Motorboote Reviere Tests Februar 2015 Emotional: Boats & Bikes International: C 9839 E EUR 3,50 30. Jahrgang Radikal: Cigarette 50 Marauder Rational: Hilfe gegen Dieselpest Offizielles Mitteilungsblatt der Sportbootvereinigung e.v. im DMYV Offizielles Mitteilungsblatt des Deutschen Motoryachtverbandes e.v.
Kielwasser I Revier I Jugend I Infos aus den Niederlanden I An Bord I Vor Ort I Neuheiten I Rennsport I De Systematische Untersuchung: Pest im Tank Was sich seit Jahren abzeichnet, wurde nun zur Gewissheit: Bei einer erste, systematischen Reihenuntersuchung wurde klar, dass viele Schiffe von der schwarzen Pest im Tank befallen sind, ohne das die Eigner etwas ahnen. Das Ergebnis einer europaweit erstmalig durchgeführten Reihenuntersuchung von Dieseltanks in Yachten war eindeutig: Immer mehr Bootseigner haben die Pest im Tank, ohne es zu wissen. In einer aufwändigen Aktion und auf Bitten der Eigner, wurden die Tanks von 29 Schiffen inspiziert. Das für Insider nicht überraschende Ergebnis: 25 davon waren mit den so genannten Dieselpest- Bakterien befallen. Claus D. Breitenfeld war beim Tankcheck mit von der Partie. Initiator waren der nautische Pannendienst SeaHelp, in Zusammenarbeit mit WasserSport, den Geesthachter Spezialisten für Tankreinigung, der Fa. MFT Mikrofiltertechnik, und der kroatischen Olive Island Marina auf der Insel Ugljan im Dezember 2014 in Dalmatien. Bei 21 Schiffen war der Befall bereits so weit fortgeschritten, dass bei stärkerem Wellengang eine Blockade der Kraftstofffilter und damit ein Motorausfall als mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden muss. Schon im vergangenen Jahr berichtete die WasserSport ausführlich über das Problem (siehe auch WasserSport 01/2014 und 06/2014). Eigner ahnen nichts Auch wenn die Tankchecks nicht den Anspruch der Vollständigkeit erheben, zeigt sich ein klarer Trend: In unzähligen Tanks lauert die Gefahr durch verunreinigten Diesel, ohne dass der Eigner sie bemerkt. Das Tückische daran: Bei Seegang schwappt der Kraftstoff im Tank umher und wirbelt die Gebilde der Dieselpest eine schwarze, schlickähnliche Masse die Christian Burmester beim Check eines Tanks in der Marina Olive Island. Hier geht kein Tropfen Sprit mehr durch: Schnitt durch einen durch Dieselpest verstopften Kraftstofffilter. eigentlich am Tankboden ruht, auf. Sie wird dann mit dem Kraftstoff angesaugt. Spätestens im Dieselfilter endet ihre Reise und verstopft diesen schlagartig. Die Kraftstoffversorgung wird damit unterbrochen, die Maschine stirbt urplötzlich ab. Ein Alptraum für jeden Skipper. Auch SeaHelp-Chef Wolfgang Dauser bestätigt das nach leidvollen Erfahrungen aus der SeaHelp-Einsatzpraxis: Es häufen sich die Fälle, in denen Schiffe bei schwe- 38 2/2015 WasserSport
utscher Motoryachtverband I Messen I Marktplatz I Vereine I Technik Jeanneau Yachten Peinlich genau dokumentiert Achim Burmester Schiff für Schiff die Ergebnisse des Tank-Checks. Jeanneau Sun Odyssey Segelyachten Prestige Motoryachten Jeanneau Motoryachten rem Wetter in Seenot geraten, weil der Motor plötzlich aussetzt. Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden solche Fälle unter der Rubrik technisches Versagen abgehakt. Seit der SeaHelp-Anweisung an die Einsatzkräfte, bei jedem technischen Defekt eines mit Diesel betriebenen Schiffes, zunächst einmal die Kraftstofffilter zu kontrollieren, trat zutage, was bis dahin kaum jemand vermutet hatte: Durch Dieselpest verursachte Filterblockaden waren verantwortlich für mehr als ein Drittel aller SeaHelp-Einsätze, bei denen ein Dieselaggregat seinen Dienst versagte. Hohe Dunkelziffer Wenn die Probe so aussieht, dann ist eh alles zu spät. Wasser und Dreck setzt sich unten ab. Ähnliches berichtet auch Achim Burmester, Spezialist für Tankreinigungen bei der Geesthachter MFT Mikrofiltertechnik GmbH. Expertenvermuten inzwischen, dass die Dunkelziffer der Fälle, bei denen die Dieselpest ursächlich für Havarien mit teilweise schweren Folgen war, erheblich höher liegt als zunächst angenommen. Diese Einschätzung wird zusätzlich gestützt durch die Ergebnisse der Untersuchung in der Marina Olive Island. Den Liegeplatzinhabern wurde das Angebot einer kostenlosen Tankendoskopie unterbreitet und innerhalb einer Woche gaben 30 Bootsbesitzer dem Team, bestehend aus einem SeaHelp-Mitarbeiter, Achim und Christian Burmester von MFT Mikrofiltertechnik, WasserSport -Korrespondent Claus D. Breitenfeld, sowie dem Hafenmeister, grünes Licht per unterschriebener Vollmacht. In den meisten Fällen musste der Tankgeber komplett ausgebaut werden, da es Schwierigkeiten bereitete, mit dem etwa zwei Meter langen Schlauch, an dessen Ende eine Endoskopie-Kamera montiert war über den Kraftstoffeinfüllstutzen bis in die Bodenregion der Tanks zu gelangen, wo sich der Dieselpestschleim absetzt und dies fotografisch zu dokumentieren. Nach direktem Zugang über die Tankgeberöffnung lieferte die Sonde am Ende des Schlauches Bilder vom Tankinneren auf einen kleinen Monitor. Für den Laien kaum erkennbar, für Achim Burmester hingegen der deutliche Beweis und die wenn auch erschreckende Erkenntnisse: Bis auf vier Tanks war jeder der letztendlich untersuchten 29 Schiffe mit der gefährlichen Dieselpest mehr oder weniger stark verseucht. Bei 21 der geprüften Yachten war nach Ansicht der Experten eine Tankreinigung dringend angeraten, um einem Motorausfall durch Filterverstopfung vorzubeugen. Bei vier weiteren Schiffen war ansatzweise bereits eine Spur von Dieselpest erkennbar. Dennoch, auch hier empfehlen die Experten der MFT Filtertechnik eine vorsorgliche Reinigung, da sich der Zustand im Tank über die Wintermonate sicherlich noch verschlimmern wird. Nur vier Schiffe waren frei von jeglichem Befall. Um auf der sicheren Seite zu sein, entnahmen die Tankreiniger aus WasserSport 2/2015 39 Jeanneau Motorboote Linder & Te erhi Angel- und Sportboote Zodiac & Bombard Schlauchboote Gründl-Bootsimport GmbH & Co.KG Nordring 1 25474 Bönningstedt Tel.: 040/55 50 540 Fax: 040/55 66 6 www.gruendl.de info@gruendl.de 21
Kielwasser I Revier I Jugend I Infos aus den Niederlanden I An Bord I Vor Ort I Neuheiten I Rennsport I Deuts jedem Tank, der mit der Dieselpest befallen war, zusätzlich eine Kraftstoffprobe. Reinigung unumgänglich Unabhängig davon wurden selbstverständlich auch die jeweiligen Eigner über den teilweise mehr als Besorgnis erregenden Zustands des Kraftstoffs in ihren Tanks mit einem detaillierten Bericht in Kenntnis gesetzt. Ihnen ist es natürlich freigestellt, in eigener Regie für Abhilfe zu sorgen oder die Geesthachter MFT ler zu kontaktieren, um sich über die weitere, Schutz des Kraftstoff mit Additiven ist sicherlich sinnvoll. Nur kurzfristige Lagerung Die Ursache für die Dieselpest, die immer mehr Yachties aber auch saisonal genutzte, dieselbetriebene, landwirtschaftliche Geräte oder Notstromaggregate, heimsucht, ist letztendlich in der EU- Gesetzgebung verankert. Die Erneuerbare- Energien-Richtlinie (EG, RL 2009/28/EG) schreibt den meisten Mitgliedsländern vor, derzeit bis zu 7 Prozent Diesel aus Immun gegen Klare Sache. Schon vom Aussehen her un - ter scheidet sich der klare, fast geruchsfreie C.A.R.E.