Neues zum Herbizideinsatz in Kern- und Steinobst Der Einsatz von Herbiziden ermöglicht eine kostengünstige Regulierung von konkurrierenden Unkräutern im Baumstreifen. Zur größtmöglichen Umweltschonung sollten Herbizide sparsam angewendet werden. Hierbei sind klimatische Gegebenheiten, das Alter der Baumanlage sowie der vorherrschende Unkrautdruck Entscheidungskriterien für die Herbizidanwendung und -auswahl. Haupteinsatzzeitpunkt von Herbiziden ist zwischen der Blüte bis Ende Juni während der Phasen Fruchtansatz und Fruchtentwicklung. Im Spätsommer sollte eine Wiederbegrünung des Baumstreifens zur Qualitätsförderung der Früchte erfolgen. Um Mäusen die Deckung zu nehmen ist ein Freihalten des Baumstreifens über den Winter erforderlich. Gleichzeitig wird damit auch das Blühen von Unkräutern im Baumstreifen vor der Blüte verhindert. Diese Maßnahme dient zugleich dem Bienenschutz. In den beiden letzten Jahren haben sich einige Änderungen bezüglich der Zulassungssituation von Herbiziden im Obstbau ergeben. So wurde die Zulassung von Basta im Obstbau Ende 2013 bezüglich der Anwendungsbestimmungen geändert. Die Aufwandmenge je Behandlung wurde auf 3,75 l/ha beschränkt. Das Mittel darf nur noch zur Einzelpflanzen, Reihen- oder Zwischenreihenbehandlung mit Spritzschirm bzw. Abschirmung ausgebracht werden. Bei der Anwendungshäufigkeit mit zwei Behandlungen im Jahr und der Wartezeit von 14 Tagen gab es keine Änderungen. Seit Ende Mai 2014 gelten auch neue Anwendungsbestimmungen für Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat. Ziel ist der Schutz des Grundwassers vor Glyphosateinträgen. So dürfen Abb. 1: Mischverunkrautung im Baumstreifen mit Hühnerhirse, Löwenzahn, Einj. Rispe und Weißklee. Aufgenommen im Sommer. innerhalb eines Kalenderjahres auf derselben Fläche nur noch maximal zwei Behandlungen im Abstand von mindestens 90 Tagen durchgeführt werden. Es dürfen dabei insgesamt nicht mehr als 3,6 kg Wirkstoff pro ha und Jahr ausgebracht werden. Die 90 Tage Abstandsregelung für Glyphosat macht den zweimaligen Einsatz dieses Produktes im Frühjahr bis Sommer praktisch unmöglich, da die zweite Behandlung nach einer Frühjahrsbehandlung im April/Mai erst wieder im Juli/August erfolgen könnte. Bisherige Empfehlungen schließen jedoch den Einsatz von Glyphosat aufgrund möglicher phytotoxischen Schäden nach Ende Juni aus. Somit wäre alternativ im Sommer nur eine Behandlung mit Basta möglich. Für Anlagen mit starkem Unkrautdruck und in niederschlagsreichen Jahren ist dies jedoch nicht ausreichend. In diesem Fall kann der Einsatz von Bodenherbiziden hilfreich sein. In Kern- und Steinobst sind mit Stomp Aqua und Spectrum zwei Präparate genehmigt, die zusammen in Tankmischung mit einem Blattherbizid eingesetzt werden können. Des Weiteren sind die Produkte Kerb Flo und andere Propyzamid-Präparate sowie Flexidor zugelassen, welche jedoch in der Praxis kaum Verwendung finden. Seit Mitte 2014 ist mit Vorox F von der Firma Spiess-Urania ein neues Bodenherbizid in Kernobst genehmigt. Chikara Duo von der Firma Belchim steht als weiteres Bodenherbizid zur Zulassung in Kernobst an.
