Olympic Spirit Magazine. «Ich will gewinnen!» Glaube an dich. Plane deine Karriere. Lebe deinen Traum. Überwinde Hürden

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Olympic Spirit Magazine «Ich will gewinnen!» Glaube an dich Plane deine Karriere Lebe deinen Traum Überwinde Hürden

EDitorial Impressum Olympic Spirit Magazine 2. Jahrgang Ausgabe März 2013 Auflage: 12 500 Expl. Deutsch 2500 Expl. Französisch Herausgeberin: Swiss Olympic Ethik und Ausbildung Haus des Sports 3000 Bern 22 ausbildung@swissolympic.ch www.swissolympic.ch In Zusammenarbeit mit: Streit Marketing & Verlag Claudia Streit, Bischofszell Liebe Athletin, lieber Athlet Um deine Träume im Sport zu erreichen, ist es wichtig, dass du dir hohe Ziele setzt und deine Karriere früh und sorgfältig planst. Chefredaktion/Koordination: Peter Büchel/Sabrina Hofer Autoren: Daniel Birrer, Isabelle Bossi, Peter Büchel, Simon Freiburghaus, Philipp Furrer, Martina Gasner, Luzia Kalberer, Barbara Kohler, Samuel Mettler, Karin Rauber, Ole Rauch, Simone Righenzi, Paul Stauffer, Gabriella Wenger Layout & Druckvorstufe: heussercrea ag, St.Gallen Druck: AVD Goldach Titelbilder: Keystone: Roger Federer, Swiss Olympic Gedruckt in der Schweiz auf Charisma Silk, einem chlorfreien Papier (TCF), bevorzugt mit Recyclingpapier 2013 by Swiss Olympic In diesem Magazin zeigen wir dir auf, was zu einer Sportkarriere neben Talent sonst noch dazugehört. Zum Beispiel die Sicherheit einer abgeschlossenen Ausbildung. Egal, ob in der Schule oder im Beruf: Die Schweiz bietet eine breite Palette an Institutionen, die für Talente wie dich leistungssportfreundliche Angebote bereithalten. Oder wie sich die richtige Ernährung, Erholung und ein gutes Zeitmanagement positiv auf deine Leistung auswirken können. Ärzte, Trainer und weitere Fachleute aus dem Umfeld eines Sportlers geben dir Tipps und Tricks dazu. Daneben berichten erfahrene und auch junge Athletinnen und Athleten von ihrem Leben im Spitzensport. Was dein eigenes Rezept ist, um ganz nach oben zu kommen, wirst du nach und nach selber herausfinden. Den olympischen Geist zu leben bedeutet nicht, immer zu gewinnen, sondern immer sein Bestes zu geben. Wir von Swiss Olympic sind überzeugt, dass du wenn du das tust im Sport aussergewöhnliche, überraschende, unvergessliche und natürlich auch erfolgreiche Momente erleben wirst. Probiere es aus und sei dein eigener Karrieremanager! Wir wünschen dir für deine sportliche und berufliche Karriere alles Gute, beste Gesundheit und vor allem viel Erfolg! Roger Schnegg Direktor Swiss Olympic 2 Swiss Olympic «Ich will gewinnen!»

INHALT Inhaltsverzeichnis Vision 4 Christa Jäger träumt von Olympia-Gold Social Media 22 Wie im Sport gilt es auch im Internet, ein paar Spielregeln zu befolgen Fairness 38 Wenn du erfolgreich bist, werden dich andere zum Vorbild wählen erfahrung 40 Olympiasiegerin Nicola Spirig rät dir: Lebe deinen Traum! Werte 6 Olympische Spiele sind mehr als nur sportliche Wettkämpfe Porträt 8 Benjamin Weger ist bereits mit 23 Jahren der erfolgreichste Schweizer Biathlet aller Zeiten Karriere 10 Für die Förderung von sportlichen Talenten gibt es in der Schweiz ein Netz von Institutionen und Anlaufstellen 14 Das Comeback des Christophe Brodard PLAnung 16 Deine Karriereplanung die Strategie für die Erreichung deiner Ziele 18 In der Nachwuchsförderung gibt es klare Konzepte davon profitierst du 20 Tipps, wie du deine Zeit besser nutzen kannst Poster 24 Zwei Ausnahmesportler ganz gross: Nicola Spirig und Roger Federer Sport & Schule 26 Gastfamilie oder Sportinternat? Du entscheidest! Gesundheit 29 Eine schlaue Sporternährung kann beim Erreichen deiner sportlichen Ziele hilfreich sein 32 Eine Verletzung! Was geht da im Körper ab? 34 Verletzungen bieten dir eine Chance zur Verbesserung wichtiger Leistungsparameter Events 42 In Tenero kannst du am Spitzensport schnuppern 44 EYOF und YOG zwei olympische Sprungbretter Sponsoring 36 Wenn du auf Unterstützung angewiesen bist, sind Eigeninitiative und Kreativität gefragt «Ich will gewinnen!» Swiss Olympic 3

Vision «Das Studium läuft mir nicht weg» Sie ist eines der grössten Schweizer Nachwuchstalente im Langlauf: Christa Jäger aus Vättis SG, 20-jährig, Bronzemedaillengewinnerin im Sprint Skating an der Junioren-WM 2012 in der Türkei. Um ihren Traum von Olympia-Gold zu verwirklichen, trainiert sie bis zu fünf Stunden pro Tag. Gelangweilt hat sie sich dabei noch nie. Sie ist gross, kräftig und hat viel vor: «Es wäre super, 2014 in Sotschi erstmals an Olympischen Spielen dabei zu sein, um Erfahrungen zu sammeln und mich an die einmalige Atmosphäre zu gewöhnen und 2018 in Pyeongchang zeige ich dann, wie es geht», sagt Christa Jäger und lacht. Humorvoll und gesellig Als Langläuferin betreibt die 20-Jährige zwar einen Einzelsport, ist aber alles andere als eine stille Einzelgängerin. «Ich schätze die Zeit mit Freunden und Familie und lache gerne», sagt sie über sich selbst. Neben der Disziplin, mit der sie ihre sportlichen Ziele verfolgt, offenbart sich eine ebenso starke Entschlossenheit, das Leben zu geniessen. Klar hätte sie gerne mehr Zeit für ihre Freunde, so das gesellige Nachwuchstalent. Beklagen will sich Jäger aber nicht: «Ich kann es mir schon auch mal einrichten, dass ich in den Ausgang gehen kann und am nächsten Morgen nicht gerade ein Hammertraining auf mich wartet.» Sie gehe halt einfach nicht so oft weg, wie es andere in ihrem Alter tun würden. Seit Jäger 2011 am Davoser Sportgymnasium die Matura abgeschlossen hat, wohnt sie wieder bei ihrer Familie in Vättis im Taminatal, wo sie die Loipe vor der Haustür hat. «So spare ich nicht nur Geld, das ich in den Sport investieren kann, sondern mir gefällt es zuhause auch am besten», sagt die St.Gallerin. «Meine Eltern und Geschwister sind immer für mich da und helfen, wo sie nur können. Ausserdem teile ich mit ihnen die Leidenschaft für den Langlaufsport.» Auch Schwester Barbara und Bruder Martin sind Langläufer. Medizin oder Psychologie Zu Jägers Lebenslust gehört auch eine bemerkenswerte Neugierde. Eigentlich wollte sie nach dem Gymnasium ein Fernstudium an der Universität Marseille beginnen. Aber neben fünf Stunden Training pro Tag bleibt wenig Raum. Zudem ist sie für Wettkämpfe und Trainingslager sehr viel unterwegs. 4 Swiss Olympic «Ich will gewinnen!» Bilder: Swiss SKI

