Erfahrungsbericht SOKRATES / ERASMUS



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Transkript:

Erfahrungsbericht SOKRATES / ERASMUS Université de Provence Aix-Marseille I 2007-2008 1. Vorbereitungen Nach der erfreulichen Zusage für den begehrten Platz in Aix-en-Provence, konnten nun endlich erste Vorbereitungen für die beiden Auslandssemester getroffen werden. Per Internet reiste ich gedanklich bereits in den schönen Süden, schaute mich auf der Internetseite der Uni um und dank Reiseführer suchte ich bereits ein paar der Reiseziele aus, die ich mir auf keinen Fall entgehen lassen wollte (und mal ehrlich: es gibt so viel Schönes in der Provence zu entdecken!) Über die Internetseite der Université de Provence Aix-Marseille I (http://www.up.univ-mars.fr) begann ich bald, mich über die Kurse zu erkundigen, die ich gerne in den nächsten beiden Semestern belegen wollte. Nach einigen Stunden der Verwirrtheit, fand ich mich allmählich doch auf der komplizierten Internetseite zurecht. Es kostet schon viel Zeit, bis man alles durchblickt und geeignete Kurse findet, doch ist das Learning Agreement erstmal geschafft, kann man sich auf einen entspannten Start in Frankreich freuen. So langsam konnte ich mich dann über Formulare von der Uni freuen. Direkt mit dem Anmeldeformular wurde auch die Bewerbung um einen Wohnheimsplatz geregelt. Ausfüllen und ab in die Post damit! Nebenbei stand ich noch mit Celine Cornu über E-Mail in Kontakt. Sie arbeitet für den Service des Relations Internationales und kümmert sich zunächst um die zukünftigen ERASMUS- Studenten. Des Weiteren habe ich mich um eine ausreichende Versicherung gekümmert (siehe hierzu Punkt 6) und fing mit der Planung an, was alles mit nach Frankreich kommen soll (Klamotten, Andenken an Zuhause, wichtige Unterlagen und Ausweise, ) und was doch in Deutschland bleiben kann. 2. Anreise Um nun dem Süden, der Sonne und dem traumhaften Aix-en-Provence näher zu kommen, kann man sich zwischen verschiedenen Möglichkeiten entscheiden. Zu meinem großen Glück hat sich meine Familie dazu entschlossen, mich persönlich mit dem Auto in den Süden Frankreichs zu bringen. Somit wurden mir mögliche Schwierigkeiten was Gepäckanzahl, alleiniges Zurechtfinden, etc. angeht erspart. Dennoch bestehen natürlich die Möglichkeiten, mit dem Flugzeug, dem Bus oder der Bahn anzureisen. Nähere Informationen hierzu gibt es zum Beispiel unter www.lufthansa.de (Flug), http://www.eurolines.de (Bus), oder http://www.sncf.fr (Zug). Übrigens: günstige Flüge gibt es schon ab 80 Euro (beispielsweise im Oktober) von Frankfurt nach Marseille.

