PRESSEINFORMATION Auktion 168, 24.06.2008, Vorbericht Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, München, Auktion 168 Objekte der Antike Am 24. Juni beginnt um 11.00 in den Geschäftsräumen von Gorny & Mosch,, München, Auktion 168. 568 antike Objekte mit einer Gesamtschätzung von 1,25 Mio. kommen zum Aufruf. Wie immer werden zahlreiche Sammler und Händler aus aller Welt erwartet. Schließlich hat sich das Auktionshaus Gorny & Mosch, dessen Schwerpunkt traditionell eher auf dem Bereich der Münzen lag und liegt, in den letzten Jahren einen guten Ruf als sachverständiger Anbieter von antiker Kunst erarbeitet. Eine Galerie mit antiken Objekten zu festen Preisen ist dem Auktionshaus angegliedert und bietet dem Sammler von antiken Objekten das ganze Jahr über einen attraktiven Anlaufspunkt in München. 34 ganz besondere Objekte stehen am Anfang der Auktion. Es fällt schwer zu entscheiden, welche man nennen soll, denn viele sind spektakulär, von großer Schönheit oder interessant. Beginnen wir mit der Statue eines stehenden Knaben aus der frühen römischen Kaiserzeit aus feinem weißem Marmor. Das elegante Stück wurde offenbar im 19. Jahrhundert oder früher zu einer kompletten Figur ergänzt. Die Basis dazu bildete ein antiker Knabentorso, der mit Kopf und Teilen der Arme zu einem Eros oder einem Apoll umgestaltet wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt machte man den größten Teil der Ergänzungen wieder rückgängig (Schätzung: 50.000 Euro). Ein anderes Hauptstück der Auktion ist die 60 cm hohe Statue eines knienden Persers. Die faszinierende Darstellung eines gedemütigten Orientalen, der nun seinen römischen Herren zu dienen hat, paßt in die Zeit der Eroberungsfeldzüge des Traianus. Die beste Wiederholung des hier vorliegenden Typs ist derzeit im Nationalmuseum in Neapel zu besichtigen. Das in Auktion Gorny & Mosch angebotene Stück stammt aus australischem Privatbesitz und wurde 1981 bis 1986 in der La Trobe University ausgestellt (Schätzung: 50.000 Euro). In einen entfernten Teil der antiken Welt führt uns ein anderes Prachtstück, eine sehr frühe, sehr feine Buddhastatue aus Gandhara. Sie zeigt den Erhabenen in ruhender Position und stammt aus dem 3.-4. Jh. n. Chr. (Schätzung: 32.000 Euro). Der ruhende Buddha bildet das Prunkstück einer kleinen Serie von sieben bedeutenden Skulpturen der Gandhara-Kultur, die in der Auktion einen neuen Liebhaber suchen. Darunter befinden sich unter anderem ein Relief mit Symposiasten aus grauem Schiefer aus englischem Privatbesitz, ein stehender Buddha, ein sitzender Buddha vor dem Bodhi-Baum und ein stehender Boddhisattva Maitreya. 1
Kommen wir zurück zur antiken Mittelmeerwelt und einigen ganz besonderen Bronzeobjekten, von denen wir hier zwei vorstellen wollen. Zunächst eine kleine, hervorragend ausgearbeitete Statuette des Hermes mit dem Dionysosknaben. Das völlig intakte Prachtstück von 11 cm Höhe ist mit einer herrlichen grünen Patina bedeckt. Es stellt die Rettung des Gottes Dionysos durch Hermes dar, den letzterer auf Befehl seines Vaters Zeus nach der Geburt vor der Rachsucht der Heras in Sicherheit brachte (Schätzung: 12.000 Euro). Aus dem gallo-römischen Raum dürfte eine massive Silberstatuette des 1. Jh. n. Chr. stammen. Sie stellt Iuppiter mit vollem Bart und langer Haarmähne dar. Das Szepter, auf das sich der Göttervater stützte, sowie das Attribut, das er in seiner rechten Hand hielt, sind uns nicht erhalten (Schätzung: 32.000 Euro). Ein weiterer Höhepunkt der besonderen Objekte ist eine etruskische Bucchero-Hydria mit Deckel, die in der 2. Hälfte des 6. Jh. v. Chr. gefertigt wurde. Das monumentale Prachtgefäß mit seinen zahlreichen figuralen Verzierungen ist 81,4 cm hoch, sein Deckel wird von einem stolzen Hahn bekrönt (Schätzung: 20.000 Euro). Nennen wir als letztes der besonderen Objekte noch einen Satz römischer Einsatzgewichte, sechs schüsselförmige Bronzegewichte, die ineinander gesetzt werden können. Sie stammen aus dem 1.