Das neue Berggeschrey im Raum Pöhla (und Umfeld)

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Transkript:

Das neue Berggeschrey im Raum Pöhla (und Umfeld) Reinhard Reißmann, Enrico Kallmeier, Marco Roscher Beak Consultants GmbH, Am St. Niclas-Schacht 13, 09599 Freiberg; reinhard.reissmann@beak.de Kurzfassung: Das Erzgebirge ist die wichtigste Bergbau-Region in Deutschland. Bereits seit dem frühen Mittelalter wurden Rohstoffe gefördert und verarbeitet. Intensive Erkundungs- und Aufsuchungsarbeiten in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts haben eine Datenbasis geschaffen, die in Verbindung mit der momentanen Rohstoffpreisentwicklung auch ausländischen Investoren das Potenzial vor Augen führt. Die aktuelle Intensivierung der Erkundungsarbeiten und die Vergabe der ersten Bergbaubewilligungen durch das Oberbergamt sind eine logische Konsequenz. 1. Bergbaugeschichtlicher Abriss Der Bergbau und die nachfolgende Verarbeitung der gewonnen Rohstoffe haben im Erzgebirge eine lange Tradition. Urkundliche Nachweise belegen die Tätigkeit der Bergleute bis ins frühe Mittelalter zurück und geben uns kleine Einblicke in deren langfristig angelegten und verantwortungsbewussten Umgang mit den vorhandenen Ressourcen, der auch Hans Carl von Carlowitz beeinflusste und somit einen kleinen Teil zur Prägung des Begriffs der Nachhaltigkeit beitrug. Der Überlieferung nach fanden durchreisende Salzhändler anno 1168 im Münzbachtal nahe Christiansdorf (später Freiberg) Silber und machten sich schnell daran dessen Herkunft zu untersuchen. Diese Funde und die damit verbundenen Begehrlichkeiten lösten das erste Berggeschrey aus, welches eine Intensivierung der bergbaulichen Tätigkeiten im gesamten Erzgebirge zur Folge hatte. Nach Pälchen ed. (2009) gibt es Nachweise früheren Bergbaus im Raum Dippoldiswalde und es wird sogar über wesentlich älteren Bergbau spekuliert. Abbildung 1: Historischen Entwicklung des Erz- und Spatbergbau s in Sachsen Der mittelalterliche Bergbau kann zusammenfassend der Zeit des ersten Berggeschreys (siehe Abbildung 1) zugeordnet werden und war anfänglich auf Silber fokussiert. Ziemlich

schnell wurde erkannt, dass die Silbervererzungen an Gänge und Gangstrukturen gebunden sind und somit im Streichen der Einheiten verfolgt werden können (Gangerzbergbau). Im Zuge der ausgedehnten Suche nach Silber und anderen edlen Metallen wurden auch Seifenlagerstätten in den Flusstälern gefunden. Dabei waren die Zinnseifen von größter Bedeutung. Der einfache Abbau, die relativ hohen Gehalte an Metall und die Nähe zum Wasser führten zu einer schnellen Zunahme der Wäschen in Erzgebirge. Schnell erkannte man auch die flussaufwärts gelegenen primären Erze und trieb auch deren Abbau voran. Es mussten allerdings neue Abbautechniken entwickelt werden, da die Zinnvererzungen weniger an Gänge oder Gangstrukturen als vielmehr an Greisenkörper gebunden sind. Im Ost- und Westerzgebirge lassen sich zahlreiche Spuren des Seifenabbaus (z. B. Sauschwemme am Auersberg) und des Greisenkörperabbaus (z. B. Geyer, Sadisdorf und Raum Eibenstock) nachweisen. