Verfahrensanweisung und Information zu HIV Kunden der Hauskrankenpflege Tiede & Partner GbR Es wird auf die besondere Schweigepflicht hingewiesen, zum Schutze des Kunden und zum Schutz des Unternehmens aufgrund der Auswirkung auf die Öffentlichkeit. Jedes Zuwiderhandeln wird mit einer fristlosen Kündigung geahndet. Gültigkeit ab 29.08.2008 AIDS steht für "Acquired Immune Deficiency Syndrome", also ein erworbenes Immundefektsyndrom. AIDS wird durch das HI-Virus (HIV) ausgelöst. Dieses führt zu einer Immunschwäche und zu Sekundärinfektionen (auch opportunistische Infektionen genannt) sowie zu Tumoren. Übertragen wird das HI-Virus durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Vaginalsekret usw. Als häufigste Infektionswege gelten Vaginal- Analverkehr ohne Verwendung von Kondomen, Oralverkehr und die Benutzung kontaminierter Spritzen beim intravenösen Drogenkonsum. Insbesondere homosexuelle Männer gelten als Risikogruppe, da häufige Partnerwechsel und Analverkehr in dieser Szene vermehrt anzutreffen sind. Die Einnahme von HIV-unterdrückenden Medikamenten ("antiretrovirale Therapie") und die Behandlung der Sekundärinfektionen können den Krankheitsverlauf deutlich verlangsamen. Eine Heilung ist jedoch derzeit nicht möglich. Eine HIV-Infektion verläuft in drei Phasen: Stadium 1 (asymptomatisches Stadium): Zwei bis sechs Wochen nach einer Infektion können Symptome wie Fieber, Nachtschweiß, geschwollene Lymphknoten, Übelkeit usw. auftreten. Diese werden jedoch häufig mit einer Grippe verwechselt und klingen rasch wieder ab. Danach bleibt der Infizierte meist über Jahre symptomfrei. Stadium 2 bezeichnet die HIV-assoziierten Erkrankungen: In dieser Zeit vermehrt sich das Virus im Körper und schwächt bereits das Immunsystem. Erste Symptome treten auf, wie etwa Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Diarrhöe, Fieber, Mund- und Rachensoor, orale Haarleukoplakie (weißliche, erhabene Beläge auf der Zunge, die sich nicht abstreifen lassen), Gürtelrose usw. Stadium 3 bezeichnet die AIDS-definierten Erkrankungen: Das Vollbild von AIDS liegt vor. Beim HIV-Positiven werden opportunistische Infektionen festgestellt, die für den gesunden Menschen normalerweise harmlos sind. Die Gewichtsabnahme (Wasting-Syndrom) beschleunigt sich. Es treten u.a. Krebserkrankungen z.b. das Kaposi-Sarkom, Pneumonien, HIV-Enzephalopathie bis hin zur AIDS-Demenz auf PDL M. Tiede M. Tiede 1 05.04.2016 Seite 1von 5
Anweisung zur med. Behandlung/Pflege Alle Pflegekräfte sind strikt angewiesen, jede Form des "recapping" (Wiederaufsetzen der Kunststoffhülle auf die Kanüle) zu unterlassen. Scharfe spitze Gegenstände, die mit Blut anderen Körperflüssigkeiten in Kontakt gekommen sind, müssen gefahrlos entsorgt werden. Behälter, in denen die gebrauchten Kanülen abgelegt werden, müssen als "infektiös" beschriftet werden. Bei Kontakt zu möglicherweise virushaltigen Körperflüssigkeiten muss die Pflegekraft Schutzhandschuhe tragen. Wenn ein Kontakt mit virushaltigen Tröpfchen (Aerosole) möglich ist, sollten zusätzlich Mundschutz und Schutzbrille verwendet werden. Auch angetrocknetes Blut ist infektiös. Bei Durchfällen und nässenden Wunden ist ein Schutzkittel zu tragen. Vor dem Besuch bei dem Kranken und nach dem Ablegen der Einmalhandschuhe führt die Pflegekraft eine hygienische Händedesinfektion durch. Beim Kontakt mit HIV-Infizierten dürfen ausschließlich Latex-Handschuhe verwendet werden. Falls eine Allergie gegen Latex besteht, sollte die Pflegekraft erst einen Handschuh aus einem alternativen Material anziehen und darüber einen Latex- Handschuh tragen. Verhalten nach Stich- ähnlichen Verletzungen mit HIVkontaminiertem Material: Es ist bei einer Kontamination Verletzung sofort die PDL zu informieren und ein Arzt aufzusuchen. Infektionsrisiko: Die Gefahr, sich durch einen Nadelstich mit einer frisch bei einem HIV-positivem Patienten benutzten Nadel zu infizieren wird mit 1:250 angegeben! In Deutschland sind 41 beruflich erworbene HIV-Infektionen bekannt (Stand: 2000, RKI) höheres Infektionsrisiko: tiefe Stich- Schnittverletzungen 10-fach erhöhtes Infektionsrisiko sichtbare Blutspuren auf dem verletzenden Instrument etwa 5-fach erhöhtes Infektionsrisiko Verletzung durch eine Kanüle, die zuvor in einem Blutgefäß eines HIV-Patienten lag etwa 5-fach erhöhtes Infektionsrisiko hohe Viruskonzentration im Blut des HIV-Patienten mehr als 6-fach erhöhtes Infektionsrisiko PDL M. Tiede M. Tiede 1 05.04.2016 Seite 2von 5
