Landeskunde und ihre Stellung in Lehrwerken für Deutsch



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Transkript:

MASARYKOVA UNIVERZITA V BRNĚ PEDAGOGICKÁ FAKULTA KATEDRA NĚMECKÉHO JAZYKA A LITERATURY Landeskunde und ihre Stellung in Lehrwerken für Deutsch Diplomová práce Brno 2007 Vedoucí diplomové práce: Doc. PhDr. Věra Janíková, Ph.D. Vypracovala: Bc. Ivona Tomková

Prohlašuji, že jsem diplomovou práci zpracovala samostatně a použila jen prameny uvedené v seznamu literatury. Souhlasím, aby práce byla uložena na Masarykově univerzitě v Brně v knihovně Pedagogické fakulty a zpřístupněna ke studijním účelům.... podpis

Ich bedanke mich herzlich bei Frau doc. PhDr. Věra Janíková, Ph.D. für ihre wertvollen Ratschläge, Hilfsbereitschaft und Zeit, die sie mir gewidmet hat.

INHALTSVERZEICHNIS 0 Einleitung... 1 1 Landeskunde und ihre Entwicklung... 2 1.1 Begriffsbestimmung... 2 1.2 Geschichte der Landeskunde... 4 1.3 Ansätze der Landeskunde... 5 1.3.1 Kognitiver Ansatz... 6 1.3.2 Kommunikativer Ansatz... 7 1.3.3 Interkultureller Ansatz... 8 1.4 Kurzfassung... 11 2 Landeskunde als integrierter Bestandteil des Fremdsprachenunterrichts... 13 2.1 Fremdsprachenunterricht und Landeskunde... 13 2.2 Aufgaben der Landeskunde... 15 2.3 Rolle des Lehrers im landeskundlichen Unterricht... 16 2.4 Probleme der Landeskunde... 17 2.5 Gegenstand des Landeskundeunterrichts... 18 2.5.1 Themen... 19 2.5.2 Materialien im landeskundlichen Unterricht... 21 2.5.3 Quellen... 22 2.5.4 Informationsbeschaffung... 23 2.6 Unterrichtsmedien... 24 2.7 Methoden und Arbeitsformen im landeskundlichen Unterricht... 26 2.7.1 Frontalunterricht... 26 2.7.2 Auf Kommunikation orientierte Formen... 27 2.7.3 Projektunterricht... 28 2.8 Ziel des landeskundlichen Unterrichts... 29 2.9 Grundsätze der Landeskunde... 30 3 Lehrwerke und Landeskunde empirische Untersuchung... 33 3.1 Landeskunde in den Lehrwerken... 33 3.2 Kriterien für die Lehrwerkanalyse... 34 3.3 Auswahl der analysierten Lehrwerke... 36 3.4 Heute haben wir Deutsch... 37 3.4.1 Texte... 38

3.4.2 Illustrationen... 39 3.4.3 Themen... 41 3.4.4 Sprache... 42 3.4.5 Zusatzmaterialien... 43 3.4.6 Sonstiges... 44 3.4.7 Vorteile und Nachteile dieses Lehrwerkes... 45 3.5 Das Deutschmobil... 46 3.5.1 Texte... 47 3.5.2 Illustrationen... 47 3.5.3 Themen... 49 3.5.4 Sprache... 50 3.5.5 Zusatzmaterialien... 50 3.5.6 Sonstiges... 51 3.5.7 Vorteile und Nachteile dieses Lehrwerkes... 51 3.6 Planet... 52 3.6.1 Texte... 52 3.6.2 Illustrationen... 53 3.6.3 Themen... 55 3.6.4 Sprache... 56 3.6.5 Zusatzmaterialien... 56 3.6.6 Sonstiges... 57 3.6.7 Vorteile und Nachteile dieses Lehrwerkes... 57 3.7 Überblick über die Vorteile und Nachteile der ausgewählten Lehrwerke... 58 3.8 Vergleich und Entwicklungstendenzen... 59 4 Realisierung der Landeskunde im Deutschunterricht konkrete Vorschläge... 62 4.1 Landeskunde mit dem Internet... 62 4.1.1 Internet-Recherchen... 62 4.1.2 Übungen zur Landeskunde... 65 4.2 Landeskundliche Tests und Quiz... 67 4.3 Landeskunde mit der Zeitung... 68 4.3.1 Fernsehprogramm... 69 4.3.2 Wetterbericht... 70 4.4 Rollenspiele... 71

4.5 Projektarbeit... 72 5 Schlusswort... 76 Resumé... 77 Literaturverzeichnis... 79 Anhang... 84

0 EINLEITUNG Als ich die Grund- und Fachschule besuchte, habe ich im Deutschunterricht niemals etwas von Landeskunde gehört. Der Fremdsprachenunterricht war nur mit Lernen von Vokabeln, Grammatik und Aussprache verbunden. Umso mehr war ich überrascht, als ich später erfahren habe, dass der langweilige und oft stereotype Unterricht spannend, unterhaltend und interessant sein kann, und zwar dank der Landeskunde. Um den Termin Landeskunde drehen sich viele Fragen: Was versteht man unter diesem Begriff? Stehen den Lehrern viele landeskundliche Materialien zur Verfügung? Welche Stellung nimmt Landeskunde in den Lehrwerken ein? Auf welche Weise kann man die landeskundlichen Informationen am effektivsten vermitteln? Diese und auch andere Fragen versuche ich in meiner Arbeit zu beantworten. Am Anfang der vorlegenden Arbeit bemühe ich mich festzustellen, was sich hinter dem Wort Landeskunde verbirgt und mit welchen Entwicklungstendenzen sie verbunden ist. Ich deute ihre Aufgaben und Probleme an, ich erwähne die Rolle der Materialien und Medien im landeskundlichen Unterricht und stelle fest, welche Arbeitsformen am besten geeignet sind. Weiter werde ich mich mit den Lehrwerken beschäftigen und werde mich hauptsächlich darauf konzentrieren, inwieweit sie sich mit der landeskundlichen Problematik befassen. Ich versuche zu erläutern, worauf die Lehrer bei der Auswahl eines Lehrwerkes aufpassen sollen, vorausgesetzt, dass sie nach einem landeskundlich orientierten Lehrwerk suchen. Landeskunde ist ein umfangreicher Begriff und der Lehrer kann sie auf unterschiedlichste Weise vermitteln. Ich nehme an, dass das Angebot der landeskundlichen Übungen in den Lehrwerken nur begrenzt ist. Am Ende meiner Arbeit möchte ich deshalb einige Beispiele oder Vorschläge anbieten, die vielleicht den Lehrern helfen, ihren Unterricht unterhaltend zu gestallten und die Schüler zum Lernen anzuziehen. 1

