Miteinander Gemeinsamer Brief der Garchinger Gemeinden Laudatekirche und St. Severin



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Transkript:

Miteinander Gemeinsamer Brief der Garchinger Gemeinden Laudatekirche und St. Severin S o m m e r www.laudatekirche.de / H e r b s t 2 0 1 5 www.severinkirche.de

Inhaltsverzeichnis Come together Ein besonderes Neubürgertreffen...7 Laudatekirche fördert Schulbesuch von Ivan Moshi in Tansania...8 Evangelische Jugend trifft junge Asylbewerber...10 Macht hoch die Tür, die Tor macht weit...11 40 jähriges Priesterjubiläum von Pater Julius Oswald SJ...14 Teresa von Ávila Aufbruch und Neubeginn...16 Neubeginn - Eine Mutter berichtet...18 Wenn in der Mauer eine Tür sichtbar wird...19 "Das, was uns verbindet, ist größer als das, was uns trennt"...22 Alphakurs Eine zeitgemäße Art den christlichen Glauben zu erfahren...27 St. Katharina im Zentrum der 1100-Jahrfeier der Stadt Garching...28 1100 Jahre Garching...30 Open-Air-Gottesdienst zum Straßenfest 2015...32 Pfarrfest St. Severin mit Kuchenwettbewerb...34 Pfingstwallfahrt nach Altötting...35 Fronleichnamsprozession...35 Sommerfest der Senioren...36 Firmung und Erstkommunionfeiern...37 Kindergarten Flohkiste "Mal ganz bayerisch"...38 Zelten mit den Grundschulkindern...39 Abschiedslied für AnnSo, Toni, Sarah, Tanja und Christian...40 Freud und Leid in unseren Gemeinden...41 Evangelische Gottesdienste...44 Ergebnis der Meinungsumfrage aus dem Oster-Pfarrbrief...47 Katholische Gottesdienste...48 Besondere Veranstaltungen und Gottesdienste Herbst 2015...49 Titelfoto: Herbert Bauernfeind 2

Bild oben: Ökumenischer Gottesdienst zur 1100 Jahr Feier am 14. Juni 2015 Foto: Gerald Weber Liebe Brüder und Schwestern, bei der Abschlussfeier am Garchinger Gymnasium kam einer der Abiturienten auf die Bühne, um sein Zeugnis entgegenzunehmen: er trug einen dunklen Anzug, Krawatte, Föhnfrisur - und im Arm - seine Schultüte. Diese große bunte spitze Tüte, in der man ihm vor mindestens zwölf Jahren, vielleicht auch dreizehn, alles mitgegeben hatte, was so ein Schulanfänger gebraucht hat, um zu arbeiten und zu lernen und auch, um sich den Schulanfang zu versüßen. Und das hat mir gut gefallen. Einerseits lohnt sich doch ein Blick zurück, vielleicht mit einem Hauch Wehmut im Fotoalbum von damals blättern, sich erinnern und auch stolz sein auf alles, was seither in die Schullaufbahn dieses jungen Menschen hineingesteckt wurde an Mühe, an Heften und Büchern, Stiften und Blöcken, an Pausenbroten und Kleingeld für Schulausflüge, Kopien und für die Klassenkasse... Und andererseits ist doch der Schulabschluss nichts als ein großer Übergang, ein Aufbruch, ein Kick-off in einen neuen Lebensabschnitt, zu neuen Ufern und neuen Zielen. Wo man ja im übertragenen Sinne auch wieder eine Schultüte braucht, eine Ausrüstung mit Material und Proviant und Stärkung. 3

Wir verlassen uns drauf, dass Gott uns mit allem versorgt, was wir wirklich zum Leben brauchen; was ist das denn bei Ihnen konkret? Wenn Gott Ihnen im Herbst eine große Schultüte in den Arm legen möchte, in dem Sie alles finden, was Sie fürs neue Schul- und Arbeitsjahr ab September brauchen - was müsste in dieser Schultüte stecken? Was brauchen Sie von Gott ganz besonders? Wonach sehnt sich Ihr Herz? Ist es mehr Geduld? Ist es ein neues Hobby, eine neue Leidenschaft, eine neue Freundschaft? Ist es ein neuer Arbeitsplatz? Gibt es etwas, das lange schon eigentlich dringend Platz finden sollte in Ihrem Leben? Dann richten Sie ihn jetzt ein. Machen Sie es jetzt möglich und verschieben Sie Neuerungen nicht bis zum St Nimmerleinstag; und wo Gott konkret helfen müsste, da könnten und sollten Sie ihn auch konkret bitten. Etwa um Hilfe, wenn Ihnen etwas bevorsteht, was Ihnen Angst einjagt: Eine Operation. Ein Umzug. Ein Abschied, etwa vom Arbeitsleben in den Ruhestand. Oder einfach ein weiterer Schritt ins Alter, neue Einschränkungen vielleicht durch Gebrechlichkeit und Schwächerwerden. Immer Gott um Hilfe bitten! In der Demut, zu wissen, oft entscheidet er anders als wir uns das vorstellen, anders als wir das wollen - aber man kann ihn immer bitten und vor allem kann man auch immer fragen, wie er das eigene Leben haben möchte und worauf es ihm beim Blick auf unseren Alltag ankommt. Die Bibel ruft immer wieder zum Neuanfang auf. Für mich hatte das als Kind immer den Beigeschmack der Vergeblichkeit, wie wenn man bei einem Spiel oder bei einem Buch oder einem Film immer wieder von vorne anfängt - das wird ja langweilig. Wir wollen doch vorwärtskommen, wollen auf etwas aufbauen, und damit sind wir im Christentum auch genau richtig. Grade die Christen glauben eben nicht an die Wiedergeburt, den ewigen Neuanfang, immer wieder auf Null - sondern wir hoffen, dass der Mensch einmal entsteht und dann einmalig bleibt und ein einziges, einzigartiges Leben lebt über den Tod hinaus in die Auferstehung, unverwechselbare Indiviualität bis in die Ewigkeit bei Gott. Und auch DAS Sakrament der Umkehr und des Neuanfangs wird ja nur einmal gefeiert: jeder Mensch wird nur einmal getauft. Aber Abendmahl feiern soll man 4

