Die Legende vom Heiligen Martin

Ähnliche Dokumente
90 Jahre St. Martin Verein Dorthausen 1926

Laternenumzüge. Martinigänse

Martin von. Tours. Martin von. Tours. ZAUBERmini - Martin von Tours. ZAUBERmini - Martin von Tours. gelesen und bearbeitet von: am:

M9 Warum feiern wir Sankt Martin?

Früher begann am 11. November auch die 40 tägige vorweihnachtliche Fastenzeit.

Kleinkindergottesdienst zu St.Martin

St.Martinsheft. St.Martinsheft Sozialtrainer UG (haftungsbeschränkt) Seite 1 von 14

START ENDE. Ingrid Lorenz

Wir produzieren ein Hörspiel Die Legende von Sankt Martin

Sankt Martin. Unterrichtsidee 1 Martinsbrauch erklären. Unterrichtsidee 2 Laterne basteln. Unterrichtsidee 3 Bratäpfel. Und wie geht es weiter?

Leseprobe. Ursula Harper Heiliger Martin Liederheft zum Martinstag. Mehr Informationen finden Sie unter st-benno.de

Ist der November kalt und klar, ist mild und trüb der Januar.

Gottesdienst zum St. Martinsfest mit kleinem Rollenspiel

Das kleine Buch von. Weihnachten. Jan Thorbecke Verlag

Die. Ostergeschichte. Nacherzählt von Dörte Beutler Illustriert von Marc-Alexander Schulze

Das Sankt-Martin-Spiel

Inhalt. Vorwort 11. Einführung

OSTERNACHT A ERSTE LESUNG. DIE ERSCHAFFUNG DER WELT (Genesis 1,1-2,2)

Wechselgebet 1 Was ihr für meine geringsten Brüder und Schwestern t ut. Hl. Martin: Ein Leitbild der Barmherzigkeit

TAUFE VON MARKUS ENGFER GreifBar plus 307 am 15. April 2012 LIED: IN CHRIST ALONE BEGRÜßUNG WARUM TAUFEN WIR: MT 28,16-20

Sankt Martin Liederheft

Martinslieder. zum Martinszug am 8. November Abends, wenn es dunkel wird

Anmeldetag für das Kindergartenjahr 2014/15. Themen im Überblick:

St. Martin war ein frommer Mann

Unterrichtsentwürfe zum Fest des heiligen Martin Teilen verbindet. mit den Nächsten, den Fernen und mit Gott

Jesus kommt zur Welt

Ein Engel besucht Maria

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Lernwerkstatt: Feiertage - Ostern in der Grundschule (Klasse 3-6)

Material zur Gestaltung des Martinsfest 2016

Rosenkranzandacht. Gestaltet für Kinder. Pfarreiengemeinschaft Dirmstein, Laumersheim mit Obersülzen und Großkarlbach

1. ADVENTSSINGEN. Adventssingen für die 1./2. Klasse: Die Hirten folgen dem Stern

Hildegard von Bingen

St. Martin. Gottesdienstentwurf. Schulgottesdienst zur Aktion Meins wird Deins Zielgruppe: Sekundarstufe. Gottesdienstentwurf Sekundarstufe

Scott: Der hat den Mantel einem Bettler gegeben. Ich finde Sankt Martin gut, weil man da auch Laternen hat und einen Laternenzug machen kann.

Wir sind Gottes Kinder Das Kirchenjahr in unserer KiTa erleben Heute ist ein Festtag hier im Haus zu uns kommt der Bischof Nikolaus

Beten mit Kindern. Für Väter, Mütter und Jugendleiter zusammengestellt von Helge Korell (2009) DIE 10 GEBOTE GOTTES

die im Dunkeln sieht man nicht Martin von Tours

Bistum Münster und Bistum Aachen Wortgottesdienst für Januar 2013 Die Hochzeit in Kana (vom 2. Sonntag im Jahreskreis C auch an anderen Tagen möglich)

Die Heilig-Blut-Legende

Predigt des Erzbischofs em. Friedrich Kardinal Wetter beim Gottesdienst zum Fest Peter und Paul in der Münchner Liebfrauenkirche am 29.

