FRANZ BAUSBACK. erlesene Teppiche und Textilien seit 1925

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Transkript:

FRANZ BAUSBACK erlesene Teppiche und Textilien seit 1925

TALISCH Aserbadjan, 1.Hälfte 19. Jahrhundert Kette: Wolle, Schuss: Wolle und Baumwolle Größen: 265 x 98, 213 x 93 und 273 x 104 cm, Technik: Ghiordesknoten Knotenzahl: 45 pro 10 cm Kette, 45 pro 10 cm Schuss Es handelt sich hierbei um drei frühe und seltene Exemplare dieser Teppichgruppe, deren Ursprung in Aserbaidjan liegt. Bei dem ersten Exemplar handelt es sich um einen sogenannten Methane-Teppich mit dem markanten dunkelblauen, unifarbenen Feld, wohl eines der bekanntesten Muster aus diesem Gebiet. Alle Stücke besitzen die gleichen Bordüren, während die Innenfelder aber jeweils unterschiedlich gestaltet wurden. Eine sehr schöne Abfolge der verschiedenen Gestaltungsformen, die noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Titel: LADIG Gebetsteppich, Knüpfteppich aus Wolle Türkei, anatolisches Hochland, 19. Jahrhundert, Größe: 200 x 118 cm Kette: Wolle, Schuss: Baumwolle und Wolle, Technik: Ghiordesknoten Knotenzahl: 40 pro 10 cm Kette, 40 pro 10 cm Schuss 2

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FACHRALO-KASAK Zentralkaukasus, 1. Hälfte 19. Jahrhundert. Größe: 251 x 193 cm Kette: Wolle, Schuss: Wolle Technik: Ghiordesknoten Knotenzahl: 40 pro 10 cm Kette, 40 pro 10 cm Schuss Die offene und flächige unverfälschte Zeichnung dieses wohl sehr frühen, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandenen Stückes, ist als Beispiel dieser Gattung zu sehen. Die zwei großen und typischen Medaillons sind hellgrundig und mit einfachen geometrischen Ornamenten gezeigt. Einfache Haken, Rechtecke und Rhomben sind die Grundlage dieser Zeichnung. Das Innenfeld in unifarbener, leuchtend roter Grundfläche wird mit vier Blüten und zwei Rechtecken belegt. Die vier Blüten zeigen eine fast naturalistische Gestaltung. Die Zeichnung der Bordüren zum Innenfeld hin, besteht aus einem Eichenlaub- und Weinglasmuster nach außen. Eine Tarantel- Darstellung wie sie nur selten zu finden ist. Obwohl die Taranteln (Käfer) in geometrischer Form entstanden, sind diese in aufstrebender Form gestaltet. Die Ornamente zeigen alle nach oben, also in aufrechter Richtung, eine Eigenart, die man bei vielen frühen kaukasischen Stücken feststellen kann. 6

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LENKORAN Knüpfteppich aus Wolle Ostkaukasus, Mitte 19. Jahrhundert Größe: 380 x 100 cm Kette: naturfarbene Wolle, Schuss: braune Wolle Technik: Ghiordesknoten Knotenzahl: 30 pro 10 cm Kette, 30 pro 10 cm Schuss In dem Gebiet von Lenkoran findet sich ein Muster, das immer die gleiche Systematik zeigt. Es sind wie auch bei diesem Teppich große, an Krabben erinnernde Medaillons. Sie werden durch Kartuschen getrennt und liegen auf blauem Grund. Es sind drei ganze und ein halbes Ornament. Auch eine stilisierte Blüte in geometrischer Form könnte hier gemeint sein. Bei diesem Teppich besticht die zarte aber doch wirkungsvolle Farbgebung, die sich auch in den Bordüren fortsetzt. Dem blauen Innenfeld gegenüber steht ein schönes Ziegelrot. Hier wirken die Blüten wie die Kartuschen im Innenfeld als Trennung zu den kleineren Blütenformen. Ein wirkungsvoller Knüpfteppich, der bestimmt als Unterlage zur Auftragung von Speisen gearbeitet wurde. 8

