DOKUMENTE ZUM SOG. RÖHM-PUTSCH Text 1: Zitat von Ernst Röhm Adolf ist gemein, schimpfte er. Er verrät uns alle. Er geht nur noch mit Reaktionären um. Seine alten Genossen sind ihm zu schlecht. Da holt er sich diese ostpreußischen Generäle heran. Das sind jetzt seine Vertrauten... Was ich will, weiß Adolf genau. Ich habe es ihm oft genug gesagt. Kein zweiter Aufguss der alten kaiserlichen Armee. Sind wir eine Revolution oder nicht?... Da muss etwas Neues her, versteht ihr mich? Eine neue Disziplin. Ein neues Organisationsprinzip. Die Generäle sind alte Schuster. Denen kommt keine neue Idee... Aber der Adolf ist und bleibt ein Zivilmensch, ein 'Künstler', ein Spinner. Lasst's mir mei Ruah, denkt er. Am liebsten tät er heute schon in den Bergen sitzen und den lieben Gott spielen. Und unsereins muss brach liegen, wo es einen in allen Fingern juckt... Hier gibt es nur einmal die Gelegenheit zu was Neuem, Großem, womit wir, weiß der Himmel, die Welt aus den Angeln heben können. Aber der Hitler tut mich vertrösten. Er will den Dingen seinen Lauf lassen. Hernach erhofft er sich ein Himmelswunder. Das ist der echte Adolf. Er will die fertige Armee erben. Er will sie von den 'Fachmännern' zurechtschustern lassen. Wenn ich das Wort höre, gehe ich hoch. Hernach will er sie nationalsozialistisch machen, sagt er. Aber erst überantwortet er sie den preußischen Generälen. Wo da nachher revolutionärer Geist herkommen soll! Es bleiben alte Böcke, Kerls, die den neuen Krieg sicher nicht gewinnen. Macht mir nichts vor, alle miteinander. Hier lasst Ihr das ganze Herz- und Mittelstück unserer Bewegung verkommen. (Ernst Röhm, zit. nach Fest, a.a.o., S. 622) Text 2: Protokoll einer Ansprache Hitlers vor Gauleitern am 2. Februar 1934 Der Führer betonte..., es seien Narren, die da behaupten, die Revolution sei nicht beendet..., und fuhr fort, wir hätten in der Bewegung Menschen, die unter Revolution nichts anderes verständen als einen dauernden Zustand des Chaos... Als akute Hauptaufgabe bezeichnete der Führer die Auslese der Menschen, die einerseits fähig (sind), andererseits in blindem Gehorsam die Maßnahmen der Regierung durchsetzten. Die Partei müsse als Orden die notwendige Stabilität für die ganze deutsche Zukunft bringen... Der erste Führer ist vom Schicksal auserwählt; der zweite muss von vornherein eine getreue, verschworene Gemeinschaft hinter sich haben. Keiner darf gewählt werden, der eine Hausmacht besitzt! Im Übrigen: Führer kann immer nur einer sein... Eine solche Organisation mit dieser inneren Härte und Stärke wird ewig dauern; nichts kann sie stürzen. Die Gemeinschaft innerhalb der Bewegung muss unerhört verschworen sein. Wir dürfen keinen Kampf untereinander führen; niemals darf sich eine Differenz zeigen gegenüber Außenstehenden! Das Volk kann uns nicht blindgläubig vertrauen, wenn wir selbst dieses Vertrauen zerstören. Selbst die Folgen von Fehlentscheidungen müssen durch unbedingtes Zusammenhalten ausgeglichen werden. Niemals darf die eine Autorität gegen die andere ausgespielt werden... Daher auch keine überflüssigen Diskussionen! Probleme, über welche die einzelnen Führungsstellen noch nicht im Klaren sind, dürfen in der Öffentlichkeit keinesfalls diskutiert werden; denn sonst würde man dadurch der Masse des Volkes die Entscheidung zuschieben. Das war der Wahnwitz der Demokratie, aber dadurch verpasst man den Wert jeder Führung...
