Predigt am Ostermontag ( , 9.30 Uhr) In der Dreifaltigkeitskirche Bobingen (Pfarrer Peter Lukas)

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Transkript:

Predigt am Ostermontag (13.4.2009, 9.30 Uhr) In der Dreifaltigkeitskirche Bobingen (Pfarrer Peter Lukas) Gnade sei mit euch und Friede, von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus! Liebe Gemeinde, wo liegt Emmaus? - Es gibt mehrere Antworten auf diese Frage. Die erste Antwort ist die biblische: Emmaus liegt etwas 60 Stadien, das sind 11,5 km, von Jerusalem entfernt. Die zweite Antwort ist die historische: Emmaus hieß später Nikopolis, das heutige Amwas, wird erwähnt bei Eusebius von Cäsarea und bei Hieronymus. Problem: die Jünger müssten 31 km gelaufen sein - und das am gleichen Abend wieder zurück. Und dann gibt es da noch das Emmaus Nikopolis, der Überlieferung nach die Geburtstadt des Jüngers Kleopas. Heute steht dort, wo sein Haus gestanden haben soll, eine Basilika. Eine Antwort aber fehlt noch eine Antwort jenseits aller Zeiten und Orte: Emmaus ist überall dort, wo unsere Hoffnung einen Namen braucht / Emmaus ist überall dort, wo wir dem Auferstandenen begegnen. - Wo, liebe Gemeinde, liegt dein Emmaus? Wohin gehst Du, wenn es dir in deinem Leben zu eng oder zu dunkel wird. Gehörst Du zu der Mehrzahl der Jünger, die sich im dunklen Hinterzimmer verkriechen / das Telefon abschalten / nicht an die Türe gehen / und taub werden für alle, die es doch nur gut mit ihnen meinen... Bist Du eher bei den Frauen zu finden, die sich der bitteren Wirklichkeit stellen / verhalten, aber doch irgendwo auch mutig losgehen zum Grab, an den Ort der Dunkelheit... Oder bist Du einer von den beiden Jüngern auf dem Weg: Einfach losgehen, sich den Kummer von der Seele laufen, egal wie weit, egal wohin. Wenn Emmaus tatsächlich der Geburtsort des Kleopas war, dann verbirgt sich in diesem Ziel die Sehnsucht nach Vertrautem / die Sehnsucht nach der Sicherheit des Elternhauses / der Kindheit / der Heimat. - Wenn das Leben einem übel mitspielt, wenn man aus der doch so vermeintlich klaren Bahn geworfen wird, wenn Weg und Ziel unsicher werden... Dann braucht man einen Ort des Vertrauens, um sich Kraft zu holen aus dem eigenen Ursprung: Emmaus. - Wenn also Emmaus der Geburtsort des Kleopas war, dann hat der andere Jünger / der Namenlose sich seinem Ziel einfach angeschlossen: Vielleicht weil er selber kei- 1