Als meine Familie und ich nach ca. 11 Stunden Fahrt das erste Mal in Aix ankamen und versuchten, uns in der Stadt zurecht zu finden, kamen wir zunächst ins Zentrum und bereits zu diesem Zeitpunkt habe ich mich in die Stadt verliebt. Der wunderschöne, große Brunnen im Zentrum der Stadt bezauberte mich, genauso wie die schönen Gebäude rund um den Cours Mirabeau. 3. Wohnen Im Wohnheim angekommen, wurde ich allerdings wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Das Wohnheim Cuques sieht auf den ersten Blick nicht gerade einladend aus - vor allem die kaputten, ausgebrannten und ausgeraubten Autos schreckten anfangs sehr ab. (Allerdings ist zu sagen, dass Cuques dieses Parkplatzproblem durch neue Schranken angegangen ist und die kaputten Autos holen lassen hat. Wer also mit dem Auto anreisen möchte, kann sich nun beruhigt nach der Vorlage von Führerschein und Autopapieren einen Zugang zu diesem Parkplatz verschaffen und dort beruhigt parken.) An der Rezeption wurde mir dann recht freundlich weitergeholfen. Die Freundlichkeit beschränkt sich jedoch nur auf den Zeitraum, in dem keine Beschwerden kommen. Also weiter zu den Wohnblocks und zum Zimmer. In der Regel sind sich die Wohnheime recht ähnlich. Jedes Wohnheim hat bereits renovierte Gebäude und natürlich noch die alten, renovierungsbedürftigen Gebäude. Auf die renovierten Zimmer haben in der Regel aber die Neuankömmlinge keinen Anspruch, da diese Zimmer für die bereits dort Wohnenden vorreserviert sind. Jedes Wohnheim ist im Allgemeinen mit einem Waschraum, einem Freizeitraum und einem Raum mit Internetzugang ausgestattet, welche sich in den verschiedenen Gebäuden befinden. Was das Internet angeht, so lassen die Qualität und Funktionstüchtigkeit des Internets doch in den meisten Fällen zu wünschen übrig. Doch die Wohnheime arbeiten tüchtig an diesem kleinen Problem. Zum Glück bietet ja die Universität die Möglichkeit, ins Internet zu gehen. Zum Telefonieren stehen des Weiteren Telefonzellen zur Verfügung, mit denen recht preiswert per Telefonkarten in der Heimat angerufen werden kann. Die Ausstattung der Zimmer ist den 9m 2 entsprechend. In den Zimmern befinden sich selbstverständlich ein Bett, ein Schrank, ein Regal, ein Schreibtisch mit Stuhl sowie ein Waschbecken mit Spiegel. Die Duschen wie auch die Toiletten sind auf dem Flur. Ebenso verhält es sich mit der Küche. Was die Sauberkeit betrifft, so gibt es unterschiedliche Erfahrungen. Als ich mein Zimmer das erste Mal betrat, musste ich leider feststellen, dass die Matratze gelbe Spuren des Vorgängers hatte und sich zudem in dem Zimmer eine der unzähligen Tauben eingenistet hatte und ihre Exkremente hinterlassen hatte. Ich kann daher leider nicht viel Gutes vom ursprünglichen Zustand des Zimmers sagen. Nach einer sorgfältigen Grundreinigung und etwas Mühe, die meine Familie und ich dann in das Zimmer gesteckt haben, konnte ich mich aber wohl fühlen, auch wenn 9 m 2 nicht viel sind. Ich möchte allerdings klarstellen,

dass nicht alle, die im Wohnheim gewohnt haben, so schreckliche Erfahrungen mit ihrem Zimmer gemacht haben! Viele waren sogar sehr überrascht, weil sich die Horrorstorys, die sie von Wohnheimen kannten, nicht für sie als wahr herausgestellt haben. Nun gut, man kann eben Glück oder Pech haben. Ich hatte wohl eher das Zweite Die Sauberkeit der gemeinsam genutzten Räumlichkeiten richtet sich natürlich nach den Benutzern. Wenn die Toiletten und Duschen also dreckig hinterlassen werden, ist dies keine Schuld der Putzfrau. Diese verrichtet ihren Dienst täglich von Montag bis Freitag. Die Ausstattung der Küche sieht normalerweise vier Kochplatten, eine Mikrowelle und eventuell ein Kühlfach vor, falls die Zimmer keinen eigenen kleinen Kühlschrank haben. Für Sitzmöglichkeiten ist leider nur in den renovierten Küchen gesorgt. Wer