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wurden weitere Metalle interessant, die natürlich auch zahlreiche Entwicklungen im Hüttenwesen nach sich zogen. Sebastian (2013) stellt anschaulich den Zusammenhang zwischen diesen Entwicklungen und der Notwendigkeit dar, dieses Wissen zentral zu verwalten und weiterzugeben, also nachhaltig damit umzugehen. Somit war es nur logisch, dass im Jahre 1765 die Bergakademie Freiberg gegründet wurde (älteste montanwissenschaftliche Universität der Welt), der diese Aufgaben zufielen. Die immer weiter fortschreitende technische Entwicklung brachte neue Erfindungen hervor, die speziell im 18 Jhd. die Fördertechnik deutlich verbesserte (Sebastian 2013). Erfindungen wie Drahtseile (1834), Dampfkraft (1856) und die elektrische Förderung (1900) führten zu einer fortschreitenden Automatisierung und somit auch Optimierung im Bergwesen. Neben Silber und Zinn wurde auch Eisen, Kobalt, Arsen, Kupfer, Blei und Zink abgebaut. Später kamen noch Wismut und Nickel dazu, sowie im 20 Jahrhundert Wolfram, Molybdän und natürlich Uran. Anfangs nur zum Färben von Gläsern verwendet (ab Mitte des 19 Jahrhunderts), rückte es nach dem 2. Weltkrieg in den Mittelpunkt der Rohstoffsuche in der sowjetischen Besatzungszone. Auf einer Fläche von 50.000 km 2 (20 Erkundungsgebiete südlich der Norddeutschen Senke) wurden Such- und Erkundungsarbeiten durchgeführt, die im Ergebnis 27 Uranlagerstätten und eine Reihe nennenswerter Lagerstätten für von Zinn, Wolfram, Silber, Fluorit, Antimon, Seltene Erden und Baustoffe ergaben (Chronik der Wismut). Im Gebiet des Eibenstocker Granitmassivs wurden im Zeitraum von 1946 bis 1981 22 Uranerzvorkommen nachgewiesen und in Teilen eingeschätzt. Nur das Gebiet um Gottesberg wurde als Lagerstätte ausgewiesen und in die Vorratsschätzung aufgenommen (Chronik der Wismut). In der letzten Untersuchungsetappe wurden im Mittleren und im Westerzgebirge 144 Bohrungen mit dem Erkundungsziel Uran abgeteuft (143.790 m), aber auch, um andere Vererzungen (z. B. Zinn-Wolfram) einzuschätzen. Mit dem Zusammenbruch der DDR kam auch der Bergbau im Erzgebirge von heute auf morgen zum Erliegen. Anschließend wurde 15 Jahre lediglich über die Rohstoffarmut Deutschlands und das Erbe der Wismut gesprochen, was zusammen mit den relativ günstigen Einkaufspreisen alle weiteren Erkundungs- und Bergbauaktivitäten pauschal und ohne weitere Prüfung als unwirtschaftlich und umweltunverträglich erscheinen ließ. Technologische Höchstleitungen und Potenzialeinschätzungen gerieten in Vergessenheit. Erst der rasante Anstieg der Rohstoffpreise ab etwa 2005/2006, generelle Veränderungen auf dem Weltmarkt und eine aktive Auseinandersetzung mit neuen sauberen Verarbeitungstechniken führten dazu, dass das Erzgebirge wieder als potenzielles Ressourcengebiet gesehen wurde. Die aktuellen Projekte im Erzgebirge (finanziert durch einheimische und ausländische Investoren) zielen erneut auf Flussspat und auf die

traditionellen Rohstoffe wie Zinn und Wolfram, ohne dabei die als kritisch (hohe Nachfrage bei geringer Verfügbarkeit) eingestuften Hochtechnologie-Rohstoffe wie Indium zu vergessen. 