Version vom 16.05.2009 Energiewende auf kommunaler Ebene Kommunale Klimaschutzpolitik Was können Städte und Gemeinden tun? Dr. Kurt Berlo, Wuppertal Institut Input zur Diskussionsrunde im Rahmen der Veranstaltung
Kommunale Energiewende und Klimaschutz Große Herausforderungen für Kommunen Kommunaler Klimaschutz fängt im eigenen Gebäudebestand an Steigene Kosten für die Gebäudebewirtschaftung erzeugen zusätzlichen Handlungsdruck Ohne eine ausreichende Mittelzuweisung ist ein effektiver, effizienter und nachhaltiger kommunaler Klimaschutz nicht zu machen Investitionen in den Gebäudebestand bei vielen Kommunen seit Jahren rückläufig Kommunen ohne genehmigten Haushalt können bestehende Förderprogramme oft nicht in Anspruch nehmen (fehlende Eigenmittel, Kommunalaufsicht blockiert auch rentable Maßnahmen)
Hemmnis: Investitionsstau in kommunalen Liegenschaften Kommunale Investitionen: Rückgang der Investitionen ca. 70 % in öffentliche Gebäude rd. 60 % aller öffentlichen Bau- Investitionen Seit Jahren rückläufig Finanzkontrolle blockiert oft selbst wirtschaftliche Maßnahmen Investitionsstau und Ressourcenverschwendung in kommunalen Gebäuden Umsatzeinbußen in der lokalen/regionalen Wirtschaft Quelle: Gemeindefinanzbericht 2007
Energiekosten Öffentliche Liegenschaften Energiekosten Gesamt 2005: 2,24 Mrd. Kostensteigerung 2005 bis 2007: ca. 15 % Kostensteigerung nach 2007 deutlich höher Quelle: Marktstudie, dena, Prognos AG, Bezugsjahr 2005
Raumwärme in Wohngebäuden in Düsseldorf Kurt Berlo, Wuppertal Institut 5
Düsseldorfer Ansatzpunkte für eine kommunale Energiewende BHKW-Offensive in kommunalen Liegenschaften Energiewende in Düsseldorf Soar&Spar- Projekte an Düsseldorfer Schulen Entwicklung einer Langfrist-Vision CO 2 -neutrale Landeshauptstadt 2050 Erstellung eines umfassenden Klimaschutzkonzeptes Einrichtung eines kommunalen KlimaschutzFonds Kurt Berlo, Wuppertal Institut 6
Kraft-Wärme-(Kälte)-Kopplung Bandbreite der Optionen Erprobte Technologien Gasturbinen Dampfturbinen GuD-Anlagen Motor-BHKW Neue Technologien Mikro-Gasturbinen Dampfmotoren Stirling Brennstoffzelle 250 kwel Hot Module (MTU) SenerTec Dachs 5,5 kwel 12,5 kwth 16. Mai 2009 Kurt Berlo 800 kwel Dampfturbinenrotor (P. Brotherhood Ltd.) 7
Kommunale Offensive zum Ausbau der dezentraler Blockheizkraftwerke Objekte, die für BHKW-Module mit einer elektrischen Leistung von 50 kw in Frage kommen: Schulen Krankenhäuser größere kommunale Verwaltungsgebäude Siedlungsbereiche von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften Voraussetzungen: Jährlicher Wärmebedarf von mindestens 1.500 MWh Großer Wärme-Pufferspeicher erhöht jährliche Nutzungsdauer 16. Mai 2009 Kurt Berlo 8
Innovative Finanzierung: Bürgercontracting Solar&Spar-Projekte in Schulen in NRW Ziel Erprobung des Bürgercontractings ; Kombination von Energieeinsparung (50% und mehr) mit Solarenergie Ansatz Vier Pilotprojekte (Engelskirchen, Emmerich, Köln, Gelsenkirchen): GmbH&Co. KG mit Bürgerkapital; Verträge mit Kommunen (14 bis 20 Jahre): Finanzierung aus eingesparten Kosten und EEG-Vergütung Ergebnisse Gesamtinvestition rd. 3 Mio. Euro; Bürgerkapital rd. 2 Mio. Euro; Renditeziel 5 bis 6 %, Ergebnisse bisher deutlich über Plan
Betrieb eines BHKW an der Europaschule Köln Ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk im Keller der Europa-Schule stellt mit einer elektrischen Leistung von 50 Kilowatt Strom und Wärme zur Verfügung. Ein danebenstehender Heißwasser-Speicher (Fassungsvermögen von 14.000 Litern) sorgt für eine optimalere Betriebsführung. 16. Mai 2009 Kurt Berlo 10
