Gesang ist das Herz der Musik. Abonnement Ein Abend mit Montag Uhr Kleiner Saal Mauro Peter Tenor Helmut Deutsch Klavier

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Transkript:

Abonnement Ein Abend mit Montag 01.05.2017 20.00 Uhr Kleiner Saal Mauro Peter Tenor Helmut Deutsch Klavier Gesang ist das Herz der Musik. Alfred Brendel

ProGraMM Franz Schubert (1797 1828) Die schöne Müllerin Liederzyklus nach Texten von Wilhelm Müller op. 25 D 795 DAS WANDERN WOHIN? HALT! DANKSAGUNG AN DEN BACH AM FEIERABEND DER NEUGIERIGE UNGEDULD MORGENGRUSS DES MÜLLERS BLUMEN TRÄNENREGEN MEIN! PAUSE MIT DEM GRÜNEN LAUTENBANDE DER JÄGER EIFERSUCHT UND STOLZ DIE LIEBE FARBE DIE BÖSE FARBE TROCKNE BLUMEN DER MÜLLER UND DER BACH DES BACHES WIEGENLIED PREMIUMPARTNER PRÄSENTIERT VON MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON Mobiltelefon ausgeschaltet? vielen dank! cell phone turned off? thank you! Wir machen darauf aufmerksam, dass ton- und/oder bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem urheberrechtsgesetz strafbar.

Wunder Schubert Ich wandle still, bin wenig froh, Und immer fragt der Seufzer: wo? Im Geisterhauch tönt s mir zurück: Dort wo du nicht bist, dort ist das Glück! So lauten die letzten Zeilen aus Philipp Schmidt von Lübecks Gedicht Der Wanderer, das Franz Schubert als Neunzehnjähriger vertont hat. Wie ein roter Faden ziehen sich diese Wanderer-Existenz, die innere Unruhe und Heimatlosigkeit, das unstete Umhergetriebensein durch das kurze Leben des Komponisten. Obwohl geradezu arm an äußeren Ereignissen keine großen Reisen, rauschenden Erfolge oder vernichtenden Misserfolge, keine erregenden Liebesabenteuer bestimmten Schuberts Dasein war es doch gekennzeichnet von Aufbegehren und Leid, Veränderungswillen und Resignation. Ich bin unendlich dankbar für das, was Schubert hinterlassen hat. Es ist ein absolutes Wunder. Aber ich werde zornig, wenn ich an Schuberts Tod mit einunddreißig Jahren denke. Das ist etwas, was ich nicht verzeihen will. Ich habe mir das geradezu zur Aufgabe gesetzt. Ich will das genauso wenig verzeihen wie den Tod Büchners, Masaccios oder Keats, die noch jünger gestorben sind. Alfred Brendel Jahrgang 1797, wuchs Schubert in die pseudobehagliche Zeit des Biedermeiers hinein. Das durch den vaterländischen Krieg gegen Napoleon 1809 erwachte österreichische Nationalbewusstsein besonders der jungen Intellektuellen wurde von

Wunder Schubert Caspar David Friedrich (1774 1840): Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung, 1822 Metternichs reaktionären Bespitzelungs- und Zensurmaßnahmen beschnitten und geknebelt. So wurde der Rückzug aus dem öffentlichen Leben in die Freundeskreise überlebenswichtig. Hier traf man sich zum Singen, Tanzen, Musizieren, Lesen und dem einen oder anderen geistigen Getränk, und es wurde auch offen politisch diskutiert. Die beiden Freundeskreise um Josef Spaun und vor allem um Franz von Schober, den wohl liebsten Freund, halfen Schubert bei der Lösung vom Elternhaus. 1816 gab er schließlich den ungeliebten Dienst im väterlichen Schulhaus im Himmelpfortgrund damals eine eigenständige Gemeinde, heute Teil Wiens auf und schlug sich als freischaffender Komponist durch. Aber selbst unter den vertrauten Freunden blieb er in gewissem Sinne Außenseiter seine Unwiderstehlichkeit bedingte die ständige Distanz. Er war der Spielmann oder, mit Goethe