Vision Christa Jäger (vorne) Steckbrief Jägers Leidenschaft für den Langlauf tut auch die Tatsache keinen Abbruch, dass sie mit ihren erst 20 Jahren den Sport schon länger betreibt als manch einer mit 40. Kaum konnte sie gehen, stand sie nämlich schon in der Loipe sie war gerade mal zwei Jahre alt, als sie mit Langlaufen begann. WM-Bronze macht Hunger auf mehr Ein paar Jahre später, mit fünf oder sechs Jahren, bestritt sie bereits die ersten Rennen. Oft war sie die Jüngste im Feld, aber davon liess sie sich nicht beirren. So ging es stetig vorwärts, bis sie letztes Jahr an der Junioren-WM in der Türkei mit der Bronzemedaille im Sprint Skating ihren bisher grössten Erfolg auf internationaler Ebene feierte. «Es war ein unvergessliches Gefühl, auf dem Podest zu stehen», sagt die 20-Jährige. «Es macht Hunger auf mehr.» Daher verzichtet sie im Moment auf ein Studium wenn auch etwas schweren Herzens: «Ich würde gerne Medizin studieren oder auch Psychologie. Ich bin sehr am Menschen interessiert, mit all seinen Facetten.» Jäger zweifelt jedoch keine Sekunde an den Prioritäten, die sie in ihrem Leben setzt. Die Freude am Langlauf sei so viel grösser als jedes Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen, versichert sie. «Und das Studium läuft mir ja nicht weg wie der Sport», fügt die junge Sportlerin an und vertröstet ihren Wissensdurst auf später. «Manchmal muss man mich bremsen, damit ich nicht zu viel will» Keine Langeweile Angetrieben von Spass und Ehrgeiz, setzt das Nachwuchstalent ganz auf den Sport: «Ich trainiere so gerne, dass man mich manchmal bremsen muss, damit ich nicht zu viel will.» Langeweile habe sich jedenfalls noch nie eingeschlichen. Name: Christa Jäger Geburtstag: 10. Oktober 1992 Wohnort: Vättis SG Grösster Erfolg: Bronzemedaille im Sprint Skating, Junioren-WM Erzurum 2012 Ausbildung: Matura, Sport- Gymnasium Davos Hobbys: Ski- und Bergtouren, Wellness, lesen und mit Freunden etwas unternehmen Für Jäger ist das Langlaufen auch deswegen so kurzweilig, weil sie sich nicht damit zufrieden gibt, eine ausgezeichnete Skaterin zu sein. Im klassischen Stil habe sie noch viel Verbesserungspotenzial, da stimme der Schwerpunkt über dem Ski noch nicht restlos, kritisiert sie sich selbst. Sie wolle unbedingt eine komplette Läuferin werden, mit der in jeder Disziplin zu rechnen sei. Neben dem harten Training nimmt sich die junge Langläuferin übrigens auch gerne die Zeit, um Leute auf die Loipe zu bringen und sie bei ihren ersten «Gehversuchen» zu begleiten. «Ich bringe das Langlaufen jedem gerne bei», sagt sie. Mit Anfängern sei sie sehr geduldig und sie freue sich, wenn jemand ihre Sportart entdecke und sich ihre Begeisterung übertrage. Nun wolle sie weiterhin konstant an sich arbeiten und vorankommen, so Jäger, bis hoffentlich ganz nach oben, an die Weltspitze der Elite. Sollte sie es je aufs Olympiapodest schaffen, so ginge ein Kindheitstraum in Erfüllung. Und es ist nicht etwa der Starstatus, der sie an einem solchen Triumph reizt: «Ich träume mehr vom sportlichen Erfolg an sich als davon, ein Star zu sein.» Ein Olympiasieg wäre der höchste Lohn für den leidenschaftlichen Aufwand, den sie betreibe. Die öffentliche Aufmerksamkeit, sagt die Nachwuchshoffnung, würde dann einfach dazu gehören. Und es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie gut sich die smarte und sympathische St.Gallerin als «Liebling der Nation» machen würde. «Ich will gewinnen!» Swiss Olympic 5

Werte Gib dein Bestes! Olympische Spiele sind mehr als nur sportliche Wettkämpfe. Das Besondere daran ist der olympische Geist, von dem die ganze Welt während der Spiele in den Bann gezogen wird. Pierre de Coubertin, der Initiant der Olympischen Spiele der Neuzeit, verbindet mit dem olympischen Geist hauptsächlich drei zentrale Werte: Höchstleistung, Freundschaft und Respekt. Damit geht es Coubertin um viel mehr als ums Gewinnen... Pierre de Coubertin ist überzeugt: «Das Wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf. Wesentlich ist, nicht gesiegt, sondern gut gekämpft zu haben.» Der Sieg darf nicht das alleinige Ziel sein, schon deshalb nicht, weil nicht alle gewinnen können. Wichtiger als der Sieg ist, in der Vorbereitung und im Wettkampf das Beste zu geben. An Rückschlägen wachsen Erfolg kann nur haben, wer sich Ziele setzt und diese beharrlich verfolgt. Rückschläge und Krisen sind Begleiter von jeder Sportkarriere. Diese durchzustehen und zu ertragen, nicht mehr im Rampenlicht zu stehen, kann zur Entwicklung beitragen, wie das Beispiel Simon Ammann zeigt. Skispringer Simon Ammann wird 2002 in Salt Lake City mit 21 Jahren dank Siegen auf der Normalschanze und auf der Grossschanze Doppel-Olympiasieger. Danach muss er auch Bekanntschaft machen mit sportlichen Tiefs bis hin zum Sturz an den Olympischen Spielen 2006 in Turin. Doch Simon Ammann bleibt beharrlich, trainiert und kämpft konsequent weiter, gibt stets sein Bestes und kehrt 2010 in Vancouver auf das olympische Podest zurück wieder als Doppel-Olympiasieger! Respekt beweisen Die olympische Idee verknüpft den Sport untrennbar mit dem Gebot, die Regeln einzuhalten und fair zu kämpfen. Dies fordert der Respekt, mit dem Sportler ihren Konkurrenten und sich selber begegnen sollten. Versuche, sich unerlaubte Vorteile zu verschaffen, sind eine Missachtung der Konkurrenten, die den Wettkampf erst er- 6 Swiss Olympic «Ich will gewinnen!» Bild: fivb.org, GetImage

Werte Nina Betschart und Anouk Vergé-Dépré möglichen. Mit dem Gebrauch von Doping wird zudem die eigene Gesundheit gefährdet, die sportliche Haltung und damit die eigene Glaubwürdigkeit verraten. Die Anerkennung der besseren Leistung der besser Platzierten ist als Haltung ebenso wichtig wie die Achtung vor der eigenen Leistung, auch wenn sie nicht zum Sieg oder zur Medaille reicht. Gut kämpfe ich, wenn ich mein Bestes gebe und dabei den Regeln folge. Toleranz und Respekt sich und anderen gegenüber sind wichtige Voraussetzungen für eine erfüllte Sportkarriere. Freunde gewinnen Olympische Spiele vereinigen Athletinnen und Athleten sowie Fans aus aller Welt. Die friedlich ausgetragenen Wettkämpfe, die Begegnungen von Menschen aller Rassen, Kulturen und Religionen auf dem Wettkampfplatz, auf den Zuschauerrängen und indirekt an den Fernsehschirmen schaffen Gelegenheit, sich kennen und schätzen zu lernen. Die Olympischen Spiele tragen die olympische Idee Coubertins, durch Sport zum Frieden und zur Freundschaft unter Menschen und Völkern beizutragen, in die ganze Welt hinaus. Simon Ammann BildEr: Swiss Olympic, Keystone «Ich will gewinnen» Swiss Olympic 7

