Erfahrungsbericht über meinen ERASMUS - Aufenthalt an der Estonian Business School in Tallinn, Estland



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Transkript:

Erfahrungsbericht über meinen ERASMUS - Aufenthalt an der Estonian Business School in Tallinn, Estland Im nachfolgenden Bericht möchte ich über meinen ERASMUS-Aufenthalt an der Estonian Business School informieren und so vielleicht dem Einen oder Anderen, der sich für ein Auslandssemester entscheidet, eine positive Anregung geben. Alles begann mit einem Drang nach etwas mehr Abwechslung im Unialltag. Für mich stand schon eine Weile fest, dass ich mal etwas anderes als die gute alte FSU sehen möchte. Also sammelte ich ein paar Informationen, inwiefern mich die Uni in diesem Bestreben unterstützt. Zu meinem Glück waren die Informationen recht kompakt und übersichtlich, was meiner Entscheidung sehr entgegen kam. Mit dem ERASMUS-Koordinator Mark Hoffmann wurde auch alles Anfang März recht fix und unkompliziert in die Tat umgesetzt und ca. 2 Wochen später hatte ich schon die Zusage der EBS aus Tallinn.

Allen Studenten, die ein Auslandssemester in Angriff nehmen, sei ans Herz gelegt, sich schnellstmöglich um einen EILC-Sprachkursplatz zu kümmern. Nach zwei Absagen und etlichen E-Mails bekam ich recht kurzfristig doch noch einen der begehrten Plätze. Ich kam am 7. August aus dem regnerischen, nicht wirklich sommerlichen Deutschland mit dem Flugzeug in Tallinn an, wo mich erstmal fast der Schlag traf - 32 C, hohe Luftfeuchtigkeit und pralle Sonne!! Irgendwie kam ich mir mit meiner Jeans, Flanellhemd und Strickjacke etwas fehl am Platze vor. Aber nichts desto trotz wurde ich sofort von einer Tutorin willkommen geheißen und mit ihr ging es dann auch mit dem Bus zum neuen Domizil für die nächsten 4 Wochen, der Sisekaitseakadeemia im Osten Tallinns. Die Akademie ist das Ausbildungszentrum für estische Polizeikräfte mit Ausbildungsräumen und einer Art Wohnheim, indem wir für die Dauer des Sprachkurses untergebracht wurden. Das Wohnheim hatte eher den Charme einer Jugendherberge, aber es war für die folgenden 4 Wochen okay. Ich wurde herzlich von allerlei Nationen (Polen, Türken, Deutschen, Slowaken, Tschechen, Spaniern, Franzosen und Tunesiern) aufgenommen, hier überkam mich das erste Mal das Gefühl alles richtig gemacht zu haben. Ich fühlte mich sofort wohl in diesem kulturellen Mix, auch wenn es anfangs bei mir noch mit dem Englischsprechen stockte, was sich aber nach ein paar Tagen legte.

Nachdem ich alles und jeden kennengelernt hatte, habe ich auch schon wieder ein paar Sachen gepackt, denn wir machten den ersten von vielen schönen Ausflügen währende des Sprachkurses. Unter anderem haben wir uns den Jägala-Wasserfall angesehen, fuhren dann weiter Richtung Osten in Sümpfe Estlands, um die sich viele Sagen und Geschichten ranken. Übernachtet haben wir in einem traditionellen Bauernhaus aus dem 19. Jh. mit traditioneller Sauna, vielen Tieren und echtem 19. Jahrhundert-Feeling, ausgelöst durch einen Sturm, der in der Nacht mit Hilfe eines Baumes die Stromleitung kappte. Anschließend machten wir noch einen Abstecher zu den Überresten einer mittelalterlichen Burg nach Rakvere. Die Zeit im Sprachkurs verging leider viel zu schnell, aber die Gewissheit, dass fast alle meiner neugewonnenen Freunde auch in Tallinn und nicht in Tartu studieren, machte mir den Abschied aus der Jugendherberge einfacher.

Ende August war es endlich, nach 3-tägiger Suche und diversen Besichtigungsterminen, soweit ich zog in eine Wohnung. Bei der Suche lief alles recht unkompliziert, ich fragte bei einem der vielen Treffen der verschiedenen EILC- Sprachkurse (ja, es gab mehr als nur einen Sprachkurs in der Stadt), ob denn nicht jemand Lust hätte mit mir in einer Wohnung zu leben. Nach ein paar Minuten Smalltalk kam ich mit einem Spanier, Nacho, und einem Italiener, Gabri, recht schnell auf die gleiche Wellenlänge und wir machten uns auf Wohnungssuche. Dies war keine große Sache, da uns die Tutoren immer hilfreich zur Seite standen und auch bei der Wohnungsabnahme und Vertragsunterzeichnung mit dabei waren. Die meisten Wohnungen meiner Kommilitonen lagen allesamt im Stadtzentrum und waren erschwinglich. Ich wohnte z.b. in einem 4-Zimmer- Appartement mit ca. 80 m² Wohnfläche, einer Sauna, zwei Badezimmern und einem großen Wohnzimmer und 3 Schlafräumen. Die Kaltmiete betrug ca. 170 plus Nebenkosten, die im kalten estnischen Winter schon mal auf zusätzliche 70 steigen können.

