Herbst 2003 Heft 75 MITTEILUNGEN



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Transkript:

Herbst 2003 Heft 75 MITTEILUNGEN

INHALT Vorwort Gedicht...........................1 Vorstellungen Klasse 1a..........................2 Klasse 1b..........................3 Hans-Peter-Engler...................4 Sabine Kleinheins....................5 Christiane Jost......................6 Andrea Kiss........................6 Gabriele Mathwig....................7 Maie Gabele.......................8 Veränderungen im Schuljahr 2003 / 2004 Zugänge...........................8 Veränderungen.....................9 Vorstand.........................10 Schulabschlüsse....................11 Nachruf Hans Christof Valentien..............12 Dr. med. Günther Hessenbruch........14 Klassenspiele Die Welle........................16 The Wedding at Ghostmoor Castle......20 Till Eulenspiegel....................24 Hohn der Angst....................26 Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui..28 Beschreibung der Schulabschlüsse.........30 Der Musik-LK in Wien...............31 Klassenfahrt nach Bielsko-Biala..................34 Faust -Workshop am Goetheanum.....38 Polen............................40 Allgemeines zu Klassenfahrten.........41 Segel-Klassenfahrt..................42 Aus dem Schulleben Michaeli-Tagung...................48 Schulverein der Magdalenenschule.....52 Plastizieren........................53 Zirkus Ratatouille...................54 Qualitätssicherung.....................56 Kindergarten.........................60 Buchbesprechung.....................61 Herbstgedicht........................63 Werbung............................64 Chronik.............................68 Die MITTEILUNGEN werden von der Freien Waldorfschule Engelberg unentgeltlich herausgegeben für Eltern und Freunde der Schule. Sie können jedoch die Finanzierung des Heftes mit einer Spende unterstützen. Für den Inhalt tragen die Autoren die Verantwortung. Anschrift: E-Mail: Hompage: Freie Waldorfschule Engelberg Rudolf Steiner Weg 4 73650 Winterbach Tel: 07181 / 704-0 Fax: 07181 / 704-222 info@engelberg.net www.engelberg.net Konto: 5 025 949 Kreissparkasse Schorndorf BLZ 602 500 10 Redaktion: Layout: Werbung: Titelbild: Carmen Burke (E) Hermann Giesser (E) Sigfried Häußer (L) Thomas Heller (E) Bernhard Jährling (L) Dietrich Schneider (el) Harry Schröder (L) Margy Walter (E) Hermann Giesser (E) Thomas Heller (E) Bernhard Jährling (L) Dietrich Schneider (el) Bernhard Jährling (L) Harry Schröder (L) Albert Prothmann Klassenfahrt ehemalige 8a Abkürzungen: Lehrer (L) Eltern (E) Schüler (S) Mitarbeiter (M) Ehemalige (el, ee, es) Druck: Greiserduck, Rastatt Auflage: 2500

FOR A BEGINNER IN THE SCHOOL OF LIFE When I was just a little boy and still all eyes and still all ears, The earth-world was a constant joy and sunshine swept away my tears. Now I am old I stay at home, and hardly see or hear, it seems. I catch some past or present poem or dream about far future dreams. FÜR ERSTKLÄSSLER IN DER LEBENSSCHULE Da ich ein kleiner Knabe war, war ich ganz Auge und ganz Ohr, die Welt war mir ein offenes Tor, es war mir manches offenbar. Da ich nun alt, such ich den Raum, denn ich schlecht seh n und hören kann, und mancherlei Gedicht ersann, und träum noch manchen Zukunftstraum. Rex Raab Schularchitekt im September 2003 1

VORSTELLUNGEN Klasse 1A Herr Engler 1 Jule Weiß 2 Aliena Horvath 3 Daniel Spielberger 4 Johannes Heinkelein 5 Annica Richter 6 Yaël Spinner 7 Manuel Mathwig 8 Freya Strebel 9 Simon Kubica 10 Jan Henryk Walendy 11 Joshua Molfenter 12 Sarah Grotkasten 13 Joshua Wilhelm 14 Sophie Haid 15 Merlin Horvath 16 Deborah Burkardsmaier 17 Ole Rapp 18 Regina Hüttig 19 Aisha Erdes 20 Vivien-Lisa Rippe 21 Joshua Grosan 22 Florian Hildenbrand 23 Leonard Brandstetter 24 Jonas Wirth 25 Nana Buhl 26 Laurenz Fehlbier 27 Rubath Stilz 28 Rebecca Bück 29 Sophia Eßer 30 Simon Hoffmann 31 Gabriel Palatini 32 Pascal Dincsoy 33 Ruben Spielmann 34 Johannes Scherr 35 Felix Gogl 36 Carl-Magnus Friede Nicht auf dem Bild: Lina Kuhnle 2

VORSTELLUNGEN Klasse 1B Frau Kleinheins 1 Julian Gutt 2 Merija Gühring 3 Isabelle Friedrich 4 Cosima Kächele 5 Jennifer Bernhardt 6 Jonathan Waller 7 Janis Kuhnle 8 Tobias Betz 9 Noëmi Rammelt 10 Gabriel Freese 11 Marvin Mühlberger 12 Konrad Illenberger 13 Marcel Remmele 14 Colin Kube 15 Oliver Jörg 16 Janis Wittmann 17 Jonah Florek 18 Helen Bulant 19 Vanessa Kästle 20 Julia Walter 21 Leonie Braun 22 Lara Krauss 23 Lea Gabele 24 Levan Stülpnagel 25 Samanta Scherz 26 Lukas Albrecht 27 Elisabeth Hessenbruch 28 Victoria-Luise Scheible 29 Swantje Hoffmann 30 Sara Geßner 31 Franziska Söhnchen 32 Jeffrey Gee 33 Johannes Schmidt Nicht auf dem Bild: Paul Heukeshoven 3

VORSTELLUNGEN Hans-Peter Engler Klassenlehrer 1a Lieber Engelberg! Stell dir vor, sie wollen schon wieder, dass ich mich dir vorstelle! Zum dritten Mal! Nun denn: Geboren an Johanni im Goethe- Jahr kam ich nach Studium, Referendariat und langjähriger Arbeit mit Wildtieren im Zoo nicht die schlechteste Vorbereitung vor 15 Jahren als Englischlehrer hierher. Nach einem Jahr übernahm ich eine Klassenführung (8 Jahre), dann eine sechsjährige und habe jetzt meine dritte begonnen. Im Nebenfach unterrichte ich Englisch in der eigenen und in einer fünften Klasse. Da ich, seit ich denken kann, unter einer schweren Allergie gegen jede Art von Dünkel und Dogma leide, versuche ich mich weitest gehend auf die Arbeit mit Kindern (früher Tieren), die beides nicht kennen, zu konzentrieren, was, ich weiß es, lieber Engelberg, von meiner Umgebung zuweilen durchaus kritisch gesehen wird. In den letzten Jahren habe ich mich außer von Rudolf Steiner besonders gern von Büchern und Vorträgen von Wilfrid Jaensch zu neuen, belebenden Gedanken inspirieren lassen. Er ist Mitarbeiter am Waldorf-Seminar in Berlin und am Freien Studienprojekt in Dornach und hat sich anlässlich des Erscheinens seines ersten Buches im Verlag am Goetheanum seiner Leserschaft in eigenem Interview u.a. mit diesen Sätzen vorgestellt, die mir bemerkenswert erscheinen:...es ist gar nicht selbstverständlich, dass sich jemand als Erwachsener niederbeugt und einem Kind die Hand gibt und fragt: Wie geht es dir? Bereits diese Geste ist für mich schon ziemlich viel, das ist praktizierte Anthroposophie, ganz egal, ob der Betreffende je Steiner gelesen hat oder nicht. (Das Goetheanum, 45/1998, S. 664) Mit Freude über die Kinder, die ich neu unterrichten darf und Dankbarkeit gegenüber den Eltern, die ihre Kinder der Schule anvertraut haben, schaue ich den kommenden Jahren mit wachsender Zuversicht entgegen. 4