1 LANDESKUNDE UND IHRE ENTWICKLUNG 1.1 Begriffsbestimmung Die Landeskunde ist in den letzten Jahren ein sehr wichtiger und unverzichtbarer Teil des Fremdsprachenunterrichts geworden. Sie tritt vor allem in Verbindung mit Fremdprachen auf. Aber was bedeutet sie eigentlich? Ich habe viele Versuche für die Beschreibung der Landeskunde gefunden. Einige, die ich für die wichtigsten halte, möchte ich hier präsentieren. Eine kurzgefasste Definition von M. Erdmenger finden wir in Landeskunde im Fremdsprachenunterricht : Landeskunde ist eine Disziplin, die überwiegend in Verbindung mit Sprache, Sprachstudium und Sprachunterricht auftritt. Sie ist die Kunde über diejenigen Länder, in denen die zu lernende Sprache gesprochen wird. 1 Ausführlicher wurde Landeskunde in ABCD-Thesen charakterisiert: Landeskunde im Fremdsprachenunterricht ist ein Prinzip, das sich durch die Kombination von Sprachvermittlung und kultureller Information konkretisiert und durch besondere Aktivitäten über den Deutschunterricht hinaus wirken soll, z. B. durch Austausch und Begegnung. Insofern ist Landeskunde kein eigenes Fach. Landeskunde ist nicht auf Staatenkunde und Institutionenkunde zu reduzieren, sondern bezieht sich exemplarisch und kontrastiv auf den deutschsprachigen Raum mit seinen nicht nur nationalen, sondern auch regionalen und grenzübergreifenden Phänomenen. 2 Kurz und klar beschreibt Landeskunde D. Buttjes: Landeskunde meint alle Bezüge auf die Gesellschaft, deren Sprache im Fremdsprachenunterricht gelernt wird. 3 In Landeskunde und Literaturdidaktik wurde sie folgendermaβen definiert: Landeskunde umfasst mehr als Vermittlung von Faktenwissen. Es geht darum, Einblick in geschichtliche, politische und soziale Zusammenhänge und in das Denken, Handeln und Wahrnehmen von Menschen der Zielkultur zu gewinnen. 4 1 Erdmenger, M.: Landeskunde im Fremdsprachenunterricht, S. 21 2 ABCD-Thesen zur Rolle der Landeskunde im Deutschunterricht 3 Buttjes, D.: Landeskunde-Didaktik und landeskundliches Curriculum, S. 112 4 Bischof, M., Kessling, V., Krechel, R.: Landeskunde und Literaturdidaktik, S. 16 2

H. Sölch sieht Landeskunde als eine notwendige Komponente des Deutschunterrichts. Deutschunterricht und jeder Sprachunterricht bleiben fragmentarisch ohne Landeskunde. 1 W. Melde beschreibt Landeskunde als wichtigen Teil des Fremdsprachenunterrichts, weist aber zugleich darauf hin, dass es Schwierigkeiten mit ihrer Vermittlung geben können. Der Landeskunde kommt im Fremdsprachenunterricht eine ständig wachsende Bedeutung zu. Darüber besteht in der fachdidaktischen Diskussion Einigkeit, nicht aber über die Auffassung, was Landeskunde denn eigentlich ist und wie man sie im Fremdsprachenunterricht am besten lehren und lernen kann. 2 Mit diesen Auszügen wollte ich beweisen, dass es eine Vielfalt von Definitionen dafür gibt, was Landeskunde ist. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Landeskunde ein breiter Begriff und kein abgrenzbares Fach ist. Mit ihrer Hilfe sollen Schüler die Übersicht über das fremde Land und seine Kultur gewinnen. Die Bedeutung der Landeskunde im Fremdsprachenunterricht spielt eine groβe Rolle und besteht hauptsächlich darin, dass die Schüler die Möglichkeit bekommen, andere Länder und Kulturen kennen zu lernen und besser zu verstehen. Dadurch kann ihre Angst vor einer fremden Kultur gemindert werden. Landeskunde umfasst folgende Bereiche: Geographie Politik Geschichte Kultur Kunst Wissenschaft Soziologie Ökonomie Wirtschaft 1 Sölch, H.: Landeskunde mit der Zeitung, S. 1 2 Melde, W.: Zur Integration von Landeskunde und Kommunikation im Fremdsprachenunterricht, Vorwort 3

das Alltagswissen (Wissen über Alltagssituationen das Verhalten im Restaurant, beim Einkaufen oder zu Besuch) Das Alltagswissen bedeutet eigentlich Wissen, das man braucht, um sich im fremden Land nicht so fremd zu fühlen. Landeskunde ermöglicht also den Lernenden, die wichtigen Kenntnisse aus verschiedenen Bereichen der Fremdkultur zu gewinnen. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von Fakten, sondern auch um Glauben, Wertvorstellungen, Denken, Verhaltensweise, soziale Beziehungen und Wahrnehmen von Menschen, die in dem bestimmten Land wohnen. Im Mittelpunkt des landeskundlichen Lernens stehen Menschen des Zielsprachenlandes und Landeskunde soll ihren Alltag zeigen. Die Vorstellungen über das Land sind oft mit den Vorstellungen über die Menschen in Verbindung gebracht. In der Landeskunde geht es also darum, die Menschen aus den deutschsprachigen Ländern und auch ihr Verhalten kennen zu lernen. 1.2 Geschichte der Landeskunde Die Landeskunde ist schon seit längerer Zeit ein Bestandteil des Lernens von Fremdsprachen. Die landeskundlichen Konzeptionen für den Fremdsprachenunterricht können wir in der wissenschaftlichen Literatur seit dem Ende des 19. Jahrhunderts finden. Schon in der Frühzeit gab es aber eine pragmatische Einstellung zur Fremdsprache. Damals wurden Fremdsprachen oft im fremden Land erlernt. Es hat mit der realen Welterfahrung zusammengehängt. Paralell mit dem Erwerb der Fremdsprache wurden landeskundliche Kenntnisse erworben. Richtiger Vorläufer der Landeskunde war die Kulturkunde, die schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt wurde. Der Höhepunkt der Kulturkunde wurde dann in den zwanziger und dreißiger Jahren erreicht. Die Kulturkunde sollte die Gesellschaft als historische und kulturelle Einheit darstellen und große Sprachdenkmäler auswählen. Die fremde Kultur sollte sich aus alter Kunst und Literatur ablesen. 4

In den 50er Jahren war die Sprache ein Transportmittel der Grammatik. In den Texten gab es nur wenig landeskundliche Verständigung. Das wichtigste Lernziel des Fremdsprachenunterrichts war die Kenntnis des Sprachsystems. Landeskunde war in den Bildungsplänen nicht direkt festgelegt. Am Anfang der siebziger Jahre kam es zu gesellschaftlichen Veränderungen. Die Bedürfnisse und Interessen der Personen, die Fremdsprachen lernten, veränderten sich. Die Sprache wurde als ein Medium angesehen, mit dessen Hilfe man kommunizieren kann. Die Landeskunde bekam die Funktion von Kontextwissen für kommunikative Situationen. Eine große Motivation für Landeskunde war das Kommunizieren mit einem fremdsprachigen Partner. Wir sprechen von der kommunikativen Kompetenz. Die Fremdsprachendidaktik war vom kommunikativen Ansatz bestimmt. Im Mittelpunkt stand die Kommunikation in Alltagssituationen. Das Ziel dieser Alltagskommunikation war, sich im Alltag im fremdsprachigen Land verständigen und angemessen verhalten zu können. Erst in den neunziger Jahren gewinnt Landeskunde immer mehr an Bedeutung. Die Situation hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren verändert. Heutzutage gibt es viele Lehrer, bei denen die Landeskunde einen untrennbaren Teil des Fremdsprachenunterrichts bildet. 1.3 Ansätze der Landeskunde Nach der Klassifizierung von G. Weimann und W. Hosch vom Deutschen Institut für Fernstudien in Tübingen entstanden drei Hauptansätze zur Vermittlung der Landeskunde: - kognitiver Ansatz - kommunikativer Ansatz - interkultureller Ansatz Im praktischen landeskundlichen Unterricht kommen diese Ansätze aber nur sehr selten in ihrer reinen Form vor. Man findet sie mehr oder weniger gemischt. 5

