2. Korinther 5, 19-21

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Transkript:

2. Korinther 5, 19-21 gehalten: am 25. März 2016 (Karfreitag) in Stellenfelde (St. Matthäus-Gemeinde) am 25. März 2016 (Karfreitag) in Brunsbrock (St. Matthäus-Gemeinde) Kanzelsegen: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Gemeinde: Amen. Für den heutigen Karfreitag hören wir drei Verse aus dem 2. Korintherbrief im 5. Kapitel: 19) Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. 20) So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! 21) Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. Gebet: Vater im Himmel, gib uns deinen Heiligen Geist, um auf das zu hören, was du uns am Karfreitag sagen möchtest. Lass uns dadurch deinen guten Willen erkennen und deine unfassbare Liebe zu uns. Amen. 1

Liebe Trauergemeinde am Karfreitag, Gott, wo bist du? das ist eine Frage, die in dieser Woche angesichts der schrecklichen Terroranschläge von Brüssel wieder vermehrt von vielen Menschen gestellt worden ist. Gott, wo bist du gewesen? Gott, wo bist du?, das ist die Frage, die Jesus am Karfreitag so ähnlich gestellt hat, als er am Kreuz herausschrie: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Wir stellen diese Frage weniger in Situationen, wenn es uns gut geht, wenn wir gesund sind, wenn das Leben so läuft, wie wir es uns vorstellen. Aber dann, wenn wir leiden, wenn wir Dinge nicht verstehen, wenn Krankheit, Tod und Entsetzen über uns hereinbricht, dann fragen wir oft: Gott, wo bist du? Wenn Gott allmächtig ist, dann muss er ja auch die Möglichkeit haben, solche entsetzlichen Dinge, erst gar nicht geschehen zu lassen. Gott, wo bist du? Vor kurzem las ich eine Geschichte, in der Menschen sich genau darüber aufregen, dass Gott in entscheidenden Situationen in ihrem Leben scheinbar nicht da gewesen war und sie lassen das Gott wissen, als die gesamte Menschheit sich vor Gottes Richterstuhl einfindet und ihr Urteil erwartet. 2

Darunter befindet sich eine kleine Gruppe hitzig diskutierender Menschen, die empört ist: Wie kann Gott über uns zu Gericht sitzen?, faucht eine Jüdin, die mit 17 Jahren in Auschwitz im KZ umgekommen war: Was versteht der Ewige schon von unserem Leiden? Ein Farbiger aus den USA stimmt ihr zu. Er war von Weißen zusammen mit seinem Sohn aus Spaß gelyncht, geteert und gefedert aufgehängt worden, weil sie Sklaven waren. Ein deutsches Mädchen daneben starrt trotzig vor sich hin. Auf ihrer Stirn war unsichtbar das Wort Unehelich! eingebrannt. Sie murmelt: Die Schande in unserem ach-so-frommen Dorf zu ertragen, ein Leben als Spießrutenlauf? Das ging über meine Kraft. Und Gott hat zugesehen, und nicht eingegriffen! Die aufgebrachte Gruppe einigt sich auf Folgendes: Bevor Gott das Urteil über sie sprechen darf, ehe er sie richten darf, soll ER all das ertragen, was sie erlitten haben, ohne dabei seine Allmacht gebrauchen zu dürfen. Gott soll als hilfloser Mensch auf dieser Erde leben! Er soll unehelich und als Jude im finstersten Winkel der Welt geboren werden. Er soll schon als Kind fliehen müssen und heimatlos sein. Später sollen ihn seine engsten Freunde verraten. Aufgrund falscher Anschuldigungen soll er angeklagt, von 3

