auf den Finicchiarola- Inseln oder der Korsenkleiber in den Bergtälern des Niolu und des Forêt d'aitone gehören. Klima Das Klima Korsikas wird vornehmlich durch das Relief und die Höhe des zentralen Gebirges bestimmt. Die Unterschiede der Jahreszeiten entsprechen in den Höhenlagen den mitteleuropäischen Verhältnissen. Im Sommer treten heftige Gewitter mit Stürmen und Hagel auf. Die Winter sind äußerst streng und Schneefelder können auf den Nordseiten der Berge bis in den August angetroffen werden. Im September kann bereits in Lagen über 1500 m Neuschnee dazukommen. In Korsika herrscht das typische Mittelmeerklima vor, das von heißen, trockenen Sommern und milden Wintern geprägt ist. Der Hauptniederschlag fällt zwischen Oktober und April. Wegen der bis 2700 m aufsteigenden Gebirge findet man im Zentrum der Insel ab ungefähr 1500 m Seehöhe alpine Verhältnisse vor, wie diese aus den mitteleuropäischen Gebirgen bekannt sind. Zwischen November und März fällt reichlich Schnee, der in schattigen Lagen bis in den Sommer hinein liegen bleiben kann. Das Meer behält bis Mitte Oktober angenehme Temperaturen. Man unterscheidet sieben Winde, die eng mit dem Wettergeschehen in Verbindung stehen: Aus dem Südwesten (Gibraltar) weht der Libeccio im Sommer warm, im Winter bringt er Regen. Der Mistral kommt aus dem französischen Zentralmassiv und trifft die Insel an der Westseite, der Ponente stammt aus den Pyrenäen, der Scirocco bringt warme Luft aus Afrika an die Südseite und heftige Gewitter ins Gebirge, der seltene, kühle Tramontana stammt aus den Alpen, während der Gregale im Nordosten auf Korsika stößt. Schließlich führt der Levante schwüle, warme Luft aus dem Osten auf die Insel und verursacht ein wahres Treibhausklima. Geologie Korsika war im Erdaltertum ein Teil des Urkontinent Tyrrhenis und somit mit Festland-Europa und Afrika verbunden. Im Zuge der Kontinentaldrift und der Auffaltung der mitteleuropäischen Alpen brach dieser Kontinent auseinander. Geologisch 17