1.3.1 Kognitiver Ansatz In diesem Ansatz geht es vor allem um die Informationen, Fakten, Zahlen, Sachkenntnisse, Daten, Kultur, Geschichte und Wissen über das Land, dessen Sprache gelernt wird. Wichtig ist Vermittlung der Informationen. Es wird hauptsächlich mit Daten und Fakten aus folgenden wissenschaftlichen Bereichen gearbeitet: Politologie Geschichte Gesellschaft Geographie Literatur Soziologie Von diesen Wissenschaften werden dann die Themen der Landeskunde abgeleitet. Die landeskundlichen Informationen werden oft mit Hilfe von Sachtexten, Tabellen oder Statistiken präsentiert. Bevorzugt wird die sprachliche Seite des Lernens. Erst wenn man die Sprache ein wenig beherrscht, lernt man die landeskundlichen Angaben. Ziel dieses Ansatzes ist im Laufe des landeskundlichen Unterrichts den Schülern die Kultur des fremden Landes systematisch vorzustellen, Fakten, Daten und Wissen über ein Land beizubringen und ein beziehungsreiches, zusammenhängendes System deutscher Wirklichkeit zu vermitteln. 1 Die Schüler gewinnen damit neue Kenntnisse über Kultur, Gesellschaft und Orientierung im fremden Land und können sich das Landesbild besser vorstellen. Bei diesem Ansatz kann das Problem der Grenzenlosigkeit entstehen. Die Landeskunde umfasst alle Bereiche der Gesellschaft, und deshalb haben die Lehrer oft Schwierigkeiten mit dem Vermitteln der Informationen aus allen diesen Bereichen. Es ist deshalb sehr wichtig, dass die Lehrer nur wesentliche Informationen vermitteln und die dann interessant und anziehend im Unterricht benutzen. Ein weiteres Problem stellt die Komplexität des deutschsprachigen Raumes dar. Kritisiert wird dieser Ansatz für den enzyklopädischen Anspruch und für das Herausreißen der einzelnen Teile aus ihrem Zusammenhang. Dadurch werden die 1 Pauldrach, A.: Eine unendliche Geschichte, S. 6 6

einzelnen Teile oft falsch verstanden. Dieser Ansatz konzentriert sich auf Beschreibung von Tatsachen, aber er gibt nur wenige Anlässe zu Diskussionen. Der kognitive Ansatz ist der einzige, der als eigenes Fach steht, als eine selbstständige Lerneinheit. Was die Lehrwerke betrifft, stehen die landeskundlichen Texte meistens nur zusätzlich am Ende der Lektion. Es wurden aber auch viele Lehrmaterialien unabhängig von dem Lehrwerk produziert. 1.3.2 Kommunikativer Ansatz Dieser Ansatz steht im Zusammenhang mit der kommunikativ orientierten Fremdsprachendidaktik, die sich in den siebziger Jahren entwickelt hat. In diesem Ansatz geht es sowohl um die Informationen, die die Lernenden erfahren und lernen sollen, als auch um die Anwendung der fremden Sprache in der Praxis. Die Sprachverwendung steht im Vordergrung. Der Lernende soll im landeskundlichen Unterricht Kommunikation üben. Er soll die Sprache so gut beherrschen, dass er fähig ist, sich in alltäglichen Situationen ohne Missverständnisse zu verständigen. Dieser Ansatz wurde eben wegen der groβen Betonung der Dialoge und Sprechfertigkeiten manchmal kritisiert. Es geht vor allem um die Entwicklung der Fähigkeit zum Gespräch über alltägliche Situationen. Die Sprache wird als ein Aspekt menschlichen Handelns betrachtet. Im Unterricht soll das gelehrt werden, was auch in Alltagssituationen anwendbar ist. Die Lernenden sollten Sprache und Verhalten im Zielsprachenland verstehen und auch sich selbst verständlich machen können. Im Zusammenhang mit der Landeskunde sprechen wir in diesem Ansatz oft von der Alltagskultur. In diesem Sinne handelt es sich aber nicht um Kunst oder Literatur, sondern um Handeln, das in jeder Gesellschaft anders ist. Die Alltagskultur bezeichnet Bereiche, die früher nicht zur Kultur gezählt haben, wie Gewohnheiten und Gebräuche des Alltags. Diese Themen der Alltagskultur eignen sich nämlich sehr gut für die Behandlung im landeskundlichen Deutschunterricht, obwohl sie für unsere Schüler oft nicht einfach sind. 7

Eine wichtige Rolle spielen hier Kenntnisse, Erfahrungen und Einstellungen der Lernenden und nach ihnen werden die landeskundlichen Themen ausgewählt. Im Unterricht wird darüber diskutiert, was den Bedürfnissen und Interessen der Lernenden entspricht. Es werden folgende Gesprächsthemen behandelt: - Wohnen - Erholung - Freizeit - Unterhaltung - Bildung usw. Typisch für diesen Ansatz ist also die Orientierung an Kommunikation, die alle Komponenten des sprachlichen Handelns umfasst. Dadurch verändert sich auch die Auswahl der landeskundlichen Themen. Die Bezugswissenschaften wie Politik oder Soziologie verlieren an Bedeutung. Die Lehrwerkautoren gehen davon aus, dass die Lernenden einmal mit Muttersprachlern in der Fremdsprache kommunizieren werden. Das Ziel dieses Ansatzes ist vor allem auf die sprachliche und kulturelle Handlungsfähigkeit in der Fremdsprache und Fremdkultur, auf das sprachliche Handlen und auch auf die Entwicklung von Toleranz, Offenheit und Kommunikationsbereitschaft bezogen. In diesem Konzept ist Landeskunde nicht ein eigenständiges Fach. Sie ist ein integraler Teil des Fremdsprachenunterrichts und zwar schon bei Anfängern. 1.3.3 Interkultureller Ansatz Seit Beginn der achtziger Jahre interessierte sich die Fremdsprachendidaktik für die Abhängigkeit von sprachlichem und kulturellem Lernen. Das Lernziel war nicht mehr nur die kommunikative Kompetenz, sondern auch Kulturverstehen und Fremdverstehen. Der interkulturelle Ansatz stellt eine Weiterentwicklung des kommunikativen Ansatzes dar. Dieser Ansatz geht davon aus, dass erfolgreiche Kommunikation wichtiger ist, als sprachliche Korrektheit. Eine wichtige Rolle spielt auch weiterhin das Wissen über eine fremde Kultur. Die Landeskunde will in diesem Ansatz aber nicht nur Wissen und 8

