Und ewig grüßt das Scharnitzjoch 6 Tage Klettern im Schüsselkar

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Transkript:

Und ewig grüßt das Scharnitzjoch 6 Tage Klettern im Schüsselkar Klettern in den Alpen das ist unser Ziel. Von den ursprünglich 5 Interessenten sind nur noch 3 übriggeblieben: Uwe, Thomas und ich. Dienstagabend telefoniere ich mit Thomas. Wir sollen in beidseitiger Vollmacht von Uwe (unserem alpin noch nicht so erfahrenem Jungspund: er ist als einziger von uns noch unter 50) das Ziel der Reise festlegen. Zwischendrin stürzt die Telefonanlage der HAW ab, aber auch das kann unseren Entscheidungsprozess nicht blockieren: die Nordalpen sind wetterbegünstigt auch das soll es mal geben. Nach langfristiger, aber trotzdem ziemlich zuverlässiger Wettervorhersage ist dort von Freitag bis Sonntag akzeptables, danach richtig gutes Wetter zu erwarten. Eine leichte Anfälligkeit für Schauer am Samstag- und vor allem Sonntagnachmittag ist allerdings zu berücksichtigen. Wir entscheiden, dass es die Wetterstein Südseite Schüsselkar werden soll, Stützpunkt Wangalm. Ich hab mit einem anderen Thomas 2004 schon einmal einen Versuch in der Peters-Haringer an der Schüsselkarspitze unternommen, vom Biwak im Puitental aus. Wir waren uns damals einig, dort beim nächsten Mal nur noch mit einer Hütte als Stützpunkt zu klettern. Ob Wettersteinhütte oder Wangalm (beide privat) wird im Netz kontrovers und mit dauernd wechselndem Favoriten diskutiert. Wir entscheiden uns für die etwas höher gelegene Wangalm, was etwas weniger Zustiegszeit bedeutet. Großer Vorteil des Ziels Schüsselkar: Uwe und Thomas können bei der Anfahrt von Duisburg über Paderborn fahren, was mir eine zusätzliche Zugfahrt nach Duisburg erspart. In meinem Archiv findet sich eine Vielzahl von Schüsselkar-Topos aus verschiedenen Quellen, unter anderen noch Kopien aus zwei verschiedenen Auflagen des alten AV-Führers von Stefan Beulke. Thomas kann tatsächlich noch kurzfristig den gerade im August neu erschienenen Panico-Kletterführer Wetterstein-Süd kaufen. Einigermaßen vorbereitet sind wir also trotz der Kürze der Zeit. Uwe und Thomas holen mich um halb neun am Donnerstagabend in Paderborn ab. Uwe hat Probleme mit seinem Magen und staubt bei uns noch eine Tüte Zwieback ab. Die Nachtfahrt nehmen wir mit wechselnden Fahrern in Angriff. Thomas ist als letzter dran: den Fernpass nachts zu fahren macht ihm sichtlich Spaß. Zum Schluss ist aber die Straße in Telfs gesperrt, und deshalb verschiebt sich die Ankunft am Parkplatz Stupfer im Gaistal hinter Leutasch-Klamm noch etwas weiter nach hinten auf 3:50 Uhr am Freitagmorgen. Dort ist eine saftige Parkgebühr von 10 für 3 Tage fällig (für mehr Tage kann man kein Ticket lösen). Uwe baut den Caddy um und macht die absenkbare Liege für mich und sich selber gebrauchsfertig. Thomas kann sich auf den Boden des Wagens legen, weil Uwe den einzelnen Sitz der Caddy-Rückbank schon zuhause ausgebaut hat. Wir schlafen noch gut und fest drei Stunden. Am Morgen schaue ich mich am Parkplatz etwas genauer um und frage einen Menschen mit einem Auto der Gemeinde Leutasch, der anscheinend die Parkautomaten inspiziert, was man macht, wenn man mindestens 6 Tage bleiben will. Er fragt mich entgeistert, wieviel zweimal drei ist. Ich verstehe nicht sofort, aber er will mir klarmachen, dass das nur die Frage eines depperten Preißn sein kann: Es sei schließlich das Logischste auf der ganzen Welt, dass man dann zwei Tickets für drei Tage (also zwei Tickets jeweils von Freitag bis Sonntag, mehr geht ja nicht) lösen muss. Wir staunen über die österreichische Logik, die fehlende Degression und empfinden 20 für 6 Tage als ziemlich saftig, aber handeln wie uns geheißen. Am Parkplatz steht auf einem Schild, dass es bis zur Wangalm 2h 15min dauert, was die max. 1,5h aus den Kletterführern und Topos doch gut übertrifft. Um viertel vor acht machen wir uns auf den Weg und sind tatsächlich um halb zehn auf der Wangalm angekommen. Ich bin allerdings ziemlich geschafft, aber habe schließlich auch den größten Rucksack nach oben geschleppt, was daran liegt, dass ich mich nicht so sehr wie die beiden anderen auf das Nötigste beschränkt habe. Wir beziehen unser Lager auf dem Dachboden: es ist schon reichlich spartanisch dort oben mit 20 Plätzen, rohen Balken und unverputzten Steinen, aber zumindest ist es einigermaßen ruhig. In der Nacht zum Samstag werden wir Gesellschaft von zwei anderen Kletterern bekommen, von Samstag auf Sonntag wird es etwas voller werden, leider auch mit ein paar Schnarchern, für den Rest der Zeit bleiben wir dort oben aber allein. Eins von den drei 4er-Zimmern, die die Wangalm auch hat, war leider für die gesamte Zeit nicht mehr zu bekommen. Der Waschraum ist sowohl für Frauen als auch für Männer, d.h. da ist gelegentlich Schichtbetrieb angesagt, und eine Dusche gibt es auch nicht. Zusammen 36 für Halbpension und Übernachtung sind aber auch nicht zu verachten.

