Landeskonzept Baden-Württemberg Dekontaminationsplatz-Verletzte 50 (Dekon-V Platz 50 BaWü) Vom 20. Dezember 2016, Az.: /6

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Landeskonzept Baden-Württemberg Dekontaminationsplatz-Verletzte 50 (Dekon-V Platz 50 BaWü) Vom 20. Dezember 2016, Az.: 6-1424.3/6

Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort... 3 2. Begriffe / Definitionen... 4 3. Erstinformationen für den Anfordernden... 6 4. Sofortmaßnahme Notdekontamination durch örtliche Einsatzkräfte... 9 5. Gliederung Dekon-V Platz 50 BaWü... 10 5.1 Führung... 11 5.2 Dekon-Sichtung an der Verletztenablage... 11 5.3 Dekon-V liegend... 11 5.3.1 Dekontaminationsvorbereitung liegend... 12 5.3.2 Dekontaminationsbereich liegend... 12 5.3.3 Übergabebereich / Schnittstelle zur nachfolgenden Behandlung... 13 5.3.4 Technische Unterstützung liegend... 13 5.4 Dekon-V gehfähig... 13 5.4.1 Dekontaminationsvorbereitung gehfähig... 13 5.4.2 Dekontaminationsbereich gehfähig... 14 5.4.3 Übergabebereich / Schnittstelle zur nachfolgenden Behandlung... 14 5.4.4 Technische Unterstützung gehfähig... 14 6. Führungsorganisation... 15 7. Fahrzeug- und Personalübersicht des Dekon-V Platz 50 BaWü... 16 8. Personal- und Funktionsübersicht Dekon-V Platz 50 BaWü... 17 2

1. Vorwort Ein durch die Freisetzung von ABC-Gefahrstoffen verursachter Massenanfall von kontaminierten und verletzten Personen ist eine Einsatzlage, bei der die meisten Kreise und kreisfreien Städte in Baden-Württemberg externe Unterstützung benötigen. Eine solche Schadenslage kann dazu führen, dass die Kontamination bis in die Krankenhäuser weitergetragen wird und sowohl beim rettungsdienstlichen als auch beim medizinischen Personal zusätzliche gesundheitliche Schäden verursacht 1. Um die Kontamination aller Personen auf ein Minimum zu reduzieren ist es notwendig, das bereits bestehende Konzept für die Einsatzplanung und Bewältigung eines Massenanfalls von Verletzten oder Erkrankten im Katastrophenschutz (ManV-Konzept) durch ein Konzept eines Dekontaminationsplatz- Verletzte 50 Baden-Württemberg (Dekon-V Platz 50 BaWü) zu ergänzen. Nach diesem Konzept werden die kontaminierten, verletzten Personen aus dem Gefahrenbereich kommend über einen Verletztendekontaminationsplatz unter Berücksichtigung lebenserhaltender Basismaßnahmen einem daran anschließenden Behandlungskonzept (z. B. Behandlungsplatz) zugeführt. Der Verletztendekontaminationsplatz kann auch einem Krankenhaus direkt vorgeschaltet eingerichtet werden, wenn im Krankenhaus keine ortsfeste Dekontaminationsanlage vorhanden ist. Das Konzept wurde durch eine landesweite Arbeitsgruppe entwickelt. Grundlagen für das vorliegende Konzept bilden sowohl regional in Baden-Württemberg bereits vorhandene Dekontaminationskonzepte als auch das Rahmenkonzept zur Dekontamination verletzter Personen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe 2 sowie die FwDV 500 3. Mitglieder der AG Dekon-V Konzept Jürgen Link (Projektleiter, Regierungspräsidium Karlsruhe) Mario König (Analytische Task Force (ATF) Mannheim) Birgit Kritter (Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg) Martin Hagen (Landkreis Tuttlingen) Andreas Narr (Freiwillige Feuerwehr Spaichingen) Christoph Dennenmoser (DRK Landesverband Badisches Rotes Kreuz) Wolfgang Schmidt (DRK Landesverband Baden-Württemberg) Alexander Johmann-Vonier (Regierungspräsidium Karlsruhe) 1 Nach dem Giftgasanschlag mit Sarin auf die U-Bahn in Tokio am 20.03.1995 zeigten rd. 10% der eingesetzten Kräfte Vergiftungserscheinungen. 2 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) (Hrsg.): Rahmenkonzept zur Dekontamination verletzter Personen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe (Stand: September 2006). 3 Feuerwehr-Dienstvorschrift 500 Einheiten im ABC-Einsatz (Stand: Januar 2012) 3

