Der Markt der Versicherungen. Daten, Fakten, Trends. www.medialine.de



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Transkript:

Der Markt der Versicherungen Daten, Fakten, Trends www.medialine.de

Inhalt Versicherungswirtschaft S 1 Lebensversicherung S 8 Altersvorsorge S 12 Krankenversicherung S 15 Sachversicherungen S 19 Versicherungskunden S 25 Werbemarkt S 30 Mediaplanung S 33 Anhang S 37 Versicherungswirtschaft mit steigenden Einnahmen In unsicheren Zeiten steigt der Bedarf nach Risikoschutz Kapitalsicherheit hat höheren Stellenwert Wachsende Bereitschaft zum Zusammenschluss Stärke der Allianz ist das Stammgeschäft Außendienst ist dominanter Vertriebsweg Finanzvertriebe auf Expansionskurs Rentenversicherung schlägt Kapitalversicherung Fondspolicen kommen wieder Mehr Leistungen - weniger Erträge Großversicherer wachsen überproportional Zusatzversicherungs-Boom Deutschland steckt in der Altersfalle Selbstvorsorge stößt an Grenzen Riester-Rente gerät zum Flop Betriebsrente ist der Hit Private Krankenversicherer sind Vollversicherer Maßgeschneidertes Angebot Stockendes Neugeschäft PKV wird von Reformen bedroht Pflegeversicherung reicht nicht aus Branchenfremde wildern im Versicherungsgeschäft Rechtsschutz wird teurer Klassisches Sachgeschäft sichert die Erträge ab Öffentlich-rechtliche Versicherer bleiben stark Industrierisiken nehmen zu Rückversicherungsbedarf wächst Haushalte mit hohem Versicherungsbedarf Männer sind die treibende Kraft Jeder Versicherungszweig mit eigenem Profil Großes Vorsorge-Potenzial Für Versicherer sind Jüngere Top Talfahrt der Finanzwerbung hielt 2003 an Strohfeuer Riester-Rente Stammgeschäft rückt in den Vordergrund Im Kerngeschäft bleiben Zeitschriften stark Infomagazine sind klare Favoriten Leser von Informagazinen sind relevant Magazine für die Upper Class Auf die Eroberung künftiger Eliten kommt es an Onlineaktive nehmen den direkten Weg Zeitschriften-Rankings: Versicherungsneukunden Communication Networks 7.0 Übersicht Markt-Media-Studien Verbände und Institutionen der Branche FOCUS-Medialexikon Neuauflage, Januar 2004 Download sowie aktuelle Branchen-Infos und Werbeinvestitionen unter www.medialine.de

Versicherungswirtschaft Versicherungswirtschaft mit stetig steigenden Einnahmen Nach solidem Beitragsplus von 4,4% im Vorjahr werden die Einnahmen der deutschen Versicherungsgesellschaften auch im Jahr 2003 um voraussichtlich 3,8% steigen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rechnet in seiner Vorausschau mit einem Bruttobeitragsaufkommen von 146,7 Mrd. Euro. Trotz schlechter Wirtschaftslage und allgemeiner Branchenflaute sind die Versicherungsprämien seit 2001 um 11,3 Mrd. Euro gestiegen. Erfreulich für die Versicherungsbranche wirkt sich im Jahr 2003 aus, dass der Aufwärtstrend bei den Beiträgen von einem Leistungsrückgang begleitet wird. Der Schadensaufwand der Sachversicherer fällt im laufenden Jahr geringer aus als im Krisenjahr 2002. In unsicheren Zeiten steigt der Bedarf nach Risikoschutz In unsicheren Zeiten machen sich die Bundesbürger mehr Sorgen um ihre Zukunft. Die Angst um den eigenen Arbeitsplatz, den Wohlstandserhalt und die Sicherheit der späteren Rente nimmt in unserer Gesellschaft zu. Terrormeldungen und Berichte über Naturkatastrophen in Folge des Klimawandels tragen zur weit verbreiteten Verunsicherung bei. Risikoschutz ist zu einem wichtigen Thema geworden. Die Bereitschaft zur Absicherung der existenziellen Lebensrisiken hat sich erhöht. Immer mehr Menschen sind bereit, für erstklassige Absicherung angemessene Beiträge zu bezahlen. Die Zeiten für Versicherer erscheinen günstiger denn je. Lebensversicherungsgesellschaften kommen gut voran. In der Bevölkerung wächst die Bereitschaft zur eigenverantwortlichen Altersvorsorge. Die Versicherungswirtschaft sieht im Umbau der Sozialversicherungssysteme große Chancen. Allerdings gerät die Branche zunehmend unter den unberechenbaren Einfluss der Reformpolitik. 