Porträt «Es ist schön, wahrgenommen zu werden» Benjamin Weger ist bereits mit 23 Jahren der erfolgreichste Schweizer Biathlet aller Zeiten. Seit er 2010 in Brig die Handelsschule abgeschlossen hat, nimmt der Walliser sein Ziel «Sochi 2014» als Vollprofi in Angriff. Dort will er seinen Traum, olympisches Edelmetall zu gewinnen, verwirklichen. In kaum einer anderen Sportart liegen Sieg und Niederlage so nahe beieinander wie im Biathlon: Eine Unkonzentriertheit am Schiessstand und man fällt schnell zehn bis 15 Ränge zurück, denn ein Fehlschuss lässt sich auf der Loipe nur schwer kompensieren. Der 23-jährige Oberwalliser Benjamin Weger ist der erste Schweizer Biathlet überhaupt, der regelmässig an der Weltspitze mitläuft. «Mit ein Grund, dass ich erfolgreich bin, ist bestimmt meine Gelassenheit», sagt Weger, «ich nehme jeden Wettkampf ruhig in Angriff und schaue, was dabei rauskommt.» Hier spricht aber keiner, der alles etwas allzu locker nimmt und dessen Erfolgshunger bereits gestillt ist. Vielmehr sind es die Worte eines jungen Athleten, der sich be- wusst ist, dass er seinen Leistungszenit noch längst nicht erreicht hat. Er wolle sich nicht zu sehr unter Druck setzen, sondern stetig und konsequent an seiner Entwicklung arbei ten, so der junge Biathlet. Keine andere Wahl 2010 erwarb Weger an der Sportschule Brig das Handelsdiplom. Er habe die Handelsschule primär deswegen gewählt, weil er 8 Swiss Olympic «Ich will gewinnen» Bild: Keystone

Porträt Steckbrief Name: Benjamin Weger Geburtstag: 5. Oktober 1989 Wohnort: Geschinen VS Grösster Erfolg: 4 Weltcup-Podestplätze in den Saisons 2010/11 und 2011/12, 2. Rang im Sprint an den Junioren-Weltmeisterschaften 2009 Ausbildung: Handelsdiplom, Sportschule Kollegium Spiritus Sanctus Brig Hobbys: Fliegenfischen, Skitouren, Klettern Benjamin Weger daneben seine Sportkarriere habe weiterverfolgen können. Er profitierte von der opti malen Infrastruktur und hatte stets genug Energie fürs Training. «Hätte ich mich gegen den Spitzensport entschieden, so hätte ich Schreiner oder sonst einen handwerklichen Beruf erlernt. Büro ist grundsätzlich nicht so mein Ding», sagt er. Für ihn ist das viele Draussensein als Biathlet ein Privileg. Vorerst hat Weger aber anderes im Kopf als die berufliche Zukunft. Seit gut zwei Jahren ist er Vollprofi. «Ich habe nach dem Abschluss gemerkt, dass meine Spitzensportkarriere nicht mit einer Berufstätigkeit vereinbar ist», sagt der Oberwalliser. «Ich bin viel zu oft weg von zuhause und komme gar nicht zum Arbeiten.» Als Biathlet verdient man indes nicht das grosse Geld, selbst wenn man aufs Podest läuft und es ein anständiges Preisgeld gibt. Das viele Reisen ist teuer, die Ausrüstung ebenso. Weger muss schauen, wie er als Profi über die Runden kommt. Ein Teil der Kosten wird zwar durch den Verband gedeckt, ausserdem hat er eine Teilzeitanstellung als Zeitmilitär-Spitzensportler. Dennoch fällt einiges an, wofür er selbst aufkommen muss. Nur dank zusätzlichen privaten Sponsoren und der finanziellen Unterstützung von jährlich 12 000 Franken, die er als Silberathlet von der Sporthilfe erhält, kann er seine Karriere finanzieren. Freude über die Anerkennung Auch ein Star wird man als Biathlet in der Schweiz nicht. Ski Alpin oder Eishockey sind viel populärer. In Deutschland hingegen ist Biathlon seit Jahrzehnten die beliebteste Wintersportart. Er habe sich deswegen aber noch nie gewünscht, Deutscher zu sein, sagt Weger: «Ich fühle mich zu 100 Prozent als Schweizer und schätze zudem die Ruhe sehr.» Nichtsdestotrotz freut sich der junge Biathlet, dass durch seine Erfolge das Interesse an seiner Sportart auch hierzulande wächst: «Es ist schön, vermehrt von den Medien wahrgenommen zu werden, obwohl ich kein Skirennfahrer bin. Ich sehe es als Wertschätzung und Genugtuung für die harte Arbeit, die ich leiste, und für alles, worauf ich für den Sport verzichte.» All- mählich gewöhne er sich auch daran, eine Person des öffentlichen Lebens zu sein. Jedenfalls hoffe er, in den kommenden Jahren für die Schweiz und für seine Sportart noch viel bewegen zu können. Seine Ruhe holt sich Weger beim Fliegenfischen: «Das Fischen ist mein Mentaltraining. Hier kann ich ganz mich selbst sein und den ganzen Zirkus für eine Weile vergessen.» Er brauche keinen Mentaltrainer, denn er habe von Natur aus einen ziemlich entspannten Charakter und könne sich am Schiessstand gut konzentrieren, sagt er. Zudem analysiere er sorgfältig und stecke Niederlagen ziemlich gut weg. «Das Fischen ist mein Mentaltraining» Ziel «Sochi 2014» Wegers Lockerheit soll aber nicht über seinen Ehrgeiz hinwegtäuschen. Schon seit Jahren ist eine Olympiamedaille 2014 in Sotschi sein grosses Ziel. Dafür opfert er viel Zeit: Rund 40 Wochen pro Jahr ist der Biathlet für den Sport unterwegs. Er trainiert sechs Tage die Woche, fünf Stunden pro Tag. Hinzukommt die Materialpflege, Gewehr putzen und so weiter. Und dann komme auch jeder noch mit seinen gut gemeinten Ratschlägen, erzählt der junge Walliser. Man müsse genau wissen, auf wen man hören soll, und sich abgrenzen können. «Aber wenn ich dank meinem grossen Einsatz Spitzenleistungen erbringen und damit Menschen begeistern kann, so nehme ich all dies gerne in Kauf.» Sobald die laufende Saison zu Ende sei, so Weger, werde seine ganze Aufmerksamkeit den kommenden Olympischen Spielen gelten. Er hoffe, dass bis dahin alles gut gehe, er gesund bleibe und sich optimal auf das Grossereignis vorbereiten könne. «Und für den olympischen Wettkampf selbst wünsche ich mir dann die perfekten Verhältnisse minus zehn Grad und frischen Pulverschnee. Bloss keinen Matsch, das mag ich nicht», sagt der Biathlet und lacht. Bild: Photopress «Ich will gewinnen!» Swiss Olympic 9

Karriere Nicole Büchler 10 Swiss Olympic «Ich will gewinnen!»

Karriere Fördere deine Förderung Für die Förderung von sportlichen Talenten gibt es in der Schweiz ein Netz von Institutionen und Anlaufstellen, die ineinander übergreifen. Iinformiere dich sorgfältig über die verschiedenen Bereiche und Möglichkeiten, damit du von einer für dich optimalen Förderung profitieren kannst. Bild: Keystone «Ich will gewinnen!» Swiss Olympic 11

