2/2011. Ins Zeug legen für die Mitglieder. aus dem Inhalt. Das Potsdam-Magazin der Wohnungsgenossenschaft KMKarl Marx.

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Transkript:

www.wgkarlmarx.de Das Potsdam-Magazin der Wohnungsgenossenschaft KMKarl Marx 2/2011 aus dem Inhalt KIEZGESPRÄCHE lautet der Arbeitstitel für ein neues Dialogforum, mit dem die Karl Marx in den nächsten Monaten mit ihren Mitgliedern in den Wohngebieten näher ins Gespräch kommen will. SEITE 2 DRESDEN ist 2006 ein heikles Experiment eingegangen und hat 48.000 städtische Wohnungen verkauft. Herausgekommen ist ein Fiasko findet Dresdens Mietervereinsvorsitzender Peter Bartels. SEITE 3 DIE ERSTEN NEUEN MIETER für die Wohnungen an der Saarmunder Straße stehen fest. Der Vermietungsprozess hat begonnen. SEITE 8 NOTFALLNUMMERN bei Havarien: Firma Wärme und Bäder, Boris Hartl 0331 5810784 / 0160 5810700 Bei Störungen des Fernseh- und Rundfunkempfangs: Firma telecolumbus 0800 5223588 Ins Zeug legen für die Mitglieder Seit Anfang April beschäftigt die Karl Marx eigene Handwerker und in der Waldstadt eigene Hauswarte Zehn neue Kollegen hat die Karl Marx seit dem ersten April. In der vordere Reihe (von links hinten beginnend) die Hauswarte: Sven Bürger, Diego Krüger, Bernhard Treichel, Thomas Fahrland, Michael Göbel. In der hintere Reihe (von links beginnend) die Handwerker: Marko Karasch, Andreè Exner, Kay Büttner, Olaf Hein, Manuel Triebe. Dass sie alle schon nach wenigen Tagen zum Strick greifen, hat ausschließlich symbolische Bedeutung, ist überdies völlig unverfänglich. Geht es doch darum zu zeigen, dass sie alle am gleichen Tau und (ganz wichtig!) in eine Richtung ziehen. Denn das Arbeiten im Team soll eine der besonderen Stärken der neuen Mannschaft von eigenen Handwerkern und Hauswarten werden. Gewünscht sind die gegenseitige Ergänzung und das Denken über den Tellerrand. So kann es vorkommen, dass man einen Kollegen auch außerhalb seines angestammten Zuständigkeitsbereiches antrifft, wenn es die Umstände und Arbeitserfordernisse verlangen. Deshalb arbeiten insbesondere die Hauswarte in einer Art gleitender Arbeitszeit, die im Winter etwas kürzer, im Sommer etwas länger sein kann. Die Karl Marx will auf diese Weise auf die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse unter ihren Mitgliedern reagieren. Nicht jede Reparatur passt in das klassische Zeitfenster zwischen 8 und 16 Uhr. Während die neuen Hauswarte in der Waldstadt I und II zum Einsatz kommen, werden die Handwerker in allen Wohngebietsstandorten der Genossenschaft aktiv werden. Doch zunächst aber mussten sie sich mit ihren neuen Einsatzorten vertraut machen. Erste positive Reaktionen auf die neue Mannschaft von den Mitgliedern gab es auch schon. Aber für Erfahrungsberichte ist es noch zu früh.

(H)AUSBLICK Näher zusammenrücken Mit den Kiez-Gesprächen schafft die Karl Marx in den kommenden Wochen ein neues Dialogforum für ihre Mitglieder Unter dem Arbeitstitel Kiez- Gespräche laufen derzeit in der Karl Marx unterschiedliche Abstimmungsrunden. Sie dienen der Vorbereitung mehrerer Vor-Ort-Veranstaltungen, mit denen die Genossenschaft in den kommenden Monaten einen engeren Austausch mit den Vertretern und Mitgliedern in ihren Wohngebieten sucht. Dabei orientieren sich die Kiez- Gespräche an der jährlich im Herbst stattfindenden WERK- STATT der Karl Marx, die mit übergreifenden Themen einerseits notwendiges Basiswissen vertieft und andererseits als offener Diskussionsraum für Entwicklungsfragen der Genossenschaft dient. Die Initialzündung für das neue Dialogforum erfolgte auf der Werkstatt 2009, als die Berliner Wohnungsbaugenossenschaft DPF von ihren Stammtisch- Gesprächen berichtete. Auch die Berliner haben verschiedene Bestände in unterschiedlichen Wohngebieten. Auch sie sind dadurch mit der Situation konfrontiert, dass in übergreifenden Veranstaltungen meist wenig Zeit für die lokalen Belange bleibt. Die sogenannten Stammtisch-Gespräche, an denen Vorstände, Vertreter und Mitglieder teilnehmen, beschäftigen sich gezielt mit den Fragen im jeweiligen Gebiet. Das findet bei den Berliner Genossenschaftern großen Anklang und beeindruckte 2009 auch die WERKSTATT-Teilnehmer. Mit dem Aufbau der neuen Geschäftsstelle in der Waldstadt, der Installation eigener Handwerker und teilweise auch Hausmeister schafft die Genossenschaft neue Fakten für einen verbesserten Service, der den Mitgliedern zugutekommen soll. Was aber erwarten die Genossenschafter konkret und darüber hinaus? Wie zufrieden sind sie mit der Entwicklung im Wohnumfeld? Welche Reserven sehen sie, Kosten zu dämpfen? Solche und andere Dinge, die sich in jedem Wohngebiet ein bisschen anders darstellen, gilt es zu erörtern. Gleichzeitig wird mit solchen Treffen die Erwartung verknüpft, dass sich die Aktivposten vor Ort und ihre Ansprechpartner auf den verschiedenen Ebenen besser kennenlernen. Wie überhaupt ein intensiverer Austausch untereinander das Gemeinschaftsgefühl unter den Mitgliedern bestärken kann. Der Auftakt für die Kiez-Gespräche könnte Ende Mai/Anfang Juni in der Waldstadt stattfinden. Durch den Sanierungsschwerpunkt Kiefernring, den Bau der neuen Geschäftsstelle, den Einzug der neuen Mieter an der Saarmunder Straße tun sich hier zahlreiche Diskussionsfelder auf, die auf die Tagesordnung gehören. Allerdings wird während der Vorbereitungen der Treffen auch nach Fragen Ausschau gehalten, die weniger offensichtlich sind. Dabei wird auch ermittelt, ob und welche Experten auf den Treffen zur Verfügung stehen sollten. Und diese Erkundungen entscheiden zudem über den genauen Termin, über den die Mitglieder dann rechtzeitig per Aushang in ihren Hauseingängen und natürlich im KM- Magazin informiert werden. In jedem folgenden KM-Magazin übrigens wird für alle Abwesenden die Veranstaltung noch mal aufbereitet, sodass man sich gegebenenfalls auch noch nachträglich einmischen kann. Die genaue Abfolge und die Termine, wann die Karl Marx im jeweiligen Wohngebiet einlädt, sind noch offen. Als Zeitraum für alle Runden ist gegenwärtig etwa ein Jahr veranschlagt. Über Wiederholungen entscheiden die Teilnehmer. Baubeginn für die neue Geschäftsstelle Während nebenan in der Musterwohnung der erste Mietvertrag unterzeichnet wurde, haben unmittelbar an der Saarmunder Straße die Tiefbauarbeiten für das Gebäude der neuen Geschäftsstelle begonnen. In dem dreigeschossigen Gebäude haben künftig alle Serviceabteilungen der Genossenschaft Platz. Verkehrsgünstig an der Heinrich-Mann-Allee gelegen, verringert sich für die meisten Mitglieder der Weg zu ihren Ansprechpartnern in Wohnungsangelegenheiten. Grundsteinlegung wird am 18. Mai, dem Geburtstag der Genossenschaft, sein. Bis zum Ende des Jahres soll das neue Zentrum der Genossenschaft entstehen und dann im ersten Quartal von den 50 Mitarbeitern der Karl Marx bezogen werden. 2