LANGE NACHT DER KIRCHEN Unterlagen und Tipps aus der Pfarre Waidhofen/Thaya zum Programmpunkt Rätselralley für Kinder (2014)

Texte zu St. Martin. zusammengestellt vom. Spielmannszug Rothebusch 1953 e.v.

Liederverzeichnis des Jahrbuchs GSEB bis 2016 Seite 1

St. Martin reitet durch die Stadt

Advents- und Weihnachtszeit im deutschsprachigen Raum

Luise Holthausen. Bibelrätsel. Geschichten für clevere Spürnasen. Mit Illustrationen von Sabine Wiemers

Markus 14,1-15,47. Leichte Sprache

Krippenspiele. für die Kindermette

Aschenputtel, was willst du hier in der Stube, du dummes Ding? Wer essen will, muss arbeiten. Geh in die Küche und arbeite.

Lektion Von welchem Stammbaum stammte Jesus ab? - Von dem Stammbaum Abrahams, Isaaks und Jakobs.

Familiengottesdienst am 24. September 2005

Petrus und die Kraft des Gebets

Wassilij auf dem Weg zu Gott

Familiengottesdienst am Barbaratag Samstag 04. Dezember 2004

Das große. Geschenk. Die heilige Messe für Erstkommunion-Kinder erklärt TYR OLIA

Bibelgeschichten im Quadrat: Weihnachten

Petrus und die Kraft des Gebets

«Als Jesus und die Jünger im Garten Gethsemane waren, kam eine Schar Männer; Judas, einer der Zwölf, ging ihnen voran. Er näherte sich Jesus, um ihn

Gott, ich will von dir erzählen in der Gemeinde singen und beten. Du kümmerst dich um Arme und Kranke, Gesunde, Alte und Kinder.

Download. Jesus erzählt von Gott. Klasse 1-4. Renate Maria Zerbe. Downloadauszug aus dem Originaltitel:

Krippenspiel der Jungen Gemeinde in der Ev. Kreuzkirche Görlitz ( )

Kinderkrippenfeier am Heiligen Abend 2006 Jesus - Licht der Welt UND HEUTE?

Bibel für Kinder zeigt: Geschichte 36 von 60.

Material zur Gestaltung des Martinsfest 2015 Martinsspiel: Gutes tun an jedermann Frieden leben!

Wo Himmel und Erde sich berühren

Samuel, Gottes Kindlicher Diener

Anleitung Liederlaterne....weil Laterne laufen nicht nur den Kleinen Spaß macht!

Familiengottesdienst am Thema: Heilige seid wachsam

Es war einmal... mit diesen und vielen anderen Merkmalen von Märchen hat sich die Klasse 2b in den letzten Wochen beschäftigt.

Geocaching auf dem Familien-Martinusweg im Forst von Bietigheim-Bissingen

Unsere Kommunionvorbereitung. Regens Wagner Schule Zell 2012

Spielen und Gestalten

Bibel für Kinder. zeigt: Die Geburt Jesu

Kita Aktuell. -SPEZIALausgabe- St. Martin 2016

Lebenstexte. für. Konfirmanden. und. für. das. ganze. Leben.

Osternachtsgottesdienst mit Abendmahl

Anspiel zu Pfingsten

EIN ENGEL FU.. R DICH. Bausteine für eine Adventsfeier für und mit Kindern in der Kita, im Kindergarten oder im Kindergottesdienst

Fröhliche, pfiffige und nachdenklich stimmende Geschichten und Märchen rund um die Herbst-Laternenzeit und das St. Martinsfest.