2. Lagerstättenkundlicher Überblick Der im Westerzgebirge/Vogtland über Jahrhunderte tätige Metallerz-und Spatbergbau folgte sowohl Gang- und Trümerstrukturen (Eisen, Kupfer, Wolfram, Fluorit, Baryt, Uran) als auch metasomatischen stock- und lagerförmigen Körpern (meist Kassiterit-, Wolframit- und sulfidführende Greisen, Buntmetalle führende Skarne). Im westlichen Teil des Erzgebirges wurden bei Sucharbeiten die intensivsten Zinn-, Wolfram-, Molybdän-, Arsen- und Kupferanomalien des Erzgebirges angetroffen. Die hier auftretenden Vererzungen fügen sich nahtlos in die bekannten Mineralisationszeiträume der Erzgebirgs-Fichtelgebirgs- Antiklinalzone mit Stoffkonzentrationen des Orogen- und des Subsequenzstadium sowie riftgebundener Formen. In jüngerer Vergangenheit wurden hier besonders Uran-, Zinn- und Wolframlagerstätten sowie Fluss- und Schwerspat-Mineralisationen bebaut. Die lagerstättengeologische Situation des Untersuchungsgebietes ist bezüglich der Sn-Wund Au-Mineralisationen durch folgende Merkmale gekennzeichnet: Das Vorhandensein großräumiger, intensiver geochemischer Anomalien von Sn, W, Cu, Pb, Mo und As in stream sediments, Goldfunde in Bachsedimenten, Auftreten von Brekzien als unbedingte Voraussetzung für die Bildung räumlich umfangreicher hochthermaler Mineralisationen, Auftreten von Greisenstöcken und -gängen im Eibenstocker Granit, Auftreten von vererzten Scherzonen, Bruchstrukturen und teilweise vergreisten Rhyolithen im Endo- und Exokontakt des Eibenstocker Granits, Nachweis von metallogenetisch bedeutenden Kleinintrusionen als Lieferanten von Wärme und Stoff für die Bildung daran gekoppelter Mineralisationen, ausgeprägte Zonalitäten der Greisen-Mineralisationen: die in oberen Bereichen als typische Glimmergreisen und Hämatitisierungszonen auftreten und in größerer Teufe von Topas- und Quarzgreisen abgelöst werden, ein niedriges Erosionsniveau, d. h., die metallogenetisch bedeutenden Porphyrstöcke sind vielfach an der Erdoberfläche kaum aufgeschlossen. Die vermuteten Vererzungen sind wahrscheinlich kaum erodiert. Diese Annahme wird durch die enorme Teufenreichweite der Vererzung in der Lagerstätte Gottesberg gestützt. 3. Bergrechtlicher Überblick Anfang 2011 bewilligte das Sächsische Oberbergamt den Antrag der Firma Beak Consultants GmbH zur Aufsuchung bergfreier Bodenschätze im Erlaubnisfeld Oelsnitz. Nach 7 des Berggesetzes der Bundesrepublik Deutschland wurde somit das Recht zur Aufsuchung von Zinn, Wolfram, Molybdän, Silber, Gold, Blei, Kupfer, Tellur, Fluorit und Baryt zur kommerziellen Nutzung in diesem Gebiet zugestanden. Nach der Präsentation der Ergebnisse der ersten Phase der Erkundung Anfang 2013 wurde die Erlaubnis um 3 Jahre verlängert.

Ende 2011 bewilligte das Sächsische Oberbergamt den Antrag der Firma Indo Gold Ltd. zur Aufsuchung Bergfreier Bodenschätze in den Erlaubnisfeldern Eibenstock und Kottenheide, jeweils für die Aufsuchung von Zinn, Wolfram, Molybdän, Tantal, Lithium, Kupfer, Blei, Zink, Silber, Gold, Flussspat und Beryllium zur analogen Nutzung. Anfang 2012 wurden die Erlaubnisse auf die Firma Saxore Bergbau GmbH übertragen. Nach der Präsentation der Ergebnisse der ersten Phase der Erkundung Mitte 2013 wurden beide Erlaubnisse um weitere 3 Jahre verlängert. Mitte 2012 erhielt die Indo Gold Ltd. die Genehmigung, für das Erlaubnisfeld Breitenbrunn Indo. Die Aufsuchungserlaubnis ging zwischenzeitlich an die neu gegründete Tochterfirma Saxore Bergbau GmbH mit Sitz in Freiberg über. Innerhalb des Erlaubnisfeldes Breitenbrunn Indo liegen mehrere Teilgebiete, von Südost nach Nordwest die Felder Tellerhäuser, Hämmerlein, Breitenbrunn und Antonsthal. Die Erlaubnis zur Aufsuchung umfasst folgende Rohstoffe: Zinn, Wolfram, Molybdän, Tantal, Beryllium, Kupfer, Blei, Zink, Silber, Gold, Germanium, Indium, Eisen, Flussspat, Schwerspat. Für die Teilfelder Hämmerlein und Tellerhäuser besitzt darüber hinaus die Wismut GmbH altes Recht zur Gewinnung von Uran. Von 1967 bis 1991 wurden durch die ehem. SDAG WISMUT bzw. die nachfolgende Wismut GmbH über die Grube Pöhla vor allem aus dem Teilfeld Tellerhäuser uranhaltige Erze abgebaut. Das Grubengebäude der Grube Pöhla wurde von dem Verein Besucherbergwerk Zinnkammern e.v. gepachtet. Im Bereich des Teilfeldes Hämmerlein wird seit Juni 2007 ein Besucherbergwerk betrieben. 4. Erste Untersuchungsergebnisse Das Westerzgebirge und das Vogtland rücken seit einiger Zeit wieder in den Fokus der Rohstoffwirtschaft. Die intensiven Erkundungstätigkeiten der Wismut und des VEB GFE Freiberg (Geologische Erforschung und Erkundung) ergaben umfangreiche Informationen, die lagerstättenrelevant sind. In großer Zahl liegen Aufschlussdokumentationen (Untertageaufschlüsse, Bohrungen, Schürfe) vor. Die Daten waren zu sichten und mit modernen Mitteln komplex zu bewerten, um höffige Gebiete für Rohstoffe zu erkennen. Die vorhandenen Analysenergebnisse waren dabei zu verifizieren und ggf. das Analysenspektrum zu erweitern. Unter Zuhilfenahme der vorhandenen Informationen wurden mit der Prognose-Software advangeo Prognosekarten für verschiedene Elemente berechnet. Darauf basierend wurden die vier o. g. Arbeitsgebiete (Aufsuchungserlaubnisse nach 7 BBergG) mit großen Rohstoffpotenzial ausgewählt (Abbildung 2).

Abbildung 2: Lage der Erlaubnisfelder im Bereich Westerzgebirge/Vogtland (Karte modifiziert, Quelle LfULG, GK100) Das erreichte Bearbeitungsniveau für die vier Erlaubnisfelder ist unterschiedlich. Nach der UN-Rahmenvorratsklassifikation (UNFC: UNO 2004) liegen die Untersuchungen in den Objekten Oelsnitz/Vogtland, Kottenheide und Eibenstock in der Arbeitsetappe der Reconnaissance (Forschung) mit der möglichen Definition prognostischer Ressourcen unbestimmter Bauwürdigkeit (UNFC-Zahlencode 334). Es sollen potenziell rohstoffhöffige Gebiete eingeengt werden und damit die Sucharbeiten für geologisch mögliche Ressourcen (UNFC-Zahlencode 333) vorbereitet werden. Um eben diese Eingrenzung zu erreichen, wurden in einem ersten Schritt systematisch Bachsedimentproben entnommen, die jeweils ein Einzugsgebiet von ca. 1 km 2 repräsentieren. Diese Methodik erlaubt die Abgrenzung von Liefergebieten für auffällige Elementgehalte und erleichtert das Auffinden primärer Mineralisationen einschließlich deren Ersteinschätzung. Weiterhin wurden alle angetroffenen Mineralisationen bzw. bekannte alte Bergbaugebiete und strukturen gezielt befahren und Festgesteinsbeprobungen durchgeführt. Aus den geochemischen Untersuchungen der Proben auf 51 Elemente resultiert erstmalig eine Datenbasis, die umfassende Interpretationen aller Zeigerelemente der bekannten Rohstoffe zulassen. Die Ergebnisse bestätigen auch die Daten der Untersuchungen aus dem Zeitraum vor 1990. Tabelle 1: Probenumfang in den Erlaubnisfeldern Oelsnitz, Kottenheide und Eibenstock Oelsnitz Kottenheide Eibenstock Summe Feldpunkte 702 391 442 1535 Bachsedimentproben 431 359 318 1108 Festgesteinsproben 262 42 151 455 Insgesamt wurden 1563 Proben (Abbildung 3) auf die Elemente Ag, Al, As, Au, B, Ba, Be, Bi, Ca, Cd, Ce, Co, Cr, Cs, Cu, Fe, Ga, Ge, Hf, Hg, In, K, La, Li, Mg, Mn, Mo, Na, Nb, Ni, P, Pb,