Düsseldorf: Energiewende auf kommunaler Ebene Effizienzkraftwerk statt Steinkohlekraftwerk Effizienzkraftwerk bestehend aus verschiedenen Klimaschutz-Bausteinen Heizkraftwerk mit GuD-Technik Ziel: Ausbau und Verdichtung der Fernwärme Steigerung der Energieeffizienz: im Strombereich können bundesweit 100 Terawattstunden vermieden werden (also ca. 10 Großkraftwerke) Dezentrale BHKW auf Basis von - Erdgas - Biogas - Biomasse Ziel: Ausbau der Nahwärme und virtuelles Kraftwerk Erneuerbare Energien - Windkraft Binnenland - Windkraft Offshore - Biogas - Biomasse - Fotovoltaik - solare Warmwasserbereitung Lastmanagement auf der Angebots- und Nachfrageseite 1/3 1/3 1/3 Kurt Berlo, Wuppertal Institut 11
Stadtwerke Düsseldorf mehrheitlich in Hand der EnBW AG Kurt Berlo, Wuppertal Institut 12
Es gibt zahlreiche Gründe für eine Rekommunalisierung der Energieversorgung wie z.b: die örtliche Daseinsvorsorge wieder in die eigene Hand zurückgeführt der kommunale Einfluss wird zurückerobert und gesichert die Kommune kann stärker als zuvor am wirtschaftlichen Erfolg der Stadtwerke teilhaben, ausgeschüttete Gewinne können zur Finanzierung anderweitig nicht finanzierbarer Vorhaben und zur Haushaltsentlastung verwendet werden Standort, Arbeitsplätze und lokale Wertschöpfung können für die Kommune gesichert und neue Arbeitsplätze können geschaffen werden Kaufkraft in der eigenen Stadt wird gestärkt daraus können sich zusätzliche Perspektiven entwickeln (z.b. in der weitergehenden Wertschöpfung und mit Partnerunternehmen). überzogene Renditeerwartungen der privaten Partner bzw. Investoren
Strategische Erfolgsfaktoren für Stadtwerke als kommunale Energiedienstleister und Klimaschutzakteure Partner für innovative Lösungen + Erfahrung und Know-how + Vertrauensvorschuss + Eingeführte Marke + Kundenorientierte EDL + Kundenbindung + Kommunikationsfähigkeit + Flexibilität und Schnelligkeit Synergien mit anderen Sparten Lokale Problemlösungs- Kompetenz Stadtwerke als Klimaschutz- Akteure der Zukunft Public Value + Beiträge für das örtliche Gemeinwohl + Detaillierte Marktkenntnisse + Kooperation mit Marktpartnern Aktive Einbindung in lokale Agenda 21 Kundennähe u. Sozialverträglichkeit Demokratiefähigkeit + Bürgerbeteiligung + Lokale Agenda 21 + Kommunalpolitischer Einfluss Dezentralität + Rationelle Energienutzung + Regenerative Energien/KWK + Nah- und Fernwärme Kurt Berlo, Wuppertal Institut 14
Fazit und Ausblick Zur Erreichung der Klimaschutzziele müssen auch die Kommunen einen erheblichen Beitrag leisten. Die Potenziale der Energieeffizienz, der dezentralen Kraft-Wärme- Kopplung und der Erneuerbaren Energien können ganz überwiegend nur örtlich und regional genutzt werden. In allen drei genannten Bereichen müssen die Kommunen eine Leit- und Vorbildfunktion übernehmen. Nichtstun ist am Ende teurer für die Kommen als sich pro-aktiv den Herausforderungen zu stellen. Global denken und lokal handeln ist für die Kommunen die wichtigste Leitlinie im 21. Jahrhundert. Förderkulisse des Bundes nutzen: Als Sofortmaßnahmen sollte die Stadt Düsseldorf ein umfassendes kommunales Klimaschutzkonzept erstellen lassen. 16. Mai 2009 Kurt Berlo 15
Energiewende auf kommunaler Ebene Kommunale Klimaschutzpolitik Was können Städte und Gemeinden tun? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!