Dresden verklagt ehemaligen Verkaufspartner Viele deutsche Städte sind hoch verschuldet. Aber kaum eine andere hat wie Dresden 2006 darauf mit dem Verkauf von 48.000 städtischen Wohnungen an einen Privatinvestor reagiert. Jetzt will Dresden den Käufer, den Immobilienkonzern Gagfah, wegen Vertragsverletzungen verklagen. KM sprach mit dem Dresdener Mietervereins Vorsitzenden Peter Bartels über das Gagfah-Experiment. Warum will Dresden die Gagfah verklagen? Laut Kaufvertrag ist die Gagfah verpflichtet im Fall der Bildung von Wohneigentum und Veräußerung der Eigentumswohnungen, dem Mieter ein Vorkaufsrecht mit 15% unter dem Marktwert anzubieten. Die Gagfah ist verpflichtet, beim Verkauf von Wohngebäuden auch den Käufer auf diese Vertragsklausel zu verpflichten. Das ist bei vielen der 8.000 bislang verkauften Wohnungen nicht geschehen. Das ist eine nicht hinnehmbare Vertragsverletzung. Blick über die Elbtalaue auf Dresden Der Mieterverein war von Anfang an gegen den Verkauf, warum? Ein städtisches Wohnungsunternehmen hat immer einen sozialen Auftrag und übernimmt auch bei der Stadtentwicklung wichtige Aufgaben. Private Unternehmen wie die Gagfah sind ausschließlich gewinnorientiert. Gewinnabführung an den Mutterkonzern hat Vorrang. Ein Bürgerbegehren gegen den Verkauf scheiterte seinerzeit, weil der Leerstand in Dresden bei 25% lag und Wohnungssuchende sehr umworben wurden. Mietangebote lagen oft unter den Bestandsmieten. Zusätzlich gab es Lockangebote wie drei Monate mietfrei oder einen neuen Kühlschrank extra. Aber Dresden war mit dem Verkauf praktisch schuldenfrei? Kurzfristig hat die Verkaufssumme von 1 Milliarde Euro die Stadt sicher entlastet. Aber sie hat mit dem Verkauf ihr wichtigstes Werkzeug zur Stadtentwicklung aus der Hand gegeben. Ein städtisches Unternehmen investiert Gewinne in den Bestand, führt diese an die Stadt und nicht wie die Gagfah an den Mutterkonzern ab. Örtliche Kleinund Mittelbetriebe verlieren so Aufträge, der Stadt gehen Steuereinnahmen verloren. Wir rechnen, dass aus Dresden jährlich mehr als 50 Millionen Euro abfließen. Der Verkauf der Wohnungen wurde zum Schutz der Mieter mit einer sogenannten Sozialcharta flankiert. Hat die sich bewährt? Wir haben die Sozialcharta schon früh für einen zahnlosen Tiger zur Gewissensberuhigung der politisch Handelnden gehalten. Ihre Wirkung ist auf zehn Jahre begrenzt. Die Vorgaben gehen kaum über das Mietrecht hinaus. Vernünftige Stadtentwicklung wäre ein wesentlich besserer Mieterschutz. Aber hier hat die Politik bereits versagt. In Dresden wurde Wohnungsrückbau ohne nachhaltige Planung betrieben, sodass der Leerstand bereits unter zehn Prozent liegt, während die Stadt weiter wächst. Neubau von Mietwohnungen gibt es praktisch nicht. Peter Bartels POTSDAM Bundesweit ist die Gagfah häufig in der Kritik, weil sie sich angeblich nicht ausreichend um ihre Bestände kümmert. Wie ist das in Dresden? Das können wir so noch nicht bestätigen. Aber es gibt Zeichen, dass zu wenig getan wird. Die Sozialcharta verpflichtet zu Investitionen von 5 Euro pro Wohnraumquadratmeter und Jahr. Ein Wert an der untersten Grenze. Modernisierung findet kaum noch statt. Wohnungsgenossenschaften nach der Angemessenheit der Summe gefragt, investieren zwölf Euro. Was kann die angestrengte Klage der Stadt nun bewirken? Sollte der Streitwert von knapp über einer Milliarde Euro einklagbar sein, würde die WOBA Dresden, also die Gagfah- Tochter, Insolvenz anmelden müssen. Auch wenn dabei die Mieter in der Regel geschützt sind, kommt es immer wieder vor, dass ihnen mindestens Unannehmlichkeiten entstehen, letztendlich sie die Zeche bezahlen. Wie sieht ihr vorläufiges Fazit des Gagfah-Abenteuers aus? Ein Fiasko. Einerseits zahlt die Gagfah ihren Aktionären eine ordentliche Dividende. Gleichzeitig aber soll sich der Schuldenstand der WOBA seit dem Verkauf von 40 auf 70 Prozent erhöht haben. Daran sieht man, wohin die jährlich mindestens 50 Millionen Euro fließen, von denen ich eingangs gesprochen habe. 3

POTSDAM Schatten auf der Sonne Warum die Wohnungsunternehmen für Solarstrom wenig Begeisterung entwickeln Potsdam präsentiert seit Mitte November im Internet ein sogenanntes Solardachkataster. Damit kann man nach der Eingabe einer bestimmten Adresse ersehen, ob sich die Dachfläche des Gebäudes für die Aufrüstung mit einer Solaranlage eignet. Rot heißt besonders gut geeignet, orange wäre noch gut, gelb hieße bedingt. Erkundigt man sich beispielsweise nach den Karl-Marx-Häusern im Kiefernring in der Waldstadt, leuchtet es kräftig rot. Und auch andernorts im Genossenschaftsbestand fällt die Abfrage kaum anders aus. Das müsste die Verantwortlichen der Karl Marx eigentlich auf eine Idee bringen. Solarstrom entwickelt sich in Deutschland derzeit besonders dynamisch. Was mit den über 20 Jahre gesicherten, lukrativen Einspeisebedingungen zusammenhängt, die das Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) regelt. Die Solarbranche erlebte mit einem Zubau von etwa 7.400 MW im vergangenen Jahr einen wahren Boom. Damit war der Zubau von Solaranlagen 2010 fast doppelt so hoch wie 2009, sagte Matthias Kurth, Chef der Bundesnetzagentur. Doch wen man in der Karl Marx auch anspricht, hier hält sich das Solarstrom-Interesse in Grenzen. Bei der Ursachenforschung werden wir an Siegfried Rehberg, Technischer Referent beim Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) verwiesen. Er erkennt in der Zurückhaltung keinen Einzelfall. Das hinge mit einer Entscheidung des Bundesfinanzministeriums von Juni 2006 zusammen, die die Erlöse aus der Einspeisevergütung, wie sie das EEG regelt, zu Gewerbeeinnahmen erklärt. Die Mehrzahl der Wohnungsunternehmen ist steuerbegünstigt oder -befreit. Deshalb sind sie beschnitten, was ihre sonstigen Einnahmen neben der Miete angeht. Wollten sie also mit Solarstrom Geld verdienen, würden sie die Steuervergünstigungen in ihrem eigentlichen Geschäftsfeld verlieren. Und das rechnet sich nicht. Denkbar sei zwar eine Verpachtung der Dachflächen, aber