Text/Thema 1. Kor. 12, 4-11 Besonderes Ökum. Gottesdienst St. Barbara Littenweiler Notizen Lieder Autor Pfr. Jörg Wegner

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1. Korinther 12, 4-11: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Transkript:

Datum / Pfingstmontag 2016 Sonntag Text/Thema 1. Kor. 12, 4-11 Besonderes Ökum. Gottesdienst St. Barbara Littenweiler Notizen Lieder Autor Pfr. Jörg Wegner Gnade und Friede sei mit euch von dem, der da war, der da ist und der da kommt. Amen TEXT (Einheitsübersetzung): 1. Kor. 12 4 Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. 5 Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. 6 Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. 7 Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. 8 Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem andern durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, 9 dem dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem andern immer in dem einen Geist die Gabe, Krankheiten zu heilen, 10 einem andern Wunderkräfte, einem andern prophetisches Reden, einem andern die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem andern verschiedene Arten von Zungenrede, einem andern schließlich die Gabe, sie zu deuten. 11 Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will. 12 Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. 13 Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. 1

Lehmann 80. Geb.: (geb 16.05.1960) "Je geringer die Differenzen geworden sind, umso schwieriger kann der Dialog werden." Zugleich warnte Lehmann vor "Resignation, weil der ökumenische Frühling vorüber" sei. Es gehöre zur Nüchternheit und Glaubwürdigkeit ökumenischer Arbeit, "dass man sich des bleibenden Wegcharakters bewusst sein muss". So betrachtet, haben wir einen langen, erfolgreichen Weg hinter uns. Aber es ist wie beim Bergwandern. Wir haben manche Berge bezwungen, aber jetzt stehen wir vor einer letzten Steilwand. Da geht es langsamer, da muss man auch einmal zurücksetzen und wieder neu aufbrechen. Interview FAZ 14.05.2016 Ökumenisch sieht Lehmann aktuelle weder Eiszeit noch Feuer. Aber immerhin noch eine Glut, die unter derasche jederzeit wieder zum Glühen gebracht werden kann. (BZ 14.05.16) Der Kardinal kritisierte, dass es "eine falsche Höflichkeit" gebe. Unangenehmen Wahrheiten sei man aus dem Weg gegangen, und das gemeinsam Erarbeitete sei nicht energisch umgesetzt worden. Lehmann wörtlich: "Je geringer die Differenzen geworden sind, umso schwieriger kann der Dialog werden." Zugleich warnte Lehmann vor "Resignation, weil der ökumenische Frühling vorüber" sei. Es gehöre zur Nüchternheit und Glaubwürdigkeit ökumenischer Arbeit, "dass man sich des bleibenden Wegcharakters bewusst sein muss". Enttäuschungen und manchmal rückläufige Tendenzen seien unvermeidlich. Dpa 14.05.16 "Einzigartige Verdienste um die Ökumene" Der Mainzer Bischof und langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, wird mit der Martin-Luther Medaille der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgezeichnet. Damit werden seine "einzigartigen Verdienste um die Ökumene in Deutschland" gewürdigt, wie die Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag in Hannover erklärte. Lehmann wird am Pfingstmontag 80 Jahre alt. Er selbst geht davon aus, dass Papst Franziskus seiner Bitte um Entpflichtung vom Mainzer Bischofsamt an diesem Tag entspricht. Er ist der erste katholische Träger des evangelischen Preises. KNA 13.05.16 Liebe ökumenische Gemeinde, wer hätte das gedacht! Der Gang durch die Pforte der Barmherzigkeit des Freiburger Münsters verleiht Ablass vom Fegefeuer für Lebende und Verstorbene. Selbst mancher Katholik kommt da ins Staunen. Und wenn unser evangelischer Landesbischof dort hindurch geht, mag er sich erinnern, wie sein Kirchenvater Luther vor fast 500 Jahren gegen den Ablass zu Felde gezogen ist und am Ende die Kirche gespalten da stand. Die evangelische badische Landeskirche hat auf ihrer gerade vergangenen Synode die Trauung schwuler und lesbischer Paare ermöglicht. Das steht nicht zuletzt im krassen Gegensatz zum katholischen Eheverständnis. 2

