Freundschaft und Gewalt im Jugendalter

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Foto: Christian Schwier - Fotolia.com INFORMATION ZUR STUDIE Freundschaft und Gewalt im Jugendalter Gefördert durch die

BESCHREIBUNG DER STUDIE Freundschaft und Gewalt im Jugendalter Foto: Contrastwerkstatt - Fotolia.com 2 INFORMATION ZUR STUDIE FREUNDSCHAFT UND GEWALT IM JUGENDALTER

Liebe Schülerinnen und Schüler, viele von Euch haben an unserer Befragung im Rahmen der Studie Freundschaft und Gewalt im Jugendalter teilgenommen, die meisten sogar zum dritten Mal. Hierfür möchten wir uns ganz herzlich bei Euch bedanken. Unser Dank gilt außerdem Euren Eltern, Lehrkräften, den Schulsekretariaten und den Schulleitungen für ihre Unterstützung. Auf den kommenden Seiten möchten wir Euch einige Ergebnisse unserer Befragung vorstellen und Euch erklären, warum wir Euch befragen und was wir damit erreichen wollen. Viel Spaß beim Lesen! Prof. Dr. Clemens Kroneberg Clemens Kroneberg 3

WAS MACHEN WIR UND WARUM? Wir möchten mit unserer Studie helfen, Jugendgewalt und die sozialen Beziehungen zwischen Jugendlichen besser zu verstehen. Deshalb kommen wir zu Euch an die Schulen und fragen nach Eurem Verhalten und wie Ihr über bestimmte Dinge denkt. Da wir uns auch dafür interessieren wie sich Jugendliche über die Zeit hinweg entwickeln, ist es notwendig, dass wir Euch mehrfach befragen. Denn nur, wenn Ihr mehrfach mitmacht, können wir Veränderungen, zum Beispiel Eurer Handlungen oder Meinungen, untersuchen. Aus diesem Grund kommen wir auch in diesem Jahr zwischen September und Dezember wieder an Eure Schulen. Die folgende Tabelle gibt Euch einen Überblick darüber, wie viele Schülerinnen und Schüler, Klassen und Schulen seit 2013 an der Studie teilgenommen haben: Befragung 2013 Befragung 2014 Befragung 2015 Anzahl aller Schulen im Erhebungsgebiet 45 44 54 Teilgenommene Schulen 39 38 46 Teilgenommene Klassen 122 129 163 Anzahl aller SchülerInnen in befragten Schulen Teilgenommene SchülerInnen 3334 3473 4400 2635 2817 3793 Anmerkung: Befragungen im Jahr 2015 mit Gymnasien. In unserer Studie befragen wir Schülerinnen und Schüler aus Gladbeck, Gelsenkirchen, Herten, Marl und Recklinghausen. In den Jahren 2013 (7. Jahrgangsstufe) und 2014 (8. Jahrgangsstufe) haben wir zunächst an Gesamt-, Haupt-, und Realschulen Befragungen durchgeführt. Im Jahr 2015 war es uns erstmals möglich auch Jugendliche an Gymnasien zu befragen. Insgesamt haben im letzten Jahr 3793 Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe in 163 Klassen aus 46 Schulen teilgenommen. Somit konnten wir 86 Prozent aller Schülerinnen und Schüler der teilnehmenden Schuljahrgänge befragen. 4 INFORMATION ZUR STUDIE FREUNDSCHAFT UND GEWALT IM JUGENDALTER

