Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Herbert Schorn



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Transkript:

Jugendhilfe Köln e.v., Köln 2002 Vorstand: Dr. Franz-Josef Schulte Birgitta Radermacher Walter Kluth Geschäftsführer: Herbert Schorn Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Herbert Schorn Redaktion und Gestaltung: Gabriela Wagner Fotos: Jugendhilfe Köln e.v. Wir freuen uns über Rückmeldungen zum Jahresbericht: Hinweise, Kritik, Ergänzungen usw. Kontakt: Gabriela Wagner Tel. 0221 54600-100 Fax 0221 54600-109 E-Mail: g.wagner@jugendhilfe-koeln.de 2 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

Inhaltsverzeichnis RÜCKBLICK AUF 2001 (Herbert Schorn / Matthes Stotzem / Gabriela Wagner)...5 EINRICHTUNGEN 2001...9 BERICHTE...17 Das Silberjubiläum Von den Vorbereitungen zum Jubeltag (Ingrid Necks)...17 Sonst hat das eigentlich immer geklappt... Die Kennenlernfahrt für Schulverweigerer in der Jugendwerkstatt Mülheim (Michael Gross / Werner Driessen)...22 Gastronomie und Haustechnik Die JHK im Zentrum der Gold Kraemer Stiftung (Ute Hüser / Heinz-Gerhard Arets)...29 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 3

Qualifizierung für den Ersten Arbeitsmarkt? Ein Bericht aus dem Stadtverschönerungsprojekt aus der Sicht eines Anleiters und eines Bauleiters (Hans-Georg Makosch / Bruno Siek)...37 Da blickste doch nicht durch! Ein Seminar für junge Frauen in Frille/Westf. (Conni Hans und Seminarteilnehmerinnen)...43 Kurt Ein exemplarischer Lebenslauf? Möglichkeiten und Grenzen pädagogischer Arbeit in der Jugendwerkstatt (Elke Schneider)...48 Kein Kabelsalat Die JHK-Mitarbeit am Projekt Schulen ans Netz (Detlef Drescher / Helmut Fischer)...52 PRESSESPIEGEL...55 4 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

Rückblick auf 2001 (Herbert Schorn / Matthes Stotzem / Gabriela Wagner) Wie letztes Mal schon angekündigt 2001 gab s was zu feiern: 25 Jahre Jugendhilfe Köln e.v. Ein schöner Anlass, zurückzublicken und darüber nachzudenken, was sich so alles verändert hat, wo wir heute stehen, wo wir morgen hinwollen. Immer wieder erstaunlich für die alten Hasen, wie schnell die Zeit vergangen ist. Und immer wieder erstaunlich für die jungen Hüpfer, wie lange es die Jugendhilfe Köln e.v. schon gibt. Als die JHK 1976 auf Wunsch der Stadt Köln ins Leben gerufen wurde, hatte wohl kaum jemand mit ihrer Existenz bis zur Jahrtausendwende gerechnet. Im Gegenteil die Beteiligten waren sich darüber einig, dass es sich bei diesem Modellprojekt um eine nur vorübergehend notwendige Einrichtung handelt. Dass die Jugendarbeitslosigkeit nicht nur als Folge des damaligen konjunkturellen Tiefs, sondern als strukturelles Problem zu begreifen war, kam erst im Laufe der Zeit so richtig ins Bewusstsein. Und so wurde die Jugendhilfe Köln zu einer immer notwendigeren Dauerinstitution leider, müsste man eigentlich sagen. Ein Vierteljahrhundert Vereinsgeschichte ist also nicht nur Grund zur Freude. Denn 25 Jahre Jugendhilfe Köln e.v. sind auch 25 Jahre Jugendarbeitslosigkeit in Köln. Deshalb finden wir, dass es nicht damit getan ist, sich nur feiern zu lassen und auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Sondern so ein Jubiläum muss auch Verpflichtung sein, Jugendarbeitslosigkeit in Köln auch weiterhin zu bekämpfen. Daher auch das Motto 25 Jahre Jugendhilfe Köln e.v. Ein Kapitel für die Zukunft. Wer mehr über unsere Jubelfeier vom 24. August wissen möchte, kann dazu im Artikel von Ingrid Necks in diesem Jahresbericht nachlesen. Mal abgesehen vom Jubiläums-Highlight war das letzte Jahr eigentlich nicht ungewöhnlich. Hier wieder einige Informationen über die Projekte, die neben unserem normalen Alltagsgeschäft für 2001 erwähnenswert sind: Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 5

Da ist zunächst die Beteiligung von Jugendlichen aus dem Projekt Sprungbrett an der Initiative Schulen ans Netz. Sie ist nach Ablauf der einjährigen Maßnahmedauer inzwischen beendet (Näheres dazu s. Bericht). In der Initiative Heckhof gehen die Arbeiten voran: Die Pflanzenkläranlage ist im Prinzip fertiggestellt, und die jungen Mitarbeitenden sind nun mit den zur Inbetriebnahme nötigen Installationsarbeiten beschäftigt. Für 2002 stehen außerdem die Dach- und Innenausbauten und die Anlage zur Regenwasseraufbereitung auf dem Programm. Über die Entwicklung der JHK-Aktivitäten im Zentrum der Gold Kraemer Stiftung in Kalk gibt ebenfalls ein Artikel in diesem Bericht nähere Auskunft, und zwar zum Café und Bistro KölnKlaaf und zum Bereich Haustechnik. Das im Dezember 2000 begonnene und von der GEW-Stiftung geförderte Kooperationsprojekt mit dem Sozialen Zentrum Lino-Club e.v. läuft inzwischen ein gutes Jahr. Für Unkundige nochmal zur Erklärung: Ziel ist es, speziell solchen jungen Leuten den Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen, bei denen bisherige Fördermaßnahmen aus den unterschiedlichsten Gründen (z.b. mehrfache soziale Benachteiligung, schlechter Gesundheitszustand) nicht zum Erfolg geführt haben und die deshalb in besonderem Maße auf individuelle Hilfestellungen angewiesen sind. Die spezielle Problematik der Zielgruppe führt auch zu ganz speziellen Problemen im Gesamtprojekt. So ist es z.b. nicht leicht, bei den jungen Leuten Verständnis für ihre eigene Situation zu wecken, denn wer bezeichnet sich selbst schon gern als mehrfach sozial benachteiligt? Einige von ihnen sind deshalb nicht besonders motiviert und besonders mit der Bezahlung unzufrieden. Dementsprechend hat sich die Fluktuation seit Maßnahmebeginn leicht erhöht. Das wiederum macht es schwierig, das Geld innerhalb des Projekts auch entsprechend zielorientiert einzusetzen. Der Ansatz der individuellen, ganz auf die persönlichen Bedürfnisse der einzelnen TeilnehmerInnen zugeschnittenen Betreuung hat sich aber insgesamt bewährt und wird deshalb auch künftig konsequent weitergeführt. Auch der Ausbau unseres Verwaltungsgebäudes in der Christianstr. 82 geht weiter. Zwar befinden sich die Geschäftsstellen von Jugendhilfe Köln e.v. und 6 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