VORSTELLUNGEN Sabine Kleinheins Klassenlehrerin 1b Rückblick Als ich im August 1987 mit 32 Jahren nach Winterbach zog, um am Engelberg zu arbeiten, brachte ich zwei Söhne im Alter von 7 und 5 Jahren mit. Ich hatte in Berlin mein Studium für das Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Deutsch und Französisch absolviert und nach dem Referendariat mit dem Zweiten Staatsexamen abgeschlossen und hatte ebenfalls in Berlin das berufsbegleitende Lehrerseminar für Waldorflehrer besucht. So gerüstet begann ich nun auf dem Engelberg, meinen Berufswunsch zu verwirklichen. Solange die eigenen Kinder klein waren, bot mir die Arbeit in der Oberstufe eine willkommene Abwechslung von der Tätigkeit als Alleinerziehende. Schon damals keimte der Wunsch, einmal Klassenlehrerin zu werden ich verschob dies jedoch auf später: wenn ich einmal groß bin. Mein Examen kam mir auch innerhalb der Waldorfschule zugute, da ich hiermit Abiturprüfungen abnehmen konnte. Später übernahm ich außerdem Klassen im Fach Deutsch zur Vorbereitung auf den Realschulabschluss und leitete diese Prüfung kommissarisch als Vorsitzende. Während dieser Zeit führte ich mit Herrn Schafarschik zusammen eine Klasse als Klassenbetreuer und erlebte dabei zum ersten Mal, wie intensiv und interessant die Begegnung mit Schülern ist, wenn man als Klassenbetreuer arbeitet und dadurch in engerem Kontakt mit seinen Schülern steht. Darüber hinaus lernte ich nun sämtliche Aufgaben einer Klassenführung kennen. Gleichzeitig wuchsen meine Kinder heran und es zog mich nun zum Ausgleich immer stärker zu den jüngeren Klassen. Als ich 1994 zum ersten Mal eine erste Klasse in Französisch unterrichten konnte, glaubte ich mich am Ziel meiner Wünsche. Seither durfte ich einige erste oder zweite Klassen bis zur Mittelstufe oder darüber hinaus unterrichtend begleiten. Inzwischen gebe ich Kurse zum Französischunterricht der Unterstufe am Lehrerseminar in Stuttgart. Mit der Zeit wuchs mein Wunsch, selbst Klassenlehrerin zu werden und eine eigene Klasse zu führen. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen, denn meine eigenen Kinder sind aus dem Haus, so dass ich meine Kraft ganz der neuen Aufgabe widmen kann und größer werde ich auch nicht mehr. 5

VORSTELLUNGEN Andrea Kiss Turnen Christiane Jost Klassenlehrerin 2b Meine Wege in die Waldorfpädagogik waren einerseits verwickelt, andererseits aber auch recht gerade. Mit meiner Geburt in Danzig bekam ich durch meinen Vater, der als katholischer Theologe emsig Rudolf Steiner studierte, die Anthroposophie mit in die Wiege gelegt. Dennoch dauerte es fast 40 Jahre, bis ich am Waldorfseminar in Mannheim landete. Dazwischen lagen dann recht ereignis- und erfahrungsreiche Jahre: der frühe Tod des Vaters, die Übersiedlung nach Deutschland, Abitur, Studium der Sozialpädagogik, Tätigkeit als PTA, Ehe u.a.m.. Schließlich führte mich Geburt und Tod meines Sohnes Jonathan, der mit vier Jahren an einer Fehleinschätzung seiner hydrozephalen Krankheit starb, wieder auf die Pfade der Pädagogik. Ich spürte, dass ich in meinem Leben noch etwas Sinnvolleres und für die Kinder Helfendes machen wollte. So entschloss ich mich für die Waldorfpädagogik. Schwerpunkte in der Ausbildung in Mannheim war neben dem Klassenlehrer die Heilpädagogik und Musik. So freue ich mich sehr, dass es sich doch noch gefügt hat, dass ich an der Engelberger Schule mitwirken darf. Ich heiße Andrea Kiss und wurde vor 34 Jahre in einer Großstadt in Ungarn geboren. Ich bin Mutter von zwei Kindern, meine Tochter Lili ist 9 1/2 und Kitti 8 Jahre alt. In meiner Heimatstadt, wo ich aufgewachsen bin und die Schule besucht habe, studierte ich nach dem Abitur an der Pädagogischen Hochschule für das Lehramt die Fächer Biologie und Sport. Um die deutsche Sprache zu erlernen und auch aus Abenteuerlust... (neue Länder, Kulturen kennen zu lernen) kam ich vor elf Jahre mit meinem Ehemann nach Friedrichshafen zum Bodensee, wo wir über 9 Jahre lebten. Durch den Sport, wie Leichtathletik und Handball, den ich in der Zeit noch selber aktiv betrieben habe, bekam ich sehr schnell den Zugang zu den Menschen und fing an als Übungsleiterin in einem Sportverein Kinderund Jugendgruppen zu betreuen. Außerdem habe ich für Erwachsene Präventiv- und Rehabilitationskurse geleitet und auch als Studioleiterin in einem Sportzentrum gearbeitet. Nachdem wir vor zwei Jahren nach Ludwigsburg umgezogen sind, ergab sich die Möglichkeit ein Vollzeitstudium am Seminar für Waldorfpädagogik in Stuttgart zu beginnen. Anschließend habe ich mich an der Engelberger Waldorfschule beworben. 6

VORSTELLUNGEN Gabriele Mathwig Sachbearbeiterin in der Verwaltung Meine Lebensgestaltung begann von 47 Jahren in Ellwangen. Später sind wir, d. h. meine Eltern, meine Schwester und ich, nach Aalen gezogen, wo ich auch meine gesamte Schulzeit verbrachte. Auch in meiner kfm. Ausbildungszeit hielt es mich noch in Aalen. Einige Zeit arbeitete ich bei der Dt. Bundesbahn, machte dort eine Zusatzausbildung und sammelte erste Berufserfahrungen. Mein Leben stellte sich nach diesen geruhsamen Jahren völlig auf den Kopf. Nach einer Urlaubsreise nach Ecuador erfüllte ich mir den lang ersehnten Wunsch nach Südamerika zu gehen. Zunächst wollte ich für ein Jahr Erfahrungen in Ecuador sammeln. Aus einem Jahr wurden dann fünf sehr intensive, erfahrungsreiche und lebendige Jahre. Bis heute pflege ich aus dieser Zeit intensive Kontakte. In der ersten Zeit jobbte ich um das Sprachstudium zu finanzieren. Nach Abschluß dieses Studiums arbeitete ich bei der Firma Siemens in Quito und führte dort das Geschäftsleitungssekretariat. In fünf Jahren geschieht viel und ich ging mit einer völlig anderen Sichtweise zurück nach Deutschland. Diese Jahre haben mich sehr geprägt, sie brachten mir u. a. mehr Gelassenheit und Wachsamkeit für Kulturen und Werte. Nach dieser Zeit landete ich zunächst wieder in Aalen und arbeitete bei der Firma Zeiss. Dort lernte ich auch meinen Mann kennen, der aus Hamburg stammt. Wir entschlossen uns in Deutschlands Mitte, in Kassel, zu leben und fanden dort auch beide interessante Tätigkeiten. Nach fünf Jahren Kassel bot sich für meinen Mann eine neue berufliche Herausforderung in Stuttgart, die er gerne annehmen wollte. Bis zur Geburt unserer Tochter arbeitete ich bei der Firma Leitz in Stuttgart und führte dort das Sekretariat für den neu bestellten Geschäftsführer. Eine Folge unseres Umzuges war, dass wir ein optimal ausbaufähiges 250 Jahre altes Bauernhaus in Plüderhausen fanden, das wir nun schon viele Jahre in Eigenleistung nach ökologischen Gesichtspunkten umbauen. In dieser Zeit wurde unsere Tochter geboren und ein völlig neues Wachstum begann für uns alle. Bestrebt, als Mutter möglichst richtige Wege zu gehen, besuchte ich ein Gordon-Familientraining-Seminar. Inspiriert von diesen Inhalten machte ich die Trainerausbildung und führte Gordon-Kurse durch. Als nach weiteren 4 Jahren unser Sohn zur Welt kam, war unser Kleeblatt vollständig. Beide Kinder besuchen die Waldorfschule und wir sind sehr glücklich über diese Entscheidung. Ich freue mich, nach meiner familiären Pause von Frau Stürzl in ihr breitgefächertes und interessantes Aufgabengebiet, das von der Schulmaterialausgabe bis zur Prüfungsabwicklung der unterschiedlichen Abschlüsse reicht, eingearbeitet zu werden. Bis zur Beendigung der Altersteilzeit teilen sich Frau Stürzl und ich die Arbeiten. Ich danke ihr sowie dem Verwaltungsteam für die hilfreiche und geduldige Unterstützung. 7