-2. Jh. n. Chr. und verkörpern die Werte von 10, 5, 3, 2, 1 und 1/2 Pfund, wobei die drei größeren Gewichte zusätzlich noch inschriftlich mit ihrem Gewicht gekennzeichnet sind (Schätzung: 25.000 Euro). Nach den besonderen Objekten kommt eine Partie von 33 Losen mit Kostbarkeiten aus Glas zum Aufruf. Das Spektrum reicht von einem hellenistischen Alabastron bis zu islamischen Kannen, die im mittleren Osten des 10./11. Jahrhunderts n. Chr. gefertigt wurden. Es folgen die gewöhnlichen Zeugnisse der griechischen und römischen Kultur, wobei auch hier der interessierte Sammler fündig wird. So dürfte ein Goldring mit einem gravierten Herrscherporträt Aufmerksamkeit erregen. Vermutlich ist darauf ein elymäischer König des 1. Jh. v. Chr. porträtiert. Die Elymäer, die uns von ihrer Münzprägung hervorragend bekannt sind, richteten ihr Reich im ehemaligen Herrschaftsgebiet der Seleukiden ein. Sie erlangten mit wechselndem Glück eine gewisse Unabhängigkeit, verhandelten mit den Weltmächten der damaligen Zeit, den Römern und den Parthern, und unterlagen im 3. Jh. n. Chr. den Sasaniden. Das feine Porträt eines ihrer Herrscher bezeugt in einmaliger Weise, den Grad der Hellenisierung der Völker des Ostens, die griechischen Einfluß mit ihrer eigenständigen Kultur verbanden (Schätzung: 3.000 Euro). Schmuck, Fibeln, Gemmen und Kameen, Stein-, Bronze- und Terracottaskulpturen, Plaketten, Vasen (darunter eine herrliche attische Halsamphore, bemalt im Stil der frühen Hochklassik von Hermonax, 2
470-460 v. Chr.), Geräte (hier eine etruskische Schnabelkanne), Öllampen aus Bronze und Ton, sowie Malereien werden aus dem griechisch-römischen Kulturbereich angeboten. Daß man in Auktion Gorny & Mosch 168 schon für wenig Geld ein Zeugnis für menschliches Handeln, für Ängste und Nöte unserer Vorfahren erwerben kann, beweist ein kleines Fluchtäfelchen aus getriebenen Goldblech (0,98 g), das aus dem östlichen Mittelmeergebiet unter römischer Herrschaft stammt. Das 5,2 x 3,7 cm große Blech ist mit fünf Zeilen Text beschrieben und wird mit nur 200 Euro ausgerufen. Wer nur ein wenig mehr ausgeben kann, ist vielleicht in der Lage, den weiblichen Terrakottakopf aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. zu erwerben, der einst Wilhelm Bode (1845-1929) gehörte (Schätzung: 400 Euro). Mit ihm erwirbt sein neuer Besitzer nicht nur eine hellenistische Plastik, sondern auch ein Stück deutscher Sammlergeschichte, denn Wilhelm Bode war zu seiner Zeit der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Berlin und ist der Namensgeber für das Berliner Bodemuseum, wo sich heute unter anderem die beste Skulptur- und Münzsammlung Deutschlands befinden. Es folgen 23 Objekte aus Ägypten. Teuerstes Objekt ist hier ein Kanopenschrein, der zur Aufbewahrung des eigentlichen Kanopenkruges bestimmt war. Letzterer erhielt einen Teil der Eingeweide des Verstorbenen Mest-Iset, dessen Namen uns der Schrein verrät. Das kleine Holzschränkchen stammt aus der Zeit der Ptolemäer, genauer gesagt aus dem 3.-2. Jh. v. Chr. Es ist polychrom bemalt und zeigt auf der Vorderseite eine aufgemalte Tür mit zwei vogelköpfigen Torwächtern. An den Seiten begegnen uns die vier Horussöhne Hapi, Kebehsenuef, Amset und Duamutef (Schätzung: 10.000 Euro). 