BK 5 Fachbereich: ABU Thema: Gesundheit und Krankheit Lebensgestaltung

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Transkript:

Pflegeschule Bildungszentrum Kirchstrasse 1 für Gesundheit 8750 Glarus Fachfrau/Fachmann Gesundheit BK 5 Fachbereich: ABU Thema: Gesundheit und Krankheit Lebensgestaltung SKRIPT SEXUELL ÜBERTRAGBARE INFEKTIONEN Es gibt Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten), die beim Sex von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Diese lösen die sexuell übertragbaren Infektionen aus. Im Englischen spricht man von STI (sexually transmitted infections) oder auch von STD (sexually transmitted diseases). Im Deutschen benutzt man immer öfter auch einfach die Abkürzung STI. Die meisten dieser Infektionen lassen sich gut behandeln oder sogar heilen, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Beschwerden wie Juckreiz, Brennen oder Ausfluss im Genitalbereich können Anzeichen für eine sexuell übertragbare Infektion sein. Wenn solche Anzeichen auftreten, ist es wichtig, sich rasch ärztlich untersuchen und behandeln zu lassen. Wer sich mit einer STI angesteckt hat, kann die Infektion beim Sex an andere Personen weitergeben. Wenn der Arzt oder die Ärztin eine STI feststellt, ist es deshalb wichtig, Partnerinnen oder Partner darüber zu informieren. Auch wenn diese keine Symptome haben, können sie sich angesteckt haben. Deshalb sollten sie sich ebenfalls untersuchen und allenfalls behandeln lassen. Das Risiko einer Infektion mit einer STI steigt mit der Anzahl Sexpartner. Wer mehrere Sexpartner hat (fünf oder mehr pro Jahr) sollte sich einmal im Jahr auf sexuell übertragbare Infektionen untersuchen lassen. Das gilt auch, wenn man keine Symptome hat. Unerkannte und unbehandelte Infektionen können schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben. Das Humane Immunschwäche-Virus (HIV oder auch HI-Virus) ist wohl der bekannteste sexuell übertragbare Krankheitserreger. Eine Ansteckung mit HIV ist behandelbar, aber nicht heilbar. Eine HIV-Infektion verläuft normalerweise ohne spezifische Symptome, das heisst, man spürt und sieht nicht, dass man sich angesteckt hat. Es ist aber möglich, dass Symptome einer sogenannten «Primoinfektion» kurz nach der Ansteckung auftreten. Diese werden oft nicht erkannt, weil sie ähnlich sind wie die Anzeichen einer Grippe (beispielsweise Fieber, vergrösserte Lymphknoten, starke Müdigkeit und Ähnliches). Treten diese Symptome wenige Tage bis vier Wochen nach einer Risikosituation (siehe unten) auf, ist dies ein Grund, sich umgehend bei einer spezialisierten Beratungsstelle (siehe unten) oder bei einem Arzt oder einer Ärztin zu melden und einen HIV-Test machen zu lassen. Bleibt eine HIV-Infektion einen längeren Zeitraum unentdeckt und unbehandelt, entwickelt sich daraus die Krankheit Aids. Aids ist die Abkürzung von «Acquired Immunodeficiency Syndrome», auf Deutsch erworbenes Immunschwächesyndrom. Aids als Folge einer HIV-Infektion führt unbehandelt zum Tod. Skript Sexuell übertragbare Infektionen, FaGe 11, Juli 2015 1

