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Transkript:

15. Juni 2001 FREIBURG IM BREISGAU Statistischer Infodienst Herausgeber: Amt für Statistik und Einwohnerwesen Schätzung der Freiburger Wählerwanderung zwischen den Landtagswahlen 1996/2001 - Eine ökologische Analyse auf der Grundlage eines Logit-Modells - 1. Methodische Vorbemerkungen Sicherlich eine der spannendsten, wenn auch methodisch am schwierigsten zu beantwortenden Fragestellungen in der Wahlforschung betrifft den Umfang und die Richtung der Wählerwanderungen, die zwischen zwei vergleichbaren Wahlen stattfanden. Sind die Wähler ihrer Partei treu geblieben oder haben sie dieses Mal einer anderen Partei ihre Stimme gegeben? Wie hoch ist das Stammwählerpotential der Parteien? Zwischen welchen Parteien gab es die wesentlichen Verschiebungen? Konnten bisherige von einer Partei mobilisiert werden, oder verlor eine Partei Stimmen durch Wahlenthaltung? Dies sind einige wesentliche Fragen, die durch Wanderungsanalysen beantwortet werden sollen. Informationen über Wählerwanderungen sind grundsätzlich auf zwei verschiedenen Wegen erhältlich. Zum einen ist es möglich, die Wählerinnen und Wähler unmittelbar nach der Wahl über ihre aktuelle Wahlentscheidung und die Stimmabgabe bei der letzten Wahl zu befragen. Dieser Weg kommt für kommunale Wahlanalysen kaum in Frage. Abgesehen vom erheblichen Aufwand einer solchen Erhebung, müsste eine ausreichende Antwortbereitschaft der Wählerinnen und Wähler gegeben sein, um mit diesem Verfahren zu gültigen Ergebnissen zu gelangen. Erfahrungsgemäß werden bei Nachwahlerhebungen zudem die Stimmenanteile der Gewinnerparteien überschätzt. Ein anderer Weg besteht darin, das individuelle Wahlverhalten auf der Grundlage der Wahlbezirksergebnisse mit statistischen Verfahren zu schätzen. Diese Verfahren, die als ökologische Analysen bekannt sind, besitzen allerdings gewisse methodische Fallstricke. Um die in der Fachliteratur diskutierten Hindernisse zu überwinden, hat der dänische Politologe und Mathematiker S. R. Thomsen 1) 1987 ein statistisches Verfahren entwickelt, das sich zur Berechnung von Wählerwanderungen methodisch etabliert hat. 2) 1) Thomsen, S.R.: Danish Elections 1920-79. A Logit Approach to Ecological Analysis and Inference. Arhus 1987. Die hier vorgestellte Freiburger Wanderungsanalyse wurde mit dem von Thomsen entwickelten Programm ECOL berechnet. Dabei wurde aufgrund der kleinen Bezirkseinheiten das von Thomsen vorgeschlagene Anpassungsverfahren angewendet und eine vollständige Iteration durchgeführt. 2) Vgl. Härle, Jörg: Wählerwanderungen in Wiesbaden, in: Stadtforschung und Statistik, Heft 2, 1997, S. 34 ff. Schwarz, Thomas: Die Landtagswahl am 24. März 1996 in Stuttgart. Eine Analyse der Wählerwanderungen und des geschlechts- und altersspezifischen Wahlverhaltens, in: Statistik und Informationsmanagement, H. 8, 56. Jg., 1997, S. 7 ff. Bauer, Andreas: Wählerbewegungen zwischen der Bundestagswahl 1994 und den Landtagswahlen 1995, in: Frankfurter Statistische Berichte, H.2, 58. Jg., 1996, S. 122 ff.