Informationen vermitteln, es geht auch um die Entwicklung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Strategien im Umgang mit fremden Kulturen. Wichtig sind dabei Wahrnehmungs- und Empathiefähigkeiten (d.h. Bereitschaft, sich in die Einstellungen anderer Menschen einfühlen). Der Lernende soll die fremde Kultur verstehen und den Zusammenhang zwischen eigener und fremder Kultur begreifen. In diesem Ansatz soll er zur Toleranz und zum Respekt erzogen werden Das Ziel des Lernens ist die Entwicklung von Wertschätzung, gegenseitigem Verstehen und Solidarität. Es sollten durch das Kennenlernen der fremden Gesellschaften alle Vorurteile, Fremdenfeindlichkeiten und Klischees über die Fremdkultur abgebaut werden, was oft ziemlich schwierig sein kann. Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungsbilder von der fremden Kultur, die in der Vergangenheit entstanden sind, und die oft der Wirklichkeit nicht entsprechen. Es ist deshalb sehr wichtig, dass die Lernenden richtige Informationen über die Fremdkultur bekommen. Nur so können Missverständnisse vermieden werden. Bei interkulturellem Lernen möchte man das Denken, Handeln und die Wahrnehmung einer anderen Kultur verstehen. Interkulturelles Lernen ist dann erfolgreich, wenn es zu einem interkulturellen Verstehen führt, das einerseits die Kenntnisse über fremde Kulturstandards und ihre handlungssteudernden Wirkungen umfasst und andererseits in der Fähigkeit zum Wahrnehmen, Denken, Urteilen und Empfinden im Kontext des fremdkulturellen Orientierungssystems besteht. 1 Dieser Ansatz der Landeskunde überwiegt in heutiger Zeit. Die Landeskunde befindet sich heute in ihrer interkulutrellen Phase. Die Menschen verschiedener Nationalitäten kommen sich immer näher und haben immer mehr miteinanader zu tun. Dabei ist es von groβer Bedeutung, den Fremden die andere Kultur und Lebensweise zu zeigen und näherzubringen. Es werden hohe Ansprüche an die Landeskunde gestellt, denn sie soll zu einer guten Völkerverständigung und der allgemeinen Toleranz verhelfen. Landeskunde ist also nicht einfach Vermittlung von Wissen, sondern Herstellung von 1 Thomas, A.: Psychologie interkulturellen Lernens und Handelns, S. 383 9

internationaler Kommunikation, Schaffung von Kontakten, Erweiterung des eigenen persönlichen, sozialen und kulturellen Horizonts. 1 Die Landeskunde entspricht heute also den Gedanken einer interkulturellen Kommunikation. Die internationalen Kontakte wachsen immer mehr an und der Fremdsprachenunterricht muss sich diesem Trend anpassen. Man sieht in ihm die Möglichkeit, nicht nur die fremde Kultur, sondern auch die eigene besser kennen zu lernen. Die fremde Kultur wird auf dem Hintergrund der eigenen aufgenommen und sie werden verglichen. Dieser Ansatz ermöglicht dem Lernenden seine sprachlichen, aber auch kulturellen Kenntnisse zu verbessern. Das Fremdsprachenlernen ist kulturbezogen, deshalb wird die Verständigungsfähigkeit im Unterricht weiterentwickelt. Wir sprechen heute über multikulturelle Gesellschaft, und deshalb ist es notwendig, dass sich der Fremdsprachenunterricht neue Ziele und neue Anforderungen stellt. Es ist wichtig, dass die Landeskunde mit der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft verbunden wird. Der interkulturelle Ansatz kann nicht als ein selbstständiges Fach stehen, er ist genauso wie der kommunikative Ansatz Teil des Fremdsprachenunterrichts. In diesem Ansatz wird die kommunikative Kompetenz, Kultur und das Fremdverstehen verbunden. Das Hauptziel des landeskundlichen Fremdsprachenunterrichts im interkulturellen Ansatz ist sich mit der Realität der deutschen Gesellschaft auseinanderzusetzen. Die Schüler sollten kennen lernen, wie die Menschen im Zielsprachenland leben und wie sie sich verhalten. Im interkulturellen Lernen können die Personen neue Fremderfahrungen sammeln, können gegenseitig in Umgang mit fremden Kulturen treten und nach Bedeutung des Unklaren fragen. Dabei ist es wichtig, das Gelernte mit dem bereits Bekannten zu vergleichen. Das landeskundliche und interkulturelle Lernziel wird in Landeskunde und Literaturdidaktik folgendermaβen formuliert: Es geht darum, mehr über die Zielsprachenkultur zu erfahren und dadurch zu einem besseren Verständnis bzw. zu einem tieferen Verstehen zu gelangen, um am Ende dieses Prozesses auch sich selbst etwas besser zu begreifen. 2 1 Saxer, R.: Kinder und Länder 2 Bischof, M., Kessling, V., Krechel, R.: Landeskunde und Literaturdidaktik, S. 16 10

Ein wichtiges Merkmal der interkulturellen Landeskunde ist, dass das Kennenlernen einer Fremdsprache, einer fremdsprachigen Kultur und Gesellschaft positive Auswirkungen auf das Wahrnehmen der eigenen Sprache und Kultur hat. Dazu kommt es, weil der Lernende bewusst oder unbewusst die eigene Kultur mit der fremden vergleicht. Dieser Vergleich sorgt vor allem für eine bessere Verständigung zwischen zwei Gesellschaften, aber auch für eine bessere Entwicklung der persönlichen und nationalen Identität. Man kann sich im Unterricht z.b. mit folgenden Fragen beschäftigen: Was haben wir mit Leuten aus den deutschsprachigen Ländern gemeinsam? Was haben wir unterschiedlich? Welche Beziehungen haben wir mit den deutschsprachigen Ländern? Wie unterscheidet sich unsere und ihre Lebensweise? Die eigentliche interkulturelle Kommunikation hat zwei Grundfunktionen. Sie soll kulturelle Werte austauschen und das Zusammenwirken verschiedener Völker bei der Bewältigung internationaler Probleme sichern. Treffend finde ich deshalb die Formulierung von H. J. Krumm: Wir sind es, die etwas als fremd deklarieren interkulturelle Kommunikation kann daher nicht nur bedeuten, dass andere es lernen, in meiner Sprache mit mir zu reden, kann sich auch nicht nur damit zufrieden geben, dass wir selbst es lernen, mit Fremden umzugehen. 1 1.4 Kurzfassung Die Entwicklung der Landeskunde hängt eng mit den gesellschaftlichen und geschichtlichen Veränderungen zusammen. Auf Grund dieser Veränderungen entstanden auch die drei Ansätze der Landeskunde, die diese Entwicklung widerspiegeln. Von diesen Ansätzen ist der interkulturelle derjenige, der in heutiger Zeit überwiegt. Meiner Meinung nach sind in jedem dieser Ansätze bestimmte Vorteile und positive Seiten zu finden und jeder sollte im Landeskundeunterricht teilweise vertreten werden. Der Lernende sollte den wichtigsten Daten und Fakten über die deutschsprachigen Länder Aufmerksamkeit widmen, wie es der kognitive Ansatz beschreibt, denn sie sind 1 Krumm, H. J.: Mehrsprachigkeit und interkulturelles Lernen, S. 27 11