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 28,2 29,4 35,0 66,1 92,1 52,0 81,1 Zahl der Versicherungsverträge Jahresendbestand (in Mio.) 97,2 87,6 1995 2000 2001 2002 Versicherungsverträge bzw.- risiken / privates und gewerbliches Geschäft der GDV-Mitglieder Quelle: GDV, PKV-Verband 180 160 140 120 100 80 60 40 20 Beitragseinnahmen der Versicherungswirtschaft (in Mrd. EUR) 384 395 404 411 29,1 29,2 28,9 29,0 37,8 38,6 67,1 67,3 47,8 97,6 49,9 29,5 29,0 40,4 67,2 97,8 47,0 88,6 91,1 2001 2002 2003* 2003/02** Lebensversicherung 62,4 65,1 67,3 + 3,5% Private Krankenversicherung 21,7 23,1 24,7 + 7,0% Voll- und Zusatzversicherung 19,8 18,9 22,8 + 20,8% Private Pflegepflichtversicherung 2,0 2,0 1,9-4,3% Schaden- und Unfallversicherung 49,7 51,5 52,9 + 2,8% Kraftfahrtversicherung 21,3 22,0 22,4 + 2,0% Allg. Haftpflichtversicherung 5,9 6,2 6,3 + 3,0% Unfallversicherung 5,5 5,6 5,7 + 2,0% Rechtsschutzversicherung 2,7 2,7 2,8 + 3,0% Sachversicherung 12,4 13,1 13,7 + 4,5% Transportversicherung 1,8 1,8 1,9 + 3,5% Kredit-, Luftfahrt-, Nuklearversicherung 1,6 1,7 1,8 + 7,0% GDV insgesamt 135,4 141,3 146,7 + 3,8% *Hochrechnung auf Datengrundlage Januar bis August 2003 **Z.T. eigene Berechnung Quelle: GDV, PKV-Verband 0 2001 2002 2003* Private Unfallversicherung Rechtsschutzversicherung Allg. Haftpflichtversicherung Sachversicherungen Kraftfahrtversicherung Private Krankenversicherung Lebensversicherung Versicherungsleistungen der Erstversicherer (in Mrd. EUR) 149,3 41,5 25,7 82,1 144,8 142,8 44,8 25,2 74,8 41,9 25,5 75,4 *Hochrechnung auf Datengrundlage von Januar bis August 2003 Quelle: GDV, PKV-Verband Private Krankenversicherung (inkl. Altersrückstellungen) Lebensversicherung (Auszahlungen und Leistungsreserven) ve_01s.grf Schaden- und Unfallversicherung (inkl. Kredit-, Luftfahrt-, Nuklearversich.) ve_02s.grf 1

Versicherungswirtschaft 2002 war ein schwieriges Versicherungsjahr Die Versicherungsunternehmen hatten im Krisenjahr 2002 unter den schwierigen Verhältnissen am Kapitalmarkt zu leiden. Auf der Anlageseite hat der tiefe Fall der Aktienkurse Milliardenlücken in den Kapitalstock gerissen. Die Verzinsung von Geldanlagen erreichte Niedrigstniveau. Die Versicherungsbranche konnte Verluste aus dem operativen Geschäft nicht mehr, wie gewohnt, durch Anlageerlöse kompensieren. Auf der Schadenseite wurde die Assekuranz durch Terroranschläge und Naturkatastrophen schweren Belastungen ausgesetzt. Die Versicherer sahen sich aufgrund der gehäuften Probleme zu Prämienanhebungen und rigiden Sparmaßnahmen gezwungen. Inzwischen hat sich die Branche konsolidiert. Bei ansteigenden Börsenkursen hat sich die Situation auf den Finanzmärkten entspannt. Die Versicherer spüren wieder Rückenwind. Durch die EU-Erweiterung entsteht in den Ostregionen ein neuer Versicherungsmarkt mit großem Zukunftspotenzial. Kapitalmarktkrise belastet Lebensund Krankenversicherer Die Kapitalmarktkrise in den vergangenen drei Jahren hat die Versicherungsbranche schwer getroffen. Die Finanzreserven der Versicherungsunternehmen sind erheblich zusammengeschmolzen. Die Stillen Reserven, d.h. die Differenz zwischen Markt- und Buchwerten der Kapitalanlagen, ist nach Berechnungen der WestLB seit 1995 um rund 80% geschmolzen. Vor allem die Lebensversicherer traf die Börsenbaisse mit voller Wucht. In der Phase des Börsenbooms hielten die Gesellschaften jede dritte Aktie in Deutschland. Nach Schätzung der Ratingagenturen haben die Lebensversicherungen rund 50 Mrd. Euro an den Kapitalmärkten verloren. Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben deutsche Lebensversicherungen im Jahr 2002 Abschreibungen von 12,9 Mrd. Euro vorgenommen. Für das Jahr 2003 wird mit Verlustabschreibungen in Höhe von 6 bis 8 Mrd. Euro gerechnet. Mehrere Großversicherer (u.a. Allianz, Aegon, Zürich Versicherung) haben in 2003 ihre Finanzbasis durch Kapitalerhöhungen aufgebessert. Der Aktienanteil an den Kapitalanlagen wurde erheblich zurückgefahren. Die niedrigen Kapitalmarkterträge haben auch bei den privaten Krankenversicherungen Spuren hinterlassen. Bei den privaten Krankenkassen werden fast 80 Mrd. Euro an Reserven zurückgelegt, um die Leistungen für die älteren Mitglieder zu finanzieren. Nach Berechnungen der Ratingagentur Fitch verbuchten die 50 deutschen Krankenversicherer 5,7 Mrd. Euro Verluste aus Aktienanlagen. Die Ratingagentur sieht hohen Finanzbedarf zur Absicherung der eingegangenen Risiken und warnt vor erhöhter Insolvenzgefahr. Kapitalsicherheit hat einen höheren Stellenwert Banken und Versicherungen sind heutzutage gleichermaßen Anlagerisiken ausgesetzt. Auf EU-Ebene wird an neuen Berechnungsvorschriften zur Absicherung des Eigenkapitals für die Versicherungswirtschaft gearbeitet: Bei 'Solvency II' handelt es sich um ein Pendant zu 'Basel II' in der Kreditwirtschaft. Die deutschen Versicherer sind strengen Anlagevorschriften unterworfen, über deren Einhaltung die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) wacht. Problemfälle werden gemeinsam gelöst. Lebens- und Krankenversicherungen haben Auffanggesellschaften gegründet, die die Sicherheit der Einlagen für alle Kunden garantieren. Kurz nach Gründung von 'Protector' wurde die Mannheimer Lebensversicherung zum Ernstfall für den Gemeinschaftsversicherer. Quelle: GDV Art der Kapitalanlage der Lebensversicherer (in %) Bestand Kapitalanlagen 2003: 615 Mrd. EUR (Schätzung) Hypotheken Festverzinsliche Wertpapiere 11 47 Darlehen, Namensschuldverschreibungen Sonstige Kapitalanlagen Beteiligungen Immobilien (Direktanlage) 3 3 Aktien (Direktanlage) 2 6 4 23 Investmentfonds ve_03.grf 2

Versicherungswirtschaft Deregulierung hat die Marktbedingungen verändert Zahl der Versicherungsunternehmen nach Sparten In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für die deutsche Versicherungswirtschaft verändert. In Europa wurden die Versicherungsmärkte dereguliert, wodurch Tarife und Preise in Bewegung gerieten. Der Konzentrationsprozess schritt fort. In den letzten Jahren hat sich der Versicherungsmarkt durch Neu- und Umgründungen neu formiert. Die Zahl der Unternehmensübernahmen, Fusionen und Kooperationen hat sich erhöht. Der französische Axa Konzern, die italienische Generali-Holding und die Schweizer Versicherungsgesellschaften Züricher und Credit Suisse haben sich durch den Kauf namhafter Versicherungsfirmen ein starkes Standbein in Deutschland geschaffen. 