dann verringerten sich die Einnahmen so, dass sich der Aufwand kaum lohnt. Siegfried Rehberg erklärt, dass der BBU und andere Organisationen schon seit Jahren versuchten, dass die Politik diese Regelung für die erneuerbaren Energien außer Kraft setzt. Bislang sei man damit aber nicht erfolgreich gewesen. Möglich, dass sich die Positionen nun im Energieträgermix* in Potsdam 19,8 2,6 Fossile Energieträger Kernkraft Erneuerbare Energien Zuge der neu aufgeflammten Debatte um Deutschlands künftige Energiepolitik verändern. Potsdam etwa hätte als Solarstromproduzent durchaus noch Reserven. Erst 0,1 Prozent der in der Stadt erzeugten Strommenge stamme von Solaranlagen. Wie ein im vergangenen Jahr von der Hochschule Osnabrück erstelltes Gutachten zeigt, könnten mithilfe der Sonne bis zu 40 Prozent des Potsdamer Energiebedarfs gedeckt werden. Fast zwei Quadratkilometer Dachfläche von knapp 48.000 untersuchten Gebäuden eigneten sich für entsprechende Solarstromanlagen. in Deutschland 17,3 77,4 57,8 24,9 Angabe in % *laut EWP - Stand 15.12.2010 Die Zechpreller Im fernen Deutschland hat die Atomkatastrophe von Japan ein schweres Nachbeben ausgelöst. In nie gekannter Einigkeit ist hierzulande plötzlich die Rede von der Energiewende. Weg vom Atomstrom, weg von Kohle und Öl hin zu den erneuerbaren Energien. Dieser Kurs aber ist nicht erst seit fünf Wochen absehbar und man möchte erwarten, dass insbesondere die Versorger sich intensiv auf das neue Energiezeitalter vorbereiten. Stattdessen betreiben gerade die großen Konzerne massive Verunsicherung der Verbraucher und drohen mit erheblichen Verteuerungen des Strompreises. Das Abschalten der Atommeiler könnte sich drastisch auswirken. Der Strompreis in Deutschland setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. In einem Euro stecken 31 Cent für Steuern und Abgaben, vier Cent für die Abrechnung, neun Cent für den Ausbau der erneuerbaren Energien, 21 Cent für die Netzentgelte und 35 Cent für die Energiebeschaffung. Nur in diesem letzten Bereich könnte es zu Steigerungen kommen. Wissenschaftler rechnen mit einer Verteuerung von einem Cent pro Kilowattstunde, die etwa durch den die wetterlage Ausbau der Stromnetze und moderne Kraftwerke anfallen. Das wären etwa 30 Euro im Jahr mehr, die ein Dreipersonenhaushalt mit einem Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden drauflegen müsste. Die Summe muss nicht unmittelbar und sofort anfallen, weil sowohl Netze als auch Kraftwerke langfristige Investitionen sind. So kann man die Mär vom höheren Strompreis wohl nur als Drohung verstehen: Dass gerade die Atomstromanbieter die Zeche für ihre Versäumnisse wiedermal bei ihren Kunden eintreiben. Aber die haben ihren Teil mitunter längst geleistet. Beispielsweise haben die im Arbeitskreis StadtSpuren versammelten Potsdamer Wohnungsunternehmen das Verbrauchsverhalten ihrer Wohnungen drastisch reduziert. Nach den umfangreichen Sanierungen der letzten Jahre fallen in über 60 Prozent des Bestands nur bis 80 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, bei 30 Prozent bis 120 Kilowattstunden an. Der deutschlandweite Durchschnitt bei Wohngebäuden beträgt mehr als 250 Kilowattstunden. KM Redaktion, Jagdhausstr. 27, 14480 Potsdam 0331 6458-0, magazin@wgkarlmarx.de 4

222 Jahre Geschichte Ausrichter des 7. Genossenschaftstages sind zwei der ältesten Potsdamer Genossenschaften Der Potsdamer Genossenschaftstag ist zu einer festen Institution geworden. Die 7. Ausgabe der gemeinsamen Veranstaltung der neun Potsdamer Genossenschaften findet am 10. September wieder auf dem Alten Markt. In diesem Jahr laden der Arbeiter- Bau-Verein Potsdam eg und die Wohnungsbaugenossenschaft Daheim eg auf den zentralen Platz in der Potsdamer Mitte ein. Damit sind zwei der traditionsreichsten Potsdamer Genossenschaften bei der Ausrichtung federführend. Beide, die zusammen auf das stolze Alter von 222 Jahren kommen, begründeten in ihren Anfangsjahren die Tradition der Potsdamer Gartensiedlungen. Die Wohnungsbaugenossenschaft Daheim ist die älteste Ungebrochene Teuerung Arbeitskreis StadtSpuren legte Betriebskostenanalyse vor Laut einer Analyse des Arbeitskreises StadtSpuren hat sich der Trend steigender Betriebskosten im vergangenen Jahr ungebrochen fortgesetzt. Wie es in einer Mitteilung heißt, legten sämtliche in den Nebenkosten vertretene Positionen um 4,6 Prozent zu. Kommune und die EWP als städtischer Versorger einzeln betrachtet verteuerten ihre Gebühren und Dienstleistungen sogar um 8,8 Prozent. Genossenschaft der Havelmetropole und mit 182 Wohnungen zugleich die kleinste. Das denkmalgeschützte Ensemble, das vor mehr als 100 Jahren entstand, liegt in einer einzigen Straße, in der Kolonie Daheim, etwas abseits der Heinrich-Mann-Allee. 1894 wurde der Bau- und Sparverein für Eisenbahnbedienstete zu Potsdam und Umgebung gegründet. Gerade einmal sieben Monate später wurde der Grundstein für das erste Haus gelegt. Insgesamt 18 Häuser mit 210 Wohnungen entstanden in den folgenden 15 Jahren. 800 Einwohner hatte das Quartier um die Jahrhundertwende. Während des 1. Weltkrieges herrschte wie überall Not und Knappheit. Aus diesem Grund wurden die genossenschaftlichen Wiesen in Kleingartenparzellen aufgeteilt und von den Bewohnern bepflanzt und bewirtschaftet. Die aus der Not entstandenen Gärten haben sich bis heute erhalten. Somit haben die meisten Wohnungen einen kleinen Garten hinterm Haus. Auf eine ähnliche Geschichte kann der Arbeiter-Bau-Verein zurückblicken. 