ne Heimat in der Nähe hatte. Vielleicht aber auch, weil er froh war, nicht ziellos umherzuirren, sondern wenigstens zu wissen, wohin. Und so gehen die zwei nebeneinander her, verstehen sich zunächst, ohne viel zu reden, denn sie haben ja dasselbe hinter sich: Jerusalem, die große Hoffnung ihres gemeinsamen Weges mit Jesus und dann die Endstation! Und irgendwann, als die Zeit des Schweigens vorbei ist, fangen sie zu reden an. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. Was für ein Satz, liebe Gemeinde! Unklarer könnte man ihn kaum formulieren, aber vielleicht wollte der Evangelist Lukas genau das damit sagen: Selbst wenn ich es wollte, ich könnte es gar nicht wiedergeben, wovon die beiden geredet haben. Von allem und jedem eben, für einen Außenstehenden völlig wirr und durcheinander. Eben so, wie Menschen miteinander sprechen, die unglaublich viel Schönes erlebt haben und nun mit noch viel Schwererem fertig werden müssen: Weißt du noch, Kleopas...? - Nein, so war es nicht... - Doch so war es! Damals war alles noch in Ordnung... Aber jetzt wo Du es sagst, erinnere ich mich... Und wie die Frau sich gefreut hat... Und dieser Petrus, typisch... Das darf doch nicht alles zuende sein... Wir hatten doch noch so viel vor... Ich wollte ihn immer noch fragen... - Warum, Kleopas, warum...? Und so redeten sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. Und das Reden tat ihnen gut / das Erzählen / das Erinnern... Und so machten sie gemeinsam noch einmal alles durch, das Schöne und das Schwere auch, alles, was sie mit Jesus erlebt hatten. Und sie waren so sehr in ihre Geschichtenwelt vertieft, dass sie gar nicht merkten, dass da einer neben ihnen herging. Und wer es war, das konnten sie schon gar nicht erkennen: Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten. - Wer auf einem bitteren Trauerweg unterwegs ist, wer mit seinen Gedanken ganz um sich selber kreist, der kann gar nicht erkennen, wenn einer neben ihm hergeht. Und Jesus gibt sich auch nicht zu erkennen, am Anfang, er tut nichts, und gerade darin tut er unglaublich viel! Wir Menschen können hier alle von Jesus lernen: Wir machen immer wieder den Fehler, dass wir zu schnell sind, wenn wir jemandem beistehen wollen, gut gemeint, aber eben nicht jetzt! In unserer eigenen Hilflosigkeit reden wir zu viel oder erzählen sogar von uns selber: Dass wir ähnliches kennen und durchgemacht haben... Oder wir fragen auch 2

noch, diese schrecklichen Fragen, auf die es keine Antwort gibt: Was hast Du? Was ist los mit dir? Wie geht es dir heute? Oder sagen wunderbar aufmunternde Sätze, die genau das Gegenteil bewirken: Du siehst schon wieder viel besser aus! Kopf hoch, Du schaffst das schon! Wenn der andere oder die andere aber noch längst nicht so weit sind, noch mitten drin hängen in ihrer Traurigkeit, dann können ihn solche Ratschläge zur völligen Verzweiflung bringen. Jesus aber geht einfach mit / ist da, als ob er nicht da wäre, passt sich dem Tempo der beiden Jünger an. Und auch wenn sie ihn nicht sehen konnten, so haben sie ihn doch gespürt: Einer, der da ist und uns trotzdem in Ruhe lässt und uns gerade so die Ruhe gibt, die wir brauchen, um zur Ruhe zu kommen. Vielleicht war es ja der fremde Zuhörer, der ihnen half, sich an die Geschichten zu erinnern / der ihnen half beim Erzählen. Wir alle können uns auf dieser ersten Wegstrecke ein Beispiel an Jesus nehmen, wenn wir Menschen durchs Leben begleiten: Man muss nicht immer etwas tun! Oft reicht es, einfach da zu sein / mitzugehen in dem Tempo, das der Andere jetzt braucht. Aber das ist noch längst nicht alles, was wir aus den ersten Versen der Emmausgeschichte mitnehmen können. Viel wichtiger noch ist das andere: Immer dann, wenn wir unterwegs sind nach Emmaus / wenn wir nach einem Weg suchen und keinen sehen, immer dann geht ganz gewiss Einer neben uns her. Wir sehen ihn nicht, wir spüren ihn noch nicht einmal, weil wir nicht mit ihm rechnen in unserer Traurigkeit. Aber er ist da! Jesus Christus geht auch neben uns her und hilft uns, unser Leben neu zu sehen. Und es ist wie bei Kleopas und dem anderen Jünger: Er weiß, was wir wann brauchen! Er lässt uns so lange mit uns selber alleine, bis wir in unserem Tempo ein Stückchen weiter gekommen sind, auf der Suche nach Antworten, nach Leben. Nach einiger Zeit aber greift Jesus selber ein, lässt sich erzählen, fragt und hilft zu verstehen. Was hier auf dem Weg nach Emmaus passiert, kann bei uns im Gebet geschehen oder einfach nur in den Gedanken, die uns geschickt werden oder durch Menschen, die genau den richtigen Ton treffen, damit wir reden und zuhören können. Nicht immer, liebe Gemeinde und das ist manchmal schwer zu verstehen sind es die Liebsten (Freunde oder Familienangehörige), mit denen man in einer dunklen Zeit reden kann. Da ist zu viel anderes, was mit ihnen verbindet, zu viel Vorsicht vielleicht auch: 3