Nun ging es also richtig los, mein Studienaufenthalt an der EBS. Nach einer Einführungswoche, bei der man stets in kleinen Gruppen betreut wird, fand ich mich schnell in der EBS zurecht. Die Uni in Jena mit ihren riesigen Hörsälen ist hierzu kein Vergleich. Die Räumlichkeiten der EBS haben stets maximale Kapazitäten für ca. 50 Leute, was aber die Interaktion in den Vorlesungen, die eher mit Unterricht in der Abiturstufe vergleichbar waren, einfach. Die Dozenten, welche neben ihrer Lehrtätigkeit alle noch in der freien Wirtschaft tätig sind und aus vielerlei Nationen kamen, waren stets freundlich, verständnisvoll und um das Wohl der Studenten bemüht. Da die Fächer, die ich mir aussuchte, alle in Englisch gehalten wurden, gab es mit dem Verständnis keine Probleme. In den meisten Kursen wurde, ganz anders als an der FSU, in regelmäßigen Abständen Essays, Homeworks oder Präsentationen verlangt, was mich stets dazu anhielt, mich mit dem Stoff auseinanderzusetzen. In manchen Kursen wurde auch ein Midterm Exam verlangt. Dies war aber alles kein Hexenwerk, als deutscher Unibesucher sollten diese Aufgaben keine Schwierigkeiten darstellen, ebenso wenig wie die finalen Examen am Ende des Semesters, die allesamt mit ein wenig Aufwand zu bestehen waren. Zum Unialltag kann ich sagen, dass es unter den ERASMUS-Leuten und den normalen Studenten an der Uni zu einem guten gemeinschaftlichem Leben innerhalb und auch nach der Uni kam. Wir organisierten öfters Parties, Ausflüge oder die allseits beliebten International Dinners, bei denen jeder eine Speise aus seinem Heimatland vorstellte. Anschließend ging es meist in die eine oder andere einschlägige Bar in der Altstadt Tallinns. Hier kann ich nur unseren Favoriten Shooters, Niemeta, Hell Hunt oder Embassy empfehlen. In den meisten Bars konnte man auch

tanzen, als absoluten Favoriten würde ich hier das Balou erwähnen. Meist ging es danach noch in eine der vielen Diskotheken Tallinns, die auch allesamt im Stadtzentrum liegen und somit gut zu erreichen sind. Natürlich war ich nicht nur feiern, sondern haben mir auch diverse Museen wie das KuMu, das Kunstmuseum Tallinn, angesehen. Sehr zu empfehlen sind natürlich auch sämtliche Kirchen der Altstadt, von der russisch-orthodoxen Alexander-Nevski-Kathedrale über die St. Olavs Kirche aus dem 13.Jh., die übrigens eine Zeit lang mal das höchste Gebäude der Welt war, bis hin zum Dom Tallinn. Wer mal keine Lust auf die Historie der Altstadt hat, kann sich in einem der riesigen Einkaufszentren Tallinn nach Lust und Laune die Seele aus dem Leib shoppen. Hier steht die ehemalige Sowjetrepublik dem Westen in keinster Weise nach. Ich würde eher sagen, sie versucht ihn zu übertreffen, was den meisten Geschäften und Shoppingmalls durch ihr reichhaltiges Angebot auch fast zu 100 % gelingt. Um einen guten Überblick über die Altstadt und den neuen Teil Tallinns, dem Finanzdistrikt mit seinen Bankhochhäusern zu erhalten empfehle ich die Skylounge Cafe im obersten Stockwerk des Radisson Blue Hotels, in der man die Aussicht bei einem günstigen Kaffee und Kuchen genießen kann. Die günstige geographische Lage Tallinns macht auch Ausflüge nach Helsinki attraktiv. Hier kommt man schon nach 2 Stunden Fährfahrt an. Ein Trip nach Lettland und Litauen lohnt sich aufgrund der günstigen Busverbindungen zwischen den drei Hauptstädten des Baltikums auch immer. Ebenfalls ist ein