Wunder Schubert gesprochen, der Rattenfänger. Unverständnis und Fremdheit nicht nur der Obrigkeit und Öffentlichkeit wurden Auslöser für seine Kunst. Immer wieder wechselte Schubert in Wien die Wohnung, damit innere Unruhe nach außen offenbarend. Meist lebte er bei Freunden, selten allein. Die Freunde waren das einzig Stabile in seinem Leben wiewohl nie ganz mittendrin, gaben sie ihm doch Anerkennung und Halt, bemühten sich um die Verbreitung seiner Musik, um Verleger und wenigstens halböffentliche Aufführungen. Durch den Freundeskreis stand er auch im engen Kontakt mit der Schwesternkunst Dichtung, was sowohl eigene Schöpfungen der befreundeten Dichter als auch gemeinsame Lesungen bewunderter Zeitgenossen betraf. Die musikalische Gattung, in der sich diese künstlerischen Kreise am natürlichsten wiederfinden, ist zweifellos das Lied. Schubert vertonte im Laufe seines Lebens über 600 ganz unterschiedliche Gedichte. Neben großen Namen stehen solche, die ohne seine Lieder längst vergessen wären. Kurz Notiert Der berühmte Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick stellte 1856 fest: In einer einzigen Kunstgattung hat die Musik seit Beethoven einen unbestreitbaren Fortschritt getan: im Liede. Wir danken dies vor allem Franz Schubert. Seit er den ersten Takt schrieb, ist jene alte geistlose Liederfabrikation, welche Text und Musik über dürftigen Dreiklängen nebeneinander herlaufen ließ, unmöglich. Bis heute ist Schubert wohl der Liedschöpfer par excellence, es gibt sicher niemanden, der nicht beim Lesen bestimmter Gedichte seine Töne im Ohr hat. Ihm gebührt der Ruhm, dem Lied als Kunstform einen ganz neuen Stellenwert gegeben zu haben. Während es bis dahin galt, ein Gedicht sangbar zu machen, ihm in Strophen Ton zu geben, den jeder singen konnte (auch Goethe sah darin die Aufgabe des Komponisten, wie sie in der von ihm bevorzugten Berliner Liederschule um

Der doppelte Müller Zelter und Reichardt praktiziert wurde), hielt Schubert nicht am Strophenlied fest und schuf eine neue Einheit und Qualität von Wort und Klang. Das vorher nur begleitende Klavier wird zum gleichberechtigten Partner der Stimme. Die Verbindung von Wort und Ton, die ihm in seinen Liedern gelungen ist, war nicht allein die Frucht seiner unerschöpflichen melodischen Erfindungsgabe. Seine Reaktion auf Gedichte resultierte auch in einer neuen Behandlung des Klaviers, die jede Atmosphäre und Seelenlage greifbar machte und Schichten poetischer Bedeutung freilegte. Das Klavier konnte plötzlich gleichsam alles ausdrücken. Alfred Brendel Der doppelte Müller Die meisten seiner Lieder und Singspiele erlebten bei den sogenannten Schubertiaden ihre Premiere. Erst Anfang der 1820er Jahre wurden Schubert-Lieder erstmals auch öffentlich gesungen der Erfolg kam nur zögerlich. Dass sie heute tatsächlich in aller Munde sind, zeigt sich auch daran, wie einige davon gewissermaßen zum Volkslied zersungen sind. Das Wandern, Auftakt der Schönen Müllerin, wo die Wanderlust des Müllerburschen besungen wird, ist eines davon. Noch ist der wandernde Müller freudig erregt und voller Hoffnung Mehrmals zuerst mit der Schönen Müllerin hat Schubert durch die Zusammenstellung und Verknüpfung einzelner Lieder Zyklen geschaffen, in denen dennoch das einzelne Lied als abgeschlossene Kleinform bestehen bleibt. Damit stieß er in Neuland vor, vorausgegangen war in dieser Beziehung

Der doppelte Müller höchstens Beethovens Liederkreis An die ferne Geliebte von 1816, bei dem die Lieder jedoch durch Zwischenspiele verbunden sind. Die schöne Müllerin von 1823 entstand auf Texte des Dessauer Dichters Wilhelm Müller (1794 1827), der wie Schubert nur wenig älter als dreißig Jahre wurde. 1821 hatte er die Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten veröffentlicht. Sie sind seinem hoch verehrten und innig geliebten Freunde Ludwig Tieck zum Danke für mannigfache Belehrung und Ermunterung gewidmet. Caspar David Friedrich: Landschaft mit Regenbogen, um 1810 Außerdem versah Müller seine romantische Tragödie von der unglücklichen Müller-Liebe mit dem Zusatz im Winter zu lesen. Ganz offenbar war die Namensgleichheit des Helden der Verse und des Dichters übrigens kein Zufall: Wilhelm Müller soll in den insgesamt 25 Gedichten des Zyklus die bei ihm dank Prolog und Epilog ironisch gebrochen sind seine unerwiderte Liebe zu der Dichterkollegin Luise Hensel verarbeitet haben. Diese war die Schwester des Malers Wilhelm

