Der geheime Tunnel. Rätsel um den Schwarzen Ritter

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Transkript:

Leseprobe aus: Olaf Fritsche Der geheime Tunnel. Rätsel um den Schwarzen Ritter Mehr Informationen zum Buch finden Sie hier. Copyright 2007 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek

In der Falle Ma gnus hörte ein lei ses Sau sen, dann spürte er, wie ihn et was an den Fuß knö cheln packte, und im nächsten Mo ment bau melte er kopf über in der Luft. «He! Was soll das denn?», rief er, halb ver blüfft und halb ver är gert. Lil ly wäre es um ein Haar ge nauso ge gan gen. Auch nach ih ren Fü ßen an gel ten gie rige Schlin gen, doch ihr ge lang ge rade noch recht zei tig ein Satz zur Seite, dann rollte sie sich im Gras ab und blieb verwun dert in mit ten von Gän se blüm chen und Lö wenzahn sit zen. «Ich glaub, ich spinne», keuchte sie, wischte sich ihre lan gen rot blon den Haare aus dem Ge sicht und schob den Cow boy hut in den Na cken, den sie im mer und über all auf dem Kopf trug. «Das ist ja wie im Kino. Al bert muss völ lig ab ge dreht sein. Hat er dir et was da von ge sagt, dass der Gar ten mit Fal len ge spickt ist?», fragte sie Ma gnus. «Meinst du, dann würde ich jetzt hier so un cool her um hän gen?», gab der ge nervt zu rück. Lang sam wie ein Dö ner-spieß drehte er sich an dem Seil um seine ei gene Achse. «Wenn ich je mals wie der her unter kom me, kann Al bert et was er le ben. Ich ma che 7

ihm ei nen Kno ten in seine Rei fen... Ich lasse ihn sein ei ge nes Note book auf es sen... Ich...» «Du musst dich schon ent schei den, in wel cher Reihen folge du ihn fol tern willst», lachte Lilly. Sie hatte ih ren Schre cken über wun den und amüsierte sich nun über den Wut an fall von Ma gnus. Sonst war er eher zu rück hal tend, und nie mals würde er jeman dem dro hen. Schon gar nicht Al bert. Es sei denn, er hing ge rade ver kehrt herum an ei nem Baum. «Da kommt Al bert schon. Und Mer lin ist auch da bei.» Al bert war zehn Jahre alt, ge nau wie Lilly und Ma gnus. Die drei wa ren die bes ten Freunde und bil de ten ein Team, des sen Spe zia li tät es war, heimlich aben teu er li che Rei sen in die Ver gan gen heit zu un ter neh men. Das heißt, tat säch lich in das Da mals reis ten nur Lilly und Ma gnus. Denn Al bert saß seit ei nem Un fall im Roll stuhl, und der war lei der zu breit, um in den ge hei men Tun nel durch die Zeit zu pas sen. Den noch war Al bert sehr wich tig für Lillys und Ma gnus Rei sen in die Ver gan gen heit. Ers tens war er es ge we sen, der in der Villa, die er mit sei nem Va ter be wohnte, den Ein gang zum Tun nel ent deckt hatte. Und zwei tens ver sorgte er Lilly und Ma gnus vor und wäh rend ih rer Aben teuer mit al len wich tigen In for ma tio nen zu der Zeit und der Ge gend, in der sie sich be fan den. Schließ lich wa ren in der Vergan gen heit viele Dinge ganz an ders als heute, und man konnte in ge wal tige Schwie rig kei ten ge ra ten, 8

wenn man sich nicht aus kannte und durch fal sches Ver hal ten oder merk wür di ges Aus se hen auf fiel. Man konnte al ler dings fast eben sol chen Är ger krie gen, wenn man seine Freunde mit fie sen Fallen be grüßte. Al bert war noch ein paar Me ter von Lilly und Ma gnus ent fernt, da ließ Ma gnus eine so hef tige Schimpf ti ra de los, dass sein Kopf pu ter rot an schwoll. «Bist du ver rückt ge wor den, hier sol che ge meinge fähr li chen To des fal len auf zu stel len? Ich hätte mir den Hals bre chen kön nen oder noch Schlim me res! Da ge hört doch wohl min des tens ein Warn schild an das Gar ten tor. Über haupt sollte man nicht... Was? Merlin...? Mer lin, hör so fort auf mit dem Quatsch!» Ma gnus fuch telte wild mit den Ar men in Rich tung sei ner Füße. Dort krallte sich Al berts zahme Dohle Mer lin seit lich an ei ner sei ner San da len fest und flatterte nach Lei bes kräf ten mit den Flü geln. Ma gnus drehte sich im mer schnel ler und schnel ler, und der Vo gel krächzte, ver gnügt über die ra sante Fahrt auf dem mensch li chen Baum-Ka rus sel. «Stopp! An hal ten! Mir wird übel!», jam merte der Junge. Seine Ge sichts farbe wan delte sich von ei nem wü ten den To ma ten rot zu ei nem un ge sun den Li monen grün. Lilly eilte ihm zu Hilfe. Sie scheuchte Mer lin mit ei ner Hand fort und bremste den ro tie ren den Ma gnus mit der an de ren ab. Al bert zog hin ter sei nem Rü cken eine draht lose Fern be die nung mit drei Knöp fen her- 9