Trip nach St. Petersburg eine absolute Pflicht, allerdings sollte man sich frühestmöglich um ein Visum kümmern oder einfach eine Reiseagentur einschalten. Zu empfehlen ist hier Bairtravels, die einen sicher und vor allem günstig nach St. Petersburg bringen. Wenn man nicht weiß, was man mit seiner freien Zeit anfangen soll, werden auch ständig Veranstaltungen, Ausflüge, Kinoabende, Balletbesuche und Parties über das Erasmus-Student-Network, oder kurz ESN, angeboten. Hier engagieren sich vorwiegend ehemalige estische Erasmus-Studenten, um euch den Aufenthalt in Estland so spannend und aufregend wie möglich zu gestalten. Dringend zu empfehlen ist hierbei ein FACEBOOK-Profil eurerseits, denn alle wichtigen Termine seitens des ESN oder unter den Kommilitonen werden hierüber kommuniziert. Ebenfalls kann man hierdurch Rabatte auf den Eintritt in Clubs erhalten, wenn man die Einladung zu ihren Events bestätigt, was jedoch völlig unverbindlich ist. Das Preisniveau Estlands ist, was mich doch überraschte, in manchen Bereichen etwa genauso oder z.t noch höher als in Deutschland. Grundsätzlich kann man jedoch davon ausgehen, dass lokale Lebensmittel billiger sind als in Deutschland (Brot, Kartoffeln, Gemüse ). Alles was jedoch importiert ist und dem dt. Gaumen so vertraut ist, wie z.b. bestimmte Marken von Cornflakes, sind teurer. Mich persönlich hat dies nicht gestört, da es meist estische Alternativen gab. Ein Paradies für Second-Hand-Freunde ist der russische Markt am Bahnhof Baltijaam. Hier findet man lokales Gemüse und Obst zu günstigen Preisen sowie allerlei Krims-Krams. Am Anfang hatte ich ein eher mulmiges Gefühl auf diesem Markt, da man hier als Ausländer sofort auffällt. Dieses Gefühl vergeht jedoch ganz schnell, wenn man von jedem Standbesitzer freundlich angelächelt wird. Das einzige Problem, was hier auftrat, war ein Verständigungsproblem, weil die meisten Händler russisch-stämmig waren und meist, im Gegensatz zu den Esten, kein Englisch sprachen. Jedoch konnte ich mich stets mit einer Mischung aus estisch, englisch und Handbewegungen verständlich machen. Wenn man in der Stadt Hilfe braucht oder in irgendwelchen Läden Fragen hat, ist die Verständigung auf Englisch kein Problem. Im Gegensatz zu Deutschland hatte ich das Gefühl, dass hier fast jeder Este englisch spricht und gewillt ist einem weiter zu helfen. Zwar wirken die Esten auf den ersten Blick etwas unterkühlt, aber wenn man auf sie zugeht ist, es kein Problem mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Generell kann ich sagen, dass ich nie irgendwelche Probleme mit den unterschiedlichen

Mentalitäten der Esten oder der russischen Minderheit im 400.000 Einwohner großen Tallinn hatte. Wenn man sich der kulturellen Unterschiede, wie sie nun mal zwischen verschieden Nationalitäten auftreten, bewusst ist, ist die Interaktion kein Problem. Wer Tallinn im Wintersemester besuchen möchte sollte sich noch einmal der Bedeutung des Wortes Wintersemesters bewusst sein, und dementsprechende Kleidung einpacken oder vor Ort kaufen. Da es schon, wie bei meinem Aufenthalt, Anfang November das erste mal schneien kann, sollte man darauf vorbereitet sein. Wer an die dt. Winter gewöhnt ist wird in Tallinn normalerweise auch zurecht kommen, nur mit dem Unterschied, dass es dort auch mal 2 Wochen ununterbrochen schneit und der halbe Meter Schnee auf den Straßen nicht regelmäßig geräumt wird und somit der Weg zur Uni oder Stadt zu einer echten Rutschpartie werden kann.

Anfang Februar war mein ERASMUS- Aufenthalt leider schon wieder vorbei und ich musste mich von meinen neugewonnen Freunden und dem schönen Tallinn verabschieden. Als letztes Abenteuer kann ich meinen Rückflug von Tallinn über Riga nach Berlin bezeichnen. Da zwischen Tallinn und Riga meist nur kleinere Flugzeuge verkehren, hatte ich das Glück mit einer Fokker zu fliegen (keine Angst, die Flugzeuge der AirBaltic sind alle neu und entsprechen dem westlichen Standard). Voller schöner Erinnerungen, Erfahrungen, neuen Ansichten und vor allem neuen Freunden kam ich wohlbehalten in Berlin an. Allen sei gesagt, dass ein ERASMUS-Aufenthalt auf jeden Fall empfehlenswert ist, ihr sammelt so viele neue Eindrücke und es bringt meiner Meinung nach jeden persönlich weiter, wenn man mal eine längere Zeit im Ausland gelebt hat und sich in einem neuen Umfeld zurecht finden muss. Aitäh, Tallinn! Christian Wittig