2. Begriffe / Definitionen Dekontaminationsplatz-Verletzte 50 Baden-Württemberg (Dekon-V Platz 50 BaWü) bezeichnet eine taktische Einheit, deren Aufgabe es ist, eine Dekontamination von 50 kontaminierten Verletzten (10 Personen liegend, 40 Personen gehfähig) innerhalb einer Stunde durchzuführen und diese Personen zur nachfolgenden medizinischen Versorgung zu übergeben. Verletzte im Sinne dieses Konzeptes sind alle betroffenen Personen, die sich ungeschützt im kontaminierten Bereich aufgehalten haben. Patienten im Sinne dieses Konzeptes sind die dekontaminierten und zur Weiterbehandlung übergebenen Verletzten. Dekontamination-Personal (Dekon-P) ist die Dekontamination von Einsatzkräften in ABC-Schutzkleidung. Dekontamination-Verletzte (Dekon-V) ist die Dekontamination von liegenden und gehfähigen Verletzten. Dazu zählen Zivilbevölkerung und ungeschütztes Einsatzpersonal mit Verdacht auf Kontamination. Dekontamination-Geräte (Dekon-G) ist die Dekontamination von Geräten einschließlich persönlicher Schutzausrüstung (PSA), Fahrzeugen und anderen Ausrüstungsgegenständen. Not-Dekontamination ist von den an einer ABC-Einsatzstelle zuerst eintreffenden Einheiten sofort sicherzustellen und dient als Notmaßnahme zur Rettung von Menschenleben bzw. zur Verhinderung von schweren Gesundheitsschäden mit den zunächst zur Verfügung stehenden Mitteln. Auf die FwDV 500 4 und vfdb Richtlinie10/04 5 wird verwiesen. 4 Feuerwehr-Dienstvorschrift 500 Einheiten im ABC-Einsatz (Stand: Januar 2012) 5 Richtlinie 10/04 Dekontamination bei Einsätzen mit ABC-Gefahren der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) e. V. (Stand: September 2006). 4

Spot-Dekontamination beschreibt die Grobreinigung einzelner Körperstellen. Mit dieser Maßnahme kann bei einer medizinischen Erstversorgung die Gefahr einer Inkorporation reduziert werden. Darüber hinaus kann die schädigende Einwirkung einer Verschmutzung auf Wunden bzw. auf stark verschmutzte Körperbereiche herabgesetzt werden. Schwarzbereich ist der Bereich des Verletzten-Dekontaminationsplatzes, in dem während des Betriebes Kontaminationsgefahr besteht ( unreine Seite ). Weißbereich ist der Bereich des Verletzten-Dekontaminationsplatzes, in dem während des Betriebes keine Kontaminationsgefahr bestehen sollte ( reine Seite ), jedoch sind vorsorglich Schutzmaßnahmen für den Fall einer Kontaminationsverschleppung zu treffen. 5

3. Erstinformationen für den Anfordernden Leistungsfähigkeit - Dekontamination von 50 Personen pro Stunde. (10 Personen pro Stunde liegend; 40 Personen pro Stunde gehfähig) - Nach Abschluss der Dekontamination erfolgt die Übergabe der Patienten an ein Behandlungskonzept (Transportrettungsmittel / Behandlungsplatz / Krankenhaus). - Das Behandlungskonzept ist nicht Bestandteil des hier zur Anforderung beschriebenen Dekon-V Platzes 50 BaWü. - Autarkes Arbeiten des Dekon-V Platz 50 BaWü ist für 2 bis 4 Stunden möglich. Räumliche Anordnung / Infrastruktur Bereitstellung einer geeigneten, möglichst ebenen, befestigten Aufstellfläche (Beton, Asphalt usw.) für den Dekon-V Platz 50 BaWü: - Flächenbedarf Dekon-V Platz 50 BaWü: o ca. 50 m x 30 m o ALTERNATIV: zwei Aufstellflächen mit jeweils 50 m x 10 m (befestigter Untergrund) für eine gesplittete Platzierung der Teilkomponenten Dekon-V liegend und gehfähig - Am Rande des Gefahrenbereiches (Grenze Schwarz- / Weißbereich, Absperrgrenze). - Aufstellplatz möglichst auf der dem Wind zugewandten Seite der Schadensstelle. - Für Einsatzfahrzeuge mit 26 t zgm befahrbar. - Abstellfläche für ca. 10 Einsatzfahrzeuge (in näherer Umgebung). - Möglichst leichtes Gefälle in Richtung Schadensstelle. - Die Frischwasserversorgung ist aus dem öffentlichen Wasserversorgungsnetz über Hydrant vorzunehmen. - Die Zuführung der kontaminierten Personen sowie die Übergabe an ein Behandlungskonzept ist bei der Platzwahl zu beachten. 6