Die Entstehung der Gemeinde

Die Weihnachtsgeschichte nach Matthäus. interpretiert von der Kl. 7aM Mittelschule Prien

Der Grund, weshalb wir als christliche Kirche taufen, liegt also darin, dass Jesus es uns befohlen hat!

Willkommen! In unserer Kirche

Zweijahresplan für den Religionsunterricht in konfessioneller Kooperation, Grundschule Klasse 1 / 2; Stand:

Der Weise König Salomo

Die Auslieferung an Pilatus

Zwei Krippenspiele für die Heilige Messe an Heiligabend

Heilige feiern Martin von Tours (ca. 5 Unterrichtseinheiten)

Gott mehr vertrauen lernen!

Gottesdienst über Bischof Martin von Tours genannt Sankt Martin

Eine Geschichte in Einfacher Sprache zum Jahresende 2015 von Marion Döbert

Josua Übernimmt die Führung

1 Lazarus aus Betanien war krank geworden aus dem Dorf, in dem Maria und ihre Schwester Marta wohnten.

Die Botschaft der Sternsinger 1996 und 1997

Erstkommunionfeier. der Pfarrgemeinden. St. Ägidius und Herz Jesu

Heiliger Abend. Der Heilige Abend ist der Vorabend des Weihnachtsfestes und kein Feiertag.

Wortgottesdienst am

Feste im. Jahreskreis

Transkript:

Die Legende vom Heiligen Martin Die Katholische Kirche feiert am 11. November das Gedenken an den Heiligen Martin von Tours. Wir erklären die Legende des Heiligen Martins und woher der Brauch des Laternenumzugs kommt. Warum wir St. Martin feiern Martin wurde um 316/317 im heutigen Ungarn geboren. Weil sein Vater Offizier war, musste auch er Soldat werden damals war das so. Er war schon bald selbst Offizier und gehörte zur Garde, Elitesoldaten, die überallhin geschickt wurden, wo es gefährlich war. Um 334 war Martin in Amiens in Gallien, dem heutigen Frankreich, stationiert, wo die Germanen die Römer zu besiegen drohten. In dieser Zeit bereitete sich Martin auf den Empfang der Taufe vor, denn er war noch kein Christ. Und zu genau dieser Zeit passierte auch das, wovon heute noch Klein und Groß erzählen und singen: Als Martin an einem bitterkalten Winterabend zum Stadttor kam, traf er auf einen fast nackten und halb erfrorenen Bettler, an dem alle achtlos vorbeihasteten. Martin hatte kein Geld und kein Gut, um in dieser Not zu helfen. Aber er nahm kurz entschlossen seinen Militärmantel, einen warmen Wollumhang, und teilte ihn mit dem Schwert in zwei Teile. Die eine Hälfte gab er dem Bettler, der sich damit wärmen konnte. Wie immer gab es auch Leute, die über Martin und seinen halben Mantel lachten. Und auch seine Vorgesetzten machten ihm mächtig Ärger. Sie bestraften ihn wegen Beschädigung von Militäreigentum. Aber Martin nahm das hin, weil er wusste: Er hatte einem Menschen das Leben retten dürfen. Bis hierhin 1