Rb, Re, S, Sb, Sc, Se, Sn, Sr, Ta, Te, Th, Ti, Tl, U, V, W, Y, Zn und Zr analysiert. Die Ergebnisse wurden in einer Datenbank erfasst, ausgewertet und im GIS dargestellt. In allen Erlaubnisfeldern konnten Anomalien verschiedenere Elemente nachgewiesen werden, die sich jedoch in Ihren absoluten Gehalten deutlich unterscheiden. Von besonderem Interesse sind für nachfolgende Arbeiten Gebiete mit deutlich erhöhten Gehalten an Gold, Indium, Kupfer, Molybdän, Wolfram und Zinn. Verschiedene primäre Mineralisationen konnten identifiziert bzw. bestätigt werden, darunter Skarne, Greisen, Eiserne Hüte (Gossans) und mehrere Quarzmineralisationen. Für die weitere Bearbeitung der Potenzialgebiete sind pedogeochemische Untersuchungen, Schürfe und Flachbohrungen vorgesehen. Abbildung 3: Stand der Probennahme aller Erlaubnisfelder im Mai 2013 und ausgewiesenen Potenzialflächen zur weiteren Bearbeitung (Quelle Beak Consultants GmbH). Breitenbrunn Im Erlaubnisfeld Breitenbrunn (Lagerstätten Hämmerlein, Tellerhäuser, Antonsthal und Breitenbrunn) sind die Erzhorizonte durch Erkundungsmaßnahmen der SDAG Wismut bereits bekannt. Während der Uranprospektion in der Region wurden verschiedene Skarnhorizonte erbohrt und in einem gesonderten Erkundungsprogramm bearbeitet. Um das neue Erkundungsprojekt zu finanzieren ist es von entscheidender Bedeutung, die nach sowjetischem Standard ausgewiesenen Reserven und Ressourcen nach dem internationalen JORC-Standard zu klassifizieren. Aufgrund der intensiven Bearbeitung durch die SDAG Wismut sind umfangreiche Datenbestände vorhanden (Bohrungsdaten, geochemische Analysenergebnisse, z.t. hochauflösende Kartenwerke, Schnitte und Ergebnisberichte). Um diese Daten in eine auf

dem internationalen Finanzmarkt anerkannte Klassifizierung integrieren zu können, ist es erforderlich, die Daten zu verifizieren. Dazu sind Nachmessungen der markscheiderischen Risse, Wiederholungen von Beprobungen und Analysen notwendig. Die aktuellen Arbeiten im Erlaubnisfeld konzentrieren sich auf folgende Ziele: Verifizierung der Ergebnisse der Wismut und Klassifizierung nach dem JORC-Standard, Neuberechnung der Reserven und Ressourcen, Erstellung eines 3D-Modells der Erzkörper, Entwicklung einer effektiven Aufbereitungstechnologie, Erstellung einer Machbarkeitsstudie (Feasibility Study). Dazu wurden bisher 6 neue Erkundungsbohrungen beantragt, ca. 8 Tonnen Erz aus dem Skarnhorizont der Teillagerstätte Hämmerlein entnommen und untertägige Nachbeprobungen von Analysematerial geplant. 5. Die Nachhaltigkeit des erzgebirgischen Bergbaus Der Nachhaltigkeitsbegriff wird gegenwärtig fassettenreich diskutiert. Der ursprüngliche Begriffsinhalt, die lang anhaltende positive Wirkung einer Arbeitsweise, lässt sich im Bergbau in Sachsen eindeutig reflektieren. Über Jahrhunderte hinweg stand dessen grundlegende Bedeutung für die gesamte Wirtschaft des Landes und damit genauso für den Broterwerb ganzer Bevölkerungsteile außer Zweifel. Im Zuge der Globalisierung wurden diese Gedanken in Deutschland weitgehend aufgegeben, mit fataler Wirkung. Das Berggeschrey der letzten Jahre, das Erzgebirge betreffend, ist vielfach lediglich spekulativ und basiert weitgehend auf Resultaten geologischer