Der doppelte Müller Hensel, der auch als Ehemann Fannys, der Schwester Felix Mendelssohns, bekannt ist. Müller hatte in Berlin Philologie studiert und in den literarischen Salons der Stadt verkehrt. Achim von Arnim, Clemens Brentano, Ludwig Tieck, Gustav Schwab zählten zum Bekanntenkreis. In diesen Rahmen, genauer dem Salon von Staatsrat und Elisabeth von Staegemann, kam er bei gegenseitigen Vorlesen und bei Improvisationsspielen mit verteilten Rollen wohl auch auf den Stoff für seinen Gedichtzyklus. Kurz Notiert 1824 veröffentlichte Müller einen zweiten Band der Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. In dieser Sammlung fand Schubert die Texte für seine Winterreise, eine Art Fortsetzung der Müllerlieder. Der Wanderer hat nun von Beginn an alle Hoffnung aufgegeben: Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus von Schmerz und Tod gibt es kein Entkommen, auch wenn der Protagonist hier nicht in den Selbsttod geht. Caspar David Friedrich: Spaziergang in der Abenddämmerung, um 1820

Liednovelle Liednovelle Ich habe seit der Oper nichts componiert als ein paar Müllerlieder, schrieb Schubert im November 1823 an Schober. Vermutlich spielte er dabei auf die Oper Fierabras an und nicht auf Alfons und Estrella, wie die Musikgeschichtsschreibung auch wegen der Nummerierung in Schuberts Werkverzeichnis von Otto Erich Deutsch lange angenommen hatte. Mit seinem romantischen Liedzyklus schuf Schubert ein Genre, das viele Kollegen wie Schumann, Brahms und Wolf aufgriffen. Von den insgesamt 25 Gedichten der Vorlage hat er 20 in Lieder verwandelt, und ganz sicher wurden sie im Freundeskreis aus der Taufe gehoben. Dabei sind vermutlich immer nur einzelne der Lieder gesungen worden, beispielsweise von Schuberts Sänger-Freunden Johann Michael Vogl oder Carl von Schönstein. Schönstein, der Vogl als Vorbild und Lehrmeister sah, ist auch Widmungsträger des Erstdrucks der Schönen Müllerin. Ein erster öffentlicher Vortrag des ganzen Zyklus ist erst für 1856 durch den Wiener Bariton Julius Stockhausen verbürgt, denn zunächst waren vollständige Aufführungen völlig unüblich. Als er die Lieder fünf Jahre später in Hamburg sang, saß Johannes Brahms am Klavier. Die Liedernovelle erzählt vom Schicksal eines Müllerburschen, der sich guten Mutes auf Wanderschaft begibt und entlang eines Bachlaufs zur Mühle gelangt, wo ihn Arbeit und die unglückliche Liebe zur schönen aber treulosen Tochter des Müllers erwarten. Diese entscheidet sich am Ende für den Jäger der enttäuschte Liebende sucht den Tod im Mühlbach, der ihm während des Geschehens zum vertrauten Partner geworden war. Mit dem wehmütig-schönen Wiegenlied des Baches ( Gute Ruh, gute Ruh! / Tu die Augen zu! / Wandrer, du müder, du bist zu Haus. / Die Treu ist hier, / Sollst liegen bei mir, / Bis das Meer will trinken die Bächlein aus. )

Liednovelle wird dieser selbst zum Sänger und beschließt das Opus. Schubert ist wohl zufällig auf die Gedichte gestoßen und war sofort inspiriert durch das urromantische Sujet, in dem sich alle Lieblingsthemen der Zeit wie Naturidylle und -macht, Liebesglück ebenso wie verzweifeltes Aufbegehren, Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit versammelten. Zudem traf die trostlose Geschichte seine eigene Stimmung. Er wusste in dieser Zeit schon, dass er sich mit Syphilis infiziert hatte und nie mehr richtig gesund werden würde. Wahrscheinlich sind zumindest einige der Lieder im Spital entstanden, wo er sich so zweifelhaften Heilmethoden wie Quecksilberbädern unterziehen musste. Er fand einen schlichten, volksliedhaften Grundton, einfache und zu Herzen gehende Melodien, die den naiven Müllerburschen charakterisieren. Der rauschende, strömende, murmelnde Bach ist ständig dabei er ist beides, bedrohliche und lockende Naturgewalt. Die Verbindungen und Zusammenhänge zwischen den Liedern stellen sich über Stimmungsund Tonartenbeziehungen her. Schubert verzichtet auf Themenzitate, verlässt sich auf das durchgehende poetische Geschehen. In den Pausen zwischen den Liedern hallen die Ereignisse, Gesagtes und Ungesagtes nach. Und doch geht es in der großen Musik um eine Welt, die das Menschliche umfasst, zugleich aber die Fähigkeit besitzt, aus dem Menschlichen hinauszuführen ins Schicksalhafte, ins Phantastische, ins Dämonische, ins Seraphische, ins Zeitlose, in die Stille. Sie kann sich ins Tragische und Tödliche versenken, aber auch in humoristische Überlegenheit über menschliche Angelegenheiten sich erheben. Alfred Brendel

