Standardeinsatzregeln (SER) Atemschutz-Notfallmanagement

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SER Atemschutz-Notfallmanagement Standardeinsatzregeln (SER) Atemschutz-Notfallmanagement Stand: 01.04.2017 Vorwort: Standardeinsatzregeln (SER) sollen eine einheitliche Aus- und Fortbildung und darauf basierend eine einheitliche Vorgehensweise bei Einsätzen ermöglichen. Dies ist besonders dann von Bedeutung, wenn die eingesetzten Einheiten aus ständig wechselndem Personal mit ständig wechselnden Führungskräften bestehen und im Einsatzfall in Abhängigkeit von Einsatzort und Verfügbarkeit in unterschiedlicher Zusammensetzung an einer Einsatzstelle gemeinsam tätig werden müssen. Hier ist es von unschätzbarem Vorteil, wenn die Vorgehensweisen für Standardsituationen bereits im Vorfeld festgelegt sind und von allen Einsatzkräften beherrscht werden. Dies führt letztendlich zu einer Optimierung der Einsatzabläufe und schafft für die Einsatzkräfte eine nicht zu unterschätzende Handlungssicherheit, auch in besonderen Stresssituationen. 1. Inhalt und Zweck Diese SER regeln die Bereitstellung, Aktivierung und den Einsatz des Sicherheitstrupps sowie ergänzende Maßnahmen zum Atemschutz-Notfallmanagement und stellen die Grundlage für eine einheitliche Aus- und Fortbildung dar. 2. Geltungsbereich Diese SER gelten für alle Einsätze und Übungsdienste der Feuerwehr Othfresen, bei denen umluftunabhängige Atemschutzgeräte eingesetzt werden. Aufgrund der Lage kann durch den Einsatzleiter davon abgewichen werden. 3. Begriffe Sicherheitstrupp (SiTr): Ein mit Atemschutzgeräten ausgerüsteter Trupp, der verunfallte oder in Not geratene Einsatzkräfte unter Atemschutz sucht, auffindet und in Abhängigkeit der Lage die Rettung bzw. Hilfsmaßnahmen einleitet. Er führt die notwendige Ausrüstung zum Auffinden und evtl. schnellen Retten von Verunfallten und zusätzlich eine Möglichkeit zur Luftversorgung mit. Atemschutznotfall: Alle Situationen, welche außerhalb des üblichen und sicheren Vorgehens von Atemschutzgeräteträgern (AGT) liegen und die Sicherheit eines Atemschutzgeräteträgers / Trupps gefährden. Beispiele: Luftnot, Orientierungsprobleme, abgeschnittener Rückzugsweg SER Atemschutznotfalltraining Seite 1

Atemschutzunfall: Situation, in welcher mindestens ein AGT aufgrund von innerer oder äußerer Einwirkung geschädigt wurde. Sofortrettung: Beschreibt die Sofortrettung der / des verunfallten AGT aus akuter Lebensgefahr ohne besondere Rücksicht auf dadurch evtl. entstehende Sekundärverletzungen des AGT. Alternative zur Sofortrettung wäre der Tod des / der Verunfallten bzw. das Erleiden schwerster Verletzungen. schonende Rettung: Rettung verunfallter AGT mit weiteren Hilfsmitteln mit dem Ziel, sekundäre Schädigungen des Verunfallten weitgehend zu vermeiden. Kann nur durchgeführt werden, wenn das Leben des Verunfallten nicht akut bedroht ist. 4. Durchführung 4.1. Verhalten in Notfällen Ein Atemschutznotfall stellt eine besondere Stresssituation dar. Jeder AGT muss daher bestimmte Handlungsabläufe beim Eintritt eines Atemschutznotfalls verinnerlichen, um eine mögliche Rettung nicht zu verzögern bzw. zu ermöglichen. Grundsätzlich muss versucht werden, so ruhig und besonnen wie möglich zu reagieren. Um den Luftverbrauch zu reduzieren muss so ruhig wie möglich geatmet werden und jede unnötige Anstrengung vermieden werden. Sobald ein Atemschutznotfall bemerkt wird, ist das nicht betroffene Truppmitglied unverzüglich zu informieren. Es muss auf jeden Fall vermieden werden, dass sich der Trupp aufgrund von einsetzender Panik trennt und das nicht betroffene Truppmitglied ggf. das