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Zwei seltene Knüpfteppiche AUS Wolle Daghestan, Ostkaukasus, 1. Hälfte 19. Jahrhundert Größen: 308 x 155 und 304 x 139 cm Kette: Wolle, Schuss: Wolle, Technik: Ghiordesknoten Knotenzahl: 40 pro 10 cm Kette, 40 pro 10 cm Schuss Diese zwei seltenen Knüpfteppiche entstanden im Gebiet von Daghestan und wurden von Gebirgsbauern geknüpft. Das Hochland von Daghestan besteht aus vielen Tälern und Gebirgslandschaften, die das Leben in Abgeschiedenheit erlaubt haben. Bei den paarähnlichen Teppichen findet sich wohl eine gleiche Mustersystematik, aber keine Gleichheit in den Musterformen. Die Reihung und die Anzahl der Ornamente ist bei beiden Teppichen gleich, die Wirkung jedoch unterschiedlich. Vergleicht man die Querreihen, so findet man jeweils fünf Ornamente in der gleichen Folge. Auch die Längsreihen haben jeweils acht gleiche Reihen. Die Füllornamente auf den Grundflächen bestehen ebenso aus Vierbeinern, Blüten und Sternen. Ebenso findet man eine klare diagonale Reihung von links nach rechts. Die Bordüren sind im gleichen System gestaltet, ein Phänomen, das nur schwerlich zu erklären ist. Es ist anzunehmen, dass im Entstehungsgebiet eine sippenoder familienbezogene Ornamentik bestand, die von den Knüpferrinnen in ihren Arbeiten eingebunden wurde und je nach Dichte der Knoten und den Grundmaterialien verschieden ausfielen. 10

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Dies ist im Übrigen eine Eigenschaft, die bei Gebirgsbauern und Nomaden zu finden ist und nicht in den Manufakturen, in denen oft Vorlagen die Arbeiten entstehen ließen. Die Muster bestehen aus Ornamenten die den Marasali- Teppichen ähneln. Es sind die mit Bäumen gefüllten Miri- Botha-Muster, sowie die geometrisch dargestellten, aufstrebend gestalteten Stauden. Die beschriebenen Teppiche stammen nicht aus dem Osten von Daghestan nahe der Hauptstadt Makhachkala zum Kaspischen Meer hin, sondern aus dem Westen zu Georgien hin, wo der Zentralkaukasus mit seinen Bergen und zerklüfteten Gebirgstälern, die Voraussetzung zur beschriebenen Entstehung sind. 12

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ARMENIER Seltener armenischer Knüpfteppich Armenien, Zentralkaukasus, 1.Hälfte 19. Jahrhundert Größe: 216 x 139 cm Kette: Wolle, Schuss: Wolle, Technik: Ghiordesknoten Knotenzahl: 30 pro 10 cm Kette, 30 pro 10 cm Schuss Ein Ornament, das in den sogenannten Sichelteppichen aus Südwestpersien bekannt ist, wird in der Bordüre dieses seltenen Teppichs verwendet. Es ist ein wechselndes Band aus Arabesken, die in den leuchtenden und seltenen Farben Grün Gelb aneinander gereiht sind, sodass eine lebendige Wirkung in der Bordüre entsteht. Die Bordüre selbst ist blaugrundig und zeigt ein seltenes rotes Ornament, das an den Schnittstellen der Arabesken angebracht ist, und einer Fratze ähnelt. Das Innenfeld ist mit einer leuchtenden, ziegelroten Grundfarbe belegt. Geometrische Blüten sind als Füllornamente gewählt und frei in die Grundfläche gelegt. Vier große mit Haken umgebene Rhomben liegen auf der mittleren Längsachse und wechseln in den Grundfarben Grün, Beige, Hellblau und Schwarzbraun. Die innere und äußere Umrahmung besteht aus hellgrundigen Nebenborten, die mit roten Blüten gefüllt und verbunden sind. Ein wirkungsvoller und leuchtender Teppich, der uns aus dieser Gegend selten begegnet. 14

