Spannendes Stelldichein auf dem Flugplatz Bellechasse Junioren Schweizermeisterschaft 2017 im Streckensegelflug Auf dem Flugplatz der Segelfluggruppe Freiburg wurde vom 22.-25. Juni 2017 die Junioren Schweizermeisterschaft im Streckensegelflug ausgetragen. Bei gutem Wetter konnte an allen vier Wettkampftagen eine Wertung geflogen werden. Als Wettbewerbsleiter hatte sich Edi Inäbnit aus der SG Bern zur Verfügung gestellt. Die ausgeschriebenen Aufgaben wurden den herrschenden meteorologischen Bedingungen sinnvoll angepasst. Die hohe Labilität der Luftmasse machte die Prognose für den ersten Tag schwierig und das Meteo-Team war gefordert. Angesagt waren gute Bedingungen in den Voralpen und ausgeschrieben wurde eine Aufgabe zwischen La Berra und Buttwil. Die sich bildenden Gewitterzellen verhinderten später den Rückflug nach Westen, so dass kein Pilot den Rückweg bis Bellechasse schaffte. Die bis spät in die Nacht dauernden Rückholaktionen beeindruckten die auch sonst souverän agierenden Junioren wenig. Flexibel und gelassen Das Tasksetting der beiden folgenden Tage war aus meteorologischen Gründen schwierig und die Wettbewerbsleitung musste am Freitag und Samstag mit je einer A und einer B Aufgabe arbeiten. Nur dank dem Meteopiloten konnte entschieden werden, ob Mittelland oder Jura - trotz tiefer Basis - gewählt werden sollen. Auch in dieser, nicht einfachen Situation reagierten die jungen Piloten flexibel und gelassen. Die beiden Racing Tasks im Jura erforderten kühles Kalkül der Piloten. Für die Zuschauer am Boden bot das Live Tracking am Grossbild- Alle Junioren Die aufgestellten Junioren und ihre Kameraden auf einen Blick. Segelflug Bulletin ONLINE Seite 1
schirm ein attraktives Segelflugrennen, fast im Stil eines Grand-Prix. Das Zwischenklassement vom Samstag liess ein spannendes Rennen für den Sonntag erwarten bis zu diesem Zeitpunkt war noch alles offen. Nach einem spannenden Wettkampf durfte sich Tizian Steiger am Sonntagabend als Junioren Schweizermeister im Streckensegelflug feiern lassen. Die Schweizer Junioren haben eindrücklich gezeigt, was sie drauf haben und mit wieviel Talent und Teamgeist sie unterwegs sind. Gespannt, aber zuversichtlich, kann die Community der Schweizer Segelflieger auf gute Ergebnisse des Teams - auch an internationalen Wettbewerben - hoffen. Text und Bilder: Markus Gnägi, OK-Präsident Podest Junioren (von links) David Leemann (2. Rang) Tizian Steiger (Schweizermeister) Jonas Langenegger (3. Rang) Segelflug Bulletin ONLINE Seite 2
»Rendez-vous«mit dem Joran über dem Bielersee Da ich für den 12.6.2017 gerade nichts vorhatte, schaute ich mal ins Alptherm rein. Die Vorhersage sah sehr vielversprechend aus: Gute Thermik bis 2600m. Zur Bestätigung zog ich auch noch Toptherm zu Rate, und siehe da, deren Prognose lautete, keine auswertbare Thermik im Gebiet Jura. Bei diesen widersprüchlichen Ansagen musste ich einfach überprüfen, wer von den beiden nun recht hat. Mit meiner DG808 startete ich um 14 Uhr in Bellechasse und fuhr den Motor im Gebiet Nods an der Basis auf ca. 1700m ein. Rasch wurde klar, dass die Vorhersage von Alptherm total daneben lag, befand ich mich doch nach erfolgloser Suche am Chasseral (im Lee!) und im Mittelland in kurzer Zeit wieder auf 1100m über Bellechasse. Was tun mit dem angefangenen Nachmittag? Landen war eigentlich keine Option nach einem so kurzen Flug! Inzwischen hatte sich am südlichen Ufer entlang des Bielersees eine Wolkenstrasse Richtung Biel gebildet. Und siehe da! Es gab kontinuierliches Steigen unter der Strasse. Über Biel war ich schon an der Basis auf 1900m. Am nördlichen Rand der Wolke konnte ich dann mit ca. 2.5m/s weitersteigen bis auf 2500m. Da war mir klar, dass irgendwo eine Welle stehen musste. Über der Stadt Biel konnte ich auf 3000m weitersteigen. Das war für mich der Zeitpunkt, die Ausbreitung dieser Welle etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Weiter gegen Osten Richtung Grenchen war kein nennenswertes Steigen zu finden. Wie erwartet, stand die Welle entlang der Wolkenstrasse über dem Südufer des Bielersees. Nachdem ich diese Strecke zweimal abgeflogen hatte, wollte ich wissen, wie weit in den Westen diese Welle trägt. Also flog ich westwärts entlang des nördlichen Ufers des Neuenburgersees Richtung Yverdon. Westlich von Yverdon trug die Welle immer noch mit einem mittleren Steigen von ca. 1m/s auf 3000m. Wegen der inzwischen fortgeschrittenen Zeit entschied ich mich, wieder ostwärts zu fliegen. Um nicht weiter zu steigen, beschleunigte ich kontinuierlich. Mit einer Groundspeed von über 200 km/h ergab sich immer noch ein mittleres Steigen von ca. 1m/s. Also beschleunigte ich weiter bis auf 260 km/h. Auf diesem Leg konnte ich mit dem Phänomen Joran Bekanntschaft machen, hat er mir doch Segelflug Bulletin ONLINE Seite 3