war das Ganze eine gute Tat. Aber es wurde noch zu viel mehr. Denn in der Nacht hatte Martin einen Traum. Ihm erschien Jesus inmitten seiner Engel. Und Jesus trug den halben Mantel Martins und zeigte auf ihn und sagte: Martin, der noch nicht getauft ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet. Da begriff Martin, dass er richtig gehandelt hatte. Er hatte den Bettler so behandelt, wie er Jesus selbst behandelt hätte. Damit hatte er wie ein Christ gehandelt, der von Jesus selbst weiß: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (Matthäus 25,40). Der Bettler war also Jesus selbst gewesen! Martin ließ sich taufen und trat bald aus der Armee aus und wurde Priester. Er baute als erster Christ in Gallien ein Kloster und sammelte Männer um sich, die wie er als Mönch leben wollten. Mit ihnen lebte er vor, wie ein Christ leben soll: persönlich anspruchslos, dem Nächsten gegenüber liebevoll und hilfsbereit, und als Mönch warb er für seinen Glauben. Als der damalige Bischof von Tours starb, sagten sich die Menschen: Es gibt keinen würdigeren Nachfolger als Martin. Aber die Bischöfe der Umgebung hatten einen anderen Kandidaten. Jedoch die Christen setzten Martin durch, weil er durch sein Leben in Einfachheit für sie überzeugender war als alle Gegenkandidaten. Martin wurde 371 ein tatkräftiger, überzeugender Bischof, der sich nicht hinter seinem Amt versteckte, sondern sich für die Armen und Kleinen, die Entrechteten und Unterdrückten stark machte. Von der Lichterprozession zum Laternenumzug Martin starb 397 nach einem langen und anstrengenden Leben im Alter von etwa 80 Jahren. Er wurde schon unmittelbar nach seinem Tod als Heiliger verehrt. Zahlreiche Legenden rankten sich um sein Leben. Martins Mantelteil wurde als Reliquie verehrt und als Siegeszeichen in die Kriege mitgeführt. Das Königsgeschlecht der Merowinger machte Martin zu seinem Hausheiligen, dem es überall neue Kirchen weihte. Auf sie gehen die uralten Martinskirchen im Nordwesten und Südwesten Deutschlands zurück. Und weil man Martins Gedächtnis in der Kirche mit einer Lichterprozession am Vorabend des Festes feierte, übernahmen die Menschen die Lichtsymbolik auch außerhalb der Kirche: Martinsfeuer, gutes Essen und Trinken wurden zum Brauch. Und wo gut gegessen und getrunken wird, haben auch die Kleinen und Jungen ein Recht: das Heischrecht, d. h. sie dürfen heischen, gripschen, schnörzen oder wie es noch anders heißt. Und dabei wird natürlich gesungen. Belohnt wird beim Heischen, wer von Martin erzählen kann und damit begründet, warum er als Geringster etwas bekommen soll. Die ganz Cleveren wissen noch mehr: Sie teilen das Gesammelte mit denen, die nicht heischen können und nichts bekommen, denen es nicht so gut geht. Und weil sie teilen, ziehen sie nicht nur im Martinszug hinter dem heiligen Martin her, sondern sie folgen ihm in ihren Taten nach: Wie Martin teilen sie mit Bedürftigen. Mehr als 1600 Jahre nach Martins Tod wirkt seine gute Tat noch nach. Wenn das kein Beispiel zum Nachahmen ist! Quelle: Prof. Manfred Becker-Huberti, Georg Austen, Elsbeth Bihler, Matthias Micheel (Hg.): Sankt Martin ist ein guter Mann. Werkbuch für Familie, Kindergarten und Schule. Lahn-Verlag, Bonifatiuswerk 2010. http://www.bonifatiuswerk.de/ 08. November 2016 von Jens Albers presse@bistum-essen.de 2017 Bistum Essen 2