703 Versicherungsunternehmen standen Ende 2002 unter der Aufsicht der Bundesaufsichtsbehörde. Die Zahl hat sich seit Mitte der 90er- Jahre kaum verändert, allerdings handelt es sich bei fast 50 Unternehmen um Firmen ohne Geschäftstätigkeit. Viele deutsche Versicherer haben ihre Autonomie eingebüßt und wurden von großen Holdings übernommen. Bereits 70 der rund 120 Lebensversicherer sind nach Informationen von B&W Deloitte heute Teil von Konzernen. Es wächst die Bereitschaft zum Zusammenschluss Vor allem kleinere und mittelgroße Versicherer geraten angesichts der Kapitalschwäche in Gefahr, ihre Selbstständigkeit zu verlieren. In der deutschen Versicherungsbranche gab es mit der Fusion von Hannoversche Leben und der VHV Versicherungsgruppe den ersten größeren Zusammenschluss. Die kirchliche Familienfürsorge fand Unterschlupf bei der HUK-Coburg. Auch bei den Sparkassen stehen Fusionsgespräche an, denn die Sparkassengruppe strebt im Versicherungssektor die Bündelung der Kräfte an. In ernsthafte Schwierigkeiten geriet im Frühjahr 2003 der Versicherungskonzern Gerling, der im Jahr 2002 hohe Pensions- und Sterbekassen Lebensversicherungsunternehmen Kranken-Versicherungsunternehmen Schaden-/Unfall- Versicherungsunternehmen Rück-Versicherungsunternehmen 48 55 132 207 261 0 50 100 150 200 250 300 Versicherungsunternehmen unter Bundesaufsicht / Stand: Ende 2002 Quelle: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) Versicherungsgruppe Allianz-Gruppe Ergo-Gruppe AMB-Gruppe (Generali-Holding) AXA Konzern AG Züricher Versicherung Credit Suisse Group Versicherungsgruppen Colonia, Nordstern-Versicherungen, Albingia Deutscher Herold, Neckura, Deutsche Allgemeine Versicherung DBV-Winterthur Quelle: Unternehmensangaben, Presseberichte Allianz HUK-Coburg Hamburg-Mannheimer Volksfürsorge ADAC* R+V Versicherung Aachener + Münchener Victoria Signal Iduna ARAG Gothaer AXA (Colonia) DEVK Württembergische Deutscher Ring Quelle Versicherung Debeka Provinzial Advo Card Zusammenschluss deutscher Versicherer Allianz, Vereinte Versicherung, Frankfurter Versicherung, Bayerische VB Hamburg-Mannheimer, Victoria, DKV Deutsche Krankenversicherung, D.A.S., KarstadtQuelle Aachener und Münchener Versicherung, Thuringia Generali (inkl. SAVAG), Volksfürsorge, Cosmos Unternehmensbekanntheit (in %) 93 81 80 76 74 69 67 62 60 59 57 55 55 54 52 51 50 48 46 Deutscher Herold 46 Barmenia 45 D.A.S. 45 Continentale 42 Nürnberger 42 Gerling 41 DBV-Winterthur 40 Alte Leipziger 38 Mannheimer Vers. 38 Hannoversche LV 36 Cosmos 35 DKV 35 Vereinte Versich. 32 Postbank LV 31 WWK 31 Auto Direkt 29 Thuringia 29 HDI 28 Neckura 28 *Rechtsschutz/Schutzbrief Quelle: MarkenProfile 10 / Basis: Bevölkerung 14 bis 64 Jahre ve_04s.grf ve_05s.grf Stuttgarter Versich. 26 VHV 25 Zürich Agrippina Vers. 25 Dt. Allg. Versicherung 23 Hanse Merkur 23 Generali 21 Karlsruher 21 Europa 20 Münchener Verein 17 Direct Line 16 Leben Direkt 16 Versicherungsk. Bayern 16 Delta Lloyd 15 SV Versicherungen 15 Hallesche Nationale 14 Aegon 11 Ontos 8 VPV 8 Keine davon 1 ve_06s.grf 3

Versicherungswirtschaft Verluste schrieb. Nachdem sich die Deutsche Bank bei Gerling verabschiedet hatte, hält Rolf Gerling - ein Enkel des Firmengründers - die Anteile fast komplett. Nur durch eine Kapitalspritze der Industrie konnte der Kölner Traditionsversicherer gerettet werden. Nach hartem Sparkurs und der Veräußerung des Rückund Kreditversicherungsgeschäfts befindet sich der Industrieversicherer wieder auf Kurs. Die Gerling Lebensversicherungs-AG konnte ihre Position festigen. Die Stärke der Allianz ist das Stammgeschäft Allianz will Kunden mehr Service bieten Mit mehr Service will sich die Allianz von der Billigkonkurrenz abheben. Dem Kunden sollen neben Versicherungen zusätzliche Dienstleistungen angeboten werden. Die Allianz plant den Einstieg ins Assistance-Geschäft. 