1903 gegründet, wurden in der ehemaligen Reichsbahnsiedlung im Norden? Potsdams Wohnungen für Betriebsangehörige geschaffen. Die ersten Häuser, jedes hat nur zwei Etagen, entstanden in der Leipziger und Templiner Straße. Und zu jedem Haus gehörte ein Garten. Früher wurden hier Kartoffeln angebaut, Kaninchen und Hühner gehalten. Insgesamt 294 Wohnungen gehören zum Bestand des Arbeiter- Bau-Vereins. Die ältesten Häuser sind über 100 Jahre alt, die jüngsten gut vierzig Jahre. Und alle sind Stein auf Stein gebaut. Während etwa der wegen des kalten Winters gestiegene Fernwärmeverbrauch ein Plus von 12,5 Prozent verursachte, legten die Kosten für die Müllabfuhr nach zuvor erfolgen Rückerstattungen um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. (Trinkund Abwasser + 3,9 Prozent, Straßenreinigung und Winterdienst +2,1 Prozent). Lediglich der Hausstromverbrauch konnte durch verschiedene Einsparmaßnahmen um 3,9 verringert werden. Damit sind die Mietnebenkosten doppelt so schnell gestiegen wie die übrigen Verbraucherpreise. Kostendämpfend könnten sich künftig die bis zum Jahr 2013 vereinbarten Rahmenverträge mit der EWP für Fernwärme, Erdgas und Hausstrom auswirken. Größere Steigerungen erwartet der Arbeitskreis bei Trink- und Abwasser. Die Analyse beruht auf einem Betriebskostenvergleich mehrerer Zehntausend Wohnungen unterschiedlicher Unternehmen. STADTGESCHEHEN news und tipps APPELL AN DIE HUNDEHALTER Mit einem Appell an die Hundehalter fordert die Stadtverwaltung die Besitzer von etwa 6.000 Vierbeinern in Potsdam auf, die Hinterlassenschaften ihrer Haustiere nach dem Geschäft unverzüglich zu entfernen. Bei Nichtbeachtung könnten je nach Örtlichkeit - Bußgelder bis zu 1.000 Euro verhängt werden. Für die Beseitigung des Hundekots stelle die Stadt künftig an dreißig sogenannten Dog-Stationen Tüten zur Verfügung. NAMEN GESUCHT Noch bis Ende Mai können sich Interessierte an der Namensfindung für das neue Gebäude der Stadt- und Landesbibliothek am Platz der Einheit beteiligen, das Ende 2012 fertig werden soll. Als Preis sind unter anderem Eintrittskarten für die Schlössernacht ausgelobt. Vorschläge können in der Landesbibliothek oder der Volkshochschule abgegeben oder per Email an slb@bibliothek.potsdam.de oder Vhsinfo@Rathaus.Potsdam.de eingereicht werden. HILFE FÜR ANALPHABETEN Hochrechnungen zufolge sind etwa 15.000 Potsdamer sogenannte funktionale Analphabeten. Sie können einzelne Worte vielleicht noch entziffern, den Inhalt ganzer Sätze aber meist nicht mehr entschlüsseln. In Grundbildungskursen an der Volkshochschule werden Betroffene vom Alpha-Bündnis- Potsdam unterstützt und in Schwerpunkten wie Rechnen, Lesen oder Arbeiten am Computer gefördert. Kontakt zu Kursen wie im Lerncafe Am Schlaatz vermittelt Anja Hendel 0331 2894564, anja.hendel@ rathaus.potsdam.de 5

STADTGESCHEHEN Baumbeschau im Wohngebiet Förster Haase begutachtet alle Bäume der Genossenschaft Jörg Haase kennt so gut wie jeden Baum der Karl Marx. Mehr noch der Forstbeamte mit Spezialerfahrung, so sein offizieller Titel weiß über jeden Baum in Potsdams Wohngebieten bestens Bescheid. Seit mehr als 15 Jahren begutachtet er als Sachverständiger die grünen Bestände der Genossenschaft. Wozu das Ganze, bleibt die berechtigte Frage. Als Eigentümer muss die Genossenschaft für die Verkehrssicherheit geradestehen, sodass niemand durch einen heruntergefallenen Ast verletzt wird oder ein Baum auf ein parkendes Auto fällt, erklärt der Experte. Meine Aufgabe ist es, den Gesundheitszustand der Bäume einzuschätzen. Das ist für den Laien nicht immer zu erkennen, denn auch kranke Bäume können durchaus grün sein. Einmal im Jahr schaut sich Jörg Haase die Bäume genau an. Immer zu einer anderen Jahreszeit. Gibt es Verletzungen am Stamm, ist der Baum krank, hat er Fäulnis oder Pilze, sind tragende Äste abgebrochen? Seinem geübten Blick entgeht nichts. Muss der Baum gar gefällt werden? Das geschieht allerdings nicht ohne Weiteres. Der Förster erstellt ein Gutachten und die Untere Naturschutzbehörde entscheidet darüber. Erst dann kommt die Motorsäge zum Einsatz. An die 20 verschiedene Baumarten sorgen in den Wohngebieten für Grün. In der Waldstadt etwa dominiert die Kiefer. Der märkische Wald besteht zu 80 % aus Kiefern und das ist auch an diesem Standort nicht viel anders. Der Oberförster a.d. kennt noch den geschlossenen Waldbestand, bevor hier die ersten Häuser gebaut wurden. Und natürlich kennt er die Alterskrankheiten der Bäume. Die Kiefer leidet dann häufig am Kiefernbaumschwamm, einem Pilz. Offensichtlich wird die Krankheit erst nach 15 bis 20 Jahren. Jörg Haase jedoch erkennt schon die frühen Symptome. Eichen, Buchen, Birken, Kastanien, diverse Obstbäume, Förster Jörg Haase begutachtet regelmäßig den Baumbestand der Karl Marx japanische Zierkirschen sind in den Wohngebieten keine Seltenheit. Aber es gibt auch den einen oder anderen Exoten. In der Waldstadt etwa haben mehrere Exemplare der Gleditschie Wurzeln geschlagen, ganz in der Nähe der Kletterhalle am Kahleberg. Über diesen Baum, der recht selten vorkommt, hält sich die Legende, dass daraus die Dornenkrone, die Jesus tragen musste, bestand. Beim näheren Hinschauen sind die spitzen Dornen am Stamm nicht zu übersehen. Doch nicht jeder Baum ist erwünscht. Manch gesunder Baum muss weichen, etwa wenn er zu dicht am Haus steht. Stadt der ankommenden Möbelwagen Die Einwohnerzahl Potsdams nimmt auch im elften Jahr infolge weiter zu Potsdam nimmt unaufhörlich zu. Mindestens der Oberbürgermeister Jann Jakobs kann darin nichts Besorgniserregendes entdecken. Denn es ist ja auch kein medizinischer, sondern ein statistischer Befund, der dem jährlichen Vergleich der Landeshauptstädte entspringt. Ende 2010 lebte 155.354 Einwohner in der Stadt, 2.250 mehr als ein Jahr zuvor. Damit hält der Bevölkerungszuwachs das elfte Jahr infolge an und weist die Stadt gemeinsam mit Dresden als die Landeshauptstädte mit der größten Zuwachsrate aus. Es kommen mehr nach Potsdam als wegziehen. 2009 standen 10.101 ankommende 8.962 abfahrenden Möbeltransportern gegenüber. Dass die Potsdamer aber nicht nur auf Zuzug setzen, sondern selbst aktiv werden, beweist die Geburtenrate. Mit 10,7 je 1.000 Einwohner sind nur die Dresdner (11,0) noch fleißiger. Das junge Durchschnittsalter ist auch deswegen bemerkenswert, weil etwa die Alten länger an ihrer Stadt festhalten als anderswo. Die Sterberate mit 8,8 je 1.000 Einwohner ist nur in München (8,0) noch niedriger. Gleichwohl nimmt der Anteil der Potsdamer und Potsdamerinnen jenseits des 65. Lebensjahres weiter zu. Inzwischen zählt jede/r Fünfte zu dieser Einwohnergruppe. In allen anderen ostdeutschen Landeshauptstädten ist dieser Anteil noch größer. Laut Statistikstelle im Rathaus hat Potsdam mit 42,0 Jahren dennoch ein relativ geringes Durchschnittsalter. Jedenfalls sind im Mittel nur die Einwohner von Mainz (40,1) und München (41,4) jünger. Potsdam hat 72.900 Beschäftigte, davon kommen 60,4 % von außerhalb zur Arbeit in die Stadt. Andererseits fahren täglich 44.027 Potsdamer nach außerhalb zur Arbeit. Zum fahrenden Volk zählt ein beträchtlicher Studentenanteil. Insgesamt haben 24.000 Studenten Potsdam als ihr Bildungszentrum auserkoren. 6