Karriere Die erfolgreiche sportliche Entwicklung von Talenten ist ein Zusammenspiel, zu dem alle Beteiligten einen Teil beitragen natürlich immer auch du selber. 1. Eltern Eine sehr wichtige Grundlage für eine vielseitige sportliche Entwicklung erfolgt schon im Kleinkindalter im Kreise der Familie. Die Familie dient später auch als wichtiges Stützsystem im Leistungssport: Das Bekenntnis zum Spitzensport eines Talents bedeutet, dass auch die Familie dieses Bekenntnis geben muss. 2. Sportart spezifische Förderung Die zentrale Talenterfassung und Förderung in der Sportart erfolgt durch die Sportvereine und -verbände. Dies wird dir im Artikel auf den Seiten 18 und 19 in diesem Magazin gezeigt. 3. Swiss Olympic Talents Card Swiss Olympic vergibt in enger Zusammenarbeit mit Jugend+Sport sowie den nationalen Sportverbänden die so genannten Swiss Olympic Talents Cards National und Regional. Weiter werden die lokalen Talente definiert. Diese Talents Cards sind eine Anerkennung der sportlichen Leistung von Talenten, die in einem Förderkader eines Verbandes sind. Der Besitz einer solchen Karte ermöglicht in der Regel den Zugang zu einer Sport fördernden Schule, verpflichtet aber auch zu ernsthaftem, engagiertem Training. Talente müssen wissen, welche Leistungen für die Swiss Olympic Talents Card verlangt werden und wie sie eine solche erreichen können. Die Trainer oder die Nachwuchsverantwortlichen des Sportverbandes geben Auskunft. Verschiedene Kantone oder auch Gemeinden bieten zusätzliche Unterstützung für Talente an, die im Besitz einer Swiss Olympic Talents Card sind. www.swissolympic.ch Spitzen- und Nachwuchssport Verbände Swiss Olympic Card Swiss Olympic Talents Card «Die eigene Familie ist ein wichtiges Stützsystem im Leistungssport» 4. Talent-Treff Tenero (3T) Zwei Mal im Jahr trainieren während einer Woche über 500 nationale Talente im Tessin. Diese Trainingswoche bietet den jungen Sportlerinnen und Sportlern die Möglichkeit, sich zusammen mit anderen Talenten weiterzuentwickeln: Intensives Training, Athletenausbildungs-Massnahmen, die Vermittlung der olympischen Werte sowie der Austausch zwischen den Talenten bilden den Kern dieser Woche. Die nationalen Sportverbände können ein Team für die Teilnahme anmelden. Weitere Infos zum Talent Treff Tenero findest du auf den Seiten 42 und 43. 5. Kantonale Unterstützungsmöglichkeiten Immer mehr Kantone unterstützen ihre Athleten direkt mit finanziellen Beiträgen und anderen Leistungen. www.swissolympic.ch Spitzen- und Nachwuchssport Verbände Nachwuchskonzept Kantonale Beauftragte www.swissolympic.ch Spitzen- und Nachwuchssport Athleten Athletenförderung Förderbeiträge Alternative Unterstützung 6. Leistungssport und Schule Swiss Olympic bietet dir für die optimale Koordination von Leistungssport und Schule ein Netzwerk von «Swiss Olympic Sport Schools» und «Swiss Olympic Partner Schools». Wer ernsthaft in eine sportliche Förderung einsteigt, hat die Möglichkeit, in eine entsprechende Schule aufgenommen zu werden und von optimalen Rahmenbe dingungen profitieren zu können. www.swissolympic.ch Ausbildung / Schule Schulangebote Siehe auch Broschüre «Schulangebote für Sporttalente» 7. Leistungssport und Berufslehre Willst du eine berufliche Ausbildung absolvieren? Eine berufliche Grundbildung mit gleichzeitiger Leistungssportförderung muss gut geplant werden. Ein Leistungssport freundlicher Lehrbetrieb ermöglicht dir deine Berufsausbildung und den Leistungssport erfolgsorientiert zu kombinieren. In einigen Kantonen gibt es dafür eine Ansprechperson, die dir weiterhilft und dich bei der Organisation deiner Ausbildung unterstützen kann. www.swissolympic.ch Ausbildung / Schule Lehrbetriebe 8. Swiss Olympic Athlete Career Programme Professionelle Karriereplanung und -beratung sind für den sportlichen und beruflichen Erfolg von zentraler Bedeutung. Die Beratungsbedürfnisse vom Einstieg in den Spitzensport bis hin zur nachsportlichen Karriere sind unterschiedlich. Beratungen in den Bereichen Zielsetzung und Perspektiven, ganzheitliche Laufbahnplanung, 12 Swiss Olympic «Ich will gewinnen!» BildER: Swiss Olympic

Berufswahl, Finanzierung, Versicherungen, Gesundheit und sport - medizinische Betreuung, Ernäh rung, Sozialbetreuung oder psychologische Unterstützung können wichtig sein. Swiss Olympic engagiert sich zusammen mit Partnern in diesem Bereich mit dem «Swiss Olympic Athlete Career Programme». www.swissolympic.ch Spitzen- und Nachwuchssport Athleten Athlete Career Programme Für Beratungen in Fragen der sportlichen Förderung und Entwicklung sind die Sportverbände mit ihren Trainern und Nachwuchsverantwortlichen die erste Adresse. 9. Beratungsangebote in den Kantonalen Berufsinformationszentren Swiss Olympic arbeitet mit einem Netzwerk von Berufs-/Studien- und Laufbahnberatern zusammen, die sich auf die Beratung von Sportlern und Trainern spezialisiert haben. Das professionelle Beratungsangebot richtet sich an Sportler, die vor einer sportlichen Karriere stehen, und an solche, die sich mitten in ihrer Leistungsentwicklung befinden. www.swissolympic.ch Spitzen- und Nachwuchssport Athleten Athlete Career Programme Education 10. Patenschaft Sporthilfe Treibst du Einzel- oder Teamsport (keine Mannschaftssportarten) und hast du eine Swiss Olympic Talents Card National? Mit dem Projekt Patenschaften hilft dir die Sporthilfe bei der Suche nach einem Paten, der dich mit 2000 Franken pro Jahr direkt unterstützt. www.sporthilfe.ch Talentförderung Patenschaften 11. Individuelle Unterstützungsbeiträge Sporthilfe Athleten von Einzelsportarten in olympischen Disziplinen mit einem Potenzial für eine Rangierung in den Top-8 an den übernächsten Olympischen Spielen erhalten eine Swiss Olympic Bronze Card und können von der Sporthilfe mit einem individuellen Fördervertrag unterstützt werden. Dieser garantiert einen Unterstützungs beitrag im Umfang von maximal 7000 Franken, wenn mindestens 2000 Franken von einem eigenen Sponsor geleistet werden. Um einen solchen Fördervertrag erhal ten zu können, sind folgende Bedingungen zu erfüllen: Internationale Leistungsauffälligkeit in der höchsten internationalen Nachwuchskategorie: in der Regel Top-8 bzw. Top-16 für Teilnehmerfelder über 50 Athleten an JWM in der Regel Top-6 bzw. Top-12 für Teilnehmerfelder über 50 Athleten an JEM Priorisierung und Potenzialbeurteilung durch den Verband Zielsetzungen Athlet und Verband Athletengespräch zur Potenzialabklärung Die Sportverbände melden die entsprechenden Athleten bei Swiss Olympic. Die Fördergelder werden von der Sporthilfe ausbezahlt. www.swissolympic.ch Spitzen- und Nachwuchssport Athleten Athletenförderung 12. Spitzensportförderung in der Armee Die Armee bietet die Möglichkeit, die Erfüllung der Dienstpflicht optimal mit den Anforderungen und Bedürfnissen des Spitzensports zu kombinieren und fördert junge, talentierte Spitzensportler mit einer Spitzensportausbildung. Diese Förderung beinhaltet sowohl die Spitzensport-RS als auch die anschliessenden WKs. Frühzeitiges Informieren bei den Leistungssportverantwortlichen des Sportverbandes lohnt sich! www.armee.ch/spitzensport Weitere Informationen Folgende Personen können dir über bestimmte Förderungsbereiche weitere Informationen geben: Trainer Chef Nachwuchs Sportverband Chef Leistungssport Sportverband Sportkoordinator an deiner Schule Kantonaler Beauftragter für Nachwuchsförderung «Ich will gewinnen!» Swiss Olympic 13