HIV-ÜBERTRAGUNG HIV wird nur beim Sex, bei der gemeinsamen Benutzung von Spritzen (beim intravenösen Drogenkonsum) oder Nadeln (beim Tätowieren oder Piercen) und während der Geburt oder beim Stillen von der Mutter auf das Kind übertragen. Risikosituationen für eine HIV-Übertragung beim Sex sind: - ungeschützter eindringender Geschlechtsverkehr (vor allem anal, aber auch vaginal) - selten Sperma oder Blut im Mund (beim Oralverkehr) Ob HIV überhaupt übertragen werden kann, hängt davon ab, ob der Partner respektive die Partnerin mit HIV angesteckt ist. Einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin kann man das nicht ansehen. HIV ist in der Bevölkerung nicht gleichmässig verteilt. Unter heterosexuell lebenden Menschen in der Schweiz ist HIV dank Prävention (STOP AIDS und LOVE LIFE) selten geblieben. Bei Menschen mit folgendem Hintergrund kommt die HIV-Infektion dagegen häufiger vor: - Unter Männern, die mit Männern Sex haben - Unter Menschen, die sich Drogen intravenös spritzen (oder gespritzt haben) - Unter Menschen, die in den letzten ca. 10 Jahren aus einem Land eingewandert sind, in welchem HIV in der ganzen Bevölkerung weitverbreitet ist (dies ist unter anderem in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, in der Karibik, in Osteuropa und in Südostasien der Fall) Wer kein Risiko eingehen will, schützt sich beim Sex immer mit Safer Sex, egal mit wem. Und für eine neue Beziehung gilt: Safer Sex mindestens für die ersten drei Monate. Wenn das Paar sich während dieser Zeit gegenseitig treu war, kann es sich gemeinsam beraten und testen lassen. Wenn beide HIV- und STI-frei sind, braucht es keine Kondome mehr, aber Regeln für den Fall, dass es ausserhalb der Beziehung zu sexuellen Begegnungen kommt. Trotz Safer Sex kommen jedoch Infektionen mit Erregern sexuell übertragbarer Infektionen vor. Sich infiziert zu haben ist keine Schande die Infektionen zu erkennen aber wichtig. Die meisten sexuell übertragbaren Infektionen lassen sich gut behandeln oder heilen, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. PRIMOINFEKTION Bei den meisten Menschen treten nach der Ansteckung mit HIV grippeähnliche Krankheitssymptome auf. Diese erste Phase nennt man «Primoinfektion». Diese gilt es ernst zu nehmen, denn einerseits sind frisch Infizierte viel ansteckender als später. Anderseits kann eine Soforttherapie unter Umständen dazu beitragen, dass die HIV-Infektion weniger Schaden anrichtet und langfristig vom Immunsystem besser kontrolliert werden kann. Wer in den ersten Wochen nach ungeschütztem Sex mit einer Person mit unbekanntem HIV-Status Grippesymptome aufweist, Skript Sexuell übertragbare Infektionen, FaGe 11, Juli 2015 2

sollte deshalb nicht nur einen HIV-Test machen lassen, sondern auch bis zu dessen Ergebnis keinen ungeschützten Sex haben. Häufige Symptome während der HIV-Primoinfektion (können einzeln und in Kombination auftreten): - Fieber - Müdigkeit, Abgeschlagenheit - Nachtschweiss - Stark geschwollene Lymphknoten, nicht nur im Halsbereich - Halsschmerzen - Hautausschlag Seltenere Symptome während der HIV-Primoinfektion: - Muskel- und Gelenkschmerzen - Durchfall, Übelkeit und Erbrechen - Schleimhautdefekte im Mund und am Genital Die Symptome klingen häufig nach zwei bis drei Wochen wieder ab. Sie dauern also eher länger als Symptome einer Grippe. Quelle: www.mycheckpoint.ch/de/generic/node/350, abgerufen am 13. 7. 2015 Skript Sexuell übertragbare Infektionen, FaGe 11, Juli 2015 3