Wer ist Sankt Martin? Beim Martinsumzug darf einer nicht fehlen: Jahr für Jahr stellt immer ein Reiter mit prachtvollem Mantel den Heiligen Martin dar. Denn ihm zu Ehren feiern wir das Martinsfest. Wer war dieser besondere Mann? Feste feiern Bonn - 07.01.2015 Jedes Jahr finden rund um den Martinstag am 11. November überall Martinsumzüge statt. Vor allem die Kinder laufen mit wunderschönen selbstgebastelte Laternen durch die Straßen und singen Martinslieder. Mit dabei ist immer ein Reiter mit prachtvollem Mantel auf einem Pferd. Er stellt den Sankt Martin dar. Denn ihm zu Ehren feiern wir das Martinsfest. Wer war eigentlich dieser heilige Martin? Eigentlich hieß er Martin von Tours. Geboren wurde er 316 oder 317 in Savaria, das damals zum römischen Reich gehörte und heute zu Ungarn. Sein Vater war ein römischer Offizier und deswegen musste auch Martin gegen seinen Willen zum Militär. Schon mit 15 Jahren wurde er als Leibwache bei Kaiser Konstantin eingestellt. Die gute Tat Während seiner Zeit als Soldat trug sich eine bekannte Geschichte zu, die wir heute im Lied "Sankt Martin" besingen. Der 17-Jährige war im Norden des heutigen Frankreichs stationiert. An einem eiskalten Tag im Winter ritt er gerade zum Stadttor hinaus, als er einen armen Mann traf, der keine Kleider anhatte. Der Bettler sprach ihn an und bat um Hilfe. Martin hatte außer seinen Waffen und seinem Mantel nichts bei sich, was er ihm hätte geben können. So nahm er kurzerhand sein Schwert und teilte den Mantel in der Mitte durch. Die eine Hälfte gab er dem Bettler, die andere legte er sich um die Schultern. In der folgenden Nacht hatte Martin einen Traum: Er sah Jesus, bekleidet mit dem halben Mantel, den er dem Bettler gegeben hatte. Für diese gute Tat wird Martin heute noch verehrt und soll ein Vorbild dafür sein, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Ein besonderer Gedenktag Übrigens: Während die Menschen vielen Heiligen an ihrem Todestag gedenken, macht der heilige Martin eine Ausnahme. Er starb am 8. November 397, man feiert ihn aber am 11. November. Das ist so, weil der 11. November schon vor vielen Jahrhunderten ein Feiertag für die Bauern war, so ähnlich wie ein Erntedankfest, an dem die geernteten Früchte bereits verarbeitet und die Arbeit des Sommers beendet war. Von Janina Mogendorf - katholisch.de 3

Noch immer aktuell Nicht nur aufgrund seines Wirkens, sondern auch wegen des Brauchtums rund um seinen Namen ist St. Martin heute einer der bekanntesten und beliebtesten Heiligen vor allem bei den Kindern. Jedes Jahr am 11. November ziehen sie mit bunten Laternen durch die dunklen Straßen und singen Martinslieder. Nicht selten werden sie dabei von einem Reiter mit römischem Helm und Purpurmantel begleitet, der an die berühmte Mantelteilung des Heiligen erinnert. Bekannt sind auch die Martinswecken als Gebäck und in einigen Regionen die Martinsfeuer. Der Brauch, Martinsgänse zu verzehren, ist schon einige Hundert Jahre alt: Einst war der 11. November der letzte Tag im Wirtschaftsjahr und zugleich der letzte Tag vor einer sechswöchigen vorweihnachtlichen Fastenzeit. Grund genug für die Menschen, ein Festmahl zu feiern. Noch heute müssen die Gänse für den Verrat ihrer gackernden Vorfahren büßen zumindest symbolisch. Rund um den Martinstag am 11. November landen immer noch unzählige der gefiederten "Verräter" im Bräter. (gho/msc/luk) katholisch.de Martinslegende Der heilige Martin von Tours (lateinisch Martinus) wurde um 316/317 in Steinamager (liegt im heutigen Ungarn) geboren. Sein Vater war dort römischer Offizier und wurde später nach Pavia (Italien) versetzt. Dort wuchs Martin auf. Es entsprach der damaligen Tradition, dass Martin als Sohn eines Offiziers im Alter von 15 Jahren ebenfalls Soldat wurde. Er trat bei einer römischen Reiterabteilung in Gallien ein. Im Jahr 334 war Martin als Gardeoffizier in Amiens (Frankreich) stationiert. An einem kalten Winterabend ritt Martin auf die Stadt zu. Auf den Straßen lag dicker Schnee. Martin trieb sein Pferd an. Durch den schnellen Ritt, so hoffte er, würden Pferd und Reiter warm werden. Plötzlich scheute sein Pferd. Da lag etwas am Straßenrand. War es ein Tier oder ein Mensch? Vorsichtig kam Martin näher. Da hörte er ein leises Stöhnen. Es war ein Bettler, nur spärlich mit Lumpen bekleidert. 4