2004 will der Großversicherer bei der Gebäude- und der Hausratsversicherung sowie bei den Unfallversicherungen mit einer Reihe von Zusatzleistungen an den Markt gehen. Geplant ist u.a. ein bundesweiter Handwerkerservice: Statt Schäden von der Versicherung bezahlen zu lassen, können sich Kunden Handwerker schicken lassen, die den Schaden beheben. Auch an Haushaltshilfen oder die Kinderbetreuung für Unfallopfer wird gedacht. Als Partner hat die Allianz über den Kauf der französischen Tochter AGF den französischen Assisteur Mondial in den Konzern geholt. Der Aufbau des Handwerkerservice soll in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Agemis funktionieren, der sich im Kerngeschäft um das Gebäudemanagement kümmert. Die Allianz führt die Unternehmensrangfolge nach allen relevanten Kriterien, wie Bekanntheit, Marktanteil, Versicherungspräferenz und Werbeinvestitionen an. Der Vorstandsvorsitz ging im Frühjahr 2003 von Henning Schulte- Noelle an Michael Diekmann über, der kein leichtes Erbe antrat. Durch die Übernahme der verlustreichen Dresdner Bank und Abschreibungen auf Wertpapiere in Milliardenhöhe ist der führende deutsche Versicherungskonzern über längere Zeit hinweg in Schieflage geraten. Inzwischen ist die Rückkehr in die Gewinnzone wieder geglückt. Das Versicherungsgeschäft entwickelt sich kontinuierlich positiv. Gewinne werden vor allem in der Schadenund Unfallversicherung eingefahren. In der Lebens- und Krankenversicherung setzt die Allianz ihren Wachstumskurs fort. Mit dem Verkauf der Beiersdorf-Beteilung, die 4,4 Mrd. Euro in die Kasse spülen soll, hat die Allianz finanziellen Spielraum gewonnen. Die Entflechtung zwischen Allianz und Münchener Rück wird durch Transaktionen vorangetrieben. Ergo erwartet besseres Ergebnis Auch die zweitgrößte Versicherungsgruppe, Ergo, erwartet für das Jahr 2003 wieder ein besseres Ergebnis im Versicherungsgeschäft. Börsenschwäche und Steuerlast machten der Tochter der Münchener Rück schwer zu schaffen. Trotz Verbesserung des operativen Ergebnisses wurden im zweiten Quartal 2003 Versicherungsabschluss nach Unternehmen Versicherung im Haushalt abgeschlossen (in %) Aachener + Münchener ADAC* Advo Card Allianz Alte Leipziger ARAG AXA Barmenia Versicherungen Cosmos Direkt DA direkt DAS DBV-Winterthur Debeka Deutscher Herold Deutscher Ring DEVK Die Continentale Direct Line* DKV Europa Versicherung Gerling Gothaer Versicherungen Hamburg-Mannheimer Hannoversche Leben 7,0 16,6 2,1 34,9 1,7 5,8 5,9 2,1 2,3 0,9 4,4 2,3 5,3 3,2 3,1 6,0 2,6 0,7 2,7 1,0 3,7 5,5 11,2 1,4 HDI 3,3 HUK-Coburg 19,4 Karlsruher Versicherungen 1,5 KarstadtQuelle Versicherungen 1,7 LVM Versicherungen 5,4 Mannheimer Versicherung 2,1 Münchener Verein Versicherung 0,4 Nürnberger Versicherungsgruppe 3,2 Provinzial 10,4 R+V Versicherung 10,4 Sicher Direct 0,3 Signal Iduna 5,8 Stuttgarter Versicherung 1,2 SunDirect Versicherung 0,5 SV Versicherung* 1,5 Thuringia Generali 1,7 Versicherungskammer Bayern 3,5 VHV Versicherungen 2,8 Victoria 7,1 Volksfürsorge 9,1 VPV Versicherungsgruppe 0,5 Württembergische Versicherungen 4,8 WWK 1,2 Zürich Versicherungen 1,0 Basis: Gesamtbevölkerung 20 bis 69 Jahre (50,09 Mio.) Quelle: TdW Intermedia 2003/04 / *TdW Intermedia 2003/04 (Trend) ve_07.grf 4