Karriere Das Comeback des Christophe Brodard Der Freiburger ist eine der grossen Schweizer Nachwuchshoffnungen im Ski alpin. Sein nächstes grosses Ziel heisst «Sochi 2014». Alles beginnt in Arconciel, einer kleinen Landgemeinde südlich von Freiburg. Hier bieten sich Outdoorsportarten wie Mountainbiking oder Skifahren geradezu von selbst an. Kein Wunder, wurden auch dem aus dem Ort stammenden Christophe Brodard schon als Dreijähriger erstmals ein Paar Ski angeschnallt. Mountainbiking und Unihockey lauteten die weiteren Hobbys des lebensfrohen Jungen. Bald schon fuhr Brodard Skirennen und kämpfte um den Sieg. Und bereits hatte ihn sein Talent ins Regionalkader geführt. Das alles, bevor passierte, was man getrost als Schicksalsschlag bezeichnen darf. Als Christophe Brodard 17 Jahre und ein paar Monate alt war, wurde er in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Der «Als Erstes musste ich lernen zu akzeptieren, dass mein Leben nie mehr sein würde wie zuvor» hoffnungsvolle, junge Sportler erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma, lag zehn Tage im Koma und erkannte seine Umgebung und seine Nächsten erst rund einen Monat später wieder. Da realisierte er auch erstmals die Dimension seiner unzähligen Verletzungen, die Knochenbrüche und den dauerhaft gelähmten linken Arm. Grossen Rückhalt erfahren Praktisch bewegungsunfähig und ans Bett gefesselt, startete Christophe Brodard in sein neues Leben. Der starke Familienzusammenhalt und die Unterstützung, die er auch von Freunden und Bekannten aus seiner nächsten 14 Swiss Olympic «Ich will gewinnen!» Bilder: Swiss PARALYMPIC

Karriere Das Interview Hallo Christophe! Die neue Skisaison hat begonnen, das wievielte Mal bist du dabei? «Als Zehnjähriger nahm ich erstmals an Wettkämpfen teil und fuhr an den regionalen Rennen um den Freiburger Cup. Seit Herbst 2008 gehöre ich dem Swiss Paralympic Skiteam an. Daher stehe ich jetzt in meiner zwölften Alpinski-Saison und der fünften als paralympischer Fahrer.» Welche Ziele verfolgst du im Spitzensport? «Es sind dieselben wie bei jedem Spitzensportler: Ich möchte der Beste sein! Schritt für Schritt: An den Weltmeisterschaften, die im Februar 2013 in La Molina, Spanien, stattfinden, will ich einen Rang unter den ersten Fünf erreichen. 2014 möchte ich an die Winter-Paralympics nach Sotschi und da ebenfalls möglichst ganz nach vorne kommen. Ob im nächsten, im übernächsten oder noch einem späteren Jahr, irgendwann will ich einen Titel gewinnen.» 2006 hattest du einen Unfall, der deine Sportkarriere zunächst brutal beendete. Wie bist du auf die Idee gekommen, wieder mit Ski alpin anzufangen? «Mein linker Arm war und blieb gelähmt. Dies bereitete mir drei grosse Sorgen: Würde ich je wieder Auto fahren können? Würde ich meine Berufsausbildung fortsetzen können? Und nicht zuletzt: Würde ich wieder Ski fahren können? Vor meinem Unfall hatte ich mit meinem Skiclub an mehreren Herbstcamps in Saas-Fee teilgenommen, wo ich auch das Swiss Paralympic Skiteam traf, das ich damals sehr bewunderte. Doch natürlich hätte ich nie gedacht, dass auch ich eines Tages behindert und Mitglied dieser Wettkampfmannschaft werden würde!» Christophe Brodard Umgebung erhielt, trugen viel dazu bei, dass ihm dies gelang. Brodard musste nicht nur seine Ausbildung zum Mechaniker für Landwirtschaftsmaschinen aufgeben, auch das geliebte Horn in der Blasmusik konnte er nicht mehr spielen. Glücklicherweise fand er später mit dem Euphonium einen passenden Ersatz. Doch was war nun mit Sport? Was konnte Christophe, der vor dem Unfall dem Freiburger Skikader angehört hatte, fast täglich auch auf dem Mountainbike sass und auch noch in einem Unihockeyteam spielte, überhaupt noch tun? Steckbrief Name: Christophe Brodard Geburtstag: 24. Mai 1989 Wohnort: Arconciel FR Sportart: Ski alpin Beruf: Skitechniker Behindert seit: 2006 Behinderung: linker Arm gelähmt Was war am Anfang das Schlimmste für dich? «Nach dem Unfall musste ich lernen, nur mit einem Arm und einer Hand zurechtzukommen. Und ich musste das Gleichgewicht wieder finden denn auch das linke Bein war nicht mehr dasselbe wie vor dem Unfall. Dann fehlten mir fast am ganzen Körper die zuvor so gut trainierten Muskeln. Von Form und Fitness ganz zu schweigen.» Wie motivierst du dich, nie aufzugeben? «Nach dem Unfall 2006 waren meine Familie und meine Freunde die wichtigsten Aufsteller. Ganz wichtig ist mein kleiner Bruder, der als Frühchen zur Welt kam und früh lernen musste zu kämpfen. Er ist ein Vorbild.» «Ich will gewinnen» Swiss Olympic 15

Planung Plane deine Karriere Du hast ein klares Ziel vor den Augen? Gut so! Jetzt gilt es, eine geeignete Strategie für die Erreichung deines Zieles zu erarbeiten deine Karriereplanung. Dieser Beitrag gibt dir dafür wertvolle Inputs. 1. Ich kenne meine Stärken und Interessen in Sport und Beruf Erstelle eine Liste mit deinen Kompetenzen und Interessen. Die folgenden Fragen können dich dabei unterstützen: Wo liegen die Schwerpunkte deiner In - te ressen in Sport und Beruf? Wo liegen deine Stärken in Sport und Beruf? Welche Kompetenzen und Erfahrungen hast du während deiner sportlichen und be ruflichen Tätigkeit bereits erworben (ab solvierte Kurse, Aufenthalte, Praktika etc.)? 2. Ich kläre meine Einstellungen und Werte und setze mir Ziele Überlege dir, welche persönlichen Werte und Ziele in Sport und Beruf für dich zentral sind und wo du Akzente setzen möchtest: Welches sind deine Lebensziele? Was willst du erreichen? Wie viel Energie und Zeit stellst du Sport, Beruf, Arbeit und Weiterbildung zur Verfügung? Wie wichtig sind dir Freizeit, Freundschaft und Familie? Welche Ziele verfolgst du im Sport? Welche Ziele verfolgst du im Beruf? Nachdem du weisst, was und wohin du willst, formulierst du deine Zwischenziele. Die Ziele sollen klar und verständlich, 16 Swiss Olympic «Ich will gewinnen!» Bild: Swiss Olympic