STADTGESCHEHEN news und tipps Immer auf Nachwuchssuche in der Stadt - der Potsdamer Fanfarenzug Saisonauftakt im Luftschiffhafen Potsdamer Fanfarenzug zeigt den Stand seiner neuen Meisterschaftsvorbereitungen Zu den besonderen Mai-Ritualen in Potsdam gehört der traditionelle Saisonauftakt des Potsdamer Fanfarenzuges. Am 1. Mai ist es wieder soweit. Um 14.30 Uhr zeigen die rund 70 Musikanten verschiedener Altersstufen ihr neues Programm, das sie in den Wochen zuvor mit viel Ausdauer einstudiert haben. Wie stets dürfen sie auf gut gefüllte Ränge im Sportpark Luftschiffhafen hoffen, wenn sie unterstützt vom Landespolizeiorchester Brandenburg unter Leitung von Jürgen Bludowsky und dem Berliner Fanfarenzug aufspielen. Nach der WM der Marching Show Nachbarn, Leute, die Tür an Tür wohnen, sollten sich den 27. Mai vormerken. An diesem letzten Freitag im Mai wird in Potsdam das Fest der Nachbarschaft gefeiert - direkt vor der eigenen Haustüre, zeitgleich mit Millionen anderen in aller Welt. Am Schlaatz Bands im vergangenen Jahr vor heimischer Kulisse, stecken die Fanfarenbläser und Trommler längst wieder in den Vorbereitungen für den nächsten Höhepunkt. Anfang Juni soll die nationale Meisterschaft in Cottbus wieder erfolgreich bestritten werden. Besonders groß wird das Lampenfieber am 1. Mai bei den jüngsten Musikanten sein. Denn während sie vor Jahren zu solchen Höhepunkten wie dem Saisonauftakt neben den Größeren herliefen, ohne selbst ins musikalische Geschehen einzugreifen, erleben sie seit einiger Zeit nun bei dieser Gelegenheit Fest der Nachbarn Jeder ist willkommen! Am 27. Mai wird in Potsdam der Nachbarschaftstag gefeiert wird eine lange Tafel aufgebaut, an der alle Menschen im Wohngebiet Platz nehmen können. Kaffee, Kuchen und Kekse für sich und andere dürfen mitgebracht werden. Das Fest findet im Wohngebiet nun schon zum vierten Mal statt. Erstmals ihre Feuertaufe. Dass die gesamte Verwandtschaft auf der Tribüne noch aufgeregter ist, als die Frischlinge auf dem Stadionrasen macht einen speziellen Teil der überschwänglichen Atmosphäre zum Saisonauftakt aus. Wie stets hoffen die Fanfarenzugmitglieder bei dieser Gelegenheit junge Nachwuchskräfte zu rekrutieren. Denn seit nun mehr über 48 Jahren ist der Fanfarenzug für viele junge Potsdamer unvergesslicher Teil ihres Erwachsenwerdens, dem sie, wie man im Publikum unschwer erkennen wird, mit Hingabe verbunden sind. Kontakt: 0331 9793035 ziehen in diesem Jahr andere Stadtteile nach. So wird auch in Babelsberg und Am Stern das Fest der Nachbarn gefeiert. 1999 hat Anastas Perifan in einem Stadtteil in Paris das Startzeichen für einen Nachbarschaftstag gegeben. Inzwischen ist der Nachbarschaftstag eine weltweite Initiative, an der sich im vergangenen Jahr über 10 Millionen Menschen in 32 Ländern beteiligten. INTERKULTURELLES FUSSBALLTURNIER Am 28. Mai dreht sich Am Schlaatz beim ersten interkulturellen Fußballturnier alles um das runde Leder. Auf dem Sportplatz der Weidenhof- Grundschule, Schilfhof 28, wird an diesem Samstag um den Schlaatzer Kleinfeld-Pokal gespielt. Gesucht werden noch Freizeit-Mannschaften aller Art: Nationalitäten-, Straßen-, Frauen-, Männer-, Freizeit-, Kneipen-Teams. Zu einer Mannschaft gehören entweder ein Torhüter und vier Feldspieler oder ein Torhüter und sechs Feldspieler. Bis zum 30. April kann man sein Team für das Fußballturnier beim Haus der Generationen und Kulturen, Milanhorst 9, 14478 Potsdam, Tel.: 0331 5504169, E-Mail: info@milanhorst-potsdam.de anmelden. 10 JAHRE VOLKSPARK Der Volkspark Potsdam feiert am Sonntag den 1. Mai fast seinen 10 jährigen Geburtstag. 10 Torten an 10 Orten ist das Motto der großen Geburtstagsfeier und so dürfen sich alle Gäste auf 10 unterschiedliche Überraschungen an 10 verschiedenen Plätzen im Volkspark freuen. Der Eintritt ist an diesem Tag frei und alle Attraktionen sind kostenlos. Vorbeikommen lohnt, die Besucher erwartet ab 12 Uhr ein buntes Programm: Vom Sektempfang für die ersten Gäste bis zum Tortenbuffet mit 10 Torten, von Live-Musik bis zum Erinnerungsfoto mit Torte, vom Kettenkarussell bis zum Hüpfburgparadies, vom Clown bis zum Elefanten. Der etwa 60 ha große Freizeitpark, wo 2001 die Bundesgartenschau zu sehen war, ist mit mehr als 380.000 Besuchern jährlich bereits weit über die Grenzen der Stadt Potsdam hinaus bekannt. 7

GESCHICHTE(N) Eberhardt und Annemarie Kahlisch nebst Enkel Moritz haben als erste den Mietvertrag für die Saarmunder Straße 2 a unterschrieben Das wird unser Alterssitz Die Saarmunder Straße, das erste Neubauvorhaben der Genossenschaft seit der Wende, beschäftigt die Karl Marx schon lange. Erste Pläne wurden den Mitgliedern bereits vor fünf Jahren vorgestellt. Genauso lange verfolgt Eberhardt Kahlisch das Projekt, das inzwischen zu seinem Projekt geworden ist. Auch er plant, schiebt und berechnet schon seit Wochen und Monaten allerdings auf Millimeterpapier. Den Grundriss seiner Wunschwohnung kennt der Lehrer ziemlich genau. Er hat ihn maßstabsgetreu aufgezeichnet. Und er weiß auch jetzt bereits, wo die Möbel stehen werden. Reine Vorstellungssache. Denn noch sind Bad und Küche Baustelle. Doch das ist alles nur eine Frage der Zeit. Das Wichtigste hat Eberhardt Kahlisch bereits besiegelt. Als erster Mieter der Saarmunder Straße 2 a/b hat er Mitte April seinen Mietvertrag unterschrieben 3 Zimmer, 82 m 2, 4. Etage. Ganz offiziell und vor passender Kulisse in einer der Musterwohnungen in der Saarmunder Straße. Das ist nur Eberhardt Kahlisch testet schon einmal den Laubengang zu seiner neuen Wohnung folgerichtig. Schließlich hatte Eberhardt Kahlisch, als er 2006 von dem Vorhaben gelesen hatte, als erstes Mitglied einen Antrag für eine der Wohnungen gestellt. Und damit hatte der 62-Jährige Planungssicherheit. Denn das soll unser Alterssitz werden, erklärt er das große Interesse. Meine Frau und ich sind schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einer Wohnung, die auch in zehn Jahren noch zu uns passt. Dann, wenn wir vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß sind. Natürlich hat sich das Ehepaar auch in anderen Ecken Potsdams angeschaut und Vergleiche angestellt. Aber die Saarmunder ist unschlagbar. Im Grunde gab es keine andere Option für uns, erzählt Eberhardt Kahlisch. Hier wohne ich genau so, wie ich es mir vorstelle. Drei geräumige Zimmer, eine große Küche das ist für den passionierten Koch besonders wichtig ein Bad mit Fenster, ein riesiger Balkon und überall Fußbodenheizung mittels Erdwärme. Doch das I- Tüpfelchen ist die Lage. Unser Hausarzt hat seine Praxis um die Ecke, die Straßenbahn hält vor der