Die unerträgliche Bedeutung der Zitate

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Transkript:

Die unerträgliche Bedeutung der Zitate Juan Gorraiz Team Bibliometrie

Agenda 1 2 3 4 Hintergrund, Geschichte und Entwicklung Die Natur und Bedeutung der Zitate Die infame Praxis (das Zitieren) Anwendungen 2

Hintergrund Jede bibliographische Angabe ist im Prinzip für bibliometrische Analysen geeignet: Autoren, Affiliations, Stichwörter, Schlagwörter, Deskriptoren, etc. von besonderer Bedeutung sind vor allem die Zitate 3

Geschichte Erste bibliometrische Untersuchungen von Bibliothekaren für bibliothekarische Zwecke 1927: Geschwister Gross waren die ersten, die Zitate als bibliometrische Datenquellen verwendeten. Sie zählten und analysierten die in den einzelnen Artikeln einer chemischen Zeitschrift angeführten Zitate und kamen zu einer Liste von Zeitschriften, die sie als unentbehrlich für die chemische Ausbildung betrachteten. 4

Geschichte Der wichtigste Anstoß: Eugene Garfield und der SCI (Science Citation Index) Garfield: Pionier der empirischen Informationswissenschaft und Gründer von ISI (Institute for Scientific Information) (1960) 1955: Idee in Science : Erfassung der Zitationen 1963: Launch of Science Citation Index (600 Journals) Selection criteria for Science Citation Index (Bradford s concentration law) 1972: Idee in Science : Citation Analysis as a tool in journal evaluation 1975: First Edition of Journal Citation Reports (Impact Factors) 5

Entwicklung Citation Analysis nicht nur as a tool in journal evaluation sondern: Entwicklung der Bibliometrie zu einem Instrument für Evaluation und Benchmarking Neue Herausforderung als Messung der Wissenschaft: die Entstehung der Szientometrie als eigenständige Disziplin Anzahl der bibliometrischen Produkte mit vorgefertigten Analysen: SCIval, Incites, etc. Bedarf für eine entsprechende Ausbildung (Modul Bibliometrie in ULG, esss) 6

Zitationen: ihre Natur und unerträgliche Bedeutung unbestrittener Beitrag zum Fortschritt gültige Indikatoren? Are you a mertonian? bestätigende Korrelationen ( Garfield s Citation Classics ) steigende Akzeptanz als szientometrischer Indikator (Zitationsanalysen als Rückgrat der Bibliometrie) Alternativen: 1) usage metrics (downloads) als Ergänzung von citation metrics 2) from citations to sitations (webometrics) 7

Zitate: Ihre Bedeutung 60% Citations reflect importance 50% 40% 30% 20% Fully agree Agree Somehow agree Do not agree Don t know 10% 0% Total Natural Sciences Arts & Humanities Social Sciences Medicine Technology Law 8

Zitationen: ihre komplexe Natur verschiedene Arten und Gründe (objektive / subjektive) Selbstzitate! Aussage: Impact (= Resonanz) aber nicht Qualität Verzögerung Nachteil für laufende Evaluationen (science policy) sleeping beauties zu dürftig? The surprisingly low mean citation rates of the vast majority of published scientific literature 9

Zitationen: ihre verzerrte Verteilung (bias) Abhängigkeit vom Fachgebiet - verschiedene Gewohnheiten - unterschiedliche Dichte (citation density, R/P) und Halbwertszeiten Beispiele in Essential Science Indicators (ESI) - Averages - Percentiles => schiefe Verteilung der Zitate: die berühmt-berüchtigte 80/20 Regel (from averages to profiles) 10

Zitationen in der Praxis 11

Zitationen in der Praxis: Mangel an Standards es gibt einen Digital Object Identifier (DOI) ist ein eindeutiger und dauerhafter Identifikator für digitale Objekte (DOIs beginnen immer mit 10. und haben die Form 10.ORGANISATION/ID wobei Institutionen - vor allem Verlage - jeweils eine eigene Nr. zugewiesen bekommen - beginnend bei 1000 - und die ID selbst vergeben können) aber keine eindeutige Identifizierung der Autoren ( Research Identifier, ORCID, etc.) keine eindeutige Identifizierung der Institution und deren Struktur ( NISO) 12

Zitationen: neue Instrumente des Information Retrieval Drei verschiedene Arten: Klassische Methode: Deskriptoren, Identifiers, Topics, etc. Bibliographic coupling Co-citation analysis: Cited by. 13

Zitationen: neue Instrumente des Information Retrieval Klassische Methode: Deskriptoren oder Keywords Deskriptoren sind nützlich zur Identifizierung. Es ist allerdings zeitraubend und keineswegs trivial, die richtigen auszuwählen. Suchen können auf einzelnen relevanten Artikeln basieren, um anhand der enthaltenen Deskriptoren verwandte Literatur zu identifizieren. Je höher die Anzahl der gemeinsamen Deskriptoren, desto verwandter die Artikel. Basiert auf Klassifikationen Juan Gorraiz 2010 14

Vernetzung durch Zitierungen Bibliographische Kopplung Co-Zitation die Gegenwart die Vergangenheit In der bibliographischen Kopplung werden jüngere Arbeiten verbunden, da sie gleiche ältere zitieren. In der Clusteranalyse werden hingegen ältere Arbeiten verbunden, da sie später von jüngeren Arbeiten zusammen zitiert werden. 15

Zitationen: neue Instrumente des Information Retrieval Bibliographic coupling zwei Dokumente sind bibliographisch gekoppelt, wenn ihre Referenzenlisten eine oder mehrere Arbeiten teilen Begriff eingeführt von MM Kessler (1963) die Verknüpfung ist stärker je mehr Referenzen geteilt werden (shared references) Automatisiert in WoS und Scopus via die related records function Juan Gorraiz 2010 16

Zitationen: neue Instrumente des Information Retrieval Citation and Co-Citation Analysis Werden zwei Arbeiten von einer dritten gemeinsam zitiert, so gibt es eine kognitive Verknüpfung zwischen beiden Die Stärke dieser Verknüpfung wird von der Häufigkeit angegeben, mit der beide Arbeiten zusammen zitiert werden Die Gruppe von Arbeiten, die mit einer bestimmten, festgelegten Häufigkeit gemeinsam zitiert werden, bildet ein Cluster. So werden Cluster oder Verbindungen zwischen Clustern aufgebaut Gleichzeitig eingeführt von H. Small in Philadelphia und I.W. Marschakowa in Moskau (1973) Diese Analyse bietet die Möglichkeit, die Struktur der Fachgebiete und deren Beziehung zueinander zu erforschen, sowie die neuen Brennpunkte der Forschungsfronten zu identifizieren (engl. citation classics, research fronts, nested maps, mapping science). Juan Gorraiz 2010 17

Bespiele: Co-citation analysis 18

Beispiel für ein Fachgebiet 19

http://bibliometrie.univie.ac.at 20