Die Texte der Lieder Die Texte der Lieder Das Wandern Das Wandern ist des Müllers Lust, Das Wandern! Das muss ein schlechter Müller sein, Dem niemals fiel das Wandern ein, Das Wandern. Vom Wasser haben wir s gelernt, Vom Wasser! Das hat nicht Rast bei Tag und Nacht, Ist stets auf Wanderschaft bedacht, Das Wasser. Das sehn wir auch den Rädern ab, Den Rädern! Die gar nicht gerne stille stehn, Die sich mein Tag nicht müde drehn, Die Räder. Die Steine selbst, so schwer sie sind, Die Steine! Sie tanzen mit den muntern Reihn Und wollen gar noch schneller sein, Die Steine. O Wandern, Wandern, meine Lust, O Wandern! Herr Meister und Frau Meisterin, Lasst mich in Frieden weiterziehn Und wandern. Wohin? Ich hört ein Bächlein rauschen Wohl aus dem Felsenquell, Hinab zum Tale rauschen So frisch und wunderhell. Ich weiß nicht, wie mir wurde, Nicht, wer den Rat mir gab, Ich musste auch hinunter Mit meinem Wanderstab. Hinunter und immer weiter Und immer dem Bache nach, Und immer frischer rauschte Und immer heller der Bach. Ist das denn meine Straße? O Bächlein, sprich, wohin? Du hast mit deinem Rauschen Mir ganz berauscht den Sinn. Was sag ich denn vom Rauschen? Das kann kein Rauschen sein: Es singen wohl die Nixen Tief unten ihren Reih n. Lass singen, Gesell, lass rauschen Und wandre fröhlich nach! Es gehn ja Mühlenräder In jedem klaren Bach.

Die Texte der Lieder Halt! Eine Mühle seh ich blinken Aus den Erlen heraus, Durch Rauschen und Singen Bricht Rädergebraus. Ei willkommen, ei willkommen, Süßer Mühlengesang! Und das Haus, wie so traulich! Und die Fenster, wie blank! Und die Sonne, wie helle Vom Himmel sie scheint! Ei, Bächlein, liebes Bächlein, War es also gemeint? Danksagung an den Bach War es also gemeint, Mein rauschender Freund? Dein Singen, dein Klingen, War es also gemeint? Zur Müllerin hin! So lautet der Sinn. Gelt, hab ich s verstanden? Zur Müllerin hin! Hat sie dich geschickt? Oder hast mich berückt? Das möcht ich noch wissen, Ob sie dich geschickt. Nun wie s auch mag sein, Ich gebe mich drein: Was ich such, hab ich funden, Wie s immer mag sein. Nach Arbeit ich frug, Nun hab ich genug Für die Hände, fürs Herze Vollauf genug! Am Feierabend Hätt ich tausend Arme zu rühren! Könnt ich brausend Die Räder führen! Könnt ich wehen Durch alle Haine! Könnt ich drehen Alle Steine! Dass die schöne Müllerin Merkte meinen treuen Sinn! Ach, wie ist mein Arm so schwach! Was ich hebe, was ich trage, Was ich schneide, was ich schlage, Jeder Knappe tut mir s nach. Und da sitz ich in der großen Runde, In der stillen kühlen Feierstunde, Und der Meister spricht zu allen: Euer Werk hat mir gefallen; Und das liebe Mädchen sagt Allen eine gute Nacht. Der Neugierige Ich frage keine Blume, Ich frage keinen Stern, Sie können mir alle nicht sagen, Was ich erführ so gern. Ich bin ja auch kein Gärtner, Die Sterne stehn zu hoch; Mein Bächlein will ich fragen, Ob mich mein Herz belog. O Bächlein meiner Liebe, Wie bist du heut so stumm! Will ja nur eines wissen, Ein Wörtchen um und um. Ja heißt das eine Wörtchen, Das andre heißet Nein, Die beiden Wörtchen schließen Die ganze Welt mir ein. O Bächlein meiner Liebe, Was bist du wunderlich! Will s ja nicht weitersagen, Sag, Bächlein, liebt sie mich?

