Ausbildungsreihe des TAK Alpinklettern Aufbaukurs Dieses Schulungsblatt basiert auf den derzeit aktuellen Lehrschriften des DAV (Stand Mai 2007). Eine Haftung des TAK für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben wird nicht übernommen. Jeder Alpinist, der im Gebirge selbständige Touren unternimmt, hat für seine eigene Sicherheit und die Sicherheit seiner Begleiter selbst Sorge zu tragen. Inhaltsübersicht: 1. Materialkunde... 2 1.1 Seile... 2 1.2 Karabiner:... 3 1.3 Klemmgeräte... 5 1.4 Normalhaken... 6 1.5 Schlingen und Reepschnüre... 8 2. Sicherungstheorie... 9 2.1 Knotenkunde... 9 2.2 Standplätze... 9 2.3 Sicherungngsmethoden am Standplatz im alpinen Gelände... 10 2.4 Sicherungstheorie... 11 2.5 richtiges Einhängen von Zwischensicherungen... 14 2.6 Gleitendes Seil... 16 3. Behelfsmäßige Bergrettung und Rückzug... 17 3.1 Rückzug mit Ablassen des Partners... 17 3.2 Wichtige Knoten zur Bergrettung... 20 3.3 Bergemethoden... 23 3.4 Flaschenzüge... 25 4. Topo lesen... 27
1. Materialkunde Sicherheitsrelevante Ausrüstungsgegenstände dürfen nur verwendet werden wenn sie Norm geprüft sind und das entsprechende Prüfsiegel aufweisen. Dies können sein: CE Zeichen Euro Norm geprüft UIAA 1.1 Seile Norm der Bergsportfachverbände (üblicherweise etwas schärfer als CE) Zum Klettern sollten nur dynamische Seile verwendet werden: Es gibt folgende Seiltypen: Einfachseil Doppelseil/Halbseile Verwendung im Einzelstrand für Vor- und Nachstieg, für Alpinund Sportkletter geeignet (beim Klettern für Zweierseilschaft geeignet) Verwendung für Vorstieg im Doppelstrang und für Nachstieg auch im Einzelstrang, für Alpinklettern sehr geeignet (für Zweier- und Dreierseilschaft geeignet, Abseilen über volle Seillänge möglich, Redunanz bei Steinschlag und Scharfkantensturz da 2 Stränge verwendet werden) Zwillingsseile Lebensdauer: Verwendung nur im Doppelstrang für Vor- und Nachstieg beim Alpinklettern (nur für Zweierseilschaft geeignet, Abseilen über volle Seillänge möglich, Redunanz bei Steinschlag und Scharfkantensturz da 2 Stänge verwendet werden, evtl. etwas leichter als Halbseile) Maximal 10 Jahre selten benutzt (1-2 mal pro Jahr) bis zu 7 Jahren gelegentlich benutzt (einmal im Monat) bis zu 5 Jahren regelmäßig benutzt (mehrmals im Monat) bis zu 3 Jahren häufig benutzt (jede Woche) bis zu 1 Jahr Seite 2
1.2 Karabiner: Seite 3
Optimal zum Sichern und Abseilen sind selbsveriegendelnde Verschlußkarabiner vom Typ Save-lock Karabiner. Hierbei wird die Gefahr des selbsaushängens durch Seilbewegung oder Felskontakt stark reduziert. Seite 4
Achtung: Die früher verbreiteten Twist-Lock Karabiner sollten auf keinen Fall benutzt werden, es handelt sich dabei nicht um eine Save-lock Karabiner. Vorsicht: bei ungünstigen Bedingungen kann dies jedoch evtl. auch bei Save-lock Karabiner vom Typ push and twist passieren. 1.3 Klemmgeräte Klemmkeile Stopper Hexentrics Tricam Festigkeit mindestens 2 kn Keile mit Festigkeit < 6 kn dienen lediglich der Fortbewegung nicht der Sicherung Keile haben eine Sprengwirkung des 1,5 bis 3-fachen der Zugbelastung Seite 5
Friends, Camalots etc Camelot Friend Die Sprengwirkung von Friends beträgt ca. das 2-fache der Zugbelastung 1.4 Normalhaken Unterscheidung in Sicherheits (S) und Fortbewegungs (P) Haken Sicherheitshaken müssen eine erhöhte Bruchkraft und eine Mindestlänge von 90 mm aufweisen Seite 6