Fehlen des Betroffenen erst verspätet mitbekommt. Bei plötzlich eintretender Luftnot ist folgender Handlungsablauf zur Selbstrettung durchzuführen: Truppmitglied informieren Griff an das Flaschenventil, ggf. aufdrehen Griff an den Lungenautomaten, Luftdusche Leitungen überprüfen In den meisten Fällen kann so die Ursache für die plötzlich Luftnot (z.b. Schließen des Ventils durch Reibung an der Wand) festgestellt und ggf. behoben werden. Lässt sich die Luftnot nicht beheben, sollte der Betroffene möglichst tief am Boden weiteratmen, da dort noch die sauberste Luft vorherrscht. Sofern der Atemschutznotfall nicht umgehend selbst behoben werden kann, ist unverzüglich der MAYDAY-Notruf an den Gruppenführer Innenangriff abzugeben. Dieser beinhaltet: MAYDAY, MAYDAY, MAYDAY, betroffener Trupp (z.b. hier Angriffstrupp 58-1) Standort und Lagemeldung (z.b. Truppführer im 1. OG, 1. Raum rechts, mit Luftnot) MAYDAY, kommen! Nachdem der MAYDAY-Notruf abgegeben wurde herrscht auf dem betroffenen Funkkanal Ruhe. Lediglich der Gruppenführer Innenangriff nimmt Kontakt mit dem betroffenen Trupp bzw. mit dem Sicherheitstrupp auf. SER Atemschutznotfalltraining Seite 2

4.2. Stellen des Sicherheitstrupps Einsatz ohne Sicherheitstruppbedarf: An Einsatzstellen, bei denen eine Gefährdung von Atemschutztrupps auszuschließen oder bei denen die Rettung durch Feuerwehrangehörige ohne Atemschutz möglich ist, kann auf die Bereitstellung eines Sicherheitstrupp verzichtet werden. Einsatz mit Sicherheitstruppbedarf: Kommen Kräfte unter Atemschutz zum Einsatz und ist eine Gefährdung nicht auszuschließen (das gilt immer in Gebäuden oder Objekten, in die eingestiegen wird!), so ist gemäß FwDV 7 unverzüglich ein weiterer Trupp mit einer Mindeststärke 1/1 als Sicherheitstrupp mit Atemschutz auszurüsten. In der Regel soll der erste Sicherheitstrupp durch den Wassertrupp des HLF 20 (Florian GS 15-48-58) gestellt werden. Im weiteren Einsatzverlauf kann der Sicherheitstrupp auch durch einen anderen Sicherheitstrupp abgelöst und als weiterer Angriffstrupp eingesetzt werden. Das sollte allerdings nur zu einem taktisch sinnvollen Zeitpunkt geschehen (Austausch aller bisher eingesetzten und überwachten Trupps). In Abhängigkeit der Örtlichkeit (Anzahl der Zugänge, Ausdehnung des Objektes) und der Lage sind ausreichend Sicherheitstrupps zu stellen. 4.3. Ausrüstung des Sicherheitstrupps Für den Einsatz des Sicherheitstrupps ist bereitzustellen: grds. Ausrüstung wie Angriffstrupp (PSA, Funkgerät, Fw-Leine, Fw-Axt, Knickkopflampe) D-Schlauchtragetasche inkl. Hohlstrahlrohr Sicherheitstrupp-Tasche Für weitere unterstützende Trupps zur Rettung muss ggf. weitere Ausrüstung mitgeführt bzw. angefordert werden, z.b. Wärmebildkamera weitere Luftversorgung für alle möglicherweise betroffenen Truppmitglieder Rettungsmittel, wie Schleifkorbtrage erweitertes Brechwerkzeug 4.4. Phasen des Sicherheitstrupp-Einsatzes Bereitstellung des SiTr Tätigkeiten des SiTr während der Bereitstellung Aktivierung des SiTr im Falle eines Atemschutznotfalls Suchen und Auffinden des / der in Not geratenen AGT Lagefeststellung der Notfallsituation Entscheidung über Rettungsart Rettung des / der in Not geratenen AGT 4.4.1. Bereitstellung des SiTr Ausrüsten: Beim Eintreffen am Einsatzort bzw. nach Erteilen des entsprechenden Befehls hat sich der SiTr einsatzbereit auszurüsten. Die Persönliche Schutzausrüstung ist soweit anzulegen, dass ein unverzüglicher Einsatz möglich ist: Überjacke / -hose, Maske, Flammschutzhaube, Helm, Pressluftatmer angelegt, SER Atemschutznotfalltraining Seite 3