Versicherungswirtschaft Verluste eingefahren. Dabei hatten sich die Beitragseinnahmen im ersten Halbjahr überproportional zum Markt um 8,8% erhöht; bei der Lebensversicherung kam es sogar zu einem Plus von 15%. Verstärkt engagiert sich die Ergo-Gruppe, die Versicherungsgesellschaften wie Victoria, Hamburg-Mannheiner oder DKV vereint, im industriellen Bereich. Aachener/Münchener bringt Generali-Holding voran Deutschland ist ein Kernmarkt des großen italienischen Versicherungskonzerns Generali. Die AMB Generali-Holding nimmt mit Versicherungen wie Aachener/Münchener, Volksfürsorge, Cosmos und Thuringia Generali in Deutschland den dritten Platz unter den Erstversicherern ein. AMB Generali hat aufgrund der Börsenkrise rund 3 Mrd. Euro auf Wertpapierbesitz abgeschrieben und weist durch Sparmaßnahmen und einer selektiven Vertriebsstrategie wieder Gewinne aus. Zum Zugpferd der Gruppe hat sich die Aachener/Münchener Lebensversicherung entwickelt, die ihre Produkte derzeit glänzend verkauft. Ziemlich holprig verlaufen die Geschäfte dagegen bei der Volksfürsorge. An der Commerzbank ist AMB mit einem Anteil von knapp 10% beteiligt. Axa legt im Neugeschäft stark zu Wie alle Big Player im europäischen Geschäft hat der französische Axa-Konzern (in Europa die Nr. 2) mit Problemen der Kapitalanlage zu kämpfen. Im ersten Halbjahr 2003 brach der Gewinn aufgrund von Abschreibungen in Milliardenhöhe unerwartet stark ein. Drei Viertel seines Umsatzes erzielt der Versicherungsriese im Lebensversicherungsgeschäft. Die deutsche Axa AG wächst trotz Sparkurs. Im ersten Halbjahr 2003 erhöhte sich das Beitragsaufkommen um 5,8%; noch stärker legte die Lebens- und Krankenversicherungssparte zu. Das Neugeschäft entwickelt sich prächtig. Als Sachversicherer hat die Axa AG hierzulande den zweiten Platz erobert. Allianz HUK-Coburg ADAC* R+V Versicherung Provinzial Volksfürsorge Hamburg-Mannheimer Axa Victoria Signal Iduna Aachener + Münchener DEVK Württembergische LVM Versicherungen Cosmos Direkt Debeka Gothaer Versicherungen HDI ARAG Versicherungsk. Bayern Versicherungspräferenzen Top 20 (in %) 5,6 4,9 4,5 4,5 4,3 3,3 3,0 2,7 2,7 2,7 2,7 2,6 2,6 2,3 1,9 1,8 1,8 1,7 9,7 0 2 4 6 8 10 12 14 13,6 Frage: Mit welchen dieser Firmen würden Sie über einen evtl. Neuabschluss reden? Basis: Bevölkerung 20 bis 69 Jahre (50,09 Mio.) Quelle: TdW Intermedia 2003/04 / *TdW Intermedia 2003/04 (Trend) Branchenmeldungen Die DBV-Winterthur Versicherung stellt sich für das Jahr 2003 aufgrund des ungünstigeren Versicherungsergebnisses - insbesondere in der Schaden- und Unfallversicherung - auf rote Zahlen ein. In der Lebensversicherungssparte konnte die zur schweizerischen Credit Suisse Group gehörende DBV den Verlust des Kooperationspartners Commerzbank bisher nicht kompensieren. Die im Verbund mit der Deutschen Bahn tätige DEVK befindet sich auf Wachstumskurs. Die Solidität der Kölner Versicherung bei der Kapitalanlage wird von den Kunden geschätzt: Im Neugeschäft wurde das beste Wachstum der Firmengeschichte erreicht. Auch der Versicherungsgruppe Debeka aus Koblenz gelingt es, von ihrem soliden Image zu profitieren - die Debeka begrenzte die Aktienquote stets auf 1%. Das Lebensversicherungs-Neugeschäft legte in diesem Jahr zweistellig zu. Im Bereich der Krankenversicherung rangelt die Debeka mit der DKV um die marktführende Position. Die Hannoversche Leben hat auf dem Aktienmarkt viel Geld verloren und musste sich unter das Dach des Sachversicherers VHV Vereinigte Haftpflichtversicherung begeben, die für die dringende Kapitalerhöhung sorgte. Im Neugeschäft musste die Hannoversche drastische Einbußen hinnehmen. Die HUK-Coburg erwartet nach einem Ergebnisrückgang in 2002 wieder steigende Gewinne. Quer über alle Geschäftssparten entwickeln sich die Geschäfte erfreulich. Im wichtigsten Zweig, der Kfz-Versicherung, erhöhte sich das Neugeschäft um 10%. Besonders rasant legen die Kundenzahlen bei der neuen Online-Tochter HUK 24 zu. Die R+V Versicherung hat sich eine neue Holding-Struktur verpasst und befindet sich auf Wachstumskurs. Auch im Krisenjahr 2002 hat sich der Versicherer der Volksund Raiffeisenbanken mit einem Beitragsplus von 5,8% tapfer geschlagen. ve_08.grf 5