sein Leben lang immer wieder, sich immer wieder Proviant und Wegzehrung und Stärkung abholen, weil man eben nicht immer wieder zum ersten Schultag mit der Schultüte zurückkehrt wie in dem Film und ewig grüßt das Murmeltier, sondern zwar immer wieder neu anfängt, mit neuen, weißen Schulheften, einem leeren Kalender und einem unbefleckten Notenbogen, aber mit den Erfahrungen und dem Wissen und den gespeicherten Erkenntnissen aus den bisherigen Lebensabschnitten. Ich wünsch Ihnen einen gesegneten Start in den Herbst und das neue Schul- und Arbeitsjahr. Ihre Pfarrerin Kathrin Frowein mit dem ganzen Team der Laudatekirche Liebe Leserinnen und Leser! Wir dürfen uns dankbar an den schönen Ökumenischen Gottesdienst im Bürgerhaus am 14. Juni und an die Veranstaltungen in der alten Pfarrkirche St. Katharina am Wochenende vom 17. bis 19. Juli 2015 erinnern. Der Festvortrag des Kirchenhistorikers, Herrn Manuel Götz, die Vorstellung des neuen Kirchenführers St. Katharina, die Kirchenführungen zusammen mit der Ausstellung einiger Exponate, wie Monstranz, Reliquiar, Messgewand, Kelch und diverser Fotoaufnahmen aus dem kirchlichen Leben sowie das abschließende Kirchenkonzert haben viele Besucher angesprochen und bereichert. Durch einen Besuch der Kirche St. Katharina und die Lektüre des neuen Kirchenführers kann uns tiefer bewusst werden, welche Kostbarkeit unsere alte Pfarrkirche St. Katharina birgt und welches kunst- und architekturhistorische Zeugnis der Kultur sie darstellt sowie welche Spuren die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte hinterlassen hat. Gott begleitet uns Menschen auf unserem Lebensweg und wir dürfen unser Leben mit ihm und miteinander teilen, auch diese Erkenntnis können wir aus der 1100 Jahrfeier Garchings mitnehmen. Daran will uns aber auch jede Kirche, ganz besonders die alte Pfarrkirche St. Katharina, das historisch bedeutendste Gebäude unserer Stadt, erinnern. Vom heiligen Augustinus, Bischof von Hippo in Nordafrika (er starb im Jahre 430), dem wir ungemein tiefe und wertvolle Einsichten über das Wesen der Kirche verdanken, stammt der Satz: Bedenke: Ein Stück des Weges liegt hinter dir, ein anderes Stück hast du noch vor dir. Wenn du verweilst, dann nur, um dich zu stärken, nicht aber um aufzugeben. (sermo 177,2) Diese Mahnung des großen Kirchenlehrers können wir auf unser persönliches Glaubensleben beziehen, wir können es aber auch beziehen auf die Kirche. Das 2. Vatikanische Konzil greift den Gedanken des Unterwegsseins auf und bezeichnet die Kirche als das pilgernde Volk Gottes, das unterwegs ist in dieser Zeit, in 5

dieser Welt mit den Menschen der jeweiligen Zeitepoche aber mit dem einen Ziel: Gott. Der erste Begleiter auf diesem Weg ist unser Herr Jesus Christus. Bei ihm dürfen wir immer wieder verweilen, uns stärken lassen für unsere Arbeit und mit ihm sollen wir wieder aufbrechen. Und so dürfen wir nach diesen ereignisreichen Wochen und Monaten mit den Feiern anlässlich der 1100 Jahrfeier Garchings und dem Termin- und Leistungsdruck, dem wir das ganze Jahr über ausgesetzt sind, mit Zufriedenheit in die Ferien gehen und uns einige Wochen Urlaub gönnen. Körper und Geist, Leib und Seele brauchen Erholung und Regeneration. Der Wechsel von Arbeit und Freizeit, Spannung und Erholung ist wichtig. Es wird erzählt, dass der Apostel Johannes gern mit einem zahmen Rebhuhn spielte. Da fragte ihn ein Jäger: Warum vertust du deine wertvolle Zeit mit Spielen und noch dazu mit diesem nutzlosen Tier? Der heilige Johannes schaute ihn an ganz verwundert und stellte ihm eine Gegenfrage: Weshalb ist der Bogen in deiner Hand nicht gespannt? Der Jäger antwortete: Der Bogen darf nicht immer gespannt sein, denn sonst verlöre er seine Spannkraft, und ich könnte keinen Pfeil mehr damit abschießen! (Quelle unbekannt) Diese Geschichte ist es nicht nur wert, darüber nachzudenken, sondern selber zu praktizieren. Sie zeigt uns auf so einfache Weise eine tiefe Lebenserfahrung. Wenn wir ständig angespannt sind, verlieren auch wir die Kraft wie der Bogen des Jägers. Auch wir müssen immer wieder entspannen, ausspannen, sonst würden auch wir den Bogen überspannen. Also gilt es Ruhepausen einzulegen, Ferien, Sonntage oder auch einzelne Stunden oder Minuten der Ruhe am Tage sind für jeden Menschen wichtig, wenn er nicht seelisch verkommen will. In den Phasen der Ruhe können wir uns von der Oberflächlichkeit befreien und dem Samen des Glücks, der Freude und der menschlichen Begegnung die Chance verschaffen, in die Tiefe zu wachsen und Wurzeln zu schlagen. Wer den Bogen überspannt, zerbricht ihn; wo Räder immer laufen, laufen sie heiß. So wünsche ich Ihnen erholsame Wochen des Urlaubs mit guter Erholung für Leib und Seele und wenn Sie Ihren Urlaub schon hinter sich haben, einen guten Start in ein neues Arbeitsjahr. Mit den besten Segenswünschen Ihr Pfarrer von St. Severin v. N., Michael Ljubisic 6

Come together Ein besonderes Neubürgertreffen Seit dem Frühjahr leben ca. 80 Asylbewerber in drei Containerkomplexen am nördlichen Ortseingang von Garching, darunter 20 unbegleitete Minderjährige. Um diese neuen Mitbürger kennen zu lernen, organisierte der Helferkreis der kath. Pfarrgemeinde St. Severin unter dem Motto: Come together zwei große Zusammenkünfte mit Flüchtlingen und Garchinger Bürgern. Im Mai lud er zu einem gemeinsamen Kaffeetrinken in den Pfarrsaal, um sich bei Kaffee und Kuchen auszutauschen und die neuen Mitbürger der Stadt willkommen zu heißen. 40 Flüchtlinge mit Kindern fanden den Weg zu uns und freuten sich über Speis und Trank und vor allem über den Kontakt zu Garchingern. Da wir es aber nicht dabei belassen wollten, sollten sie bei der nächsten Aktion aktiv eingebunden werden, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. So gab es am 3. Juli ein weiteres Treffen: Bei fast zu schönem Wetter wurde der Pfarrgarten von Flüchtlingen und Garchingern mit Biertischgarnituren hergerichtet. Geplant war, dass man dann 7

gemeinsam kocht und isst. Dies klappte aber insoweit nicht, als die Flüchtlinge uns Garchinger nicht helfen ließen, das war gegen ihren Stolz. Sie wollten uns bekochen! In den drei Küchen der Pfarrei und am Gasgrill wurden mit viel Freude und Engagement Nigerianischer Reis und Hähnchen vielen Dank an Stella und Blessing, die bei gefühlten 50 C in der Clubraumküche drei Stunden Gemüse klein schnippelten und brieten und brutzelten -, ukrainisches Schaschlik, syrischer Milchreis, Mandelreis, albanische Teigtaschen und Salate zubereitet. Auch die Kinder- und Jugendlichen kamen beim Plantschen im Pool, Tischtennis-, Krocket- oder Fußballspielen auf Ihre Kosten. Gegen 21:30 Uhr aus Rücksicht auf die Ramadan haltenden Teilnehmer wurde dann das internationale Buffet geplündert und so konnten alle zusammen bei guten Gesprächen und köstlichem Essen den Abend ausklingen lassen. Wer gerne im Helferkreis mitarbeiten möchte, melde sich bitte im Pfarrbüro von St. Severin oder unter gerhardt.garching@freenet.de. Nicola Gerhardt Laudatekirche fördert Schulbesuch von Ivan Moshi in Tansania Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40) Erinnern Sie sich? Vor einem Jahr habe ich Ihnen im Gemeindebrief unser Schulprojekt vorgestellt: Unsere Laudatekirchengemeinde bezahlt die Schulkosten für Ivan John Moshi, einen Jungen in Tansania. Er besucht dort nun erfolgreich seit eineinhalb Jahren eine weiterführende Schule, das Ailanga Lutheran Seminary. Pro Schuljahr, das jeweils im Januar beginnt, überweist die Laudatekirche 1.000 an Schulgeld und ermöglicht einem jungen Menschen auf diese Weise Zukunftsperspektiven. Ohne die großartige Mithilfe vieler Spender wäre das Projekt nicht möglich. Der Betrag, der 2014 für Ivans erstes Schuljahr zusammen kam, ist für mich schon fast ein kleines Wunder: Es waren knapp über 1.000 Euro das Schulgeld und die Kosten für die Auslandsüberweisung, fast auf den Euro genau! Dafür möchte ich Ihnen allen ein herzliches Asante sana! sagen. In der Sprache Kiswahili, die in Tansania gesprochen wird, bedeutet das vielen Dank. Ich stehe mit Ivan und seinen Eltern in Kontakt, ihm geht es gut. Auch wenn der 8

