Wissenswertes über Freilandorchideen Haltung und Pflege
Themen Geschichte Familie der Orchideengewächse Gattung Cypripedium Verbreitungskarte Morphologische Merkmale Die Gattungen Pleione und Bletilla Wurzel-Pilz Beziehung Wuchszyklus / Entwicklung Naturstandorte Cypripedium Arten, Cypripedium Hybriden Begleitpflanzen, Bepflanzungsbeispiele Kultur der Freilandorchideen, Orchideenbeet vegetative Vermehrung Pflanzenschutz Fazit Fragenbeantwortung und Diskussion
Geschichte Geschichte Im Gegensatz zur Orchideengattung Orchis, deren Ursprünge bis in die Antike (800 v. Chr. bis 600 n. Chr.) zurückreichen, können diese bei der Gattung Cypripedium nur bis zur Renaissance (15. und 16. Jahrhundert) zurückverfolgt werden. Man kann aber davon ausgehen, dass die erste Bekanntschaft mit der Menschheit mit Frauenschuh-Arten viel weiter zurückliegt, weil wegen der auffälligen Gestalt der Blüten den Jägern und Sammlern aufgefallen sein dürften.
Familie der Orchideengewächse Familie der Orchideengewächse Die Orchideen oder Orchideengewächse (Orchidaceae) sind eine weltweit verbreitete Pflanzenfamilie. Die zwei hodenförmigen Wurzelknollen der Knabenkräuter (v. griech. orchis Hoden ) haben der gesamten Pflanzenfamilie ihren Namen gegeben. Die Orchideen bilden weltweit die grösste Pflanzenfamilie mit ca. 25 000 bekannten Arten. Darnach folgen die Korbblütler (Asteraceae/Compositae).
Frauenschuh
Gattung Cypripedium Gattung Cypripedium Die Gattung Cypripedium mit ihren etwa 50 Arten, kommt vor allem in den kühleren Regionen der nördlichen Hemisphäre, in Nordamerika, Europa und Asien (hier vor allem China). Der botanische Name leitet sich vom griechischen Kypris = Venus und pedilon = Schuh ab, da die Blütenform an einen Schuh erinnert und die Arten umgangssprachlich auch als Frauen- oder Venusschuhe bezeichnet werden. Sie wachsen terrestrisch und sind teilweise sehr widerstandsfähig gegenüber Kälte.Der Großteil der Arten ist durch Zerstörung der Habitate bzw. illegale Wildentnahmen stark gefährdet.
Verbreitungskarte Geografische Verbreitung/Standorte Schweiz
Geografische Verbreitung/Standorte Schweiz Verbreitungskarte Schweiz
Morphologische Merkmale - Blütenaufbau Tragblatt (ähneln einem Laubblatt) Sepalen (Kelchblätter) Petalen (Kronblätter) Lippe/Schuh (Labellum)
Blütenaufbau Sta = Staubblatt (Stamina) N = Narbe (Stigma) Sto = Staminodium (das durch Reduktion steril gewordene Staubblatt), das also keine Pollen oder sogar keine Anthere (Staubbeutel) mehr ausbildet)
Bestäubung P = Petalum (Kronblatt, das zweite Kronblatt im Vordergrund entfernt) S = Sepalen (Kelchblätter) Gynostemium = Säule, Griffelsäule N = Stigma (Narbe Sta = Stamina (Staubblatt) Sto = Staminodium (steriles Staubblatt)
Bestäubung Biene (in der Regel Sandbienen, Andrena ssp.) gefangen im Kessel Fenster an der Basis (Pfeil) des Kessels leiten die Bestäuber zum Ausgang
Rhizom C. calcelous - Rhizom einer 20 bis 25 Jahre alten Pflanze mit 17 Narbensockeln (einige davon auf der Rückseite) und Wurzelknospen.
Gattung Pleione Erdorchideen Gattung Pleione Die Gattung Pleione (Tibetorchideen) kommt in Asien zwischen China und Taiwan mit ca. 20 Arten vor. Die gesamte Gattung besteht fast ausnahmslos aus terrestrisch (auf der Erde wachsend) wachsenden Orchideen. Es gibt auch wenige lithophytisch (auf oder im Gestein wachsend) und sogar eine epiphytisch (auf anderen Pflanzen wachsend, Schmarotzer) wachsene Art (Pleione maculata). Die wohl bekannteste Vertreterin dieser Gattung ist P. formosanum. Als winterharte Arten kann aber nur Pleione limprichtii in unseren Breitengraden bezeichnet werden.