3. Bonitur 2. Bonitur 1. Bonitur Autor: Daniel Hagl; Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee; Übergebietliche Pflanzenschutzberatung Am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee werden regelmäßig Versuche zur Wirksamkeit von Blatt- und Bodenherbiziden durchgeführt. Im Versuchsjahr 2014 wurden die Produkte Vorox F und Chikara Duo hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Wirkungsdauer im Vergleich zu Stomp Aqua und Spectrum geprüft. Der Versuch fand vierfach wiederholt an der Sorte Golden Delicious, Pflanzjahr 2008, statt. Die Behandlungen erfolgten mit einem Vimas Herbizidbalken und einer Wanner-Versuchsspritze bei einer Wasseraufwandmenge von 400 l/ha. Vorbehandlung 09.04.2014 BBCH 57 Datum Versuchsbehandlung 12.06.2014 BBCH 73/74 16.7. 12.8. 17.9. VG Bewuchs 10-15 cm Bewuchs 5 cm 1 Glyphosat 3,0 l Glyphosat 3,0 l 2 Glyphosat 3,0 l Glyphosat 3,0 l + Stomp Aqua 3,5 l + Spectrum 1,4 l 3 Glyphosat 3,0 l Glyphosat 3,0 l + Vorox F 0,6 kg 4 Glyphosat 3,0 l Chikara Duo 3,0 kg Tabelle 1: Versuchsaufbau Graphik 1: Ergebnis am 12.08.2014; 2 Monate nach der Behandlung Am 9.4.2014 wurde über die gesamte Versuchsfläche hinweg eine Vorbehandlung mit 3 l/ha Glyphosat durchgeführt. Der wieder auflaufende Bewuchs wurde am 12.6.2014 bei einer Höhe von ca. 5 cm mit den verschiedenen Prüfmitteln auf feuchten Boden behandelt. Einen Monat nach Behandlung waren in der unbehandelten Kontrolle bereits 65 % der Fläche mit Unkräutern bedeckt (ohne Grafik). In der Variante Stomp Aqua + Spectrum waren es 26 %. Die Produkte Vorox F und Chikara Duo hatten beide einen Deckungsgrad von 2 %.
Am 12.8.2014, zwei Monate nach Behandlung, waren in der unbehandelten Kontrolle 96 % der Fläche mit Unkräutern, hauptsächlich aus Einjähriger Rispe, Löwenzahn und Hühnerhirse bestehend, bedeckt (siehe Grafik 1). Der Deckungsgrad von Stomp Aqua + Spectrum lag bei 41 %. Die Wirkung gegen Gräser war gut bis sehr gut. Gegen zweikeimblättrige Unkrautarten wie Weißklee, Behaartes Schaumkraut und Kreuzkraut war die Wirkung stark nachlassend. Gegen Löwenzahn war keine Wirkung zu erkennen. Die Produkte Vorox F und Chikara Duo hatten jeweils einen Deckungsgrad von 6 % und zeigten somit gegen die meisten Unkrautarten eine gute bis sehr gute Wirkung. In den Vorox F - Parzellen liefen Weißklee und Hühnerhirse auf. Bei Chikara Duo liefen in geringer Anzahl Einjährige Rispe und Kreuzkraut auf. Abb. 2 (links): Unbehandelte Vergleichsparzelle am 12.8.14, zwei Monate nach Behandlung Abb. 3 (rechts): Wirkung von Stomp Aqua + Spectrum am 12.8.14, zwei Monate nach Behandlung Abb. 4 (links): Wirkung von Vorox F am 12.8.14, zwei Monate nach Behandlung Abb. 5 (rechts): Wirkung von Chikara Duo am 12.8.14, zwei Monate nach Behandlung Am 17.9.2014, ca. drei Monate nach Behandlung, waren in der nun vollständig mit Unkräutern bedeckten, unbehandelten Kontrolle immer noch Einjährige Rispe, Löwenzahn und Hühnerhirse vorherrschend. In der Variante Stomp Aqua und Spectrum lag der Deckungsgrad aufgrund der nachlassenden Wirkung gegen zweikeimblättrige Unkräuter bei 84 % (sie-
he Grafik 2). Gegen einkeimblättrige Unkräuter wie Hühnerhirse und Einjährige Rispe hingegen zeigte die Kombination weiterhin eine gute Wirkung. Die Varianten Vorox F mit 48 % und Chikara Duo mit 50 % bedeckter Fläche zeigten auch noch drei Monate nach Behandlung eine erkennbare Wirkung. Bei Vorox F waren vor allem Weißklee, Einjährige Rispe und Hühnerhirse aufgelaufen. Bei Chikara Duo waren Graphik 2: Ergebnis 17.09.2014; drei Monate nach der Behandlung es Einjährige Rispe und Kreuzkraut. Das Versuchsjahr 2014 war gekennzeichnet durch häufige Niederschläge im Sommer, welche