Alltag im Internat nicht immer einfach ist, ist es für ihn das größte Glück, eine gute Schule besuchen zu dürfen. Bildung ist der Weg aus der Spirale von Arbeitslosigkeit und Armut. Oft ist es uns gar nicht bewusst, was es für ein Geschenk ist, zur Schule gehen zu dürfen! Die ersten eineinhalb Schuljahre sind natürlich erst ein Etappenziel auf dem Gesamtweg von insgesamt sechs Schuljahren. Deshalb benötigen wir weiter Ihre Unterstützung! Im August werde ich eine Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran machen zu Fuß. Insgesamt werde ich eine Woche unterwegs sein und dabei über 10.000 Höhenmeter zurücklegen. Mein Traum ist es, für jeden dieser 10.000 Höhenmeter 10 Cent einzulaufen bzw. einzuwerben, so dass am Ende das Schulgeld für ein Schuljahr, also 1.000 Euro zusammenkommen. Wie können Sie mein Wander-Projekt für Ivan unterstützen? Anfang August wird es über die Internetseite http://gofundme.freisleder.de die Möglichkeit geben, online zu spenden. Ein Hinweis: Da die Seite über die Spendenplattform GoFundMe läuft, kann die Laudatekirche in diesem Fall keine Spendenquittung ausstellen. Wenn Sie Ivan lieber auf konventionellem Weg unterstützen wollen, können Sie dies selbstverständlich nach wie vor über das Spendenkonto der Laudatekirche mit dem Betreff Schulgeld für Ivan John Moshi tun. In diesem Fall erhalten Sie eine Spendenquittung der Laudatekirche. Asante sana! Seien Sie und Ihre Lieben behütet bei allen sommerlichen Unternehmungen. Wenn Sie Fragen zum Projekt haben, sprechen Sie mich an. Ihre Pfarrerin Katarina Freisleder Spendenkonto der Laudatekirche Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg BLZ 702 501 50, Konto Nr. 090 249 376 IBAN: DE30 7025 0150 0090 2493 76, Swift-BIC BYLADEM1KMS Betreff: Schulgeld für Ivan John Moshi Gerne stellen wir Ihnen eine Spendenquittung aus. 9

Evangelische Jugend trifft junge Asylbewerber Aus Anfangskontakten wurden gemeinsame Freizeitaktivitäten Anfang März hatten die Jugendleiter der Laudatekirche die Idee, mit Spiel- und Unterhaltungsmaterialien die Kinder von Asylbewerbern in der Containerwohnanlage am Echinger Weg kennenzulernen und mit diesen zu spielen. Sie trafen dann auch auf etliche neugierige junge Männer und schnell ergaben sich lebhafte Spiele mit Bällen und einem riesengroßen Schwungtuch. "Die jungen Männer aus Afrika äußerten dabei ihr großes Interesse an weiteren Kontakten außerhalb der Containeranlage, so dass unsere Jugendleiter sie spontan zum internen Grillfest im Jugendleiter-Cafe im April einluden" berichtet Ines Hütter, Jugendbeauftragte der Laudatekirche. "So lernen unsere Gäste nicht nur deutsches Bier und die Musik unserer Jugendlichen kennen, sondern wir auch die von den Gästen DJ-mäßig aufgelegten heißen afrikanischen Rhythmen, zu denen bald wild getanzt wurde". Schnell wurden auch weitere Treffen verabredet wie zum Eis essen und gemeinsamen "Abhängen", inzwischen auch über eine gemeinsame Gruppe auf "Facebook". Daraus wurde mittlerweile ein regelmäßiges Treffen mit den jungen Männern am Sonntagnachmittag zum Fußballspielen, Skaten sowie zum Besuch 10

des Festes der Vielfalt und Kulturen auf dem Maibaumplatz. In den Jugendräumen der Laudatekirche wurde seitdem schon dreimal gegessen und getanzt. 'Geplant sind Ausflüge zum Flughafen und nach München und Spielnachmittage. "Ein gemeinsames Mensch-ärgere-dich nicht-spiel hatte kürzlich riesige Begeisterung hervorgerufen" amüsiert sich Ines Hütter "dem Deutschlernen unser jungen Gäste helfen auch solche Aktivitäten". Besonders freut sich die Jugendbeauftragte darüber, dass ihre Einladung an vier Flüchtlingskinder aus dem Kosovo in das einwöchige Pfingstzeltlager "Der Wilde Westen" der evangelischen Jugend in Königsdorf bei Bad Tölz klappte. "Der Einsatz von Frau Stanglmeier von der Stadt Garching und von Frau Huber vom Landratsamt haben die Wege dafür geebnet, die Nachbarschaftshilfe und die Evangelische Jugend München haben mit Sach- und Geldspenden ebenso geholfen wie spontane Hilfen von Mitgliedern der Laudategemeinde" schilderte Ines Hütter dieses hervorragende Beispiel des Ankommens von Asylbewerbern in der Stadt Garching. Dann fuhr sie zu den Flüchtlingskindern, um dort beim zweckmäßigen Packen der Taschen für das Zeltlager zu helfen. Alexander Bautzmann Macht hoch die Tür, die Tor macht weit Neugierde. Welche Menschen erwarten uns? Vorfreude auf neue Kontakte. Aber auch Unsicherheit. Sind wir hier willkommen? Können wir, und wenn, über was können wir uns mit denen unterhalten? Es nieselte als wir uns zum ersten mal auf den Weg machten um die Flüchtlinge zu besuchen. Wir fühlten uns vor allem schlecht informiert. An wen kann man sich wenden? Helfen wollte die Jugend der evangelischen Kirche von Anfang an. Aber wem eigentlich? Das einzige, das wir wussten, war, dass unter anderem Familien mit Kindern hier ein neues Zuhause gefunden hatten. Also packten einige von uns Spielsachen ein um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Wie erreichen wir die Familien überhaupt? Man kann ja schließlich nicht einfach an den Türen klopfen und die Leute stören. Die Container hinter dem großen REWE machten schon von Weitem einen kühlen Eindruck auf uns. Anders als die Bewohner, die uns herzlich begrüßten. Ein kleiner Stein fiel uns von den Herzen. Dennoch war die Distanz anfänglich da und schwer zu überwinden, weil es für beide Seiten neu und ungewohnt war. Gegen Ende kamen wir auf dem Gang mit einem jungen Mann aus Syrien, Manar, 11