vor und drückte auf ei nen da von. Au gen blick lich senk ten sich die Schlin gen mit dem ar men Ma gnus herab und leg ten ihn sanft im Gras nie der. «Mensch, wenn du willst, dass ich in Zu kunft auch nur ei nen Fuß in die sen Höl len gar ten setze, musst du aber eine ver flixt gute Er klä rung da für ha ben, was die ses ganze Thea ter soll», japste er. Als der Pech vogel von den dreien war Ma gnus ja ei ni ges ge wohnt, aber vom ei ge nen Freund war er noch nie so rein gelegt wor den. «Tut mir echt leid», ent schul digte sich Al bert. Er wirkte auf rich tig zer knirscht. «Ich hab heute Morgen ein fach ver ges sen, die Ein dring ling-ab wehran la ge aus zu schal ten. Ei gent lich soll die na tür lich nicht euch fan gen, son dern...» «... Du bios!», platzte Lilly her aus. Beim Ge danken an ih ren fie sen Ge gen spie ler ver zog sie das Ge sicht zu ei ner Gri masse. Her mann Du bios war ein skru pel lo ser Ga nove aus dem 19. Jahr hun dert, der in ei nem frü he ren Zeit-Aben teuer den Kin dern ge folgt war. So hatte er nicht nur von dem ge heimen Tun nel er fah ren, son dern war durch ihn so gar in die Ge gen wart ge langt. Und das war noch nicht al les. Wäh rend des Aben teu ers hatte er den Schatz von Troja ge stoh len und da für ge sorgt, dass Ma gnus ei nen üb len Hieb mit ei ner Spitz ha cke ab be kam. Am ge fähr lichs ten war er je doch ge wor den, als Lilly und Ma gnus mit Chris toph Ko lum bus nach Ame rika un ter wegs wa ren und Du bios ver sucht hatte, den Tun- 10

nel un ter seine Kon trolle zu brin gen. Denn wäre ihm das ge lun gen, hät ten die bei den nie wie der ins Jetzt zu rück keh ren kön nen und den Rest ih res Le bens in der Ver gan gen heit ver brin gen müs sen, vor mehr als 500 Jah ren. Falls es also ei nen wirk lich gu ten Grund für eine wirk same Ein dring ling-ab wehr an lage gab, dann wohl den, Du bios vom Tun nel fern zu hal ten. Das sah auch Ma gnus ein. «Na dann, herz li chen Glück wunsch!», mur melte er mit ei nem ge quäl ten Lä cheln. «Die An lage hat so eben ih ren Test lauf be - stan den.» «Mit Bra vour!», stimmte Lilly zu. «Wenn du es nun noch schaffst, sie nur nachts ein zu schal ten oder wenn nie mand zu Hause ist, bie tet sie den per fek ten Schutz, würde ich sa gen.» Sie half Ma gnus auf die Beine, und ge mein sam trot te ten sie auf den Ein gang der gro ßen gel ben Villa zu, wo sie ihr nächs tes Aben teuer aus he cken wollten. Ganz ohne ver steckte Fal len und so hoff ten sie ohne böse Fies lin ge. Sie hat ten bei die sem Plan al ler dings Al berts Va ter ver ges sen. Kaum hat ten sie die Haus tür hinter sich ge schlos sen und Al bert «Es sind Lilly und Ma gnus!» ge ru fen, da kam ein gro ßer, dün ner Mann mit Brille, wil den Haa ren und wei ßem Kit tel auf sie zu ge rannt. «Oh, wie schön, euch zu se hen», keuchte er und lief ohne an zu hal ten an ih nen vor bei und den Gang ent lang. Seine Zunge hing ihm ein Stück aus dem 11

Mund her aus. Of fen bar war er schon eine ganze Weile am Jog gen und das war si cher mehr, als er ge wohnt war. Ver wun dert schau ten die Kin der ihm nach, um gleich dar auf ihre Bli cke ei nem selt sa men Ap pa rat zu zu wen den, der, von ei nem Pro pel ler an ge trie ben, auf Kopf hö he brum mend hin ter dem Mann her saus te. Das Ge rät hatte Ähn lich keit mit ei nem um ge dreh ten flie gen den Blu men topf mit ei ner daran be fes tig ten Was ser pis to le und Ka me ra au gen. «Das ge hört auch zur Ein dring ling-ab wehran lage», er klärte Al bert. «Mein Va ter meint, wir brauch ten un be dingt et was zur Über wa chung aus der Luft. In der Was ser pis tole ist Stink bom ben flüs sig keit. Wer da von ge trof fen wird, kann sich ver klei den, wie er will man er kennt ihn am Ge ruch.» «Klingt raf fi niert», meinte Lilly. Mit lei dig folg ten