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ADLER KASAK Sogenannter Tschelaberd, Knüpfteppich aus Wolle Zentralkaukasus, Karabagh-Gebiet, 1.Hälfte 19. Jahrhundert Größe: 218 x 115 cm Kette: Wolle, Schuss: Wolle, Technik: Ghiordesknoten Knotenzahl: 40 pro 10 cm Kette, 40 pro 10 cm Schuss In leuchtendem Gelb, Grün und Hellblau wirken die markanten, strahlenden Adler-Ornamente einer Sonne ähnlich in der Längsachse des Teppichs. Sie sind durch flammenähnliche Querbalken getrennt, sodass jedes dieser Ornamente seine eigenständige strahlende Wirkung erhält. Das Zentrum der Medaillons bildet eine große wirkungsvolle Blüte auf rotem Grund, die jeweils von vier grünen Blattgabeln umgeben ist. Die weiteren beigegrundigen Flächen gehen strahlenförmig und fächerartig in die rotgrundige Fläche über und zeigen an den Enden knospenartige Blüten. 16

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SIEBENBÜRGENTEPPICH Transsylvanier Türkei, Ushak Zentralanatolisches Hochland, Größe 162 x 117 cm Technik: Ghiordesknoten Knotenzahl: 30 pro 10 cm Kette, 30 pro 10 cm Schuss Provenence: Private Sammlung Emil Schmutzler Literatur: Emil Schmutzler, Altorientalische Teppiche in Siebenbürgen, Leipzig 1933, Seite 48 Aus der Privatsammlung Emil Schmutzlers stammt dieser Siebenbürgenteppich, noch im Originalzustand wie 1933 veröffentlicht. Die schwarz braune Farbe ist etwas ausgebrochen und reduziert, stört aber den gesamten Eindruck nicht, im Gegenteil es wertet den seltenen Teppich auf. Im Zentralmedaillon zeigen sich die offenen schönen Muster. Sie zeigen sich schwebend und harmonisch eingefügt. Auch die Zwickel (Eckmotive) hier blaugrundig erhalten die gleiche Ornamentik. Die jeweiligen drei Kartuschen in den Hauptbordüren werden mit der gleichen Mustersystematik ausgestattet. Einen besonderen Hinweis gilt dem schönen gelben Kelimabschluss am oberen Ende. Der Kelim ist noch original und unverfälscht. Ein seltenes Sammlerstück von geschichtlichem und völkerkundlichen Wert. 18

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WESTPERSISCHER KNÜPFTEPPICH Gebiet von Khamse Figuraler Knüpfteppich aus Wolle, um 1900, Größe: 438 x 148 cm Kette: naturfarbene Baumwolle, Schuss: Baumwolle Technik: Sennehknoten Knotenzahl: 40 pro 10 cm Kette, 40 pro 10 cm Schuss In dem Gebiet von Khamse entstanden gelegentlich Knüpfteppiche mit naiven figuralen Mustern. Die bildliche naive und primitive Darstellung, frei von Proportionen und Gestaltungsformen, wird bei diesem Teppich sichtbar. 20

Abgesehen von der Darstellung in der Mitte wird auch in der Bordüre Figurales gezeigt. Fische, Vögel und weitere Tiere finden in der Hauptbordüre Platz. Das Innenfeld zeigt von links nach rechts eine Trauerweide, gefolgt von einem Dromedar, der von einem klein dargestellten Menschen geführt wird. Der sehr groß dargestellte Löwe ist von zwei Zypressen eingerahmt, gefolgt von einem groß dargestellten Menschen mit Schwert. Die Darstellung ist in der freien und naiven Form nicht zu übertreffen. 21