Der Mann wimmerte vor Kälte. Ich friere so, jammerte er und streckte Martin zitternd die Hand entgegen. Martin zögerte nicht lange; er zog sein Schwert und schnitt damit den weiten Soldatenmantel entzwei. Dann reichte er die eine Hälfte den Bettler: Den schenk ich dir! Martin legte die andere Hälfte des Mantels um sich, trieb sein Pferd an und ritt, noch ehe der Bettler sich bedanken konnte, davon. In der folgenden Nacht erschien ihm im Traum Christus, mit dem halben Mantel bekleidet, den er den Bettler gegeben hatte. Er sagte zu der Heerschar der Engel, die ihn begleitete: Martinus, der noch nicht getauft ist, hat mich bekeidet. Dieser Traum beeindruckte Martin so sehr, dass er sich taufen liess. Im Jahre 356 quittierte Martin seinen Dienst beim Kaiser, um fortan Gott zu dienen. Er wird Missonar und später dann zum Priester geweiht. Er beeindruckte durch sein frommes Büßerleben und seine vielen Wundertaten das Volk so tief, dass es ihm zum Nachfolger des Bischofs von Tours erwählte. In seiner Bescheidenheit und aus Angst vor der hohen Verantwortung, so erzählt die Legende, wollte er dieser Würde entgehen und versteckte sich in einem Gänsestal. Die Gänse aber schnatterten so laut und aufgeregt, dass Martin doch entdeckt wurde. Daraus ist der Brauch der Martinsgans entstanden: Als Strafe werden daher an seinem Gedenktag Gänse verspeist. Auf Drängen der Bevölkerung wurde Martin schließlich am 04. Juli 372 in Tours zum Bischof geweiht. Martin fügte sich in sein Amt und übte dieses unbekümmert um Lob und Tadel aus. Seinem einfachen Mönchsleben treu bleibend, lebte er als Bischof in einem Kloster an der Loire, in dem christliche Missionare ausgebildet wurden. Kinder ziehen zum Gedenken an den heiligen Martin mit Laternen durch den Ort. Oft werden Sie von einem Reiter mit einem roten Mantel begleitet, der den heiligen Martin darstellen soll. Bei dem Umzug werden Martinslieder gesungen. Vor dem Umzug wird oft ein Martinsspiel aufgeführt. Zum Abschluss gibt es häufig einen Stutenkerl aus Hefeteig mit Rosinen. St. Martin und die Gänse Nach seiner Begegnung mit dem Bettler erschien Jesus Martin im Traum: Ich war der Bettler, den du geholfen hast. Danke. Daraufhin fasste Martin den Entschluss, die Armee zu verlassen. Er ließ sich taufen und wurde Mönch. Später ging Martin nach Frankreich. Im Jahr 361 siedelte er sich an dem Ort Ligugé an: Dort gründete er ein Kloster. Wegen seiner bescheidenen Lebensweise und seiner frommen, gerechten und hilfsbereiten Art wurde Martin schnell sehr beliebt. Als im Jahr 371 der alte Bischof von Tours starb, wollte die Bevölkerung Martin zum neuen Bischof machen. Aber Martin wollte nicht. Er fühlte sich nicht würdig, Bischof zu werden. Er wollte nicht in einem Palast leben, keine edlen Gewänder, Ringe und Ketten tragen. Das war nicht seine Welt. Ein Bürger mit dem Namen Rusticus versuchte mit einem Trick, Martin in die Stadt Tours zu locken. Er warf sich Martin vor die Füße und behauptete, seine Frau wäre krank. Martin müsse mitkommen, denn nur er könne ihr Leben retten. Die Bürger von Tours hatten sich entlang des Weges aufgestellt und geleiteten Martin in die Stadt. In Tours hatten sich bereits viele Menschen zur Bischofswahl eingefunden. Martin wäre der Richtige für das Bischofsamt, so war die überwiegende Meinung. Einige wenige waren damit nicht einverstanden. Darunter auch etliche Bischöfe, die zur Einsetzung des neuen Bischofs herbeigerufen wurden. Sie meinten, jemand von so kümmerlichem Aussehen mit schmutzigem Kleid und ungepflegten Haaren sei nicht würdig, Bischof zu werden. 5