VORSTELLUNGEN Maie Gabele Neues Mitglied im Vertrauenskreis Jahrgang 1967 (E,eS) Tel.: 07181/46387 Mit 12 Jahren kam ich als Schülerin an den Engelberg, weil meine Mutter eine Stelle als Lehrerin angenommen hatte. Als Stadtkind (geboren und aufgewachsen in Karlsruhe, zur Schule gegangen in Pforzheim) habe ich den Verlust meiner alten Umgebung schnell überwunden und mich in der ländlichen Umgebung des Engelberg bald sehr wohl gefühlt. Viel dazu beigetragen hat meine Klassenlehrerin Frau Vetter, die uns mit großem Einsatz und eindrucksvollem Unterricht durch die Mittelstufe geführt hat. Nach dem Abitur hatte ich erst einmal genug vom Landleben und arbeitete für ein Jahr als Au-Pair in Paris. Zurück im Ländle studierte ich an der PH- Ludwigsburg Kunst, textiles Werken, Deutsch und Erziehungswissenschaften. Im Unichor Stuttgart lernte ich meinen Mann kennen und noch vor dem Staatsexamen stellte unsere erste Tochter mein Studium eindrucksvoll vom Kopf auf die Füße. Nach dem Examen vergrößerte sich unsere Familie noch um zwei Töchter. Nun gab es zu Hause viel zu tun und ich lernte den Kindergarten und die Schule am Engelberg bald aus Elternperspektive kennen. Unsere Töchter sind 10, 7 und 4 Jahre alt und besuchen zur Zeit die 1. Klasse und die 5. Klasse und den Kindergarten. Ich habe erlebt, wie viel Einsatz und Engagement für einen solchen Schulorganismus nötig sind. Dass es dabei zu Konflikten und Missverständnissen kommt ist unvermeidlich, und im Gespräch zu bleiben nicht immer einfach. Wenn wir durch unsere Arbeit im Vertrauenskreis dazu beitragen können, immer wieder aufeinander zuzugehen, macht die Aufgabe, vor der ich großen Respekt habe, Sinn. Zugänge im Schuljahr 2003 / 2004 Zum neuen Schuljahr begrüßen wir sehr herzlich: Frau Christiane Jost. Sie hat die 2b (vormals Frau Thiele) übernommen. Frau Susanne Bock. Sie ist wiedergekommen, um im Fach Französisch auszuhelfen. Frau Andrea Kiss ist unsere neue Sportlehrerin. Frau Andrea Berlin-Zinkhahn arbeitet im Therapiebereich. Zwei neue Heileurythmistinnen im Anerkennungsjahr, Frau Hedwig Armstorfer und Frau Tatjana Ermolaeva, unterstützen unsere Therapiearbeit. Im Kindergarten sind Frau Katja Schille und Frau Inka Kurras als Anerkennungspraktikantinnen gekommen, und Frau Gesine Bertz Anerkennungspraktikantin im letzten Jahr ist nun als Zweitkraft bei uns angestellt. Frau Gabriele Mathwig arbeitet sich seit den 8

VORSTELLUNGEN Osterferien in der Verwaltung in das Aufgabengebiet von Frau Stürzl ein. Frank Weixler unterstützt seit Mai als Zivi das Team der Schulmensa. Ebenfalls als Zivis helfen Fabian Beutler, Martin Stoffel und Marc Weinlaeder den Hausmeistern und Tilmann Silber im Schulgarten. Wir wünschen allen neuen Kollegen und Mitarbeitern alles Gute und hoffen, dass sie sich bei uns wohlfühlen werden. Margrit Blome (L) Veränderungen im Bereich der Lehrer, Erzieher und Mitarbeiter Der Generationswechsel hat sich seit letztem Jahr fortgesetzt, und so sind viele Persönlichkeiten zu nennen, die verabschiedet wurden und ihre Arbeit an der Schule beendet haben: Frau Marta Böhringer-Szantai war Assistenzlehrerin für ein Jahr. Herr Martin Burgenmeister hatte im letzten Schuljahr den Grundkurs Religion für die Abiturienten übernommen; im neuen Abitur ab 2004 wird das Fach Religion nicht mehr angeboten. Seine hochgeschätzte, aktive Mitarbeit im Eltern-Lehrer-Kreis wird er hoffentlich fortsetzen können. Herr Reinhard Drengenberg geht teilweise in Ruhestand: Er behält noch eine Klasse in Englisch. Unsere Eurythmie-Lehrer, Frau Heike und Herr Michael Hailer, werden nun an der Waldorfschule Würzburg weiterhin Eurythmie unterrichten. Frau Annette Bürkle-Isbert hat die Vertretung als Klassenlehrerin in der Klasse 6b von Frau Loch beendet. Frau Gabriele Hermann-Kächele beendete ihren Auftrag in Musik. Herr Christian Kleinheins hatte eine Vertretung in der Schreinerei übernommen. Herr Christian Klöcker war ein Jahr Lehrer mit Teilauftrag in der Mittelstufe und hat jetzt einen vollen Lehrauftrag an der Oberstufe in Kirchheim/Teck. Herr Friedwart Kurras war mehr als 32 Jahre Lehrer an unserer Schule für Naturwissenschaften und später für Schreinern. Die Schule verdankt ihm einen ungeheuren Einsatz für die Planung und Errichtung des Neubaus. Frau Julia Loch ist Mutter geworden und hat ihre 6. Klasse etwas früher abgegeben. Herr Volker Rohde, Lehrer in der Schreinerei, geht jetzt an die Meisterschule. Frau Petra Scheib hat sich in der Verwaltung ein Jahr lang für uns bemüht, Geldmittel aufzutreiben; mit ihren verschiedenen Initiativen war sie durchaus erfolgreich. Herr Dieter Schwartz hat sich nach seinen zahlreichen und initiativen musikalischen Aktivitäten überraschend kurzfristig zu einer Ausbildung zum Klassenlehrer in Witten-Annen entschlossen. Wir trauern trotz Mitfreude über seine Ziele. Nachdem sie ein Jahr lang erneut Klassenlehrerin bei uns gewesen ist (in Klasse 1b) hat Frau Berit Thiele die Initiative ergriffen, an die Waldorfschule Nairobi nach Afrika zu gehen: ein mutiger Entschluss, zu dem wir ihr von Herzen alles Gute wünschen! Frau Birgit Vaihinger-Wahler wechselte zu unserem großen Bedauern an das Burg- Gymnasium Schorndorf, wo sie neben Sport auch ihr zweites Fach Biologie unterrichten kann. Ihr Praktikum in der Heileurythmie beendeten Frau Rena Meyer und Herr Matthias Müller. Im Kindergarten beendeten ihre Erziehertätigkeit Frau Isabelle Eklund sowie die Vorpraktikantinnen Franziska Heilig, Jasmin Helfrich und Sarah Schmidt. In solch einer kurzen Auflistung ist eine den Leistungen entsprechende Würdigung der ein- 9