Die Texte der Lieder Ungeduld Ich schnitt es gern in alle Rinden ein, Ich grüb es gern in jeden Kieselstein, Ich möcht es sä n auf jedes frische Beet Mit Kressensamen, der es schnell verrät, Auf jeden weißen Zettel möcht ich s schreiben: Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben. Ich möcht mir ziehen einen jungen Star, Bis dass er spräch die Worte rein und klar, Bis er sie spräch mit meines Mundes Klang, Mit meines Herzens vollem, heißem Drang; Dann säng er hell durch ihre Fensterscheiben: Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben. Den Morgenwinden möcht ich s hauchen ein, Ich möcht es säuseln durch den regen Hain; Oh, leuchtet es aus jedem Blumenstern! Trüg es der Duft zu ihr von nah und fern! Ihr Wogen, könnt ihr nichts als Räder treiben? Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben. Ich meint, es müsst in meinen Augen stehn, Auf meinen Wangen müsst man s brennen sehn, Zu lesen wär s auf meinem stummen Mund, Ein jeder Atemzug gäb s laut ihr kund, Und sie merkt nichts von all dem bangen Treiben: Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben. MorgengruSS Guten Morgen, schöne Müllerin! Wo steckst du gleich das Köpfchen hin, Als wär dir was geschehen? Verdrießt dich denn mein Gruß so schwer? Verstört dich denn mein Blick so sehr? So muss ich wieder gehen. O lass mich nur von ferne stehn, Nach deinem lieben Fenster sehn, Von ferne, ganz von ferne! Du blondes Köpfchen, komm hervor! Hervor aus eurem runden Tor, Ihr blauen Morgensterne! Ihr schlummertrunknen Äugelein, Ihr taubetrübten Blümelein, Was scheuet ihr die Sonne? Hat es die Nacht so gut gemeint, Dass ihr euch schließt und bückt und weint Nach ihrer stillen Wonne? Nun schüttelt ab der Träume Flor Und hebt euch frisch und frei empor In Gottes hellen Morgen! Die Lerche wirbelt in der Luft, Und aus dem tiefen Herzen ruft Die Liebe Leid und Sorgen. Des Müllers Blumen Am Bach viel kleine Blumen stehn, Aus hellen blauen Augen sehn; Der Bach, der ist des Müllers Freund, Und hellblau Liebchens Auge scheint, Drum sind es meine Blumen. Dicht unter ihrem Fensterlein, Da will ich pflanzen die Blumen ein, Da ruft ihr zu, wenn alles schweigt, Wenn sich ihr Haupt zum Schlummer neigt, Ihr wisst ja, was ich meine. Und wenn sie tät die Äuglein zu Und schläft in süßer, süßer Ruh, Dann lispelt als ein Traumgesicht Ihr zu: Vergiss, vergiss mein nicht! Das ist es, was ich meine. Und schließt sie früh die Laden auf, Dann schaut mit Liebesblick hinauf: Der Tau in euren Äugelein, Das sollen meine Tränen sein, Die will ich auf euch weinen.

Die Texte der Lieder Tränenregen Wir saßen so traulich beisammen Im kühlen Erlendach, Wir schauten so traulich zusammen Hinab in den rieselnden Bach. Der Mond war auch gekommen, Die Sternlein hinterdrein, Und schauten so traulich zusammen In den silbernen Spiegel hinein. Ich sah nach keinem Monde, Nach keinem Sternenschein, Ich schaute nach ihrem Bilde, Nach ihren Augen allein. Und sahe sie nicken und blicken Herauf aus dem seligen Bach, Die Blümlein am Ufer, die blauen, Sie nickten und blickten ihr nach. Und in den Bach versunken Der ganze Himmel schien Und wollte mich mit hinunter In seine Tiefe ziehn. Und über den Wolken und Sternen, Da rieselte munter der Bach Und rief mit Singen und Klingen: Geselle, Geselle, mir nach! Da gingen die Augen mir über, Da ward es im Spiegel so kraus; Sie sprach: Es kommt ein Regen, Ade, ich geh nach Haus. Mein! Bächlein, lass dein Rauschen sein! Räder, stellt eu r Brausen ein! All ihr muntern Waldvögelein, Groß und klein, Endet eure Melodein! Durch den Hain Aus und ein Schalle heut ein Reim allein: Die geliebte Müllerin ist mein! Mein! Frühling, sind das alle deine Blümelein? Sonne, hast du keinen hellern Schein? Ach, so muss ich ganz allein Mit dem seligen Worte mein Unverstanden in der weiten Schöpfung sein! Pause Meine Laute hab ich gehängt an die Wand, Hab sie umschlungen mit einem grünen Band Ich kann nicht mehr singen, mein Herz ist zu voll, Weiß nicht, wie ich s in Reime zwingen soll. Meiner Sehnsucht allerheißesten Schmerz Durft ich aushauchen in Liederscherz, Und wie ich klagte so süß und fein, Glaubt ich doch, mein Leiden wär nicht klein. Ei, wie groß ist wohl meines Glückes Last, Dass kein Klang auf Erden es in sich fasst? Nun, liebe Laute, ruh an dem Nagel hier! Und weht ein Lüftchen über die Saiten dir, Und streift eine Biene mit ihren Flügeln dich, Da wird mir so bange, und es durchschauert mich. Warum ließ ich das Band auch hängen so lang? Oft fliegt s um die Saiten mit seufzendem Klang. Ist es der Nachklang meiner Liebespein? Soll es das Vorspiel neuer Lieder sein?

