Kinder im Exil Vollzeitpflege von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen im Netzwerk: Standards und Praxis -

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Transkript:

Kinder im Exil Vollzeitpflege von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen im Netzwerk: Standards und Praxis - Fachveranstaltung: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.v. 29./30., Erkner 1

Unsere Themen heute Wer ist PiB? Geschichte des Leistungsangebotes Kinder im Exil - Zahlen Vollzeitpflege im sozialen Netz Wege in die Pflegefamilie Und aktuell? 2

PiBist Bremens Adresse für Pflegekinder & Pflegefamilien Patenschaften /Wohnpatenschaften Kindertagespflege PiB ist eine gemeinnützige GmbH. -------------------------- Die Stadt Bremen als Auftraggeber Das Amt für Soziale Dienste Familien & Einzelpersonen 3

Geschichte des Leistungsangebotes Seit 2010 Vereinzelte Aufnahme von jungen Flüchtlingen in Vollzeitpflege; Entwicklung des Bereichs Kinder im Exil 2015 38 umabei ca. 2500 umain Bremen, davon vier Mädchen 2016 44 uma, davon neun Mädchen, bis September vier päd. Beratungskräfte (126 Stunden) Aktuell 38 uma, drei päd. Beratungskräfte (90 h) Jugendhilfe, SGB VIII: 33 heilpädagogische Vollzeitpflege, i. V. mit 41 Hilfen für junge Volljährige, Nachbetreuung 4

Kinder im Exil sind minderjährige Jugendliche aus Kriegs- & Krisengebieten, ab 15 Jahre ohne Eltern in Deutschland eingereist meist traumatisiert durch Erlebtes Durchschnittsalter der überwiegend jungen Männer beträgt 17 Jahre sie kommen aus 10 verschiedenen Ländern neben afrikanischen Staaten kamen die Jugendlichen vermehrt auch aus Syrien und Afghanistan 5

Zahlen 2016: 76 Anfragen: 32 Vermittlungen, davon 24 soziales Netz 31.12.2016: 44 Pflegeverhältnisse, davon 23 soziales Netz Aktuell: 38 Pflegeverhältnisse, davon 22 soziales Netz 2017: 6 neu vermittelt: 3 Soziales Netz, 3 Fremdpflege 6

Vollzeitpflege im sozialen Netz allgemein: Pflegeverhältnisse, die auf einer Bindung zwischen Kind/ Jugendlichem und einer Pflegeperson beruhen besonderes Merkmal: durch familiäre, soziale oder freundschaftliche Bindungen sind der Lebensort (Lebensmittelpunkt in einem vertrauten Umfeld) und die Pflegepersonen schon bekannt Motive der Pflegeperson sind eine besondere, über einen gewissen Zeitraum gewachsene Beziehung zum Kind/ Jugendlichen und/ oder ein besonderes Verpflichtungsgefühl gegenüber dessen Angehörigen Ziel: bestehende Beziehungen im sozialen Netz zu erhalten, bestehende Ressourcen im sozialen Umfeld zu nutzen und zu stärken, biographische Einschnitte abzumildern und Belastungserfahrungen zu reduzieren, wie sie durch Vermittlung in eine fremde Lebenswelt entstünden 7

Vollzeitpflege im sozialen Netz Netzwerkerkundung: für Kind/ Jugendlichen dort ein neues Zuhause finden, wo es/ er bereits jemanden kennt zuständige Fachkraft erschließt dafür systematisch Ressourcen im Umfeld des Kindes/ Jugendlichen wenn Suche nach möglichen Pflegepersonen erfolgreich war, erfolgt Kompetenzeinschätzung, Vermittlung und Qualifizierung, wie für alle Betreuungspersonen verschiedene Schritte können sich überschneiden, um so die möglichst zügige Aufnahme des Kindes/Jugendlicher in die Pflegefamilie zu erreichen 8

Wege in die Pflegefamilie I Anfrage durch Jugendamt nach Clearing - Einschätzung der Person des Jugendlichen - Alterseinschätzung - Medizinischer Status/ psych. Situation/ Diagnose - Klärung des Bildungsstands Erstgespräche mit dem/ der Jugendlichen mit Dolmetscher Je transparenter der Vorklärungsprozess, desto besser gelingt die Vermittlung Anbahnung in Abstimmung mit Jugendamt und Vormund 9

Wege in die Pflegefamilie II Voraussetzung: Potenzielle Pflegeperson und Jugendlicher kennen sich bereits (z. B. Mentor, Vormund) Verfahren in Anlehnung an Vermittlungen im Sozialen Netz. Das heißt, z. B. die Qualifizierung erfolgt begleitend oder am Anschluss an die Vermittlung. 10

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Und aktuell? Die uma wurden eindeutig jünger. Es kamen mehr Jugendliche aus Syrien und Afghanistan. Die Wünsche der Jugendlichen wurden spezifischer. Trauma-Folgen zeigen sich deutlicher. Eltern kommen nach. Übergänge müssen gestaltet werden Verlängerung der Hilfe nach dem 18. Lebensjahr; 41 SGB VIII 12

Und aktuell? Vermittlung im sozialen Netz: Pflegeverhältnisse stabiler aktuell kein großes Interesse mehr von Familien kaum Anfragen vom Jugendamt umawerden volljährig -> neue Projektidee: Wohnpatenschaften Bremer Schlüsselbund 13

Unser Fazit: Es lohnt sich! 14