Ich genehmige mir auf der Wangalm nach dem Aufstieg noch etwas zum Trinken und einen Topfenstrudel, bevor es weitergeht, denn schließlich ruft der Berg. Der weitere Weg schafft mich direkt wieder, und schon der letzte Teil des Wegs hoch zum Scharnitzjoch ist nicht mehr zum Dösen geeignet. Dort angekommen haben wir von der Wangalm aus bereits weitere 300 Höhenmeter hinter uns gebracht und können die Aussicht zur anderen Seite das Puitental hinunter deshalb nicht mehr so richtig genießen. Am Einstieg sind wir aber immer noch nicht angekommen, denn dazu müssen wir den am Scharnitzjoch ansetzenden und zum Westgratturm der Schüsselkarspitze ziehenden Gratrücken verfolgen. Teilweise geht man direkt auf der Gratschneide, teilweise auf einem kleinen Pfad meistens auf der linken Gratseite und gelegentlich auch über eine sich dort oben plötzlich auftuende Wiese. Der Weg ist steil, ausgesetzt und teilweise auch bröselig, aber so richtig alpin wird dann erst der Eiertanz an der Wand entlang nach rechts zu den Einstiegen. Für den heutigen Tag haben wir uns die Jörg-Simon ausgesucht ( traumhafte Tour, sehr gut saniert, steil, kaum abgespeckter Fels - obwohl viel begangener Klassiker ). Am Einstieg verschnaufen wir erst einmal und stärken uns, denn wir sind uns da noch sicher, dass wir die neun Seillängen der Tour trotzdem noch locker schaffen, auch wenn wir erst um 12 Uhr einsteigen. Im Führer werden für die Zeit von der Wangalm bis zum Einstieg je nach Tour 1 bis 1,5 h angegeben. Bei 450 Höhenmetern macht man aber auch das nicht mal so nebenbei, und ich habe Respekt vor den Leuten, die eine Tour dort oben vom Tal aus klettern. Uwe spürt mittlerweile nicht nur seinen Magen, sondern auch eine Zerrung in der linken Hüfte, die er sich irgendwann bei einem Lauf mal geholt hat, und macht mir die Rolle desjenigen streitig, der die Pause vor dem Klettern am dringendsten braucht. Freitag 09.09.16: Schüsselkar Westgratturm, Jörg-Simon Ich habe mich nicht heftig genug gewehrt und bin in den ersten drei Seillängen mit dem Vorstieg dran. Der Stand nach der ersten Seillänge befindet sich etwas versteckt hinter Brennnesseln in einer Höhle, durch die man danach weitersteigt. Genau dann, als ich mir überlege, ob ich durch den immer enger werdenden Schacht passe, entdecke ich hinter mir einen Klebehaken, der durch ein gut passierbares Loch den Weg aus der Höhle weist. In der 3. Seillänge könnte einen das Panico-Topo dann auf die Idee bringen, dass man einen gemeinsamen Stand mit der Wolke 7 weiter links anvisieren muss, aber das ist Unsinn. Nach intensiver Suche hat mir der alte Beulke-AV-Führer weitergeholfen, der einen in den Kamingrund dirigiert. Wegen des dortigen knackigen Überhangs, in dem sich weiter oben immerhin ein neuer Klebehaken befindet, bin ich zunächst noch unsicher. Aber es ist schon ziemlich eindeutig, dass einem hier vermittelt werden soll, wie zackig ein Schüsselkar-VIer ist. Die anschließende Rissverschneidung bis zum Stand unterstreicht das. Ich bin nicht böse, dass anschließend Thomas mit der vierten und gleichzeitig VI+-Schlüsselseillänge weitermacht, und die ist tatsächlich noch etwas zackiger als die dritte. Außerdem ist der Riss, den man für die Hände braucht um aus der Verschneidung rauszukommen, nicht ganz trocken, aber Thomas erledigt das unter der Anfeuerung von Uwe trotzdem. Die fünfte Seillänge endet mit einem Quergang nach rechts, den man nicht zu hoch ansetzen darf. Auch das erledigt Thomas souverän. Als ich im Nachstieg den Haken vor dem Quergang ausklinke, merke ich, dass ich noch nicht ganz auf Alpinmodus umgeschaltet habe. Gedanken an den Pendler, den ich mache, wenn ich jetzt aus dem Quergang rutsche, sollte man am besten gar nicht erst aufkommen lassen, aber das gelingt mir noch nicht. Die sechste und dann die siebte Seillänge mit ihrer gar nicht so lockeren V+-Stelle fasst Thomas zusammen, weil er meint, dass wir jetzt Tempo machen müssen. Rundum entstehen nämlich immer mehr Wolken, die uns gelegentlich auch schon einhüllen. Sie sehen zwar noch nicht bedrohlich aus, aber für den uns unbekannten Abstieg ist das bestimmt nicht günstig. Bei der Umbauaktion vor den beiden letzten Seillängen, die Uwe vorsteigt, verliere ich zu allem Überfluss meinen ATC-Guide. Zum Glück habe ich genau für solche Fälle immer meine alte Acht dabei. Die beiden letzten Seillängen klettern wir gemäß dem Panico-Topo gerade nach oben. Gelegentlich weist ein Klebehaken den direkten und ziemlich eindeutigen Weg zum Grat. Oben am Grat angekommen, sind wir mittlerweile komplett in den Wolken, nur die Südseite des Grats zieht sich gelegentlich und ausschnittsweise mal frei. Die Orientierung ist deshalb nicht trivial, und wir müssen noch ein gutes Stück Richtung Westen entlang des nicht immer festen Grats im 2er-Gelände kraxeln, bis das Abstiegstopo aus dem Goedeke-Auswahlführer eine Abseilstelle verheißt. Die finden wir dann auch, und sie

führt uns in die Nähe des Ausstiegs der Siemens-Wolf, von der das Goedeke-Abstiegstopo behauptet, dass das Abseilen über diese Tour die beste Abstiegsmöglichkeit darstellt. Viermal Abseilen müsste man auch, wenn man den offiziellen Abstieg über die Wangscharte weiter verfolgt, dazwischen aber ein paar Mal in den nebligen Grat eintauchen, was uns nicht besonders behagt. Wir finden einen zum Abseilen geeigneten Ringhaken, der wahrscheinlich zu einer rechten Ausstiegsvariante der Siemens-Wolf gehört, aber das können wir nur vermuten, weil niemand von uns die Siemens-Wolf kennt. Ich habe lediglich eine ungefähre Vorstellung vom Verlauf, den ich während des Zustiegs grob inspiziert habe. Thomas vergewissert sich, dass er seine Stirnlampe dabei hat, ruft schon einmal auf der Wangalm an, dass es bei uns etwas später werden könnte, und dann starten wir die Abseilaktion. Thomas lässt mich als ersten immer ab, und tatsächlich können wir auf diese Weise mit nur relativ wenig Gesuche von oben betrachtet immer schräg nach rechts bzw. aus der Abseilstellung immer schräg nach links viermal bis genau zum Wandfuß abseilen. Dreimal können wir