Die Texte der Lieder Mit dem grünen Lautenbande Schad um das schöne grüne Band, Dass es verbleicht hier an der Wand, Ich hab das Grün so gern! So sprachst du, Liebchen, heut zu mir; Gleich knüpf ich s ab und send es dir: Nun hab das Grüne gern! Ist auch dein ganzer Liebster weiß, Soll Grün doch haben seinen Preis, Und ich auch hab es gern. Weil unsre Lieb ist immergrün, Weil grün der Hoffnung Fernen blühn, Drum haben wir es gern. Nun schlinge in die Locken dein Das grüne Band gefällig ein, Du hast ja s Grün so gern. Dann weiß ich, wo die Hoffnung wohnt, Dann weiß ich, wo die Liebe thront, Dann hab ich s Grün erst gern. Der Jäger Was sucht denn der Jäger am Mühlbach hier? Bleib, trotziger Jäger, in deinem Revier! Hier gibt es kein Wild zu jagen für dich, Hier wohnt nur ein Rehlein, ein zahmes, für mich. Und willst du das zärtliche Rehlein sehn, So lass deine Büchsen im Walde stehn, Und lass deine kläffenden Hunde zu Haus, Und lass auf dem Horne den Saus und Braus, Und schere vom Kinne das struppige Haar, Sonst scheut sich im Garten das Rehlein fürwahr. Doch besser, du bliebest im Walde dazu Und ließest die Mühlen und Müller in Ruh. Was taugen die Fischlein im grünen Gezweig? Was will denn das Eichhorn im bläulichen Teich? Drum bleibe, du trotziger Jäger, im Hain, Und lass mich mit meinen drei Rädern allein; Und willst meinem Schätzchen dich machen beliebt, So wisse, mein Freund, was ihr Herzchen betrübt: Die Eber, die kommen zur Nacht aus dem Hain Und brechen in ihren Kohlgarten ein Und treten und wühlen herum in dem Feld: Die Eber, die schieß, du Jägerheld! Eifersucht und Stolz Wohin so schnell, so kraus und wild, mein lieber Bach? Eilst du voll Zorn dem frechen Bruder Jäger nach? Kehr um, kehr um, und schilt erst deine Müllerin Für ihren leichten, losen, kleinen Flattersinn. Sahst du sie gestern abend nicht am Tore stehn, Mit langem Halse nach der großen Straße sehn? Wenn von dem Fang der Jäger lustig zieht nach Haus, Da steckt kein sittsam Kind den Kopf zum Fenster naus. Geh, Bächlein, hin und sag ihr das; doch sag ihr nicht, Hörst du, kein Wort von meinem traurigen Gesicht. Sag ihr: Er schnitzt bei mir sich eine Pfeif aus Rohr Und bläst den Kindern schöne Tänz und Lieder vor.