Tür, sogar zum Einkaufen kann ich das Auto stehen lassen. Und wir bleiben in unserer Gegend, zählt er die Gründe auf. Seit 25 Jahren wohnen beide in der Waldstadt II. Ihre Vier-Raum-Wohnung wurde ihnen, seitdem die Söhne aus dem Haus sind, ohnehin zu groß. Doch auf das Grün in unmittelbarer Nähe möchten beide nicht verzichten. Seit elf Jahren sind die Ravensberge ihre Trainingsstätte fürs Nordic Walking. Zwei bis dreimal in der Woche machen sie sich auf den einstündigen Rundkurs. Sogar der Grünblick bleibt uns in der neuen Wohnung erhalten. Alles wird für uns eine Spur bequemer, luxuriöser. Auch wenn sich der großgewachsene Mann fest vorgenommen hat, solange es geht, auf den Aufzug zu verzichten. Das hält mich fit. Doch für die schweren Einkäufe ist so ein Aufzug natürlich recht praktisch. Dann kann ich von der Tiefgarage bis in die vierte Etage durchfahren. Apropos Luxus: Für seine Küche hat er nur das Beste ausgesucht Induktionskochfelder, einen Herd, der höher liegt und der Braten so in Blickhöhe vor sich hin brutzelt. Dafür wurde sogar der Kauf eines neuen Autos verschoben. Auch die restlichen Zimmer sind so gut wie eingerichtet. Wir haben alle - ob Kinder oder Freunde - in die Planung einbezogen und mit unserer Vorfreude angesteckt. Von den Enkelkindern gibt es sogar ganz konkrete Wünsche an das neue Zuhause der Großeltern. Opa, wenn wir bei Dir sind, möchten wir ein eigenes Regal für unsere Bücher haben. Den Gefallen tut Eberhardt Kahlisch den beiden Fünfjährigen gern. Jetzt muss nur noch die Zeit bis zum Umzug überbrückt werden. Im Juli will Eberhardt Kahlisch mit seiner Frau auf der Terrasse in der Sonne sitzen. SAARMUNDER STRASSE 2 a/b 68 Wohnungen: 35 Zwei-Raum-Wohnungen 25 Drei-Raum-Wohnungen 8 Vier-Raum-Wohnungen darunter: 2 Maisonettewohnungen Größe: 62 m² bis 115 m² Fußbodenheizung (Erdwärme) Tiefgarage Erdgeschosswohnungen mit Mietergarten Nettokaltmiete: durchschnittlich 7,90 pro m² Bezugsfertig: Juli 2011 Wer sich für eine der Wohnungen interessiert, kann sich an Frau Kaul Tel.: 0331 6458-271 wenden und mit ihr einen Besichtigungstermin für die vier Musterwohnungen vereinbaren. 8

Abgesagtes Schneehasen-Gemetzel Defa-Filmfotograf Dieter Jaeger erzählt von überflüssigen Drehtagen in sibirischer Kälte Im Jahr des Films, das Potsdam dieses Jahr gestaltet, ist es für eine Genossenschaft mit Filmtradition wie die Karl Marx unvermeidlich, auch Geschichten vom Filmemachen zu erzählen. Die Gelegenheit dazu verschafft uns Dieter Jaeger, der als Filmfotograf und Kameraassistent an über 30 DEFA-Produktionen beteiligt war und seit 1963 bei Dieter Jaeger am Filmset der Genossenschaft wohnt. Die Aufgaben eines Filmfotografen reichen von der Unterstützung des Kameramannes bis zur Dokumentation der Filmentstehung. Fotos, mit denen später unter anderem in Illustrierten und auf Plakaten geworben wurde. Durch seine Nähe zum Filmset ist Dieter Jaeger zweifelsohne eine ergiebige Quelle von Geschichten übers Filmemachen. Er hat etwa die Entstehung solcher Streifen wie Die Hosen des Ritters von Bredow (1973), Hostess (1977) oder Froschkönig (1987) begleitet. Wenn man ihn nach speziellen Erinnerungen befragt, fallen ihm jedoch eher Aufnahmen zu einer Produktion ein, die heute wohl nur noch Enthusiasten in Erinnerung ist. Unter der Regie von Horst Seemann entstand 1970 Liebeserklärung an G.T., ein Film über eine junge Wissenschaftlerin im Konflikt zwischen wissenschaftlicher Karriere und privatem Glück mit Jürgen Frohriep in einer Hauptrolle. Wenn sich mancher daran nicht mehr so gut erinnert, dann vielleicht, weil er einst die Meinung der Kritik teilte, dass der Film den Grundkonflikt wohl gut, einen glaubwürdigen Alltag drumherum aber nur dürftig erhellte. Dieter Jaeger ist der Film aber eher wegen einiger ungewöhnlicher Drehorte in guter Erinnerung. Sie führten ihn bis ins tiefste Sibirien, in die Gegend von Nowosibirsk, auf eine als Bildmotiv völlig ungeeignete, tief verschneite riesige weiße Eisfläche. Dass man das Ganze wohl auch einfacher daheim vor einer weißen Wand hätte WISSENSWERT ablichten können, wusste der Drehstab wahrscheinlich schon vor der Abreise. In jenem Jahr aber standen noch irgendwelche unverbrauchten Produktionsgelder zur Verfügung. Sibirien war außerdem für nicht gerade weitgereiste Ostdeutsche eine Verlockung. Das Drehbuch sah nahe der sowjetischen Wissenschaftsstadt Akademgorodok eine Hasenjagd vor. Aber, wie Dieter Jaeger erzählt, die als Opfer auserkorenen Schneehasen, die hier zur Strecke gebracht werden mussten, waren in der weißen Einöde gar nicht zu erkennen. Sie verweigerten zudem alle Regieanweisungen und flohen nach ihrer Freilassung aus den angelieferten Kisten keineswegs in alle Richtungen. Sie hoppelten stattdessen zwischen der Filmcrew hin und her und blickten die Flintenträger aus ihren roten Augen erwartungsvoll an. Da erlosch selbst bei den jagdvernarrten Russen der Beuteinstinkt und sie verweigerten das Hasengemetzel. Damit nicht genug. Die Kameraakkus machten angesichts der klirrenden Kälte schlapp. Die Objektive überzog ein beständiger Feuchtigkeitsfilm. Die sibirische Treibjagd erwies sich als Schnapsidee. Die sich vor und nach Drehschluss wenigstens reichlich begießen ließ. Und auch die ersatzweise angesetzten Zwischenschnittaufnahmen, die in Moskau auf der Rückreise entstehen sollten, wollten nicht recht in den Kasten. Es war immer zu dunkel. Unser gesamtes Material war einfach nicht empfindlich genug dafür, erzählt Dieter Jaeger. Dass das Filmteam letztlich auch noch die schicken Pelzmäntel, mit denen sie gegen die sibirische Kälte vor Ort eingekleidet wurden, zurücklassen mussten, machte die Sache auch noch zum persönlichen Fiasko. Ihre Kiste passte einfach nicht mit in das Flugzeug. Aber eben auch weniger gute Filme verlangen ihre Opfer. Auf einer Eisfläche bei Novosibirsk Kameramann Helmut Bergman und Regisseur Horst Seemann 9