Abbildung 1: Aufstellfläche Weitere Aufgaben des Anfordernden: - Der Transport der kontaminierten Verletzten zur Verletztensammelstelle ist mit örtlichen Einsatzkräften sicherzustellen. - Bereitstellung eines geeigneten Behandlungskonzeptes zwecks Übergabe der verletzten und dekontaminierten Patienten. - Informationsbeschaffung über die Art der Kontamination (Fachberater / Stoffidentifikation). - Einweisung über Funk (Betriebskanal FW) zur Aufstellfläche (ideal: Lotse am Ortseingang). - Entsorgung von kontaminiertem Wasser, Kleidung usw. Hinweis Vorlaufzeit des Dekon-V Platzes (Alarmierung + Anfahrt + ca. 30 Min. für Aufbau / Inbetriebnahme) frühzeitige Anforderung! 7

Schnittstellen Die Schnittstellen der Dekon-V Anlage befinden sich an der Verletztensammelstelle und an der Weiterbehandlung. Abbildung 2: Übersicht Dekon-V Platz 50 BaWü 8

4. Sofortmaßnahme Notdekontamination durch örtliche Einsatzkräfte Bis ein angeforderter Dekon-V Platz 50 BaWü einsatzbereit ist, kann es aufgrund der Alarmierungszeit, des Anfahrtsweges und der Aufbauzeit in ungünstigen Fällen länger als 90 Minuten dauern. Die zuerst an einer ABC-Einsatzstelle eintreffenden Einheiten müssen daher zur Vermeidung von Folgeschäden von Personen sofortige Maßnahmen ( Not- Dekontamination ) einleiten. Die Not-Dekontamination von Verletzten einschließlich ungeschützter Einsatzkräfte wird wie folgt durchgeführt: Durch das Ablegen der Oberkleidung kann ein erheblicher Teil der Kontamination entfernt werden 6. Beim Ablegen der Kleidung ist zu beachten, dass Augen und Mund zur Verhinderung einer Inkorporation zu schließen sind. Sofortiges Entfernen der Kontamination von der Haut ist insbesondere bei C-Gefahrstoffen erforderlich, um eine weitere Schädigung zu begrenzen. Absprühen mit großen Mengen Wasser reduziert wirksam die Kontamination auf ein weniger schädliches Maß und wirkt zudem auch psychologisch stabilisierend auf die Betroffenen. Hierzu kann eine Notdekontamination mit handgehaltenen Strahlrohren (Sprühstrahl) eingesetzt werden. Anschließend werden die Personen mit Decken für den Wärmeerhalt versorgt. Für die benötigten Decken sollte rechtzeitig der Sanitätsdienst benachrichtigt werden. Diese Notdekontamination wirkt nur vorbereitend und ersetzt keine umfassende Dekontamination am Dekon-V Platz! Bei der Kontamination mit A-Gefahrstoffen reicht i. d. R. als erste Maßnahme das Entfernen der Oberbekleidung und Betreuen der Betroffenen bis eine fachgerechte Versorgung möglich ist. Die Planung und Organisation der Notdekontamination ist von den Kräften vor Ort (Sofortmaßnahmen) sicherzustellen. 6 Vgl.: Richtlinie 10/04 9

5. Gliederung Dekon-V Platz 50 BaWü Der Dekontaminationsplatz-Verletzte 50 Baden-Württemberg gliedert sich in folgende Untereinheiten: Führung, Dekon-Sichtung, Verletzten-Dekontamination (Dekon-V) liegend, Verletzten-Dekontamination (Dekon-V) gehfähig, Logistik / Technik. Legende: ABC-Lage Verletztensammelstelle Dekon-Sichtung Dekontamination Behandlungsplatz Abbildung 3: Ablaufschema mit taktischen Zeichen 10