Der Papst und gerade so einer wie Franziskus hat auch unter Protestanten viele Verehrer. Aber von seiner Unfehlbarkeit wollen Protestanten nichts wissen. Die Evangelischen sind mit ihrer demokratischen Form von Kirche auch für viele Protestanten nicht wirklich als Kirche erkennbar. Wir seien dem Zeitgeist mehr verpflichtet, als dem Geist Gottes. So könnte ich fortfahren und eine Litanei der Unterschiede unserer Kirche herbeten. Wir reden in den ökumenischen Zirkeln oft davon, wie wenige Unterschiede es noch gibt. Zumindest die Basis sieht das so und pflegt ihr geschwisterliches Miteinander. Gott sei es gedankt! Ist das immer gut auf die vielen Gemeinsamkeiten zu starren, die uns verbinden? Oder täte es manchmal auch das Bekenntnis zu den Unterschieden gut? Manchmal habe ich den Eindruck, unsere Ökumene gerät in den Zustand einer langen und verträglichen Ehe. Das weiß der eine schon längst, was der andere denkt und sagt. Wirklich Neues geschieht aber auch nicht mehr. Und man arrangiert sich in unaufgeregtem Miteinander. Das kann ermüden. Heute feiern manche kirchlichen Persönlichkeiten ihren Geburtstag. Besonders ans Herz legen will ich uns den von Kardinal Lehmann. Er feiert heute seinen 80ten. Und er sagt zu unserem Thema: "Je geringer die Differenzen geworden sind, umso schwieriger kann der Dialog werden." Zugleich warnt Lehmann vor "Resignation, weil der ökumenische Frühling vorüber" sei. Es gehöre zur Nüchternheit und Glaubwürdigkeit ökumenischer Arbeit, "dass man sich des bleibenden Wegcharakters bewusst sein muss". 3

Die ökumenische Bewegung hatte zur Zeit des II. Vatikanischen Konzils Schmetterlinge im Bauch. In den 70 und 80 Jahren gab es wieder viel Aufbruchstimmung: Kirchentage, Taizé, Limaliturgie; Theologie der Befreiung... Das sind Stichworte, mit denen ich theologisch aufgewachsen bin. Die, die heute in unseren Gemeinden die Ökumene tragen und vorantragen sind ebenso von diesen Zeiten geprägt. Wir dürfen sehr dankbar sein für unsere ökumenischen Begegnungen und Initiativen, für den Ökumenekreis, den Salzladen und Gottesdienste wie diesem. Da ist Ökumene ein Stück Alltag geworden. Gerade der Alltag birgt die Gefahr der Gewöhnung mit dem Nebeneffekt der Ermüdung. Vielleicht steht auch die Enttäuschung dahinter, dass zumindest in den oberen Kirchenetagen die Einheit der Kirche nicht obere Priorität hat. Werden wir noch erleben, dass wir gemeinsames Abendmahl offiziell feiern dürfen? Oder reicht uns die folgenlose Beteuerung, wie einig und einheitlich wir doch in vielen Dingen sind? "Je geringer die Differenzen geworden sind, umso schwieriger kann der Dialog werden." sagte doch Kardinal Lehmann. Es täte uns gut einmal die Unterschiede auf den Tisch zu legen und zu betrachten. Einheit und Einheitlichkeit ist nicht dasselbe. Ist nicht die Einheitlichkeit sogar der Feind einer lebendigen Einheit? Was wir im 1. Kor. gelesen haben ermutigt uns, einmal die Unterschiede zu betrachten bis hin zu dem, was uns vermeintlich trennt. Ich habe das eingangs versucht. Es gibt in der Ökumene unterschiedliche Traditionen und Anschauungen. Ich lerne hier aus der Bibel, dass das der Einheit nicht 4

