Nix wie weg oder warum Menschen flüchten

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Transkript:

Nix wie weg oder warum Menschen flüchten U-Einheit Nix wie weg oder warum Menschen flüchten von Dr. Ute I. Greifenstein Brot für die Welt im Zentrum Oekumene der EKHN und EKKW 09-2015

Zur Zeit ist niemand zuhause... 2016 gab es 65,6 Millionen Geflüchtete 10,6 Millionen sind neu dazu gekommen. Damit flüchteten 2016 pro Minute 20 Personen 2006 waren es nur 6 pro Minute Quelle:UNHCR 2017

Warum flüchten Menschen?

Krieg Fotos: Brot für die Welt/Jörg Böthling

2016 weltweit 49 offen bewaffnete Konflikte Quelle: Sipri Yearbook 2017, Summary, Foto: Christoph Püschner/Brot für die Welt

Bürgerkriege statt Krieg? Seit 1945 gab es mehr als 249 Kriege und Konflikte Kriege fast ausschließlich innerstaatlích = sogenannte Bürgerkriege Die meisten Kriege finden in armen Ländern statt Kriege nur durch Waffen möglich Waffenhändler: reiche(re) Länder

Schreckensbeispiel Syrien Gesamtbevölkerung 22.000.000 Millionen Durch Krieg getötete Menschen 470.000 Tausend Vermisste Menschen 85.000 Tausend Im Krieg verwundete Menschen 1.900.000 Millionen Auf der Flucht in andere Länder 5.500.000 Millionen Auf der Flucht im eigenen Land 6.300.000 Millionen Quelle: Global Trendes UNHCR 2017, Zeitonline: 11.02.2016

Die 10 größten Käufer schwerer Waffen (Zeitraum 2012-2016) 1 Indien 13,0% 2 Saudi Arabien 8,2% 3 VAE 4,6% 4 China 4,5% 5 Algerien 3,7% 6 Türkei 3,3% 7 Australien 3,3% 8 Irak 2,9% 9 USA 2,9% 10 Vietnam 2,6% Quelle: Sipri Yearbook 2017, Summary, S. 20

1.686.000.000.000 US$ Eintausendsechshundertsechsundsiebzig Milliarden US $ = 222 US$ pro aller auf der Welt lebenden Personen Quelle: Sipri Yearbook 2017, Summary, S. 12f

Das ist der Betrag der 2016 weltweit für militärische Zwecke ausgegeben wurde

Religiöse Gründe - in der Regel vorgeschoben Foto oben und unten rechts: Brot für die Welt/Thomas Lohnes, Hindutempel: Brot für die Welt

Ebenfalls oft vorgeschoben: Ethnische Gründe Wenn eine ethnische Gruppe gegen eine andere vorgeht. Wenn eine Gruppe meint, sie könne die andere nicht mehr in ihrer Nähe dulden. Foto: Jörg Böthling/Brot für die die Welt

Naturkastastrophen Trockenheit Überschwemmung Foto links: Brot für die Welt/Christoph Püschner Foto rechts: Brot für die Welt/Jörg Böthling

Alle Jahre wieder: Bangladesch Überschwemmungen in Bangladesch normal, aber immer bedrohlicher Ursache Klimawandel Verursacht von den Reichen, leidgeprüft die Armen Steigt der Meeresspiegel um 1 m wären 28% der Bevölkerung betroffen und müssten flüchten Viele verlassen das Land jetzt schon und gehen z.b. in die Hauptstadt Dhaka mit seinen 16 Mio EW Foto: Frank Schulz, Brot für die Welt

Jahrelanger Bürgerkrieg und schlimmste Dürre führte 2011 in Somalia zu großen Flüchtlingsströmen Fotos: Brot für die Welt/Christoph Püschner

Verlust der Lebensgrundlagen zum Beispiel: Vertreibung vom Land durch Landnahmen Seit einigen Jahren besetzen große Firmen das Land indigener Gruppen, um Soja, Zuckerrohr o.ä. im großen Stil anzubauen oder Rohstoffe abzubauen Haben sie wie hier im Gran Chaco Gebiet von Argentinien einen Zaun gezogen haben sie Tatsachen geschaffen. Die Indigenen müssen dagegen klagen, obgleich es ihr Land ist Viele ziehen weg oder müssen gar flüchten, weil sie von paramilitärischen Gruppen gejagt werden Foto: Brot für die Welt/Florian Kopp

Manche können sich wehren mit Hilfe von Brot für die Welt Die anglikanische Kirche in Argentinien hilft Indigenen, indem sie durch Luftraufnahmen verbotene Landnahmen dokumentiert und sie bei Gericht unterstützt. Foto: Brot für die Welt/Florian Kopp

Wo sind denn die 65,6 Millionen Flüchtlinge!?! Bei uns? Wo sonst?