ins Gespräch, der in seinem Heimatland vor der Flucht begonnen hatte, Maschinenwesen zu studieren. Überrascht waren wir über seine Englischkenntnisse, da fälschlicherweise oft davon ausgegangen wird, dass die Flüchtlinge mit wenig Bildung hier ankommen. Auf dem Weg nach Hause waren sich alle, aufgrund des Erfolgserlebnisses, einig, die Besuche zu wiederholen. Schwer war es allerdings, eine Gruppe, die sich mit den Flüchtlingen beschäftigt, von alleine zu gründen, ohne zu wissen, was man braucht und wie es ankommt. Seit Mitte Mai besuchen Leiter der evangelischen Jugend Samstag nachmittags die Flüchtlinge um Fußball oder Volleyball zu spielen oder an den See zu fahren. An einem dieser Samstage treffen wir Manar wieder, der uns zum Fußball spielen begleitet. Wir kommen ins Gespräch und es entwickelte sich mit der Zeit eine Freundschaft. Immer wieder erzählt er uns von seiner Familie und seiner Heimat, zeigt uns Fotos und spielt uns Lieder vor. Die Heimatstatt des 27-Jährigen liegt im Osten Syriens und heißt Dier Alzour. Er erzählte uns, dass er flüchtete, da ihm lebensnotwendige Dinge, wie Strom, Essen und Medizin fehlten. Die Angst um sein Leben war im Krieg ein ständiger Begleiter. Er meint auch, dass viele Ärzte, die dringend gebraucht werden, Syrien aufgrund der katastrophalen Zustände verlassen haben. Momentan befindet sich die Stadt in der Hand des IS. Sucht man seinen Heimatort in Google, um sich Bilder anzusehen, erscheinen erschreckend bekannte Bilder zerstörter Häuser und toter Menschen aus den Nachrichten. Trauriger Alltag. Am 15.8.2014 macht er sich dann zu Fuß auf den Weg. Er läuft von Syrien über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien nach Ungarn, von wo aus er den Zug nimmt und am 1.10.2014 in München ankommt. Er bemängelt den respektlosen Umgang ihm Gegenüber in Ungarn und fügt gleich hinzu, wie unterschiedlich dieser zu Deutschland ist. Warum ausgerechnet Deutschland? fragen wir. Über das Internet hat er erfahren, dass die Menschen hier für das respektiert werden, was sie sind und nicht nach Hautfarbe, Kultur oder Religion differenziert werden - dachte er zumindest. 12

Ingolstadt sollte sein erstes kurzzeitiges zu Hause sein. Er war enttäuscht vom Umgang, den er durch die Einwohner erfahren hatte. Hilfsbereitschaft existierte ihm gegenüber wenig. Er wurde angesehen, wie etwas, das man nicht sehen möchte. Wie Schmutz, sagt er uns, und wir bemerken, wie er etwas nachdenklich wird. Jetzt in München zu sein freut ihm umso mehr. Nach 8 Monaten in Ungewissheit kam am 22. Juni diesen Jahres endlich die erleichternde Nachricht: Manar darf für die nächsten 3 Jahre in Deutschland bleiben. Er hofft hier auf einen Neuanfang. In der Zukunft wünscht er sich die deutsche Sprache zu beherrschen, weiter studieren zu dürfen und eine gute Arbeit zu finden. Zuerst will er aber, sobald er seinen Pass hat, seine Familie besuchen, die in der Türkei zurück geblieben ist. Wäre da nicht das Problem mit dem Geld... Hürden Wie benutzt man eigentlich, wenn man das Glück hat eine EC-Karte zu besitzen, einen Geldautomaten hier? Die Sprache ist fremd aber irgendwie muss man sich ja zurechtfinden. Auch der monatliche Besuch im Jobcenter ist ohne Hilfe schwierig zu bewerkstelligen. Neben der typisch deutschen Bürokratie bestehen unter anderem zwischenmenschliche Probleme. Überraschend kommt beim Eis essen die Frage von einem 24-Jährigen Afrikaner: Warum habt ihr nichts gegen Schwarze? Was? Erst nach dreimaligem Nachfragen wird uns klar, was er damit meint. Trotz verbreiteter Toleranz herrscht dennoch, zu unserer Verwunderung, offensichtliche Ausgrenzung vor. Durch diese werden zusätzlich neue Hindernisse für die Flüchtlinge geschaffen, die sie alleine überwinden müssen. Doch das muss nicht sein! Jeder von uns kann ihnen den Start leichter machen, indem wir unsere Unsicherheit gegenüber dem Neuen beiseite legen, und somit kleine Probleme gemeinsam aus dem Weg räumen. Wir haben durch die Unterbringung der Flüchtlinge in Garching eine Chance bekommen zu helfen. Wir können zwar nicht die Zustände in Syrien, Nigeria oder Somalia ändern. Was wir aber ändern können ist das Leben der Menschen hier, die viel auf sich genommen und alles aufgegeben haben um bei uns einen Neuanfang zu wagen. Im August planen wir ein Malprojekt, um das triste Zuhause der Flüchtlinge zu verschönern. Kleine Gesten wie diese sind stets willkommen und zudem eine Möglichkeit Freundschaften aufzubauen. Anna Bergmeir und Susanna Hoyer 13

40 jähriges Priesterjubiläum von Pater Julius Oswald SJ Viele von uns haben P. Julius Oswald in den vergangenen fünf Jahren kennen und schätzen gelernt. 40 Jahre priesterliches Wirken sind ein Anlass mehr über unseren Pater Oswald zu erfahren. Seine Kindheit und Jugendzeit war selbst für ein Kriegskind wechselhaft. 1943 als Sohn eines deutschsprachigen Schneiderehepaars in Kovin, ca. 50 km östlich von Belgrad geboren, wurde er mit seiner Mutter 1945 in das Lager Rudolfsgnad gebracht. Dort überlebte er durch die liebevolle Fürsorge seiner Mutter und hat heute glücklicherweise keine Erinnerung an diese Zeit. (Aus dem Internet: rudolfsgnad-banat.de Der Ort war demnach von 10. Oktober 1945 bis Mitte März 1948 Vernichtungslager für Alte, Kranke, Kinder und Frauen mit Kleinkindern.) Die Jahre ab 1948 verlebte er auf einer Kolchose bei Belgrad, wurde eingeschult, wobei er zunächst die kyrillische und erst dann die lateinische Schrift lernte. Er sprach Deutsch und Serbisch. Da seine Eltern keine Zukunft in Jugoslawien sahen, reisten sie in die Bundesrepublik aus. So kam Julius Oswald mit 11 Jahren 1954 über einige Auffanglager nach Jungingen bei Ulm. Hier absolvierte er den Rest der Volksschule und anschließend in Ulm eine Ausbildung für den einfachen Postdienst mit allen dazugehörigen Tätigkeiten z. B. als Postbote. In der Diaspora-Gemeinde Jungingen war er Ministrant und sang im Kirchenchor. Der Kaplan ermutigte ihn, im Spätberufenenseminar der Diözese Rottenburg in Stuttgart das Abitur zu machen und Lehrer zu werden. Nach Exerzitien bei einem Jesuiten reifte in ihm der Gedanke, Priester zu werden, wobei ihm die Einbindung in eine Gemeinschaft wichtig war. Nach dem Abitur, das er bereits nach dreieinhalb Jahren ablegte, wurde er Anfang 1967 Jesuit. Im letzten Halbjahr des zweijährigen Noviziates begann er im Herbst 1968 in Pullach bei München Philosophie zu studieren. Das Studium schloss er 1971 mit dem Lizenziat, der Lehrerlaubnis für kirchliche Hochschulen, ab. Nach einem Jahr als Erzieher am Kolleg in Sankt Blasien studierte er drei Jahre Theologie in Innsbruck, wurde zum Magister promoviert und empfing am 12. Juli 1975 vom Münchner Erzbischof Julius Kardinal Döpfner in St. Michael die Priesterweihe. Mindestens ein Parralleleinsatz : Um Erfahrungen in der Seelsorge zu sammeln, wohnte P. Oswald mit einer 14