Während der Diskussion entfernte sich Martin unbemerkt. Er wollte so der Bischofsernennung zu entgehen. Da er keinen geeigneteren Ort fand, um sich zu verstecken, suchte er Zuflucht in einem Gänsestall. Er hoffte, dort bis zum Anbruch der Dunkelheit bleiben zu können. Vielleicht würde sich die Aufregung um seine Person wieder legen und er könnte der bescheidene Mönch bleiben, so spekulierte er. Als Martin in den Gänsestall eintrat, schnatterte das Federvieh, was die Schnäbel hergaben. So wurde er schnell gefunden. Martin deutete das als Zeichen Gottes, die Aufgabe zu übernehmen. Er willigte schließlich ein und wurde Bischof von Tours. Martin zog allerdings nicht in den Bischofspalast, sondern blieb in seiner Einsiedelei wohnen. Vier Jahre später wurde dort das Kloster Marmoutier gegründet. St. Martinus, der fromme Reitersmann Autor: Peter Rosegger Der heilige Martin ist einmal an einem späten Abend über die Heide geritten. Steinhart ist der Boden gefroren, und das klingt ordentlich, sooft das Ross seinen Fuß in die Erde setzt. Die Schneeflöcklein tänzeln umher, kein einziges vergeht. Schon will die Nacht anbrechen, und das Ross trabt über die Heide, und der Reitersmann zieht seinen weiten Mantel zusammen, so eng es hat gehen mögen. Und wie er so reitet, da sieht er auf einmal ein Bettelmännlein an einem Stein, das hat nur ein zerrissenes Jöpplein an und zittert vor Kälte und hebt sein betrübtes Auge auf zum hohen Ross. Huh! Und wie das der Reiter sieht, hält er sein Tier an und ruft zu dem Bettler nieder: Ja, du lieber, armer Mann, was soll ich dir reichen? Gold und Silber hab ich nicht und mein Schwert kannst du nimmer brauchen. Wie soll ich dir helfen? Da senkt der Bettelmann sein weißes Haupt nieder gegen die halb entblößte Brust und tut einen Seufzer. Der Reiter aber zieht sein Schwert, nimmt seinen Mantel von den Schultern und schneidet ihn mitten auseinander. Den einen Teil lässt er hinabfallen zu dem armen zitternden Greise: Hab vorlieb damit, 6