Man versucht, nicht zu verletzen / man versucht, stark zu bleiben / man hat Angst etwas beim anderen auszulösen, womit der nun nicht fertig wird. Das ist ganz normal bei Menschen, die man lieb hat. Aber gerade deshalb fallen diese oft als Gesprächspartner aus in der Not. Bei ihnen reicht es, wenn man weiß, dass sie da sind. Fürs Reden, Verarbeiten, neue Kraft Sammeln braucht man oft jemanden, der von außen dazu kommt. So geht es auch Kleopas und dem anderen Jünger: Erst mit der Hilfe des fremden Weggefährten beginnen sie zu verstehen, warum alles so kommen musste, wie es gekommen ist. Und ohne dass sie es merken, geschweige denn erklären könnten, wird ihnen mit einem Mal das Herz leichter. Und dann sind sie in Emmaus und damit am Ziel. Ihr Weg hat also doch seinen Sinn gehabt! Und nun merken sie, dass dieser Fremde eigentlich gar nicht fremd ist und sie laden ihn ein, zu bleiben und mit ihnen zu essen: Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget. Und der Fremde nimmt die Einladung an. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Bot, dankte, brach s und gab s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Am Anfang ihres Weges, als Jesus sich ihnen anschließt, hieß es noch: Ihre Augen wurden gehalten. Nun aber heißt es: Da wurden ihre Augen geöffnet. - Die beiden Jünger haben einen langen Weg zurückgelegt, 11,5 oder gar 31 Kilometer. Und im Laufe des Weges haben sie auch innerlich eine große Wegstrecke bewältigt: Kreisten sie zu Beginn nur um sich selbst und ihre eigene Traurigkeit, konnten nichts sehen, was außerhalb von ihnen passiert, so ist es jetzt anders: Mit einem Mal erkennen sie, dass sie ihren ganzen Weg nicht alleine gegangen waren und dass es auch kein Fremder war, der sie dabei begleitete. Mit einem Mal begreifen sie, dass Jesus bei ihnen war, auf dem ganzen Weg, von Jerusalem bis nach Emmaus / von ihrer Traurigkeit bis hin zu einer neuen Hoffnung und einem neuen Vertrauen. Der, von dem sie gedacht hatten, sie hätten ihn für immer verloren, ist die ganze Zeit bei ihnen geblieben. Und wie er bei ihnen war: Genau so, wie sie ihn brauchten: Auf der ersten Wegstrecke: Ein stiller Begleiter / ein Zuhörer / ein Weggefährte, der mit geht und da ist, ihnen zur Seite steht. Auf dem zweiten Wegabschnitt: Einer, der Antworten kennt, auf ihre schweren Fragen. 4

Einer, der hilft, richtig zu sehen, was sie selber bis dahin falsch gesehen hatten. Einer, der ihnen zurückhilft, vom Weg der Trauer, auf den Weg des Lebens. Und am Ende des Weges, am Ziel: Einer, der sich einladen lässt / der mit ihnen das Brot teilt und ihnen dadurch neue Kraft gibt für den Lebensabschnitt, der jetzt kommt. Und es kann ein neuer Abschnitt kommen, denn Jesus zeigt den beiden, dass er dabei sein wird, für immer dabei! Und dann ist er plötzlich fort, und die beiden Jünger wundern sich nicht einmal. Sie wissen ja jetzt, was zu tun ist: Und sie standen auf zu der selben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren, die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen. Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach. Wenn Du also das nächste Mal nach Emmaus gehst, liebe Gemeinde, wo es auch immer liegen mag, dann vergiss nicht: Auch Du gehst deinen Weg nicht alleine. Er geht neben dir her und begleitet dich. Er lässt dich, wenn du in Ruhe gelassen werden musst. Er fragt, wenn du erzählen willst. Und er hat Antworten für dich, wenn Du Antworten brauchst. Freilich: Emmaus ist manchmal weit entfernt und Du brauchst Geduld und viel Vertrauen für deinen Weg dorthin. Aber Du wirst ankommen, ganz sicher, denn Du hast einen treuen Weggefährten. Sei gewiss: Er kennt den Weg zurück ins Leben, auch für dich, denn: Er ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Amen. 5