WISSENSWERT D NOMEN EST OMEN Was (bei) den Richters so blüht Platz 8 in der Statistik belegt ein Name, der mal ein Schulze war In unserer Serie mit den am häufigsten vorkommenden Nachnamen bei der Karl Marx sind wir mittlerweile auf Platz 8 bei den Richters angekommen. 27 Namensträger finden sich unter den eingetragenen Mitgliedern der Genossenschaft. Was immer auch bedeutet, dass mit Ehepartnern und Kindern durchaus mehr Richters unter den Dächern der Karl Marx zuhause sind. Was die Häufigkeit des Namens betrifft, gibt es, relativ gesehen, mehr Richters bei der Karl Marx als in Deutschland. Bei uns Platz 8, kommt der Name in Deutschland gemessen an den Eintragungen im Telefonbuch nach Koch und Bauer erst an 14. Stelle vor. Der Unterschied hängt mit einer besonderen Konzentration der Richters im Osten Deutschlands zusammen. Das Berliner Telefonbuch weist zum Beispiel fast 3.000 Nennungen aus, das Dresdner noch 1.500. Potsdam kommt immerhin auf knapp 100. Sodass man sagen könnte, jeder vierte Potsdamer Namensträger geht bei der Karl-Marx ein und aus. Der Osten als bevorzugtes Siedlungsgebiet der Richters hängt mit der Herkunft des Namens zusammen. Ähnlich wie Schulz oder Schulze bezeichnet er eine Art Gemeindevorsteher, Dorfschulze, dessen Bezeichnung sich insbesondere in den Gegenden von Böhmen, Mähren, der Oberlausitz und Sachsen nach dem Mittelalter wandelte. Die Bezeichnung Schulze wurde im Lauf der Zeit von Richter abgelöst. Der Begriff ist aus dem Mittelhochdeutschen abgeleitet, wo rithære so viel wie Lenker, Ordner oder Regent bedeutet. Historisch gesehen kann man den Richters also eine gewisse Entscheidungsfreudigkeit unterstellen. Ob das auch so ist, wollten wir mal unter denen der Genossenschaft in Erfahrung bringen und uns erklären lassen, wie sie es mit den Frühblühern halten. Klare Ansage von Michael Richter am Platz der Einheit: Gar nicht. Er sei durchaus kein Blumenfeind, erklärt er uns. Aber sein eigentlich sehr angenehmer Balkon wäre verglast und erzeugt mit steigenden Außentemperaturen eher subtropische Werte, die Frühblüher bekanntlich nicht so gut vertragen. Das werden andere Richters sicher bedauern, denn wen wir mit der Frühblüher-Frage sonst noch konfrontierten, alle wollten sie gerade, hatten sie gerade oder waren gerade dabei, auf dem Balkon die Verhältnisse erblühen zu lassen. Und wenn wir fragten: Welche Blumen kommen Ihnen gar nicht ins Haus? Dann tönte es einhellig: Ich liebe alle Blumen. Sagt etwa auch Helga Richter aus der Sandscholle. Dabei wird sie nicht müde uns einen Strauß von gelben Stiefmütterchen, über blaue Veilchen und Petunien bis hin zum Islandmohn aufzufächern. Das, was sich für uns nach viel Arbeit anhört, klingt bei ihr, als täte sie nichts lieber. Aber dafür blüht es dann eben auch bei ihr von April bis Oktober. Das ist bei Frank Richter vom Stern womöglich nicht anders. Dennoch folgt er ganz Richter nur einer Linie: Geranien! Das sind auch Eveline Richters Favoriten, die sie in diesem Jahr besonders verteidigen muss. Von der Baustelle am Alten Markt trägt der Wind immer wieder Sand auf ihren Balkon in der Joliot-Curie-Straße, der ihrer Blütenpracht noch zusetzen wird, wie sie befürchtet. Entscheiden oder nicht halten wir fest: Richters arbeiten an blühenden Landschaften. D STADTPLAN Von Zoologen und Freidenkern Sie liegt nahezu idyllisch die Haeckelstraße. Bis zum Park Sanssouci sind es gerade mal zehn Minuten und die Havel auf der anderen Seite, dürfte auch nicht viel weiter entfernt sein. Grund genug, warum die Karl Marx Anfang der Siebziger Jahre an dieser Adresse einige Häuser baute. Als die Stadtväter 1931 die nicht allzu große Straße in der Brandenburger Vorstadt nach dem Zoologen benannten, hatte Ernst Haeckel der Stadt längst den Rücken gekehrt. Der Philosoph und Freidenker wurde zwar 1834 in Potsdam geboren, doch schon nach einem Jahr verließ er die Havelmetropole. Ernst Heinrich Philipp August Haeckel, so lautet sein voller Name, begründete seinen Ruhm vor allem an der Universität in Jena. Der Zoologe machte die Arbeiten von Charles Darwin in Deutschland bekannt und baute diese zu einer speziellen Abstammungslehre aus. Haeckel war Arzt und später Professor für vergleichende Anatomie. Er beschrieb hunderte von neuen Arten und prägte heute geläufige Begriffe der Biologie wie Stamm oder Ökologie. 10

Zum Wegwerfen zu schade Am 14. Mai steigt auf dem Platz am Lustgarten ein Verschenke-Flohmarkt Das Frühjahr ist die ideale Jahreszeit, um wieder einmal klar Schiff zu machen, den Kleiderschrank auszumisten und den Keller aufzuräumen. Aber wohin mit dem Regal, das einfach nicht mehr zu den anderen Möbeln passt, der Bluse, die ohnehin zu klein geworden ist und dem Spielzeug, das der Junior schon seit Jahren nicht mehr anschaut. Zum Wegwerfen ist das allemal zu schade. Beim Geben und Nehmen Markt können all diese Dinge, wieder an den Mann gebracht werden - kostenlos. Der etwas andere Flohmarkt findet am Samstag, den 14. Mai von 9 bis 13.30 Uhr auf D MITARBEITERPORTRÄT Die Teamplayerin dem Platz am Lustgarten statt. Die Idee des Marktes: Jeder, der noch brauchbare Gegenstände hat, von denen er sich trennen will, die aber für den Abfall zu schade sind, kann diese Dinge dort loswerden. Entweder man gibt die Sachen an einem Sammelstand ab oder mietet selbst einen Stand. Wer möchte, kann dann im Gegenzug noch ein Schnäppchen mitnehmen - ganz ohne einen Cent zu bezahlen. Der Verschenke-Flohmarkt wurde von Potsdams Abfallberater ins Leben gerufen, mit dem Ziel, den Kellerfunden ein neues Zuhause zu geben. Wie auf einem Flohmarkt können Kleinteile Die berühmten 100 Tage sind vorbei. Und man kann es schon vorausschicken, Sylvelin Holland-Merten hat sich intensiv mit ihrer neuer Aufgabe vertraut gemacht. Seit Dezember 2010 führt die Leiterin der Mietwohnungsverwaltung der Karl Marx ihr Team, zu dem 13 Mitarbeiter gehören. Im Klartext heißt das: 6.800 Wohnungen gilt es zu betreuen und noch einmal genauso viele Mitglieder. Ich bin diejenige, die die recht vielfältige Arbeit der Mietwohnungsverwaltung koordiniert und notwendige Schwerpunkte setzt. An erster Stelle steht für mich der Dienstleistungsgedanke und damit meine ich die Zufriedenheit der Mitglieder, erklärt die Verwaltungswirtin kurz. Dabei ist mir die Zusammenarbeit im und mit meinem Team besonders wichtig. Das geht sogar so weit, dass sie gemeinsam mit ihren Frauen, im Mai beim Avon- Lauf an den Start gehen will. Sie selbst sieht sich als Teamplayerin. Nur so lassen sich Herausforderungen angehen, wie die Einarbeitung des neuen Handwerker- und Hausmeisterteams oder aber die Vermietung des Neubaus in der Saarmunder Straße. Für die 54-Jährige sind diese Aufgaben kein Neuland. Seit 30 Jahren ist sie in der Wohnungswirtschaft beruflich zu Hause. Und ich kann behaupten, nahezu alle Bereiche kennen gelernt zu haben. Bei der Gewoba hatte sie anfangs mit den Mietern zu tun. Später war sie in deren Tochtergesellschaft in leitender Funktion