für die kommunikative Kompetenz wichtig. Ebenfalls sollte sich der Unterricht an die alltägliche Kommunikation orientieren, welche der kognitive Ansatz betont. Und nicht zu vergessen ist natürlich der interkulturelle Ansatz, nach dem die Landeskunde zum Verständnis und Vergleich nicht nur der deutschsprachigen, sondern auch der eigenen Kultur, beiträgt. Die Landeskunde sollte immer sowohl informations- als auch kommunikationsorientiert sein. An dieser Stelle möchte ich noch einmal eine Übersicht der drei Ansätze präsentieren, die von Weimann und Hosch stammt. Tabellarischer Überblick der landeskundlichen Ansätze Didaktisches Konzept Kognitiver Ansatz Kommunikativer Ansatz Interkultureller Ansatz Didaktischer Ort Übergeordnetes Ziel Inhalte Eigenes Fach, selbständige Unterrichtseinheit Wissen: Systematische Kenntnisse über Kultur und Gesellschaft aufbauen Soziologie Politik Wirtschaft Kultur Geschichte Im Fremdsprachenunterricht Kommunikative Kompetenz: in der Lage sein, sich ohne Missverständnisse zu verständigen Wie Leute wohnen Wie Leute sich erholen Wie Leute miteinander in Verbindung treten Wie Leute am Gemeinwesen teilnehmen Wie Leute sich versorgen Wie Leute arbeiten/ihren Lebensunterhalt sichern Wie Leute sich bilden (kulturelle Tradierung) Im Fremdsprachenunterricht Kommunikative und kulturelle Kompetenz: sich und andere besser verstehen Alle Repräsentationen der Zielkultur im Unterricht: Ihre Bedeutung innerhalb der Zielkultur und für die Lernenden LANDESBILD ALLTAGSKULTUR/ GESPRÄCHSTHEMEN FREMD-/ KULTURVERSTEHEN Quelle: Weimann, G., Hosch, W.: Kulturverstehen im Deutschunterricht, In: Info DaF, Heft 5, 1993, S. 515 12

2 LANDESKUNDE ALS INTEGRIERTER BESTANDTEIL DES FREMDSPRACHENUNTERRICHTS 2.1 Fremdsprachenunterricht und Landeskunde Im Fremdsprachenunterricht werden Fremdsprachen gelernt. Die Kenntniss einer Fremdsprache gewinnt heutzutage an Bedeutung, was u. a. in Didaktik der Landeskunde beschrieben wird: Natürlich lernen Menschen schon seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden Fremdsprachen, doch in den letzten hundert Jahren ist der Bedarf an Fredmsprachenkenntnissen so stark und schnell gestiegen wie nie zuvor. 1 Man lernt im Fremdsprachenunterricht nicht nur die fremde Sprache, es wird auch die Kultur des fremden Landes hervorgehoben. Das Lernen einer fremden Sprache enthält immer auch landeskundliche Komponente und auch umgekehrt. Die Sprache ist mit der Landeskunde unmittelbar verbunden, den mit der fremden Sprache sollte gleichzeitig die fremde Kultur kennen gelernt werden. Von Krumm stammt diese Formulierung: Fredmsprachenlernen heiβt: Zugang zu einer anderen Kultur suchen. Unterricht in einer Fremdsprache ist daher notwendig interkulturell. 2 Die Landeskunde sollte zur menschlichen Verständigung beitragen und Interesse am Lernen einer Fremdsprache wecken. Ohne Wissen über die Zielkultur ist die kommunikative Kompetenz in der Fremdsprache nur schwer möglich, denn die Sprache und Kultur hängen zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Die Landeskunde ist eigentlich der Vermittler zwischen der eigenen und der fremden Kultur. In der Landeskunde vergleicht man verschiedene Länder, sucht Zusammenhänge und Unterschiede zwischen seiner Heimat und dem fremden Land. Die Landeskunde soll zur Begreifung dieser Unterschiede dienen. Die Kenntnis der Landeskunde erleichtert das Verhalten in alltäglichen Situationen im fremden Land und hilft uns bei der Erweiterung der kommunikativen Fähigkeiten. Manfred Erdmenger 3 beschreibt drei grundsätzliche Ziele des Fremdsprachenunterrichts: 1. Die Vermittlung von sprachlichen Fertigkeiten. 1 Biechele M., Padrós A.: Didaktik der Landeskunde, S. 14 2 Krumm, H. J.: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache, S. 28 3 Erdmenger, M.: Landeskunde im Fremdsprachenunterricht, S. 43 13

2. Die Vermittlung von Kenntnissen (über die Verwendung der Sprache, Kultur). 3. Das Anstreben bestimmter Haltungen (der Lernbereitschaft, Revision von Vorurteilen, Toleranz). Die Landeskunde gehört also untrennbar zum Fremdsprachenunterricht. Die Schüler sollten lernen sich richtig zu verständigen und sollten auch mit der Kultur des fremdsprachigen Landes vertraut gemacht werden. Es ergibt sich nun die Frage, ob die Kinder, die mit der Fremdsprache gerade anfangen, gleich auch die Kultur des fremden Landes kennen lernen sollen. Zu diesem Thema drückt sich D. Kirsch aus: Das Kind selbst, seine Persönlichkeit und seine Entwicklung sollten im Mittelpunkt dieses frühen Fremdsprachenunterrichts stehen und nicht die Sprache, schon gar nicht ihr Regelsystem. 1 Nach den didaktischen Prinzipien soll im Zentrum des Fremdsprachenunterrichts der Schüler stehen. Man soll im Anfangsunterricht davon ausgehen, was die Schüler bereits kennen, also von dem Vorwissen. Viele Kinder verfügen bereits vor dem Beginn des Deutschunterrichts über bestimmte Kenntnisse der deutschsprachigen Länder. Sie kennen deutsche Städte, Flüsse, Automarken, Sportler, Schauspieler oder sogar Politiker. An dieses Wissen der Kinder soll man im Anfangsunterricht anknüpfen, und nicht daran, was für die Kinder völlig neu ist. Wichtig ist auch, dass den Schülern gezeigt wird, dass alles, was sie lernen dann in der Praxis verwendbar ist. Gerade die Landeskunde kann bei ihnen die Motivation erhöhen. Die heutige Situation der Landeskunde im Deutschunterricht finde ich positiv. Eine wichtige Rolle spielt das Internet. Die Schüler können mit seiner Hilfe mit Menschen auf Deutsch kommunizieren und dadurch nicht nur ihre Deutschkenntnisse verbessern, sondern auch eine Einsicht in das Leben im anderen Land gewinnen. Heutzutage gibt es in der Tschechischen Republik viele Schulen, an denen muttersprachliche Lektoren wirken. Sie können dann unseren Schülern helfen, nicht nur ihre Sprachkenntnisse und Aussprache zu verbessern, sondern sich auch ein reales Bild über das Leben in einem deutschsprachigen Land zu machen. Eine weitere Möglichkeit, wie die Schüler mit Muttersprachlern in Verbindung treten können, sind Austauschaufenthalte. Es gibt viele 1 Kirsch, D.: Ich gebe zu bedenken, S. 53 14