VORSTELLUNGEN zelnen Persönlichkeiten gar nicht möglich; sie alle haben ihr Bestes gegeben und das Schulleben an wichtiger Stelle bereichert: Wir danken ihnen herzlich für ihren Einsatz und wünschen ihnen für ihre weiteren Tätigkeiten Freude und gutes Gelingen. Georg Stülpnagel (el) Der Vorstand des Engelberger Schulvereins Seit 22.05.03 ist der neue Vorstand im Amt. Von links nach rechts sehen Sie: 1) Rainer Isbert, 44 Jahre, Lehrer für Naturwissenschaft und Mathematik. Mitglied der Schulführungskonferenz. Vater von 2 Kindern in Schule und Kindergarten. Seit 13 Jahren als Lehrer an unserer Schule. 2) Alexander Dreher, 35 Jahre, Bankkaufmann, Vater von 4 Kindern, zwei an unserer Schule. 3) Hermann Giesser, 42 Jahre, Dipl.-Ing, Tech. Geschäftsführer, Vater von 3 Kindern an unserer Schule. 4) Dr. Sigrid Reich, 47 Jahre, Diplombiologin, Lehrerin für Chemie und Biologie. Mitglied der Schulführungskonferenz. Mutter von 2 Kindern an unserer Schule. Seit 7 Jahren als Lehrerin an unserer Schule. 5) Sibylle Nock-Maier, Vorstandsvorsitzende. 47 Jahre, Landwirtschaftsmeisterin, Fremdsprachenkorrespondentin, z.zt. Hausfrau, Mutter von 4 Kindern, davon 2 noch an unserer Schule 6) Thomas Bück, 45 Jahre, Dipl.-Ing., Leiter eines Bauingenieurbüros, Vater von 2 Kindern an unserer Schule. nicht im Bild: Daniel Kemter, 39 Jahre, Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik, Vater von 4 Kindern in Schule und Kindergarten. Seit 4 Jahren als Lehrer an unserer Schule. 10

SCHULABSCHLÜSSE Im Jahr 2003 haben folgende Schülerinnen und Schüler die Prüfung bestanden Hauptschulabschluss David Schwegler Sarah Bauer Melanie Aigner Realschulabschluss Moritz Anton Marlina Bischoff Lena Bürkle Lena Denzer Simon Ehmann Lena Galagorri Jill Geiger Sebastian Heilig Angelika Herzog Felix Jirka Fabian Kaufmann Lisa Kempel Johannes KIose Robin Liskamm Nick Mammel Jan Manheimer Elena Mann Lukas Möhner Johanna Neher Felix Schumann Felix Stohlmann Elena Weis Benjamin Winkler Fachhochschulreife Stefanie Auwärter Aniela Bez Martin Bräuning Max Dittmann Cordula Hof Hella Immler Abitur Natascha Altena Katharina Batsching Nadja Berger Anna-Lena Hauser Anne Heller Julia Herbrik Johannes Kirchgeßner Isabell Koch Daniel Kreutter Jonathan Krieger Thoralf Kersten Benjamin Klopp Johanna Manz Julia Reicherter Nadine Schieber Teresa Leidinger Annika-Kristin Menne Shoko Miyaji Brighid Möller Anna Mücke Stefanie Neuffer Matthias Rößiger Achim Schäfer-Stradowsky Anke Schullerus Georg Schnabel Matthias Schramm Daniel Spieth Melanie Urban Katharina Weiß Jana Schumann Hannah Schwegler Bertram Thomaß Abraham Ursch Magdalena Vaudrin Ingo Walter Moritz Wilke 11

NACHRUF Hans Christof Valentien 13. März 1927 19. April 2003 Hans Christof Valentien kam 1971 als Mathematiklehrer für die Oberstufe an den Engelberg. Bis 1990 unterrichtete er mit Begeisterung sein geliebtes Fach. Mathematisches Denken bestimmte sein ganzes Leben. Sein besonderes Anliegen war es, dass die Schüler durch die Beschäftigung mit der Mathematik ihr Denken beweglich machten. Über das Handwerkszeug des Rechnens hinaus stellte er immer wieder die weiterführende Frage, wie wir zu den mathematischen Gesetzmäßigkeiten kommen, welcher Weg beschritten werden muss, damit eine gesicherte Erkenntnis zustande kommt. Die Regel ist das Endprodukt dieses Weges. Besonders in der Geometrie der obersten Klassen machte er die Schüler damit vertraut, dass es neben der alten euklidischen Geometrie, die darauf ausgerichtet war und ist die Erde erdvermessend (geo-metrisch) zu erfassen, eine neuere Geometrie gibt, die nicht auf fest gewordenen Formen der Dinge mit festen geometrischen Formen fußt, auf festen Längen und rechtem Winkel. Hans Christof Valentiens Anliegen war es, bewusstseinsmäßig von diesen festen Elementen wegzukommen. Die neuere, die projektive Geometrie sucht nicht die Begrenzung, sondern sie rechnet mit dem Unendlich-Fernen. Aus der Bewegung entsteht die Form, die in den sich wandelnden Erscheinungen sichtbar wird. Für Hans Christof Valentien war da ein Ausspruch Rudolf Steiners impulsierend, der einmal sagte: Nicht das Bewegte geht aus dem Ruhenden, 12

NACHRUF das Ruhende geht ursprünglich aus dem Bewegten hervor. In einem Aufsatz der Engelberger Mitteilungen vom April 1974, Heft 10, hat er ausführlich darüber geschrieben. Wenn Hans Christof Valentien die Schüler an das mathematische Denken heranführte, kam aber auch die andere Seite in ihm zum Tragen: der Heilpädagoge. Diese Seite hat er aus seinem Leben vor der Engelberger Zeit mitgebracht. Mehr als 10 Jahre verbrachte er in Camphill in Schottland, als das Heim noch unter der Leitung von Karl König stand. Dort hat er eine Klasse von Kindern mit den unterschiedlichsten Behinderungen geführt. Hier lernte er sich ganz auf die Möglichkeiten von Menschen einzustellen, deren Denken und Fühlen sich nicht in den vorgegebenen Normen bewegt. Diese Erfahrungen kamen seinem Unterricht an unserer Schule zugute. Die gedanklichen Höhenflüge das war die eine Seite seines Unterrichts. Auf der anderen Seite gehörte sein Herz den Schülern, die es mit der Mathematik nicht so leicht hatten, die sich aber nach ihren besten Kräften darum bemühten. Sie zu fördern war ihm dabei ein besonderes Anliegen. Nach seiner Pensionierung widmete er sich vorwiegend mathematisch-astronomischen Berechnungen, die sich besonders mit den Planetenbahnen beschäftigten. Er war auf dem Weg, vorhandene Bahnunstimmigkeiten zu lösen. Diese Arbeit konnte durch die beginnende Krankheit nicht zuende geführt werden. Wirkliche Mathematik führt immer zur Philosophie. Das anthroposophische Studium hat er ein Leben lang intensiv betrieben. Dabei war ein Grundwerk Rudolf Steiners, das ihn fast täglich begleitete, die Philosophie der Freiheit. Wenn ich auf die mit Hans Christof Valentien verbrachte Zeit und die gemeinsame Arbeit zurückblicke, dann sehe ich einen Freund vor mir, dessen Geist immer wieder die Bewegung nach dem Unendlichen suchte. Intensive Gespräche bis tief in die Nacht hinein mit den Schülern auf einer Klassenreise ins Land der Katharer in den Pyrenäen zeugten von einer tiefen religiösen Weltsicht, für die der freie und persönlich bewusste Zugang zur jenseitigen Welt Lebensgrundlage war. Das Zusammenspiel von Endlichem und Unendlichem war ihm eine Realität, um die sein Denken und sein anthroposophisches Studium kreisten. Er hat diesen Zusammenhang einmal so formuliert: Allgemein kann man sagen, dass alle uns gewohnte Regelmäßigkeit von Raumformen durch die Wirklichkeit des Unendlichfernen bedingt wird. Das heißt aber: Das Unendlichferne ist gleichzeitig hier, indem es das Hier formt. Dass das für ihn real war, konnte ich in den letzten Gesprächen mit ihm deutlich erleben. Während sein Körper schwach war und bewegungslos liegen musste, konnte sein Geist in den Momenten des Gesprächs wach und klar das leibfreie Sein umkreisen. Er war da dem Ursprung, der Ursprungsbewegung für das Ruhende ganz nah. Dietrich Schneider (el) 13