5.1 Führung Führung des Dekon-V Platz 50 BaWü und Kommunikation mit der Einsatzabschnitts- oder Einsatzleitung durch einen Führungstrupp. Personalansatz: 1 Zugführer mit zusätzlicher ABC-Führungsausbildung als Leiter des Verletzten- Dekontaminationsplatzes 1 Zugführer Sanitätsdienst 2 Führungsassistenten (Feuerwehr) 1 Führungsassistent (Sanitätsdienst) 5.2 Dekon-Sichtung an der Verletztenablage Aufgabe Dekon-Sichtung von allen Verletzten, die sich ungeschützt im Gefahrenbereich aufgehalten haben. Zum Schutz der Verletzen vor Witterungseinflüssen steht ein Zelt als Wartebereich zur Verfügung. Der Verletztensammelstelle werden alle Verletzten zugeführt, die sich im Gefahrenbereich aufgehalten haben. Die Zuführung der Verletzten vom Schadensort zur Verletztensammelstelle ist Aufgabe der Kräfte vor Ort. Die eintreffenden Verletzten werden nach den Kriterien gehfähig, nicht gehfähig (liegend) sowie nach Dringlichkeit der Behandlung gesichtet. Gehfähige Verletzte, die vor der Dekontamination keine medizinische Behandlung benötigen, werden unmittelbar zum Unterabschnitt Dekon-V gehfähig weitergeleitet. Nach Beendigung der Dekon-Sichtung betreuen die Kräfte im Rahmen ihrer sanitätsdienstlichen Möglichkeiten. Es muss sichergestellt sein, dass Personen den Gefahrenbereich nur über den Dekontaminationsplatz-Verletzte verlassen können. Dies kann u. U. auch den Einsatz von Ordnungskräften nötig machen. Personalansatz: 1 Rettungssanitäter 1 sanitätsdienstlicher Helfer 5.3 Dekon-V liegend Die Dekon-V Anlage ermöglicht eine Dekontamination von verletzten, nicht gehfähigen Personen. Konzeption / Ausstattung Die Dekon-V Anlage ist so konzipiert, dass sie in Verbindung mit der Ausrüstung des GW Dekon P betrieben werden kann. Die Dekon-V Komponenten sind in einem Abrollbehälter auf Rollwagen verlastet und stellen somit eine mobile Einheit dar, welche in der Nähe einer Schadensstelle oder unmittelbar vor einer Klinik betrieben werden können. 11

Hauptmerkmal der Gesamtanlage sind zwei durch ein Schnellaufbauzelt verlaufende Dekontaminationsstraßen, auf denen Verletzte auf Netzkrankentragen liegend dekontaminiert werden können. Die Anlage ist so konzipiert, dass eine Dekontamination von ca. 8 bis 10 Patienten pro Stunde ermöglicht wird. Der Dekon-V liegend gliedert sich in folgende Unterabschnitte: 5.3.1 Dekontaminationsvorbereitung liegend Aufgabe Sie dient der Vorbereitung der Verletzten für die Dekontamination. Die liegenden Verletzten werden auf Netzkrankentragen gelegt und entkleidet. Die Kleidung und Wertgegenstände werden im Anschluss in Säcke verpackt. Die Vorbereitung wird im Eingangszelt durchgeführt. Die sanitätsdienstlichen Maßnahmen beschränken sich auf: lebenserhaltende Basismaßnahmen, Spot-Dekontamination und Abdeckung von Wunden, ggf. weitere dringliche sanitätsdienstliche Maßnahmen. Die vorbereiteten Verletzten werden auf einer Netzkrankentrage liegend auf das Transportsystem gelegt und in den Dekontaminationsbereich weitergeschoben. Personalansatz: 1 Rettungssanitäter 3 sanitätsdienstliche Helfer 4 Feuerwehrangehörige 5.3.2 Dekontaminationsbereich liegend Dekontamination von liegend Verletzten. In dem Dekon-V liegend werden die Verletzten auf Netzkrankentragen mittels eines Transportsystems durchgeschoben. Im Dekontaminationsbereich der Dekon-V Anlage werden die Verletzten von Einsatzkräften der Feuerwehr und eines Sanitäters mit geeignetem Reinigungs- / Dekontaminationsmittel manuell gewaschen und mit Wasser abgespült (dekontaminiert). Das Dekontaminationsverfahren richtet sich grundsätzlich nach den Empfehlungen des örtlichen Notarztes / LNA in Rücksprache mit dem Fachberater der Feuerwehr. Personalansatz: 1 Gruppenführer (Feuerwehr) 2 sanitätsdienstliche Helfer 4 Feuerwehrangehörige 12

