Schuss Iliana Tzimas
Die Zeit : 2014 rund 70 Tote durch Schusswaffen Angriffe/Unfälle, ca. 1/3 durch legale Waffe 5,5 Mio. legale Schusswaffen in Deutschland 750 Selbstmorde Kriminalstatistik 2014, BKA: 5.018 Schussabgaben auf Personen oder Sachen 1684 Fälle von Sachbeschädigung 741 Körperverletzungsfälle 112 Straftaten gegen das Leben (auch unvollendet) Bedrohung mit Schusswaffen(2014): 4 567 Fälle
Meldepflicht des Arztes?
Waffentechnische Grundlagen Kurzwaffen Handfeuerwaffen Langwaffen Jagdgewehre, Sprtwaffen, Armeegewehre, Maschinengewehre Revolver Pistolen Büchsen Flinten Unterscheidung nach Laufform. Vorderlader Einzellader/Mehrlader Repetierer Halb-/Vollautomatik Druckluftwaffen, Schussapparate, Bolzenschussgeräte
Aufbau Waffe Zündmechanismus und Sicherung Lauf mit Patronenlager Schlagbolzen Abzug Hahn Patronenzufuhr Magazin Verschluss
Lauf: Glatt (Flinten) Gezogen (Büchsen) Rotation des Geschosses um die Längsache
Früher Schwarzpulver, heute Trinitrozellulose, bei der Verbrennung entstehen praktisch nur Gase Höhere Drücke geringes Mündungsfeuer wenig Schmauch Zündsatz Sprengstoff Heute bleifreie Sprengsätze (Sintox) Früher Quecksilber + Kaliumnitrat, Später Bleitrizinat + Bariumnitrat (Sinoxyd),
Kaliber Verwirrend: metrisch/anglo-amerikanische Masse Durchmesser des Geschosses/Innendurchmesser des Laufs zwischen den Feldern Länge der Hülse Aufbau und Inhalt der Munition Jede Patrone kann mit jeder Art von Geschoss kombiniert werden Ca. 90 Kurz- und > 300 Langfeuerwaffen-Munitions-Kaliber bekannt (Europa). Bei Flinten Anzahl an Bleikugeln von der Größe des Laufinnendurchmessers, die zusammen ein englisches Pfund (453,6 g) wiegen.
Innenballistik Alles was im Inneren der Waffe passiert
Feuer aus der Mündung Mündungsfeuer: Treibgas Pulverbestandteile Elemente Russ Rapide Temperaturerhöhung: >2000 C Gasdruck: > 3000 bar Anfangsgeschwindigkeit des Projektils: 200 1200 m/s
Schmauch Treibgas (durch Verbrennung der Trinitrozellulose): CO 2 30% CO 38% N2 14% H2 18% Pulverbestandteile Elemente aus Lauf und von der Munition
Außenballistik Flug des Projektils von der Mündung bis zum Kontakt mit der Oberfläche Das Treibgas überholt das Geschoss in der Luft, dies führt zu Pendelbewegungen um den Schwerpunkt. Weitere Beeinflussung der Flugbahn durch Schwerkraft, Luftwiederstand, Zwischenziele, Wind, etc.
Wundballistik Geschosswirkung Technische Parameter: Geschossform Masse Auftreffgeschwindigkeit Schussentfernung Biologische Parameter: Gewebebeschaffenheit Dichte Elastizität Struktur
Geschossformen Vollgeschoss Vollmantelgeschoss Teilmantelgeschoss Hohlspitzgeschoss überwiegend im sportlichen Bereich (Luftdruckwaffen, Kleinkalibermunition)
Der Gewebeschaden entsteht durch Abbremsen des Projektils und der dadurch bedingten Energieabgabe an die Umgebung. Zerstörungspotenzial eines Geschosses abhängig von der, an das Ziel abgegebenen Energie. Folgende Faktoren beeinflussen die Wirksamkeit eines Geschosses: Eintrittsgeschwindigkeit (Beschleunigung, Schussdistanz) Kaliber und Masse des Projektils Projektilbeschaffenheit Stabilitätsverlust nach Eintritt in das Treffergewebe Art des Treffergewebes Kontaminationsgrad Form und Materialbeschaffenheit haben einen größeren Einfluss auf die Gewebezerstörung als die Geschwindigkeit Durchschüsse
Beschaffenheit des Geschosses Mantelgeschosse Kern (meist Blei) gewichtgebende Masse Mantel (meist aus Kupfer-, Messing- oder Stahl) gibt Stabilität im Lauf, schützt den Lauf, verhindert Verformung oder Zersplittern des Bleikerns beim Auftreffen Hartkerngeschosse ( armour piercing composite rigid ) besonders harter und hitzebeständiger Kern (Stahl oder Wolframcarbid) extrem hohe Durchschlagskraft, panzerbrechenden Munition
Teilmantelgeschosse Deformierung des Projektils durch Druck (im Bleikern erzeugt) dadurch wird die Geschossenergie auf das Ziel übertragen Sonderform Hohlspitzgeschosse der zur Deformation erforderliche Druck wird durch eindringende Gewebe in der Aushöhlung erzeugt.