-Diesel ganz erheblich. Das Handwerkszeug der MFT-Techniker: Endoskopie-Kamera, Schläuche und Probenfläschchen. erforderliche Vorgehensweise beraten zu lassen. Achim Burmester: Wenn sich mindestens zehn Bootsbesitzer dazu entschließen, MFT mit der Reinigung zu beauftragen, werden wir nochmals nach Dalmatien reisen und vor Ort die Tanks fachgerecht wieder in ihren jungfräulichen Urzustand zu versetzen. Dann halten sich auch die Kosten der Anfahrt für jeden Einzelnen in vertretbaren Grenzen. Ohne eine Reinigung und gründliche Desinfektion darüber sind sich inzwischen alle Kraftstoffexperten einig wird man dieses Problem nicht in den Griff bekommen. Ist der Kraftstoff einmal mit der Dieselpest verseucht, hilft nur noch Abpumpen. Anschließend müssen die Tankwände wie auch das gesamte Kraftstoffsys - tem gründlich desinfiziert werden. Bei der Neubefüllung sollte vorsorglich ein Additiv beigemischt werden, das einen neuerlichen Befall verhindert. Burmester bringt es auf den Punkt: Hat man die Dieselpest erst im Tank, dann helfen auch keine Additive mehr. Dann ist die reinigende Radikalkur angesagt. Der anschließende Ein SeaHelp-Mitarbeiter war stets vor Ort in der Olive Island Marina, als die Tanks der Schiffe untersucht wurden. nachwachsenden Rohstoffen dem fossilen Diesel beizumischen. Bis 2020 soll dieser Anteil auf 10 Prozent für alle Mitgliedsländer ansteigen. Doch was für Pkw und Lkw mit hohem Dieseldurchsatz noch vertretbar ist, bringt für saisonal genutzte Fahrzeuge und Anlagen erhebliche Probleme mit sich. Die Beimischung von Biodiesel begüns - tigt die Wasseraufnahme des Kraftstoffs und fördert dadurch maßgeblich das Wachstum der Mikroben im Tank, das schließlich in der Dieselpest endet. Nicht ohne Grund empfehlen führende Mineralölhersteller neuerdings, ihren Diesel möglichst in einem halben Jahr zu verbrauchen, ihn also kurzfristig zu lagern. Resümee dieser Aktion: Das Problem mit dem Diesel ist präsenter als je zuvor und wird sich in Zukunft eher noch verstärken, da mit einer künftigen Steigerung des Biodiesel-Anteils sich die Situation voraussichtlich noch verschärfen wird. (cb) Halle 11/ E 21 www.sea-help.eu www.mikrofiltertechnik.de Bio aber kein Biodiesel Gebraut wird C.A.R.E.-Diesel nach einem Verfahren, das der finnische Mineralölkonzern und Spezialist für Premiumdieselkraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, Neste Oil, maßgeblich weiterentwickelt hat. Dabei werden insbesondere Reststoffe aus der Pflanzenölverarbeitung, Abfallfette und künftig auch Algen als Rohstoff zur Kraftstoffgewinnung eingesetzt. Heraus kommt dabei ein Produkt, das dem normalen fossilen Diesel ohne die Beimischung von herkömmlichem Biodiesel chemisch gleichgestellt ist. C.A.R.E.