Christliche Werte ins Spiel bringen damit Erziehungshilfe gelingt Impulsreferat Angelika Gabriel Dipl. Theol., Dipl. Sozialpäd. Bildungsreferentin am Jugendpastoralinstitut Don Bosco Benediktbeuern
Die Jugend von heute liebt den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die Jugendlichen widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer Sokrates (470-399 v.chr.)
Was sind Werte? Werte [bilden] grundlegende Ziele und Orientierungsleitlinien für den Menschen und sein gesellschaftliches Zusammenleben. Hillmann, 2003
Was aber ist der Mensch? Karl Rahner formulierte fünf Dimensionen. Jugendliche im Rahmen einer Studie in 14 Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen befragt bestätigen diese eindrücklich.
1. Ein Wesen der Geheimnisverwiesenheit. Ich bin ein Wunder. Ich kann viele Sachen, was eine Maschine nicht kann. C., w., 14 J.
2. Ein Wesen leibhaftig-geschichtlicher Freiheit. Da ist einfach Sport und gleichzeitig Freizeit, also Freiheit und dann ist man beim Sport halt frei von allen Belastungen im Leben und so. Einfach frei, ausgesetzt, das alles zu vergessen. J., w., 14 J.
3. Ein Wesen der Kommunikation. Ja, das haben wir fotografiert, weil ich jeden Tag mit meiner Freundin telefoniere, mit meiner Familie - darum hab ich das fotografiert. J., m., 17J.
4. Ein Wesen mit Zukunft. Ja, die Kugel das soll eigentlich die Welt darstellen und die Hand, dass wir die Welt in unserer Hand halten, dass so irgendwie so alles, unsere Zukunft. Dass wir Jugendliche eben die Zukunft sind. A., m., 17. J.
5. Ein Wesen das schuldig wird. Die Mülltüte steht sozusagen für jeden Mist, der mir in meinem Leben passiert ist. Und äh, ja für das ganze Chaos in meinem Leben. A., m., 21 J.
Der Christ ist nicht sosehr ein Sonderfall des Menschen überhaupt, sondern einfach der Mensch, wie er ist. Wer darum auch noch fern von jeder expliziten Wertformulierung sein Dasein, also seine Menschheit annimmt in Glaube, Hoffnung und Liebe, es annimmt als das Geheimnis/das Wunder, das sich in das Geheimnis ewiger Liebe birgt und im Schoß des Todes das Leben trägt, der sagt auch wenn er es nicht weiß zu Christus ja.
Zu Christus ja sagen Christ-sein oder christliche Werte gibt es nicht exklusiv! Grundorientierungen und werte sind allen Menschen einsichtig (auch wenn sie nicht immer danach handeln). Wirklich christliche Werte sind allgemein menschliche Werte! Das Spezifische ist: zu Christus ja zu sagen, das Vorbild der Worte und Taten Jesu ernst zu nehmen sowie danach sein Leben und sein Tun zu orientieren.
Wort und Tat Jesu als Modell spezifisch christlicher Wertvorstellung Botschaft von der Liebe Gottes zum Menschen. Christliches Menschenbild Hauptgebot: Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen nächsten Lieben, wie dich selbst. (Mk 12,29ff) Worte Jesu: bspw. Seligpreisungen Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden. (Mt 5,7) Handeln Jesu: wahrnehmend, leiblich-zärtlich, individuell, heilend, riskant, öffentlich
Christliche Werte ins Spiel bringen Profil der Einrichtungen: Fachlichkeit und Christlichkeit Haltung des Trägers gegenüber den Mitarbeiter/-innen, das von Klarheit und Vertrauen geprägt ist. Mitarbeiter/-innen als Vorbild einer bestimmten Lebenshaltung: Fachlichkeit und Herzensbildung (DC) Vom Team zur Dienstgemeinschaft
Kinder und Jugendliche bringen Werte selbst ins Spiel (siehe Fotostudie, Wertestudien etc.) Familien und deren Wertehaltung wahrnehmen, herausfordern und begleiten Explizit christlich-religiöse Angebote: Rituale, Räume, Feste, biblische Geschichten, Gebetszeiten Tatsächlich ins Spiel bringen
WERTE SIND WURZELN, DIE FLÜGEL VERLEIHEN!
Impulse zur Diskussion Gute christliche Praxis ist menschliche Praxis und kann/ muss daher Pluralität zulassen. Sie zielt nicht zuerst auf Kirchlichkeit, sondern auf das Reich Gottes. Eine neue Theologisierung der Caritas (I. Baumgartner) ist zu konzipieren und zu realisieren. Mitarbeiter/-innen müssen ermutigt werden, sich mit ihrer Wertehaltung (die das Erziehungsverhalten prägen) auseinanderzusetzen, darüber in Kommunikation zu treten und zu erweitern. - Wo gibt es Räume und Gelegenheiten dafür?
Einrichtungsleiter/-innen sind die ersten Verantwortlichen für die Formulierung eines christlichen Leitbildes in ihrer Institution und für die Umsetzung/Einhaltung zuständig. Wir müssen lernen die Werte/den Lebensglauben der Kinder und Jugendlichen, aber auch der Familiensysteme zu sehen und dürfen uns auch von daher überraschen lassen.