NACHRUF Dr. med. Günther Hessenbruch 18. Mai 1927 30. Juli 2003 Dr. Hessenbruch war unser erster Schularzt. Er eröffnete seine anthroposophische Arztpraxis in Winterbach, als es in unserer Schule keine 300 Schüler und weniger als 20 Lehrer gab. Noch heute erzählt man sich von der ländlichen Idylle und dem familiären Schulbetrieb. Das sollte bald anders werden. Zwischen 1966 und 1980 wuchs die Schülerzahl um das Dreifache, das Kollegium erweiterte sich um das Vierfache. Dafür wurden die beiden großen Gebäude mit Turnhalle und Holzbau errichtet, die zwei volle Klassenzüge beherbergen. Was Dr. Hessenbruch neben der Arbeit in seiner mehr als vollen Arztpraxis an Zeit und Kraft übrig blieb, steckte er in den Aufbau des Therapie- und Förderbereiches an unserer Schule. So etwas war an Waldorfschulen noch wenig verbreitet. Es handelte sich also um Pionierarbeit, die er, wie alle Einsätze für die Schule, ehrenamtlich leistete. Mittwoch für Mittwoch besprach man sich unter Heileurythmisten und Heilpädagogen, welche Art von Förderung für ein vorher gründlich besprochenes Kind in Frage komme. Unterrichtsbesuche und der enge Kontakt zum Klas- 14

NACHRUF senlehrer gehörten dazu wie das Studium anthroposophischer Menschenkunde. Ebenso wie die Schüler- und Elternzahl wuchs auch die Zahl der Patienten, die eine ganzheitliche medizinische Behandlung wünschten. So eröffnete Dr. Spielberger im Remstal eine weitere Praxis. Es entstanden Waldorfschulen in Göppingen, Esslingen und Schwäbisch Gmünd. Das rasche Anwachsen der Schulbewegung brachte auch mancherlei Probleme mit sich, wie die Integration neuer Kollegen und die Einführung der neuen Eltern in die Waldorfpädagogik. Gelingt die Durchdringung aller erziehenden Persönlichkeiten mit der spirituellen Substanz der Waldorfschule oder bleibt das Wachstum ein rein Äußerliches? Für eine vertiefte Erkenntnis der Menschenkunde aus der Sicht des Arztes hat sich Dr. Hessenbruch jahrzehntelang eingesetzt und im Eltern-Lehrer-Arbeitskreis, den er mit aus der Taufe hob, die Arbeit an pädagogischen Vorträgen Steiners geleitet. Als Schularzt und Schülervater hat Dr. Hessenbruch die Entwicklung unserer Schule mit großem Interesse verfolgt und so weit es ihm neben seiner vollen Arztpraxis überhaupt möglich war, aktiv mitgestaltet. Da er aber nicht unterrichtete, durfte er, nach damaliger Regelung, an der Schulführungskonferenz, wo über die zukünftige Gestalt der Schule entschieden wurde, nicht teilnehmen. Das war für ihn, dem die Schule ebenso am Herzen lag wie seine Patienten, besonders bitter. Günther Hessenbruch war Idealist, das heißt, er machte Ideen zu Idealen, nämlich zu Lebenszielen, die er nach Möglichkeit zu verwirklichen suchte. Diese Einstellung setzte er bei allen voraus, denen die ganzheitliche Entwicklung von Kindern anvertraut war. Das war ein Anspruch, der nicht immer leicht, manchmal gar nicht zu erfüllen war. So sehr man seinen Einsatz für die Schule schätzte und die unbedingte Treue zu allen übernommenen Aufgaben bewunderte, z. B. die jahrelange oder auch jahrzehntelange medizinische Begleitung chronisch kranker Patienten, so fühlten sich einige Kollegiumsmitglieder in ihren besten Absichten doch unverstanden oder verkannt. Beruhte das vielleicht auf Gegenseitigkeit? 1989 kam es zur Trennung. Damit ging eine der bewegtesten Zeiten der Freien Waldorfschule Engelberg zu Ende, die Dr. Hessenbruch, ihr erster Schularzt, wesentlich mitgeprägt hat. Als ich ihn zwei Wochen vor seinem Tode besuchte, ergriff mich die Jugendlichkeit seines Gesichtsausdruckes und das geistige Feuer in seinen Augen. Beim Abschied fragte ich, ob ich noch etwas für ihn tun könne. Da flüsterte er, mit einem verschmitzten Lächeln: Ich bin wunschlos glücklich! Diese Stimmung verbreitete er auch unter seinen Angehörigen bei seinem Hingang. Der Engelberg hat mit ihm einen wirklichen Freund verloren. Jürgen Moos (el) 15

KLASSENSPIELE Die Welle Klassenspiel der ehemaligen Klasse 9b Zur Inszenierung Vom Beginn der Proben an rollte eine gewaltige Begeisterungswelle durch die Klasse und erfasste alle Beteiligten. Die gesamte Probenzeit war gekennzeichnet von Einsatzfreude und großer Motivation, da es offenbar gelungen war für diese 9. Klasse genau das richtige Theaterstück ausfindig zu machen. Der einzige Nachteil, der uns viel Kopfschmerzen bereitete, war die geringe Anzahl der Rollen, so dass man zahlreiche Dreifachbesetzungen vornehmen musste. Im Laufe der Jahre habe ich schon sehr viele Klassenspiele an unserer Schule einstudieren dürfen und es war mir immer ein großes Anliegen, sprachlich wertvolle Dramen auszuwählen, also Stücke mit einem poetisch-dichterischen Sprachduktus. Hier entsprach Die Welle nicht meiner Idealvorstellung, denn R.Tritt hat sein Stück wohl bewusst in einfachster Alltagssprache geschrieben bzw. sogar oft im flachen, floskelhaften Jugendjargon. Das machte aber nun die Arbeit an der Sprache nicht viel leichter, da ja trotzdem laut und deutlich und vor allem Hochdeutsch gesprochen werden musste!!! Die Welle ergreift Schüler einer amerikanischen High-School-Klasse, also spielen die meisten Szenen auch im Klassenzimmer. Das bedeutet, dass viele Schüler auch als Rolle Schüler darstellen mussten! Man denke bloß nicht, dass das so einfach war! Im Gegenteil! Man darf ja nicht sich selbst darstellen, sondern musste als 15-Jähriger einen bestimmten Charakter bzw. einen Typ verkörpern, so wie es die Rolle eben erforderte. Zudem kam noch die Schwierigkeit hinzu, dauernd in der Schulbank sitzen zu müssen, ohne äußerlich viel agieren zu dürfen. Das erforderte unglaubliche Aufmerksamkeit, Wachheit und Geduld beim Proben. In dieser Beziehung hatte es der agierende Lehrer, der ja alle Fäden in der Hand hielt, wesentlich einfacher, obwohl auf ihn fast ein Drittel des gesamten Textes entfiel. Eine hervorragende Leistung der beiden Hauptdarsteller übrigens! Zuerst erschien mir das Stück in der Anlage recht übersichtlich und relativ einfach im Aufbau zu sein. Wir entschieden uns gemeinsam mit den Bühnenbildnern, einen Bühnenaufbau zu schaffen, der ein nahtloses Ineinandergreifen der Szenen möglich machen würde, also eine Inszenierung ohne störende Umbaupausen. Besonders gegen Ende der dreimonatigen Probenzeit erwies sich dies als große Herausforderung, sowohl für den Regisseur als auch für die Darsteller. Aber ich glaube, dass vor allem dadurch die Steigerung der Dramatik auf den Höhepunkt hin so wirkungsvoll werden konnte. Es war eine harmonische, freudige Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten und ich bin dankbar, dass ich mit dieser Klasse arbeiten durfte und dass das Ergebnis unserer Bemühungen so gut überzeugen konnte. Sieglinde Kurras (L) 16