Die Texte der Lieder Die liebe Farbe In Grün will ich mich kleiden, In grüne Tränenweiden: Mein Schatz hat s Grün so gern. Will suchen einen Zypressenhain, Eine Heide von grünen Rosmarein: Mein Schatz hat s Grün so gern. Wohlauf zum fröhlichen Jagen! Wohlauf durch Heid und Hagen! Mein Schatz hat s Jagen so gern. Das Wild, das ich jage, das ist der Tod; Die Heide, die heiß ich die Liebesnot: Mein Schatz hat s Jagen so gern. Grabt mir ein Grab im Wasen, Deckt mich mit grünem Rasen: Mein Schatz hat s Grün so gern. Kein Kreuzlein schwarz, kein Blümlein bunt, Grün, alles grün so rings und rund! Mein Schatz hat s Grün so gern. Die böse Farbe Ich möchte ziehn in die Welt hinaus, Hinaus in die weite Welt; Wenn s nur so grün, so grün nicht wär, Da draußen in Wald und Feld! Ich möchte die grünen Blätter all Pflücken von jedem Zweig, Ich möchte die grünen Gräser all Weinen ganz totenbleich. Ach Grün, du böse Farbe du, Was siehst mich immer an So stolz, so keck, so schadenfroh, Mich armen weißen Mann? Ich möchte liegen vor ihrer Tür In Sturm und Regen und Schnee. Und singen ganz leise bei Tag und Nacht Das eine Wörtchen: Ade! Horch, wenn im Wald ein Jagdhorn schallt, Da klingt ihr Fensterlein! Und schaut sie auch nach mir nicht aus, Darf ich doch schauen hinein. O binde von der Stirn dir ab Das grüne, grüne Band; Ade, ade! Und reiche mir Zum Abschied deine Hand! Trockne Blumen Ihr Blümlein alle, Die sie mir gab, Euch soll man legen Mit mir ins Grab. Wie seht ihr alle Mich an so weh, Als ob ihr wüsstet, Wie mir gescheh? Ihr Blümlein alle, Wie welk, wie blass? Ihr Blümlein alle, Wovon so nass? Ach, Tränen machen Nicht maiengrün, Machen tote Liebe Nicht wieder blühn. Und Lenz wird kommen, Und Winter wird gehn, Und Blümlein werden Im Grase stehn. Und Blümlein liegen In meinem Grab, Die Blümlein alle, Die sie mir gab. Und wenn sie wandelt Am Hügel vorbei Und denkt im Herzen: Der meint es treu! Dann, Blümlein alle, Heraus, heraus! Der Mai ist kommen, Der Winter ist aus.

Die Texte der Lieder Der Müller und der Bach Der Müller: Wo ein treues Herze In Liebe vergeht, Da welken die Lilien Auf jedem Beet; Da muss in die Wolken Der Vollmond gehn, Damit seine Tränen Die Menschen nicht sehn; Da halten die Englein Die Augen sich zu Und schluchzen und singen Die Seele zur Ruh. Der Bach: Und wenn sich die Liebe Dem Schmerz entringt, Ein Sternlein, ein neues, Am Himmel erblinkt; Da springen drei Rosen, Halb rot und halb weiß, Die welken nicht wieder, Aus Dornenreis. Und die Engelein schneiden Die Flügel sich ab Und gehn alle Morgen Zur Erde herab. Der Müller: Ach Bächlein, liebes Bächlein, Du meinst es so gut: Ach Bächlein, aber weißt du, Wie Liebe tut? Ach unten, da unten Die kühle Ruh! Ach Bächlein, liebes Bächlein, So singe nur zu. Des Baches Wiegenlied Gute Ruh, gute Ruh! Tu die Augen zu! Wandrer, du müder, du bist zu Haus. Die Treu ist hier, Sollst liegen bei mir, Bis das Meer will trinken die Bächlein aus. Will betten dich kühl Auf weichem Pfühl In dem blauen kristallenen Kämmerlein. Heran, heran, Was wiegen kann, Woget und wieget den Knaben mir ein! Wenn ein Jagdhorn schallt Aus dem grünen Wald, Will ich sausen und brausen wohl um dich her. Blickt nicht herein, Blaue Blümelein! Ihr macht meinem Schläfer die Träume so schwer. Hinweg, hinweg Von dem Mühlensteg, Böses Mägdelein, dass ihn dein Schatten nicht weckt! Wirf mir herein Dein Tüchlein fein, Dass ich die Augen ihm halte bedeckt! Gute Nacht, gute Nacht! Bis alles wacht, Schlaf aus deine Freude, schlaf aus dein Leid! Der Vollmond steigt, Der Nebel weicht, Und der Himmel da oben, wie ist er so weit!