40,3 Mio Menschen sind Binnenflüchtlinge sie flüchteten im eigenen Land Foto links: Brot für die Welt/Tarik Tinazay

Binnenflüchtlinge: So viele Menschen sind innerhalb ihres Landes geflüchtet 7,4 Mio Kolumbien 6,3 Mio Syrien 3,6 Mio Irak 2,2 Mio DR Kongo 2,2 Mio Sudan 2,2 Mio Nigeria 2,0 Mio Yemen 1,9 Mio Südsudan 1,6 Mio Somalia 1,8 Mio Afghanistan 1,8 Mio Ukraine

Aufnahmeländer* In diesen Ländern finden so viele Menschen Aufnahme 2,9 Mio Türkei 1,4 Mio Pakistan 1 Mio** Libanon 1 Mio Iran 0,9 Mio Uganda 0,8 Mio Äthiopien 0,7 Mio Jordanien 0,7 Mio Deutschland 0,5 Mio DR Kongo Wo leben die meisten Flüchtlinge? 84% der Flüchtlinge, leben in Ländern, die ebenfalls arm sind. 28% leben in sogenannten LLDCs, sehr arme Länder (Äthiopien) Nur 16% suchen Asyl in reichen Ländern Von den ca. 22,5 Mio Nicht-Binnenflüchtlingen, leben 17,2 unter dem Mandat der UNHCR. 5,3 Mio von diesen 22,5 Mio sind palästinensische Flüchtlinge, registriert durch UNRWA. **Gemessen an der Bevölkerungszahl nimmt der Libanon die meisten Flüchtlinge auf (183/1000 EW) 0,5 Mio Kenia *Zahlen wurden auf- bzw. abgerundet.

Leben in einem Flüchtlingslager mehr schlecht als recht Alle versuchen ihr Bestes Taschenproduktion aus Plastiksäcken Ohne internationale Hilfe Überleben kaum möglich Die Diakonie Katastrophenhilfe ist seit vielen Jahren im Kongo und in bzw. bei Goma tätig Foto: Brot für die Welt/Thomas Lohnes

Friseursalon im Mugunga Camp nahe Goma/Kongo Fotos: Brot für die Welt/Tarik Tinazay

Ernesto Cassinda gelungene Flüchtlingshilfe der DKH Einst Flüchtlingskind - heute Direktor von ACM-KS in Angola Verhilft ehemaligen Bürgerkriegsflüchtlingen zu einer Lebensgrundlage Durch Landwirtschaftsberatung und Bildung Foto: Jörg Böthling/Brot für die Welt

Drei Mahlzeiten am Tag = Luxus auf dem Land in Angolas Provinz Kwanza-Sul Möglich durch die Projektarbeit von ACM-KS Foto: Brot für die Welt/Jörg Böthling

Kurzer Blick in die Geschichte kurz vor und nach Kriegsende1945 Quelle: Bild 146-185-021-09 Bundesarchiv 12-14 Millionen deutsche Flüchtlinge und Vertriebene 10 Millionen aus den Städten aufs Land geflohene Menschen 10-12 Millionen Displaced Persons Zustand Deutschlands: Zerstört und verkleinert Es herrschte große Wohnungsnot Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, Prof. Dr. Jochen Oltmer, 15.03.2005

Trend Flüchtende werden immer jünger 2009 nur 41% jetzt 51% jugendliche Flüchtende Quelle: UNHCR Global Trends, Forced Displacement in 2017, S. 55

Frei nach dem Ministerpräsidenten von Baden - Württemberg, Wilfried Kretschmann: Nicht wir haben ein Problem mit Flüchtlingen Die Flüchtlinge haben Probleme: Kein Land, kein Geld, keine Wohnung, keine Arbeit U-Einheit Nix wie weg oder warum Menschen flüchten von Dr. Ute I. Greifenstein Brot für die Welt im Zentrum Oekumene der EKHN und EKKW 03-2016