KLASSENSPIELE Unterwegs zur Aufführung der Welle Der Klasse passte eigentlich schon sehr früh ihr Stück; das, was die Schüler wollten, und das, was sie ihren Lehrern nach brauchten, bewegte sich in eine Richtung. Frau Kurras hatte bereits im Herbst Die Welle ins Spiel gebracht, nachdem eine erste Anregung von Frau Brücher ausgegangen war. Ich war zunächst nicht glücklich mit diesem Vorschlag. Mir erschien eine Übernahme dieser amerikanischen Sichtweise ein zu simpler Umgang mit der Frage nach dem Verhältnis von Jugend und Totalitarismus. Auch die Kollegen, erfahrener und bekannter mit der Klasse, meldeten Bedenken an: Die Sprache wäre zu konform, sie wirke nicht gestaltend. So begab ich mich längere Zeit auf die Suche, durchaus nach einer ähnlichen Problematik. Allerdings scheiterten die Bemühungen zumeist an meinen Vorgaben, wie z.b. der Besetzung: Es war mir wichtig, dass möglichst alle spielen konnten und dass es keine zu großen Rollenunterschiede geben sollte (zuletzt schied leider auch Ab heute heißt du Sara aus - die echte Geschichte eines heranwachsenden, jüdischen Mädchens während der NS-Zeit in Berlin; zu aufwendig, zu komplex...). Mit den ersten Proben zerstreute die Klasse dann aber die gehegten Zweifel, indem sie überraschenderweise eine Herausforderung annahm und sich ihr gewachsen zeigte. Die Schüler nutzten nämlich schnell die Chance der nicht-sprachlichen Ausdrucksqualitäten der Welle, ohne dabei deren Versatzstücke nur als Comic-Blasen zu handhaben. Das Thema war ihnen wichtig. Dies war schon in unserer mitunter anstrengenden Geschichtsepoche im Januar zuvor deutlich geworden. Bei der Behandlung des 17

KLASSENSPIELE Dritten Reichs holte sich die Klasse zum Schluss wieder die notwendige Luft für eine ungewohnte Sensibilisierung. So hatte sich Die Welle in diesem Prozess relativ klar herauskristallisiert. Es fehlte nicht nur an wirklichen Alternativen; die Klasse hatte sich auch deutlich dafür ausgesprochen. Nachdem wir die Rollen verteilt hatten, ging es in der ersten Probenzeit, die ich leitete, vorrangig um eine Einführung in die Schulklassenszenen und eine allgemeine Textsicherung. Die Motivation in den Besetzungsgruppen war nicht unbedingt gleich; auffällig war aber auch, dass die Coolness, mit der sich die Schüler quasi selbst spielten, kaum je auf Kosten des ernsten Grundzuges ging. Das hielt die Klasse eigentlich während der gesamten Stückerarbeitung durch; die Schüler spielten es echt: jung, leichtsinnig, verführt und sie waren gerade darin selbstkritisch, ohne mit dem Finger zu zeigen. Diesen Schwebezustand bewunderte ich bis zur letzten Aufführung und ich glaube, dass unter anderem auch ihre aufgeschlossene Klassengemeinschaft dabei gefestigt wurde. Die entscheidende und mühevolle Theaterarbeit, eine professionelle Regie, das Anpassen der Rollen etc. wurde dann von Frau Kurras übernommen. Ihrem formenden Einfluss hat es die Klasse zu verdanken, dass sie ihr Potential realisieren konnte. Christian Klöcker (L) 18

KLASSENSPIELE Schüleräußerungen zu Die Welle Mein erster Eindruck von unserem Klassenspiel Die Welle war anfangs nicht berauschend, aber gegen Ende hat es mir immer mehr Spaß gemacht. Bei den Aufführungen waren einige sehr aufgeregt. Frau Kurras, die mit uns das Stück einstudiert hat, hat das sehr gut gemacht. Friedrich Schulz (S) Als wir im Religionsunterricht der 8. Klasse das Buch Die Welle lasen, gefiel uns das Thema gleich. Als es dann so weit war, ein Klassenspiel auszusuchen, schlug unsere Lehrerin gleich vor, ob wir nicht Die Welle spielen wollen. Als wir uns dann noch zwischen drei anderen Theaterstücken für Die Welle entschieden hatten, ging es los. Die Rollen wurden verteilt und wir fingen an zu proben. Als unser Aufführtermin immer näher rückte und wir noch nicht weit genug waren, mussten wir ihn dann verschieben. Unsere Generalprobe verlief ziemlich chaotisch, doch die Aufführung verlief bis auf ein paar Kleinigkeiten ziemlich gut und das Stück fand Gefallen. Theresa Schmid (S) Während den Proben für unser Theaterstück Die Welle waren die Proben natürlich einige Mal genial und ein anderes Mal wiederum so schlecht, dass man am liebsten die ganze Aufführung hingeschmissen hätte. Doch als man dann endlich auf der Bühne stand, war aller Ärger vergessen, auch die Aufregung war plötzlich wie weggeblasen und es machte mir sogar richtig Spaß dem Publikum unser Stück nahe zu bringen. Hannah Schüttke (S) Kurz vor den Ferien schauten wir uns den Film Die Welle an, die Geschichte, die wir als Klassenspiel vorgeführt hatten. Uns war allen klar (nicht aus Eitelkeit), dass wir um einiges besser gespielt hatten als die Schauspieler vom Film. Uns verblüffte, wie der Filmtext runtergeleiert war. Allen wurde bewusst, dass wir die Begeisterung nur deswegen so gut rüberbrachten, weil Frau Kurras viele Stunden in uns investiert hatte und uns geholfen hat lebendig zu wirken. Ich finde, trotz unangenehmer Zwischenfälle und Fehlern, dass die ganze Klasse den Stoff und die Warnung der Geschichte sehr gut meisterte. Johannes Schmid (S) 19

KLASSENSPIELE The Wedding at Ghostmoor Castle Englischspiel der ehemaligen Klasse 5b (Haller) Vor über 30 Jahren schrieb der Schweizer Waldorflehrer Beat Brodbeck ein Englischspiel für seine Klasse. Inzwischen ist es fast zum Klassiker geworden, vereint es doch Spannung und Humor mit viel Alltagssprache, etwas Klamauk und einer winzigen Prise Romantik. Ein wahres Kunststück! Die Klasse 5b (Haller) hat es mit ihrem Englischlehrer Peter Morris gewagt, The Wedding at Ghostmoor Castle auf die Bühne zu bringen. Mit tatkräftiger Hilfe von Eltern und Kollegen fanden die Aufführungen kurz vor Schuljahresende, am 19. Juli 2003, im Kleinen Saal statt. Und so sah es im Einzelnen aus: Brian: I'd like to have a ring - for a lady. Mrs Goldfinger: Oh, I see. Is it for a young lady? Mrs Happydale macht sich Sorgen. Zwei Touristen im Dorf Ghostmoor Mr Cleverbrain und Mr. Smarthead 20

KLASSENSPIELE Mrs Candymouth: Sie haben's bestimmt noch nicht erfahren Julie admires her new ring Even Mr Smarthead enjoys dancing! 21

KLASSENSPIELE Even the cook sees a ghost! Baker's wife: As long as the policeman stays, I'm not afraid! Get out of the way, you idiots! Ghosts behind us! Lady Emily: Brian! Follow me to the land of ghosts! Uuuuuuh! 22