SCHULALLTAG UND BERUFLICHE CHANCEN Schulische Leistungen und der Schulalltag sind wichtige Themen für Jugendliche. Wir haben Euch deshalb nach Euren Einstellungen und Meinungen dazu gefragt. Zum Beispiel wollten wir wissen, was schulische Leistungen für Euch bedeuten. In Schaubild 1 könnt Ihr sehen, dass die meisten von Euch (nämlich 86 Prozent) angegeben haben, dass es ihnen wichtig ist, gut in der Schule zu sein. Die grünen Balken zeigen die Antworten der Jungen, die blauen Balken die der Mädchen und die grauen Balken die Antworten von Euch Allen an. Unter den befragten Mädchen ist die Meinung, es sei wichtig, gut in der Schule zu sein, noch etwas weiter verbreitet (88 Prozent) als unter den Jungen (84 Prozent). Besonders viele von Euch stimmen der Aussage zu, dass gut in der Schule zu sein wichtig für die berufliche Zukunft ist. Ungefähr neun von zehn befragten Jugendlichen in der 9. Klasse denken das. Auch hier unterscheiden sich die Meinungen von Mädchen und Jungen ein wenig. Zudem wollten wir wissen, ob Ihr in der Schule Euer Bestes geben möchtet. Dem haben 85 Prozent von Euch zugestimmt. Wiederum ist die Zustimmung unter den befragten Mädchen sogar noch etwas höher. Schaubild 1: Wichtigkeit von schulischen Leistungen, 9.Klasse ( stimme eher zu und stimme voll und ganz zu Antworten) Anteil in Prozent 100 80 60 40 20 0 JUNGEN MÄDCHEN GESAMT 84% 88% 86% Es ist mir wichtig, gut in der Schule zu sein. 91% 94% 92% 83% 88% 85% Gut in der Schule zu sein, ist wichtig für meine berufliche Zukunft. Ich möchte in der Schule mein Bestes geben. Uns interessiert aber auch, wie Ihr Eure Schule wahrnehmt und wie Ihr Euren Schulalltag erlebt. Hierzu haben wir vielen von Euch schon in der 7. Klasse einige Fragen gestellt. Damit wir sehen können, wie sich Eure Wahrnehmungen im Laufe der Zeit verändern, haben wir Euch die gleichen Fragen jetzt noch einmal in der 9. Klasse gestellt. Im Schaubild 2 seht Ihr das Ergebnis. Bitte beachtet beim Lesen dieses Schaubilds, dass hier für den Vergleich zwischen der 7. und 9. Klasse die Aussagen der Schülerinnen und Schüler von Gymnasien nicht einbezogen wurden. Da wir diese zum ersten Mal in der 9. Klasse befragt haben, ist ein Zeitvergleich für diese Jugendliche noch nicht möglich. 5

Schaubild 2: Schulwahrnehmung, Vergleich 7. und 9. Klasse ( stimme eher zu und stimme voll und ganz zu Antworten) 100 80 Anteil in Prozent 60 40 20 0 Alle SchülerInnen 7. Klasse Alle SchülerInnen der 9. Klasse* 59% 43% An unserer Schule gefällt es mir total gut. 63% 50% 79% 68% 47% 35% Die Lehrer unternehmen etwas, wenn die Schüler den Unterricht schwänzen. Die Lehrer unternehmen etwas, wenn es eine Prügelei auf dem Schulgelände gibt. Die Lehrer und Schüler respektieren einander und kommen gut miteinander zurecht. *Berechnung ohne Schülerinnen und Schüler der Gymnasien. In der 7. Klasse wurden die Schulen im Durchschnitt positiver wahrgenommen als in der 9. Klasse. Während in der 7. Klasse noch 59 Prozent der Jugendlichen der Aussage zugestimmt haben, dass es ihnen an ihrer Schule total gut gefällt, ist dieser Anteil in der 9. Klasse auf 43 Prozent geschrumpft. Auch der Eindruck, dass Lehrer etwas unternehmen, wenn die Schüler den Unterricht schwänzen, hat sich im Zeitverlauf verändert. Dem stimmen in der 9. Klasse nur noch die Hälfte aller befragten Jugendlichen zu. In der 7. Klasse waren es noch fast zwei Drittel. Auch die Zustimmung zur Aussage Die Lehrer unternehmen etwas, wenn es eine Prügelei auf dem Schulgelände gibt hat etwas abgenommen. Die große Mehrheit von Euch ist aber nach wie vor dieser Meinung. Dass Lehrer und Schüler einander respektieren und gut miteinander zurechtkommen, wurde in der 9. Klasse nur noch von gut einem Drittel bejaht, während in der 7. Klasse noch knapp die Hälfte zugestimmt hatte. Spannend ist natürlich die Frage nach dem Warum? dieser Veränderungen. Zum einen habt Ihr in den letzten zwei Jahren sicherlich neue Erfahrungen gemacht und seht daher manche Dinge anders. Zum anderen hat sich aber vielleicht auch Euer Anspruch geändert: Manchen von Euch ist die Freizeit mit Euren Freunden oder in Vereinen wichtiger geworden, andere von Euch freuen sich vielleicht schon auf die Zeit nach dem Schulabschluss. All das kann dazu beitragen, dass man den Alltag in der Schule im Vergleich dazu weniger positiv bewertet. 6 INFORMATION ZUR STUDIE FREUNDSCHAFT UND GEWALT IM JUGENDALTER