ihren beiden Töchtern KölnKitas ggmbh und Jugendzentren Köln ggmbh inzwischen unter einem Dach, aber es gibt immer noch jede Menge zu tun. Schließlich handelt es sich um ein geschichtsträchtiges Baudenkmal, das unter Beachtung besonderer Auflagen in Stand zu setzen ist. Und bei uns, die wir ja in erster Linie einen sozialen Auftrag haben und kein normaler Handwerksbetrieb sind, dauert so was eben seine Zeit. Seit Oktober 2000 baut eine Gruppe von jungen Leuten innerhalb einer Qualifizierungsmaßnahme des Arbeitsamtes das ehemalige Riehler Freibad um. Künftig wird dort ein neues Zirkus- und Artistikzentrum des TPZ (= Theaterpädagogisches Zentrum e.v. Köln) seinen Platz finden. Noch ein paar Sätze zur Konstruktion von Qualifizierungsmaßnahmen insgesamt (bei uns der Kürze wegen Qualis genannt): Im letzten Jahresbericht haben wir schon über eine fortschreitende Umstellung von ABM auf Qualis berichtet. Diese Tendenz hat sich im letzten Jahr weiter verstärkt. Die jungen Leute sind damit häufig unzufrieden, denn sie müssen pro Woche zwar 38,5 Stunden anwesend sein, bekommen aber nur 24 Stunden bezahlt (der Rest ist der theoretischen und praktischen Qualifizierung vorbehalten). Gleichzeitig wird so auch der Druck für sie größer, sich mehr mit dem Thema Bildung auseinander zu setzen. Das betrifft auch diejenigen, die gar nicht die entsprechenden Voraussetzungen mitbringen. Und das führt natürlich zu Frustrationen. Hinzu kommt, dass in den Qualis immer weniger Jugendliche und mehr Erwachsene arbeiten. Das hat sowohl politische als auch finanzielle Gründe und verändert natürlich auch den Arbeitsalltag (s. dazu auch Bericht). Das Problem, alle Interessen die unserer Klientel, die der Behörden und die der Geldgeber unter einen Hut zu bringen, ist also nach wie vor kaum lösbar, und wir müssen uns zunehmend Sorgen machen, dass dabei die jungen Leute zu kurz kommen. Schließlich noch einige Vereinsnachrichten, wovon die erste 2001 für 2000 zu vermelden war: Die Mitgliederversammlung hat den Vorstand für 2000 einstimmig entlastet. Ingrid Necks ist 2001 als Vorstandsmitglied ausgeschieden, an ihre Stelle ist Birgitta Radermacher getreten. Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 7

Von unseren unbefristet angestellten KollegInnen ist im Berichtsjahr einer ausgeschieden und in den Ruhestand gegangen: Siegfried Krimkowski, Schlossermeister und verdienter JHK-Mann der allerersten Stunde. 3 MitarbeiterInnen wurden fest eingestellt. In den 25 Jahren seit Bestehen der JHK haben wir rund 3.370 Jugendliche und junge Erwachsene in den drei Jugendwerkstätten betreut. In den 18 Jahren seit Bestehen des Stadtverschönerungsprogramms wurden mehr als 5.000 Arbeitsverträge geschlossen. Und natürlich wieder der obligatorische, aber gern ausgesprochene Dank an alle, die uns auch im Jubiläumsjahr praktisch und moralisch, ideell und finanziell unterstützt haben. Gerade in Zeiten, in denen der Spagat zwischen den verschiedensten Ansprüchen immer schwieriger wird, tut solche Unterstützung besonders gut. 8 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

Einrichtungen 2001 Die später folgenden Berichte beziehen sich nur auf einige ausgewählte Bereiche unserer Arbeit, so dass wir vorab die wichtigsten Einrichtungen und Projekte der Jugendhilfe Köln e.v. kurz vorstellen. Denn wir wollen, dass sich auch Nicht-Insider einen Gesamtüberblick und einen ersten Eindruck vom Spektrum unserer Arbeit verschaffen können. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude aus der Zeit um 1900 ist sozusagen das Herzstück der JHK-Einrichtungen. Es beherbergte früher wahrscheinlich das Kontor einer auf diesem Gelände ansässigen Fabrik und wird auch heute noch als Verwaltungsgebäude genutzt: Die Mutter Jugendhilfe Köln e.v. und ihre beiden Töchter KölnKitas ggmbh und Jugendzentren Köln ggmbh sind hier mit ihren Geschäftsstellen unter einem Dach vereint. Geschäftsstelle Christianstr. 82 50825 Köln (Ehrenfeld) Tel. 0221 54600-100 Fax 0221 54600-109 E-Mail: gf.jhk@jugendhilfe-koeln.de Den Ausbau des Gebäudes haben seit 1999 JHK-MitarbeiterInnen in Zusammenarbeit mit Fachfirmen und der Stadt Köln (Stadtkonservator/ Untere Denkmalbehörde) in Angriff genommen. Kontakt Herbert Schorn Matthes Stotzem Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 9

Die Jugendwerkstatt ist eine berufsvorbereitende Maßnahme, die vom Land NRW und der Stadt Köln gefördert wird. Sie bietet eine erste berufliche Orientierung und bereitet vor auf Ausbildung, Arbeit oder schulische Weiterbildung. Die TeilnehmerInnen werden unterstützt bei der Entwicklung und Stärkung ihrer Persönlichkeit. Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16-21 Jahren. Die Arbeitsschwerpunkte sind Werkstattarbeit, schulische Förderung und sozialpädagogische Begleitung. Die angestrebten Ziele sind individuell und gliedern sich in die Vermittlung von praktischen Kenntnissen, die Stärkung der Motivation und die Erlangung sozialer Kompetenzen, die Förderung von Durchhaltevermögen und Kontinuität und die Hinführung zu eigenverantwortlicher Lebensgestaltung. Die Jugendwerkstatt Ehrenfeld bietet Platz für 24 TeilnehmerInnen in den Werkbereichen Holz, Kfz und Metall. Jugendwerkstatt Ehrenfeld Herbrandstr./ Halle 18 50825 Köln Tel. 0221 544014/15 Fax 0221 2858885 E-Mail: jw-ehrenfeld@netcologne.de Kontakt Elke Schneider Nihat Yücel Für die Jugendwerkstatt Kalk gilt im Prinzip dasselbe wie für die Ehrenfelder Werkstatt, d.h. Zielsetzung, angesprochene Altersgruppe und Arbeitsschwerpunkte sind identisch. Seit Sommer 1999 arbeitet die Werkstatt Kalk wieder mit sozialpädagogischem Schwerpunkt. (In den Jahren zuvor war sie auf die Beschäftigung und Qualifizierung von jungen erwachsenen SozialhilfeempfängerInnen im Programm Arbeit statt Sozialhilfe ausgerichtet.) Eine Besonderheit in Kalk ist die 1999 eröffnete Friseurwerkstatt die bisher erste und einzige dieser Art in Köln. Sie ist darüber hinaus ein spezielles Angebot für Mädchen. Die Unterschiede zur Ehrenfelder Werkstatt liegen vor allem in den angebotenen Werkbereichen und der Anzahl der TeilnehmerInnen: Die Werkstatt Kalk bietet Platz für 16 TeilnehmerInnen in den Werkbereichen Friseur (nur für Mädchen) und Maler. Jugendwerkstatt Kalk Vietorstr. 78-80 51103 Köln Tel. 0221 820113-0 Fax 0221 820113-47 E-Mail: jw-kalk@netcologne.de Kontakt Johannes Becker Ulla Zepp 10 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