aber nicht selbst kochen will, kann es sich auch im Resto-U schmecken lassen. Hier wird einem die französische Küche sehr preiswert angeboten. Ich will mit diesem Bericht keinen Aufruf starten, nicht ins Wohnheim zu gehen. Auch ich habe trotz der anfänglichen schlechten Erfahrungen doch 10 Monate dort gewohnt und bereue es wirklich überhaupt nicht. Schließlich bedeutet Wohnheim auch, die Bekanntschaft von so vielen verschiedenen Menschen und Kulturen machen zu können. Und dies ist nirgends einfacher als in einem Wohnheim, in dem die ganze Welt zusammen kommt, die genauso wie man selbst auf der Suche nach neuen Bekanntschaften und Freunden ist. Wer dennoch lieber in eine andere Wohnung oder eine WG ziehen möchte, kann selbstverständlich in Aix fündig werden. Allerdings muss dann mit erheblich höheren Preisen gerechnet werden. Während das Zimmer im Wohnheim nur ca. 150 Euro kostet, fangen die Mieten in Aix (wenn man Glück hat) bei 250 Euro an. Der Durchschnitt liegt jedoch eher bei 350-400 Euro. Es ist aber gleichzeitig auch nicht zu vergessen, dass die CAF (Caisse d Allocations Familiales) in etwa ein Drittel des Mietpreises übernimmt und uns Studenten somit sehr entlastet. Um den Kühlschrank zu füllen kann im Großen und Ganzen zwischen Casino, Monoprix und ED gewählt werden. ED ist hierunter die preiswerteste Variante. 4. Die Uni Gleich nachdem ich das Wohnheim erkundet hatte, habe ich mich auf die Suche nach meiner zukünftigen Universität gemacht. Nur fünf bis zehn Minuten zu Fuß von meinem Wohnheim befindet sich die Université de Provence Aix-Marseille I. Dort angekommen, stand ich dann vor einem von außen sehr schön aussehenden Gebäude. Um die ersten formalen Angelegenheiten zu erledigen, begab ich mich in das extra eingerichtete ERASMUS-Büro. Dort halfen mir zwei freundliche und aufgeschlossene Studenten mit den auszufüllenden Dokumenten, gaben mir Tipps und Ratschläge in Sachen Uni, Wohnen, Konto und vieles mehr und zeigten sich insgesamt sehr hilfsbereit. Auch der von ihnen ausgehändigte Guide de l étudiant war mir noch sehr lange eine große Hilfe. Er enthält viele

Informationen über den Aufbau der Uni, die Termine der Klausuren und die Kontakte der verschiedenen Sekretariate. Vor allem der enthaltene Aufbau der Uni war anfangs doch sehr wichtig für Neuankömmlinge, da das Gebäude anfangs noch recht labyrinthisch erscheint mit seinen vielen sich kreuzenden Gängen. Des Weiteren bemühte ich mich, in den nächsten Tagen einen Termin mit meiner Tutorin zu bekommen. Frau Hazaël-Massieux, die liebste und herzlichste Tutorin, die man sich vorstellen kann, stand mir von Anfang an zur Seite und half, wo sie nur konnte. Als Tutorin ist sie unter anderem für die Formulare zuständig, wie dem Fiche pédagogique (für die Anmeldung zu den Klausuren) und dem Fiche d évaluation (unserem Schein entsprechend). Was die Kurse anbetrifft, so müssen wir Deutschen uns erst einmal daran gewöhnen, 3 Stunden statt der für uns üblichen 1 ½ Stunden volle Konzentration zu zeigen. Auch wenn die Dozenten in der Regel eine kleine Pause zwischendurch einlegen, sind die 3 Stunden Frontalunterricht anfangs doch sehr hart (übrigens auch für die Franzosen ). Einen Vorteil hat dieses System jedoch: Der Tag geht viel schneller rum, da die halbstündigen Pausen wegfallen, die wir zwischen den Kursen gewöhnt sind, in denen man aber nichts wirklich Produktives machen kann. Unter den angebotenen Kursen möchte ich vor allem dem Créoles-Kurs von Frau Hazaël-Massieux, die Literaturkurse von Frau Hubert sowie die FLE-Kurse empfehlen. Letztere können mit unseren Fachdidaktik-Kursen verglichen werden, da das Hauptthema die Vermittlung der französischen Sprache als Fremdsprache ist (FLE= Français Langue Etrangère). Zudem möchte ich gerne auf das von der Fachschaft Deutsch organisierte Tandem