Vorgehen nach Nadelstichverletzung: Stich- Schnittverletzungen ausbluten lassen durch Druck auf umliegendes Gewebe (länger als 1 Minute, keine Erweiterung des Stichkanals) Kontamination von geschädigter Haut, Auge, Mundhöhle: intensive Spülung mit nächstmöglich erreichbarem: hochprozentigem Alkohol (für Mundhöhle unvergällt) Wasser isotone Kochsalzlösung ggf. PVP-Jod intensive antiseptische Spülung bzw. Anlegen eines Antiseptische Wirkstoffdepots: Haut Hautantiseptikum auf Basis von Alkohol für Wunden: >80% Ethamol-basierte Präparate (z.b. Fekaderm ) hochprozentig alkohol-basiertes Präparat + PVP-Jod (z.b. Betaseptic ) fürs Auge isotone wässrige PVP-Jod-Lösung 2,5% ggf. antiretroviralen Postexpositionsprophylaxe (PEP): siehe: Kurzfassung: Empfehlungen zur HIV-Postexpositionsprophylaxe (Stand möglichst schnell die Therapie einleiten (innerhalb von 1-2 Stunden) empfohlene Dauer: 28 Tage Da diese Behandlungen nicht zugelassen sind, muss der Patient darüber und über mögliche Nebenwirkungen (Schwangerschaft!) umfassend aufgeklärt werden. PDL M. Tiede M. Tiede 1 05.04.2016 Seite 3von 5
Indikation zur HIV-PEP: Indikation zur HIV-PEP bei beruflicher HIV-Exposition nach Kurzfassung: Empfehlungen zur HIV-Postexpositionsprophylaxe (Stand November 2004 Perkutane Verletzung mit Injektionsnadel anderer Hohlraumnadel (Körperflüssigkeit mit hoher Viruskonzentration: Blut, Liquor, Punktatmaterial, Organmaterial, Viruskulturmaterial) Tiefe Verletzung (meist Schnittverletzung), sichtbares Blut Nadel nach intravenöser Injektion Oberflächliche Verletzung (z.b. mit chirurgischer Nadel) Ausnahme: Indexpatient hat AIDS eine hohe HI- Viruskonzentration Kontakt zu Schleimhaut verletzter/geschädigter Haut mit Flüssigkeiten mit hoher Viruskonzentration Perkutaner Kontakt mit anderen Körperflüssigkeiten als Blut (wie Urin Speichel) Kontakt von intakter Haut mit Blut (auch bei hoher Viruskonzentration) Haut- Schleimhautkontakt mit Körperflüssigkeiten wie Urin und Speichel Indikation zur HIV-PEP nach sexueller und anderer HIV-Exposition nach Kurzfassung: Empfehlungen zur HIV-Postexpositionsprophylaxe (Stand Ungeschützter vaginaler analer Geschlechtsverkehr (z.b. infolge eines geplatzten Kondoms) mit einer HIV-infizierten Person Gebrauch HIV-kontaminierten Injektionsbestecks durch mehrere Drogengebrauchende gemeinsam nacheinander ungeschützter oraler Geschlechtsverkehr mit der Aufnahme von Sperma des HIV-infizierten Partners in den Mund Küssen und andere Sexualpraktiken ohne Sperma-/Blut- Schleimhautkontakte sowie S/M-Praktiken ohne Blut-zu-Blut- Kontakte Verletzung an herumliegendem, nicht ordnungsgemäß entsorgtem gebrauchtem Spritzenbesteck zur Injektion von Drogen, Medikamenten Insulin PEP nicht empfehlen PEP nicht empfehlen PDL M. Tiede M. Tiede 1 05.04.2016 Seite 4von 5
Zidovudin + Lamivudin Standard-Kombinationen zur HIV-PEP 1,3 entweder als Combivir (2x 300/150mg) als Retrovir (2x 250mg) plus Epivir (2x 150mg 1x 300mg) kombiniert mit Nelvinavir (Viracept, 2x 1250mg) Indinavir (Crixivan, 3x 800mg) Lopinavir/rit (Kaletra, 2x 400/100mg) Efavirenz 2 (Sustiva /Stocrin, 1x 600mg) 1 falls Standard-Medikamente nicht verfügbar sind, können auch andere zur HIV-Therapie zugelassene Medikamente eingesetzt werden - Abacavir (Ziagen ) und Nevirapin (Viramune ) sollten jedoch nur in begründeten Ausnahmefällen für eine PEP eingesetzt werden. 2 Bei Schwangerschaft ist Efavirenz kontraindiziert! 3 nach Kurzfassung: Empfehlungen zur HIV-Postexpositionsprophylaxe (Stand PDL M. Tiede M. Tiede 1 05.04.2016 Seite 5von 5