an Ständen mit 2 Klebehaken weitermachen, für eine kurze schräge Abseilstelle zwischendrin muss ein einzelner Klebehaken genügen. Das Seil lässt sich immer gut abziehen, und so erreichen wir zumindest den Wandfuß schon einmal im Hellen. Voraussetzung für die Verwendung dieser Abstiegsvariante ist, dass niemand die Siemens-Wolf klettert, aber so spät am Tag haben wir in dieser Hinsicht nichts mehr zu befürchten. Unten heißt es die Seile abziehen, aufschießen, alles zusammenpacken und dann im Schweinsgalopp hinunter zur Wangalm, die wir tatsächlich noch im allerletzten Tageslicht erreichen. Trotz des Sprints haben wir vom Ausstieg bis zur Wangalm immer noch etwas mehr als 3 Stunden gebraucht. Ist halt richtig alpin, das Schüsselkar, für Uwes momentanen Zustand vielleicht sogar zu alpin, denn seine Hüfte kommt mit dem erhöhten Abstiegstempo nicht besonders gut zurecht. Auf der Wangalm tanzt der Bär. Draußen ist jeder freie Platz von einem Geländewagen belegt, und die Hütte selber ist rappelvoll. In diesem Trubel wird uns so nebenbei unser Abendessen serviert, und wir werden nur einigermaßen satt, weil wir zum Schluss noch einen Nachtisch bekommen. Wir erfahren später, dass der Gemeinderat Telfs getagt hat. Der Gemeinde Telfs gehören nämlich sowohl die Wettersteinhütte als auch die Wangalm, und während der Sitzung sollte direkt vor Ort inspiziert werden, welche Renovierungsmaßnahmen auf der Wangalm nötig sind. Die Ratsherren und -frauen verschwinden jedoch alle im weiteren Verlauf des Abends, und unter den verbleibenden Gästen sind nur zwei, die mit uns auf dem Lager übernachten. Samstag 10.09.16: Schüsselkarspitze, Südverschneidung Göttner Beim Frühstück wie jeden Morgen um 7 Uhr teilt Uwe uns mit, dass seine Hüfte einen Pausentag benötigt. Darüber hinaus hat sich sein Magen immer noch nicht beruhigt. Auch das Angebot nur eine kurze Tour zu klettern kann ihn nicht umstimmen: zu abschreckend ist für ihn der Zustieg über das Scharnitzjoch. Daraufhin entscheiden Thomas und ich, die Südverschneidung ( Göttner ) mit dem Auckenthaler-Einstieg zu klettern (Zitat Goedeke: die ideale Kombination durch die große Wand, in schönem Fels und bei organischer Linie ). Das ist jedenfalls die Tour, die abgesehen von den Quergangstouren Spindler und Fiechtl-Herzog am einfachsten durch die Hauptwand der Schüsselkarspitze führt. Dafür ist die fehlende Sanierung in Kauf zu nehmen. Am Wandfuß angekommen, dürfen wir diesmal den Eiertanz nach rechts noch ein gutes Stück weiter als am Vortag verfolgen. Eventuell ist es für die Touren in diesem Bereich der Schüsselkarspitze sogar günstiger, zum Erreichen der Wand erst den zweiten oder sogar dritten Gratrücken hinter dem Scharnitzjoch zu verfolgen, aber auch das sieht von weiter oben nicht richtig gut aus. Die Suche des Auckenthaler-Einstiegs gestaltet sich auch etwas aufwändiger. Wir finden im fraglichen Wandbereich zwar ziemlich schnell einen Riss, aber dort auch eine Reihe von Klebehaken, was uns stutzig macht. Nach einigem hin und her ist klar, dass der Auckenthaler-Einstieg saniert wurde, was Thomas angesichts seines abdrängenden Charakters dann auch wohlwollend zur Kenntnis nimmt, als er die erste Seillänge vorsteigt. Mobile Sicherung wäre nämlich nur mit richtig großem Kaliber möglich. Während der Kletterei lässt sich ab und an durch Verklemmen eines Beins im Riss eine Rastposition herstellen, aber schon den ersten Haken zu erreichen ist nicht ganz ohne, zumal der Riss eine der wenigen Stellen im Schüsselkar ist, an denen ich auch einmal in meinen Chalkbeutel gegriffen habe. Thomas und ich klettern überschlagend, also darf ich mir den Überhang in der zweiten Seillänge antun. Vor dem dort befindlichen Klebehaken kann man einen Friend legen. Den Haken verwende ich erst einmal als

Rastposition unter dem Überhang, aber der Weiterweg löst sich dann doch einfacher auf als gedacht. Der Auckenthaler-Einstieg ist nominell der schwierigste Teil der ganzen Tour (VI), aber ich finde, dass man das beim Vergleich mit dem Rest der Tour aufgrund der dort fehlenden Sanierung nicht so richtig merkt. Die dritte Seillänge (die erste der Südverschneidung) ist unschwierig und eindeutig, aber in der vierten Seillänge beginnt unsere Suche nach dem besten Weg nach rechts in Richtung der namengebenden Südverschneidung. Diese Suche bremst uns wegen fehlender (Markierungs-)Klebe- oder Bohrhaken doch ganz gut aus. Ich quere jedenfalls am oberen Ende der schon vom Stand aus sichtbaren Platte ein kleines Stück nach links und steige dann weiter rechtshaltend hoch, zuletzt in einer Rinne bis zu einem Zak-Abseilhaken, den ich als Stand verwende. In der fünften Seillänge braucht Thomas ziemlich lange, bis er kurz über dem (einzigen) geschlagenen Haken die beste Möglichkeit für eine Querung aus der Rinne nach rechts findet. An dieser Stelle liefert ausnahmsweise auch das Beulke-Topo keine verwertbaren Hinweise, was Thomas aber nicht daran hindert, auf einem Pfeiler einen Stand an drei geschlagenen Haken zu finden. Weiter oben besteht später noch einmal die Möglichkeit an einem Kreuzungspunkt mit einer anderen Route einen Stand an zwei Klebehaken einzurichten. Sonst beschränkt sich die Absicherung der Südverschneidung auch an den Ständen auf geschlagene Haken, womit Thomas aufgrund seiner vielen Dolomitentouren in den letzten Jahren doch besser zurecht kommt als ich. Ich denke viel intensiver als Thomas darüber nach, dass wir seit dem Überklettern des Zak-Abseilhakens dazu verurteilt sind bis ganz nach oben zu kommen, denn Abseilen möchte ich an den häufig verbesserungswürdigen Ständen nicht. Nach dem Stand, den Thomas gefunden hat, geht es entlang einer Kante und eines darüber befindlichen Risses weiter in einen kleinen Überhang, dem rechts in einer Mulde der nächste Stand mit zwei geschlagenen Haken und einer Zackenschlinge folgt. Von dort an lässt sich wenigstens der weitere Verlauf der Tour anhand des Beulke-Topos wieder gut verfolgen, wenn man die dortigen Seillängennummern immer um eins erhöht. Mit dem Panico-Topo bräuchte man sehr viel