einen voreingenommenen Gericht verhört, gefoltert und von einem feigen Richter zum Tod verurteilt werden. Ein losgelassener Mob soll ihn zusammenschlagen, bis er nach stundenlanger Todesqual verreckt. Und noch im Verröcheln soll er von einer gleichgültig gaffenden Menge verspottet werden. Dieses Urteil über Gott wird nun laut verkündet. Und kurz nachdem es verkündet wurde, macht sich ein Schweigen breit. Alle, die Gott verurteilt haben, sehen sich betroffen an. Niemand wagt es mehr, etwas zu sagen. Denn plötzlich weiß es jeder: Gott hat genau diese Strafe in seinem Sohn Jesus Christus auf sich genommen. Liebe Gemeinde, der Apostel Paulus gibt der Gemeinde in Korinth eine Antwort auf die Frage: Gott, wo bist du? Er schreibt: Gott war in Christus. Ja, er hat bereits all das erlitten. Gott ist mitten drin im Leiden, dass Menschen sich gegenseitig antun. Gott ist bei den Opfern der Anschläge von Brüssel, er ist mitten drin in unserer Not! Das beantwortet zwar immer noch nicht die Frage, weshalb uns dieses oder jenes Schicksal widerfährt. Es beantwortet aber die Frage, wo Gott ist, wenn wir leiden: Er ist am Kreuz! Er ist mitten drin im Leid. 4

Und doch ist das ja noch nicht alles, liebe Gemeinde! Die Frage Wo bist du?, die stellt Gott am Karfreitag auch uns. Und diese Frage gibt es schon lange. Ganz am Anfang der Bibel stellt Gott diese Frage dem Menschen nach dem Sündenfall: Mensch, Adam, wo bist du? (1. Mose 3,9) Es geht in dieser Geschichte im Paradies mit Adam und Eva nicht um eine Lappalie, also eine Kleinigkeit. Nach dem Motto: Nobody ist perfect. Jeder macht mal Fehler. Da essen die beiden halt mal eben eine verbotene Frucht. Was soll daran so schlimm sein? Nein, diese Geschichte erzählt mehr. Sie erzählt von dem, was tiefe Wurzeln in unserem Herz geschlagen hat. Vom verloren gegangenen Vertrauen Gott gegenüber. Vom verloren gegangenen Paradies. Vom ewigen Tod! Von der Abkehr unseres Herzens von Gott. Vom Gott-alles-in-die-Schuheschieben und ihm die Verantwortung zu geben für das Böse auf dieser Welt! Und dass wir mehr Vertrauen in uns selbst und unsere Kräfte haben, als in den Schöpfer unseres Universums. Die Sünde ist zur Macht geworden, die uns gefangen hält, die auch dazu führt, dass Menschen anderen Menschen entsetzliches Leid zufügen, wie wir in Brüssel gesehen haben. Und wer sich an Gottes Geboten prüft, die er uns ja als Richtschnur in unserem Leben gegeben hat und nicht um uns 5

zu gängeln, der merkt doch immer wieder, wie er sie nicht hält in Gedanken, Worten und Werken. Ja, und es gehört auch zu unserer Verfassung dazu, dass wir das oftmals gar nicht hören wollen oder nicht merken, wo wir gegen Gottes Willen handeln, denken, fühlen oder etwas sagen. Mensch, wo bist du? Mensch, wo warst du, als ich dir vertraute, fragt Gott... Die Menschen in der fiktiven Geschichte vom Beginn der Predigt, wollen Gott all das erleiden lassen, was ihnen selbst angetan worden ist. Und was macht Gott? Er handelt nicht so. Er sieht zwar, was Menschen anderen Menschen antun, was sie ihm antun. Bei ihm laufen alle Daten und Fakten über unser Leben zusammen. Doch Paulus schreibt: Gott versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu! Doch es ist nicht so, dass er ein Auge zudrückt und einfach vergisst, sondern im Gegenteil: Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. Gott nimmt uns unsere Sünde ab und nimmt sie auf sich selbst. Und im Tausch dafür, nimmt er seine Sündlosigkeit, seine 6

Gerechtigkeit und legt sie uns um. Und das Ergebnis: Wir stehen als sündlose vor Gott, gerecht und rein. Und er, stirbt durch uns und für uns am Kreuz. Unfassbar! Und das alles, weil er uns liebt und nicht will, dass wir auf ewig verloren gehen, sondern das ewige Leben bekommen. Klar: Nicht alle Menschen wollen diese Liebe Gottes. Doch wir brauchen sie. Wir haben sie so nötig! Und deshalb ruft uns Paulus auch zu: Lasst euch versöhnen mit Gott! Gott bietet uns seine Hand an. Lasst uns sie im Glauben ergreifen. Lassen wir uns doch von ihm beschenken und nun wieder im Markusevangelium neu darauf hören, was es Gott gekostet hat, um uns vor dem ewigen Tod zu retten. Amen. Kanzelsegen: Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 7