ganz persönlich weiteren Aufwind zugeblasen! Kurz vor dem Weissenstein habe ich dann den Flug abgebrochen und bin zurück nach Bellechasse geflogen. Die Auswertung gemäss OLC ergab auf dem Abschnitt Yverdon-Weissenstein (84km) eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 200.13kmh! Auf 2600m blies der Wind aus 250 mit 50 Kilometer pro Stunde, in den unteren Schichten waren es noch 30km bei 270. Weitere Flüge im Gebiet Chaumont - Chasseral - Biel haben ergeben, dass bei Westwind ab ca. 40km/h und Windrichtungen zwischen 240 und 260 Grad kleine Wellensysteme entstehen, die zu schönen Wellenflügen führen können. Text und Bilder: Walter Goetschi Segelflug Bulletin ONLINE Seite 4
Eine bleibende Erinnerung BFK Samedan 2017 Auch in diesem Jahr war das Interesse am Breitenförderungskurs des SFVS zur Einführung in den Gebirgsflug gross. Rund zwanzig junge und junggebliebene Piloten und Pilotinnen aus der ganzen Schweiz pilgerten mit ihren langen Segelfluganhängern zum legendären Engadin Airport nach Samedan. Bereits zum 19. Mal hat sich Domenic Planta mit seinem Team von elf Fluglehrern und einer Fluglehrerin der Herausforderung gestellt, uns Flachlandpiloten die Schönheit und Faszination, aber auch die Risiken und Gefahren des Gebirgsfluges näher zu bringen. Am Vormittag haben wir uns jeweils im Theorieraum den vielen Themen, die von Hangflug bis Luftraumüberwachung reichten, genähert. Das Gelernte wurde dann, sobald die Thermik einsetzte, direkt am Hang, über den Gipfeln und von einigen auch in der Welle, angewendet. Herzlich empfangen Neben den offiziellen Ausbildungsblöcken blieb relativ wenig Zeit. Diese konnten wir bei Interesse nutzen, um zum Beispiel der REGA Basis oder dem Tower einen Besuch abzustatten. Überall wurden wir, obwohl unangemeldet, mit offenen Armen empfangen und keine der gestellten Fragen blieb unbeantwortet. In der ersten Woche war uns das Wetterglück wohlgesonnen mit prachtvollen Flugbedingungen und Sonnenschein bei sehr angenehmen 25 Grad. Ab Mittag kam der zuverlässig einsetzende Malojawind auf, der uns auf den ersten, manchmal etwas mühsamen Höhenmetern am Hang aktiv unterstützte. Eine spezielle Situation Die zweite Woche war wettermässig etwas durchmischt, geflogen wurde deswegen aber nicht weniger. Es ist schon erstaunlich, wie wenig Sonne es im Gebirge braucht, um kräftige Aufwinde zu erzeugen. Man muss es selbst erlebt haben was passiert, wenn die eine Talseite von einem Graupel- und Regenschauer abgekühlt wird und sich dann die Luftmassen, die ins Tal stürzen, auf der anderen Seite, für uns Flieger perfekt nutzbar, wieder der Bergflanke entlang hochsteigen. Aussergewöhnlich ist für uns Segelflieger natürlich die Situation auf einem kommerziellen Flugplatz zu operieren. Man steht am Start, das Seil ist eingehängt und gleich daneben steht ein Businessjet mit laufenden Turbinen, der ebenfalls auf die Startfreigabe wartet. Der Jet erhielt übrigens meist als erster die Startfreigabe, was aber niemanden wirklich störte. Was mir sicherlich für den Rest meines Lebens in Erinnerung bleiben wird, sind neben den wunderschönen mehrstündigen Flügen in der imposanten Hochgebirgslandschaft mit ihren schneebedeckten Gipfeln und den vielen Gletschern in Segelflug Bulletin ONLINE Seite 5
der Region, vor allem das tolle Teamwork und die super Stimmung unter allen Teilnehmern und Fluglehrern. Was eben diese Fluglehrer in den zwei Wochen geleistet haben, ist absolut aussergewöhnlich und verdient unser aller Anerkennung. Aber auch die gastfreundliche Flugplatz-Crew darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Sie hat uns während der ganzen Zeit tatkräftig unterstützt und die Winde so lange in Betrieb gehalten, bis auch der Letzte in der Luft war - selbst wenn dies deutlich nach ihrem offiziellen Dienstschluss der Fall war. Glücklich, zufrieden, um viele Erfahrungen und gute Bekanntschaften reicher, sind wir dann wieder ins Flachland und in den Alltag zurückgekehrt. Die tolle Zeit im BFK in Samedan werden wir aber nie mehr vergessen. Jens Björnsen Segelflug Bulletin ONLINE Seite 6