Cypripedium Emil Pleione limprichtii
Gattung Pleione Das Wachstum dieser Gattung folgt einem strengen Zyklus: Im Frühling beginnt die Pflanze aus den blattlosen Bulben auszutreiben, in manchen Fällen entwickelt sich der Neutrieb auf der alten Bulbe. Man unterscheidet nun zwei Gruppen von Pleionen. Die erste Gruppe blüht im zeitigen Frühjahr, lange bevor der Neutrieb ausgewachsen ist, also von März bis April. Die zweite Gruppe blüht erst im Herbst nach Fertigstellung des Neutriebes. In Kultur befinden sich meist die Arten die im Frühjahr blühen. Ihre Kultur ist einfacher und für diese Gruppe gelten auch die folgenden Kulturhinweise. Kurz nach oder während der Blüte werden die Blätter gelb und fallen ab. Die Pflanze zieht völlig ein, es folgt eine strenge Ruhezeit, die im Frühjahr mit dem Beginn des Wachstums endet.
Gattung Bletilla Die Arten der Gattung Bletilla (Japanorchidee) wachsen terrestrisch. Die Bletilla-Arten sind in einem breiten Band von Yunnan durch das südliche China verbreitet sowie im angrenzenden Myanmar und Thailand. Nach Osten erstreckt sich das Areal über Taiwan bis ins südliche Korea und Japan. Sie wachsen terrestrisch an wenig beschatteten Stellen, etwa in Grasgesellschaften, in Buschland, in steinigem Gelände oder am Waldrand. Häufig sind sie an Straßenrändern und Böschungen zu finden. Aus einem knollenartig verdickten Rhizom entspringen die Wurzeln sowie die Sprosse. Jeder Spross trägt zwei bis sechs Blätter. Der traubige Blütenstand erscheint endständig.
Cypripedium Emil Bletilla striata
Wurzel-Pilz-Beziehung Im Netzanschluss mit dem Pilz Die Orchideen leben mit speziellen Pilzen zusammen. Meistens sind es Fadenpilze, deren Hyphen (Pilzfäden) so dünn wie Spinnenfäden sind und als Netzwerk und Geflecht (Myzel) im Bereich der natürlichen Orchideen-Standorte vorhanden sind. Die Pilze wachsen in die Orchideenwurzel ein; die Wurzel-Pilz Beziehung heisst Mykorrhiza. Die Orchidee steht also im Netzanschluss (Internet der Pflanzengemeinschaft) mit dem Pilz und profitiert dabei, indem sie aus dem Verbund des Pilzes Nährstoffe erhält. Zucker, der sonst bei der Assimilation mit Hilfe des Lichts aus Kohlendioxyd und Wasser von der grünen Pflanze selbst aufgebaut wird, liefert hier der Pilz als wesentliches «Fertigprodukt» an seine Orchidee.
Wurzel-Pilz-Beziehung Im Netzanschluss mit dem Pilz Der Pilz gewinnt den Zucker seinerseits aus Zellulose. Ein guter Zellulosespender ist Holz, das zu 40 50% aus diesem Stoff besteht. Für Erdorchideen der gemässigten Klimazone ist die Mykorrhiza von lebenswichtiger Bedeutung, vor allem im Winterhalbjahr, wenn die oberirdischen grünen Teile der Pflanze abgestorben sind und daher keine Assimilation stattfindet. Über die Kultur von Erdorchideen im Garten geben nun die vorgängig erwähnten Punkte, später folgend zu Überlegungen zu den Beziehungen von Erdorchidee, Pilz und Boden Anlass wie ein Gartenstück vorbereitet werden kann.
Wuchszyklus / Entwicklung Jahreszyklus der Cypripedien vom Austrieb bis zur Winterruhe.