Unterscheidung in: Weichstahlhaken für weiches Gestein (Kalk, Sandstein etc.) Hartstahlhaken für Urgestein (Granit, Gneis etc.) Weichstahlhaken/konstante Schaftdicke zu 1/3 Hartstahlhaken/zunehmende Schaftdicke zu 2/3 einstecken Seite 7
1.5 Schlingen und Reepschnüre Bandschlingen Polyamid: 15-25 mm Festigkeiten: unvernäht 5 kn pro Kennfaden (sollte möglichst nicht benutzt werden) vernäht 22 kn Polyäthylen (Dyneema) 6-10 mm Festigkeiten: nur vernäht erhältlich (da extrem glatt) 22 kn nicht verknotbar, Achtung evtl. Gefahr des Durchlaufens und Schmelzens beim Mastwurf an der Standschlinge (noch nicht vollständig im Sicherheitskreis geprüft) Reepschnüre Durchmesser 4-8 mm Polyamidschnüre Festigkeit D 2 x 0,2 = Festigkeit in kn Kevlar-/Aramidschnüre Festigkeit mindestens dreifache Festigkeit von Polyamid bei 5 mm Durchmesser 22 kn Seite 8
2. Sicherungstheorie 2.1 Knotenkunde siehe Lehrblatt Klettern Grundkurs Ergänzung doppelter Bulin 2.2 Standplätze siehe Lehrblatt Klettern Grundkurs Seite 9
2.3 Sicherungngsmethoden am Standplatz im alpinen Gelände Beim Alpinklettern sollte die Sicherung des Vor- und Nachsteigers grundsätzlich möglichst über den Standplatz erfolgen In schweren alpinen-sprotkletterrouten oder bei extrem zweifelhaftem Standplatz evtl. auch Sicherung über den Körper sinnvoll. Hierbei muss allerdings immer ein zusätzlicher Dummy-Runner verwendet werden, um einen Sturz direkt in die Körpersicherung zu verhindern. Seite 10
2.4 Sicherungstheorie Sturzfaktor Sturzfaktor = freie Sturzhöhe/ausgegeb. Seil Bremsweg = Seildehnung + Seildurchlauf im Sicherungsgerät + Anheben des Sichernden Beispiele Sturzfaktoren bei: Abbildung: freie Sturzhöhe = 4,8 m, ausgegeb. Seil = 12 m => Sturzfaktor 0,4 Standsturz: => Sturzfaktor 2 Sturz am Klettersteig in Seilstück: Länge Seilstück = 1m, Sturzhöhe = 4 m => Sturzfaktor 4! Seite 11
Krafteinwirkung auf Kletterer und Sicherungspunkt Fangstoß Sturzzug Kraft die auf den Stürzenden wirkt Kraft die auf den Standplatz bzw. den Sicherden wirkt Fangstoß Reibung = Sturzzug Umlenkungsbelastung = Fangstoß + Sturzzug Reibung wandelt ca. 1/3 der Fangstoßenergie in Wärme um Fangstoß 33% Sturzzug Sturzzug + 50% Fangstoß Seite 12
Bremskräfte verschiedener Sicherungsgeräte HMS 2-3 kn Achter 1,5 2,5 kn Tuber 1,5 2,5 kn GriGri 6-8 kn Sirius 4 8 kn Cinch 6 8 kn Berchnungsbeispiel Die Bremskraft der HMS limitiert den maximalen Sturzzug auf ca. 3 kn nach der Formel Sturzzug + 50% = Fangstoss beträgt der Fangstoss also 4,5 kn Die Umlenkungsbelastung ist Fangstoß + Sturzzug Die Umlenkungsbelastung bei HMS beträgt also ca. 7,5 kn Seite 13
2.5 richtiges Einhängen von Zwischensicherungen Wahl der richtigen Schlingenlänge ist sowohl für den Seilverlauf (Seilreibung) als auch für die Belastung der Karabiner (Kanten etc.) zu berücksichtigen Beim Alpinklettern ist es sinnvoll einige länger Expressschlingen oder Bandschlingen mit losen Karabiner zum Verlängern von Zwischensicherungspunkten dabei zu haben. Seite 14
ungünstig geschlagene Normalhaken müssen evtl. abgebunden werden Bei der Seilführung ist darauf zu achten dass ein Selbständiges Aushänge des Seiles im Sturzfall vermieden wird. Im alpinen Gelände können sich lange Sturzwege ergeben. Routine beim Einhängen von Zwischensicherung spart Kraft und gibt einen Sicherheitsgewinn beim Einhängen in schwierigen Kletterpassagen Seite 15