Schulen, die ihre Partnerschulen in einem deutschsprachigen Land haben und die diese Austauschaufenthalte veranstallten. Die geographische Lage unseres Landes und der deutschsprachigen Länder ist dabei ein positives Faktor. Auf diese Weise bekommen die Schüler Möglichkeit, mit den deutschen Muttersprachlern in Verbindung zu treten, die Leute näher kennen zu lernen und die deutsche Sprache zu verbessern. Das ist dann ein ausgezeichneter Weg zum Lernen der Landeskunde. 2.2 Aufgaben der Landeskunde Was ist die Aufgabe der Landeskunde im Deutschunterricht? Sie soll Fremde mit der Geschichte, den politischen Strukturen und Institutionen, den sozialen und kulturellen Verhältnissen, mit Philosophie, Literatur und Kunst eines Landes vertraut machen, sie soll selbstverständlich auch Einblicke in die Mentalität, die Lebensweise und den Alltag seiner Bewohner geben. 1 So formuliert die Aufgabe der Landeskunde P. Mog. Landeskunde sollte hauptsächlich das Allgemeinwissen der Schüler erweitern. Wenn man mit einem deutschsprachigen Partner spricht, wird von ihm meistens bestimmtes Wissen vorausgesetzt, ohne das der Hintergrund nicht verständlich wird. Es kann unangenehm sein, wenn man nichts über das Leben und die Lebensweise, Kultur oder Geschichte des deutschspachigen Partners weiβ. Kenntnis der Landeskunde kann verschiedene Missverständnisse vermeiden. Es reicht nämlich oft nicht, die wörtliche Übersetzung für ein Wort zu finden. Man muss auch die kontrastive Semantisierung in Betracht ziehen. Die Bedeutung des Begriffes in der Muttersprache muss der Bedeutung in der Zielsprache nicht entsprechen. Beim Lernen einer Fremdsprache muss man auch den kulturspezifischen Wortschatz bedenken. Es gibt nämlich Wörter oder auch Dinge, die nicht in allen Kulturen existieren. Erklärung dieser Wörter gehört auch zum landeskundlichen Unterricht. Viele Schüler haben Angst vor der fremden Sprache. Die Sprache scheint für viele von ihnen schwer zu sein. Und auch diejenigen, die schon viele Lektionen hinter sich haben, bekommen oft Angst, wenn sie sich mit einem Muttersprachler unterhalten sollen. Der Lehrer sollte den Schülern zeigen, dass sie keine Angst zu haben brauchen, dass es ganz normal ist, Fehler zu machen. In der Fremdsprache geht es darum, sich zu 1 Mog, P.: Die Deutschen in ihrer Welt, S. 9 15

verständigen, und nicht perfekt und fehlerfrei zu sprechen. Das sollte der Lehrer ganz klar betonen und damit den Schülern Angst vor dem Fremden nehmen. 1 An vielen Schulen werden die landeskundlichen Kenntnisse als Ziel des Fremdsprachenunterrichts nicht so angesehen, wie die sprachlichen. Den Schülern werden ihre sprachlichen Fehler korrigiert, also falsche Morphologie, Syntax oder Aussprache. In der Kommunikation kann man aber auch einen Kulturfehler begehen. Zu solchem Fehler kommt es oft aus Unkenntnis der dort vorhandenen Normen. Und so ein Fehler muss dann oft mühsam erklärt werden. Die Lehrer müssen sich bewusst werden, dass nur mit Kenntnis der Landeskunde diese Missverständisse vermieden werden können. Man muss vor allem motivierende Funktion der Landeskunde betonen, die dazu beiträgt, dass das Interesse der Lernenden für die deutsche Sprache geweckt wird. Mit der Landeskunde kann man die Sprache mit Spaβ und Lust lernen. Eine sehr wichtige Aufgabe der Landeskunde ist diese Motivation zu entwickeln. Der Lehrer soll die Schüler darauf aufmerksam machen, dass die Mentalität der Menschen in einem anderen Land anders ist und er sollte sie den Lernenden näherbringen können. Wenn sie etwas Interessantes erfahren, kann man dann auch mit ihrem Interesse für die Sprache rechnen. Mit der Landeskunde kann man die Sprache mit Spaβ und viel einfacher lernen. 2.3 Rolle des Lehrers im landeskundlichen Unterricht Um das Ziel des landeskundlichen Unterrichts erreichen zu können, muss der Lehrer viele Aufgaben und Rahmenbedingungen erfüllen. Der Lehrer muss damit rechnen, dass die Schüler oft sehr wenig über das fremde Land wissen, oder dass sie verschiedene falsche und unwahre Vorstellungen haben, die entweder von eigenen Erfahrungen oder aus den Medien kommen. Diese Vorstellungen sind oft mit verschiedenen Klischees verbunden, die ihre negative Einstellung gegenüber dem fremden Land unterstützen. Die Lehrer müssen die verschiedenen Ansichten der Lernenden respektieren und ihnen eine Möglichkeit geben, ihre Ansicht 1 Beníšková-Schulze, B.: Dossier zur Landeskunde, S. 5 16

zu verändern. Deshalb muss der Lehrer die neuen Informationen langsam und schrittweise darstellen und sie allmählich weiterentwickeln. Dabei ist sehr wichtig, die Situation in dem deutschsprachigen Land mit der Heimat vergleichen zu können. Der Lehrer muss sich darüber klar machen, dass die landeskundlichen Informationen so umfangreich sind, dass er nicht im Stande ist, alle den Schülern zu präsentieren. Die Landeskunde umfasst viele Bereiche, und es ist Aufgabe des Lehrers nur solche auszuwählen, die für die Schüler begreiflich sind. Die Informationen sollten möglichst anhand authentischer Materialien vermittelt werden. Nächste Aufgabe des Lehrers ist auf die Aktualität der verwendeten Materialien aufzupassen. In der Landeskunde sollten aktuelle Probleme behandelt werden. Der Lehrer muss deshalb ständig die gesellschaftliche Entwicklung ordentlich beobachten, um die aktuellen Angaben zu vermittlen und sie von den bereits nicht aktuellen zu unterscheiden. Es geht im Fremdsprachenunterricht nicht nur darum, die Sprache fehlerfrei zu beherrschen, sondern um die Kommunikation, Kultur, ausländischen Werte und Anerkennung eines anderen Volkes. Es ist dann die Aufgabe des Lehrers, die Themen so interessant darzustellen, dass die Schüler Lust bekommen, sich mit diesen Themen näher zu beschäftigen und ihr Allgemeinwissen zu vertiefen. Das Thema des Unterrichts muss so bestimmt sein, dass es an die Kenntnisse und Erfahrungen der Schüler anknüpft. Es ist dann für die Schüler einfacher, das bereits Bekannte zu erweitern. Der Lehrer muss darauf aufpassen, dass die Schüler beim Lernen der fremden Wörter ihre Bedeutungen automatisch auf die Bedeutungen in der Muttersprache weisen. Diese Wörter müssen von dem Lehrer erklärt und erläutert werden. 2.4 Probleme der Landeskunde Die Vermittlung der Landeskunde verläuft nicht immer ohne Probleme. Ich möchte hier auf einige Schwierigkeiten hinweisen, die mit der Landeskunde zusammenhängen: 17