mein notleidender Bruder! Den anderen Teil des Mantels schlingt er, so gut es geht, um seinen eigenen Leib und reitet davon. Wie der Reitersmann nachher in der Nacht daheim auf seinem harten Polster ruhsam schläft, kommt derselbe Bettler von der Heide zu seinem Bett, zeigt ihm lächelnd den Mantelteil, zeigt ihm die Nägelwunden an den Händen und zeigt ihm sein Angesicht, das nicht mehr alt und kummervoll ist, sondern strahlt wie die Sonne. Der Bettelmann auf der Heide ist der liebe Gott selber gewesen. www.festgestaltung.de/st_martin/legende1/ Dieters Sammlung Feste/Feiern 3 Farbfotos Internet Ökumenisches Heiligenlexikon Martin von Tours Gedenktag katholisch: 11. November gebotener Gedenktag Der Brauch der Martinsgans, die man vielerorts zum Martinsfest verzehrt, basiert auf dem Martinstag als Hauptzinstag: am Martinstag begann das neue Wirtschaftsjahr des Bauern, an das Gesinde wurden die Löhne bezahlt, Pachtverträge wurden geschlossen, Steuern abgeführt, Knechte und Mägde konnten - wie an Lichtmess - den Dienstherrn wechseln. Zu Martini wurde das Vieh geschlachtet, das wegen knapper Vorräte nicht den ganzen Winter hindurch gefüttert werden konnte: dazu gehörten die Gänse; so ergab sich der Brauch, am Martinstag, vor dem großen Fasten im Advent, Gänsebraten zu essen; früher begann die Adventszeit am 12. November als 6-wöchige Fastenzeit ähnlich der Passionszeit. Die Gans war auch eine bevorzugte Zinsbeigabe an den Grundherrn, Tribute waren oft bezahlbar in Form von Gänsen. Später erzählte man Legenden, in denen Martin mit Gänsen in Verbindung gebracht wurde. 7

István Dorfmeister (1729-1797): der glorifizierte Martin Quelle: http://www.hung-art.hu/english/d/dorffmai/muvek/index.html In Gegenden, wo Weinbau betrieben wurde, war es üblich, am 11. November den Helfern bei der Weinlese vom Winzer eine Lesgans zu schenken. Mancherorts zogen die Kinder singend von Tür zu Tür, um Geschenke zu erbitten: Äpfel, Nüsse und Gebäck. Mitunter gab es auch Gans-Wettkämpfe in Form des Ganslreißens, Ganslschießens und Ganslschlagens. Neben der Martinigans gab es auch das Martinischwein. In manchen Gebieten entzündete man Martinifeuer; die heutigen Kinderlaternen zu Martini sind ein Relikt davon. In Süddeutschland wurden in den Kirchen Brote geweiht und hernach an die Armen verteilt. Ein Pieter Brueghel dem Jüngeren zugeschriebenes Bild aus der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien stellt das Armenbrauchtum zu Martini dar: in den Niederlanden war es am 11. November üblich gewesen, an die Bettler Wein auszuschenken. Oft gab es zu Martini in weiten Teilen Europas ausgelassene Trinkgelage; in Frankreich wandte sich schon im 6. Jahrhundert die Synode von Auxerre gegen die feuchtfröhlichen Exzesse der Martinijünger; aus Dörfern in Mähren ist bekannt, dass noch im ausgehenden 19. Jahrhundert der junge Wein nach demjenigen benannt wurde, der am Martinitag den größten Rausch davon getragen hatte. So etwa hieß er Gustlwein, Sepplwein oder Franzlwein. Bauernregeln: St. Martin ist ein harter Mann / für den, der nicht bezahlen kann. Ist es um Martin trüb', / wird der Winter gar nicht lieb. Martinstag trüb, macht den Winter lind und lieb; / ist er hell, macht er das Wetter zur Schell! 8

Nach Martinitag viel Nebel sind, / so wird der Winter meist gelind. Ist St. Martin trüb, wird der Winter lieb. / Ist St. Martin hell, wird er kalt für Äll'. usw. Wandgemälde, um 1520 in der Liebfrauenkirche in Oberwesel Joachim Schäfer - <a href="www.heiligenlexikon.de">ökumenisches Heiligenlexikon</a> bitte weiterlesen: https://www.heiligenlexikon.de/biographienm/martin_von_tours.htm Joachim Schäfer: Artikel Martin von Tours, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon - https://www.heiligenlexikon.de/biographienm/martin_von_tours.htm, abgerufen am 31. 10. 2017 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.info/969828497 abrufbar. Ein schöner Brauch, der sich bis heute (2017) gehalten hat. Hier in Düsseldorf wird der St. Martinstag sehr schön volkstümlich mit Pferd und Reiter und vielen KinderUmzügen begangen. Helga Sobek Nov. 2017 9