zu sprechen kommen. Die Fachschaft Deutsch hat sich hiermit zum Ziel gesetzt, französischen und deutschen Muttersprachlern die Möglichkeit zu geben, untereinander Bekanntschaft zu machen, um die jeweils andere Sprache und Kultur besser kennen zu lernen. Dies ist somit eine prima Gelegenheit für alle, die Schwierigkeiten haben, mit französischen Muttersprachlern in Kontakt zu kommen. Denn obwohl man in Frankreich ist, ist dies keine Selbstverständlichkeit. Oftmals bleiben die Bekanntschaften unter anderen ERASMUS-Studenten, die in dergleichen Situation sind, wie man selbst. An die wahren Franzosen kommt man leider nur schwer ran 5. Geld Da mir bereits von verschiedenen Quellen von der Credit Lyonnais abgeraten wurde, möchte ich auch alle anderen davon abbringen, dort ein Konto zu eröffnen. Viele Studenten haben schlechte Erfahrungen mit dieser Bank gemacht hinsichtlich falscher Abbuchungen, unerklärliche Kosten, etc. Es gibt jedoch auf dem Cours Mirabeau noch einige andere Banken, denen man sein Geld anvertrauen kann. Ich habe mein Konto bei BNP-Paribas eröffnet und kann mich glücklicherweise nicht beschweren. Das Eröffnen eines Kontos ist in der Regel kostenlos.

6. Versicherungen Bevor man die Reise ins Ausland antritt sollte auf jeden Fall mit der Krankenkasse geklärt werden, wie viel Schutz sie anbieten kann. Da meine Krankenkasse nur einen Auslandsschutz beinhaltet, der für Reisen von ca. 2 Wochen ausreicht, habe ich zusätzlich eine Versicherung abschließen müssen, die mir einen ausreichenden Schutz für 10 Monate bietet. Leider haben diese Dienstleistungen auch ihren Preis. Ich rate dennoch zu einer solchen Investition, da die Arztkosten in Frankreich recht hoch sind. Auch wenn ich keinen Gebrauch von meiner Versicherung machen musste, bin ich froh, diesen Weg gewählt zu haben und nicht den, welchen eine Freundin gewählt hat. Diese hat keine zusätzliche Versicherung abgeschlossen und saß in Frankreich auf hohen Arztund Krankenhauskosten. Die Entscheidung hat jedoch jeder für sich selbst zu treffen. Des Weiteren ist bezüglich Versicherungen noch an eine Art Haftpflichtversicherung zu denken. Oft werden bei der Eröffnung eines Bankkontos bereits angeboten, für einen kleinen Aufpreis eine Art Haftpflichtversicherung abzuschließen, welche einige Vermieter wünschen. Dies ist wahrscheinlich mit unserer Haftpflichtversicherung zu vergleichen. Da ich in Deutschland ausreichend versichert bin, habe ich mir diese zusätzliche Absicherung erspart. Sie ist aber wie erwähnt recht günstig zu bekommen. 7. Freizeit Selbstverständlich bleibt einem Studenten auch neben der Uni noch Zeit, um einfach in Frankreich zu LEBEN, die Kultur kennen zu lernen und das Land zu entdecken. Aix-en-Provence hat für alle Interessen eine Vielzahl von Angeboten. Neben Parks, Museen, Einkaufsläden, Theater, Kino, Schwimmbad und jeder Menge Feste gibt es noch viele andere Möglichkeiten, die Zeit im schönen Süden zu verbringen. Mit dem Bus erreicht man jedes Ziel, doch auch zu Fuß ist es schön, durch die kleinen Straßen zu schlendern, um so die Stadt kennen zu lernen. Und wer Lust auf etwas Süßes hat, dem kann ich einen leckeren Crèpe empfehlen. Die besten Crèpes gibt es übrigens nahe der Rotonde in der Unterführung. Dort habt ihr bei Crèpes à Gogo die Auswahl zwischen 80 verschiedenen Sorten Crèpes. Eisliebhaber haben es jedoch recht schwer bei den Preisen von 3 Euro für eine Kugel und 4 Euro für zwei Kugeln. Sport-Fans können beispielsweise unter dem vielseitigen Angebot der Universität wählen. Hierzu benötigt man Passfotos (die man in Frankreich übrigens für alles Mögliche braucht) und eine ärztliche Bescheinigung, dass man Sport machen darf. Ich rate dazu, sich bereits in Deutschland um diese Bescheinigung zu bemühen, da dies in Frankreich wieder mit Kosten verbunden ist.