Mitwirkende Im Porträt Mauro Peter stammt aus Luzern und studierte Gesang an der Hochschule für Musik und Theater München bei Fenna Kügel-Seifried. 2012 gewann er den Ersten Preis sowie den Publikumspreis beim Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb in Zwickau. Als Liedsänger feierte er 2012 mit Schuberts Die schöne Müllerin, begleitet von Helmut Deutsch, sein von Publikum und Presse umjubeltes Debüt bei der Schubertiade in Schwarzenberg. Seither ist er regelmäßig auf führenden europäischen Konzertpodien und Opernbühnen zu erleben. Liederabende führten Mauro Peter unter anderem in den Musikverein und das Konzerthaus Wien, den Grazer Musikverein, die Londoner Wigmore Hall, den De Singel in Antwerpen, den KKL Luzern, die Frankfurter Oper und Züricher Oper sowie zu den Salzburger Festspielen. Auf dem Konzertpodium musizierte er unter anderem mit Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, William Christie, Marc Albrecht, Fabio Luisi, Manfred Honeck, Ivor Bolton, Gustavo Dudamel, John Eliot Gardiner und Cornelius Meister. 2013 debütierte er als Knappe in Wagners Parsifal bei den Salzburger Osterfestspielen unter Christian Thielemann sowie als Tamino an der Opéra de Lyon. Seit Herbst 2013/14 ist Mauro Peter Ensemblemitglied des Zürcher Opernhauses, wo er in Beethovens Fidelio debütierte und in Monteverdis Il Ritorno d Ulisse in Patria, Mozarts Zauberflöte, Re Pastore und Cosi fan tutte, in Bergs Wozzeck und Purcells King Arthur zu erleben war. Erfolgreich gastierte er auch am Theater an der Wien, an der

Mitwirkende Komischen Oper Berlin, an der Bayerischen Staatsoper München und an der Opéra Bastille in Paris. Diese Saison führt ihn zu Liederabenden nach Berlin, Bozen, Lugano, Graz, Wien, Dortmund, Madrid, Aix-en-Provence und London. Duo-Liederabende mit der Sopranistin Christiane Karg gibt er in Feuchtwangen, bei der Schubertiade in Hohenems, in der Kölner Philharmonie und in der Hamburger Laeiszhalle. Des weiteren stehen die Debüts am Théâtre du Capitole in Toulouse und an der Mailänder Scala an. An seinem Stammhaus, der Zürcher Oper, singt er in Mozarts Don Giovanni und Haydns Orlando Paladino, an der Bayerischen Staatsoper in Mozarts Cosi fan tutte. Im April 2015 erschien Schuberts Schöne Müllerin in der Wigmore Hall Edition, im August 2015 wurde von SONY eine Solo-Platte mit Schubert/Goethe-Liedern veröffentlicht, gefolgt von einem weiteren Solo-Album mit Liedern von Robert Schumann (Herbst 2016). Helmut Deutsch studierte in seiner Heimatstadt Wien Klavier, Komposition und Musikwissenschaft. 1976 erhielt er den Wiener Kompositionspreis. Bereits während seiner Studienzeit konzentrierte er sich auf die Spezialgebiete Kammermusik und Liedbegleitung. Als Partner vieler Instrumentalisten betätigte er sich in allen Formen von Kammermusik; als Liedbegleiter begann seine Karriere mit der Sopranistin Irmgard Seefried. Seither war er Partner vieler der bedeutendsten Sänger unserer Zeit: Juliane Banse, Barbara Bonney, Grace Bumbry, Ileana Cotrubas, Diana Damrau, Brigitte Fassbaender, Angelika Kirchschlager, Genia Kühmeier, Christiane Oelze, Anne Sophie von Otter, Dawn Upshaw, Ruth

Mitwirkende Ziesack, Olaf Bär, Matthias Goerne, Dietrich Henschel, Wolfgang Holzmair, Jonas Kaufmann, Thomas Moser, Christoph Prégardien, Mauro Peter, Josef Protschka, Thomas Quasthoff, Andreas Schmidt, Peter Schreier, Bo Skovhus, Christoph Strehl, Michael Volle, Bernd Weikl. Mit Hermann Prey verband ihn eine zwölfjährige intensive Zusammenarbeit. Seine Konzerttätigkeit führte ihn in alle Teile der Welt, er ist ständiger Gast der wichtigsten Musikzentren und Festivals. Helmut Deutsch unterrichtete von 1967 bis 1979 an der Musikhochschule Wien und war von 1986 bis 2011 Professor für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst München. Er ist weiterhin Gastprofessor an Hochschulen im In- und Ausland und gibt Interpretationskurse in Europa und Japan. Von seinen zahlreichen Aufnahmen sind viele mit internationalen Preisen bedacht worden. DIE BLUMEN WURDEN ÜBERREICHT VON ZUKUNFT KONZERTHAUS E. V. IMPRESSUM Herausgeber Konzerthaus Berlin, Intendant Prof. Dr. Sebastian Nordmann Text Barbara Gugisch Redaktion Andreas Hitscher KONZEPTION und GESTALTUNG Meta Design AG Abbildungen Archiv Konzerthaus Berlin (3), Christian Felber, Shirley Suarez Satz, Reinzeichnung und Herstellung Reiher Grafikdesign & Druck Gedruckt auf Recyclingpapier PREIS 2,30