Mit diesem als Logit-Modell bekannten Verfahren hat das Amt für Statistik und Einwohnerwesen nun erstmals auch für Freiburg eine Schätzung der Wählerwanderungen durchgeführt. Verglichen werden die Wählerbewegungen der Landtagswahl 2001 im Vergleich zur Landtagswahl 1996. Die Datengrundlage bilden 146 Wahlbezirke aus dem Stadtgebiet Freiburg. Wegen fehlender Daten wurden für das Wahljahr 1996 die zwei Wahlbezirke im neuen Stadtteil Rieselfeld nicht berücksichtigt. Das Schätzverfahren soll auch bei zukünftigen Wahlanalysen angewandt werden. Allerdings ist deutlich darauf hinzuweisen, dass die im Folgenden berichteten Zahlen lediglich Schätzwerte sind. Auch wenn sie keine vergleichbare Genauigkeit wie die auf Stimmenauszählung beruhende Wahlstatistik besitzen, sondern eher mit der Qualität und Unsicherheit von Prognosezahlen vergleichbar sind, bieten sie doch wichtige Informationen über die grundlegenden Verschiebungen im Wahlverhalten der Freiburger Bürgerinnen und Bürger. 2. Stamm- und Wechselwähler Die Tabelle 1 informiert über die Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen den Parteien der Landtagswahlen 1996 und 2001 unter Berücksichtigung der. Aus den Feldern der Matrix lässt sich ablesen, welcher Anteil der Wählerschaft der bisherigen Partei die Treue hielt oder zwischen zwei Parteien wechselte. Tabelle 1: Übergangsmatrix der Landtagswahl 1996 Ü 2001 in Freiburg (Wanderungswahrscheinlichkeiten in % der Stimmen der abgebenden Partei) von nach insgesamt *) 89,6 5,6 0,2 0,2 0,1 0,1 4,1 100,0 0,9 54,4 0,1 0,3 2,9 1,1 40,2 100,0 0,3 20,0 75,1 0,4 0,0 0,7 3,5 100,0 0,9 12,5 0,4 82,8 0,0 0,3 3,0 100,0 0,7 18,3 0,1 0,1 8,2 1,6 71,0 100,0 1,4 48,3 0,5 0,8 1,4 2,5 45,1 100,0 0,7 13,7 0,3 0,4 1,6 2,2 81,1 100,0 *) Abweichungen der Zeilensumme von 100 % sind rundungsbedingt. Lesebeispiel: 89,6 % der -Wähler von 1996 haben auch 2001 die gewählt. 5,6 % der -Wähler von 1996 wechselten hingegen zur. Deutlich sichtbar sind die starken Unterschiede im Stammwählerpotential der Parteien. Fast 90 % der Wählerinnen und Wähler, die 1996 der ihre Stimme gaben, wählten auch bei der Landtagswahl 2001 die Union. Die verfügt über eine besonders treue Wählerschaft, die sich durch ein sehr konstantes Wahlverhalten auszeichnet. Demographisch handelt es sich 2

vor allem um die älteren Wählerschichten, die sich auch durch eine hohe Wahlbeteiligung auszeichnen. 3) Ein ebenfalls recht ansehnliches Polster an Stammwählerinnen und Stammwählern haben mit 82,8 % die Liberalen und mit 75,1 % die N. Auch die zeigen eine hohe Konstanz. Über vier Fünftel der Wählerinnen und Wähler, die sich bereits1996 nicht an der Wahl beteiligten, enthielten sich erneut der Stimme. Dieser Zusammenhang verweist auf einen interessanten Aspekt. Es scheint nicht so zu sein, dass sich die Teilnahmebereitschaft an politischen Wahlen generell lockert, also die Wählerinnen und Wähler situativ auf die jeweilige Wahl bezogen ihre Stimme abgeben, sondern vielmehr eine Spaltung zwischen regelmäßigen Wahlteilnehmern und konstant Wahlabstinenten zu geben. Eine geringe Wahlbeteiligung geht vor allem zu Lasten der. Sie befindet sich sozusagen in der stärksten Konkurrenz zum Lager der. Die ehemaligen -Wähler von 1996, die sich im März 2001 nicht erneut für die Sozialdemokraten entscheiden wollten, wechselten kaum zu anderen Parteien, sondern gingen in das Lager der über. Die übrigen im Landtag vertretenen Parteien verfügen über ein wesentlich stabileres Wählermilieu als die. 3. Absolute Wanderungssalden Der Austausch von Stimmen zwischen zwei Parteien kann in beide Richtungen verlaufen. Die Partei A verliert zum einen Wähler an Partei B, andererseits gibt es aber auch Wähler, die von Partei B zu Partei A wechseln. Die Wanderungssalden bringen nun den Nettogewinn bzw. Nettoverlust der Stimmenbewegung zwischen zwei Parteien zum Ausdruck. Wie sich die wesentlichen Wanderungssalden zwischen den Parteien darstellen, ist aus Abbildung 1 zu ersehen. Die stärksten Wanderungen gab es zwischen der Partei der N und der. Die Anzahl der Wählerinnen und Wähler, die von den N zur wechselte, ist fast viermal so groß wie die Zahl der ehemaligen Unionswähler, die zu den Sozialdemokraten übergingen. Allerdings wird auch deutlich, in welch hohem Umfang die Stimmen durch die Zunahme der einbüßte. Die Zahl der erhöhte sich im Vergleich zur Vorwahl um 6 090 Personen 4). Etwa ein Drittel von ihnen sind ehemalige Wählerinnen und Wähler der, während sich die übrigen zwei Drittel aus dem Lager der anderen Parteien rekrutieren. 3) Zur demographischen Struktur der Wählergruppen und zur Wahlbeteiligung siehe: Amt für Statistik und Einwohnerwesen der Stadt Freiburg im Breisgau (Hrsg.): Die Wahl der Abgeordneten zum 13. Landtag von Baden-Württemberg am 25. März 2001 in Freiburg, 2001. 4) Vgl. Amt für Statistik und Einwohnerwesen (Hrsg.), Wahl der Abgeordneten..., a.a.o., S. 37. 3