KLASSENSPIELE Julie and Brian at the wedding party Lady Beryl, who started all the problems The bakers meet Lady Victoria. Mr McPhantom: Gold? Brilliant! 23

KLASSENSPIELE Chor- und Orchester-Konzert, Till Eulenspiegel der ehemaligen Klasse 5 a Es ist Sonntag, der 13. Juli 2003, 16 Uhr. Auf der Bühne im großen Saal unserer Schule soll ein Nachmittagskonzert stattfinden, rechts sind Stühle, links Podeste in unterschiedlicher Höhe zu sehen. Im ersten Teil dieses Konzertes will die damalige Klasse 5 a unter der Leitung ihres Musiklehrers, Herrn Maresch, ein Werk über Till Eulenspiegel mit Orchester und Chor zu Gehör bringen. Im zweiten Teil wird das Werk von Carl Orff Carmina Burana aufgeführt. Wenn man bedenkt, dass der Musikunterricht an unserer Schule zu den Fächern gehört, die nur zwei Stunden pro Woche zur Verfügung haben, kann man sich fragen, was da wohl geboten werden könne. Wenn man dazu noch weiß, dass in unserer 5. Klasse nur eine Unterrichtsstunde in Musik mit allen Schülern stattfindet, in der anderen Stunde die halbe Klasse Chorunterricht hat, kann man nochmals die Frage haben, was da wohl zu hören sein wird. Sechsunddreißig Schüler der damaligen Klasse 5 a betreten die Bühne (zwei Schüler fehlen an diesem Nachmittag) und setzen sich auf ihre Plätze im Orchester. Jeder wird sein Instrument spielen. der eine seit wenigen Wochen, der andere ein Jahr, wieder ein anderer zwei Jahre. Für jeden Schüler hat Herr Maresch eine entsprechende Stimme geschrieben. Ein größerer Teil der Schüler hat die Flöte zur Hand. Das Konzert beginnt und die Schüler erzählen instrumental mit freudiger Teilnahme die Geschichte des Till Eulenspiegel. Kann es sein, dass ein geübtes Ohr hört, dass hier Schüler mitwirken, die erst 24

KLASSENSPIELE kurze Zeit ihr Instrument spielen? Nach zwei Sätzen stellt sich die Klasse zum Chor auf und erzählt nun singend die Geschichte von Till Eulenspiegel weiter. Sicherlich ist einiges von der Begeisterung der Kinder in den Saal übergangen, denn der lang anhaltende Applaus und die freudige Resonanz, die von vielen Zuschauern hinterher zu erfahren war, hat dies zum Ausdruck gebracht. Als Klassenlehrer dieser Klasse ist man ja vielleicht nicht ganz objektiv, ich möchte aber dennoch sagen, dass ich mich sehr gefreut habe. Nun ist zu klären, wie es zu diesem erfolgreichen Auftritt kommen konnte. An der Generalprobe am Samstagnachmittag im Pflegeheim Winterbach kann es alleine nicht gelegen haben. Auch diese Menschen waren vom musikalischen Auftritt der Kinder sehr angetan. Der Grund ist der große Einsatz von Herrn Maresch, der in den Einzelstunden mit jeweils der halben Klasse die Lieder anlegte und das ganze Werk dann über Wochen hinweg im Hauptunterricht während des Rhytmischen Teils zusammenführte. Die Kinder arbeiteten mit Hingabe mit, auch wenn es hin und wieder Durchhänger gab oder schwierige Passagen mehrmals hintereinander geübt werden mussten. Diese begeisternde Atmosphäre befruchtete Schüler und Lehrer. Jedoch: Kann man selbst von einem Waldorflehrer erwarten, dass er solcherart Projekte in verschiedenen Klassen mit einem derartigen Aufwand an Kraft und Zeit leisten soll? Diese Frage ist natürlich mit einem eindeutigen Nein! zu beantworten. Was ist aber möglich, um solche musikalischen Projekte weiterhin zu starten? Die Schule steckt in ihrer Sparzwangsjacke und kann zusätzliche Musiker-Kräfte nicht finanzieren. Findet man vielleicht Menschen, die da finanziell helfen können? Es könnte ja sein, dass der eine oder andere Zuhörer, der an jenem 13. Juli die 5. Klasse erlebt hat (natürlich gehört auch das klassenübergreifende Projekt der Carmina Burana zu diesem Themenkomplex), nun das Musikleben auf dem Engelberg finanziell unterstützen möchte! Unsere Kinder werden es Ihnen danken! Rolf Deiß (L) 25

KLASSENSPIELE Hohn der Angst von Dario Fo Klassenspiel der 12b Verfügung hatten, nämlich 4 Wochen, kamen bis zum Schluss nicht alle Schüler zu den Proben, (Stadion hatte eben Priorität).Da diese Schüler auch keine Konsequenzen zu erwarten hatten, änderte sich diese Haltung bis zur Aufführung nicht. Die jedoch, die zuverlässig zu jeder Probe erschienen waren und manchmal auch umsonst, hatten dann auch bald keine Lust mehr. Endlich war es soweit: Das von den meisten heiß ersehnte 12. Klass-Spiel stand an! Nachdem einige Stücke im Deutschunterricht vorgestellt worden waren, einigten wir uns schließlich auf Hohn der Angst, eine italienische Verwechselungskomödie von Dario Fo, dem 1997 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde. Hohn der Angst spielt in den 1980igern, einer politisch sehr unruhigen Zeit in Italien. Es handelt von dem Fiat-Chef Agnelli, dem aus Versehen das Gesicht eines seiner Arbeiter (Antonio) verpasst wurde. Daraufhin kommt es wegen der zwei existierenden Antonios zu Verwirrungen, vorallem bei Antonios geschiedener Frau Rosa und bei der Polizei, die Antonio verdächtigt, Agnelli entführt zu haben, da letzterer unauffindbar ist. Die Rollenverteilung fand kurz vor den Sommerferien statt. Die Hauptrollen fingen schon in der letzten Ferienwoche an zu proben, zu der Zeit trafen sich bereits die Gruppen für Kulissenbau und Kostüme. Die anfängliche Euphorie ließ jedoch sehr bald nach: Obwohl wir nur sehr wenig Zeit zur Bei den Kostümen, geleitet von Frau Guereiro, lief es anfangs relativ gut, doch auch hier dauerte es wochenlang, bis alle ihre Kostüme besorgt hatten, da die Kostümkammer für unsere Zwecke nicht sehr viel zu bieten hatte. Zudem hatte jeder eine andere Vorstellung, was die Kostüme betraf. (Glücklicherweise erklärte sich Frau Jost bereit, uns im wahrsten Sinne des Wortes ihren Kleiderschrank zur Verfügung zu stellen!! Hier nochmals vielen Dank.) Für die Kulissen, unter der Leitung von Herrn Laue und Frau Locher, legten sich einige Schüler mächtig ins Zeug und waren oft bis nachts in der Schule. Zusätzlich mussten wir 26