Im Übrigen dürfen wir jeweils immer nur einen Kampf führen. Ein Kampf nach dem anderen; eigentlich müsste es nicht heißen: "Viel Feind', viel Ehr'", sondern "Viele Feinde, viel Dummheit". Außerdem kann das Volk nicht zwölf Kämpfe gleichzeitig führen und begreifen. Demgemäß müssen wir das Volk immer nur mit einem Gedanken erfüllen, es auf einen Gedanken konzentrieren. Gerade für außenpolitische Fragen ist es notwendig, das ganze Volk hypnotisch hinter sich zu haben, die ganze Nation muss geradezu mit Sportgeist, mit Spielerleidenschaft an diesem Kampf interessiert sein; dies ist notwendig. Nimmt die ganze Nation an dem Kampf teil, so verspielt auch sie. Ist sie desinteressiert, verspielt nur die Führung. In dem einen Fall entsteht eine Wut des Volkes über den Gegner, im anderen über den Führer. Text 3: Im Original veränderbare Word-Dateien Hitler im Frühjahr 1934 (zit. nach Fest, a.a.o., S. 625/626) Sie irren sich alle. Sie unterschätzen mich. Weil ich von unten komme, aus der 'Hefe des Volkes', weil ich keine Bildung habe, weil ich mich nicht zu benehmen weiß, wie es in ihren Spatzenhirnen als richtig gilt. Wenn ich einer von ihnen wäre, dann wäre ich etwa der große Mann; heute schon. Aber ich brauche sie nicht, um mir von ihnen meine geschichtliche Größe bestätigen zu lassen. Die Aufsässigkeit meiner SA hat mich um viele Trümpfe gebracht. Aber ich habe noch andere in der Hand. Ich bin nicht um Aushilfen verlegen, wenn mir mal was schief geht... Ich habe ihnen ihr Konzept verdorben. Sie dachten, ich würde es nicht wagen; ich wäre zu feige. Sie sahen mich schon in ihren Schlingen zappeln. Sie hielten mich schon für ihr Werkzeug. Und hinter meinem Rücken machten sie Späße, ich hätte nun keine Macht mehr. Meine Partie sei ich losgeworden. Ich habe das alles längst durchschaut. Ich habe ihnen auf die Finger geschlagen, dass sie den Schlag noch lange spüren werden. Was ich in dem Gericht über die SA eingebüßt habe, das bringt mir das Gericht an diesen feudalen Spielern und professionellen Hasardeuren, den Schleicher und Konsorten wieder ein. Wenn ich heute das Volk aufrufe, so folgt es mir. Wenn ich an die Partei appelliere, dann steht sie da, so geschlossen wie nur je... Heran, meine Herren Papen und Hugenberg, ich bin zur nächsten Runde fertig. (zit. nach Fest, a.a.o., S. 649/50) Text 4: Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr vom 3. Juli 1934 Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird: Einziger Artikel.
Die zur Niederschlagung hoch- und landesverräterischer Angriffe am 30. Juni, 1. und 2. Juli 1934 vollzogenen Maßnahmen sind als Staatsnotwehr rechtens. Berlin, den 3. Juli 1934. Der Reichskanzler: Adolf Hitler Der Reichsminister des Innern: Frick Der Reichsminister der Justiz: Dr. Gürtner (Hofer, a.a.o., S. 71) Text 5: Erklärung der Reichspressestelle vom 30. Juni 1934... Seit vielen Monaten wurde von einzelnen Elementen versucht, zwischen SA und Partei sowohl wie zwischen SA und Staat Keile zu treiben und Gegensätze zu erzeugen. Der Verdacht, dass diese Versuche einer beschränkten, bestimmt eingestellten Clique zuzuschreiben sind, wurde mehr und mehr bestätigt. Stabschef Röhm, der vom Führer mit seltenem Vertrauen ausgestattet worden war, trat diesen Erscheinungen nicht nur nicht entgegen, sondern förderte sie unzweifelhaft. Seine bekannte unglückliche Veranlagung führte allmählich zu so unerträglichen Belastungen, dass der Führer der Bewegung und Oberste Führer der SA selbst in schwerste Gewissenskonflikte getrieben wurde. Stabschef Röhm trat ohne Wissen des Führers mit General Schleicher in Beziehungen. Er bediente sich dabei neben einem anderen SA-Führer einer von Adolf Hitler schärfstens abgelehnten in Berlin bekannten obskuren Persönlichkeit. Da diese Verhandlungen endlich - natürlich ebenfalls ohne Wissen des Führers - zu einer auswärtigen Macht bzw. zu deren Vertretung sich hinerstreckten, war sowohl vom Standpunkt der Partei als auch vom Standpunkt des Staates ein Einschreiten nicht mehr zu umgehen... (Hofer, a.a.o., S. 66/67) Text 6: Carl Schmitt zum Gesetz vom 3. Juli 1934 Der Führer schützt das Recht: In Wahrheit war die Tat des Führers echte Gerichtsbarkeit. Sie untersteht nicht der Justiz, sondern war selbst höchste Justiz... Das Richtertum des Führers entspringt derselben Rechtsquelle, der alles Recht jedes Volkes entspringt. In der höchsten Not bewährt sich das höchste Recht und erscheint der höchste Grad richterlich rächender Verwirklichung des Rechts. Alles Recht stammt aus dem Lebensrecht des Volkes. (zit. nach Aleff, a.a.o., S. 57) Text 7: Meutereien bricht man nach ewig gleichen eisernen Gesetzen. Wenn mir jemand den Vorwurf entgegenhält, weshalb wir nicht die ordentlichen Gerichte zur Aburteilung herangezogen hätten,