Gruppe junger Jesuiten im Pfarrhaus von Tübingen-Bühl. Er immatrikulierte sich an der Universität und schrieb an seiner Doktorarbeit über den jugoslawischen Marxismus. Neben Aushilfen in Bühl und den Nachbargemeinden begann er Exerzitien und Besinnungstage zu geben. Um die Leitung der Bibliothek der Hochschule Philosophie in München zu übernehmen, absolviert er auf Wunsch des Provinzials die Ausbildung für den höheren Bibliotheksdienst. Hierzu besuchte er die Bibliotheksschule an der Bayerischen Staatsbibliothek und machte an der Universitätsbibliothek in München sein Praktikum. Um zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden, erwarb er zuvor in Innsbruck das Doktorat in Philosophie. Ab 1981 war er Leiter der Bibliothek und Lehrbeauftragter für Fragen des Marxismus an der Hochschule für Philosophie. Neben Seelsorgsaushilfen in Pfarreien gab Pater Oswald regelmäßig Besinnungstage und Exerzitien. Während des Tertiates am Ende der Ordensausbildung absolvierte er 1982 bei Franz Jalics SJ in Berlin die 30-tägigen Exerzitien und lernte verschiedene Formen von Meditation kennen. Um sein Wissen abzurunden, besuchte er später in Bad Schönbrunn bei Zürich Kurse in Zen - Meditation. Um die Geschichte des Jesuitenordens bekannt zu machen, gründet er 1997 den Verein Jesuitica. Dessen Mitglieder halten jedes Jahr ein Symposium an ehemals bedeutenden Wirkungsstätten des Ordens und veröffentlichen die Schriftenreihe Jesuitica, die inzwischen auf 19 Bände angewachsen ist. Nach 26 Jahren Bibliotheksarbeit wandte sich P. Oswald 2007 ganz der Seelsorge zu und arbeitete die nächsten drei Jahre in Augsburg in St. Peter am Perlach und in der City-Seelsorge bei St. Moritz. 2010 kehrte er nach München zurück, meldete sich im Ordinariat der Erzdiözese und wurde ab September als Seelsorgsmithilfe St. Severin zugewiesen. Die erste Begrüßung in Garching war nicht offiziell sondern eher amüsant: Um die Kirche kennen zu lernen, nimmt er inkognito am Gottesdienst teil, singt mit und wird von einem Chormitglied für den Kirchenchor angeworben. Da war es aus mit dem Inkognito, ehrlich wie er ist, gab er sich zu erkennen. In seiner Freizeit hört P. Oswald gerne Musik und macht Wanderungen im Englischen Garten. In den vergangenen fünf Jahren durften viele Garchinger P. Oswald als verständnisvollen, pflichtbewussten Seelsorger kennenlernen. Regelmäßig feiert er den Gottesdienst im Garchinger Pflegeheim und kümmert sich darüber hinaus um die Sorgen und Nöte der alten Menschen. Auch sonst ist er immer zur Stelle, wenn man ihn braucht. Im Katechismuskurs beantwortet er Fragen kenntnisreich und geduldig. Voller Menschlichkeit verurteilt er nicht sondern versucht sich in 15

sein Gegenüber einzufühlen und daraus Lösungen zu entwickeln. Dabei zeigt er viel Humor, lacht gerne herzhaft und als heimlicher Fußballfan kann er sogar Fußball erklären. Lieber Pater Oswald, Vergelt s Gott für Ihr Wirken und Gottes Segen ad multos annos! Relindis Weißgerber Teresa von Ávila Aufbruch und Neubeginn Teresa von Ávila ist seit fünfhundert Jahren bekannt und beliebt. Eindrucksvoll bestätigten dies die Tagungen und Veröffentlichungen anlässlich ihres runden Geburtstags am 28. März dieses Jahres. Ihr Leben und Werk wurden dabei mehrfach dargestellt und brauchen deshalb nicht erneut vorgestellt zu werden. Anregend ist es jedoch, sie unter dem Gesichtspunkt Aufbruch und Neubeginn zu betrachten. Teresa de Ahumada, wie sie eigentlich hieß, stammte aus einer jüdischen Konvertitenfamilie in Ávila. Nach dem Tod der Mutter kam sie ins Internat der Augustinerinnen, das sie nach zwei Jahren krankheitshalber wieder verließ. Ihre Krankheit scheint psychosomatische Ursachen gehabt zu haben. Teresa konnte sich nämlich nicht entscheiden, ob sie heiraten oder ins Kloster gehen sollte. Da sie beides nicht wollte, als Frau aber keine andere Wahl hatte, belastete sie dies so, dass sie krank wurde und nach Hause zurückkehren musste. Aus Angst vor der Hölle trat sie am 2. November 1536 in den Karmel ein und legte ein Jahr später Profess ab. Weil sie keine bewusste Entscheidung getroffen hatte und als Nonne innerlich zerrissen und unschlüssig war, erkrankte sie so schwer, dass man mit ihrem Tod rechnete. Obwohl sie wieder gesund wurde, blieb sie zeitlebens seelisch und körperlich labil. Ihr Schlüsselerlebnis hatte sie 1554 beim Anblick einer Statue des gegeißelten Heilandes an der Martersäule im Betsaal des Klosters. Schlagartig wurde ihr bewusst, was der Sohn Gottes aus Liebe für sie erduldet hatte und wie wenig sie selbst für ihn tat. Seitdem war die Liebe zu Christus die Quelle, aus der Teresa lebte. Sogleich fing sie an, die Ordensregeln gewissenhaft zu beachten und ein ernsthaftes religiöses Leben zu führen. Dabei stellte sie fest, dass dies wegen der vielen Nonnen und deren Lebensstil in ihrem Kloster gar nicht möglich war. Deswegen beschloss sie, ein Kloster mit höchstens fünfzehn Schwestern zu gründen. Sie sollten zurückgezogen in der Klausur leben, niemals ausgehen und sich der Askese und dem Gebet widmen. Demnach wollte sie zu den Ursprüngen des Karmeliterordens zurückkehren und 16