Die Landeskunde spielt bei vielen Lehrern noch immer keine groβe Rolle. Es werden entweder nur einige Fakten über die deutschsprachigen Länder von ihnen vermittelt, oder im schlimmsten Fall nur die Sprache. Die landeskundlichen Informationen und Materialien veraltern sehr schnell. Gegenstand der Landeskunde verändert sich mit jeder gesellschaftlichen Etnwicklung. Es hat keinen Sinn, die Materialien jahrelang lagern, der Lehrer muss sich immer neue und aktuelle Informationen beschaffen. Das Deutschlandbild ist bei jedem Lernenden unterschiedlich und hängt mit dem Wissen über das Land, mit Erfahrungen und Vorurteilen zusammen. Das betrifft auch die Lernmaterialien, die von Interessen der Autoren geprägt werden. Oft werden Bilder und Ihhalte von der eigenen Sprache auf die Zielsprache übertragen und Vorurteile übernommen, die mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmen. Der Lehrer sollte deshalb die Materialien auf deren Objektivität kritisch studieren. Jede Information kann nämlich subjektiv interpretiert werden. Die Problematik der Landeskunde ist grenzenlos. Auf die ständige Entwicklungen und Veränderungen der Landeskunde weist Pauldrach hin: Insofern ist Landeskunde einer der schwierigsten Bereiche des Deutschunterrichts. Sie kommt nie an ein Ende und nie ist man fertig mit ihr. Sie umfaßt immer den eigenen Ausgangspunkt und das fremde Ziel, weswegen wir sie interkulturell nennen. Und beide Pole verändern sich permanent (ob wir es wahrhaben wollen oder nicht). Auch das unterscheidet sie von anderen Unterrichtsbereichen wie Grammatik oder Phonetik. 1 Gerade die Probleme der Landeskunde sind dafür verantwortlich, dass sie so spannend ist, und dass sie zu dem interessantesten Teil des Deutschunterrichts gehört. 2.5 Gegenstand des Landeskundeunterrichts Einfach beschreibt den Gegenstand des Landeskundeunterrichts A. Pauldrach: Was unsere Schülerinnen und Schüler wirklich interessiert, soll Gegenstand des Unterrichts sein. 2 1 Pauldrach, A.: Eine unendliche Geschichte, S. 15 2 Pauldrach, A.: Eine unendliche Geschichte, S. 5 18

Die Lehrer sollten darüber nachdenken, mit welchen Gegenstandsbereichen die Kinder im Fremdsprachenunterricht bekannt gemacht werden sollten. Es ist die Hauptaufgabe des Lehrers, solche Themen und Materialien vorzubereiten, die den Schülern Spaβ machen. Dann wird der Unterricht für sie spannend und interessant. 2.5.1 Themen Bei der Vorbereitung der Deutschstunden beschäftigen sich die Lehrer oft neben der Grammatik und Übungen im Lehrbuch auch mit landeskundlichen Themen. Gegenwärtige Landeskunde sollte hauptsächlich aktuelle Themen aus der Alltagswelt betonen. Der Lehrer muss berücksichtigen, dass er die landeskundlichen Aspekte nicht nur auf Deutschland beschränken darf, sondern alle deutschsprachigen Länder miteinbeziehen muss. Alle Themen können wegen der Breite an kulturellen Komponenten im Unterricht nicht behandelt werden. Die Auswahl der Themen ist sehr umfangreich und es ist ziemlich schwierig solche Themen auszuwählen, die ein breites Spektrum von Informationen über die Zielkultur beibringen. Es ist natürlich nicht möglich, alles über die fremde Kultur zu erfahren. Man kann einige Bereiche der fremden Gesellschaft kennen lernen, aber nur punktuell. Auch wenn man alle möglichen Artikel, literarischen Texte oder Sendungen verfolgt, wird er nie alles wissen, was er wissen möchte, und es wäre auch nicht sinnvoll. Die beste Lösung bei der Auswahl der Themen stellen solche dar, die den Kindern Spaβ machen und die sie interessieren. Zu den unter den Schülern beliebten und populären Themen gehören: - Musik - Sport - Filme - Freizeit - Ferien - Mahlzeiten - Probleme der Jugendlichen oder ihre Lebensweise Wichtig sind Themen aus dem Alltag der in dem Land lebenden Menschen. Solche Themen sind für die Schüler bestimmt brauchbar und interessant. Sie stehen meistens 19

den Erfahrungen und Kenntnissen der Schüler nah. Jeder Schüler hat eigene Erfahrungen aus dem fremden Land und diese Erfahrungen können zu einem offenen Gespräch führen und die Sprechfähigkeiten der Schüler erweitern. Dann hat die Stunde einen kommunikativen Charakter und gerade das sollte Ziel und Wunsch jedes Lehrers sein. Die Themenbereiche der Landeskunde sind sehr abwechslungsreich und sie müssen sehr sorgfältig ausgewählt werden, wenn das Ziel des Unterrichts erreicht werden soll. Bei der Auswahl der landeskundlichen Themen muss man folgende Kriterien in Betracht ziehen: - Ziel der Stunde - Lernniveau Anfänger x Fortgeschrittene, Alter, Komunikationsfähigkeiten - Interesse der Lernenden, ihre Vorkenntnisse, Einstellung, Alter - Lernkontext Steht die Kultur des fremden Landes der eigenen Kultur nah oder fern? - Lehrer Muttersprachler x fremdsprachiger Die landeskundlichen Themen kann man nach Dieter Penning 1 in acht Grundkategorien teilen: 1. Land und Leute (Geographische Gegebenheiten, Städte und Regionen, der deutsche Sprachraum und die Entwicklung der deutschen Sprache) 2. Alltag, gesellschaftliches Leben (soziale Kontakte und Beziehungen, Rituale im Alltag, Arbeit und Freizeit, Lebensstile, Wohnungsprobleme, Denk- und Lebensweisen der Jugend, Feste und Bräuche, Ausländer in Deutschland) 3. Massenmedien und öffentliche Meinung (Wirkung der Medien, Presselandschaft) 4. Bildung und Wissenschaft (Schule und berufliche Bildung, Hochschulen, Studium und Studentenleben) 5. Wirtschaft und Technik (Arbeitslosigkeit, soziale Sicherheit, Verkehrsprobleme, Umwelt, Energie) 1 Penning, D.: Landeskunde als Thema des Deutschunterrichts-fächerübergreifend und/oder fachspezifisch?, S. 627 20

6. Staat und Politik (Parteien und Wahlen, Regierungssystem, Deutschland in der EU) 7. Geschichte (Geschichte der Teilung Deutschlands, Wiedervereinigung, Zweiter Weltkrieg) 8. Kulturelles (Orte und ihre Dichter, Literatur, Theater, Filme, Museen, Leben und Werk berühmter Deutscher) Es wurden hier viele Themenbereiche dargestellt, aber in der Wirklichkeit steht der Landeskunde eine unbegrenzte Zahl von Themen zur Verfügung. Es ist dann die Aufgabe des Lehrers solche Themen zu präsentieren, die die Schüler am meisten interessieren. Es sollten aber auch solche Themen besprochen werden, die auf den ersten Blick vielleicht nicht so interessant aussehen. Der Lehrer kennt die konkrete Lerngruppe am besten und weiβ (oder sollte wissen), welche Themen für die Schüler passend und sinnvoll sind. 2.5.2 Materialien im landeskundlichen Unterricht In dem landeskundlich orientierten Unterricht sollte der Lehrer möglichst viele Materialien verwenden, um die deutschsprachigen Länder den Schülern richtig und angemessen vorstellen zu können. Er sollte so viele Materialien wie möglich zu einem landeskundlichen Thema bringen, auch gegensätzliche. Er soll nicht nur einseitig orientierte Materialien benutzen. Es gibt eine riesige Menge von passenden Materialien. Sie müssen aber sorgfältig nach bestimmten Kriterien ausgewählt werden. Zu den Kriterien, die man berücksichtigen sollte, gehören: 1. Thema altersgemäβ, interessant, motivierend, Anknüpfungsmöglichkeiten 2. Inhalt klare, interessante Informationen 3. Sprache nicht zu schwierig 4. Struktur Gliederung, Überschrift, Absätze 5. Umfang nicht zu lang Im Zusammenhang mit den Materialien muss ein wesentliches Problem erwähnt werden, und zwar das Veralten. Ein wichtiges Merkmal bei der Auswahl der 21