Planung mess- und beurteilbar sein. Sie sollten zudem realistisch, das heisst, mit einem gewissen «Effort» auch erreichbar sein (vgl. Kasten «Sei smart!»). 3. Ich stimme meine persönlichen Ziele auf mein soziales Umfeld ab Für deinen weiteren Weg ist es wichtig, dass du deine Pläne und Ziele nicht nur im «Deine Ziele sollten realistisch sein» sportlichen und beruflichen, sondern auch im privaten Umfeld kommunizierst. Phasen mit allfälligen Mehrfachbelastungen «Sport, Familie, Beruf und Weiterbildung» musst du frühzeitig gut planen. Es braucht Verständigung, Verständnis und Entgegenkommen von allen Partnern, damit du erreichen kannst, was du dir vorgenommen hast. 4. Ich plane Schritt für Schritt Jetzt machst du dich daran, deine Karriere in einzelnen Schritten zu planen. Welchen Schritt wähle ich, um meine Zwischenziele zu erreichen? Es gibt immer verschiedene Wege zum Ziel. Darum lohnt es sich, verschiedene Sichtweisen bei der Planung einzubeziehen. Habe keine Angst vor Fehlern: Aus Fehlern kannst du lernen, und Fehler machen dich stärker! Bei der Planung geht es darum, alle Bereiche in Sport und Beruf zu optimieren: Sport (konditioneller, taktischer, mentaler, technisch/koordinativer Bereich, Regeneration, Finanzen, Betreuung etc.) Beruf (Ausbildungswege, Laufbahnmöglichkeiten, Weiterbildungen etc.) Planen bedeutet auch eine Strategie zu wählen. Setze Prioritäten und orientiere dich am Erreichen deiner Ziele. 5. Ich betreibe zielgerichtet Leistungssport und absolviere eine Ausbildung, eine Weiterbildung oder vollziehe einen Berufswechsel. Sport: Dein ganzes sportliches Engagement (Training, Regeneration, Wettkämpfe) muss auf deine höchste Zielsetzung ausgerichtet sein und mit regelmässigen Standortbestimmungen überprüft werden. Beruf: In eine länger dauernde Weiterbildung einzusteigen oder den Beruf zu wechseln, braucht Vorbereitungszeit. Weiterbildung kostet. Nicht nur Schulgeld, sondern auch Lohnausfall musst du mit einberechnen. Weiterbildung braucht Zeit. Ob du dich für eine Vollzeitausbildung oder einen berufsbegleitenden Studiengang entscheidest: Beides wird auf deine Arbeits- und Trainingsleistung sowie deine Verfügbarkeit Einfluss haben. Ziehe regelmässig Bilanz und achte darauf, ob die Bereiche Beruf/Ausbildung, Spitzensport und dein Umfeld noch im Einklang stehen. Wer regelmässig zurückschaut und seine Situation kritisch hinterfragt, wird allfällige Schwierigkeiten rechtzeitig kommen sehen und diese angehen können. Passe deine Planung ständig den neuesten Gegebenheiten an! 6. Hier hole ich mir Unterstützung Viele hilfreiche Informationen erhältst du auf der Website www.swissolympic.ch, Swiss Olympic Athlete Career Programme sowie unter www.berufsberatung.ch. Sei smart Sei smart! Deine Ziele sollen wie folgt sein: spezifisch messbar ausführbar relevant terminiert 1. Spezifisch Dein Ziel muss eindeutig und klar sein. Formuliere dein Ziel positiv. Es reicht nicht aus zu wissen, was man nicht will, sondern man muss wissen, was man will. 2. Messbar Dein Ziel muss messbar sein, damit erkennbar ist, welche Fortschritte du gemacht hast. Setze dir ein kurzfristiges, ein mittelfristiges und ein langfristiges Ziel, damit du die Fortschritte überprüfen kannst. 3. Ausführbar Dein Ziel muss ausführbar und realistisch sein. Du musst sicher sein, dass du bereit bist, den erforderlichen Aufwand zu betreiben und die möglichen Konsequenzen zu tragen. Es ist kontraproduktiv, sich überhöhte Ziele zu stecken, die bereits im Vornherein zum Scheitern verurteilt sind, weil man insgeheim nicht an den Erfolg glaubt. 4. Relevant Plane dir genügend Zeit ein, um regelmässig für dein Ziel zu arbeiten und ihm näherzukommen. Vielleicht schaffst du es ab einem gewissen Punkt nicht mehr alleine und brauchst einen Coach oder sonstige Hilfestellungen. Frage allenfalls andere um Rat, die dir zum Erreichen deines Ziels nützlich sind. 5. Terminiert Setz dir ein konkretes Datum, an dem das Ziel erreicht werden muss. Ebenso wie das Ziel einen Anfang hat, muss es einen vorher festgelegten Endpunkt haben. So kannst du dich besser auf das Erreichen deines Ziels konzentrieren. «Ich will gewinnen!» Swiss Olympic 17

Planung Dein Weg ist kein Zufall Die Nachwuchsförderung in der Schweiz ist klar organisiert und strukturiert. Damit wird sichergestellt, dass du auf deinem sportlichen Weg optimal gefördert wirst und nichts dem Zufall überlassen bleibt. Stell dir vor, in der Nachwuchsarbeit würde jeder sein eigenes Süppchen kochen: Das eine oder andere Talent würde vielleicht trotzdem seinen Weg machen, andere, mitunter ganz grosse Talente würden aber eventuell auf der Strecke bleiben! Genau diese Ungewissheit will man vermeiden, indem man in jedem Sportverband ein Konzept für die Nachwuchsarbeit hat. Jede Sportart ist anders Natürlich gibt es nicht das allgemeingültige Konzept. Denn jede Sportart ist anders. Deshalb gibt es für jede Sportart ein eigenes Konzept, das auch den Rahmen für die verschiedenen Disziplinen festlegen. Kon- kret: Jedes Konzept entwirft das Ideal einer Sportlerkarriere und zeigt, wie und wie viel in jeder Phase der Laufbahn trainiert werden muss natürlich spezifisch auf die Disziplin bezogen. Zudem definieren die Konzepte auch die verbandinternen Abläufe, nennen die Fördereinrichtungen und erläutern die Koordination zwischen dem Sport und der Schule beziehungsweise der Ausbildung. Alle profitieren Von diesen Konzepten profitieren alle. Als Nachwuchssportler hast du damit die Gewissheit, dass du auf deinem sportlichen Weg nach nationalen Standards optimal gefördert wirst. Dein Trainer erhält damit wertvolle Richtlinien für seine Arbeit mit dir. Der Verband wiederum stellt damit sicher, dass die Talente überall in der Schweiz nach neusten, Erfolg versprechenden Erkenntnissen auf ihrem Weg begleitet werden. Und schliesslich erfahren die Bildungsinstitutionen und Kantone, die das Schulgeld bezahlen, aber auch Gönner und private Sponsoren dank dieser Konzepte genau, für was sie sich einsetzen. Diese umfangreiche Planung der Nationalverbände kann und will dir eine Hilfe sein; Wende dich bei Fragen zuerst an deinen Trainer, der dir bestimmt weiterhelfen kann. 18 Swiss Olympic «Ich will gewinnen!» Bild: Swiss Olympic

Planung Schweizer Nachwuchsförderung in Zahlen 13 833 Eine schöne Zahl: So viele Talente wurden im Jahr 2011 auf nationaler, regionaler oder lokaler Stufe in 72 Sportarten gefördert. 2 : 1 Rund zwei von drei Nachwuchstalenten, die in der Schweiz gefördert werden, sind männlich. Im Jahr 2011 konkret: 9281 Knaben und 4552 Mädchen. 70% Von den nationalen Talenten sprechen 70 % Deutsch, 22 % Französisch und 8 % Italienisch. 22 Die ältesten Athleten, die in den vergangenen Jahren eine Talents Card National erhielten, waren 22 Jahre alt ein Rollstuhlsportler und ein Ske le tonfahrer. 391 Im Kanton Zürich wurden 2011 die meisten Talents Cards National vergeben 391. Die wenigsten, nämlich 6, kamen im Kanton Appenzell Innerrhoden zur Verteilung. 49 So viele Sportarten wurden 2011 im Kanton Zürich auf der Stufe Talents National gefördert, gefolgt vom Kanton Bern mit 46 Sportarten. Am anderen Ende dieser Rangliste: Obwalden und Appenzell Innerrhoden mit je fünf Sportarten. 15 18 Die Talents Card National gibt es für verschiedene Altersstufen, die meisten Athleten sind aber zwischen 15 und 18 Jahre alt. «Ich will gewinnen!» Swiss Olympic 19

Planung Nimm dir Zeit für dein Zeitmanagement Als Sportler ist es oft schwierig, alles unter einen Hut zu bringen. Stress und das Gefühl, für wichtige Dinge im Leben nicht genügend Zeit zu haben, sind oft die Folge schlechter Planung. Unter Zeitmanagement versteht man Vorgehensweisen, die dabei helfen sollen, die persönliche Zeit geordnet zu planen. Hier erhältst du ein paar Tipps, wie du deine Zeit besser nutzen kannst. Tipp 1: Konzentriere dich aufs Wesentliche Notiere zunächst deine längerfristigen, übergeordneten Lebensziele. Sie geben deiner Planung den Rahmen vor. Dann kannst du Prioritäten setzen und alles ausblenden, was ablenkt. Beispiel: Willst du in acht Jahren auf dem Olympia- Podest stehen, musst du vermutlich auf eine gleichzeitige Karriere als Pianist verzichten. Tipp 2: Verschaffe dir einen Überblick über deine Tätigkeiten Notiere während einer Woche in einem Zeitprotokoll, wie viel Zeit du für welche Aktivität brauchst (vom Aufstehen bis zum Schlafengehen). Nach sieben Tagen verschaffst du dir einen ersten Überblick darüber, für welche Bereiche du wie viel Zeit aufgewendet hast. 20 Swiss Olympic «Ich will gewinnen» Bild: Swiss Olympic