das Unkrautwachstum begünstigten. Unter diesen Bedingungen zeigten die beiden Prüfmittel Chikara Duo und Vorox F eine langanhaltende Dauerwirkung. Das Vergleichsmittel Stomp Aqua + Spectrum hatte eine vergleichsweise deutlich kürzere Wirkungsdauer. Mit Vorox F steht ein für den Einsatz in Kernobst genehmigtes, gut wirksames Bodenherbizid zur Verfügung. Die Aufwandmenge des von der Firma Spiess-Urania vertriebenen Produktes mit dem Wirkstoff Flumioxazin beträgt 600 g/ha. Bei bereits bestehendem Bewuchs muss Vorox F ein Blattherbizid zugemischt werden. Das Produkt kann bereits ab dem ersten Standjahr ausgebracht werden. In einigen Betrieben traten nach dem Einsatz von Vorox F im Frühsommer 2014 phytotoxische Reaktionen an Früchten auf. Daraufhin wurde seitens der Firma der empfohlene Anwendungstermin für Vorox F auf den Zeitraum vor der Blüte festgelegt. Zudem muss Vorox F mit grobtropfigen Düsen und einer für Bodenherbizide üblichen Wasseraufwandmenge ausgebracht werden. Chiakara Duo von der Firma Belchim mit dem Wirkstoff Flazasulfuron wäre ein weiteres Produkt mit lang anhaltender Bodenwirkung, welches im Nachblütebereich in Kernobst eingesetzt werden könnte. Eine Zulassung in Kernobst wird voraussichtlich 2016 erwartet. Herbizidstrategie in Kern- und Steinobst Die Auswahl der Herbizide richtet sich in erster Linie nach der Art der vorhandenen Unkräuter und nach dem Unkrautdruck in der jeweiligen Anlage. Die geänderten Anwendungsbestimmungen von Glyphosat mit der 90 Tage Abstandsregelung machen eine Anpassung der Herbizidstrategie notwendig. Um den Baumstreifen über den Winter freizuhalten und damit Mäusen die Deckung zu nehmen, ist eine Anwendung von Basta nach der Ernte empfehlenswert. Im Normalfall erfolgt im Frühjahr nach der Blüte eine Behandlung mit einem Glyphosat- Präparat. Bei Problemen mit Winden, Disteln oder Brennnesseln kann ein Wuchsstoffpräparat wie z.b. U 46 M Fluid zugefügt werden. Erneut aufkommender Bewuchs wird mit Basta nachbehandelt. In Anlagen mit schwachem Unkrautdruck oder in trockenen Jahren ist diese Strategie bis zur Ernte ausreichend. Eine Wiederbegrünung ab Juli mit niedrig wachsenden Unkrautarten wie z.b. Vogelmiere ist anzustreben.
In Anlagen mit starkem Unkrautdruck und in niederschlagsreichen Jahren ist diese Strategie jedoch nicht ausreichend. Hier ist der zusätzliche Einsatz eines Bodenherbizides angeraten. In Kern- und Steinobst stehen die Präparate Stomp Aqua und Spectrum zur Verfügung, welche in Tankmischung mit einem Blattherbizid entweder in voller Aufwandmenge oder im Splittingverfahren eingesetzt werden können. Als weiteres Produkt kann Vorox F in Kernobst im Zeitraum vor der Blüte eingesetzt werden. Die Anwendung wird bis spätestens Ballonstadium empfohlen. Sind bereits Unkräuter aufgelaufen, sollte Vorox F ein Glyphosat-Präparat zugesetzt werden. Erneut aufkommender Bewuchs kann dann im Sommer mit Basta nachbehandelt werden. Zusammenfassung In den beiden letzten Jahren haben sich Änderungen bezüglich der Zulassungssituation von Herbiziden im Obstbau ergeben. So wurden die Anwendungsbestimmungen für Basta sowie und glyphosathaltige Produkte geändert. Die Herbizidstrategie sollte dem entsprechend angepasst werden. Neu ist die Genehmigung des Bodenherbizides Vorox F in Kernobst, welches in Versuchen am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee eine lang anhaltende Dauerwirkung zeigte. Das zur Zulassung anstehende Produkt Chikara Duo, mit vergleichsweise guter Wirkung, wird voraussichtlich erst 2016 zur Verfügung stehen. Eine erfolgreiche Herbizidstrategie ist mit den aktuell in Kern- und Steinobst zugelassenen Produkten dennoch weiterhin möglich.