Die Jugendwerkstatt Mülheim arbeitet nach denselben Prinzipien wie die beiden anderen Werkstätten der JHK, d.h. Zielsetzung, angesprochene Altersgruppe und Arbeitsschwerpunkte sind ebenfalls identisch. In der Mülheimer Werkstatt gibt es neben den Werkbereichen Textil und Zweirad auch ein spezielles Angebot für Schulverweigerer in der Holzwerkstatt. Ziel dieses sogenannten Schulverweigererprojekts ist es, die schulische Qualifikation der Jugendlichen zu verbessern und sie für eine Rückkehr zur Schule zu motivieren. Auch in der Mülheimer Werkstatt liegen die Unterschiede zu den beiden anderen Einrichtungen vor allem in den angebotenen Werkbereichen und der Anzahl der TeilnehmerInnen: Die Jugendwerkstatt Mülheim bietet Platz für 24 TeilnehmerInnen in den Werkbereichen Textil (nur für Mädchen), Holz (nur für Schulverweigerer) und Zweirad. Jugendwerkstatt Mülheim Berliner Str. 31-33 51063 Köln Tel. 0221 820112-0 Fax 0221 820112-47 E-Mail: jw-muelheim@netcologne.de Kontakt Michael Gross Carla Hagedorn Im Rahmen des Programms zur Verbesserung und Verschönerung besonders erneuerungsbedürftiger Stadtgebiete, kurz Stadtverschönerungsprogramm genannt, bietet die JHK Beschäftigungsund Qualifizierungsmöglichkeiten für Jugendliche und junge Erwachsene an. Sie arbeiten als HelferInnen vor allem im Maler- und Maurerhandwerk sowie im Garten- und Landschaftsbau und führen im Auftrag der Stadt Köln (Amt für Wirtschaftsförderung, Abt. Beschäftigungsförderung) Arbeiten durch, die der Allgemeinheit zugute kommen und zur Wohnumfeldverbesserung beitragen. So bauen sie Spielplätze um, gestalten Grünflächen, sanieren Baudenkmäler, streichen Fassaden und Innenräume, gestalten Außenanlagen von Kindertagesstätten u.v.m. Sie werden fachlich angeleitet, schulisch gefördert und sozialpädagogisch begleitet. Projekt Stadtverschönerung Vogelsanger Str. 230 50825 Köln (Ehrenfeld) Tel. 0221 544016/17 Fax 0221 54600-109 Kontakt Fritz Ziegler Detlef Drescher Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 11

Das Projekt Stadtverschönerung muss in absehbarer Zeit seine jetzigen Räumlichkeiten in Ehrenfeld aufgeben. Denn sie sind wegen einer neuen Bundesbahn- Trasse nur noch ein Provisorium. Neuer Standort wird der unter Denkmalschutz stehende Heckhof, den die JHK Ende 1996 von der Stadt Köln übernommen hat. Unter der Regie der Jugendhilfe Köln e.v. und in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln (Stadtkonservator/Untere Denkmalbehörde) und einem Architekturbüro sanieren die jungen Mitarbeitenden der Initiative Heckhof die historische Hofanlage. Im Zuge der Baumaßnahmen werden sie auch in Sachen Umweltschutz aktiv, errichten z.b. die erste Pflanzenkläranlage Kölns und bringen auch andere alternative Technologien zum Einsatz: ein umweltschonendes Heizsystem, Solarenergie und eine Anlage zur Regenwasseraufbereitung. Außerdem entsteht anstelle einer ehemaligen Scheune ein Mehrzweckraum, den später auch andere Kölner Initiativen nutzen können. Initiative Heckhof Heckhofweg 146 50739 Köln (Longerich) Tel. 0221 1704169 Fax 0221 54600-109 Kontakt Herbert Schorn, Tel. 54600-100 Fritz Ziegler, Tel. 544016 Im sozialen Brennpunkt der Großwohnanlage An der Fuhr (früher Auf dem Kölnberg ) in Köln-Meschenich ist die JHK mit ihren Abteilungen Garten- und Landschaftsbau und Malerhandwerk im Auftrag der Stadt Köln an Verschönerungs- und Gestaltungsmaßnahmen zur Verbesserung der dortigen Wohnverhältnisse beteiligt. Das Meschenich-Projekt entstand 1988, nachdem die Stadt Köln eine Anfrage an die JHK gerichtet hatte, ob sie sich an Maßnahmen zur Bewältigung der Probleme in der Siedlung beteiligen wolle. So gehören z.b. Anstricharbeiten in Fluren, Treppenhäusern, Aufzugsbereichen, Kellern usw. oder die Pflege der Außenanlagen zum Aufgabengebiet der JHK-MitarbeiterInnen. Gleichzeitig soll hier ein Beitrag zur Senkung der hohen Jugendarbeitslosigkeit in der Anlage geleistet werden, indem vorrangig dort lebende Jugendliche über das Sozialamt in dem Projekt beschäftigt werden. Meschenich-Projekt An der Fuhr 5 50997 Köln Tel. 02232 67885 Fax 0221 54600-109 Kontakt Detlef Drescher, Tel. 544016 Theodor Meyer, Tel. 02232 67885 12 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

Die Freiluga liegt am ehemaligen äußeren Verteidigungsring der Stadt Köln im Bereich des früheren Fort V, dessen Gebäude aus der Zeit um 1875 stammen. Als schulbiologische Einrichtung wurde sie 1925 gegründet und dient der praktischen Umwelterziehung von SchülerInnen durch Anschauungsunterricht vor Ort. Auf Beschluss des Rates der Stadt Köln liegt die gärtnerische Betreuung seit 1994 im Verantwortungsbereich der Jugendhilfe. In Zusammenarbeit mit Lehrern und Gärtnern der Stadt Köln sind JHK-MitarbeiterInnen aus dem Bereich Garten- und Landschaftsbau mit der Pflege des Schulgartens und der umgebenden Parkfläche beschäftigt. So werden z.b. Obstbäume und -sträucher gepflegt und abgeerntet, Gemüse gesät und ausgepflanzt, Wege, Beeteinfassungen, Zäune und Teile des Gartens in Ordnung gehalten, Themenbeete und der Bauerngarten gepflegt, Kleintiere versorgt, Nistkästen gewartet u.v.m. Umweltschonende und ökologische Bewirtschaftung werden dabei groß geschrieben. Freiluga (Freiluft- und Gartenarbeitsschule der Stadt Köln) Belvederestr. 151 50933 Köln (Müngersdorf) Tel. 0221 4912780 Fax 0221 54600-109 Kontakt Detlef Drescher, Tel. 544016 Der Verleih-Service der JHK bietet sozialen Einrichtungen die Möglichkeit, Party- Artikel, Spielanhänger, Zelte und Busse auszuleihen unbürokratisch und zu günstigen Konditionen. Die Party-Artikel können für die unterschiedlichsten Festivitäten entliehen werden. Die drei Spielanhänger (gefüllt mit Spiel- und Sportgeräten) eignen sich für Kinder-, Geburtstags-, Schul- und Straßenfeste oder Kindertagesstätten. 50 Pyramiden- und 8 Rundzelte können für Übernachtungen im Rahmen von Jugendfreizeiten genutzt werden. Zwei Busse (für 8 Fahrgäste plus 1 FahrerIn) stehen Kölner Jugendeinrichtungen zur Verfügung. Die Jugendhilfe Köln e.v. arbeitet im Verleih-Service mit der Stadt Köln zusammen, die zum Teil für die Verträge und Terminvergabe zuständig ist. Die Mitarbeiter der JHK übernehmen alle Serviceleistungen wie Organisation, Bestandskontrolle, Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten, Hilfe beim Auf- und Abbau, Transport usw. Verleih-Service Christianstr. 82 50825 Köln (Ehrenfeld) Tel. 0221 54600-100 Fax 0221 54600-109 Kontakt Siegfried Gellfart Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 13

