Weisstanne und Küstentanne. Herkunftsfragen /genetische Aspekte

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Transkript:

Weisstanne und Küstentanne Herkunftsfragen /genetische Aspekte Monika Konnert und Randolf Schirmer Bayerisches Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht

Eiszeitliche Refugien der Weistanne rekonstruiert aus Pollendaten und genetischen Untersuchungen

Nacheiszeitliche Rückwanderungswege

Genetische Besonderheiten der Weißtanne Arealspezifische Genvarianten Herkunft AP-A1 AP-A3 6PGDH-B3 GOT-B3 MNR-B1 MNR-B2 PGM-B1 Pyrenäen 0 1 1 1 0 0 0 Kalabrien 0 1 1 0 0 1 1 Apennin 0 1 0 1 1 0 0 Zentralmassiv 0 1 0 1 1 0 0 Französisches Jura 0 1 0 1 1 0 0 Vogesen. 0 1 0 1 1 0 0 Schwarzwald 0 1 0 1 1**? 0 0 Südbayern 0 1 0 1 1** 0 0 Thüringen 0 1 0 1 0 0 0 Böhmerwald 0 1 0 1 0 0 0 Zentralböhmen 0 1 0 0 0 0 0 Südost-Österreich 1 1 1 0 0 0 0 Sudeten 0 1 1 1 0 0 0 Mähren 0 1 1 1 0 0 0 Slowakische Karpaten 1 1 1 0 0 0 0 Beskiden 0 0 1 1 0 0 1 Rum. Karpaten 1 0 1 0 0 1 1 Serbien 1 0 1 0 0 1 1 Mazedonien 1 0 1 0 0 1 1 Bulgarien 1 0 1 0 0 1 1

Genetische Besonderheiten der Weißtanne Geographische Kline in den Häufigkeiten der Genvarianten 90 80 70 60 50 % 40 IDH-B3 IDH-B4 30 20 10 0 V-T V-H T-H T-T Ach Ku Lo Ga K Hi Au Ö W St West Vorarlberg Ost Steiermark Breitenbach-Dorfer et al. 1992

Häufigkeiten der Genvarianten IDH-B3 in Tannenpopulationen Süddeutschlands 0,10 0,25 0,25 0,35 > 0,35

Genetische Besonderheiten der Weißtanne Regional deutliche Unterschiede in der genetischen Diversität M it telschwäbisches Hügelland Tertiäres Hügelland Nordostbayern M itt elfranken Bayer. Wald Alpen 0 5 10 15 20 25 30 v gam

Provenienzversuche zeigen, wie unterschiedliche Herkünfte unter gleichen Standortbedingungen wachsen Herkünfte Cariglione (Kalabrien) und Avrig (Rumänien) auf fder Versuchsfläche Traunstein Weißtannen-Provenienzversuch, Lage der Versuchsflächen Photo: Ruetz, ASP

Herkünfte aus den Karpaten (Osteuropa) wachsen auf allen Flächen sehr gut und haben nur geringe Ausfälle; Herkünfte westlich der Vogesen und aus Südeuropa wachsen schwächer Höhe (%) Süddeutscher Weisstannen-Provenienzversuch 140 120 100 Höhe-% (height) Ausfall-% (mortality) 100% 80 60 40 20 0 Herkünfte

Unterschiedliche Reaktion von Herkünften auf Spätfrost Photo: Ruetz, ASP Gariglione = Kalabrien Zwiesel = Bayerischer Wald

Herkunftsempfehlungen berücksichtigen Ergebnisse aus Provenienzversuchen und genetischen Untersuchungen 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Südschwarzwald Nordschwarzwald Schwäb.Fränk.Wald Südbayern (Alpen) Bayerischer Wald Frankenwald/Fichtelgeb. Mittelfranken Thüringen 1. Zugelassenen Beständen der Herkunftsgebiete 827 07. 2. Ersatzherkunft: 827 06 Slowakei, Herkunftsgebiet 4 u. 5 1. Zugelassenen Beständen des Herkunftsgebietes 827 07 2. Ersatzherkunft: 827 11; 827 12 Slowakei, Herkunftsgebiet 4 u. 5 Herkunftsgebiete der Weißtanne