dann kann ich ihm nur sagen: In dieser Stunde war ich verantwortlich für das Schicksal der deutschen Nation und damit des deutschen Volkes oberster Gerichtsherr!... Ich habe den Befehl gegeben, die Hauptschuldigen an diesem Verrat zu erschießen, und ich gab weiter den Befehl, die Geschwüre unserer inneren Brunnenvergiftung... auszubrennen bis auf das rohe Fleisch... Die Nation muss wissen, dass ihre Existenz - und diese wird garantiert durch ihre innere Ordnung und Sicherheit - von Niemandem ungestraft bedroht wird! Und soll jeder für alle Zukunft wissen, dass, wenn er die Hand zum Schlage gegen den Staat erhebt, der sichere Tod sein Los ist. (Fest, a.a.o., S. 644) Text 8:... Im Hinblick auf die großen Verdienste der SS, besonders im Zusammenhang mit den Ereignissen des 30. Juni 1934, erhebe ich dieselbe zu einer selbstständigen Organisation im Rahmen der NSDAP. Der Reichsführer SS untersteht daher, gleich dem Chef des Stabes, dem Obersten SA-Führer direkt. Der Chef des Stabes und der Reichsführer SS bekleiden beide den parteimäßigen Rang eines Reichsleiters... Adolf Hitler (Hofer, a.a.o., S. 71) Text 9: Gesetz über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs vom 1. August 1934 Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird: Paragraf 1. Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem des Reichskanzlers vereinigt. Infolgedessen gehen die bisherigen Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler über. Er bestimmt seinen Stellvertreter. Paragraf 2. Dieses Gesetz tritt mit Wirkung von dem Zeitpunkt des Ablebens des Reichspräsidenten von Hindenburg in Kraft...
Text 10: Die Vereidigung der Wehrmacht auf Adolf Hitler, 2. August 1934 "Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, dass ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht, unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen." Text 11: Dankschreiben Hitlers an Reichswehrminister v. Blomberg, 20. August 1934 Herr Generaloberst! Heute nach der erfolgten Bestätigung des Gesetzes vom 2. August durch das deutsche Volk will ich Ihnen und durch Sie der Wehrmacht Dank sagen für den mir als ihrem Führer und Oberbefehlshaber geleisteten Treueid. So, wie die Offiziere und Soldaten der Wehrmacht sich dem neuen Staat in meiner Person verpflichteten, werde ich es jederzeit als meine höchste Pflicht ansehen, für den Bestand und die Unantastbarkeit der Wehrmacht einzutreten in Erfüllung des Testaments des verewigten Generalfeldmarschalls und getreu meinem eigenen Willen die Armee als einzigen Waffenträger in der Nation zu verankern. gez. Adolf Hitler, Führer und Reichskanzler Text 12: Hitler im Herbst 1934 vor dem Reichsparteitag der NSDAP Die nationalsozialistische Revolution ist als revolutionärer, machtmäßiger Vorgang abgeschlossen! Sie hat als Revolution restlos erfüllt, was von ihr erhofft werden konnte... Der Wille der nationalsozialistischen Staatsführung ist ein unbeirrbarer und ein unerschütterlicher. Sie weiß, was sie will, und will, was sie weiß. Sie hat zu dieser Selbsteinschätzung ein Recht, denn sie hat hinter sich das Zeugnis einer Bewährung, das geschichtlich nur sehr selten ausgestellt wird. Denn die Staatsführung des heutigen Reiches ist die Führung der Nationalsozialistischen Partei. Was dieser aber im kurzen Zeitraum von 15 Jahren gelang, wird dereinst den Kindern späterer Generationen unseres Volkes gelehrt werden als das "Deutsche Wunder"... Die deutsche Lebensform aber ist damit für das nächste Jahrtausend endgültig bestimmt... In den nächsten tausend Jahren findet in Deutschland keine Revolution mehr statt. (zit. nach Aleff, a.a.o., S. 60)