ihre Au gen Al berts Va ter, der in den hin te ren Zimmern ver geb lich ver sucht hatte, den flie gen den Stinkbom ber ab zu schüt teln, und nun wie der an ih nen vor bei has te te. «Scheint aber noch nicht so ganz zu funk tio nie ren, oder?» Al bert zuckte mit den Schul tern. Sein Va ter war von Be ruf Er fin der, und es war nor mal, dass seine Kon struk tio nen bei den ers ten Ver su chen nicht ganz das ta ten, wozu sie ei gent lich vor ge se hen wa ren. Meis tens ex plo dier ten sie ein fach oder ver wüs te ten das La bor im zwei ten Stock. Dass sie ih ren Schöp fer durch die ganze Villa jag ten, war da ge gen neu. «Warum geht das Ding denn nur auf Sie los, Profes sor?», fragte Ma gnus, als Al berts Va ter sie zum drit ten Mal pas sierte. «Hab wohl ver ges sen... den Ziel fin der... rich tig ein zu stel len», keuchte der Er fin der. «Jetzt jagt es... die Per son,... die es zu erst... ge se hen hat.... Und das war... dum mer weise ich.» Ganz klar: Der arme Mann war am Ende sei ner Kräfte an ge langt. Wenn ihm nicht gleich je mand zu Hilfe kam, würde er eine ge hö rige La dung Stinkflüssig keit ab be kom men. Bloß wie hielt man ei nen flie gen den Blu men topf auf, der oben drein be waff net war? Die drei über leg ten noch, was zu tun wäre, als Merlin plötz lich zum Flug an setzte. Der Vo gel hatte bis da hin ru hig auf Al berts Schul ter ge ses sen und das Ge sche hen mit arg wöh ni schem Blick be ob ach tet. 13

Ihm ge fiel über haupt nicht, dass die ses ko mi sche Ding in sei nem Re vier her um flog und mit Al berts Va ter spielte. Das wa ren seine Men schen, und wenn je mand mit de nen Spaß hatte, dann nie mand an deres als Mer lin selbst. Ei fer süch tig ging die Dohle zum An griff über. Sie flog von hin ten an den Blu men topf heran und versetzte ihm mit ih rem spit zen Schna bel ei nen kräf tigen Hieb. Ge nau auf die Achse des Pro pel lers. Das Ge rät sackte ei nen hal ben Me ter nach un ten, knallte ge gen eine große Bo den vase und ge riet da durch in Schiefla ge. Völ lig au ßer Kon trolle schoss es Mer lin ent ge gen. Der Vo gel konnte nicht mehr recht zei tig aus wei chen, ver fing sich mit sei nen Schwanz fe dern in dem Pro pel ler, wurde mit ge ris sen und durch gewir belt. Als wir res Knäuel von Fe dern, Was ser pistole und Blu men topf gin gen beide quiet schend und krei schend zu Bo den. So fort eil ten die Kin der und Al berts Va ter zu Hilfe. Der Pro fes sor schal tete den Ap pa rat aus, und Ma gnus nahm Mer lin be hut sam hoch. Bis auf ein paar aus ge rupfte Schwanz fe dern und ei nem or dent li chen Dreh wurm war der Dohle zum Glück nichts pas siert. «Siehst du, nun weißt du, wie blöd das ist, wenn sol che durch ge knall ten Ab wehr an la gen ei nen als Brumm krei sel be nut zen», sagte Ma gnus, wäh rend er Mer lin sanft den Kopf kraulte. 14

Nach die sem auf re gen den Emp fang ver brach ten Lilly, Ma gnus, Al bert und sein Va ter den Rest des Ta ges da mit, die Villa auf zu räu men und die Fal len im Gar ten neu zu span nen. Der Stin ke bom ber war ka putt. Der Pro fes sor trug ihn hoch ins La bor und ver sprach, ihn erst gründ lich zu über ar bei ten, be vor er ei nen zwei ten Test lauf wa gen wollte. Und ohne Mer lins Zu stim mung würde schon gar kein Blu mentopf mehr durch die Ge gend flie gen. Die Dohle zog es den noch vor, mit den Kin dern in den Gar ten zu ge hen. Es war ein hei ßer Som mertag, wie ge schaf fen für die gro ßen Fe rien. Lilly und Ma gnus schleck ten je der an ei nem Eis, und Merlin knab berte an der Waf fel, wäh rend Al bert ih nen zeigte, wo die ein zel nen Fal len ver steckt wa ren. «Schlin gen sind prak tisch über all un ter den Bäumen. Auf der Wiese ha ben wir hier, dort und da hinten noch Fall gru ben aus ge ho ben und knie hoch mit fri schem Kuh mist ge füllt.» Er grinste breit. «Die Flie gen aus der ge sam ten Nach bar schaft war ten ganz wild dar auf, dass end lich je mand durch die au to ma ti schen Fall tü ren ras selt.» Lilly rümpfte die Nase. Die Vor stel lung von ei nem Bad in so ei ner Jau che grube hatte ihr den Ap pe tit auf ihr Eis ver dor ben, und sie hielt es Mer lin hin, der sich gie rig dar über her mach te. Al bert rollte auf ei nen Brenn nes sel busch zu. «Das hier ist auch nicht schlecht», sagte er. «Darin sind kleine Ka ta pulte mit Was ser bom ben ver steckt. 15