34 Objekte aus dem Alten Orient, 21 Kunstgegenstände aus Byzanz, sowie 10 Zeugnisse für die Urund Frühgeschichte setzen die Auktion fort. Einen weiteren Höhepunkt finden wir in der Abteilung Islam, unter der 30 Lose, hauptsächlich Keramik, verzeichnet sind. Hier kommt eine große Alhambra-Vase von 165 cm Höhe zum Aufruf. Das wohl im 16. Jahrhundert in Andalusien gefertigte Stück stammt aus Münchner Privatbesitz und wurde in den 1980er Jahren im niederländischen Kunsthandel erworben (Schätzung: 40.000 Euro). Verschiedenes, Lots und Literatur beschließen die Auktion. Der Katalog ist gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro pro Stück bei der Firma Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung GmbH,, D-80333 München zu beziehen; Tel: 0049/89/24 22 64 30, Fax: 0049/89/22 85 51 3, Email:. Alle Kataloge sind in Farbe und mit zahlreichen Vergrößerungen im Internet einsehbar unter www.gmcoinart.de 3
Bildunterschriften 1 Stehender Knabe. Römische Kaiserzeit, 1.-2. Jh. n. Chr. Höhe 67 cm. Weißer, fein kristalliner Marmor. Kontrapostisch stehender nackter Knabe mit vorgesetztem linkem Bein auf einer halbrunden Plinthe mit einem mit Kymatien verzierten Pfeiler. Schätzung: 50.000 Euro. 2 Kniender Perser. Römische Kaiserzeit, 2. Jh. n. Chr. Höhe 60 cm. Weißer, fein kristalliner Marmor. Kniender Orientale in Hosen und langem über die Schultern herabfallenden Mantel. Die Linke ist auf das angewinkelte linke Knie gelegt, die Rechte ist erhoben und stützt eine auf den Nacken gesetzte, halbkugelige Basis. Schätzung: 50.000 Euro. 3 Schlafender Buddha. Gandhara, 3.-4. Jh. n. Chr. Länge 93,5 cm. Heller, mit Stuck gefüllter Ton. Buddha im knöchellangen Gewand liegt auf der rechten Seite und legt den Kopf auf seine Rechte, die wiederum auf einem gefalteten Kissen ruht. Schätzung: 32.000 Euro. 4 Hermes mit dem Dionysosknaben. Römische Kaiserzeit, 1.-2. Jh. n. Chr. Höhe 11 cm. Bronze. Nackter, stehender Hermes mit Kopfflügeln und auf der linken Schulter aufliegendem, über den linken Unterarm herabfallenden Mantel. Im Haar liegt ein Lorbeerkranz. Die gesenkte Linke trägt den Caduceus. In der Linken, die am Knöchel von einem Säulchen gestützt wird, sitzt der Dionysosknabe. Schätzung: 12.000 Euro. 5 Iuppiter. Gallo-römisch, 1. Jh. n. Chr. Höhe 12,3 cm. Massive Silberfigur. Nackter, stehender Iuppiter mit vollem Bart und langer Haarmähne, die am Hinterkopf zu Rollocken gekämmt ist. Die Linke ist erhoben und stützte sich ehemals auf ein Szepter. Die gesenkte Rechte, deren Finger gebrochen sind, trug wohl eine Opferschale oder einen Adler. Schätzung: 35.000 Euro. 6 Satz von sechs römischen Einsatzgewichten. Römische Kaiserzeit, 1.-2. Jh. n. Chr. Bronze. Schätzung: 25.000 Euro. 7 Goldring mit graviertem Herrscherporträt. Hellenistisch, elymäisch, 1. Jh. v. Chr. Massiver Goldring (13,91 g) mit sich nach oben verbreiternden Schiene, oben ovale Platte. Darauf drapierte Panzerbüste eines elymäischen Herrschers. Er trägt einen Vollbart sowie ein Diadem. Schätzung: 3.000 Euro. 8 Kanopenschrein. Ptolemäisch, 3.-2. Jh. v. Chr. Höhe 45,5 cm; Breite 21 cm; Tiefe 21 cm. Hochrechteckiger Holzkasten, polychrom auf Stuckgrund bemalt: Auf der Vorderseite eine aufgemalte Tür mit zwei vogelköpfigen Torwächtern. An den Seiten die vier Horussöhne Hapi, Kebehsenuef, Amset und Duamutef. Schätzung: 10.000 Euro. 4
9 Große Alhambra-Vase. Andalusien, 16. Jh. oder später. Höhe ca. 165 cm. Große Amphore mit ovoidem Corpus und schmalem Fuß. Auf der Schulter liegen vier horizontale Profilringe. Der enge Hals endet in einer oktogonalen Mündung. Auf der Schulter sitzen zwei Flügelhenkel auf. Die Oberfläche ist krakeliert und im oberen Bereich über und über mit goldenen Ornamenten verziert. Die Amphore ist in einen orientalisierenden Holzsockel eingelassen. Schätzung: 40.000 Euro. 5