Abbildung 1: Wanderungssalden Landtagswahl 1996 -> 2001 -> -> -> -> -> -> -> -> -> 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 Stimmen im Saldo Ausgewiesen nur Wanderungssalden über 250 Stimmen Die Wählerinnen und Wähler der Republikaner von 1996 wurden nicht von anderen Parteien integriert, sondern enthielten sich bei dieser Wahl hauptsächlich der Stimme. 4. Die Stimmenanteile und Stimmenverschiebungen der Parteien bezogen auf die Zahl der Wahlberechtigten Bei den Wahlergebnissen werden üblicherweise die Stimmenanteile der Parteien an der Zahl der gültigen Stimmen berechnet. Dieses Ergebnis ist für die politischen Kräfteverhältnisse relevant. Die Anzahl der bleibt dabei völlig unberücksichtigt. Bei einer Untersuchung der Wählerwanderungen ist es hingegen sinnvoll, als Prozentuierungsbasis die Anzahl der Wahlberechtigten zu verwenden, damit auch Stimmengewinne und Stimmenverluste aus dem Lager der bilanziert werden können. Einen Überblick über die Stimmenanteile auf dieser Grundlage bietet die Tabelle 2. 4

Tabelle 2: Stimmenanteile der Parteien und Anteil der bezogen auf die Anzahl der Wahlberechtigten bei den Landtagswahlen 1996/2001 in Freiburg Stimmenanteile bezogen auf die Anzahl der Wahlberechtigten 1996 2001 Gewinn/Verlust 36,1% 40,4% +4,3 19,6% 18,1% -1,5 15,7% 20,6% +4,9 17,9% 13,7% -4,2 4,5% 4,1% -0,4 2,7% 1,3% -1,4 2,8% 1,3% -1,5 Wahlberechtigte (100 %) 136441 136964 +523 Die Analyse der Wählerwanderungen mit dem Logit-Modell bietet nun die Möglichkeit, die in der letzten Spalte der Tabelle 2 dargestellten prozentualen Gewinne und Verluste der Stimmenanteile weiter zu differenzieren. In Abbildung 2 sind die relevanten Wählerströme ab 0,5 % der Wahlberechtigten dargestellt, während in Abbildung 3 alle Wanderungsbeziehungen dargestellt sind. Die stärkste Wanderungsbewegung gab es zwischen den N und der. Die Stimmenverluste der N (- 4,2 %-Punkte) gingen zum größten Teil an die (+ 3,6 %-Punkte) und an die (+ 0,5 %-Punkte). Zwischen den übrigen Parteien und den N gab es hingegen keine nennenswerten Wanderungsbeziehungen. Abbildung 2: Wählerwanderungen zwischen den Landtagswahlen 1996 und 2001 in Freiburg - in Prozent der Wahlberechtigten - 1,0 % 0,5 % 3,6 % 0,5 % 0,6 % 1,4 % 1,2 % 1,4 % 0,5 % Ausgewiesen nur Wählerströme ab 0,5 % der Wahlberechtigten. 5

Die verlor in Freiburg Stimmen an die (1,0 %-Punkte) und an die (- 0,6 %-Punkte). Die gewinnt von allen Parteien, mit Ausnahme der Republikaner, Stimmen hinzu. Der Zugewinn von 6,3 %-Punkten reduziert sich aber auf ein Plus von letztlich 4,9 %-Punkten, da die Sozialdemokraten 1,4 %-Punkte durch Abwanderung ehemaliger -Wähler in das Lager der verlieren. Die verliert 0,5 %-Punkte an die. Hinsichtlich der - wenn auch geringen - Wanderungsbewegung zwischen und N (0,1 %-Punkte) ist auf die Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik hinzuweisen, die einen deutlichen Zugewinn der bei männlichen Jungwählern auswies 5). Die Stimmenverluste der Republikaner sind nahezu vollständig auf einen Übergang in das Lager der zurückzuführen. Die Verluste der sonstigen Parteien gehen jeweils auf das Konto der (1,2 %-Punkte) und der (0,5 %-Punkte). P. Höfflin 5) Vgl. Amt für Statistik und Einwohnerwesen (Hrsg.), Wahl der Abgeordneten..., a.a.o., S.50. 6

Abbildung 3 : Wählerwanderungsbilanz zwischen den Landtagswahlen 1996 und 2001 in Freiburg -1,0 % 1,0 % -0,6 % 18,1/-1,6 *) -1,4 % 20,6/+4,9 1,2 % 3,6 % 0,5 % -0,5 % 13,7/-4,2 FDP 4,1/-0,4-3,6 % -0,1 % -0,5 % 0,1 % Ausgewiesen sind die Wanderungssalden in Prozent der Wahlberechtigten. *) Abweichungen von den in Tabelle 2 ausgewiesenen - 1,4 % 1,3/-1,4 Wanderungssummen sind rundungsbedingt. Die fett markierten Pfeile zeigen die wesent- lichen Wanderungssalden ab 0,5 Prozent der Wahlberechtigten. 7