Die JHK betreut auf Wunsch der Stadt Köln in Form von Dienstleistungen die Mobile Jugendverkehrsschule und die Mobile Mofaschule. Im Rahmen der Jugendverkehrsschule können städtische Lastwagen, die mit Fahrrädern, Helmen, Verkehrsschildern und sonstigem Zubehör zur Verkehrserziehung ausgestattet sind, von Schulen für den praktischen Unterricht genutzt werden. Die Mitarbeiter der JHK sorgen für Organisation, Transport, Aufund Abbau und unterstützen die schulischen Lehrkräfte beim Unterricht. Die Mofaschule stellt Schulen Fahrzeuge mit jeweils vier Mofas zur Verfügung, um Jugendlichen ab 15 Jahren das Erlernen des Mofafahrens zu ermöglichen. Die mobilen Verkehrsschulen sind außerdem auch an unterschiedlichen Verkehrsaktionen beteiligt: Zu nennen sind hier z.b. die jährliche Teilnahme und Organisation der Stadtmeisterschaften für Mofa- und RadfahrerInnen auf dem Roncalliplatz und die laufende Teilnahme an den Arbeitskreis-Sitzungen des AVEK (Arbeitskreis Verkehrserziehung Köln). Mobile Jugendverkehrserziehung Christianstr. 82 50825 Köln (Ehrenfeld) Tel. 0221 54600-100 Fax 0221 54600-109 Kontakt Hans-Jürgen Bredt Detlef Drescher Die JHK hat 1998 auf Wunsch des Sozialamtes der Stadt Köln und in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln (Amt für Wirtschaftsförderung, Abt. Beschäftigungsförderung) die ehemalige Holz- Mütze übernommen. In der Mülheimer Schreinerei wird seitdem innerhalb des Stadtverschönerungsprojekts der JHK ein besonderes Standbein in Form von Anlernplätzen für arbeitslose Jugendliche und SozialhilfeempfängerInnen aufgebaut und nach arbeitsmarktgerechten Regeln gearbeitet. Schreinerei Mülheim Berliner Str. 77 51063 Köln (Mülheim) Tel./Fax 0221 6405050 Mehrere Gesell/innen und HelferInnen werden fachlich durch einen Schreinermeister angeleitet und wie ihre anderen KollegInnen im Stadtverschönerungsprojekt auch schulisch gefördert und sozialpädagogisch begleitet. Kontakt Johannes Tuschy, Tel. 6405050 Fritz Ziegler, Tel. 544016 14 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

Die JHK ist auch am 1997 von der Stadt Köln ins Leben gerufenen Projekt JobBörse beteiligt. Es hat zum Ziel, SozialhilfeempfängerInnen durch eine auf ein individuelles Arbeitnehmerprofil zugeschnittene Arbeitsvermittlung in den 1. Arbeitsmarkt zu bringen. Verschiedene Träger aus dem Kölner Stadtgebiet sind mit der praktischen Umsetzung dieses Projekts beauftragt worden, und pro Bezirksrathaus in Köln ist mindestens ein/e ArbeitsvermittlerIn für dieses Projekt tätig. Die Jugendhilfe Köln e.v. ist im Rahmen der JobBörse für die Stadtbezirke Rodenkirchen und Lindenthal zuständig. Außerdem wurde ihr 1998 für die Stadtbezirke Lindenthal und Rodenkirchen auch vom Arbeitsamt die Arbeitsvermittlung übertragen, wofür ein neuer Mitarbeiter eingestellt werden konnte. Seit 1.12.98 stehen für die JHK-Arbeitsvermittlung Büros in der Severinsmühlengasse 1 zur Verfügung (im nebenstehenden Foto im Erdgeschoss rechts). Anfang 2002 wird die Jugendhilfe Köln e.v. eine weitere JobBörse im sozialen Brennpunkt Köln-Meschenich übernehmen. JobBörse Severinsmühlengasse 1 50678 Köln (Südstadt) Tel. 0221 93276-91 oder -98 Fax 0221 93276-90 E-Mail: jobboerse.suedstadt@netcologne.de Kontakt Gabi Grebe Karola Hostell Günter Kröger-Willms Mohsen Shayesteh In enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt bemüht sich die JHK verstärkt um die Schaffung von Wohnraum für junge Menschen. Sie sollen durch eine eigenverantwortliche Wohnform und begleitende Betreuungsmaßnahmen des Jugendamtes auf ein selbständiges Leben vorbereitet werden. So entstanden 1997 in einem von der JHK erworbenen, umgebauten und renovierten Wohnhaus in Köln-Porz (Josefstraße 65, Foto rechts), fünf Wohneinheiten, in Köln-Mülheim (Holweider Straße 36) zwölf und im Zentrum der Gold Kraemer Stiftung in Kalk (s. nächster Punkt) 14 Wohneinheiten. Jugendwohnen Christianstr. 82 50825 Köln (Ehrenfeld) Tel. 0221 54600-100 Fax 0221 54600-109 E-Mail: immo@jugendhilfe-koeln.de Kontakt Rosemarie Hubrath Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 15

In dem im Juli 2000 eröffneten Zentrum der Gold Kraemer Stiftung betreiben JHK-MitarbeiterInnen das Café/Bistro KölnKlaaf. Sie sorgen für das leibliche Wohl der NutzerInnen und Gäste des Hauses. Darüber hinaus können sich hier von der JHK betreute junge Leute unter Anleitung von Fachpersonal über einen Beruf im gastronomischen Gewerbe informieren und sich auch in solchen Tätigkeitsfeldern erproben. Die Jugendhilfe Köln e.v. stellt außerdem den Hausmeister für das gesamte Objekt. Auch in seinem Arbeitsfeld können junge Leute aus der JHK in einem technisch modern ausgestatteten Gebäude erste berufliche Erfahrungen sammeln. Außerdem konnte die JHK im Zentrum durch die Anmietung von 14 Wohneinheiten weiteren Wohnraum für junge Leute schaffen. JHK im Zentrum der Gold Kraemer Stiftung Ecke Rolshover Str./Sieversstr. 51103 Köln (Kalk) Kontakt Café/Bistro KölnKlaaf: Ute Hüser, Tel. 0221 8708416 Haustechnik: Heinz-Gerhard Arets, Tel. 0221 6909717 Jugendwohnen: Rosemarie Hubrath, Tel. 0221 54600-100 16 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

Berichte Das Silberjubiläum Von den Vorbereitungen zum Jubeltag (Ingrid Necks) Am 24. August 2001 war es so weit: Die JHK feierte Jubiläum unter dem Motto 25 Jahre Jugendhilfe Köln e.v. Ein Kapitel für die Zukunft. Vorher wurde viel gedacht, geplant, abgewogen, diskutiert und organisiert. Ein kleines Team machte sich ans Werk, ein Fest größeren Umfangs zu gestalten. Wer waren die Gründer? Wer wird eingeladen? Haben wir auch niemanden vergessen? Wo und wie läuft die Feier ab? Tausend Dinge waren zu bedenken. Es sollte natürlich ein schönes Fest werden, aber in einem vertretbaren Rahmen. Kein Tag ohne neue Ideen und Erkenntnisse. Aber wie sie alle umsetzen? In dieser Zeit hat die Jugendhilfe Köln in Jürgen Stelter einen verlässlichen Freund und Ratgeber gefunden. Endlich dann standen Inhalt und Gestaltung der Festschrift sowie das theoretische Gerüst des Festablaufs. Die Umsetzung in die Praxis ein Kinderspiel. Denkste! Es hakte und zwickte schon an manchen Stellen. Aber schlussendlich haben wir s geschafft. Höhepunkt der Vorbereitungen war die Errichtung des Festzeltes. Ausgerechnet in diesen Tagen brannte die Sonne heiß. Die Schweißtropfen und das Mineralwasser flossen in Strömen (die jeweilige Literzahl ist nicht bekannt). Dank der tatkräftigen Hilfe des LinoClubs und zahlreicher MitarbeiterInnen der JHK entfaltete das Zirkuszelt von Lino Luckynelli bald seine ganze Pracht. Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 17