Den besten Schutz vor der Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Infektion bietet Safer Sex, das heisst: 1. Beim eindringenden Verkehr immer Präservative (oder Femidom) verwenden. 2. Kein Sperma in den Mund, kein Sperma schlucken, kein Menstruationsblut in den Mund, kein Menstruationsblut schlucken. 3. Umgehend zum Arzt bei Jucken, Ausfluss oder Schmerzen im Genitalbereich sowie bei Grippesymptomen nach ungeschütztem Sex. TEST- UND BERATUNGSSTELLEN Bei Fragen, Unsicherheit oder Verdacht auf eine Ansteckung mit HIV oder mit einer anderen sexuell übertragbaren Infektion ist eine persönliche Beratung durch eine Fachperson sinnvoll. So kann geklärt werden, ob zum Beispiel ein HIV-Test und weitere Abklärungen nötig sind. VCT-Stellen (VCT steht für «Voluntary Counselling and Testing») sind anonyme Beratungs- und Teststellen, welche sich an die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) herausgegebenen Empfehlungen über die freiwillige HIV-Beratung und -Testung halten. In diesen Beratungsstellen ist sichergestellt, dass Klientinnen und Klienten eine individuell zu ihnen passende Beratung erhalten. Einzelne dieser Stellen sind auf Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), oder auf Migrantinnen und Migranten spezialisiert. Viele VCT-Beratungsstellen bieten auch Tests für andere sexuell übertragbare Infektionen an. Wer eine Risikosituation erlebt hat, soll sich für die Abklärung, ob eine Notfalltherapie sinnvoll ist, unverzüglich bei einer PEP-Beratungsstelle melden. PEP steht für «Post-Expositions-Prophylaxe» und ist eine wichtige Massnahme, um das Ansteckungsrisiko zu senken. Wer innerhalb von 48 Stunden je früher, desto besser nach dem Kontakt mit dem HI-Virus eine Notfall-Therapie beginnt, hat Chancen, sich nicht mit dem HI-Virus anzustecken. Die Notfall-Therapie PEP wird nur in ausgewiesenen Stellen abgegeben. Diese Stellen sind üblicherweise den grossen Spitälern angegliedert. Die Checkpoints für Männer, die Sex mit Männern haben, bieten ebenfalls eine PEP an. Der Risiko-Check (www.lovelife.ch/de/risiko-check) gibt eine grobe Einschätzung, ob man sich bei einer PEP-Stelle melden soll. Quelle: Bundesamt für Gesundheit, www.lovelife.ch, 13.7.2015 Skript Sexuell übertragbare Infektionen, FaGe 11, Juli 2015 4

Arbeitsaufträge Skript (Partnerarbeit) Notieren Sie sich alle Ergebnisse. 1. Lesen Sie das Skript. 2. Bei Verständnisschwierigkeiten besprechen Sie sich mit der Arbeitspartnerin/dem Arbeitspartner. 3. Erstellen Sie eine Tabelle mit den STI: Name, Übertragungswege, Schutz, Behandlung. Die Faktenblätter auf www.lovelife.ch/de/hiv-co/infektionen helfen Ihnen dabei. 4. a) Warum spielt die Primoinfektion bei einer HIV-Infektion eine so wichtige Rolle? Nennen Sie zwei Gründe. b) Erklären Sie einander die Grafik Entwicklung einer nicht-therapierten HIV-Infektion in Fachsprache (der Text auf der Website www.mycheckpoint.ch/de/generic/node/350 hilft Ihnen dabei, falls Sie nicht weiterkommen). 5. Machen Sie den Risiko-Check auf www.lovelife.ch/de/risiko-check. 6. Schauen Sie sich die aktuelle Love-Life-Kampagne an (www.lovelife.ch/de/kampagne/aktuelle-kampagne). Wie wirkt die Kampagne auf Sie? Was finden Sie gut daran, was weniger? 7. Vergleichen Sie die aktuelle mit den älteren Kampagnen (www.lovelife.ch/de/kampagne/archiv). Welche Änderungen gab es in den Kampagnen während der letzten fast drei Jahrzehnte? Stellen Sie Vermutungen auf, warum es diese Veränderungen gab. Skript Sexuell übertragbare Infektionen, FaGe 11, Juli 2015 5