Planung Ein Beispiel: Ich bin Schüler und habe 34 Wochenlektionen Unterricht. Für meine Hausaufgaben wende ich pro Woche 3,5 Stunden auf. Für den Schulweg benötige ich fünf und für den Trainingsweg zwei Stunden pro Woche. Ich spiele Fussball in einem Verein und trainiere wöchentlich zehn Stunden. Am Wochenende steht in der Regel ein Match auf dem Programm (drei Stunden). Ich spiele Gitarre und übe wöchentlich eine Stunde. Mit meinen Freunden verbringe ich acht Stunden pro Woche. Nun musst du dein Zeitprotokoll genau analysieren. Für welche Aktivität brauchst du am meisten Zeit? Wo benötigst du mehr Zeit? Wo kannst du Zeit einsparen? Was kannst du selber beeinflussen? Und wie sieht es mit deiner Erholung aus? Plane auch deinen Schlaf mit ein! Tipp 3: Erkenne Zeitfresser und befreie dich von Störungen Vermutlich hast du festgestellt, dass du für bestimmte Wünsche oft nicht genügend Zeit hast. Welches sind deine drei schlimmsten Zeitfresser? Störfaktoren lauern überall: Umgebungslärm, Telefon, TV, Unordnung, unverhoffter Besuch, SMS usw. Überlege dir, was du dagegen tun kannst. Tipp 4: Erstelle einen realistischen und verbindlichen Wochenplan Plane am Samstag oder Sonntag die kommende Woche und zwar schriftlich! «Welches sind deine drei schlimmsten Zeitfresser?» Tipp 6: Setze Prioritäten und sage im richtigen Moment Nein Teile Aufgaben, die du erledigen musst, nach Dringlichkeit oder Wichtigkeit in drei Stufen ein: hoch (1), mittel (2), niedrig (3). Oft ist Dringendes nicht wichtig oder aber Wichtiges ist nicht dringend. Widme dich konsequent zuerst den Aufgaben mit hoher Priorität! Wenn du eine Aufgabe angefangen hast, so führe sie auch zu Ende. Du wirst aus deiner Umgebung bestimmt oft mit Wünschen, Anfragen und Erwartungen konfrontiert und wagst dich nicht, Nein zu sagen, weil du kein Spielverderber sein möchtest oder weil es einfach verlockend tönt. Wenn du lernst, im richtigen Moment Nein zu sagen, lernt dein Umfeld ebenfalls, deine Bedürfnisse als Spitzensportler zu respektieren. Setze bei deinen sozialen Kontakten auf Qualität statt auf Quantität. Schreibe dir sämtliche Aufgaben auf, die du erledigen musst, notiere ebenfalls die genauen Trainings- und Wettkampfzeiten. Verliere dabei nie deine Zielsetzung aus dem Auge! Bestimme die Zeit, die du für die einzelnen Bereiche (zum Beispiel Hausaufgaben) aufwenden willst. Anfang und Schluss einer Tätigkeit müssen genau überlegt sein. Mit der Zeit bekommst du ein Gefühl dafür. Halte dich an deine Zeitlimiten. Lass in deiner Planung für Unvorhergesehenes pro Tag eine Stunde offen. Wenn du nicht schon eine Agenda führst, schaff dir unbedingt einen Zeitplaner an. So gewinnst du schnell den Überblick. Tipp 7: Sei beim Erfüllen deiner Pläne flexibel und dennoch diszipliniert Wer gut plant, kann auf neue Situationen flexibel reagieren. Zu gross zügig solltest du aber von deinem Plan nicht abweichen. So wirst du zum Beispiel wie geplant an deinen Hausaufgaben weiterarbeiten, obwohl du gerade von einem Freund angerufen wirst, der dich ins Kino einladen will. Besprich deine Wochenplanung von Zeit zu Zeit mit deinen Eltern, deinem Lehrer oder deinem Trainer. Tipp 5: Überprüfe deinen Wochenplan täglich und führe eine Pendenzenliste Du denkst, dass du für eine ordentliche Zeitplanung gar keine Zeit hast? Dies ist kurzfristig gedacht. Wenn du täglich nur fünf bis 15 Minuten Zeit investierst, um deinen Wochenplan zu überprüfen, wirst du merken, dass dir für die wirklich wichtigen Dinge mehr Zeit bleibt. Dank regelmässiger Kontrolle siehst du auch, wo du falsch geplant hast. Aus Fehlern kannst du für die Zukunft lernen! Noch nicht Erledigtes führst du auf einer Pendenzenliste und planst es für den nächsten Tag ein. So verlierst du nie den Überblick. Weitere Informationen Im Internet findest du einen Raster für deinen Zeitplan/dein Zeitprotokoll als Download: www.swissolympic.ch Spitzen- und Nachwuchssport Athlete Career Programme Informationen «Ich will gewinnen!» Swiss Olympic 21

Social Media Fit auf Facebook & Co. Facebook, Twitter und Co. sind aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Es macht Spass, online Dinge über die anderen zu erfahren, deren Fotos zu betrachten, ihre Meinung zu erfahren und natürlich auch sein eigenes Leben zu präsentieren. Dabei gilt es allerdings, ein paar Tipps und Tricks zu beachten. 22 Swiss Olympic «Ich will gewinnen!» Bild: Alexandra H./Pixelio

Social Media Gerade als Sportler, der viel unterwegs ist, bietet dir Facebook und Co. tolle Möglichkeiten, mit deinen Freunden und auch mit deinen Fans in Kontakt zu bleiben. Trotzdem: Nicht alles, was dich betrifft, müssen alle anderen wissen. Es gibt Dinge, die sind sehr privat und die solltest du nur auserwählten Personen erzählen oder zeigen. Daher ist es immer wieder wichtig, folgende Unterscheidung zu treffen: Was gehört in dein Privatleben und gar nicht aufs Netz? Was ist ausschliesslich für deine auserwählten Netzwerkfreunde gedacht, und was dürfen alle wissen? Sobald du ein paar Fans hast oder viele Freundesanfragen von Leuten, die du gar nicht kennst, solltest du als Sportler auf Face book ein öffentliches Profil (Fanseite) erstellen. Alles, was du dort postest, ist öffentlich und sogar für Leute, welche nicht einmal bei Facebook mitmachen, sichtbar. Damit kannst du dein Privatleben und dein öffentliches Sportlerleben besser trennen. Du stellst jetzt schon die Weichen für deine Zukunft, sei es für deine Sportkarriere oder für deinen beruflichen Werdegang. Sachen, die du heute veröffentlichst, kommen später eventuell wieder zum Vorschein mit positiven oder negativen Folgen! Tipps und Tricks Wie im Sport gilt es also auch im Netz, ein paar Spielregeln zu befolgen. Hier sind einige Tipps & Tricks damit du nicht den Kürzeren ziehst: Gestalte deine «Online-Visitenkarte». Überlege bei jedem Post zunächst, wie du dich als Sportler und Privatperson gerne «Nicht alles, was dich betrifft, müssen alle anderen wissen» präsentieren möchtest. Entscheide danach, welche Informationen und Bilder du veröffentlichen willst. Erst nachdenken, dann lostippen. Schreibe keine Einträge, wenn du wütend, verletzt oder traurig bist. Schlaf eine Nacht darüber. Überlege auch danach, wie notwendig Hier gibts den Ratgeber Der Social Media Ratgeber kann per Mail bestellt werden: ausbildung@swissolympic.ch diese Information ist und ob du dir selbst oder jemand anderem damit schaden könntest. Play fair. Lade von anderen Personen keine Bilder und Daten hoch, wenn du keine Erlaubnis von ihnen hast erst recht nicht, wenn sie jemandem schaden könnten. Achte auch auf deine Wortwahl, sie sollte stets respektvoll sein. Privat wird schnell öffentlich. Ein einziger «guter» Freund, der ein Bild von deiner Pinnwand kopiert und weitergibt, reicht. Überlege deshalb auch für deine privaten Kontakte und Aktivitäten sorgfältig, was du veröffentlichen möchtest und was lieber nicht. Klicke dich regelmässig durch die Privatsphäreneinstellungen bei Facebook und behalte damit mehr Kontrolle über deine Daten und Posts. Einmal im Netz, immer im Netz. Alles, was du im Netz machst, hinterlässt Spuren und ist grundsätzlich nicht mehr vollständig löschbar. Darum überlege dir gut, welche Spuren du im Netz hinterlassen möchtest. Google dich selbst. So bleibst du auf dem Laufenden, was andere Personen über dich im Netz veröffentlichen und kannst bei Bedarf früh genug reagieren. Du verschenkst deine Daten. In der Regel verfügt der jeweilige Plattformanbieter (beispielsweise Facebook) über die Nutzungsrechte der Daten, die du ins Netz lädst. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) geben dir Auskunft darüber. Es gibt immer wieder Änderungen in den AGBs, deshalb: Informiere dich regelmässig, damit der Schutz deiner Privatsphäre nicht plötzlich verloren geht. Wirst du gemobbt? Alles, was im realen Leben nicht erlaubt ist und strafrechtlich verfolgt wird, ist auch im Netz verboten. Beschimpfung, Verleumdung, Drohung etc. sind strafbare Handlungen. Es gilt: «Stop, block and tell.» Reagiere nicht auf die Belei digungen, blockiere die Absender, siche re die Beweise (Screenshots, Ausdrucke) und wende dich an eine Vertrauensperson, beispielsweise an deine Eltern oder deinen Trainer. «Ich will gewinnen!» Swiss Olympic 23