mehr Phantasie, denn dort ist z.b. nicht direkt ersichtlich, dass man nie in der eigentlichen Südverschneidung klettert, sondern bis zur Querung der Verschneidung in der zehnten Seillänge immer links der Verschneidung bleibt. Die Überhang in der Seillänge vor der Querung ist nach meinem Empfinden genauso schwer wie der Überhang im Auckenthaler-Einstieg, nur sollte man hier keinen Sturz in die geschlagenen Haken riskieren. Nach der (gelbbrüchigen) Querung der Verschneidung in Seillänge zehn wird schließlich der deutlich leichtere Ausstieg der Fiechtl-Herzog erreicht, der ganz zum Schluss noch einmal eine überaus klassische IVer-Stelle aufweist, bei deren Bewertung vermutlich das A0 vergessen wurde. Diesmal landen wir in der Scharte westlich des Hauptgipfels der Schüsselkarspitze. Im Panico wird von der Zak-Abseilpiste abgeraten, die ziemlich verlockend ganz in der Nähe beginnt. Wir haben uns aber schon vorher für den Abstieg über den Westgrat entschieden, was angesichts der Sichtverhältnisse wir sind mittlerweile noch mehr als am Vortag von Wolken eingehüllt bestimmt richtig ist. Die Wolken haben weiterhin den Vorteil, dass man bei der Turnerei über den Westgrat nicht mitbekommt, wie ausgesetzt das eigentlich ist. Wir finden die Abseilstelle hinunter zur Scharte vor dem Spindlerturm, umgehen danach wie geheißen den Spindlerturm auf der Nordseite und sehen in der nächsten Scharte vor dem Westgratturm auch den Steinmann, der die Rinne des Schnellabstiegs markiert. Aber diese Rinne bricht irgendwann senkrecht nach unten ab, und die Suche nach der dort befindlichen nächsten Abseilstelle möchten wir uns bei einer Sicht von ca. 5m nicht antun. Die Alternative: Thomas steigt in seinen Zustiegsschuhen mal eben schnell die IVer-Länge auf den Westgratturm mit einem beherzten Griff in die beiden Haken vor (ich mache das im Nachstieg auch), und wir setzen die Turnerei über den Grat fort. Eine Abkletterstelle an einem Grateinschnitt, die auf jeden Fall schwerer als II ist, trauen wir uns nicht ungesichert zu und sichern deswegen noch einmal von Block zu Block, obwohl gegenüber in den Stubaiern zwischen den dort mittlerweile befindlichen sehr dunklen Wolken die ersten Blitze zucken, auch wenn das im Wetterbericht nicht angesagt war. Wir bemühen uns nicht zu sehr zu bummeln und erreichen schließlich den Ausstieg der Jörg-Simon vom Vortag, was den weiteren Abstieg doch deutlich beschleunigt. Die Abseilaktion über die Siemens-Wolf Gegenverkehr ist auch jetzt nicht

mehr zu erwarten läuft wie am Schnürchen, und wir erreichen begleitet vom Grummeln aus den Stubaiern den Wandfuß. An einen gemütlichen Abstieg ist also auch heute nicht zu denken. Aber die Wolken verziehen sich im Verlauf des weiteren Abends, und die Nacht wird sogar wieder klar. Auf der Wangalm ist Wochenendbetrieb, aber eng wird es deswegen in den beiden Gaststuben nicht. Uwes Pausentag hat seinen Zustand ein wenig verbessert, so dass er am nächsten Tag wieder eine kurze Tour versuchen will. Das für den Sonntag angekündigte noch etwas unsicherere Wetter am Nachmittag veranlasst uns ohnehin, nur eine kurze und relativ einfache Tour anzuvisieren, damit wir auf jeden Fall rechtzeitig wieder unten sind. Unter dieser Bedingung ist Uwe bereit, noch einmal zum Scharnitzjoch und dann weiter zum Wandfuß aufzusteigen, aber er verkündet uns halbwegs überzeugend, dass das seine letzte Alpintour sein wird. Sonntag 11.09.16: Schüsselkar Westgratturm, Phantasia Auf dem Weg zum Einstieg legt Uwe ein ordentliches Tempo vor, was seiner Hüfte nicht so richtig gut tun dürfte. Aber wir überholen dadurch im Zustieg zwei jüngere Seilschaften, die allerdings keine Konkurrenten sind, weil beide Seilschaften eine andere Tour als wir klettern wollen. Vorteil der Phantasia: sie beginnt wie die Siemens-Wolf genau an der Stelle, an der der Gratrücken des Zustiegswegs den Wandfuß erreicht. Uwe hat das Vorrecht die ersten drei Seillängen seiner letzten Alpintour vorzusteigen. Die V+-Stelle gleich vom Boden weg finde ich ziemlich kratzig, aber das merkt Uwe aufgrund seines Kraftüberschusses gar nicht. Für ihn ist es schwieriger in der zweiten Seillänge den richtigen Weg nach rechts zu finden, wobei diese Seillänge wohl nur dazu dient, die nicht unbedingt logische Verbindung zur nächsten Plattenzone weiter rechts herzustellen. Die letzten beiden Seillängen steigt Thomas vor, wobei die vierte wie auch schon die dritte aus schöner Genusskletterei über Wasserrillen besteht, während die fünfte Seillänge oben kurz vor dem Ausstieg noch einmal eine kratzige V+-Stelle bietet, die ziemlich gesucht durch einen überhängenden Riss führt. In der Tour zieht endgültig eine neue Redewendung in unseren Sprachgebrauch ein. Thomas ist nämlich immer sehr darauf bedacht ausreichend zu trinken, und sein Trinksystem im Rucksack leistet ihm da auch hervorragende Dienste. Wer viel trinkt, muss allerdings auch häufig pinkeln, und Thomas ist in dieser Hinsicht nicht besonders zimperlich. Jedenfalls heißt es für uns seit der Phantasia, dass wir den Thomas machen, wenn wir nicht weit entfernt vom jeweiligen Stand unserer Blase Erleichterung verschaffen. Der Abstieg gestaltet sich diesmal eher langweilig: wir erreichen den Westgrat nämlich direkt neben unserem Abseilhaken am Ende der Siemens-Wolf, und das Finden der richtigen Stände ist beim dritten Mal Abseilen über die Tour schon Routine. Die Wolken quellen kräftig, aber auch von hierher ist keine unmittelbare Ankunft eines Gewitters zu erwarten. Am Wandfuß angekommen tut sich sogar wieder eine größere Wolkenlücke auf, so dass Uwe und ich nach dem Abseilen noch unter der Wand bis zum Einstieg der Jörg-Simon queren, um ev. doch noch meinen ATC-Guide zu finden, den ich am Freitag verloren habe (wie zu erwarten leider nicht erfolgreich). Dabei inspiziert Uwe ausgiebig die am linken Rand des dort ansetzenden Plattenpanzers verlaufende Knapp-Köchler, und ich registriere seine leuchtenden Augen. Den weiteren Abstieg lassen wir ruhig angehen. Als wir die Ebene am Grund des Baches erreichen, der weiter zur Wangalm