Lungenautomat noch nicht angeschlossen. Bei längeren Einsätzen und hohen Temperaturen können ggf. Helm und Flammschutzhaube griffbereit gehalten werden. Unverzüglich danach ist die o.g. Ausrüstung des SiTr am Verteiler oder am vom Gruppenführer Innenangriff bezeichneten Platz bereitzulegen. Eine eigene D-Leitung zum Selbstschutz ist vorzubereiten. Die SiTr-Tasche ist einsatzbereit zu machen. Dazu wird die Atemluftflasche komplett aufgedreht und die verlängerte MD-Leitung an das Y-Stück angeschlossen. Der SiTr lässt die notwendigen Daten von der Atemschutzüberwachung aufnehmen. 4.4.2. Tätigkeiten des SiTr während der Bereitstellung Der SiTr nimmt von Anfang an aktiv am Einsatz teil und versucht zu agieren, nicht nur zu reagieren. Dabei ist immer zu beachten: Möglichkeit, die Tätigkeit jederzeit für akuten SiTr-Einsatz zu unterbrechen Keine Tätigkeiten, für die Atemschutz benötigt wird (Luftvorrat!) keine körperlich anstrengenden Tätigkeiten (körperliche Frische!) keine Tätigkeiten, die eine Konzentration auf den Funkverkehr im Gebäudeinneren verhindern Grundsätzlich sollte der SiTr (sofern andere Kräfte nicht verfügbar) eine Anleiterbereitschaft mit tragbaren Leitern sicherstellen, sofern der Einsatzbereich oberhalb des Erdgeschosses liegt. Dazu wird eine Steckleiter an einem taktisch sinnvollen Ort (z.b. Gebäudeecke, Einsatzbereich des Angriffstrupps im Innern) einsatzbereit abgelegt. Zusätzlich kann ein Sprungretter bereit gelegt werden. Weitere Tätigkeiten sollten nach Möglichkeit nur der Vorbereitung eines Einsatzes als SiTr dienen: Entwickeln eines aktuellen Lagebildes bzw. umfassende Kenntnis über alle aktuellen und geplanten Maßnahmen und Ereignisse durch o Abhören des Funkverkehrs, o Verfolgung der Entsendung weiterer Trupps, o soweit möglich, Erkundung aller Zu- / Ausgänge, o Lesen des Brandes von außerhalb des Gebäudes. Wichtige zu erlangende Informationen sind z.b. o Anzahl, Auftrag und Position der eingesetzten Trupps, o Lage im Inneren des Gebäudes, o Ausmaß des Brandes, Ausbreitungsrichtung, etc., o getroffene weitere Maßnahmen, welche Auswirkungen auf den SiTr-Einsatz haben können (z.b. taktische Ventilation, Anleiterbereitschaft) o bereits erkannte und gemeldete Gefahrenstellen (Absturzkanten, besondere Gefahren durch gelagertes Gut oder Einbauten, etc.) 4.4.3. Aktivierung des SiTr bei einem Atemschutznotfall Der SiTr wird bei folgenden Sachverhalten vom Gruppenführer Innenangriff aktiviert: Vorliegen oder Annahme eines Atemschutznotfalls, nach einem aufgefangenen MAYDAY-Notruf, SER Atemschutznotfalltraining Seite 4

wenn keine Funkverbindung mehr mit dem eingesetzten Trupp vorhanden ist und auch von einem anderen Trupp keine Verbindung mehr hergestellt werden kann bzw. auf Rückfragen nicht mehr geantwortet wird, ggf. bei Auslösen von Notsignalgebern Der Gruppenführer Innenangriff tut dies durch eine klare und deutliche Befehlsgebung. Der Einsatzleiter ist von dem Notfall schnellstmöglich zu unterrichten. Auf die Lageeinweisung des SiTr durch den Gruppenführer Innenangriff ist besonderer Wert zu legen. Sie muss alle wichtigen Informationen (ggf. mit Hilfe der Atemschutzüberwachung) enthalten, darf aber nicht zu ausführlich sein. Schnelligkeit ist oberstes Gebot! Der SiTr rüstet sich dann vollständig aus, meldet sich bei der Atemschutzüberwachung ab und geht in den Einsatz. Es sind unverzüglich ein neuer SiTr und ein weiterer ggf. die Rettung unterstützender SiTr auszurüsten. In der Einsatzplanung sind entsprechend viele AGT als Reserve vorzusehen und ggf. frühzeitig nachzualarmieren. 