2.6 Gleitendes Seil (nur bei Vorkenntnissen und alpiner Erfahrung vertretbar) In leichtem Gelände, dem alle in der Seilschaft absolut, mit ausreichende Reserve im Bezug auf die zu erwartenden Schwierigkeiten, gewachsen (evtl. im 2er Gelände) Seite 16
3. Behelfsmäßige Bergrettung und Rückzug 3.1 Rückzug mit Ablassen des Partners Beim Rückzug kann das Ablassen des Partners von Vorteil sein, da dass Seil nicht ausgeworfen werden muss und somit eine Kontenbildung verhindert werden kann: Dies ist vor allem bei nur leicht geneigtem Gelände sinnvol. Falls die Routenfindung beim Abseilen nicht klar ist ermöglich das Ablassen den Partner auch wieder zu sichern, falls in die falsche Richtung abgelassen wurde. Das Ablassen des Partners erfolgt über den Fixpunkt und vorzugsweise per HMS (am Besten mit Save-lock Karabiner) Seite 17
Beim Rückzug im Überhängenden Gelände oder bei Querungen kann es notwendig sein, dass der Abgelassene Zwischensicherungen einhängt, um das Erreichen des nächsten Standplatze zu ermöglichen. Die Zwischensicherungen werden vom Zweiten wenn möglich wieder abgebaut. Seite 18
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3.2 Wichtige Knoten zur Bergrettung 3.2.1 Schleifknoten Der Schleifknoten ist elementarer Bestand der Bergrettung. Wenn z.b. der Vorsteiger oder Nachsteiger stürzt und nicht weiter klettern kann und auch nicht ohne weiteres abgelassen werden kann, so muß dass Sicherungsseil als erstes gesichert und fixiert werden, um als Sicherender wieder handlungsfähig zu werden. Seilzug nach unten (Sturz/Verletzung des Nachsteigers): Seite 20
Seilzug nach oben (Sturz/Verletzung des Vorsteigers): Schleifknoten bei Körpersicherung: Seite 21
3.2.2 Prusikknoten Blockiert bei Belastung (Rücklaufsperre) Der Druchmessser der Prusikschnur sollte etwa die Hälfte des Seildurchmesser betragen, falls die Klemmwirkung zu gering ist können mehr Schlingen gelegt werden 3.2.3 Gardaknoten Der Gardaknoten ermöglicht den Seildurchlauf in eine Richtung und das Blockieren des Seils in eine andere Richtung. Er fungiert als Rücklaufsperre, die mit einfachen Mitteln hergestellt werden kann. Seite 22
3.3 Bergemethoden 3.3.1 Zwei Mann Bergemethode / Ablassen von 2 Personen Müssen zwei Personen abgelassen werden (ein Helfer und ein Verletzer) so reicht die Bremskraft des HMS nicht aus. In diesem Fall ist der doppelte oder Württemberg HMS zu verwenden. Der Verletze muß am Helfer fixiert werden Seite 23
3.3.2 Ein Mann Bergemethode Steht kein zweiter Helfer zu Verfügung, muss der Helfer mit dem Verletzen zusammen abseilen Seite 24
3.4 Flaschenzüge 3.4.1 Expressflaschenzug Der Expressflaschenzg kann sehr einfach und schnell aufgebaut werden und kann genutzt werden, um dem Nachsteiger beim Klettern eine Unterstützung durch Seilzug zu geben. Ein Hochziehen des Nachsteigers ohne dessen Hilfe ist jedoch nicht möglich. Seite 25
3.4.2 Schweizer-Flaschenzug Der Schweizer-Flaschenzg ist sehr komplex. Mit seiner Hilfe kann ein Verunglückter Kletter jedoch von einer Person auch ohne desen aktive Hilfe hinauf gezogen werden. Seite 26
4. Topo lesen Typische Symbole von Topos Seite 27
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