Da Euer Schulabschluss immer näher rückt, werden auch Eure Selbsteinschätzungen in Bezug auf die beruflichen Chancen immer wichtiger. Wir haben Euch deshalb gefragt, wie Ihr Eure beruflichen Perspektiven seht. Schaubild 3: Berufliche Chancen, 9. Klasse ( stimme eher zu und stimme voll und ganz zu Antworten) Anteil in Prozent 100 80 60 40 20 0 JUNGEN MÄDCHEN GESAMT 71% 74% 73% Ich werde später einmal in dem Beruf arbeiten können, den ich mir wünsche. 74% 70% 72% 4% 5% 5% Ich bin mir sicher, dass ich später genug Geld verdiene. Ich habe schlechte Chancen, später einmal einen guten Job zu bekommen. Wie Ihr in Schaubild 3 seht, glauben die meisten von Euch, später einmal in dem Beruf arbeiten zu können, den sie sich wünschen. Das bejaht etwa jeder siebte von zehn befragten Jugendlichen. Ähnlich hoch ist der Anteil von Euch, die sich sicher sind, dass sie später einmal genug Geld verdienen werden. Interessant sind hier wieder die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen: Mädchen glauben noch etwas eher als Jungen, später einmal in ihrem Wunschberuf arbeiten zu können. Jungen dagegen stimmen noch etwas eher der Aussage zu, sich sicher zu sein, dass sie später genug Geld verdienen. Außerdem stufen nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler ihre Chancen als schlecht ein, wenn es darum geht, später einmal einen guten Job bekommen. Nur fünf Prozent glauben, später einmal schlechte Chancen zu haben. 7

SELBSTBERICHTETE REGELVERSTÖSSE Ein weiteres Ziel unserer Forschung ist es, mehr über regelverletzendes Verhalten von Jugendlichen (sogenannte Jugenddelinquenz) zu lernen. Für uns als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es dabei nicht wichtig, ob eine einzelne Schülerin oder ein einzelner Schüler zum Beispiel schon einmal Graffiti an eine Hauswand gesprüht hat. Uns interessiert vielmehr, wie viele von Euch so etwas gemacht haben. Wir haben Euch daher einige Fragen zu diesem Thema gestellt und Euch gebeten, ehrlich zu antworten. Denn nur so können die Ergebnisse unserer Studie dazu beitragen herauszufinden, welche Umstände Regelverstöße bei Jugendlichen fördern oder aber verhindern. Wir möchten auch an dieser Stelle noch einmal besonders darauf hinweisen, dass wir mit Euren Angaben immer streng vertraulich umgehen. Die ersten Ergebnisse unserer Befragung zeigen, dass knapp die Hälfte von Euch (49 Prozent) angegeben hat, schon einmal etwas Verbotenes gemacht zu haben. Dieses Ergebnis stimmt mit früheren wissenschaftlichen Studien überein. Gerade im Jugendalter kommt es häufiger mal zu Regelverstößen. Das Schaubild 4 gibt einen Überblick über einige Regelverstöße, von denen Ihr uns im letzten Jahr berichtet habt. Alle Angaben beziehen sich auf die 12 Monate vor der letzten Befragung, also den Zeitraum zwischen Oktober 2014 und Oktober 2015. Schaubild 4: Übersicht selbstberichtete Regelverstösse, 9. Klasse Ja-Antworten in Prozent 35 JUNGEN 30 MÄDCHEN GESAMT 25 20 15 10 5 0 33% 16% 25% 12% 9% 10% 15% 12% 13% Gewaltdelikte Eigentumsdelikte Sachbeschädigung In dem Schaubild könnt Ihr sehen, dass jeder Sechste von Euch angegeben hat, ein Gewaltdelikt begangen zu haben. Darunter verstehen wir Körperverletzung mit oder ohne Einsatz einer Waffe, Raub oder Nötigung (zum Beispiel jemanden Gewalt androhen, damit er oder sie tut, was man will). Jeder Zehnte von Euch hat angegeben, ein Eigentumsdelikt begangen zu haben. Hierunter versteht man Straftaten, bei denen Personen ihr Eigentum gegen deren Wissen oder Willen weggenommen wurde, zum Beispiel Ladendiebstahl und Einbruch. Sachbeschädigung, wie zum Beispiel Graffiti-Sprühen, haben 13 Prozent von Euch im Zeitraum zwischen Oktober 2014 und Oktober 2015 begangen. 8 INFORMATION ZUR STUDIE FREUNDSCHAFT UND GEWALT IM JUGENDALTER