DRACHENTEPPICH Kaukasus, um 1700, Größe: 472 x 200 cm Kette und Schuss: Wolle, Flor: Wolle Technik: Ghiordesknoten, Knotenzahl: 40 Knoten pro 10 cm Kette, 40 Knoten pro 10 cm Schuss Ein bedeutender und klassischer kaukasischer Teppich aus der Zeit um 1700. Der Teppich zeigt sehr starken Einfluss der südpersischen Vasenteppiche aus Kerman. Die Knüpfer dieser Region gelangten im 17. Jahrhundert in den kaukasischen Raum bei Derbent und schufen ihre eigenen Muster im Kaukasus. Der Teppich ist ein Symbol der Völkerwanderung, pflanzliche Motive wie große Arabesken, Blüten und Bäume hielten Einzug in den Kaukasischen Raum. Der Aufbau des Teppichs ist mit kreuzformigen, großen Lanzettblättem geformt und enthält in der Mittelachse große aufstrebende Blütenformen sowohl an den Schnittpunkten als auch in den dazwischen liegenden Feldern. Dieses Muster ist als Mittelachsen-Ornamentik dargestellt. Die daran anschließenden Formen sind mit einem sehr schönen Baummuster durchzogen. Jeweils in der Viertelteilung gegenüberstehend wiederholen sich die großen Blütenornamente auf den Längsseiten in halbierter Darstellung. Wichtig fiir die geschichtliche Entwicklung ist auch die Bordürenomamentik. Eine außergewöhnlich schmale reziproke Pfeil- oder Zinnenbordüre in Gelb und Schwarz wird flankiert von zwei spiegelbildlich angelegten geometrischen Blütenbordüren, im Innern hell- und nach außen rotgrundig. 22

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TÄBRIS Heiderazade, Nordpersien, 19. Jahrhundert Größe: 324 x 220 cm Technik: Sennehknoten Knotenzahl: 90 pro 10 cm Kette, 90 pro 10 cm Schuss Wohl einer der fein geknüpften Täbris-Teppiche aus der Werkstatt von Heiderazade gearbeitet. In feinen pastellen Tönen wurde die Wolle gefärbt und in dem wohl feinsten Täbris verarbeitet. Die Musterung selbst besteht aus dem bereits erwähnten Ferahan-Ornament auf durchgehend flächigem Grund. Dieses Farbenspiel ist in der Bordüre mit dem freien und offenen Rosetteblütenmuster zu sehen. Die einzelnen Hauptblüten sind fein ausgearbeitet. In einer feinen und ausdrucksvollen Form werden sie miteinander durch diagonal angelegte Blüten und Zweige verbunden. Ein gelungenes und seltenes Muster von einer ungewöhnlichen Harmonie geprägt. Für das im Flor verwendete Wollmaterial wurde die höchste Qualitätsstufe der Wolle gewählt. Es entstand ein samtiger, dichter und im Griff lederartiger Flor. 24

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Gabeh Südpersien, Schiraz Gebiet (Umgebung) Größe: 196 x 140 cm Kette: Ziegenhaar und Wolle, Schuss: Wolle, Technik: Sennehknoten Knotenzahl: 25 pro 10 cm Kette, 25 pro 10 cm Schuss Die Umgebung der südpersischen Stadt Schiraz wurde von den Gabeh-Nomaden besiedelt. Sie bewirtschafteten die Steppen und die Vorgebirge mit Schafszucht. Im 19. Jahrhundert knüpften sie Teppiche von ungewöhnlich impressiven Flächen in wirkungsvollen Farben. So entstand auch der hier abgebildete Teppich, der als Zentrum rhombenartige uni-farbige Flächen enthält. Die Gestaltungsform erinnert an einen stilisierten menschlichen Korpus. Die wirkungsvolle Farbgestaltung gibt dem Teppich seine Besonderheit. Die Muster und die Farbflächen erinnern an moderne Bilder, die mit Farbflächen in ähnlicher Art entstanden. Diese ursprünglichen und unbeeinflussten Formen entstanden durch die Natur in der die Gabeh-Nomaden lebten. Die Behausungen bestanden aus schwarzen Zelten, die durch solche farbigen und leuchtenden Flächen ihre Wirkung zeigten. 26