Arbeiten der DDR-Zeit. Nachweise neuer Ressourcen oder die Überführung vorhandener in Reserven sind rar bzw. stehen aus. Knackpunkte, die bereits zu DDR-Zeiten bekannt waren, wurden bis heute nicht weiter bearbeitet. Dem Nachhaltigkeitsprinzip, inzwischen zum Leitbild des 21. Jahrhunderts herangewachsen, wird in Deutschland bisher keinesfalls in breitem Sinne gefolgt. Der enorme Rohstoffbedarf Deutschlands und das überwiegend vertretene Schmuddelimage, das dem Bergbau hierzulande zugewiesen ist, stehen sich diametral gegenüber. Diese Einstellung bedeutet auch, dass dem Ausland die Probleme des notwendigen Bergbaus, die zweifelsfrei vorhanden sind und in Deutschland per Gesetz vorbildlich geregelt werden, überlassen werden. Hierzulande ist nur saubere Industrie akzeptiert, obwohl auf der Basis des Bundesberggesetzes sowohl Vorbereitungen für bergbauliche Nutzungen hinsichtlich sozialer und ökologischer Aspekte, der Bergbau selbst und die Nachfolgearbeiten bis zur Herstellung der vielseitigen Wiedernutzbarkeit der Bergbaugebiete (Rekultivierung, Renaturierung) unter umfangreicher Bürgerbeteiligung geregelt werden. Die Regeln des Bundesberggesetzes und der sachlich dazugehörenden weiteren Gesetze und Verordnungen bilden somit die Basis einer Nachhaltigkeit auch unter modernen Gesichtspunkten (Verbindung wirtschaftlichen Fortschritts mit sozialer Gerechtigkeit und dem Schutz der natürlichen Umwelt: BNE-Portal, 30.6.2013).

Zur Realisierung des Nachhaltigkeitsprinzips mittels zukunftsorientiertem Bergbau hier in Sachsen, der möglich erscheint, ist eine gezielte Wirtschaftsförderung ganz einfach notwendig. Höffige Gebiete ohne wenigstens einzelne überzeugende Rohstoffnachweise oder fehlende Problemlösungen für Aufbereitungsfragen neuer Rohstofftypen (Skarn- und Schiefererze - Sn, W) sind marktwirtschaftlich nicht attraktiv. Ohne Forschungsbohrungen oder innovative Aufbereitungsmethoden können die zweifelsfrei vorhandenen Rohstoffpotenziale Sachsens Investoren nicht näher gebracht werden. Neue Ansätze zur Belebung der primären Wertschöpfung mittels Bergbau und für die gesamte Wertschöpfungskette im eignen Land sind so nicht ableitbar. Zu den grundlegenden Landes- bzw. Staatsaufgaben gehören die Organisation einer unkomplizierten Nutzbarkeit von Altdaten einerseits und die Schaffung moderner landesübergreifender Informationen wie z. B. flächendeckende Geophysik und flächendeckende Geochemie andererseits. Das Programm ROHSA ist ein Ansatz für die Aufarbeitung und Bereitstellung von Altdaten. Die Solidität und der nachvollziehbare Informationsgehalt der vor 1990 geschaffenen Informationen zu Geologie und Rohstoffen im Osten Deutschlands sind inzwischen belegt und anerkannt. Wir, zusammen mit unseren Partnern, bemühen uns um die Erweiterung der sächsischen Ressourcenbasis und um Kenntniszuwachs. Wir hoffen, damit das Nachhaltigkeitsprinzip nach Jahrzehnten Stillstand wieder zu befördern. Literaturverzeichnis Chronik der Wismut - Wismut GmbH, Chemnitz 2002 (CD-ROM). Geologische Karte Erzgebirge/Vogtland 1:100.000, Sächsisches Landesamt für Umwelt Landwirtschaft und Geologie, 2. Auflage, Freiberg, 1995. Pälchen, W. (ed.), Geologie von Sachsen II, E. Schweizerb. Verlagsbuchh., Stuttgart, 2009. Sebastian, U., Die Geologie des Erzgebirges, Springer Spektrum, Heidelberg, 2013.