18 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

Nach der Pressekonferenz eine Woche vorher kam dann schließlich der Tag des Jubiläumsfestes. Gestartet wurde mit einer gut besuchten Rundfahrt zu drei ausgewählten Projekten bzw. Einrichtungen. Zunächst ging es nach Longerich zur Initiative Heckhof der Jugendhilfe Köln e.v., wo Dr. Gertrud Scholz vom Amt des Stadtkonservators, der Architekt Gisbert Brovot und Bruno Siek von der JHK die Geschichte der historischen Hofanlage sowie die aktuell in Abstimmung mit der Stadt Köln stattfindenden Sanierungs- und Umweltmaßnahmen erläuterten. JHK-Beschäftigte errichten hier die erste Pflanzenkläranlage Kölns und bringen auch weitere alternative Technologien zum Einsatz: ein umweltschonendes Heizsystem, Solarenergie und eine Regenwasserauffanganlage. Weiter ging es zur integrativen Kindertagesstätte in der Liebigstraße, Neu- Ehrenfeld. Träger ist die JHK-Tochter KölnKitas ggmbh. Die Leiterin, Erzsebet Schmitt, führte durch die Einrichtung, die im Juli 2001 eröffnet worden war. Im Anschluss daran gab es für alle eine verdiente Erfrischung. Die letzte Station war die Jugendwerkstatt Ehrenfeld in der Herbrandstraße. JHK-Geschäftsführer Herbert Schorn stellte die Aufgabenstellung der Jugendwerkstatt vor. Sie bereitet junge Leute auf Ausbildung und Beruf vor mit dem Ziel der beruflichen und sozialen Integration. 24 Plätze in den Werkbereichen Holz, Kfz und Metall stehen zur Verfügung. Nach der Rundfahrt begann dann die große Feier. Die GratulantInnen (u.a. VertreterInnen aus Politik, Verwaltung und anderen sozialen Einrichtungen, KooperationspartnerInnen, Ehemalige, Vereinsmitglieder und MitarbeiterInnen) kamen in Scharen trotz Hitze fest entschlossen, 25 Jahre Jugendhilfe Köln e.v. gebührend zu feiern. Die OrganisatorInnen, allen voran Herbert Schorn, hatten alle Hände voll zu tun. So manches Hemd und so manche Bluse wurden mehrfach gewechselt. Es herrschte von Anfang bis Ende eine lockere und stimmungsvolle Atmosphäre wie man sie von der Jugendhilfe eben kennt. Alte WeggenossInnen und KollegInnen trafen sich zum Teil nach vielen Jahren wieder und hatten dementsprechend viel zu erzählen. Sie freuten sich besonders über die Ehrung der anwesenden Gründungsmitglieder Walter Büchner, Joachim Henkel, Karl-Heinz Schmalzgrüber, Albert Schröder und Manfred Skutta. Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 19

Gründungsmitglied Karl-Heinz Schmalzgrüber (auch ehemaliger stellvertretender Vorsitzender) moderierte ein abwechslungsreiches Programm: Zu Beginn einige Grußworte allen voran Oberbürgermeister Fritz Schramma sowie der Kabarettist Christoph Brüske, der eigens für den Tag ein Jubiläumslied komponiert und getextet hatte. Musikalisch wurde die Feier untermalt von der Band Himmel un Äd. Die Mitarbeiter des von der Jugendhilfe Köln betriebenen Bistros KölnKlaaf sorgten bestens für das leibliche Wohl. Der Strom der Gäste riss den ganzen Tag über nicht ab. Viele Jugendliche machten das Sternenzelt abends dank der tollen Band Rock 2 Soul zu einer Freiluft-Disco. Dank gilt den Teams der beiden JHK-Töchter: der Jugendzentren Köln ggmbh für das gezeigte Video (über die akrobatischen Kletterkünste des Geschäftsführers im neuen Seilparcours des Kölner Jugendparks) und der KölnKitas ggmbh für den Blumengruß. Die spätere Resonanz auf den Festtag lässt uns annehmen, dass eine gute Mischung zwischen Erinnerung an 25 Jahre Jugendhilfe und aktuellem Engagement gelungen ist. Dank gilt allen, die zum reibungslosen Ablauf der Jubiläumsfeier beigetragen haben, ganz besonders: dem Oberbürgermeister Fritz Schramma für seine Teilnahme und sein persönliches Grußwort dem Landesrat Markus Schnapka, ebenfalls für sein Grußwort und die Standortbestimmung der Jugendhilfe Köln e.v. dem Vorsitzenden Dr. Franz-Josef Schulte für den historischen Abriss und den Blick in die Zukunft allen ReferentInnen, die auf der Rundfahrt die Gäste mit interessanten Informationen versorgt haben allen MitarbeiterInnen, die beim Auf- und Abbau sowie der Organisation und Durchführung des Festes geholfen haben und denen kein Weg zu weit war Jürgen Stelter und seiner Agentur AD it! allen, bei denen wir etwas geliehen, gemietet oder sonstwie organisiert haben dem LinoClub für das stimmungsvolle Zelt des Kinderzirkus Lino Luckynelli Peter Kasten für sein selbst komponiertes und vorgetragenes Jubiläums-Lied Mostafa Mostafaei für die schöne und ausführliche Fotodokumentation allen Jubiläums-SpenderInnen, die zur beständigen Weiterarbeit beitragen. Die Mühe hat sich gelohnt. Es war schön. Auf ein Neues. Denn eins ist klar: Jugendhilfe Köln e.v. Ein Kapitel für die Zukunft. 20 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

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Sonst hat das eigentlich immer geklappt... Die Kennenlernfahrt für Schulverweigerer in der Jugendwerkstatt Mülheim (Michael Gross und Werner Driessen) Die Zusammensetzung Wie jedes Jahr plante das Sonderprojekt Schulmüde des Werkbereiches Holz unserer Werkstatt auch zu Beginn des laufenden Schuljahres 2001/02 eine Kennenlernfahrt in die Eifel. Neun neue schulpflichtige Sonderschüler aus Kölner Schulen für Erziehungshilfe und für Lernbehinderte, ein neues dreiköpfiges Holzteam, ein neues Schuljahr. Was liegt da näher, als auf die bewährte Kennenlernfahrt zu setzen, die bisher doch noch immer ein Zusammengehörigkeitsgefühl geschaffen hatte. Schon die Kurzcharakterisierung der einzelnen, ausschließlich männlichen Teilnehmer lässt die Notwendigkeit eines solchen Unternehmens erahnen: 1. letzter Schulbesuch vor zwei Jahren, Tagesablauf vor Besuch der Maßnahme: 11 Uhr aufstehen, 14 Uhr rausgehen, 22 Uhr TV bis 3 Uhr, bis 11 Uhr schlafen 2. seit 17 Jahren bei der Jugendhilfe, immer eine schöne Zeit im Eifelhaus verbracht, hohes Verantwortungsgefühl für das Gelingen der Maßnahme 3. sechs Schulen oder Heime in den letzten vier Jahren, sieht hier seine letzte Chance, glaubt total an sich 4. längerer Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, gewalttätige Ausraster, hat seiner Mutter versprochen, die Maßnahme durchzuhalten, darf sich dann tätowieren lassen 22 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