Versicherungswirtschaft Außendienst ist dominanter Vertriebsweg Auswahlkriterien Versicherungen Faktor: Kundenorientierung / Vertrauen (in %) Der Verkauf von Versicherungspolicen über den Außendienst ist in der Versicherungswirtschaft immer noch der wichtigste Vertriebsweg. Die Versicherungsgesellschaften schicken rund eine halbe Million Vertriebsmitarbeiter auf Akquise. Die Hälfte der Gesamteinnahmen der Agenturen kommt aus der Altersvorsorge. Gut jeder zweite Lebensversicherungs-Neukunde schließt seine Police bei einem Versicherungsvertreter ab. Die Vertrauenswürdigkeit der Versicherungsverkäufer und die Qualität der Einzelberatung sind für die Versicherungskundschaft von entscheidender Bedeutung. Geschätzt wird die Unterstützung des Außendienstmitarbeiters bei persönlichen Anliegen und die Hilfe beim Ausfüllen der Formulare. Solide, seriöse Gesellschaft/guter Ruf Umfassende Beratung Vertrauenswürdige Vertreter Unterstützung durch den Vertreter beim Papierkrieg Persönliche Behandlung / Eingehen auf Wünsche Große, bekannte Gesellschaft Basis: Bevölkerung 14 bis 64 Jahre Quelle: MarkenProfile 10 (Oktober 2003) Von entscheidender Bedeutung Spielt auch noch eine Rolle 66 30 63 33 62 33 54 35 49 44 37 49 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 ve_09.grf Service ist verbesserungswürdig Allerdings fühlen sich viele Versicherungskunden keineswegs gut betreut - nach einer Internet-Umfrage von Mummert Consulting trifft dies auf 70% der Kunden zu. Die Versicherungsbranche hat nach Auffassung der Berater beim Kundenservice noch viel aufzuholen. Der Vertrieb ist bei den meisten Versicherern ineffizient organisiert, meint das Beratungsunternehmen Mercer Oliver Wyman dazu. Vor allem bei der Analyse und Planung werden Defizite gesehen. Zu wünschen übrig lässt auch das Beschwerdemanagement. Mehrere Studien deckten Mängel im Versicherungsvertrieb auf. Die Stimmung unter den Versicherungsvertretern ist schlecht, was Zweifel an der Motivation aufkommen lässt. Eine Psychonomics-Studie zur Zufriedenheit der Vertreter fand heraus, dass fast jeder Vierte über einen beruflichen Wechsel nachdenkt. Die Vermittler beklagen den steigenden Verwaltungsaufwand, rückläufige Provisionen und mangelnde Unterstützung durch die Zentrale. Nicht alle Gesellschaften haben verinnerlicht, dass die Vermittler eigentlich ihre Kunden sind. Versicherungsverkauf wird erlaubnispflichtig Der Verkauf von Versicherungen wird EU-weit geregelt. Noch gibt es keine Messlatte für die Seriosität eines Versicherungsverkäufers. Die Kunden selbst müssen ihre Gesprächspartner kritisch einschätzen und sind damit überfordert. Nach einer neuen EU-Richtlinie zum Außendienst von Versicherungen dürfen Policen künftig nur noch von qualifiziertem Personal verkauft werden. Selbst Nebenberufler müssen bald einen Gewerbeschein, einen guten Leumund und einen Haftungsschutz von mindestens 1,5 Mio. Euro nachweisen. Versicherungsvermittlung wird nach der in Deutschland spätestens ab Januar 2005 in Kraft tretenden gesetzlichen Bestimmung ein erlaubnispflichtiges Gewerbe. In einem zentralen, öffentlich zugänglichen Register, das auch über das Internet erreichbar sein wird, können sich Kunden künftig umfassend über ihren Versicherungsvertreter informieren. Das öffentliche Vermittlerregister soll vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag geführt werden. Die meisten selbstständigen Versicherungsvermittler in Deutschland sind so genannte Einfirmenvertreter oder Mehrfachagenten, die nur die Policen einer oder weniger Versicherungen verkaufen. Strittig ist die Behandlung der Nebenberufler. Problematisch für Versicherer mit starkem Nebenberufsvertrieb wäre, wenn es die Arbeitserlaubnis künftig nur für Vertreter mit der beruflichen Qualifikation Versicherungsfachmann/-frau (BWV) geben würde. 6