führt, betrachten wir ausführlich die zahlreichen dort an einem Felsblock angebrachten Gedenktafeln. Zu denken gibt uns die Tafel für zwei Kletterer, die die Jörg-Simon wegen Steinschlags nicht überlebt haben. Ein besonderes Steinschlagrisiko haben wir dort nämlich nicht wahrgenommen. Die ersten Regentropfen mahnen uns, den restlichen Abstieg nicht weiter hinauszuzögern. Der stärker werdende Regen erwischt uns, noch bevor wir die Wangalm erreichen, aber so richtig kräftig wird er erst, als wir in der Hütte sind. Das anschließende heftige Gewitter nutzen wir um eine ausführliche Waschsession einzulegen. Irgendwie muss die fehlende Dusche ja kompensiert werden. Am Abend sind wir die einzig verbliebenen Gäste auf der Wangalm. Martina, die Pächterin, nutzt das für einen Ausflug ins Tal und lässt uns mit Rosel, der kochenden Rentnerin, alleine auf der Alm. Anscheinend sind wir vertrauenswürdig genug. Rosel erzählt uns am Abend noch von Ihrem Los die nicht so üppige Rente durch den Job auf der Alm aufbessern zu müssen, spricht dabei aber auch ihren Speiseplan für die restliche Zeit mit uns

ab (einschließlich der vegetarischen Variante für Thomas). Von diesem Abend an können wir nicht mehr alles verdrücken, was sie uns in der restlichen Zeit kocht. Und das liegt nicht daran, dass es uns nicht schmeckt. Während Rosel noch unser Essen vollendet, ziehen Thomas und ich den Joker, dass wir bereit sind am nächsten Tag die Knapp-Köchler zu klettern, wenn Uwe noch einmal mitkommt. Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass wir dabei ebenso entscheidend auf unseren Joker Uwe angewiesen sind, denn die beiden VIIer- Längen in dieser Tour würden wir nicht vorsteigen, und auch der Nachstieg wird bestimmt kein Zuckerschlecken. Denn in einem Kommentar ist von größeren Hakenabständen in Passagen die Rede, die früher technisch über die alten Haken möglich waren: Nun steckt da ein Bolt, sonst nix. Entweder man hat noch passendes Klemmzeugs dabei (vielleicht gar Haken...) oder man muss das frei klettern. Wir sind fast ein wenig überrascht, dass wir Uwe nicht länger zu seiner zweiten letzten Alpintour überreden müssen. Montag 12.09.16: Schüsselkar Westgratturm, Knapp-Köchler Am Montag ist Paradewetter, und wir sind die einzige Seilschaft im gesamten Gebiet: ideale Voraussetzungen, um in aller Ruhe und mit aller Zeit der Welt eine für Thomas und mich richtig schwere Alpintour anzugehen. Der Weg zum Einstieg wird von uns ganz gemütlich angegangen, so dass wir das Scharnitzjoch diesmal halbwegs entspannt passieren können. Die anschließende Querung entlang des Wandfußes nach rechts erscheint uns auch nicht mehr ganz so furchteinflößend wie noch am ersten Tag. Im Topo ist vor der ersten Seillänge eine Rinne mit Schwierigkeitsgrad II-III eingezeichnet, die wir seilfrei angehen. Allerdings muss man diese Rinne zwischendrin einmal nach links verlassen, weil man sonst auf einem kleinen Türmchen landet, von dem es nicht mehr ganz so einfach wieder runter geht. Wir kosten es dagegen aus, uns genau auf diesem engen Türmchen die Klettergurte anzulegen, damit wir den restlichen Weg vom Türmchen bis zum Stand vor der ersten Seillänge gesichert angehen können. Die Knapp-Köchler zieht in den ersten vier Seillängen ziemlich eindrücklich immer am linken Rand des Plattenpanzers nach oben, der sich in der Südwand des Westgratturms befindet. Uwe kann sich direkt in der ersten Seillänge während der Querung an den größeren Hakenabständen erfreuen, und da das eine Querung ist, können Thomas und ich diese Freude auch im Nachstieg nachempfinden. Fairerweise müssen wir allerdings zugeben, dass sich genau in der Passage, in der die Haken fehlen, auch überraschend gute Griffe in der sonst glatten Platte finden. Die zweite Seillänge ist sehr fotogen, weil sie entlang eines Risses diagonal nach rechts oben über die Platte verläuft. Da sie aber auch die erste der beiden VIIer-Längen ist, sollte man (auch im Nachstieg) nicht zu weit aus der kletterbaren Linie fallen, denn die Platte unter dem Riss ist ziemlich glatt. Uwe genehmigt sich eine kurze Pause, zieht das Teil ansonsten aber relativ zügig durch, bis er am Ende der größten Schwierigkeiten den ersten richtig guten Henkel in der Seillänge aus der Wand zieht. Der Felsklotz zerbricht direkt in mehrere Teile, die entstehenden Brocken streifen sein linkes Bein und sausen weiter in die Tiefe. Er meistert die Situation ohne Sturz, und Thomas und ich befinden uns deutlich außerhalb der Falllinie der Brocken, so dass wir die Seillänge bis auf einen blauen Fleck an Uwes Bein unversehrt beenden können. Thomas und ich entschließen uns daraufhin Uwe durch besonders langsames Klettern während unseres Nachstiegs eine längere Regenerationsphase zu verschaffen, damit er sich von seinem Schreck erholen kann. Ich hatte mich schon darauf eingestellt die folgende dritte Seillänge ( nur VI) vorzusteigen, aber Uwe ist wohl so gut erholt, dass er ohne größere Diskussionen weitermacht, wogegen ich auch nichts einzuwenden habe. Die Kletterei in der dritten Seillänge ist längst nicht so kraftraubend wie in der vorherigen und auch in der nachfolgenden zweiten Schlüsselseillänge. Dafür muss man in der Verschneidung vom Stand weg genau darauf achten immer genug Druck auf den rechten Fuß zu bekommen, damit der auf der glatten Wand nicht wegrutscht, aber das bekommen wir alle ganz gut hin. Die vierte Seillänge sieht schon vom Stand aus sehr spannend sowohl für den Vorsteiger als auch für die Nachsteiger aus: Herzstück ist eine überhängende Querung nach links unter einem großen Dach. Die Haken sind optimal für den Seilverlauf, aber sehr ungünstig für eine technische Bewältigung der Passage gesetzt. Uwe kommt bis auf einen kurzen Hänger ganz gut durch das Dach, wobei wir ihm zu Gute halten müssen, dass der Hänger auch mit dem Legen einer Zackenschlinge zu tun hat, die er Thomas und mir zwischen den Haken hinterlassen möchte. Thomas und ich ziehen es hingegen vor Uwe während unseres Nachstiegs eine noch längere Pause als nach der zweiten Seillänge zu gönnen.