Wer auch außerhalb von Aix Land und Leute kennen lernen möchte, kann recht preiswert auf Bus und Bahn zurückgreifen. Auf diese Weise erreicht man viele sehenswerte Reiseziele, wobei Marseille und die Bootsfahrt zu den Calanques (erster Geheimtipp von mir), Arles, Cassis, Nizza, Monaco, Roussillon (zweiter Geheimtipp von mir!), Montpellier, Avignon, Martigues, Salon de Provence, Nîmes und die Camarque nur eine kleine von mir getroffene Auswahl ist. Mit der Carte 13 können alle Reiseziele innerhalb des Départements 13 am Wochenende bereits für 1 Euro erreicht werden. Also auf ins Vergnügen! Eine weitere Möglichkeit bieten Organisationen wie Students in Aix, welche speziell für ausländische Studierende die beliebtesten Reiseziele anfahren. Weitere Informationen und Tipps bekommt man über das Touristeninformationszentrum. 8. Nachtleben Als niedliche Studentenstadt hat Aix auch nachts so Einiges zu bieten. Auch wenn man nicht fündig wird auf der Suche nach einer Großraumdiskothek, laden dennoch viele kleinere Diskotheken und Bars zum gemütlichen Zusammensitzen, Tanzen und Abfeiern ein. Während im Mistral eher Technofans auf ihre Kosten kommen, werden Lifemusikfans den Skat-Club lieben lernen. Im Castell kann zu viel Black Musik getanzt werden und das IPN lockt hingegen mit vielen Aktionen wie Oktoberfest und Karaoke. Was jedoch noch wissenswert ist, ist die Tatsache, dass das süße Aix auch seine stolzen Preise hat. Wer günstig etwas trinken gehen möchte, sollte zunächst das Sunset aufsuchen. Diese kleine Diskothek hat bereits früh auf (so ab 21). Danach kann die Nacht in einer anderen Location fortgesetzt werden. Das Skat hat zwar freien Eintritt, jedoch auch stolze Preise was die Getränke angeht. Dafür ist die Lifemusik aber wirklich gut. Und wer einfach nur ein bisschen was trinken gehen möchte, findet in der ganzen Stadt genug Gelegenheiten. Sehr beliebt ist zum Beispiel das Sextius. Und zu guter Letzt noch ein Geheimtipp von mir: Jeden zweiten Donnerstag im Monat spielt eine brasilianische Band im Café Expresso (Lage: zwischen Fac de Lettre und Resto U Les Gazelles). Diese Party sollte man auf jeden Fall einmal mitgefeiert haben! 9. Abreise Schweren Herzens musste ich Anfang Juni den Gedanken fassen, dass die beiden Semester nun schon fast zu Ende sind und somit auch mein Aufenthalt im schönen Aix-en-Provence. Neben einigen formalen Sachen wie der Kündigung des Kontos, dem Verkauf von einigen sperrigen Dingen, die ich für mein Zimmer gekauft hatte, hieß es auch sehr bald Abschied nehmen von netten Bekannten und lieb gewonnenen Freunden.

Und als der Augenblick des Auf Wiedersehen -Sagens gekommen war, fuhr ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Deutschland zurück Zum Schluss möchte ich allen, die die Chance haben, nach Aix-en-Provence zu kommen, viel Spaß und Erfolg sowie einen unvergesslichen Aufenthalt in der bezaubernden Stadt Aix-en-Provence wünschen! Eure Nicole