sehnte sich nach Einsamkeit und Stille, um für das eigene Seelenheil zu sorgen und sich ihres Bräutigams Christus zu erfreuen. Erst als sie von den vielen ungetauften Indios, die nach damaliger Auffassung alle in die Hölle kamen, und von der Reformation Luthers hörte, erkannte sie die apostolische Bedeutung des Gebetes und bat ihre Gefährtinnen, für alle zu beten, die das Evangelium verkündigen und die Kirche verteidigen. Teresa begnügte sich nicht mit Appellen und guten Vorsätzen, sondern brach selbst auf und riskierte den Neubeginn, indem sie ihr religiöses Leben änderte und 1562 in Ávila ein reformiertes Kloster gründete. Bis zu ihrem Tod am 4. Oktober 1582 errichtete sie in Spanien achtzehn weitere. Dafür nahm sie weite und beschwerliche Reisen auf sich und musste in und außerhalb des Ordens erbitterte Widerstände überwinden. Obwohl ihr der General erlaubt hatte, Klöster zu gründen, kritisierte und beschimpft sie der päpstliche Nuntius Filippo Sega deswegen als ungehorsames und widerspenstiges Weib. Ermutigung und die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein, gaben ihr die von Gott geschenkten mystischen Gnaden. Dennoch verlangte und strebte sie nicht danach. Entscheidend war für Teresa allein die Nachfolge Christi, die der Mensch auch ohne sie gehen kann und muss. Ihr Weg zu Gott waren das Gebet und die Betrachtung, die sie mit Andacht verrichtete. Sorgfältig achtete sie darauf, was sie betete, wer der ist, mit dem sie redet, und wer sie ist, die mit einem so großen Herrn zu sprechen wagt. Sie wusste, dass wir nur mit der Gnade Gottes anfangen zu beten. Denn am Anfang des Gebetes stehen die Selbsterkenntnis und die Frage, bin ich auf dem richtigen Weg. Darauf können wir nur mit Gottes Hilfe eine ehrliche Antwort geben. Angesichts seiner Größe erkennen wir unsere Niedrigkeit, beim Betrachten seiner Demut unseren Hochmut. Demut ist nach Teresa wesentlich für das religiöse Leben, weil sie Wandel in der Wahrheit und somit Wandel in Gott ist. Sie besteht nicht darin, die Realität zu missachten und sich selbst klein und schlecht zu machen. Sie bedeutet vielmehr, die Wirklichkeit voll und ganz anzunehmen und sich selbst mit allen Fehlern und Schwächen, aber auch mit allen Fähigkeiten und Verdiensten zu bejahen. Um demütig zu werden, empfahl Teresa, sich in Gottes Gegenwart zu versetzen, seine Größe und Herrlichkeit zu betrachten und sich dabei die eigene Armseligkeit realistisch vor Augen zu halten. Ob die Beziehung eines Menschen zu Gott lebendig und seine Frömmigkeit echt sind, zeigt sich an seiner apostolischen Begeisterung und Nächstenliebe. Ohne den Mitmenschen gibt es keinen Weg zu Gott, wie es ohne Gott keine Liebe zu den Mitmenschen gibt. Wenn Teresa Gott allein genügt, sagt sie nicht Gott allein uns sonst nichts, sondern nur Gott allein kann all deine Sehnsüchte 17

erfüllen. In der Freundschaft mit ihm findet der Mensch sein Zuhause, Erfüllung und Geborgenheit. Gott schenkt ihm Kraft und Mut, aufzubrechen, in der Nachfolge Christi den Neubeginn immer wieder zu wagen und den Menschen die frohe Botschaft zu bringen. P. Julius Oswald SJ Neubeginn - Eine Mutter berichtet Von zu Hause das erste Mal in den Kindergarten, Schulanfang, Schulwechsel, eine Beziehung wagen, Ende der Schulzeit, Beginn einer Ausbildung oder Studium, Ausziehen aus Hotel Mama, Es gibt viele Momente im Leben eines Menschen, an denen er etwas Altes, Gewohntes aufgibt, um sich in neue Gefilde zu begeben. Etwas Neues beginnen, etwas Neues wagen. Das bringt immer Unsicherheiten mit sich, eine neue Situation bewältigen heißt, ins kalte Wasser zu springen und das Beste draus machen. Doch manchmal steht ein Neubeginn an, den man so gar nicht einschätzen kann. Immer war ich, so ist mein Wesen, sehr optimistisch was Neubeginne betrifft. Das mach ich schon, was soll schon passieren?. Dass ich mir unsicher sein könnte, Ängste mich Rat suchen lassen bei Freunden, das war mir bis vor Kurzem unbekannt. Schwanger zu sein ist wunderbar, neues Leben in sich spüren eine unvergleichliche Erfahrung. Doch der Geburtstermin rückt näher und damit tauchen wieder viele Fragen auf. Schwanger sein, damit war man bis dato vertraut, das konnte man ganz gut. Tausend Gedanken. Wie wird die Geburt? Klappt das Stillen? Werde ich das kleine Wesen mögen? Komme ich zurecht? Trotz vieler gut gemeinter Ratschläge und viel Ratgeberliteratur war es doch mehr als ein Sprung ins kalte Wasser, als Miriam da war. Schlaflose Nächte, davon hatte ich gelesen, erleben ist dann aber doch etwas anderes. Es waren so viele Eindrücke, vor allem in der ersten Zeit mit Kind. Gerne erinnere ich mich an unser erstes Weihnachten. Miriam war drei Wochen alt und wir hatten alle Verwandtschaft ausgeladen, um für uns zu sein. Ruhe nach den vielen Besuchen. Zu Hause lasen wir das Evangelium und blieben an einem Satz hängen: Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. (Lk 2,19) Die Jahre zuvor war mir dieser Satz nie aufgefallen. Und doch war ich mir sicher, dass genau das für mich der Kern meiner damals aktuellen Situation war. Ich fühlte mich verstanden und fand wirklich hilfreichen Rat. So viel Trubel, so viel Aktion rund um das Baby, so viele neue Aufgaben, ein ganz anderer Rhythmus bzw. keiner, kurz: so viel Neues! Wie geht 18

Maria mit dieser Situation um? Sie springt nicht hysterisch umher, sie schreibt nicht tausend Dankesbriefe, sie putzt nicht wie wahnsinnig den Stall, bevor die Hirten und Könige kommen. Nein, sie bleibt ruhig. Sie nimmt die Fülle an Eindrücken auf und lässt sich Zeit, das alles zu verarbeiten. Sie denkt darüber nach. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich mich viel intensiver auf das kleine Wesen einlassen. Den Neubeginn wirken lassen, die Dinge im Herzen bewahren und darauf vertrauen, dass es schon klappt. Und obwohl es stimmt, dass aller Anfang schwer ist, machte ich auch die Erfahrung, die Herman Hesse in seinem Gedicht Lebensstufen beschreibt Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben. Auf genau diesen Zauber des Anfangs freue ich mich schon. Denn im Januar steht wieder ein Neubeginn an... Karin Filser Wenn in der Mauer eine Tür sichtbar wird Gedanken zum Thema Scheitern und Neubeginn Er hatte sich alle Mühe gegeben. So gut er eben konnte. Aber er hatte es nicht geschafft - und ist rückfällig geworden. Wer? Viele Menschen sind dieser Wer : Der Ladendieb, oder der Spielkranke etwa. Auch der, der immer zu schnell fährt gehört dazu. Oder der Strafgefangene, der entlassen wurde. Ich stelle mir so einen gescheiterten Menschen vor, der in der Justizvollzugsanstalt sitzt. Zäh rinnen seine Tage dahin, sehr zäh. Immer gleich. Das gleiche Essen, der gleiche Blick aus dem kleinen vergitterten Fenster, das gleiche Licht. Die gleichen Menschen um einen herum, die gleichen Geräusche im kleinen Raum. Mürbe wird er. Er beginnt zu zählen, jeder von uns kennt die Strichlisten an den Wänden von Gefängniszellen aus den Spielfilmen. Und endlich ist es so weit, er wird entlassen. Wie viele Vorsätze sich bis dahin wohl in so einem Menschen nieder gelassen haben, in zahllosen einsamen Nächten? Welche Vorstellungen, welche Hoffnungen wurden in den Gefängnissen der Jahrhunderte geboren um dann wieder zu scheitern? Neben diesen Gescheiterten sind noch die Vielen, die dazu gehören, in unseren Augen vielleicht weniger dramatisch, aber was wissen wir als Außenstehende 19