Uwe hat seine Schuldigkeit getan und uns durch die schwierigen Seillängen der Tour geführt, für die verbleibenden beiden Ver- und die letzte IVer-Länge bin ich zuständig. Der Verlauf der Tour ist nicht mehr ganz so eindeutig wie vorher, und speziell in der fünften Seillänge gilt es auch eine längere nicht ganz feste Passage zu überwinden. Die sechste Seillänge bietet klassisch alpines Klettern in wieder festem grauen Fels mit zwei etwas kniffligeren Rissen, die aber beide mit einem Klebehaken gut abgesichert sind. In der siebten Seillänge folgt ein Kamin, den man spreizend und damit halbwegs angenehm hinter sich bringen kann. Schließlich erreiche ich am Westgrat in der Scharte vor dem Westgratturm genau den Klebehaken, der Thomas und mir am Samstag als Standhaken für die im Abstieg zu bewältigende IVer-Länge auf den Westgratturm gedient hat. Der Abstieg aus der Scharte kann auch durch Abseilen über die Knapp-Köchler erfolgen, wenn man 60m- Seile hat und die Tour kennt. Jetzt trifft beides auf uns zu! Die oberste Länge ist nur kurz, deshalb reicht zum Abseilen ein einzelner Seilstrang. Die beiden nächsten Abseillängen über jeweils 40m erst zurück zum 5. und dann zurück zum 4. Stand, der sich direkt über dem großen Dach befindet, sind etwas unübersichtlich, aber da wir kurz vorher die Tour geklettert sind, finde ich die Stände schnell wieder. Danach folgt Abseilkino: Bei der nächsten Abseile erreichen wir freihängend den 2. Stand, und zum Schluss seilt man wieder teilweise überhängend über den Plattenpanzer die vollen 60m bis zum Wandfuß ab: das würdige Ende einer tollen Tour. Dass wir uns den ganzen Tag mit 7 (ok, 7,5) Seillängen beschäftigt haben, wollen wir nicht weiter vertiefen. Wenigstens können wir nach dem Abstieg über das Scharnitzjoch unsere Getränke noch auf der Terrasse der Wangalm in Empfang nehmen, auch wenn die Sonne dort gerade verschwindet, als wir ankommen. Am Abend überlegen Thomas und ich erneut, wie wir Uwe zu einer weiteren Tour motivieren können: wir stellen Uwe einen Pause-Tag in Aussicht. Er ist spontan angetan, auch nachdem klar ist, dass wir damit keine Pause im eigentlichen Sinn, sondern eine Tour aus dem legendären Pause Im extremen Fels meinen. Eine Pause-Tour macht schon was her, außerdem gibt es wieder eine VIIer-Seillänge für Uwe. Zugegebenermaßen, bei der Spitzenstätter -Route auf die Scharnitzspitze handelt es sich um den einfachsten der drei Pause- Punkte, die im Gebiet zu vergeben sind, aber Uwe kommt mit das ist die Hauptsache. Dienstag 13.09.16: Scharnitzspitze, Spitzenstätter Wir starten also zu Uwes dritter letzten Alpintour. Es ist wieder Paradewetter, und bis auf eine weitere Seilschaft an der Schüsselkarspitze Spätankömmlinge auf der Wangalm von gestern Abend sind wir die einzigen Kletterer im Gebiet. Da wir diesmal an der Scharnitzspitze klettern, haben wir aber wieder den ganzen Berg für uns. Der Zustieg führt uns wie sollte es anders sein wieder am Scharnitzjoch vorbei. Diesmal müssen wir aber nach links queren, nachdem wir den Wandfuß erreicht haben. Weil wir gestern auf dem Weg zum Stand vor der ersten Seillänge eine Überraschung erlebt haben, geht Uwe die Zustiegslänge über den Vorbau diesmal von vornherein gesichert an. Die folgende erste Seillänge ist einfach und kurz, die zweite dann direkt die Schlüsselseillänge, die Thomas und ich ganz uneigennützig auch noch für Uwe reserviert haben. Vom Stand geht es zunächst ein paar Meter nach oben, dann hangelt man an einer Schuppe nach rechts, bevor die VIIer-Passage mit 2 Klebehaken und einem festgestürzten Friend folgt. Zwei Meter rechts der Haken ist es nur VI+, aber Thomas und mich zieht das von Uwe in die Haken eingehängte Seil immer wieder in die Schlüsselpassage zurück. Danach folgt schöne und weiterhin steile Kletterei im VIer-Gelände bis zum Stand am Beginn der nach links abzweigenden nächsten Schuppe. Die dritte Seillänge, durch die uns Thomas führt, ist ein richtiges Alpin-Highlight: Vom Stand auf der Schuppe geht es an der Schuppe hangelnd nach links in eine Verschneidung und an Henkeln steil durch sie empor, zum Schluss nach links zum Stand. In der vierten Seillänge quert man zurück in die Verschneidung, bis eine letzte Hangelschuppe das Queren nach links aus der Verschneidung und das Weiterklettern in grauem Fels gestattet. Die fünfte Seillänge bietet zunächst noch schöne Kletterei an kompaktem grauen Fels, nach dem Passieren eines Bandes wird es aber brüchiger und der Weiterweg ist nicht mehr eindeutig. Bei den letzten beiden Seillängen bin schließlich ich mit dem Vorstieg an der Reihe, und ich finde auch wieder festen Fels und weitere