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GABEH Südiran, Mitte 19. Jahrhundert, Größe: 202 x 143 cm Kette: Wolle und Ziegenhaar, Schuss: Baumwolle mit Ziegenhaar Flor: Wolle, Technik: Sennehknoten Knotenzahl: 30 pro 10 cm Kette, 30 pro 10 cm Schuss Literaturvergleich: Cyrus Parhám, Masterpieces of Fars Rugs, Teheran 1996, Seite 225 Bei dem Teppich handelt es sich um eine frühe nomadische Knüpfarbeit aus Südiran. Sie entstand Mitte des 19. Jahrhunderts in der Umgebung der Stadt Schiras und wurde von dem nomadischen Stamm der Gabeh geknüpft. Die Muster bestehen aus ursprünglichen und unverfälschten Ornamenten, die in freier und expressiver Art als geometrische Flächen dargestellt sind. Auf einer großen Uni-Fläche erscheinen stark geometrische Formen, dargestellt in Form von Blüten und im oberen Bereich von Menschen. Die krapprote Innenfläche besteht aus einer Vielfalt von roten Farbpartikeln, die sich als eine Einheit darstellen. Die Umrahmung besteht aus Dreiecken, die immer so geformt sind, dass sie sich reziprok gegenüber stehen. Die äußere Borte ist naturbraun mit dunkelbeige. Darauf folgen Mittelblau und Rot, weiterhin Dunkelblau mit Beige und im inneren Bereich Rot mit Blau. Der Teppich ist ein völkerkundlich wichtiges Objekt südpersischer Knüpfkunst. 28

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NING HSIA 1 Paar Knüpfteppiche aus Wolle Westchina, um 1800, Größe: jeweils 253 x 149 cm Technik: Chinesischer Schlingknoten Knotenzahl: 40 pro 10 cm Kette, 40 pro 10 cm Schuss Ein paar chinesische Knüpfteppiche, die wohl als Reiseund Meditationsteppiche geknüpft wurden. Die Teppiche beinhalten die Symbole des Glücks, der Gesundheit, der Weisheit und viele Wünsche mehr, so wie Wünsche für gute, zufriedene und erfolgreiche Reisen. Die betreffenden Symbole sind über den ganzen Teppich verteilt. Das lnnenfeld mit dem unendlichen Knoten, dem Fu und Shu, verbunden mit je einem paar Fledermäusen. Eine besondere und glückliche Zahl ist hierbei die fünf. Im lnnenfeld sind die Ornamente jeweils fünfmal in der Längsachse hintereinander angeordnet. Ein einfaches und perspektives Mäanderband ist buntfarbig als Trennung zwischen Bordüre und lnnenfeld gestaltet. Die Bordüre enthält, teilweise versteckt dargestellt, Symbole des Erfolges und des Glücks. Beginnt man jeweils in der Mitte der oberen und unteren Querborten, so findet sich eine Muschel (blaugrundig) in einem Wolkenband eingebunden. Nach links folgend das Rad der Gerechtigkeit und ein Regenschirm. 30

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Als nächstes ist das Symbol der Bücher (Weisheit), der Fische und in der Ecke das Symbol einer Gebetsmühle zu interpretieren. Zwischen den einzelnen Symbolen ist jeweils eine Lotusblüte mit Rankenwerk zu erkennen. Die weiteren Symbole sind spiegelbildlich weitergeführt, sodass sich das Muster in der oberen Mitte der Querborte wiederholt. 32