Nicola Spirig, Triathlon Bilder: Keystone

Roger Federer, Tennis

Sport & Schule Giulia Steingruber Spitzensportlerin zu Gast Bringt ein junger Athlet Sport und Schule locker unter einen Hut? Reichen seine Sportleidenschaft und das Organisationstalent seiner Familie aus, um den Weg Richtung Spitzensport zu gehen? Soll er zugunsten des Spitzensports in eine Gas tfamilie oder in ein Sportinternat ziehen? Die 18-jährige Kunstturnerin Giulia Steingruber erzählt, warum sie sich für die Gastfamilie entschieden hat, wie ein ganz normaler Tag in ihrem Leben aussieht und welche Ziele sie hat. 26 Swiss Olympic «Ich will gewinnen!» Bilder: Keystone

Sport & Schule Giulia Steingruber, du lebst zurzeit in einer Gastfamilie in Biel. Wann kam der Gedanke auf, deine gewohnte Umgebung für den Sport zu verlassen und ins Seeland zu ziehen? «Bereits als ich 13 Jahre alt war, kamen die Verantwortlichen des Schweizerischen Turnverbandes auf mich zu. Sie meinten, dass es für meine sportliche Weiterentwicklung besser wäre, von St. Gallen ins Nationale Leistungszentrum nach Magglingen zu wechseln. Das war mir damals aber noch zu früh. Ich brauchte Zeit, um mich mit dem Gedanken anzufreunden.» «Sport und Ausbildung aufeinander abzustimmen, ist sehr anspruchsvoll» Wann war die Zeit schliesslich reif? «Im selben Jahr, als ich mich mit dem Wegzug zu beschäftigen begann, fanden in Frankreich die Juniorenweltmeisterschaften statt. Ich erhielt die Gelegenheit, mit den Athleten, die an der WM teilnahmen, in Magglingen zu trainieren. Ich durfte dieses Training anschliessend zwei Mal pro Woche fortführen. Dadurch lernte ich nicht nur neue Trainingsbedingungen und -formen kennen, sondern auch meinen zu künftigen Trainer. Rückblickend war dies die perfekte Vorbereitung. Mit 14 zog ich schliesslich nach Magglingen, mit dem Ziel, weiterhin auf demselben Niveau zu trainieren.» Stiess dein Entscheid in deinem Umfeld auf Unverständnis? «Nein, meine Eltern haben mich immer in meinen Absichten unterstützt. Auch meine Freunde und Turnkollegen sagten mir, ich solle meine Chance packen. Dieser breite Zuspruch hat mich in meinem Vorhaben bestätigt.» Warum hast du dich damals für eine Gastfamilie und nicht für ein Sportinternat entschieden? «Mit der Möglichkeit, in Magglingen meine sportliche Laufbahn aufzubauen, war die Vorgabe des Turnverbandes verbunden, in der Nähe bei einer Gastfamilie mit Rundum-Betreuung zu wohnen. Ich konnte mir ja damals das Nachtessen noch gar nicht selber zubereiten (lacht). Den Kontakt zu verschiedenen Gastfamilien verschaffte mir der Turnverband. Wer zu mir passen würde, durfte ich durch verschiedene Besuche und Gespräche herausfinden. Ein Sportinternat wäre für mich der Grösse und Anonymität wegen nicht in Frage gekommen.» Wie beschreibst du dein Leben in der Gastfamilie? «Als ich nach Magglingen kam, wohnte ich bei einer Familie, in der eine sehr familiäre Atmosphäre herrschte und es viel persönliche Nähe gab. Das war mir in der Anfangsphase sehr wichtig. Heute lebe ich mit zwei weiteren Turnerinnen bei einer alleinstehenden Frau. Wir führen zusammen eine unkomplizierte Frauen-WG und ich fühle mich sehr wohl. Jede kann sich frei und selbstständig bewegen.» Wie läuft ein typischer «Giulia-Tag» ab? «Sechs Tage pro Woche trainiere ich zwei Stunden am Morgen und bis zu drei Stunden nachmittags, also rund fünf Stunden pro Tag. Vor dem zweiten Trainingsblock besuche ich für eineinhalb Stunden das Lerncoach-Programm ProLern. Dort kann ich unter fachlicher Betreuung optimal meine Aufgaben erledigen, die im Rahmen meiner Vorbereitung auf das Cambridge First - und Advanced -Zertifikat anfallen. Jeweils donnerstags drücke ich dafür in Biel die Schulbank.» Machst du neben dem Englischkurs noch sonst eine Ausbildung? «Sport und Ausbildung aufeinander abzustimmen, ist sehr anspruchsvoll. Die vielen Schulabsenzen, das fortlaufende Aufarbeiten des verpassten Schulstoffes und die steigenden Leistungsansprüche in der Schule können je nach Situation und Typ sehr belastend sein. Deshalb und vor allem auch weil ich bei den Olympischen Spielen in London dabei sein wollte habe ich meine Ausbildung zur Kauffrau abgebrochen. Momentan ordne ich die Ausbildung meinen sportlichen Zielen unter, aber das kann sich im Laufe der Zeit wieder ändern.» Was sind deine kurz- und längerfristigen Ziele? «Meine Begeisterung für den Leistungssport hält an. Ich darf die unermüdliche Steckbrief Name: Giulia Steingruber Geburtstag: 24. März 1994 Wohnorte: Gossau / Biel Sportart: Kunstturnen Verein: TZ Fürstenland / TV Gossau Kader: Schweizer Nationalkader Hobbys: Kollegen, Musik, Snowboarden Homepage: www.giuliasteingruber.ch Unterstützung meiner Gastfamilie, Trainer, Freunde und natürlich meiner Eltern erfahren, die alles andere als selbstverständlich ist, und ich finde es toll, dass ich an Wettkämpfen im Ausland teilnehmen kann. Natürlich will ich mich für die Olympischen Spiele 2016 in Rio qualifizieren. Für später kann ich mir durchaus vorstellen, einmal selber Englisch zu unterrichten.» «Ich will gewinnen!» Swiss Olympic 27