sanierte Haken, aber mit dem Topoguide-Topo lässt sich das nicht mehr in Einklang bringen. Der gelb-rote Fels lässt sich aber gut klettern, und der anschließende gelbe Überhang bietet eine schöne Henkelparade. In den letzten Seillängen sind wir anscheinend in eine Variante geraten, die auf unserem Wandfoto rechts neben der Originalroute gepunktet eingezeichnet ist. Es dauert eine Weile, bis wir uns orientieren können und die im Topoguide-Topo eingezeichneten Haken entdecken. Aus der dort vorgeschlagenen Abseilaktion werden wir nicht so richtig schlau. Thomas plädiert für das Abklettern über den Ostgrat zur Wangscharte, aber Uwe und ich können uns nicht für diese zeitaufwändige Variante begeistern. Schließlich starten wir mit der Abseilerei über unsere Aufstiegsroute. Über den großen gelben Überhang seilen wir an nur einem Seilstrang bis zu den beiden direkt darunter befindlichen Klebehaken ab, damit wir keinen Knoten über die Kante des Überhangs ziehen müssen, aber auch, damit wir noch ein Seil haben, wenn sich das andere nicht abziehen lässt. Das Abziehen läuft etwas schwerfällig, aber es klappt. Ein paar kleinere Steine nimmt das Seil mit, aber wir sind unter dem Überhang gut davor geschützt. Bis zum nächsten Stand ist es nicht weit, und wir erreichen ihn problemlos. Jetzt allerdings wird es anspruchsvoller, und ich habe mich bereiterklärt, abseilenderweise den weiteren Weg zu finden. Die ausgeworfenen Seile müssen zweimal neu aufgenommen werden, weil sie auf Bändern liegengeblieben sind: das ist alles andere als optimal für das Abziehen. Als die Seile schließlich parallel nach unten laufen, kann ich nach einigem Hin- und Herpendeln endlich wieder einen Haken der Tour entdecken und fünf Meter weiter unten den rettenden Stand, der aber so gerade eben nicht von den Seilen erreicht wird. Also müssen wir den einzelnen Klebehaken, den ich genau inspiziere, als Zwischenstand nehmen. Die beiden anderen kommen nach, wobei Thomas sich als letzter alle Mühe gibt die Seile ordentlich zu legen. Seine Mühe ist nicht vergeblich, denn das Seil, das zunächst ziemlich schwer abzuziehen ist, wird immer leichtgängiger, bis wir erst einen vollständigen und schließlich beide Stränge in der Hand haben. Dann geht es weiter zum Stand direkt unter uns und von dort weitere 55m auf das Ende des Vorbaus, der von links angependelt werden muss. Zum Abseilen vom Vorbau nehmen wir gemäß Topo wieder einen einzelnen Seilstrang, der aber nur dann bis zum Boden reicht, wenn man exakt gerade nach unten abseilt. Uwe hat bei meiner langwierigen Abseilaktion ausgiebig die Spuren im Schutt unter der Wand studiert, die schräg nach unten zu einem Grasrücken führen, über den die Ebene am Grund des Baches, der weiter zur Wangalm führt, direkt erreicht werden kann. Er muss Thomas und mich nicht lange überreden, und so erreichen wir beim Abstieg zum ersten und einzigen Mal am Scharnitzjoch vorbei die Wangalm. Wir sind uns wegen der Schuttpassagen aber nicht sicher, ob das auch im Aufstieg eine gute Idee gewesen wäre. Diesmal sind wir noch eher als am Vortag wieder auf der Wangalm und können nicht nur unsere Getränke, sondern auch noch die Vorsuppe auf der Terrasse genießen. Bei der abendlichen Lagebesprechung bieten Thomas und ich alle unsere Überredungskünste auf, um Uwe von einer weiteren Tour am Mittwoch zu überzeugen. Von Erfolg gekrönt werden unsere Bemühungen aber noch nicht. Das Klettern am Donnerstag wird schon einmal einvernehmlich gestrichen, und wir wollen direkt nach dem Abstieg am Donnerstagvormittag wieder nach Hause fahren. Für Uwe ist seine am Wochenende anstehende Fortbildung im Bouldern ausschlaggebend, für die seine Hüfte und seine Hände eine Regeneration benötigen. Und ich bin froh, wenn meine fast komplett durchgekletterten Bürohände wenigstens den nächsten Tag noch halbwegs unbeschadet überstehen. Während Uwe und Thomas schon schlafen, studiere ich auf dem Lager mit der Stirnlampe die gesammelten Kommentare über alle Schüsselkar-Touren, die für den nächsten Tag infrage kommen. Die Erdenkäufer-Sigl kommt dort richtig gut weg und könnte Uwe vielleicht auch überzeugen: Sie enthält drei sehr schöne, genussreiche und steile, verschwenderisch griffige Seillängen im VI. Grad, die mit einer phantastisch exponierten, gutgriffigen Querung abschließen. Außerdem ist die Tour mit insgesamt 6 Seillängen nicht so lang. Am Mittwochmorgen beim Frühstück gelingt es uns erst mit dem Versprechen, dass Thomas und ich uns den Vorstieg teilen werden und Uwe nur nachsteigen muss, Uwe zu seiner vierten letzten Alpintour zu bewegen. Thomas und ich spekulieren nicht weiter, wie viele letzte Touren da noch folgen werden.