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Ning Hsia Symbolteppich Westchina, um 1800, Größe 243 x 159 cm Technik: Chinesischer Schlingknoten 20 Knoten pro 10 cm Kette, 20 Knoten pro 10 cm Schuss Ein buddhistischer Knüpfteppich aus Wolle mit den Symbolen innerhalb der freien terrakottafarbenen Fläche im Innenfeld. Das Zentrum bildet ein stark verschlungenes Wolkenband. Vier weitere Wolkenbänder mit Muschelhorn der Schreibtafel, den Büchern und den Schreibrollen. Neben dem Eingang zum himmlischen Frieden oberhalb und unterhalb finden sich Ying und Yang sowie Malpinsel auf kleinen Podesten. Der obere und untere Querabschluss ist mit dem Eingang zum himmlischen Frieden dargestellt. Die Hauptbordüre ist säulenartig dargestellt. Diese enthält als markantes Ornament eine dunkelblaue Perlenborte. Ungewöhnlich sind auch die zwei Muschelhörner auf den zwei Tischen dargestellt. Diese liegen ober- und unterhalb des zentralen Wolkenbandes. 34

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KHOTAN Zentralasien, Ende 18. Jahrhundert Größe 355 x 192 cm Technik: Sennehknoten Knotenzahl: 35 pro 10 cm Kette, 35 pro 10 cm Schuss Ehemals Privatsammlung Darmstadt Aus den Oasen Zentralasiens stammen die sogenannten ostturkestanischen Teppiche. Sie wurden in den Oasenstädten geknüpft und dienten zur Repräsentation. Es waren Textilien, die man als wertvolle Unterlagen bei festlichen Essen benutzte. Leider sind nicht mehr viele Stücke in ursprünglichem Zustand erhalten, wie der hier abgebildete Teppich. Er stammt aus der Oase Khotan und ist um 1800 entstanden. Dank dem Vorbesitzer ist das Stück in diesem selten guten Erhaltungszustand. Das Fu und Shu, das Zeichen des Glücks, ist als zentrale Mitte dargestellt und von Lotusblüten und Fledermäusen umgeben. Zwei große Fledermäuse sind ober- und unterhalb des Zentrums ungewöhnlich naturalistisch und wirkungsvoll gezeichnet, vier weitere, kleinere sind kreisförmig angeordnet. Für die lnnenfläche des Teppichs wurde ein typisch leuchtender Farbton gewählt. Auf diesen wurden je sieben kreisförmige Medaillons eingeknüpft. Grafisch streng und wirkungsvoll sind die Ecken (Zwickel) dargestellt, sie liegen an der schönen Swastika-Umrahmung des lnnenfeldes. Die Hauptbordüre in den geflammten Ornamenten die den Eingang zum himmlischen Frieden symbolisieren. 36

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CHINA Westchina, Peking, 19. Jahrhundert Größe 437 x 142 cm Technik: Chinesischer Schlingknoten Knotenzahl: 40 pro 10 cm Kette, 40 pro 10 cm Schuss In dem kleinen dunkelblauen Zentrum des Teppichs ist als Mittelpunkt eine Lotosblüte gezeigt, die von vier Fledermäusen umgeben wird. Das Zeichen für viel Glück. Ein besonders schönes lnnenfeld in einem lichten grau-beigen Farbton. Die gesamte Fläche wird nur von kleinen Lotosblüten und Schmetterlingen in schwungvoller naturalistischer Form dargestellt. Die Eckmotive (Zwickel) werden von Lotosblüten mit Zweigen gefüllt. Diese Ornamentik wiederholt sich in der blauen Hauptbordüre, wo sie filigran und passend wirkt. Ein seltener chinesischer Knüpfteppich in ungewöhnlicher Größe. 38

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FRANZ BAUSBACK erlesene Teppiche und Textilien seit 1925 N 3, 9 Kunststraße D-68161 Mannheim Telefon +49 621 129280 Mobil +49 171 7209833 Fax +49 621 105957 Internet: www.franz-bausback.com www.bausback.de e-mail: info@bausback.de