KLASSENSPIELE einen unserer wenigen schulfreien Samstage opfern, um die Kulissen und die Möbel zu streichen, was aber Spaß gemacht hat. Insgesamt war die Probenzeit sehr stressig, alle waren angespannt und ein paarmal gab es auch richtig Streit, einige hätten am liebsten ihre Rolle hingeschmissen, doch dank der Bäckerei Hetzinger, Wasserkocher und Stereo-Anlage, die in den Pausen in voller Lautstärke lief, konnte man auch diese Zeit in unserem 2. Zuhause, dem Großen Saal, einigermaßen überleben. Eine Woche vor der Aufführung, eine Katastrophe: Einige Szenen waren fast noch nie geprobt worden, vor allem die technisch komplizierteren Dinge wie die Krankenhaus-Crashs, die Bewegung der Möbel und die Musikeinsätze klappten überhaupt nicht. Auch das laute und deutliche Sprechen auf der Großen Bühne fiel den meisten schwer. Auch die letzte Woche sah nicht viel versprechend aus. Die Hauptprobe war keine Hauptprobe und selbst die Generalprobe lief nicht ohne Unterbrechungen ab. Hätten wir die Aufführung einen Tag früher gehabt: Es hätte nicht geklappt!!! Dann die 1. Aufführung, Freitag-Abend: Wir waren erstaunt, wieviel und wieoft die Leute lachten, über Dinge, die wir während der Proben nie lustig gefunden hatten. Unsere größte Sorge, dass die Pointen und Witze nicht rüberkommen würden, war unbegründet. Wir und viele Lehrer, die den Verlauf miterlebt hatten, waren begeistert, da wir nie erwartet hätten, wieviel Anklang das doch recht kritische Stück fand. Auch Samstag war ähnlich gut und selbst die gefürchtete Schüleraufführung war ein Erfolg. Der Höhepunkt war wohl die Szene, als Rosa versucht, ihrem Antonio gefüllten Schweinsfuß mit dem Fleischwolf zu füttern. Ich glaub, obwohl es extrem anstrengend war und sicher nicht wenige fast die Nerven verloren hätten, lief es eigentlich ganz gut, zumindest die Aufführungen, und trotz allem haben wir uns alle in gewisser Weise mit dem Stück und dessen Charakteren verbunden. Persönlich hätte ich mehr soziales Engagement erwartet, sowohl von einigen Schülern als auch von gewissen Lehrern. Unser Klassenspiel hat unsere Klassengemeinschaft nicht gerade gestärkt. Zu guter Letzt noch ein großer Dank an all diejenigen, die soviel Freizeit in unser Klassenspiel investiert haben: Herrn Bode und Frau Jost für die Einstudierung des Stückes, Herrn Laue und Frau Locher für den Kulissenbau, Frau Guerreiro für die Kostüme, Herrn Jäschke, Marco Ongaro, Alexander Hussung, Benjamin Säurig, Albert Gellert und Philipp und Stefan Groenewald für die Beleuchtung. Phyllis Bussler (S) 27

KLASSENSPIELE Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui von Bertholt Brecht Klassenspiel der Klasse 12a Reaktionen auf das Spiel aus der 11. Klasse Das Stück wirft zeitlose Fragen auf, denn jeder muss selbst entscheiden, wie er auf die Gewaltfrage antwortet. Die Musik passte sehr gut, denn sie schaffte Atmosphäre und unterstrich das Handlungsgeschehen auf der Bühne. Die durch einen Laptop mit angeschlossenem Beamer auf das Bühnenportal projizierten Schriftzüge waren eine große Hilfe, das Stück zu verstehen. Ich muss bekennen, dass ich mich zu wenig mit den Hintergründen des Werkes befasst habe, als dass ich es wirklich verstanden habe. Man merkte, dass viel Arbeit in allem steckte. Die Bühnenbilder waren stimmig, teilweise genial realisiert, technisch revolutionär. 28

KLASSENSPIELE Mich beeindruckte besonders, wie die Spieler in ihre Rolle eintauchten und diese interpretierten. Man hatte das Gefühl, die ganze Klasse gab ihr Bestes. Ich fand das Spiel genial, auch wenn ich den Inhalt nicht ganz verstanden habe. Von den Kulissen, über die Musik, den eingeblendeten Spruchbänder und wie die Schüler gespielt haben, das war gekonnt dargestellt. Man hat sich fast wie im Kino, nein sogar echt gefühlt. Es war, soweit ich weiß, das erste Realitätsspiel, das heißt mit echt rauchenden Zigarren, echten Pistolen, echten Bierkrügen. Das Stück war zu keiner Zeit langweilig, ja steigerte sich zum Schluss hin systematisch. Es war zu jeder Zeit interessant. Anmerkung der Redaktion: Leider ging uns erst nach Redaktionsschluß ein Artikel der Schüler der 12a zu. Dieser Artikel kann über das Internet: www.engelberg.net abgerufen werden. 29

SCHULABSCHLÜSSE 30 Beschreibung der Schulabschlüsse an der Freien Waldorfschule Engelberg Hauptschulabschluss Eigentlich kein eigenständiger Abschluss unserer Schule, die ja eine zwölfjährige Ausbildung vorsieht. Dennoch kann dieser ab Ende der 9. Klasse angestrebt werden, wenn die Lernleistungen des Schülers diesen Abschluss als sinnvoll erachten lassen. Realschulabschluss In der 12. Klasse ist die Ablegung des Realschulabschlusses möglich. Die besondere Konzeption unserer Schule lässt ihn erst zu diesem Zeitpunkt zu. Dadurch räumt sie den betroffenen Schülern aber andererseits die Möglichkeit ein, bis zum Ende der 11. Klasse mit den anderen Schülern gemeinsam zu lernen und weiterhin von den praktischen- und somit auch berufsvorbereitenden- Unterrichtsfächern unserer Schule zu profitieren (z.b. von den handwerklich orientierten Fächern des praktisch-künstlerischen Unterrichts). Der bestandene Realschulabschluss ermöglicht auch die Aufnahme in die Fachhochschulreife-Klasse. Allerdings müssen hierfür bestimmte Zeugnisnoten in den schriftlichen Fächern (Deutsch, Mathematik und Englisch) erreicht werden und das Fachhochschulreife-Kollegium muss die Aussicht auf das erfolgreiche Bewältigen eines höheren Abschlusses als günstig beurteilen. Fachhochschulreife (FHR) Ein Abschluss nach der 12. Klasse, den nur noch einige Waldorfschulen anbieten. Die Schüler erhalten nach erfolgreich abgelegter Prüfung ein Zeugnis, welches sie über die Qualifikationen und beruflichen Chancen des Realschulabschlusses hinaus zum Studium an einer Fachhochschule befähigt. Zwingend erforderlich ist hierfür allerdings ein anschließendes praktisches Jahr: Nur auf diese Weise ist die allgemeine Anerkennung dieses Abschlusses gewährleistet. Derzeit wird auf Landesebene angestrebt, dass die Kultusministerkonferenz das Fachhochschulreifezeugnis bundesweit zum Studium anerkennt. Abitur Es wird am Ende der 13. Klasse abgelegt und bestätigt die allgemeine Hochschulreife (baden-württembergisches Zentralabitur). Die Einführung der neuen gymnasialen Oberstufe hatte natürlich auch Änderungen unserer Prüfungsmodalitäten zur Folge. So gibt es seit diesem Schuljahr für die Schüler keine Möglichkeit mehr, zwischen dem intensiven Lernen im Leistungskurs und dem moderateren Arbeiten im Grundkurs zu wählen. Alle Schüler müssen sich nun im Prinzip den gleichen Anforderungen stellen. Schriftlich geprüft werden die drei Kernkompetenzfächer Deutsch, Mathematik und Englisch, weiterhin das vom Schüler gewählte Profilfach (Biologie oder Musik). Mündliche Einzelprüfungen erfolgen für alle Schüler in Geschichte und Französisch. Für die Fächer Chemie und Kunstgeschichte gilt die neue Form der Hospitationsprüfung. Außerdem können besondere Lernleistungen in die Abiturnote mit einfließen, so die Jahresarbeiten oder das Seminarfach der 12.Klasse. Hier entscheidet der Schüler selbst, ob eine Anrechnung erfolgen soll. Im Prinzip ist durch das neue Abitur der Stundenplan des Schülers relativ fest bestimmt und lässt ihm weniger Raum für eigene Schwerpunktsetzung als früher. Eine einzige Alternative in der Wahl der Prüfungsfächer bietet unsere Schule allerdings doch an: So dürfen sich naturwissenschaftlich interessierte Schüler ab der 12. Klasse für das Fach Biologie entscheiden, während ihre musisch begabten Mitschüler stattdessen Musik belegen können.