für die Mieter verantwortlich, die in Häusern wohnten, für die es Rückübertragungsansprüche gab. In der DKB sammelte sie als Prokuristin Erfahrungen, drei Wohnungsgesellschaften mit insgesamt 11.000 Wohnungen in drei Bundesländern hatte sie damals zu betreuen. Für ein paar Jahre habe ich bei einer hollän dischen Immobiliengesellschaft wie Geschirr, Spielzeug, Bücher, Elektrogeräte (allerdings funktionstüchtig), Möbel, Kleidung auf einem Tisch, aus dem Auto, in Kartons oder auf einer Decke angeboten werden. Entscheidend ist: Der Verkauf ist ausdrücklich untersagt. Eigene Stände können ab 8 Uhr aufgebaut werden. Zur besseren Planung ist eine Anmeldung bis zum 10. Mai beim Abfallberater der Stadt Potsdam: 0331 289-1796 notwendig. Noch freie Standflächen können aber auch am Aktionstag zugewiesen werden. Wenn der Markt von den Potsdamern gut angenommen wird, dann soll er künftig zweimal im Jahr stattfinden. Noch mehr zum Thema Abfall fi ndet man im Internet unter www.potsdam. de/abfallentsorgung Sylvelin Holland-Merten sozusagen hinter die Kulissen geschaut. Hier stand die Wertsteigerung der Immobilien im Vordergrund meiner Arbeit. In der Genossenschaft bin ich wieder an der Front, das ist mein Platz, meint die resolute Frau. Die eine oder andere Idee für die Zukunft habe sie auch schon. Solche Themen wie altenfreundliches Wohnen oder familiengerechte Quartiere interessieren mich. Hier gebe es sicherlich noch Potenzial bei der Karl Marx. 0331 6458-250 WISSENSWERT die geburtstage im april und mai 90 + JAHRE Lieschen Arndt, Kurt Freund, Leokadia Ittermann, Martin Kalich, Irmgard Muhlack, Irmgard Rottke, Richard Simchen, Ida Else Willer, Dr. Heinz Wolf 85 JAHRE Ingeborg Blume, Charlotte Jürgen, Gerhard Neumann, Margot Starke, Helga Weber, Gertrud Woda 80 JAHRE Fritz Bartling, Regina Böhnke, Magdalena Hettwer, Dietrich Hübner, Paul Kübscholl, Karl-Heinz Röpnack, Hans-Joachim Schikora, Rolf Schliefke, Vera Schlör, Ernst Scholze-Starke, Günter Senf 75 JAHRE Edith Becker, Klaus Blankenhagen, Waltraut Brauer, Horst Büttner, Margot Drenske, Dieter Ehm, Horst Fährmann, Wolfgang Felsberg, Erika Hartmann, Maria Hartwig, Eberhard Hohdorf, Jürgen Kleist, Ingeburg Kowalski, Vera Krannich, Dieter Lemke, Ursula Melzer, Eva- Maria Norderer, Lora Prokofyeva, Renate Schmeichel, Dr. Hans- Joachim Schopka, Ilse Schulz, Irmgard Siebert, Ilse Spitz, Richard Wagner, Marianne Weise, Hans-Joachim Wehlte herzlichen glückwunsch! impressum HERAUSGEBER Wohnungsgenossenschaft Karl Marx Potsdam eg, Jagdhausstr. 27, 14480 Potsdam, 0331 6458-0, www.wgkarlmarx.de REDAKTION Anke Ziebell, Martin Woldt GRAFIKDESIGN Lübbe Liceni Claassen Ecker FOTOS Tina Merkau, S.3 oben: Peter Bartels, unten: Pixelio Castrla, S.5: WBG Daheim, S.7: Fanfarenzug Potsdam, S.9: Dieter Jaeger, DRUCK Druckerei Gieselmann 11

VIS A VIS Mehr als eine Balkonbekanntschaft Olaf Rosenkranz hat seine Angetraute übern Balkon kennen gelernt Was wäre wenn - etwa, wenn die Wohnungen in der Zeppelinstraße keinen Balkon hätten? Oder Olaf Rosenkranz im Sommer seine Abende nicht gern an der frischen Luft verbringt? Oder aber Sabine Rosenkranz, damals noch Rolbieski, sich nicht auf ein Gespräch über die Balkonbrüstung eingelassen hätte. Dann wäre wohl aus den Nachbarn aus der Nr. 174 heute kein Ehepaar geworden. Doch das sind reine Spekulationen. Die Realität ist eine andere. Und was hier in Kurzform erzählt wird, hat durchaus seine Zeit gedauert. Um ganz genau zu sein sieben Jahre mussten vergehen, bis sich die Beiden das Ja-Wort gaben. Als Sabine Rolbieski 2004 mit ihrer Schwester und ihrem Vater in die große Wohnung in der Zeppelinstraße zog, hatte sie alles andere im Sinn, als den netten Nachbarn von nebenan kennen zu lernen. Wir sind über n Balkon ins Gespräch gekommen, erinnert sie sich. Olaf Rosenkranz, der Mann vom Nachbarbalkon, saß oft dort und bastelte stundenlang an seinen Feuerwehrmodellen. Dazu hab ich mir ganz gern einen Cocktail gemixt und irgendwann meine Nachbarinnen, also beide Schwestern, auf ein Glas eingeladen. Natürlich in gehörigem Abstand, jeder auf seinem eigenen Balkon, erzählt er in seiner trockenen Art. Die Nachbarn fanden Spaß an den unterhaltsamen Abenden. Doch mehr war es wirklich nicht, versichert der 53-Jährige, 12 der bis dato als Single ziemlich zufrieden war. Gefunkt hatte es erst ein paar Monate später. Sabine Rolbiesky wollte ihre Schwester mit einem selbst gebastelten Adventskalender überraschen. Also fragte sie ihren Nachbarn, ob sie dazu einfach rüber kommen dürfe und das Geschenk in seiner Wohnung basteln und auch verstecken könnte. Dagegen hatte Olaf Rosenkranz, der sonst ganz gern mal einen flotten Spruch auf den Lippen hat, nichts einzuwenden. Ganz offiziell sind wir seit dem 25. Dezember 2004 ein Paar, weiß Sabine Rosenkranz noch genau. Beim Weihnachtsessen in großer Familie sprach meine Kusine das aus, was wir uns nicht trauten einzugestehen. Seitdem ist Sabine Rosenkranz in beiden Wohnungen zu Hause. Das Schlafzimmer ist bei Olaf, nebenan habe ich mein Arbeitszimmer. Das brauche ich, einen Rückzugsraum, wo ich meine Ruhe habe. Manchmal sei es schon von Vorteil, eine Tür hinter sich zu zumachen und für einige Zeit aus dem Blickfeld des Partners zu verschwinden, gerade bei Meinungsverschiedenheiten. Länger als zehn Minuten hält sie es ohnehin nicht aus, meint Olaf Rosenkranz verschmitzt. Olafs Reich ist nach wie vor seine Zwei-Raum-Wohnung, auch wenn sich in den vergangenen Jahren so nach und nach einiges verändert hat. Längst lebt er dort nicht mehr allein. Man Sabine und Olaf Rosenkranz waren 7 Jahre lang nur Nachbarn spürt, hier hat eine Frau ihre Hände im Spiel. Ich hab s nicht geschafft sie umzukrempeln, sie schon, sagt der frischgebackene Ehemann mit einem Grinsen im Gesicht. Wir beide haben uns gesucht und gefunden, ist sich die 49-Jährige Schulsekretärin sicher. Gefunden ja, aber gesucht haben wir uns garantiert nicht, schickt ihr Mann hinterher. Seit dem 25. März sind Olaf und Sabine vor Recht und Gesetz ein Paar. Die Beiden haben heimlich geheiratet. Nur die engsten Familienangehörigen wurden eingeweiht. Und Olafs Trauzeugin war Sabines Schwester. Die richtige Hochzeit, mit feierlicher Trauung in der Friedenskirche ist im nächsten Frühjahr geplant. Man merkt, sie lassen sich Zeit mit den wirklich wichtigen Dingen. Doch bis dahin wird es auf jeden Fall die Cocktailabende auf dem Balkon geben. 0331 6458-0 www.wgkarlmarx.de