4.4.4. Suchen und Auffinden des / der in Not geratenen AGT Grundsätzlich führt der SiTr eine Leine als Rückwegsicherung mit sich. Wenn es die Lage erfordert, muss der SiTr eine eigene Schlauchleitung vornehmen. Dies wird i.d.r. eine D- Leitung mit Schlauchtragetasche sein, um mobiler zu sein. Grundsätzlich geht der SiTr an der Rückwegsicherung des in Not geratenen Trupps entlang (Leine oder Schlauchleitung) und wendet dabei die üblichen Suchtechniken an. Auch eine akustische Ortung über die Ansprache des Trupps über Funk (ggf. Zählreihen) oder sofern vorhanden ausgelöste Notsignalgeber kann das Auffinden erleichtern bzw. beschleunigen. Sofern der Trupp nicht am Ende der Rückwegsicherung angetroffen wird, ist die nähere Umgebung abzusuchen, ohne die eigene Rückwegsicherung zu verlassen. Sofern einzelne Räume durchsucht werden müssen, erfolgt eine Türkennzeichnung mittels Wachskreide als diagonaler Strich (nach Betreten des Raumes) bzw. Kreuz (nach Verlassen des durchsuchten Raumes) in einem Kreis (zur Unterscheidung der Kennzeichnung der Angriffstrupps). Türkennzeichnung nach erster bzw. zweiter Suche SER Atemschutznotfalltraining Seite 5

4.4.5. Lagefeststellung der Notfallsituation Nach Auffinden der in Not geratenen / verunfallten AGT muss die Lage festgestellt werden. Der Führer des SiTr übernimmt vor Ort das Kommando. Zur Lagefeststellung wird ein Sehen Hören Fühlen Check (SHF-Check) durchgeführt. Dabei wird mit allen zur Verfügung stehenden Sinnen die Lage und der Allgemeinzustand des Verunfallten überprüft. Wichtige zu erhaltene Informationen sind z.b. Standort (Ausgänge, Geschoss, Umgebung, Gefahren, Fluchtmöglichkeiten Bewusstsein des Betroffenen (nicht-)vorhandene Atmung (nicht-)ausreichender Luftvorrat (aller Beteiligten) offenkundige Verletzungen Lage (des Verunfallten) Die Lagefeststellung muss schnellstmöglich durchgeführt werden. Nachdem eine Übersicht über die Lage vorhanden ist, wird eine kurze (!), prägnante Lagemeldung an den Gruppenführer Innenangriff abgesetzt, ggf. mit frühzeitiger Nachforderung von Personal und Material. 4.4.6. Entscheidung über Rettungsart Aufgrund der Indikation wird entschieden, welche Art der Rettung anzuwenden ist: Sofortrettung oder schonende Rettung. Indikation für eine Sofortrettung ist das Fehlen der sogenannten Vitalparameter (Bewusstsein, Atmung und Kreislauf) oder eine drohende schnelle Schädigung von außen. Die schonende Rettung kann in den anderen Fällen durchgeführt werden. Dazu wird ein weiterer unterstützender SiTr schnellstmöglich nachgefordert. Nach der Lagefeststellung und der Entscheidung über die Rettungsart wird die Rettung schnellstmöglich durchgeführt. 4.4.7. Rettung des / der in Not geratenen AGT Ja nach Lage wird der bzw. die verunfallten AGT lageangebracht gerettet. Der SiTr-Führer gibt klare Anweisungen zum Ablauf der Rettung. Bei einer Sofortrettung werden keine oder minimale Rettungsmittel (z.b. Bandschlinge) verwendet. Der Verunfallte wird unverzüglich in Sicherheit, zumindest aber aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich gebracht. SER Atemschutznotfalltraining Seite 6

Rettungstechniken zur Sofortrettung durch Schleifen an der Bebänderung, mit Bandschlinge oder mit der Fw-Axt Bei einer schonenden Rettung ist, sofern erforderlich (!), die Atemluftversorgung sicherzustellen, die Transportfähigkeit herzustellen (z.b. Einklemmung beheben) und bei der Rettung ein möglichst schonendes Transportmittel zu verwenden (Rettungstuch, nach Möglichkeit Schleifkorbtrage). Rettungstechniken zur schonenden Rettung mit Schleifkorbtrage oder Rettungstuch Ggf. kann eine Sofortrettung in eine schonende Rettung übergehen, wenn der verunfallte AGT aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich entfernt wurde, aber ein Verbringen ins Freie nicht ohne Folgeschäden / -verletzungen erfolgen kann. Bei beiden Rettungsarten muss aber das Bestreben sein, den Verunfallten so schnell wie (lageangebracht) möglich ins Freie zu verbringen, denn nur hier kann qualifizierte medizinische Hilfe erfolgen. 