Mittwoch 14.09.16: Schüsselkar Westgratturm, Erdenkäufer-Sigl Wir steigen also noch einmal zum Scharnitzjoch auf, diesmal um Uwes vierte letzte Alpintour anzugehen, bei der Thomas die ersten drei, ich die letzten drei Seillängen vorsteige. Die erste Seillänge ist der Kategorie Eintrittskarte zuzuordnen, aber in der zweiten Seillänge wird s richtig interessant: Hier absolviert Uwe erfolgreich seine Prüfung zum zertifizierten Alpini, denn eine 25m-Querung durch einen Kamin ist ein dafür auf jeden Fall geeignetes Kriterium. Aus Kommentaren sind wir darauf vorbereitet, dass ein Rucksack in dieser Seillänge stört, und haben deswegen alles, was wir benötigen, am Gurt. Ganz so schlimm wird es aber nicht. Ich habe da schon unangenehmere Kamine erlebt. Und wenn man unbedingt will, könnte man den Rucksack auch ganz gut an der Anseilschlaufe eingeklinkt durch die Seillänge bringen. Danach wartet die Tour mit allem auf, was die Kommentare versprechen. Die dritte Seillänge ist für eine VIziemlich steil, aber es gibt genau im richtigen Moment immer einen Henkel, darüber hinaus ist die Seillänge neben den Klebehaken so gut zusätzlich absicherbar, das Thomas unterwegs das Material ausgeht. Die vierte Seillänge ist noch etwas steiler als die dritte, Schlüsselstelle ist die Bewältigung eines (Pendel-)Quergangs, den man nicht zu hoch angehen darf. Der Stand kommt überraschend schnell, weil er bei der Sanierung gegenüber unserem älteren Beulke-Topo nach unten verlegt wurde. Dafür ist in der fünften Seillänge die komplette Rampe zu bewältigen, bevor der schwere Teil der Tour wie versprochen mit einer phantastisch exponierten, gutgriffigen Querung über einen Balkon hin zu einer Kante endet, hinter der es nicht mehr weit zum vorletzten Stand ist. In der sechsten und letzten Seillänge finde ich nur noch einen Zwischenhaken, und bis zum Stand könnte es mit einem 50m-Seil knapp werden, aber diese Seillänge ist ohnehin nur der Kategorie Ausstieg aus der Wand zuzuordnen. Ein Vorteil der Erdenkäufer-Sigl ist auch, dass sie ganz in der Nähe unseres Abseilhakens endet, an dem wir schon dreimal die Abseilaktion über die Siemens-Wolf gestartet haben. Das verschafft uns jetzt im Unterschied zum Vortag wieder einen entspannten, weil bekannten Weg zum Wandfuß, denn auch heute ist niemand in der Siemens-Wolf, den wir stören könnten (und das soll tatsächlich die meistbegangene Route im Schüsselkar sein?). Unten angekommen sammeln wir unsere deponierten Sachen ein und begeben uns zur ersten größeren Wiese unter der Wand. Dort dividieren wir unser Material auseinander und legen uns anschließend in die Sonne, schließlich haben wir Urlaub. Auf dem weiteren Abstieg passieren wir noch einmal das Scharnitzjoch und genießen den Ausblick, indem wir uns auf eine der beiden dort vorhandenen Bänke setzen, die wir bisher immer ignoriert haben. Erst beim 11. und letzten Mal an dieser Stelle kommen wir zu diesem Genuss. Und trotzdem sind wir am letzten Abend früh genug um das Abendessen einschließlich des Nachtischs auf der Terrasse der Wangalm einzunehmen. Uwe hat Martina davon überzeugt, uns am Donnerstagmorgen im Auto mit nach unten zu nehmen und am Parkplatz vorbei zu bringen. Er hat anscheinend größere Bedenken, dass er sich bis zu seinem Boulder- Wochenende ausreichend regeneriert. Auch auf dem Nachhauseweg kommen wir wieder halbwegs glimpflich über den Fernpass. Wohl dem, der da nicht am Wochenende oder während der Stoßzeiten rüber muss. Im Allgäu können wir bereits die ersten Anzeichen des kommenden schlechteren Wetters erkennen. Thomas und ich hoffen, dass das Wetter Uwe die Fortbildung im Bouldern nicht zu sehr verdirbt (er ist letztlich gar nicht hingefahren). Zum Schluss ein paar allgemeine Hinweise Wettersteinhütte oder Wangalm (beide mit neuen Pächtern): Nach Auskunft von Rosel und Martina werden auf der Wettersteinhütte auch die Nächte ausgiebig zum Verzehr alkoholischer Getränke genutzt. Wir haben das nicht weiter überprüft, aber auch keinen Anlass dazu gehabt, denn auf der Wangalm war es ganz ok. Auch von der Wangalm aus muss man bei jeder Tour auf die Schüsselkarspitze mit einem zusätzlichen Zeitbedarf für Zu- und Abstieg von zusammen ca. 4h rechnen. Nur wenn die Benutzung des Schnellabstiegs möglich ist oder man auf den westlichen Teil des Westgratturms klettert, geht es etwas schneller. Ohne Gratkletterei und/oder eine größere Abseilaktion kommt man nämlich nirgendwo wieder runter. Die Wände sind stark strukturiert, was in vielen Touren die Orientierung erschwert. Umso wichtiger sind gute Topos. Nach unserer Erfahrung finden sich die besten Topos im alten AV-Führer von Stefan Beulke.

Wer ein solches Exemplar in der Sektionsbibliothek auftreiben kann, sollte das nutzen. Die Topos im neuen Panico sind trotz positiver Rezensionen nicht immer zuverlässig, die allgemeinen Hinweise und die Wandfotos sind allerdings gut. Im Goedeke-Auswahlführer Bayerische Alpen Nordtirol ist vor allem die Beschreibung der Abstiege gelungen. Wir haben nur ein einziges Mal einen Klemmkeil gelegt. Kleine und mittlere Friends und Zackenschlingen sind viel wichtiger. Chalk ist nur stellenweise nützlich, und wenn, dann in den Bereichen mit gelbem oder weißem Fels. Der graue Fels ist auch in den häufiger begangenen Routen fast schon zu rau. Der Bewertungsmaßstab der Touren ist klassisch streng. Auch die im Panico gelegentlich vorgenommenen leichten Korrekturen nach oben ändern daran nichts. Vielleicht ist das auch einer der Gründe für den relativ geringen Betrieb. Während unseres Aufenthalts haben sich die Seilschaften auch am Wochenende gut auf die verschiedenen Touren verteilt, und in unseren Touren waren wir auch am Wochenende alleine. Ich habe aber auch schon Berichte gelesen, in denen das nicht so war. Fahre ich noch einmal dahin? Keine Ahnung. Für uns drei hats richtig gut gepasst, aber so viele Touren, die noch auf meiner Wunschliste stehen, gibt es da jetzt nicht mehr. Obwohl, die Peters-Haringer würd ich schon gern noch einmal ganz bis zum Ende