denn schon: Etwa von gescheiterten Beziehungen, von gescheiterten Arbeitsverhältnissen usw. Die offiziell Gescheiterten, das sind die, auf die man mit dem Finger zeigt. Wenigstens innerlich, äußerlich kaum noch. Und indem der Mensch das macht, erhebt er sich über sie. Vielleicht brauchen wir sie, damit wir uns besser fühlen? Brauchen wir die Schlechten, um besser zu sein: Jawohl, Herr Lehrer, ICH hab meine Hausaufgabe gemacht! Der eigene Umgang mit den Menschen, die wir als gescheitert bezeichnen, spiegelt besonders deutlich unsere eigenen entsprechenden Erfahrungen. Dieser Umgang erzählt immer auch vom je eigenen Elternbild. Das Vaterbild von Jesus Christus mag als positives Beispiel gelten. Mit seinem Leben, so beschreibt es die Bibel, geht er hinein in die Mitte der Gescheiterten. Niemals bejaht er dabei, was dem Menschen schadet. Niemals aber verurteilt er den Menschen. Vielmehr bemüht er sich beständig darum, den Gefallenen aufzurichten. Denn er weiß um einen Vater, der wesentlich (!) mehr ist als das Gesetzesdenken des Menschen: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet, Mt 7,1 eine deutliche Warnung vor jeder Form von Selbstgerechtigkeit! Vor allem dieses Gottesverständnis ist das Neue, das er bringt. Während im Judentum der Gottesname nicht einmal ausgesprochen werden darf, nennt Jesus ihn sogar Abba, Vater. Und es ist ein guter Vater, ein liebender Vater, einer, der vergibt, wenn Menschen scheitern und neu beginnen müssen. Dabei zeigt sich unser Verhalten im Scheitern zeigt deutlich in der Kreuzigungsszene, wie sie das Lukasevangelium zeichnet. Die drei Positionen sind repräsentativ: Da sind zu einen die Unbetroffenen, die sich in Sicherheit wähnen und die Gescheiterten verurteilen und verspotten: Die führenden Männer des Volkes verlachten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist. (Lk 23,35). Dann ist da der Gescheiterte, der in verzweifelter Aggression verharrt und andere für sein Scheitern verantwortlich macht: Bist denn du nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! (Lk 23,39). Und schließlich der, der sein Scheitern eingesteht: 20

Uns geschieht recht Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! (Lk 23, 40 42). Alles läuft hin auf das Verhalten Jesu selbst. Auch er ist ja ein Gescheiterter sein Anliegen, Israel für Jahwes Wahrheit und Liebe zu gewinnen, war ein Misserfolg. Dennoch bleibt er bei seinem Anliegen und wirft sich in die Arme Gottes wie in die Arme eines liebenden Vaters oder einer liebenden Mutter. Und ermutigt mit dem rechten Schächer jeden Menschen, der von sich sagt, dass er gescheitert ist, mit den Worten: Amen, noch heute wirst du mit mir im Paradies sein! (Lk 23,43). Hier hat der Neubeginn seine Wurzel. Es geht um eine Hoffnung, die bleibt, trotz allen Scheiterns, das uns in unserem Leben begegnet, in welcher Form auch immer. Er nährt sich und findet Halt und Kraft in den Bildern, mit denen Jesus den Vater beschreibt: Du kannst Dich an mir fest machen glauben, nennt das unsere Sprache, ich werde Dich nicht fallen lassen. Meine Hand ist da, wenn Du beginnst zu versinken (Mt 14,22-33), und meine Augen werden nicht müde, den Horizont nach Dir abzusuchen, ob Du nach Hause findest, wenn Du Dich in der Fremde verlaufen hast, damit ich Dir entgegen laufen kann (Lk 15,11-32), und wenn Dich der Dämon der Angst fesseln will, dann nimmt ihm Dein Vertrauen in mich die Kraft (Lk 4, 40 u.a.). Selbst das letzte Scheitern, das jedem Menschen bevorsteht, der Tod, führt nach Hause. Diese Tür mitten in der Mauer des Lebens ist aus dem Holz des Kreuzes gezimmert. Der Neubeginn dahinter kennt die Zeit und damit das Scheitern nicht mehr. Klaus Klonowski, Diakon Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmel ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält. 21 Rainer Maria Rilke

"Das, was uns verbindet, ist größer als das, was uns trennt" 500 Jahre Reformation: 2017 als gemeinsames Christusfest feiern Das Ökumenische Frühstück der Pfarreien und Gemeinden im Münchner Norden in St. Severin am 22. März 2014 ist mir noch in sehr guter Erinnerung. Zunächst wegen der äußerst sachkundigen Kirchenführung durch Dr. Norbert Ruhs für die über 40 Teilnehmer. Überraschend für viele Teilnehmer waren dann die Inhalte des Schwerpunktreferats von Kirchenrat Ivo Huber (Ökumene-Referent der bayerischen Landeskirche) über die gerade erschienene Schrift "Vom Konflikt zur Gemeinschaft - Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017". Die Diskussionen und Gespräche nach Hubers Ausführungen zeigten, dass mit mir sehr viele Teilnehmer unter dem Eindruck standen, dass die Öku mene damit weiter vorankommen und in ein neues Stadium eintreten könnte! Die Lutherische/Römisch-katholische Kommission für die Einheit Der oben genannte "Bericht der Lutherisch/Römisch-Katholischen Kommission für die Einheit" wurde von hochrangigen Theologen, Wissenschaftlern und Beratern aus mehreren Kontinenten im Hinblick auf das Jahr 2017 erarbeitet. Das Dokument ist schon der zehnte Text dieser internationalen Dialogkommission. Sie wurde im Jahr 1967 unmittelbar nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil begründet. Die bisher wichtigste Frucht dieses Dialogs ist die am Reformationstag 31. Oktober 1999 in Augsburg vom Lutherischen Weltbund, der Römischkatholischen Kirche und dem Weltrat methodistischer Kirchen unterzeichnete "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre", in der zu einem zentralen Streitpunkt der Reformationszeit ein grundsätzlicher Konsens festgestellt wurde. Das Dokument "Vom Konflikt zur Einheit" Das neue Dokument möchte einen Beitrag leisten zu einem gemeinsamen lutherisch/römisch-katholischen Gedenken der Reformation in 2017. Anders als bei früheren Reformationsjubiläen, bei denen es vorrangig um eine Stärkung der evangelisch-reformatorischen Identität und eine Abgrenzung zur katholischen Kirche ging, soll 2017 das Gedenken an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren erstmals bewusst ökumenisch und gemeinsam begangen werden. Der Leit- 22