Ergebnisse der Saatgutprüfung bei Weisstannenernten aus dem Frankenwald/Fichtelgebirge (HKG 827 07) Prüfnummer Erntejahr Herkunft TKG (g) K (%) LK/kg 05032 2003 82707 25 07052 2006 82707 39,01 22 5007 07055 2006 82707 40,73 14 3139 07157 2006 82707 21 09008 2008 82707 52,54 25 4928 09133 2009 82707 42,82 29 6368 09134 2009 82707 39,63 26 6266 09140 2009 82707 37,15 29 7476 10045 2009 82707 50,61 19 3353

Tannen aus dem Wallis waren auf einer Fläche im Fichtelgebirge der heimischen Herkunft in der Wuchsleistung deutlich überlegen Versuchsfläche Süd-Walliser Trockentanne - FoA Fichtelberg Aufnahme: Oktober 2004 mh04(cm) 80 mittlere e Höhe in dm 75 70 65 60 55 50 45 40 67,0 65,7 55,9 Hk Süd-Wallis Kb Hk Süd-Wallis Wn Hk 82708 Rehau Wn mbhd04(cm) 10 Versuchsfläche Süd-Walliser Trockentanne - FoA Fichtelberg Aufnahme: Oktober 2004 m ittlerer Bhd in cm 9 8 7 9,0 8,7 6 5 Hk Süd-Wallis Kb Hk Süd-Wallis Wn Hk 82708 Rehau Wn 7,0

Transferversuche zeigen, ob und wie unsere heimischen Herkünfte mit wärmeren Bedingungen zurecht kommen. 20 Plöckenstein (Bayerischer 60 o Wald, HG 827 07) 6,0 C 1150 mm Schiltberg (Alpenvorland, 21 HG 827 10) 7,0 o C 800 mm 22 Inzell (Alpen, HG 827 11) 6,0 o C 1600 mm 23 Unterammergau (Alpen, HG 827 12) 6,5 o C 1500 mm Klimatabelle der bayerischen Buchenherkünfte Nr. Herkunft Jahresmitteltemperatur und Niederschlag 1 Oberelchingen (Alpenvorland HG 810 24) Jährl. Samenplantage 8,1 o C 705 mm Sämlinge der Silberbach (Nordostbayern, 2 HG 810 11) 6,0 o C 700 mm Weißtanne in Solnik Ebersdorf (Nordbayern, HG 3 810 12) 6,5 o C 900 mm Bulgarien Altmannsdorf (Steigerwald, 4 80 HG 810 17) 8,0 o C 700 mm Klimatabelle der bayerischen Tannenherkünfte Nr. Herkunft Jahresmitteltemperatur Jährl. Niederschlag Klimatabelle der bulgarischen Versuchsstandorte Nr. Herkunft Jahresmitteltemperatur Jährl. Niederschlag I Kipilovo (Balkangebirge) 12,4 o C 811 mm Staro Orjachovo II (Ostbulgarien nahe 11,4 o C 574 mm Schwarzmeer) III Vidin (Nordwet Bulgarien) 10,9 o C 573 mm

Große Küstentanne (Abies grandis)

Wuchsleistung der Küstentanne auf Versuchflächen in Deutschland Nach Rau et al.2008

Geeignete Herkünfte West- Washington Vancouver Island (BC) Ungeeignete Herkünfte Küstenbereich Südoregon Inland Beste Herkunft in Bayern Indian Creek Elwha River (Olympic Halbinsel, Washington Samenzone 221)

Reaktionsmöglichkeiten auf den Klimawandel Herkunftswahl gewinnt vor dem Hintergrund des Klimawandels zusätzliche Bedeutung um wirtschaftliche Verluste zu minimieren. Einführung wärmetoleranterer Herkünfte als Ergänzung g unserer heimischen Herkünfte (Feldprüfungen, Kontrolle, Dokumentation) Sicherung der genetischen Vielfalt = Erhaltung der Anpassungsfähigkeit