Insgesamt fällt auf, dass Jungen bei allen Delikten häufiger vertreten sind als Mädchen. Dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern ist bei Gewaltdelikten am größten, während der Unterschied bei Eigentumsdelikten und Sachbeschädigung nicht so groß ist. Die Häufigkeit dieser Regelverstöße ist insgesamt ähnlich hoch wie in anderen wissenschaftlichen Studien. Als Sozialforscherinnen und Sozialforscher interessiert uns, wie sich solche Verhaltensweisen über die Zeit entwickeln und welche Unterschiede (z.b. zwischen Jungen und Mädchen) sich dabei feststellen lassen. Noch ein kleiner Hinweis zum Lesen solcher Schaubilder: Wenn Ihr Schaubilder oder Abbildungen in Zeitungen oder im Fernsehen seht, lohnt sich immer ein genauerer Blick auf die Beschriftungen. Zum Beispiel bedeutet ein längerer Balken oder eine größere Fläche nicht unbedingt auch einen höheren Anteil an Personen, die etwas gemacht haben oder einer Meinung zustimmen. Auch in diesem Bericht ist der Balken, der in Schaubild 2 59 Prozent darstellt, kürzer als der Balken der in Schaubild 4 33 Prozent darstellt. Vergleicht man die Schaubilder untereinander, zum Beispiel Schaubild 3 mit 4, dann sehen die Balken ähnlich lang aus, meinen aber verschieden viele Anteile an Personen. Deshalb solltet Ihr bei der Betrachtung von Schaubildern auch immer die senkrechten Achsen kontrollieren und miteinander vergleichen. SOZIALE BEZIEHUNGEN Gerade im Jugendalter sind Freunde und Familie wichtige Bezugspunkte. Wir haben Euch danach gefragt, wie wichtig es Euch ist, dass Eltern und Freunde gut über Euch denken (Schaubild 5). Schaubild 5: Mir ist es sehr oder ziemlich wichtig,... (9. Klasse) 100 80 JUNGEN MÄDCHEN GESAMT Anteil in Prozent 60 40 20 0 94% 92% 93%... dass meine Eltern gut über mich denken 86% 88% 87%... dass meine Freunde gut über mich denken 9

Den meisten Menschen ist es wichtig, was andere über sie denken. Dies zeigt sich auch in unserer Befragung. Fast Allen von Euch (93 Prozent) ist es wichtig, dass Eure Eltern gut über Euch denken. Dass Eure Freunde gut über Euch denken, ist etwas weniger vielen von Euch wichtig, nämlich 87 Prozent. Interessanterweise ist es den befragten Jungen wichtiger als Mädchen, dass ihre Eltern gut über sie denken. Allerdings ist es Mädchen wichtiger als Jungen, dass ihre Freunde gut über sie denken. Zusätzlich möchten wir genauer untersuchen, wie die Beziehungen zwischen Euch und Euren Mitschülerinnen und Mitschülern aussehen. Wie Ihr Euch vielleicht erinnert, hat jede und jeder von Euch eine Liste mit den Namen aller Schülerinnen und Schüler ihrer oder seiner Jahrgangsstufe bekommen. Jeder konnte dann angeben, mit wem er oder sie befreundet ist. Aus diesen Angaben entsteht ein sogenanntes Freundschaftsnetzwerk. Wie so etwas aussieht, zeigen wir Euch in Schaubild 6. Es zeigt beispielhaft das Freundschaftsnetzwerk der Neuntklässler und Neuntklässlerinnen an einer der teilnehmenden Schulen. Die Punkte stellen einzelne Schülerinnen und Schüler dar, wobei blaue Punkte für Mädchen und grüne Punkte für Jungen stehen. Wie Ihr seht sind die Punkte (also die Schülerinnen und Schüler) meistens mit Pfeilen verbunden. Wenn ein Pfeil auf einen Punkt zeigt, heißt das, dass diese Person von jemandem als Freund genannt wurde. Führt der Pfeil von einem Punkt weg, bedeutet das, dass die Person denjenigen, auf den der Pfeil zeigt, als Freund genannt hat. Haben sich zum Beispiel ein Junge und ein Mädchen gegenseitig als Freunde benannt, zeigt ein Pfeil von einem blauen Punkt auf einen grünen und umgekehrt. Schaubild 6: Freundschaftsnetzwerk in einer 9. Jahrgangsstufe, 2015 SCHÜLERIN SCHÜLER 10 INFORMATION ZUR STUDIE FREUNDSCHAFT UND GEWALT IM JUGENDALTER