4.4.7.1. Sicherstellung der Atemluftversorgung Sofern lagebedingt eine unverzügliche Rettung eines verunfallten AGT ins Freie nicht möglich ist und der zu Ende gehende Luftvorrat oder defekte Atemschutztechnik einen Wechsel der Atemluftversorgung notwendig macht, stehen dem SiTr standardmäßig zwei Varianten durch die mitgeführte SiTr-Tasche zur Verfügung. Die wahrscheinlichste Variante ist das Umkuppeln der MD-Leitung. Dabei wird der Lungenautomat (LA) des Betroffenen von seiner MD-Leitung abgekuppelt und an die verlängerte MD-Leitung der SiTr-Tasche angekuppelt. SiTr-Mann überprüft, ob die Atemluftflasche geöffnet, die MD-Leitung aus der SiTr- Tasche am Y-Stück angekuppelt und die Schutzkappe entfernt ist. Dann entnimmt er die MD-Leitung. SiTr-Führer nimmt die Kupplung des LA vom verunfallten AGT in die eine Hand und bekommt die Kupplung der MD-Leitung aus der SiTr-Tasche vom SiTr-Mann in die andere Hand. SiTr-Mann greift an die bestehende Kupplungsverbindung des Verunfallten. Auf das Kommando Luft anhalten! löst er die Kupplung und gibt das Kommando Leitung frei! SiTr-Führer kuppelt nun den LA mit der MD-Leitung der SiTr-Tasche zusammen und gibt das Kommando Weiteratmen! SER Atemschutznotfalltraining Seite 7

Die MD-Leitung wird nun mit dem Karabiner am Verunfallten angebracht und somit zugentlastet. Sofern der LA oder die Maske des verunfallten AGT nicht mehr funktionstüchtig ist, wird die Atemluftversorgung durch Überziehen einer Rettungshaube sichergestellt. SiTr-Mann überprüft, ob die Atemluftflasche geöffnet, die MD-Leitung aus der SiTr- Tasche am Y-Stück angekuppelt und die Schutzkappe entfernt ist. Dann entnimmt er die Rettungshaube und schließt sie an die MD-Leitung an. SiTr-Führer nimmt den Helm des Verunfallten ab, bereitet ggf. die Maske zum Abnehmen vor und drückt diese an das Gesicht. Er gibt das Kommando Luft anhalten! und entfernt die Maske bzw. den LA (wenn die Maske auf bleiben soll). SiTr-Mann zieht die Haube über den Kopf und schnürt die Bebänderung am Hals zu. Dann gibt er das Kommando Weiteratmen! Die MD-Leitung wird nun mit dem Karabiner am Verunfallten angebracht und somit zugentlastet. 5. Führungsunterstützung Ein Atemschutznotfall stellt eine besondere Herausforderung an alle beteiligten Einsatz- und Führungskräfte dar. Daher sollte der Einsatzleiter / Gruppenführer Innenagriff folgendes beachten: Führungskreislauf erneut durchlaufen (neuer Gefahrenschwerpunkt durch Atemschutznotfall) Führen einer Lageskizze Nachalarmierung weiterer taktischer Einheiten (ausreichend AGT in Reserve, Brandbekämpfung muss auch fortgesetzt werden, ausreichend Rettungsmittel) ggf. Führungsstufe erhöhen (weitere Führungskräfte nachalarmieren) Bildung oder Neugliederung von Einsatzabschnitten (Atemschutznotfall als eigener Abschnitt) Verbrauchsmaterial nachfordern (PA, Verpflegung, Getränke, Spezialgerät) ggf. Pressegruppe aktivieren 6. Rechtsgrundlagen und Quellen FwDV 3, FwDV 7, UVV-Feuerwehr Cimolino, Atemschutz-Notfallmanagement Verteiler: Gemeindebrandmeister + Stellvertreter Ortsbrandmeister + Stellvertreter Gruppenführer 1. 3. Gruppe+ Stellvertreter Ausbildungsleiter Leiter Fachgruppe AGT Aushang Feuerwehrhaus Einsatzabteilung FFw Othfresen (per Email) Downloadbereich www.feuerwehr-othfresen.de SER Atemschutznotfalltraining Seite 8