Atommüll lagern - aber wie?

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Transkript:

Atommüll lagern - aber wie? 3. Fachgespräch zu gesellschaftspolitischen, rechtlichen und technischen Fragen der Lagerung von Atommüll 06.10.2014

Auftrag der Endlagerkommission 4 (2) 1 StandAG Die Kommission soll Vorschläge erarbeiten zur Beurteilung und Entscheidung der Frage, ob anstelle einer unverzüglichen Endlagerung hoch radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen andere Möglichkeiten für eine geordnete Entsorgung dieser Abfälle wissenschaftlich untersucht und bis zum Abschluss der Untersuchungen die Abfälle in oberirdischen Zwischenlagern aufbewahrt werden sollen. 06.10.2014 Bis in alle Ewigkeit III - Handlungsoptionen 2

Entsorgungsoptionen Endlagerung ohne Vorkehrung zur Rückholbarkeit = Endpunkt Einlagerung in tiefe geologische Formationen mit Rückholbarkeit Längerfristige Oberflächenlagerung Verschluss / Stillegung??? Rückholung 06.10.2014 Bis in alle Ewigkeit III - Handlungsoptionen 3

Was ist Rückholbarkeit? Entsorgungskommission, angelehnt an OECD / NEA: Reversibilität: Möglichkeit der Umkehrung eines oder mehrerer Schritte in allen Phasen des Prozesses der Endlagerentwicklung: Endlagerplanung und auslegung, Bau und Betrieb des Endlagers bis hin zur völligen Rückabwicklung Rückholbarkeit (engl. retrievability): Im Endlagersystem implementierte konzeptionelle und technische Maßnahmen, die es ermöglichen oder erleichtern, den eingelagerten radioaktiven Abfall zurückzuholen. Also: Rückholbarkeit als Spezialfall der Reversibilität StandAG: die geplante technische Möglichkeit zum Entfernen der eingelagerten radioaktiven Abfallbehälter aus dem Endlager Eine solche Rückholung unterscheidet sich deutlich von einer Bergung: ungeplante Rückholung von radioaktiven Abfällen aus einem Endlager als Notfallmaßnahme (StandAG) 06.10.2014 Bis in alle Ewigkeit III - Handlungsoptionen 4

Mögliche Argumente (frei nach ESK) Pro Rückholbarkeit Eingriffs- / Korrekturmöglichkeit Radiologische Belastung bei Rückholung ist geringer zu bewerten als die Langzeitbelastung bei Versagen des Systems Entscheidungsfreiheit in der Zukunft ermöglichen Langzeitsicherheit Contra Rückholbarkeit Langzeitsicherheit am besten durch Endlagerung ohne weitere Vorkehrungen zur Rückholbarkeit gewährleistet Betriebliche und Umgebungssicherheit Generationengerechtigkeit Rückholung bedeutet zusätzliche radiologische Belastung Vermeidung von Belastung künftiger Generationen mit Verantwortung Kernbrennstoff: Wertstoff oder Abfall? Rückholbarkeit gefährdet Angriffs- / Zugriffssicherheit 06.10.2014 Bis in alle Ewigkeit III - Handlungsoptionen 5

Quelle: http://www.nea.fr/rwm/rr 06.10.2014 Bis in alle Ewigkeit III - Handlungsoptionen 6

Unterscheidung der Zeitperioden (ESK) 06.10.2014 Bis in alle Ewigkeit III - Handlungsoptionen 7

Zusammenfassung: Rückholbarkeit als relativer Begriff Es gibt kein Ja / Nein sondern unterschiedliche Grade der Rückholbarkeit d.h. eine evtl. Rückholung kann je nach Konzept mit unterschiedlichem Aufwand verbunden sein (keine Tiefgarage ) Rückholung aber als planbare technische Maßnahme unter Einhaltung der bergtechnischen Sicherheit, des Strahlenschutzes usw. Zeit: Einlagerung, Offenhaltung oder Abwerfen von Lagerbereichen, Verschluss Aber: langes Offenhalten beeinträchtigt Sicherheit! Zeitliche Änderung des Zustands des Endlagersystems Wir sprechen von Jahrzehnten, vielleicht wenigen 100 Jahren, aber nicht von Jahrtausenden! In jedem Fall geht es um Abwägung: Argumentativ Technisch: Rückholbarkeit konkurriert ggf. mit Sicherheitsanforderungen! Zielkonflikt mit Zugriffsschutz! Rolle der Überwachung (Monitoring): Was? Von wo? Auch verschlossenes Endlager wird überwacht und nicht aufgegeben! 06.10.2014 Bis in alle Ewigkeit III - Handlungsoptionen 8