Wie Ihr sehen könnt, sind die meisten Schülerinnen und Schüler über Freundschaften miteinander verbunden (Pfeile). Ein kleines Freundschaftsnetzwerk zwischen zwei Mädchen gibt es allerdings, die sonst mit niemandem aus der Jahrgangsstufe befreundet sind. Auch haben wir danach gefragt, wie viele beste Freunde Ihr habt (Schaubild 7). Fast die Hälfte von Euch hat angegeben, dass sie fünf oder mehr beste Freunde in ihrer Jahrgangsstufe haben. Fünf Prozent von Euch haben angegeben, dass sie keine besten Freunde im Jahrgang haben. Zwischen ein und vier beste Freunde haben 1785 Personen, was 47 Prozent der befragten Jugendlichen entspricht. Wie Ihr seht, gibt es hierbei keine großen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. Allerdings fällt auf, dass mehr Jungen als Mädchen angegeben haben, fünf oder mehr beste Freunde zu haben. Aber auch unter denjenigen die gar keine besten Freunde in der Jahrgangsstufe genannt haben, sind Jungen häufiger als Mädchen vertreten. Mädchen geben häufiger als Jungen an, zwischen ein und vier beste Freunde in der Jahrgangsstufe zu haben. Schaubild 7: Freundesnennungen 2015, 9.Klasse 60 Anteil in Prozent 50 40 30 20 10 0 JUNGEN MÄDCHEN GESAMT 3% 8% 6% 5% 3% 4% 8% 13% 10% 15% 18% 16% 14% 17% 15% 55% 41% 48% 0 1 2 3 4 5 oder mehr Anzahl an Freunden 11

WIE ES WEITER GEHT Wir hoffen, wir konnten Euch mit dieser kleinen Auswahl von Ergebnissen einen ersten Eindruck davon vermitteln, womit sich unsere Studie beschäftigt. Gleichzeitig werfen diese Ergebnisse natürlich viele Fragen auf, die noch beantwortet werden müssen. Die Sozialforschung interessiert sich vor allem für Zusammenhänge. Dazu zählen zum Beispiel folgende Fragen: Hängt Eure Bewertung von Schule und Schulalltag davon ab, wie gut Ihr in die Jahrgangsstufe integriert seid? Entstehen Freundschaften eher zwischen Jugendlichen, die ähnliche Meinungen haben (z.b. zum Thema Schule )? Werden sich Freunde in ihren Meinungen und Verhaltensweisen im Laufe der Zeit ähnlicher? Lassen sich Jungen oder Mädchen stärker von ihren Freunden beeinflussen? Solche Fragen zu beantworten, braucht natürlich Zeit. Auch in Zukunft werden wir Euch gerne weiter über Ergebnisse unserer Studie informieren. Bei Rückfragen könnt Ihr Euch selbstverständlich gerne an uns wenden. Dazu findet Ihr unten unsere Kontaktdaten. Vielen Dank nochmals für Eure Teilnahme und hoffentlich bis bald! KONTAKT Universität zu Köln Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) Greinstraße 2 50939 Köln Telefon: 0221 470 37 36 Fax: 0221 470 51 69 fugj@wiso.uni-koeln.de http://www.iss-wiso.uni-koeln.de/fugj.html IMPRESSUM Herausgeber: Universität zu Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) Titelfoto: Christian Schwier - Fotolia.com Fotos: Dustin Preick Layout: Ulrike Kersting Druck: Hundt Druck GmbH