Zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren oder für Leseanfänger ab 6 Jahren! Drachenstark und torgefährlich Ruprecht rettet Ritter Rolof Sandra Grimm Silke Voigt (Illustrationen) Ritter Rolof war ein sehr zufriedener Ritter. Er lebte auf einem großen Schloss und hatte alles, was er brauchte. Vor allem hatte er eines: Ruhe. Ritter Rolof hatte gern seine Ruhe. Deshalb duldete er auch nur einen einzigen Mitbewohner: seinen Kater Ruprecht. Der schlich durch das Schloss, strich um Rolofs Beine und schlief gern neben dem warmen Ofen. Die beiden hatten es ziemlich gemütlich. Aber eines Tages hatte Rolof Sorgen: Sein guter alter Ofen heizte auf einmal nicht mehr. Rolof wusste gar nicht, was los war: Waren die Rohre etwa kaputt? Oder hatte er das falsche Holz genommen? Rolof prüfte alles ganz genau, aber er fand es nicht heraus. Nach ein paar Tagen war das Schloss richtig ausgekühlt und Rolof fror. Tagsüber, wenn er seine Rüstung polierte am schlimmsten aber war es nachts. Dann quälte ihn sein müder alter Rücken, der es viel lieber warm gehabt hätte. Zu allem Unglück spukte es dann auch noch. Ein Geist polterte Nacht für Nacht durchs Schloss, wenn Ritter Rolof schlafen wollte. Er ließ die Türen quietschen, die Töpfe klappern und die Treppen knarren. Danach legte er sich auf Rolofs Sofa und ruhte sich aus. Denn jeden Morgen konnte der Ritter noch die Abdrücke erkennen, die der Geist in seine Sofakissen geboxt hatte. 1
Verflixt und zugerostet, fluchte Rolof. Was ist nur los in meinem Schloss? Kater Ruprecht sprang erschrocken von der Küchenbank. Ach Ruprecht, alter Knabe, murmelte Rolof. Du hast es gut. Du sitzt hier am Ofen und hast keinen zwickenden Rücken. Rolof streichelte Ruprecht kurz über den Kopf. Dann lief er im Zimmer auf und ab. Hör zu, Ruprecht. Ich habe natürlich keine Angst vor dem Geist, erklärte er. Schließlich bin ich ein echter Ritter. Rolof schaute nachdenklich zum Fenster hinaus. Es ist nur... Da klapperte es plötzlich auf dem Flur. Erschrocken huschte Rolof hinter einen Vorhang. Ruprecht, komm hierher, wisperte er. Aber der Kater kam nicht. Vorsichtig lugte Rolof hinter dem Vorhang hervor. Ruprecht saß nicht mehr auf der Küchenbank. Oh, mein tapferer Kater, dachte Rolof. Bestimmt jagt er jetzt den Geist. Und als Rolof langsam auf den Flur schlich, hatte Ruprecht tatsächlich herausgefunden, was hinter dem gespenstischen Klappern steckte: Es kam von einem offenen Fenster. 2
Erleichtert legte sich der Ritter schlafen. Doch kaum lag er im Bett, quietschten wieder Türen in seinem Schloss. Rolof seufzte. Da knarrte plötzlich die Tür zu seiner Schlafkammer. Rolof hielt den Atem an. Der Geist! Schnell zog Rolof sich die Decke über den Kopf. Er lag auf dem Bauch und zitterte. Plötzlich boxte der Geist ihm in den Rücken. Rolof stöhnte leise, aber er traute sich nicht, etwas zu sagen. Der Geist drückte weiter auf seinen Rücken und brummelte drohend. Rolof hielt ganz still. Irgendwann schlief er ein. Am nächsten Morgen linste Rolof vorsichtig unter seiner Bettdecke hervor. Aber es war hell und kein Geist zu sehen. Er sprang aus dem Bett und hielt inne. Nanu? Was war denn mit seinen Rückenschmerzen passiert? Sie waren verschwunden! Der Geist hatte ihm die Schmerzen weggeboxt! Den ganzen Tag über konnte Rolof sich gut bewegen. Er konnte endlich wieder Holz hacken. Außerdem putzte er sämtliche eintausenddreihundertzweiundsechzig Stufen im Schloss. Und er kletterte aufs Dach, um sich den Schornstein genauer anzusehen. Schließlich war der Ofen immer noch kalt. 3
Was für ein Glück, Ruprecht, sagte er beim Abendbrot zu seinem Kater. Der Geist hat meinen Rücken geheilt und so konnte ich nach dem Schornstein sehen. Dafür muss ich dem Geist noch Danke sagen. Morgen werde ich den ganzen Ruß hinausfegen, dann wird es wieder warm in unserem Schloss! Ruprecht maunzte zufrieden. Als Ritter Rolof am Abend wieder in seinem Bett lag, nahm er sich fest vor, sich beim Geist zu bedanken. Aber als kurz darauf wieder die Tür quietschte, rutschte ihm das Herz in die karierte Schlafhose. Ob der Geist ihn jetzt wieder boxen würde? Rolof zog die Decke übers Gesicht und bibberte vor Angst. Da! Der Geist brummelte vor sich hin. Und dann boxte er Rolof auch schon, diesmal in den Bauch. Da wurde es Rolof zu bunt. Er warf die Decke auf und rief:... Ruprecht! Denn auf seinem Bauch saß der Kater. Er blinzelte seinen Ritter verwundert an, dann legte er sich gemütlich zurecht und schloss die Augen. Kurz darauf begann er, leise zu brummeln. Rolof grinste. Na, du bist mir vielleicht einer!, sagte er. Lässt die Türen quietschen, wenn du hindurchläufst, um zu mir ins warme Bett zu kriechen. Und dein Schnurren ist auch ganz schön laut! Aber jetzt weiß ich, warum mein Rücken nicht mehr wehtut du hast ihn letzte Nacht gewärmt, stimmt s? Er lächelte und strich seinem Kater noch einmal sanft übers Fell. Morgen heize ich dir den Ofen wieder ein, flüsterte er. Versprochen! 4
Neugierig geworden? Sie können das Buch im Buchhandel erwerben oder in Ihrer örtlichen Bücherei ausleihen! Drachenstark und torgefährlich Umschlagillustration von Franziska Harvey Loewe Verlag ISBN: 978-3-7855-7169-9 Gebundene Ausgabe: 216 Seiten Hat Ihnen unsere Geschichte gefallen? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen; schicken Sie uns gerne auch die Meinungen Ihrer Kinder unter: meinpapaliestvor@stiftunglesen.de 5