Entwicklung Der Frauenschuh ist ein Rhizomgeophyt der keine Knollen besitzt. Aus dem Rhizom entwickeln sich im Frühjahr zunächst 2-6 Blütenblätter danach entstehen die Blütenknospen.
Naturstandorte Naturstandorte
Naturstandorte Naturstandorte
Naturstandorte Naturstandorte
Naturstandorte Naturstandorte
Naturstandorte Naturstandorte
Cypripedium Arten
Cypripedium pubescens Cypripedium parviflorum
Cypripedium flavum Cypripedium kentuckiense
Cypripedium guttatum Cypripedium macranthum
Cypripedium reginae
Cypripedium Hybriden
Cypripedium Achim Achim Aki hell
Cypripedium Emil Emil
Cypripedium Gisela Gisela
Hank Small Cypripedium Hanck Small
Cypripedium Sabine Sabine
Sebastian Cypripedium Sebastian
Begleitpflanzen Standort und Pflanzplatz
Begleitpflanzen Standort und Pflanzplatz
Standort und Pflanzplatz Bepflanzungsbeispiele
Standort und Pflanzplatz Bepflanzungsbeispiele
Standort und Pflanzplatz Bepflanzungsbeispiele
Standort und Pflanzplatz Bepflanzungsbeispiele
Kultur der Freilandorchideen - Einen halbschattigen, geschützten Standort bestimmen. - Boden ca. 30 cm tief ausheben (der Oberboden kann wieder verwendet werden, vermischt mit durchlässigen Mineralstoffen). - Eine ca. 10-15 cm starke Entwässerungsschicht (z.b.lecakies, Seramis o.ä.). einbauen. - Darüber eine gut durchlässige ca. 15 cm starke Erdsubstratschicht anlegen. - Pflanzzeit: Herbst oder Frühjahr. Wurzeln ca. 10 cm unter Boden flach ausbreiten, das Rhizom 2-3 cm unter Boden, Triebspitze nach oben. - Erde locker einfüllen, nicht andrücken und sofort angiessen.
Aufbau von einem Orchideenbeet
Aufbau von einem Orchideenbeet
Aufbau von einem Orchideenbeet
Vermehrung / Teilung Vegetative Vermehrung
Pflege 1 Pflanzenschutz Giessen: Mit Regenwasser (kein kalkhaltiges Wasser verwenden). Im Sommer darauf achten, dass der Wurzelballen nie ganz austrocknet. Im Herbst evtl. Abdeckung mit einem Plexiglas oder Noppenfolie, Schutz vor zu grosser Feuchtigkeit. Pflanzenschutz: Schneckenplage. Düngen: Gedüngt wird nur im Frühjahr während dem Austrieb (üblicher Langzeitdünger).
Schlusswort Fazit Von Beginn an habe ich darauf geachtet, nur solche Arten zu erwerben, die eine ausreichende Winterhärte aufweisen, um tatsächlich ganzjährig im Freien verbleiben zu können, wenn auch teilweise mit Schutzmaßnahmen in der kalten Jahreszeit. Ein halbschattiger Standort ist für alle Freilandorchideen geeignet. Der Boden muss wasserdurchlässig sein, darf keine Staunässe aufweisen. Ich benutze die Fertigsubstrate von ökohum im Verhältnis 50% Dachund Trogerde und 50% Rasenerde. Kompost ist für Freilandorchideen in jedem Fall tabu! Da jetzt die gärtnerischen Grundlagen der Vermehrung und Züchtung in Kultur gegeben sind, dürfen wir uns weiterhin auf viele neue, faszinierende Hybriden/Blumen freuen.
Schlusswort Und zum Schluss noch dies! Kam mir im Walde ein Kind entgegen, Trug die Schürze voll Blumensegen, Seltsame Blüten, gelb, violett. «Kleine schau, was hast denn Du» Sie wurde rot und stammelte nett: Frauenschuh. «Und Du selbst heisst? Na!?» - «Babett» Quellenverzeichnis: - Die Orchideengattung Cypripedium W. Eccarius - Werner Frosch, Höhenweg 8, D-63303 Dreieich - Frosch Exklusivstauden, Michael Weinert, D-Dietramszell - www.orchideen-im-garten.de - Fotos: Paul und Dominique Rutishauser