gedanke dabei lautet: "Was in der Vergangenheit geschehen ist, kann nicht geändert werden. Was jedoch von der Vergangenheit erinnert wird und wie das geschieht, kann sich im Lauf der Zeit tatsächlich verändern" (Text Nr. 16). Das Dokument entwickelt auf 90 Seiten in sechs Kapiteln mit 245 Texten "einen ökumenischen Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft - einen Weg, auf dem wir das Ziel noch nicht erreicht haben. Gleichzeitig hat die Kommission das Wort von Papst Johannes XXXIII. ernst genommen: "Das, was uns verbindet, ist größer als das, was uns trennt" (Vorwort). "Das bevorstehende Jahr 2017 fordert Katholiken und Lutheraner dazu heraus, die Themen und Konsequenzen der Wittenberger Reformation, die ihren Mittelpunkt in der Person und dem Denken Martin Luthers hatte, im Dialog zu erörtern und Perspektiven für das Gedenken und die Aneignung der Reformation heute zu entwickeln. Luthers reformatorisches Programm stellt auch für heutige Katholiken und Lutheraner eine geistliche und theologische Herausforderung dar" (Einleitung). Im ersten Kapitel geht das Dokument auf die Herausforderungen der Globalisierung und Säkularisierung für die christlichen Kirchen im jetzigen "Ökumenischen Zeitalter" ein (2017 wird auch der 50. Jahrestag des Lutherisch/Römisch-katholischen Dialogs sein!) und benennt das Besondere des Reformationsgedenkens 2017. Das zweite Kapitel stellt dar, wie sich aus gegenwärtiger, historischer, theologischer und ökumenischer Perspektive der Blick auf den Reformator Martin Luther über die Jahrhunderte geändert und vertieft hat. Das dritte Kapitel bietet dann eine gemeinsame Skizze der Geschichte der Reformation und der katholischen Reaktion (von der Abgrenzung im Konzil von Trient 1545-1563 bis zur Öffnung im Zweiten Vatikanischen Konzil 1962 1965). Das heißt nichts anderes, dass Lutheraner und Katholiken heute in der Lage sind, die Geschichte der lutherischen Reformation gemeinsam zu erzählen! Im vierten Kapitel werden die Hauptthemen der Theologie Luthers: "Rechtfertigung, Herrenmahl, Amt, Schrift und Tradition" gemeinsam im Dialog dargelegt, auch mit den Anliegen und Bedenken der katholischen Seite. Die Kontroversen früherer Jahrhunderte in diesen Hauptthemen können jedoch zu einem großen Teil als überwunden gelten. Das fünfte Kapitel zieht schließlich die Folgen aus den vorherigen Ausführungen und stellt dar, wie 2017 ein gemeinsames Reformationsgedenken möglich ist, das die gemeinsame Freude am Evangelium ebenso dankbar annimmt wie es die jeweils eigene Schuld und das jeweils eigene Versagen in den Auseinandersetzungen der Reformationszeit und den Jahrhunderten danach anerkennt. Gemeinsam kommt Lutheranern und Katholiken immer mehr zu Bewusstsein: Der Streit des 16. Jahrhunderts ist vorüber. Die Gründe, sich gegenseitig zu verurteilen, sind entfallen, wenn auch ein abschließender Konsens in allen im 23

obigen Kommissionsbericht behandelten Fragen noch nicht in Sicht ist. Das Dokument nennt daher im sechsten Kapitel "Fünf Ökumenische Imperative" (Imperativ = Aufforderung, Orientierung), die für das gemeinsame Reformationsgedenken 2017 leitend sein sollen, die uns Christen einladen, auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft nicht stehen zu bleiben. Die fünf ökumenischen Imperative - Eine Orientierung Der erste Imperativ Katholiken und Lutheraner sollen immer von der Perspektive der Einheit und nicht von der Perspektive der Spaltung ausgehen, um das zu stärken, was sie gemeinsam haben, auch wenn es viel leichter ist, die Unterschiede zu sehen und zu erfahren. Der zweite Imperativ Lutheraner und Katholiken müssen sich ständig durch die Begegnung mit dem Anderen und durch das gegenseitige Zeugnis des Glaubens verändern lassen. Der dritte Imperativ Katholiken und Lutheraner sollen sich erneut dazu verpflichten, die sichtbare Einheit zu suchen, sie sollen gemeinsam erarbeiten, welche konkreten Schritte das bedeutet, und sie sollen immer neu nach diesem Ziel streben. Der vierte Imperativ Lutheraner und Katholiken müssen gemeinsam die Kraft des Evangeliums Jesu Christi für unsere Zeit wiederentdecken. Der fünfte Imperativ Katholiken und Lutheraner sollen in der Verkündigung und im Dienst an der Welt zusammen Zeugnis für Gottes Gnade ablegen. Ziel des ökumenischen Gedenkens an den Beginn der Reformation vor rund 500 Jahren soll sein, Jesus Christus in den Mittelpunkt zu stellen, ihn zu bekennen und zu feiern als den, "dem allein über alles zu vertrauen ist als Mittler (1 Tim 2,5f.), durch den Gott im Heiligen Geist sich selbst gibt und uns seine erneuernden Gaben schenkt", also ein Christusfest zu feiern. Diese Zielsetzung und die fünf ökumenischen Imperative sind auch für uns Christen in Garching eine wichtige Leitlinie für die Fortsetzung und Verstärkung unserer schon langen ökumenischen Zusammenarbeit bis, im und nach dem gemeinsamen Reformationsgedenken 2017. In einem Ende Juni 2015 veröffentlichten Briefwechsel zwischen dem EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedfort-Strohm und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofkonferenz, Kardinal Reinhard Marx, haben sich beide Kirchen jüngst 24

recht konkret auf gemeinsame Formen für 2017 verständigt. Dazu gehören unter anderem ein zentraler "Versöhnungsgottesdienst" in Berlin am 11. März 2017 hier wollen beide Kirchen sich gegenseitig um Vergebung für Verletzungen und Greuel des jeweils anderen bitten - und die Feier eines "Ökumenischen Gottesdienstes anlässlich des Festes der Kreuzeserhöhung" am 14. September 2017. Voraus gehen auch eine gemeinsame Pilgerreise der Bischofskonferenz und des Rats der EKD nach Jerusalem zu den gemeinsamen Quellen des Glaubens im Oktober 2016 und eine Tagung im Herbst 2016, auf der beide Kirchen gemeinsam die jeweils neuen Bibelübersetzungen vorstellen wollen. Vielleicht ist es auch ein positives ökumenisches Zeichen, dass die Stadtverwaltung von Rom nach jahrelanger Prüfung kürzlich entschieden hat, im Herzen der Welthauptstadt des Katholizismus ein halbes Jahrtausend nach Beginn der Reformation einen Platz im Colle-Oppio-Park nach Martin Luther zu benennen: "Piazza Martin Lutero". Alexander Bautzmann Buchquelle: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft", Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig und Bonifatius Druck, Paderborn (ISBN 978-3-374-03418-5), auch als PDF im Internet kostenlos herunterzuladen Laudate Freizeit 2015 in Langau 25