-Diesel ist zwar bio, aber kein Biodiesel, wie er bisher bekannt. Die Vorteile sind insbesondere im Wassersport nicht von der Hand zu weisen: Da im Kraftstoff kaum Aromate vorhanden sind, verbrennt er nahezu rußfrei und verhindert dadurch darüber hinaus die Verschmutzung des Schiffskörpers. Im Vergleich zu Biodiesel weist er keine nennenswerten Alterungserscheinungen auf und bietet aufgrund der Tatsache, dass er kein Wasser aufnehmen kann, der Ausbreitung der für Yacht-Eigner so gefährlichen Dieselpest keine Chance. Ganz nebenbei verhindert er auch noch ein Verrußen der Dieselinjektoren, da er sauber verbrennt. Dank der im Vergleich erhöhten Cetanzahl, berichten viele Nutzer über ei - nen harmonischeren Motorlauf weitest- 40 2/2015 WasserSport
cher Motoryachtverband I Messen I Marktplatz I Vereine I Technik I Reportage I Aktuelles I Inhalt I Editorial Pestbefall C.A.R.E.-Diesel verbrennt fast ohne Ruß im Vergleich zu herkömmlichem Diesel. Seit die EU einen Bioanteil im Diesel verordnet hat, häufen sich die Klagen über Kraftstoffalterung und mikrobiologischen Befall, Dieselpest ge nannt. Das Hamburger Unter neh men Tool Fuel Services GmbH bietet mit C.A.R.E.-Diesel einen Kraftstoff an, der die Lösung für genervte Wasser sportler und viele andere sein könnte. Aufgrund eines neu artigen Herstellungsverfahrens wird er zwar ebenso wie her kömmlicher Biodiesel aus nachwachsenden Rohstoffen produziert, ohne aber über dessen Nachteile zu verfügen. gehend ohne das dieseltypische Nageln. Zusätzlich wird die Umwelt nicht gefährdet, wenn beim Tanken einmal etwas danebengeht: C.A.R.E.- Diesel wird mit der Wassergefährdungsklasse 1 statt 2 wie beim herkömmlichen Diesel eingestuft. Ein weiterer Vorteil für Schiff und Crew: Der Kraftstoff riecht sauber und verbreitet nicht den typischen Dieselgestank. In der Praxis längst bewährt Der Kraftstoff, der geeignet sein soll, die Treibhausgas-Emissionen um bis zu 90 % zu reduzieren, hat seine Feuerprobe längst erfolgreich bestanden: Die Lufthansa setzte ihn ein halbes Jahr lang auf der Strecke Hamburg-Frankfurt-Hamburg in einem Airbus A 321 erfolgreich im Passagierverkehr ein. Auf dem Nürburgring erzielten Pkw s, die damit angetrieben wurden, unzählige Klassensiege und in Österreich kommt der Kraftstoff bei vielen Speditionen sowie im Wassersport erstmals an der Tankstelle der Freizeitanlage Schlögen zum Einsatz. Ohne es zu wissen, haben wahrscheinlich auch schon viele Fahrer von Autos mit Dieselmotor Bekanntschaft mit so einem Kraftstoff gemacht, denn ein auf gleicher Basis hergestelltes, fast identisches Produkt wird von vielen Mineralölgesellschaften, zur Beimischung von Premiumdiesel verwendet. Ein durchaus interessanter, zukunfts - trächtiger Markt für den neuen Kraftstoff, der die strenge amerikanische Norm für Dieselkraftstoffe ASTM D 975 nicht nur erfüllt, sondern in vielen Punkten sogar übertrifft, bietet sich überall dort, wo Kraftstoffe lediglich saisonal genutzt werden. Derzeit ist der Kraftstoff für Wassersportler nur an der Tankstelle der Freizeitanlage Schlögen an der Donauschlinge in Österreich erhältlich. Das Vertriebsnetz in Deutschland befindet sich im Aufbau. Skipper sollten an ihrer Bunkerstation nachfragen, ob und wo der Kraftstoff erhältlich ist. Vereine mit eigener Tankstelle können sich für weitere Informationen auf der boot Düsseldorf oder auf der Website der Firma Tool-Fuel informieren. (cb) Halle 11/ E 21 www.tool-fuel.de we lift your toys and tenders www.tenderlift.com H+B technics GmbH+Co. KG Tel.: +49(0)251-70 39 79 07 info@h-btechnics.com WasserSport 2/2015 41