Was tun gegen Sexismus? Diese Broschüre soll über Sexismus und sexistische Verhaltensweisen aufklären.

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Transkript:

Was tun gegen Sexismus? Diese Broschüre soll über Sexismus und sexistische Verhaltensweisen aufklären. Sie soll Handlungsmöglichkeiten für Frauen* aufzeigen, um sich vor sexualisierter Gewalt zu schützen und auf das Thema aufmerksam zu machen. Um eine Gesellschaft zu schaffen in der alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Sexualität und sexueller Orientierung selbstbestimmt leben können und sich wohlfühlen, ist es wichtig, dass wir respektvoll miteinander umgehen und aufeinander Acht geben.

Was bedeutet Gewalt gegen Frauen*? Gewalt gegen Frauen* kann sich auf verschiedene Arten äußern: Sie kann zum Beispiel körperlich, psychisch, sexualisiert oder auch ökonomisch sein. Dadurch sind auch verschiedene Formen denkbar, wie Beleidigungen, Erniedrigung, Schläge, Vergewaltigung, Stalking, schlechtere Bezahlung... Gewalt gegen Frauen* ist strukturell bedingt. Sie betrifft nicht nur Einzelne, sondern Frauen auf der ganzen Welt und umfasst alle Lebensbereiche. Dabei spielen Bildung, Herkunft, Alter und Religionszugehörigkeit keine Rolle. In Deutschland ist jede vierte Frau* in ihrem häuslichen Umfeld von Gewalt betroffen. Das zeigt, dass Frauen* besonders im privaten Raum von sexualisierter Gewalt betroffen sind.

Was ist ein sexualisierter Übergriff? Ob ein Klaps auf den Po in der Bar, ein aufdringlicher Flirtversuch oder unangenehme Blicke im Bus: Was du als sexuellen Übergriff empfindest, liegt in deinem Ermessen. Du entscheidest, was für dich ein Grenzübertritt ist und was nicht! Du hast die Definitionsmacht. In Beziehungen äußert sich sexualisierte Gewalt oft anders: Der Partner kontrolliert dein Handy, reagiert eifersüchtig wenn du mit anderen Zeit verbringst, möchte bestimmen wie du dich anziehst und behandelt dich als wärst du sein Eigentum. Wenn du dich dem nicht unterordnest, reagiert er mit Beleidigungen und Wut. Mit der Zeit kann dies in körperliche Gewalt übergehen.

Oft wird nach einem sexuellen Übergriff versucht, betroffene Frauen* für die Tat mitverantwortlich zu machen, das nennt man victim blaming. Wenn man sich so anzieht oder Sie hat aber auch total viel getrunken, sind gängige Versuche die Verantwortung bei Betroffenen zu suchen. Aber: Keine Kleidung der Welt und kein Verhalten rechtfertigt es, dass du zu Handlungen genötigt wirst, die du nicht möchtest und die dir unangenehm sind. Nein heißt Nein!

Tipps wie du sexualisierter Gewalt begegnen kannst für Frauen*: Entscheide nach deinem eigenen Empfinden, was du möchtest und was nicht. Ob in einer Beziehung oder beim One-Night-Stand: Niemand darf von dir verlangen Dinge zu tun, die du nicht möchtest. Dein Körper gehört dir. Du hast jederzeit das Recht NEIN zu sagen! Wenn du jemandem etwas bedeutest, wird er dich mit Respekt behandeln. Trau dich selbstbewusst zu sein und auch so aufzutreten. Als Frau* musst du nicht nett und zurückhaltend sein, wenn dir nicht danach ist. Eine aufrechte Körperhaltung sorgt dafür, dass du dich sicherer fühlst und du nach außen Stärke vermittelst. für Männer: Positioniere dich klar gegen Sexismus und stelle dich konsequent hinter Betroffene! Das bedeutet nicht den Verlust deiner Männlichkeit. Auch deine Haltung ist wichtig!

Frauen* haben das Recht selbst zu entscheiden was sie möchten oder nicht. Akzeptiere ein Nein! Auch der Gebrauch von Drogen rechtfertigt es nicht, anderen gegenüber übergriffig zu werden. Egal wie besoffen oder zugedröhnt jemand ist, das rechtfertigt kein aufdringliches Verhalten. für Alle: Nimm dein Umfeld aufmerksam wahr. Beobachte was um dich herum geschieht. Wenn du das Gefühl hast jemand ist in einer unangenehmen oder gefährlichen Situation: Mach deine Freund*innen oder Umstehende darauf aufmerksam. Habe keine Angst davor die Person zu fragen, ob sie sich unwohl fühlt oder Hilfe braucht. Ob tagsüber oder Nachts: Feste und Partys sind dafür da, dass wir alle sie genießen können setz auch du dich dafür ein, dass das für alle möglich ist.

Was du konkret tun kannst, wenn du von einem Übergriff betroffen bist Rufe laut Feuer um umstehende Leute auf deine Situation aufmerksam zu machen. [Auf das Wort Feuer reagieren viele Menschen schneller als auf Hilfe ] Wenn dir eine Situation unangenehm ist, zeig es indem du laut und deutlich NEIN sagst. Sag es so laut, dass auch Umstehende es hören, sie sind verpflichtet dir zu helfen. Setze deinen Körper und deine Stimme ein, um dich gegen einen Angreifer zu wehren. Wenn du von sexualisierter Gewalt betroffen bist, erzähle es Menschen denen du vertraust, wie Freund*innen oder Familienangehörigen. Suche dir Hilfe, du bist nicht allein! An dem was dir passiert ist, trägst du keine Schuld! Du musst dich nicht dafür schämen.

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen Telefon: 08000 116016 Internet: www.hilfetelefon.de Notruf: 112 In vielen Städten gibt es vor Ort Anlaufpunkte und Beratungsstellen für Frauen*. Informiere dich darüber! Du willst mehr über das Thema Sexismus und sexualisierte Gewalt wissen? Reader: Antisexismus_reloaded. Zum Umgang mit sexualisierter Gewalt - ein Handbuch für die antisexistische Praxis. Hrsg.: re.action. Unrast Verlag, 2015.

Im Falle einer Vergewaltigung Auch wenn es sehr schwer fällt, solltest du zeitnah nach dem Vorfall medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Zum einen ist es wichtig, dass du dich dadurch selbst schützt, zum anderen können so eventuell vorhandene Spuren gesichert werden. Ob du den Fall zur Anzeige bringst oder nicht, entscheidest du. Du solltest jedoch bedenken, dass du dich und andere Frauen* vor sexualisierter Gewalt schützen kannst, wenn du dich für eine Anzeige entscheidest. In den meisten Fällen handelt es sich um Wiederholungstäter, die sich bestärkt fühlen, wenn sie ungestraft davonkommen.

Warum richtet sich diese Broschüre an Frauen* als Betroffene? Hintergrund dafür ist, dass zum großen Teil Frauen* von Gewalt betroffen und die Täter fast ausschließlich Männer sind. Dennoch sind diese Tipps für alle Betroffenen sexualisierter Gewalt gedacht, egal welchem Geschlecht sie sich zuordnen. Zwischen Mann & Frau gibt es viele Möglichkeiten, die eigene (sexuelle) Identität zu finden. So gibt es beispielsweise Menschen, die sich nicht auf ein Geschlecht festlegen möchten. Um dem Raum zu geben wird in dieser Broschüre die Formulierung Frauen* genutzt.

HerausgeberInnen: my body. my choice. Linke Frauengruppe Heilbronn Organisierte Linke Heilbronn (IL) V.i.S.d.P.: Julia Becker, Klarastr. 5, 74072 Heilbronn