Materialien ist ihre Aktuallität. Um die Wirklichkeit objektiv darzustellen, muss der Lehrer solche Materialien benutzen, die nicht veraltet sind. Die Materialien bleiben nur für eine ziemlich kurze Zeit aktuell. Es hat also keinen Sinn, die Materialien jahrelang lagern, weil sie dann nicht mehr zu benutzen sind. Deshalb sollte sich der Lehrer bemühen, immer neue und aktuelle Materialien für den Unterricht aufzusuchen und zu benutzen. Nur so können die Schüler die Kultur mit ihren gegenwärtigen Problemen kennen lernen. Für den auf Landeskunde orientierten Unterricht ist deshalb wichtig solchen Stoff auszuwählen, der über einen längeren Zeitraum aktuell bleibt. Bei der Auswahl des landeskundlichen Materials muss der Lehrer aber nicht nur auf das Alter aufpassen, sondern auch auf die Objektivität. Er darf die Informationen nicht subjektiv verfärbt wiedergeben, er muss die individuelle Interpretierbarkeit vermeiden. Im Unterricht sollten möglichst viele authentische Materialien benutzt werden. Das sind solche Texte, die in der Realität tatsächlich existieren, die nicht nur für didaktische Zwecke hergestellt wurden. Dazu gehören z. B. Zeitungen, literarische Texte, Werbungen usw. Solche Texte haben eine Intention, bringen nicht viel Grammatik unter und sind einer bestimten Textsorte zuzuordnen. Mit Hilfe dieser Texte kann der Schüler die Sprache in solcher Form kennen lernen, in der sie in der Wirklichkeit existiert. Die Authentizität motiviert die Lernenden. Bei diesen Texten entsteht aber das Risiko, dass sie wegen des komplizierten Wortschatzes nicht verstanden werden, und dass sie vorhandenes landeskundliches Wissen voraussetzen. Der Lehrer muss solche Texte vorher fürsorglich auswählen. 2.5.3 Quellen Es gibt viele mögliche Materialien für den landeskundlichen Unterricht. Es ist aber notwendig, dass man verschiedene Quellen benutzt. Man braucht solche Quellen, auf die er sich verlassen kann. Sie sollen sicher und authentisch sein, damit die Schüler mit ihrer Hilfe die Zielkultur richtig verstehen. Viele Lehrer benutzen auf der ersten Stelle das Lehrbuch für den Unterricht. Es gibt verschiedene Lehrbücher, in einigen finden wir mehrere landeskundliche Informationen, in anderen weniger. Viele Lehrbücher, die im Unterricht gebraucht 22

werden, sind leider schon veraltet. Wir finden in ihnen keine aktuellen Angaben mehr. Was die Landeskunde betrifft, sollte sich meiner Meinung nach kein Lehrer nur auf das Lehrbuch verlassen. Er sollte sich auf jeden Fall verschiedene Zusatzmaterialien verschaffen. Sehr geeignet für den Unterricht sind verschiedene authentische Materialien aus Alltagssituationen. Man kann für den Unterricht folgende Quellen benutzen: Karten, Fotos, Filme, Kasseten, Prospekte, Broschüren, Bilder, Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Anzeigen, Werbung, Fahrkarten, Fahrpläne, Geldscheine, Stadtpläne, Speisekarten, Wahlplakate, Rechnungen, Münzen, Urkunden, Flugblätter, Wahlprogramme, Statistiken, Karikaturen, Lieder usw. Man kann landeskundliche Informationen auch in literalischen Texten finden. Man kann solche Quellen benutzen, die in der Heimat zu kaufen sind oder zur Verfügung dem Lehrer stehen. Oft sind es verschiedene Massmedien wie Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk, Fernsehen und natürlich auch Internet. Es stellt sich jedoch die Frage nach der Objektivität. Der Lehrer muss (noch bevor er solche Materialien im Unterricht benutzt) feststellen, ob sie der Wahrheit entsprechen und was für ein Bild von Deutschland sie liefern. Als eine Informationsquelle kann auch eine Person sein. Am besten solche, die in einem deutschsprachigen Land zu Hause ist, oder diejenige, die dort für eine längere Zeit lebt oder lebte. Die beste Möglichkeit ist natürlich, wenn sich der Lehrer selbst in einem deutschsprachigen Land für eine Zeitperiode aufgehalten hat. Dann kann er den Schülern viele Sachen aus eigener Perspektive beibringen, erzählen und erläutern. Er wird zwar höchstwahrscheinlich kein objektives Bild der Zielkultur haben, aber es wird für die Schüler viel spannender, seine eigenen Erlebnisse zu erfahren, als irgendwelche objektiven aus dem Lehrbuch. 2.5.4 Informationsbeschaffung Die Informationsbeschaffung ist für die Lehrer im Ausland oft nicht einfach. Es gibt Institutionen, die sich damit beschäftigen, die Öffentlichkeit mit Informationen und Materialien über das gesellschaftliche Leben zu versorgen. Die Deutschlehrer sind für diese Materialien, die meistens kostenlos zur Verfügung stehen, dankbar. Man kann von diesen Gesellschaften verschiedene Prospekte, Zeitschriften oder Publikationen 23

erhalten. Es handelt sich z. B. um das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung oder die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen. Aber hier sind wir wieder bei dem Problem der Objektivität. Diese Institutionen vertreten nämlich meistens eine bestimmte Meinung und die Materialien müssen dementsprechend nicht hunderprozentig zuverlässig sein. Ansonsten muss man verschiedene andere Varianten nutzen. Man kann in deutschen Zeitungen suchen oder öffentliche Bibliotheken benutzen. Man kann auch den nächsten Goethe-Institut besuchen. Und man darf natürlich das Internet nicht vergessen, das in der heutigen Zeit eine entscheidende Rolle spielt. Dort kann man verschiedene Informationen finden, oder auch Kontakte anknüpfen. Die aktuellen Informationen muss aber nicht nur der Lehrer selbst besorgen. Er kann es den Schülern überlassen. Darin besteht oft der Erfolg des Lehrers, wenn er seine Schüler dazu bewegt, selbstständig arbeiten zu können. Dadurch kann der Lehrer ihre Motivation steigern. Die Schüler sollten es freiwillig machen, Spaβ daran haben und dabei viel lernen. Dann macht der Deutschunterricht viel mehr Spaβ und die Lernergebnisse der Schüler sind besser. 2.6 Unterrichtsmedien Das Wort Medium bezeichnet ein Element, das eine vermittelnde Funktion hat. Im Zusammenhang mit dem landeskundlichen Unterricht bezeichnen wir als Medien z. B. Lehrbücher, Tafeln, Landkarten oder Computerprogramme. Heutzutage bestimmen die Medien unser Leben. Wir können sie in auditive, visuelle und audiovisuelle teilen. Zu den auditiven Medien gehören vor allem Kassetten, CD- Platten oder Radiosendungen. Als visuelle Medien gelten Overhaed-Projektor, Wortkarten, Wandtafel, Bilder, Zeitungs- und Zeitschriftsartikeln, Plakate, literarische Texte und audiovisuelle Medien bilden Filme, Videos, DVDs und verschiedene Lernprogramme. Die Hauptaufgabe der Medien ist die Anschaulichkeit zu gewährleisten. Gerade in dieser Hinsicht bietet der Fremdsprachenunterricht ein reich gefächertes 24