5. Computerfreak, wird immer wieder vergeblich zum Schulbesuch aufgefordert, muss sofort nach Hause, wenn der Unterricht endet, bringt nur eigene Arbeitskleidung mit 6. Altschüler, stark egoistische Grundtendenz, war schon im letzten Jahr mit in der Eifel, kennt sich aus ( im letzten Jahr war alles besser ) 7. ist neu bei der Jugendhilfe, setzt auf erlebnispädagogische Maßnahmen mit Jugendlichen, glaubt an das Gute im Schüler 8. ist in der Schule selten rausgeflogen, da nur selten anwesend, hat Feuerlöscher gegen Lehrer eingesetzt, fährt nie irgendwohin, kommt unregelmäßig 9. wird von keiner Schule mehr genommen, da ständiger Unruheherd und nicht beschulbar, ist froh, wenn er mal aus Köln rauskommt 10. macht alles, was man ihm sagt wenn er überhaupt etwas hört, trägt nämlich immer Walkman, bekommt irgendwie nicht wirklich viel mit 11. plant Ablauf, kann gut mit Jugendlichen umgehen, Hard-Core -Schüler lassen ihn manchmal an seiner Profession zweifeln 12. Mir kann keiner was sagen -Extremcholeriker, kommt sowieso nicht mit in die Eifel, Alptraum seiner Exlehrerin, manchmal richtig nett 13. wird hauptberuflich Chef, möchte 12 Stunden täglich Fußball spielen, wird Profi bei Bayer Leverkusen, spielt seit vier Jahren bei keinem Verein mehr. Alle Mitfahrenden sind zwischen 14 und 45 Jahre alt, und der größte Teil von ihnen kennt sich zum Zeitpunkt der Fahrt erst seit vier Wochen. Allen gemeinsam ist das Wissen über eine schriftlich abgeschlossene Vereinbarung, in der festgehalten ist, dass die Teilnahme an der Kennenlernfahrt verpflichtend ist. Das Ziel Wir fahren seit Jahren in ein von MitarbeiterInnen der Jugendhilfe umgebautes Haus in der Eifel. Der ehemalige Bauernhof wird als Selbstversorgerhaus betrieben, mit Holzöfen beheizt und befindet sich in einer 200 Seelen-Gemeinde. Die Fahrt dient in erster Linie der Festigung des Gruppengefüges, der Integration Einzelner in die Gruppe und der Motivation von sogenannten Wackelkandidaten. Der krasse Gegensatz zur hektischen Kölner Normalität hat bisher meistens zu sehr positiven Prozessen in den neu entstehenden Gruppen unserer Werkstatt geführt. Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 23

Die Vorbereitung Schon bei den ersten Versuchen einer Planung mit den Jugendlichen fiel auf, dass in diesem Jahr nichts so sein würde wie in den Jahren zuvor. Es kam keinerlei Vorfreude auf, niemand versuchte sich vorzustellen, was man alles in der Eifel tun kann, um die Betreuer zu ärgern, oder über welche Ge- und Verbote man sich vor Ort hinwegsetzen könnte. Insgesamt nahmen die Schüler die Informationen zur geplanten Reise mit fast stoischer Gelassenheit und kräftigem Desinteresse hin. Die ersten Gemütsregungen klangen wenig verheißungsvoll: Boa, muss ich da wirklich mitfahren?, Wenn ich keine Lust habe, dann bleib' ich einfach zu Hause. Meine Mutter wird euch schon sagen, dass ich nicht mit darf! oder Das ist doch voll langweilig, da gibt es doch nur Kühe! Da diese Grundhaltung sich über die nächsten Wochen noch steigerte und nur ein Einziger im Laufe der noch verbleibenden Tage ein Grundinteresse an der Fahrt entwickelte, wurde es immer offensichtlicher, dass wir hier eine nicht einzuschätzende Veranstaltung planten. Am letzten Wochenende vor der Fahrt schlossen wir kleine Wetten über das Erscheinen der Teilnehmer ab. Mit einem rechneten wir gar nicht mehr, und bei den anderen blieb nur das Prinzip Hoffnung. Am Montag tauchten schließlich sieben Schüler auf, die sich zumeist widerwillig zur Mitfahrt bereit erklärten. Nun saßen wir also in unserem Kabuffes in der Holzwerkstatt beim letzten Frühstück vor der großen Fahrt. Sieben Jugendliche und drei Betreuer eigentlich ein guter Betreuungsschlüssel. Stimmung zunächst etwas angespannt. Wir versuchten unser Bestes, die Atmosphäre etwas aufzupolieren. Allerdings war dies hoffnungslos. Von allen Seiten hieß es: Keinen Bock. Da ist doch nichts los. Was sollen wir dort? etc. Beim gemeinsamen Frühstück kam es zu einem ersten Eklat, der darin mündete, dass ein Jugendlicher einem Betreuer versicherte, dass er ihn gegen einen Bus schubsen würde. Dies ließ uns keine andere Wahl, als diesem Schüler anzubieten, sich zu überlegen, was er lieber wolle: Sich entweder sofort für sein Verhalten zu entschuldigen und zu versprechen, sich in der Eifel an unsere Grundbedingungen zu halten, oder nach Hause zu fahren. Er entschied sich mit 24 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

den Worten Ich kann nicht versprechen, dass ich mich in der Eifel beherrschen kann. Dann bleib ich doch lieber hier in Köln. Damit hatten wir den fast optimalen Betreuungsschlüssel erreicht zwei Jugendliche für jeden von uns. Die Fahrt Die Fahrt in die Eifel verlief bis auf die üblichen kleinen Zänkereien, Abfall-ausdem-Fenster-Schmeißen und kleine Brutalitäten zwischen den Teilnehmern relativ stressfrei. Selbst die kurze Zigarettenpause beim alljährlichen Äpfelkauf an einem Straßenstand führte zu keinen Schlägereien, und so keimte eine leise Hoffnung auf das Gelingen unseres Ausfluges auf. Einen ersten Dämpfer erhielten wir allerdings bei der wenig erfreulichen Inbesitznahme des Hauses. Freudige Bemerkungen wie: Ist das Scheiße hier, ich will auf gar keinen Fall hier bleiben! und So ein Dreckloch habe ich ja noch nie gesehen! brachten uns im Bruchteil von Sekunden zurück auf den Boden der Tatsachen: Das konnte ja heiter werden...! Zugegeben: Das Eifelhaus hat für Jugendliche im Durchschnittsalter von ca. 16 Jahren bei starkem Regen auf den ersten Blick nicht sehr viel Reiz, und hier war offensichtlich: Es gab zu dem Zeitpunkt keine Chance, diese Jugendlichen von der Schönheit eines Kurzurlaubs in der Ruhe und Besinnlichkeit der Eifel zu überzeugen. Also hieß es von vornherein, das Beste daraus zu machen. Wie es sich gehört, ließen wir den Schülern erstmal Zeit, die Räume zu erkunden, die Betten zu wählen, sich einzufinden. Als gute Pädagogen räumten wir selbstverständlich die mitgebrachten Lebensmittel, Getränke, Spiele etc. alleine ins Haus, bereiteten die Küche auf ihren Einsatz vor, heizten die Öfen an ( Ist das schweinekalt hier, jetzt macht mal Feuer, verdammt! ). Da zu unserem Abendessen noch einige frische Lebensmittel fehlten, fuhren wir nach Adenau. Die Jungs bekamen zwei Stunden Zeit für die Ortserkundung, während wir Betreuer pädagogengerecht den Einkauf erledigten und uns dann an der verabredeten Stelle mit unseren Jungs einfanden. Dort hatte man schon Anhang gefunden. Bei unserer Truppe standen vier Kaugummi kauende männliche Kappenträger und zwei blond ausstaffierte Mädels tatenlos rum. Alle hat- Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 25