entgegensteht. Denn der Geist Gottes begründet die Einheit. Einheit wird nicht begründet durch Gleichschritt und Uniformität. Das sollte die fundamentale Erkenntnis werden. Und dann dürfen wir beginnen, zu sagen, was uns fremd ist, was uns ärgert, was wir nicht verstehen. 6 Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. 7 Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Das ist unser Satz für eine lebendige Ökumene, die die verschiedenen Kräfte als Kräfte entdeckt, als Energie. Wir können sie wirken lassen im Wissen und Vertrauen darauf, dass Gott alles in allem wirkt. Und in Christus ist die Einheit längst da. Das Bekenntnis zu ihm ist auch das Bekenntnis zu dieser Einheit. Die ist nicht Menschenwerk, sondern Gotteswerk. Da können wir mit unserer Ökumene nur hinterher laufen. Zugleich ist das aber auch Verpflichtung. Wir gehen nicht hin und hauen auf den Tisch, was wir als Unterschied empfinden und streiten uns darüber wie zu Zeiten der Reformation. Nein, es gibt einen feinen Unterschied, den der Korintherbrief setzt: Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Das, was Gott mit den unterschiedlichen Konfessionen auf den Weg gebracht hat, das was er damit offenbaren wollte, bleibt dem Ganzen verpflichtet. Es soll dem anderen nützen, damit wir gemeinsam auf die Spur kommen, was Kirche unter den Bedingungen der Gegenwart sein soll. Ökumene steht darum nicht zu Disposition, sie ist Auftrag Gottes, damit alle eins sind. 5

Unterschiedliche Zugänge können da für die gemeinsame Erkenntnis hilfreicher sein, als theologische lupenreine Einheitspapiere. Der Perspektivwechsel, der uns möglich gemacht wird, ist der von denn trennenden Unterschieden zu den geeinten Unterschieden. Eine katholische Kirche ist ein Kirche, die mit den geeinten Unterschieden eine im griechischen Wortsinn allumfassende Kirche ist. Sie erlaubt die verschiedenen Formen, Denkweisen und Glaubensweisen, die ohnehin auch innerhalb der Konfessionsmauern gelebt werden. Allumfassend ist dann nicht das Bild einer Hand, die alles im Griff hat. Es ist die Vision einer Kirche, die eine große Freiheit und ein Herz, das alles umfasst, was in ihr gelebt und geglaubt wird. Allumfassend ist dann kein Begriff der einengende Macht, sondern der Weite und Freiheit, die der Geist Gottes schenkt. Insofern bekenne ich mich zu einer katholischen Kirche. Und ich weiß zugleich, dass die heutige römische Variante der katholischen Kirche auch zutiefst evangelische Kirche ist. Wir dürfen die Unterschiede benennen und betrachten und die Botschaft hören, die sie uns sagen wollen. Im Geist Gottes ist der Unterschied dann nicht Bedrohung, sondern Bereicherung. Der eine Leib der Kirche ist ein so vielgestaltiger Leib. Und es ist schön, Teil davon zu sein. Die Ökumene an der Basis trägt insbesondere die Gnadengabe, das Charisma der Vielfalt in sich. Wir dürfen es leben in pfingstlichem Geist, der uns die Einheit schon geschenkt hat und die Vielfalt freisetzt. Viele Sprachen und doch ein großes Verstehen wie Pfingsten in Jerusalem. 6

Die Taufe ist das Grundsakrament dieser Einheit und Vielfalt. Paulus sagt es uns so: Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. Aber auch dem pfingstlichen Aufbruch der ersten Gemeinde stand auch bald die Ernüchterung gegenüber. Kardinal Lehman stellt in Sachen aktueller Ökumene fest: Wir haben manche Berge bezwungen, aber jetzt stehen wir vor einer letzten Steilwand. Da geht es langsamer, da muss man auch einmal zurücksetzen und wieder neu aufbrechen. Kardinal Lehman bekam zum Geburtstag als erster katholischer Christ die Luthermedaille der evangelischen Kirche verliehen. Schenken wir ihm heute zum 80. ten unseren Willen, die Steilwand nicht zu scheuen, sondern an unserer geschwisterliche Ökumene in Freiburger Osten festzuhalten. Amen Amen 7