5.3.3 Übergabebereich / Schnittstelle zur nachfolgenden Behandlung Übergabe der dekontaminierten Patienten an die weiterführende Behandlung. Nach der Dekontamination wird der Patient in das Ausgangszelt ( Weißbereich des Verletzten-Dekontaminationsplatzes) geschoben, abgetrocknet und ggf. auf Kontamination überprüft (Besatzung CBRN-ErkW). Anschließend wird der Patient auf eine saubere Krankentrage umgelagert und der weiterführenden Behandlung übergeben. Personalansatz: 1 Gruppenführer (Sanitätsdienst) 3 sanitätsdienstliche Helfer 1 Gruppenführer Feuerwehr (Kontaminationsnachweis) 3 Feuerwehrangehörige (Kontaminationsnachweis) 5.3.4 Technische Unterstützung liegend Technische Unterstützung beim Aufbau und Betrieb der Dekon-V liegend Aufbau und Sicherstellung des Betriebs, inklusive Herstellung einer Wasserversorgung. Personalansatz: 1 Gruppenführer (Feuerwehr) 7 Feuerwehrangehörige 5.4 Dekon-V gehfähig Die Dekon-V gehfähig dient der Dekontamination der gehfähigen Verletzten. Konzeption / Ausstattung Die Dekon-V gehfähig wird über die Duschanlage eines GW Dekon P durchgeführt. Sie gliedert sich in folgende Abschnitte: 5.4.1 Dekontaminationsvorbereitung gehfähig Aufgabe Dieser Bereich dient der Vorbereitung der gehfähigen Verletzten für die Dekontamination in der Duschanlage des GW Dekon P. Gehfähige Patienten sind dazu anzuhalten, sich selbst zu entkleiden. Es ist sicherzustellen, dass alle Kleidungsstücke und Wertgegenstände personenbezogen gesichert werden (in Kunststoffbeuteln mit Identifikationsnummer). Die Verletzten werden in den Dekontaminationsvorgang eingewiesen. Eine Geschlechtertrennung ist anzustreben. Einsatzkräfte wirken unterstützend. Die kontaminierten Verletzten gehen dann eigenständig unter die Dekontaminationsduschen. Personalansatz: 4 Feuerwehrangehörige 13

5.4.2 Dekontaminationsbereich gehfähig Eigenständiges Dekontaminieren der gehfähigen Verletzten. Die Verletzten duschen selbstständig nach dem ihnen vorgegebenen Duschvorgang. Duschen eine Minute, Einseifen drei Minuten, Abduschen zwei Minuten. 5.4.3 Übergabebereich / Schnittstelle zur nachfolgenden Behandlung Übergabe der dekontaminierten Patienten zur weiterführenden Behandlung. Die dekontaminierten gehfähigen Patienten trocknen sich in der Regel selbstständig ab, werden dann ggf. auf Kontamination (Besatzung CBRN-ErkW) überprüft und mit einer Rettungsdecke geschützt, alternativ mit Ersatzkleidung ausgestattet. Im Anschluss daran erfolgt die Weiterleitung der dekontaminierten Patienten an die weiterführende Behandlung. Personalansatz: 1 Gruppenführer (Sanitätsdienst) 3 sanitätsdienstliche Helfer 1 Gruppenführer Feuerwehr (Kontaminationsnachweis) 3 Feuerwehrangehörige (Kontaminationsnachweis) 5.4.4 Technische Unterstützung gehfähig Technische Unterstützung beim Aufbau und Betrieb der Dekon-V gehfähig. Aufbau und Sicherstellung des Betriebs, inklusive Herstellung einer Wasserversorgung. Personalansatz: 2 Gruppenführer (Feuerwehr) 6 Feuerwehranghörige 14