ten ihre Hände in den Hosentaschen, standen nebeneinander und taten so, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Kein Reden, kein Kontakt. Und so stiegen unsere sechs auch ohne Probleme ein nur dann ging es los: Voll Scheiße ey, wir haben jetzt grad so gute Freunde gefunden, wir wollen noch hier bleiben, keinen Bock auf das doofe Haus! Können wir heute Abend in die Stadt fahren? Können die uns heute Abend besuchen? Ist doch alles voll daneben, ihr macht sowieso nur, was ihr wollt, nie dürfen wir das tun, was uns gefällt! Ihr seid ja alle völlig bescheuert! Dann fahren wir eben mit dem Taxi Alles Scheiße!... Super Stimmung eben! Das anschließende Kochen es gab für alle Tage einen festgelegten Einsatzplan, verbindlich für alle funktionierte dementsprechend ganz hervorragend: Viel Unlust, ununterbrochene Aufforderungen, ständiges Hinterherlaufen, Nonstop-Genöle, was alles ins Essen hineindarf und was nicht und eine vollkommene Verweigerungshaltung in puncto Tisch decken machten so richtig Appetit auf die leckeren Spaghetti Bolognese... Und die gab s dann auch einigermaßen pünktlich. Sechs Vandalen und drei Betreuer verteilten sich am Tisch, letztere in der Hoffnung, dass sich durch ein deftiges Mahl die Wogen glätten würden. Aber es dauerte keine 60 Sekunden, da kam schon der erste Aufschrei: Boa, das sieht ja aus wie Kotze, das esse ich nicht! Um diese Äußerung noch zu bekräftigen, flog zunächst ein Löffel quer über den Tisch, kurz gefolgt von einem wie ein Diskus geschobenen, vollbepackten, überschwappenden Teller, der wie ein Wunder etwa in der Mitte des Tisches zum Stehen kam. Und dies war scheinbar das Startsignal für etwa die Hälfte der Truppe, loszujammern wie die Heulbojen. Nichts war in Ordnung, alles war ungenießbar, der Salat, die Soße, die Eifel, die Betreuer, die ganze Welt. Seltsamerweise machten sich allerdings die nicht schreienden Teilnehmer sehr genüsslich über das wirklich hervorragend schmeckende Essen her. Die Situation war wirklich deprimierend und kaum beschreibbar. Es war klar, dass hier etwas passieren musste. Die Alternativen waren: Abbruch der ganzen Aktion, Ausschluss einzelner Jugendlicher oder Versuch eines klärenden Gesprächs. Zwischenzeitlich hatten sich einige der Teilnehmer mit einem älteren Nachbarn angelegt, ihn bedroht und ihm Unrat in den Vorgarten gekippt, und so ging unsere Tendenz eher in Richtung Köpfe rollen. 26 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

Nach einer Diskussion mit der ganzen Gruppe entschied sich ein Schüler für den Heimweg, und ein weiterer wollte ihn unbedingt begleiten. Der Rest versprach, für das Gelingen der Fahrt zu sorgen. Ein Betreuer fuhr (es war mittlerweile ca. 22 Uhr) die beiden Totalverweigerer nach Köln und kehrte am nächsten Morgen mit frischen Brötchen zurück. Vier Schüler, drei Betreuer der noch optimalere Betreuungsschlüssel war erreicht, was konnte jetzt noch schief gehen? Leider alles! Nach einem Aufstand um den Frühstücksdienst erklärten sich nach einer weiteren halbstündigen Diskussion alle Jugendlichen bereit, am geplanten Ausflug in ein Erzbergwerk teilzunehmen. Nachdem wir schließlich alle vier im Auto hatten und losfahren konnten, war klar, dass wir viel zu spät zu unserer Führung erscheinen würden. (Dass wir da niemals ankommen würden, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar...) Also fuhren wir etwas entnervt los, und nach ca. 2 Kilometern begann die Unruhe. Blöde Kommentare und muffelige Laune waren sowieso schon nonstop zu hören und zu spüren, hinzu kamen geräuschvolles Nase-durch-den-Hals- Hochziehen und lautes Aus-dem-Fenster-Spucken. Wir baten um das sofortige Einstellen dieser Geräusche und Taten eine Bitte, die nicht erfüllt wurde. Als dann nach etwa einem weiteren Kilometer an einer Baustelle ca. 30 Kinder (Mädchen einer Schulklasse) vor uns zu sehen waren und die besagten Geschmacklosigkeiten bis dahin noch nicht zu Ende waren, wies einer der Betreuer ausdrücklich darauf hin, dass jetzt bloß niemand auf die Idee kommen sollte, aus dem Fenster zu spucken. Und was passierte Sie können es erraten: ein Nase-Hochziehen, ein Fenster-Aufratschen, ein chchfrischtsch, Fenster zu und ein blödes Lachen. Wir antworteten mit einem Verweis aus dem Bus und ließen die Jungen zu Fuß zurückgehen. Die Schüler trampten (ca. 2 km), brachen die Tür des Ferienhauses auf und saßen bereits an der Stereoanlage, als wir ihnen dann endlich mitteilten, dass wir die Fahrt mit einem verbleibenden Teilnehmer nun doch nicht fortsetzen wollen. Das Ende einer Kennenlernfahrt: Drei Betreuer gegen vier Jugendliche die Jugend hat gesiegt! Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 27

Das Resümee Als eine Konsequenz der Fahrt erfolgte ein Schüler-Elternsprechtag, bei dem wir versuchten, eine gemeinsame Perspektive für eine positivere Zusammenarbeit zu finden. Das ist teilweise auch gelungen, aber wir mussten uns trotzdem innerhalb der nächsten sechs Wochen von zwei Jugendlichen trennen. Denn durch ihr Verhalten war es trotz mehrerer Anläufe nicht möglich, einen Konsens zu finden, der ein gedeihliches Arbeiten zuließ. Perspektivisch erscheint es uns notwendig, bei der Vorauswahl der Schüler noch genauer die Besonderheiten jedes Einzelnen zu beachten. Die Aufnahme von Schülern aus den Schulen für Erziehungshilfe sollte bei der jetzigen Organisationsstruktur der Maßnahme eher die Ausnahme darstellen. Denn die Aussicht auf Erfolg scheint für Schüler mit der Primärbeeinträchtigung Lernbehinderung deutlich höher zu liegen. Trennen mussten wir uns bisher nur von Schülern mit primärer Verhaltensauffälligkeit, da diese Klientel den Rahmen unserer Möglichkeiten sprengt und eine andere fachliche Betreuung benötigt. Das Thema Kennenlernfahrt sollte für den nächsten Jahrgang im Gespräch bleiben, da eine solche Aktion grundsätzlich positive Ansätze aufweist (und bisher auch ebensolche Ergebnisse gebracht hat). Bei einer homogeneren Gruppenzusammensetzung ist durchaus eine andere motivationale Ausgangslage der Jugendlichen möglich. Die stärkere Einbeziehung der Jugendlichen bei der Planung einer Fahrt kann Abwehrmechanismen verringern oder beseitigen, gemeinsame Tagesexkursionen im Vorfeld können Appetit auf mehr machen. Grundsätzlich müssen wir über die verpflichtende Teilnahme nachdenken. Vielleicht liegt in der Freiwilligkeit der Schlüssel zu einem anderen Verhalten im Rahmen einer Kennenlernfahrt. 28 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

