Holzreparatur W 123 am Beispiel des Handschuhfachdeckels Bei allen mir bekannten W 123 haben sich früher oder später die Holzleisten am Armaturenbrett gelöst. Um dauerhaft Abhilfe zu schaffen, ist Heißkleber Teppichklebeband oder im eingebauten Zustand etwas drunter schieben, keine gute Lösung. Die Leisten in einem Auto gehören zusammen. Sie sind aus einem Stück Holz gearbeitet. Wer eine verdirbt, hat den Satz verdorben. Der Modder (eine Art Moosgummi) zwischen dem Blechträger und dem Holz muss raus und durch einen guten Kleber ersetzt werden. Dabei kann man gleich, die durch Alter und Austrocknung entstandene Krümmung des Holzes beseitigen, weil Träger und Holz fest verklebt in einer Art Sandwichbauweise stabil und gerade werden. Als Beispiel nehmen wir die Holzleiste des Handschuhfachs. Um sie auszubauen, schraubt man zunächst die Innenseite des Deckels los. Falls der spezielle Schraubenzieher für die geschlitzten Muttern am Scharnier fehlt, tut es auch eine kleine Zange mit deren Spitzen man in die Nuten der Mutter greift. Die Unterlegscheiben nicht verlieren! Der Rest sind normale Kreuzschlitzschrauben. Die Innenseite des Deckels lassen wir am Auto. Wir widmen uns der Außenseite. Ein kleines Hindernis stellt die Demontage des Schiebers zum Öffnen des Deckels dar. Man nimmt eine große Kneifzange, drückt damit gleichzeitig die vier Zuhaltungen zusammen und bekommt so den Schieber gelöst. Am besten geht es, wenn der Schieber in der Mitte steht. Eine dritte Hand kann dabei nicht schaden.
Nun dreht man die Blechzungen, die die Trägerplatte der Holzleiste am Deckel halten eine viertel Umdrehung auf und nimmt vorsichtig die Leiste ab.
Man trennt noch vorsichtiger Holz und Blech dort wo es noch klebt, am Besten mit einem Teppichmesser. Achtung, die schmalen Stege in der Mitte der Leiste brechen sehr leicht, deshalb gilt ihnen auch bei den weiteren Arbeiten unsere besondere Aufmerksamkeit. Nun befreit man sorgfältig Holz und Blech von dem schmierigen, klebrigen Etwas (den Rotstiftkalkulator, der dafür verantwortlich ist, soll der Blitz beim Sche.treffen) mit einem Teppichmesser oder einem Beitel. Mit Aceton lässt sich der Rest abreiben aber Vorsicht, beim Holz, kein Aceton auf die Vorderseite bringen ist ja schließlich ein Schmuckstück und soll später glänzen wie neu. Die gute Seite beim Säubern immer auf eine weiche Unterlage legen, damit keine Kratzer entstehen.
Hat es einer gemerkt, hier haben sich zwei Fotos von der Leiste am Lüftungsschieber eingeschlichen. Beim Reinigen des Blechs bewährt sich zum ersten Mal ein eigens für die Holzreparatur hergestellte kleines Hilfsmittel. Es ist ein Stück Dachlatte, in die ich Bohrungen -siehe Pfeile- eingebracht habe, so dass die Blechzungen hineinpassen. Dadurch ist eine Fixierung gewährleistet, die wir später noch brauchen. In der Latte sind auch die Bohrungen für die anderen Bleche.
Nun geht es an den Aufbau. Zum Verkleben nehme ich einen Zweikomponentenkleber, zum Beispiel Uhu plus sofort fest. Ihn streiche ich dünn auf die Rückseite der Holzleiste und setze diese dann (richtig herum) auf das fixierte Blech. Weil das Holz auf dem Kleber wegschwimmt, fixiere ich es mit sechs Stiften -siehe Pfeile-, die ich vorsichtig in die Dachlatte klopfe. Das Holz braucht dann nur noch mit Schraubzwingen aufs Blech gespannt zu werden. Achtung zuerst die Zwingen in der Mitte des Holzes anbringen, sonst brechen die Stege. Zur Schonung des Lacks auf der guten Seite lege ich Papier unter. Kleber trocknen lassen, vorsichtig ablösen - fertig. Das Teil ist nun kaum noch zu biegen und recht stabil. Die Pfeile auf dem nächsten Foto zeigen die Stifte.
Ich poliere die Leiste dann noch vorsichtig mit Rot/Weiß Politur. Beim nun anstehenden Zusammenbau von Holzleiste und Handschuhfachdeckel muss wieder darauf geachtet werden, dass die Leiste nicht symmetrisch ist und die Blechlaschen verschiedene Längen haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Beim Zusammenbau des Deckels ist es wichtig, dass der Schieber für den Verschluss sauber in die vorgesehene Position einrastet und die Rückholfeder nicht gebrochen ist. Zum Schluss nutzen wir die Gelegenheit und stellen den Deckel so ein, dass er optimal ins Armaturenbrett passt. Das geht mit den beiden Schrauben am Scharnier und der verschiebbaren Zuhaltung (zwei Kreuzschlitzschrauben, kurzer Schraubenzieher). Ist wirklich schnuckelig, der ganze Mechanismus- - heute undenkbar, kostet Arbeitszeit. Zusätzlich können auch die beiden Anschlagschrauben am oberen Rand des Handschuhfaches je nach Notwendigkeit rein- oder rausgedreht werden. Fertig - wir freuen uns, haben das schwierigste Stück geschafft und Mut für die drei anderen Leisten gesammelt. Sie werden auf gleiche Art und Weise behandelt. Bei der um den Lüftungsschieber muss man den Handschuhkasten und die Verkleidung unter dem Armaturenbrett links ausbauen, um von hinten die Blechlaschen zu lösen. Wer keine Hebammenhände hat, kann sich ein Hilfsmittel aus einer Flügelmutter und einer Schraube, in die ein Schlitz gesägt wird, anfertigen. Noch besser ist es, wenn das Armaturenbrett ausgebaut ist. Sind die Laschen gedreht und die Kappe des Luftschiebers nach vorne abgezogen -sitzt ganz schön fest - kann man die Leiste abnehmen. An die beiden Leisten mit den Rundungen kommt man nach Ausbau der Verkleidungen unter dem Armaturenbrett. Man macht es sich leichter, wenn man den Lichtschalter ausbaut und die Luftschläuche abzieht. Die rechte Seite macht man, wenn man schon wegen der mittleren Leiste den Handschuhkasten draußen hat. Die Trägerbleche sind gerade. Man merkt oder markiert sich, wo genau sie auf dem Holz gesessen haben. Sollte einmal eine der Blechlaschen abgebrochen sein, niete ich ein passend geschnittenes Blechstückchen an die Bruchstelle. Funktioniert prima. So und nun viel Spaß mit dem verbesserten Look im alten Auto!!! Werner Tuchbreiter