Lochartiger Defekt Abstreifring Kontusionssaum Dehnungshof
Eindringen vergleichbar mit einem Sprung ins Wasser direkte Verdrängung des Wassers durch den Springer und wellenförmige Ausbreitung in seiner Umgebung.
Im unmittelbaren Verlauf des Geschosswegs wird Gewebe irreversibel zerstört permanenter Wundkanal Durch das seitliche Abströmen (Beschleunigen) des Gewebes an der Kontaktfläche des Geschosses entstehen Druckwellen im Schusskanal temporäre Wundhöhle
Vollmantelgeschosse Gerader Einschußkanal ( narrow channel ) Primäre temporäre Höhle Projektil verliert beim Aufprall den stabilisierenden Effekt der Rotation um die Längsachse Querstellen des Geschosses Sekundäre Höhle Weitere Drehung Endlage verringerte Durchschlagswirkung + vergrößerter Wundkanal.
Deformationsgeschosse Deformation innerhalb weniger Zentimeter nach Auftreffen auf Zielmedium Primäre Höhle Kein Einschußkanal Hoher Druck an der Geschoßspitze Geradliniger Schußkanal Terminale Abweichung
Sekundärverletzungen Knochenfragmente Geschossfragmente
Die Verwendung von Deformationsgeschossen in Kriegen ist durch die Haager Landkriegsordnung verboten. Sie fallen unter das Verbot von Waffen, Geschossen oder Stoffen, die geeignet sind, unnötige Leiden zu verursachen Art. 23 lit. e der Anlage zur Haager Landkriegsordnung. Zivile Sicherheitsbehörden (Polizei ) verwenden spezielle Deformationsgeschosse (die aufpilzen und sich nicht zerlegen) Hohe Energieabgabe Steckschüsse/Verhinderung von Durchschüssen oder Querschlägern (Hinterlandgefährdung) hohe Mannstoppwirkung Bleifreie Geschosse
Handlungsunfähigkeit Exakte Lokalisation des Treffers Konstitution des Getroffenen Psychische Verfassung des Getroffenen Schmerzen Sofortige: oberes Halsmark Hirnstamm Kleinhirn Großhirn (Ausnahme: Frontalhirn, Schläfenlappen) Rasche: Herz, Aorta, Truncus pulmonalis Handlungsfähigkeit für mindestens 6 Sekunden erhalten
Schussentfernung absoluter Nahschuss (aufgesetzte Waffe) relativer Nahschuss (wenige cm Abstand) Fernschuss (außerhalb des Nahschussbereiches)
Absoluter Nahschuss Kopf Schmauchhöhle
Temporäre Wundhöhle Hydrodynamische Sprengwirkung
Ausschuss Nicht zwingend notwendig Steckschuss bei niedriger Geschossenergie Unregelmäßige Wundränder Kein makroskopisch erkennbarer Gewebsdefekt Ggf. mehrere Ausschüsse bei Geschosszerlegung oder Knochenfragmenten
Ausschuss - sehr variable Morphologie - fehlende Einschusszeichen - Wunde meist adaptierbar
Forensisch Relevant: Spuren Schmauchspuren Blutspritzer (Backspatter) Schlittenverletzung Stanzmarke Einschuss Aufgesetzter Schuss Rückschlüsse auf Waffenhaltung bei der Schussabgabe Rückschlüsse auf den Waffentyp (Abprägung des Waffengesichts)
Ziele ärztlicher Beweissicherung Differenzierung Einschuss/Ausschuss Schussentfernung Schussreihenfolge Position Opfer Schütze Handlungsfähigkeit? Waffe? Munition? Selbst- oder Fremdverletzung?
Differenzierung Einschuss/Ausschuss Schussentfernung - Morphologie: Fotodokumentation mit Maßstab - physik.-chem. Methoden: Bekleidung Hautexzidate
Rekonstruktion - Schussreihenfolge Schusskanäle: OP-Bericht Röntgenbefund CT
Handlungsfähigkeit?
Waffe? Munition? Durchmesser des Einschusses Form der Mündung (abs. Nahschuss) Geschossfragmente Steckschuss mattes Geschoss
Selbst- oder Fremdverletzung? Schmauch an der Schusshand Backspatter
Spurensicherung Nachweis von Schmauchbestandteilen Blei, Antimon, Barium (Zündsatz) Nitrozellulose (Treibmittel) Verfahren Abklatschverfahren Weinsäure, Na-Rhodizonat Stiftprobenträger Rasterelektronenmikroskop Handschuhverfahren Latex, PVAL