Gastronomie und Haustechnik Die JHK im Zentrum der Gold Kraemer Stiftung (Ute Hüser und Heinz-Gerhard Arets) Das KölnKlaaf (Ute Hüser) Im KölnKlaaf im Gold Kraemer Haus in Kalk sitzt man, wie der Name schon verrät, um Freunde und Bekannte zu treffen um einfach unter netten Menschen in angenehmer Atmosphäre zu sein um etwas zu trinken und zu klönen um Besonderes oder Außergewöhnliches zu essen um sich verwöhnen zu lassen um seine Mittagspause in entspannter Umgebung zu genießen. Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 29

In den Morgenstunden lässt sich hier gut und ausgiebig frühstücken, später am Tag bietet die Küche abwechslungsreiche warme oder kalte Speisen. Auf der ab April geöffneten Terrasse genießen unsere Gäste die zahlreichen Kaffeevariationen wie Espresso, Cappuccino, Latte Macchiato, Milchkaffee. Dazu lockt eine kleine Auswahl an selbstgemachten Kuchen. Das Jahr 2000 Wir eröffneten das KölnKlaaf im Oktober 2000. Nach langer Planung und Vorbereitung war es sehr spannend, mit dem Start nun endlich zu erleben, was da so alles auf uns zukommen sollte. Die ersten Monate waren recht anstrengend, da ich das Café mit nur einer Mitarbeiterin (aus dem Projekt Jugend in Arbeit ) geöffnet halten musste. Jeden Tag hieß es da, bis an die Grenzen zu gehen. Aber unter Mithilfe von Freunden, die uns bei besonderen Anlässen zur Seite standen, wurden wir ein starkes Team. Ich musste mir eingestehen, dass die Öffnungszeiten Mo-Sa von 8-20 Uhr auf Dauer nicht durchzuhalten waren. Morgens früh kamen kaum Gäste, erst ab 9 Uhr lief das Geschäft an. Mittags war es dann schon etwas besser. Letztendlich haben wir dann von Mund-zu-Mund-Propaganda profitiert. Auch die neuen Öffnungszeiten, die in Absprache mit Herrn Schorn auf Mo-Fr von 10-19 Uhr geändert wurden, halfen uns. Auf Anfragen hin entschlossen wir uns, auch samstags zu öffnen. Das Jahr 2001 Das nächste Jahr startete dann schon etwas besser. Ich bekam Hilfe von JHK- Jugendlichen aus dem Programm Sprungbrett, die im Rahmen eines Praktikums in die Berufe Koch, Küchenhilfe oder Service hineinschnuppern wollten. Darüber hinaus haben wir uns entschlossen, einen Koch oder eine Köchin einzustellen, der/die auch als mein/e Stellvertreter/in fungieren sollte. Das Bewer- 30 Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001

bungsverfahren war eine harte Probe für mich, da ja dastagesgeschäft weiterlaufen musste. Hier zeigte sich die gute Zusammenarbeit mit den PraktikantInnen, denn die Arbeit in Küche und Café lief hervorragend weiter. Im Februar wurde dann ein Koch eingestellt, auch zu meiner Entlastung. Aber schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass dies eigentlich nur eine weitere Belastung für mich war. Daher mussten wir uns von ihm wieder trennen. Die ersten Veranstaltungen wurden trotzdem ein voller Erfolg und unsere Arbeit mit großem Lob gewürdigt. Organisation, Planung und Durchführung von Büfetts und Dekorationen im Café waren für die PraktikantInnen ein gutes Lernfeld, und bei der Vor- und Zubereitung der Speisen kamen trotz Stress immer wieder Spaß und Freude auf. Mitte April konnten wir dann einen neuen Koch einstellen. Motiviert und guter Dinge gingen wir an die Arbeit. Die Terrasse wurde eröffnet, eine neue Speisekarte entworfen und neue Gerichte ausprobiert. Zusätzlich nahmen wir Eis ins Sortiment auf und planten weitere Veranstaltungen. Viele neue Gäste kamen ins Café oder lernten unseren Catering-Service kennen. Aufgrund der gewachsenen Anforderungen konnten wir eine weitere Stelle einrichten und so im August noch eine junge Köchin einstellen. Mit ihrer hohen Motivation und ihrem Einfühlungsvermögen passte sie auf Anhieb sehr gut ins Team. Als nächste Herausforderung stand das Mittagsbüffett für 200 geladene Gäste aus Anlass des 25. Jubiläums der Jugendhilfe Köln e.v. an. Planung, Organisation und Durchführung machten viel Spaß und waren ein voller Erfolg. Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 31

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Aus den Projekten Sprungbrett, Jugend in Arbeit, JobBörse und Jugendwerkstatt Kalk haben wir einige PraktikantInnen im Café gehabt. Viele waren gern bei uns, waren motiviert und haben eine Menge gelernt. Einige hatten jedoch von vornherein die falsche Einstellung und sowieso keine Lust. Mit ihnen zu arbeiten war sehr frustrierend, und ich stellte mir immer wieder die Frage, was sie eigentlich von der Arbeitswelt erwarten. Antworten habe ich nur selten erhalten. Auch von einigen MitarbeiterInnen musste ich mich im Laufe der Zeit trennen. Manchmal passt es halt nicht. Geplante Veranstaltungen mussten so teilweise abgesagt werden, da Krankheit oder Personalmangel es nicht anders zuließen. Aber auch solche Herausforderungen gehören dazu. Ich habe in all diesen Erfahrungen auch immer etwas Gutes gesehen und nie die Maxime Der Gast ist König aus den Augen verloren. Seit November haben wir nun einen weiteren Praktikanten. Eine harte, aber auch tolle und lehrreiche Zeit liegt hinter uns. Das Team hat sich gefestigt, der Cafébetrieb boomt und zusätzliche Veranstaltungen wie eine Hochzeit, das Jahrestreffen der holländischen Segelschule De Kikkert, das Weihnachtsfest vom Paul- Kraemer-Haus sowie viele Geschäftsessen fanden statt. Das Fazit des Jahres 2001: Gib niemals auf. Das Erfolgskonzept: Wir leben vom Engagement und der Kreativität unseres Teams, vom Mut, kleinen und großen Ideen eine Chance zu geben, dem Willen zur Veränderung und der Liebe zum Detail. Mit der Eröffnung des Cafés konnten wir Jugendlichen neue Chancen aufzeigen und im Bistro junge und auch weniger junge Gäste begrüßen. Die Verantwortung dafür habe ich habe ich gerne von Herrn Schorn übernommen, und mittlerweile haben wir ein Superteam gebildet, das viel Arbeit, aber auch viel Spaß hat. Wir freuen uns auf kommende Aufgaben im Jahr 2002! Jugendhilfe Köln e.v. Jahresbericht 2001 33