Dekon-V-Platz 50 BaWü (Entwurf) 6. Führungsorganisation Die grundsätzliche Einsatzstellenorganisation nach der Feuerwehr-Dienstvorschrift (FwDV) 500»Einheiten im ABC-Einsatz«sieht bei ABC-Lagen einen Einsatzabschnitt Dekontamination (siehe Abbildung 5) vor. Je nach Lage können zusätzlich Unterabschnitte gebildet werden. Sind neben den Einsatzkräften in ABC-Schutzkleidung auch eine große Zahl von Verletzten (MANV) zu dekontaminieren, bedarf es sowohl eines Unterabschnitts Dekontamination-Personal für die Einsatzkräfte (Dekon-P) als auch eines Unterabschnitts Dekontamination-Verletzte (Dekon-V). Beide Aufgaben müssen parallel durchgeführt werden. Der Dekontaminationsplatz-Verletzte 50 BaWü (Dekon-V) ist somit kein Ersatz für den Unterabschnitt Dekontamination Personal. Je nach örtlichen Gegebenheiten, jedoch spätestens beim Einsatz des Dekon-V Platzes, ist als Einsatzunterabschnitt ein Dekontaminationsplatz-Verletzte einzurichten. Einsatzleitung Einsatzabschnitt Gefahrenbereich Einsatzabschnitt Dekon Einsatzabschnitt Messen Einsatzabschnitt Warnen Einsatzabschnitt Medizinische Versorgung UA Dekon Personal (Einsatzkräfte) Schadensgebiet Verletzte UA Dekon-V Platz 50 BaWü Patienten Med. Versorgung UA Dekon Gerät Abbildung 4: Einsatzstellenorganisation 15

Dekon-V-Platz 50 BaWü (Entwurf) 7. Fahrzeug- und Personalübersicht des Dekon-V Platz 50 BaWü Führung 1/0/2/3 Feuerwehr ELW 1/0/2/3 1/0/1/2 Sanitätsdienst Der Zugführer sowie der Führungsassistent des MTW Dekon-V liegend wechseln in die Führung Dekon- Sichtung 0/0/0/0 Dekon-V liegend 0/0/2/2 Personal wird vom MTW des Dekon-V gehfähig gestellt. 0/2/15/17 (H)LF 1/8/9 0/1/9/10 GW-San BaWü 1/5/6 WLF mit AB (Dekon-V) 0/2/2 MTW 1/0/5/6 ZF und Führungsassistent wechseln in die Führung Dekon-V gehfähig GW Dekon P 1/5/6 0/2/10/12 GW Dekon P 1/5/6 0/1/3/4 MTW 1/5/6 2 sanitätsdienstliche Helfer wechseln in die Sichtung GW Dekon P 1/5/6 Kontaminationsnachweis 0/2/6/8 CBRN ErkW (messen liegend) 1/3/4 CBRN ErkW (messen gehfähig) 1/3/4 Gesamt: 2/8/48/58 16

Dekon-V-Platz 50 BaWü (Entwurf) 8. Personal- und Funktionsübersicht Dekon-V Platz 50 BaWü Funktion (Tätigkeit) Feuerwehr Sanitätsdienst Zugführer Gruppenführer Mannschaft Zugführer Gruppenführer Mannschaft Führung 1 2 1 1 Summe Führung 2/0/3/5 Dekon-Sichtung 1 RS 7 1 San 8 Summe Dekon-Sichtung 0/0/2/2 Dekontaminationsvorbereitung liegend Dekontaminationsbereich liegend Übergabebereich zur nachfolgenden Behandlung Technische Unterstützung liegend 4 1 RS 3 San 1 4 2 San 1 7 1 3 San Summe Dekon-V liegend 0/3/24/27 Dekontaminationsvorbereitung gehfähig Dekontaminationsdurchführung gehfähig Übergabebereich zur nachfolgenden Behandlung Technische Unterstützung gehfähig Summe Dekon-V gehfähig 0/3/13/16 4 2 6 1 3 San Kontaminationsnachweis 2 6 Summe Kontaminationsnachweis Summe Dekon-V Platz 50 BaWü 0/2/6/8 2/8/48/58 Es wurde keine Doppelbelegung der Funktionen vorgenommen! 7 8 Rettungssanitäter sanitätsdienstlicher Helfer 17