EIN FEST OER KÜNSTE PAUL CASSI ER DER KUNSTHÁNDLER ALS VERLEGER Die Ausstellung zeigt den legendaren Berliner Kunsthandler Paul Cassirer (1871-1926). den leidenschaftlichen Kampfer für die Moderne, als ebenso engagierten und begeisterten Verleger, der das kulturelle Berlin im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts nachhaltig pragte. KUNSTGALERIE UNO VERLAG Zusammen mit seinem Vetter Bruno Cassirer (1872-1941) gründete Paul Casslrer 1898 eíne Kunstgalerie und einen Verlag im noblen Berliner Tiergartenviertel. Die Atmosphare ihrer Geschaftsraume war vom Lebensgefühl der Jahrhundertwende erfüllt Der belgische Jugendstil-Architekt Henry van de Velde entwarf eínen Lesesalon, der in Paul Cassirer (um 1910) Max Liebermann, Schreitender Bauer mit Kiepe. OIfLwd. (1894) der Ausstellung andeutungsweise rekonstruiert wird. Selbst Rainer-Maria Rilke schwarmte davon. Ole originale Lampe kann wie damals über dem Tisch mit den Neuerscheinungen hangen. Das Konzept, Galeríe und Verlag zu kombinieren, war ein voller Erfolg, neu und werbewirksam! Als Verlagssignet diente ein Motiv Max Liebermanns: Schreitender Bauer mit Kiepe. GROSSE KÜNSTLER Die Ausstellung prasentiert Künstler und Autoren des Verlags wie Max Liebermann, Lovis Corinth,
Max Peehstein, Oskar Kokosehka. Max Slevogt, August Gaut oder Else Lasker-Sehüler nieht nur mit lhren Büehern und der Druekgraphik, sondern aueh mit Olbildern. Plastiken und Zeíchnungen. So wird die Sehau zu einer Entdeekungsreise dureh die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Gro13zügige Leihgaben aus dem In- und Ausland werden mit Schatzen der Berliner Museen und bisher nie gezeigten Stüeken aus privaten Sammlungen kombiniert. Lovis Corioth, Tilla Duricux als spanische Taozerin, Ol/lwd. (1908) Oskar Kokoschka, Pariser Platz, OI/Lwd. (1926) DAS MAX liebermann HAUS Eín Fest der Künsfe, einen Einklang van Architektur. Musik, Dichtung, Malerei und Plastik forderte Paul Cassirer einst für Berlin. Dieses Fest findet nun symboliseh statt. Ein Glücksfall 1st der Ort der Ausstellung, denn hier, 1m Wohnhaus van Max Liebermann, dem Secessions- und Akademieprasidenten, ist Paul Cassirer eln- und ausgegangen. Hier, 1m Haus am Pariser Platz Nr. 7, neben dem Brandenburger Tor, haben slch die Künstler und Autoren getroffen. DIE PAN-PRESSE Nach der Trennung von seinem Vetter Bruno gründete Paul Cassirer 1908 einen eigenen Verlag. Dessen neues Lago, der van Max Slevogt entworfene Schwarze Panther, sollte bereits auf die Pan-Presse, Cassirers Künstlerwerkstatt für sorgfaltig gedruekte Originalgraphik, hinweisen. Hinter vielen Verlagswerken stand ein durchaus sozialer Gedanke: Wer sich kein grobes Kunstwerk leisten konnte, sollte mlt hervorragend gedruckter Graphik
oder i1lustrierten Büchern gut bedient werden. Der erste Druck der Pan-Presse waren die mit über 300 Lithographien von Max Slevogt illustrierten Lederstrumpf-Erzahlungen. GROSSE WERKE Lovis Corinlhs grobes Olgemalde Der geblendete Simson (1912) und Max Slevogts goldener Zauberf/otenfries (1917) werden begleitet von Graphik und Büchern der Pan-Presse: dem Buch Judith und dem Hohen Lied von Corinth, sowie den Randzelchnungen zu Mozarts Zauberf/ote van Slevogt. Dem "Oberwildling" Oskar Kokoschka blieb Cassirer seit seinar ersten Ausstellung in der Galerie 1910 verbunden. Er verlegte sowohl seine Graphik als auch selne Vier Dramen und den Hiob mit expressiven Lithographien. Oskar Kokoschka ist mit zwei bedeutenden Olgemalden vertreten: Pariser P/atz (1926), einem Auftragsbild Paul Cassirers, und dem Portrat des Musikpadagogen und zeitweiligen Verlagsleiters Leo Kestenberg (1927). Von Ernst Barlach werden das Holzbildwerk Vision (1912) und der einzige erhaltene grobe Holz Druckstock ausgestellt. Zwei grobe Portratbüsten Barlachs zeigen Leo Kestenberg und Tilla Durieux, die Schauspieterin und Ehefrau Paul Cassirers. Von Paul und Bruno Cassirer stnd zeitgenosslsche Portrats zu sehen. Darstellungen Paul Cassirers Max Slevogt, Verlagslogo ab 1908 Henry van de Velde, lesesalon (1898) von Leopold von Kalckreuth, Max Beckmann und Georg Kolbe erweitern den Blick auf seine Persono Die verschiedenen Facetten Tilla Durieux's werden sichtbar in den Werken von Lovis Corinth, Max Oppenheimer, Franz Stuck und Hermann Haller. GROSSE WIRKUNG Nach Paul Cassirers Tod im Jahr 1926 wurde die Firma von seinen Partnern weitergeführt bis der "jüdische" Verlag 1933 zu einem erzwungenen Ende kam, wahrend die Kunsthandlung in den Exillandern Holland, England und der Schweiz fortgesetzt werden konnte. Ahnlich wie die Kunsthandlung zeigt die Produktion des Paul Cassirer Verlages den spannenden Moment der Geburt der Moderne, den Übergang vom Impressionismus zum Expressionismus - dies vor allem in Berlin, in Deutschland, aber auch welt darüber hinaus.