Versicherungswirtschaft Finanzvertriebe auf Expansionskurs Marktanteile im Vertrieb: Prognose Lebensversicherungen / Altersvorsorgeprodukte Der Wunsch nach unabhängiger Beratung nimmt bei den Versicherungsinteressierten zu. Versicherungsmakler, die für den Kunden aus dem gesamten Markt die besten Angebote auswählen, stoßen auf positive Resonanz. Gute Versicherungsberatung bietet echten Mehrwert; allerdings sind die Kunden kaum bereit, dafür zu zahlen. Auch Versicherungsmakler verdienen ihr Geld durch Provisionen. Finanzvertrieben wird eine glänzende Zukunft prophezeit. Nach Einschätzung von Datamonitor nahm der Marktanteil der unabhängigen Berater bei Lebens- und Rentenversicherungen in den letzten Jahren von 20% auf 25% zu. Zu den großen Finanzvertrieben zählen die Generali-Tochter Deutsche Vermögensberatung (DVAG), die AWD Holding und MLP. Interessant ist, dass Finanzvertriebe beim Versicherungsverkauf neue Wege beschreiten und Produktideen entwickeln. So bietet AWD Kombi-Produkte an, in denen der Kunde Hinterbliebenenschutz mit Vermögensaufbau kombinieren kann. Der Versicherungsverkauf durch Finanzberater nimmt zu und immer häufiger werden Versicherungspolicen am Bankschalter verkauft. Direktvertrieb via Internet Durch das Internet wird der Versicherungsmarkt aufgemischt. Direktversicherer können preiswerte Versicherungsprodukte verkaufen, da sie sich den teuren Außendienst ersparen. Vier Fünftel der von Mummert Consulting befragten Versicherungsmanager sehen in Versicherungsportalen für den Endverbraucher ein großes Erfolgspotenzial. Konsequent auf den Internet-Vertrieb setzt der Direktversicherer Cosmos Direkt. Versicherungsgesellschaften wie HUK-Coburg (HUK 24), Gothaer (Asstel) und Mannheimer (mamax) haben Internet- Töchter gegründet, die sich erfolgreich auf dem Markt platzieren. Die Großversicherer Allianz, Axa und Ergo verfolgen dagegen die bewährte Multikanal-Strategie. 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 14% 12% 20% 54% 14% 15% 25% 46% 2001 2005 *Hauptsächlich Außendienst-Versicherungsgesellschaften Quelle. DB Consulting Group Am Internetauftritt wird gefeilt Andere Banken Unabhängige Finanzdienstleister Außendienst, gebundene Berater* Versicherungsgesellschaften sind in der Nutzung des Internets weiter als Unternehmen anderer Branchen. Fast die Hälfte der Assekuranzen bietet ihre Produkte online an - in anderen Branchen liegt der Schnitt nur bei 17% (Quelle: Managementkompass Vertrieb, Mummert Consulting/F.A.Z.-Institut). Gut jedes zweite Versicherungsunternehmen plant, sein Internet-Engagement auszubauen. Bisher erfolgt der Einstieg in die Versicherungssites üblicherweise über die einzelnen Versicherungsprodukte. Eine Ausnahme ist die Altersvorsorge - ein Thema, das bei 56% aller Websites von Finanzdienstleistern aufgegriffen und ausführlich behandelt wird. Inzwischen wird die themen- und zielgruppenbezogene Ansprache auch bei anderen Bereichen gesucht. Von den Beratern wird moniert, dass bei der Hälfte der Versicherungssites Links zu den Beratern oder Fachabteilungen fehlen. Mit der Online-Kommunikation mit den Kunden ist es nicht zum Besten bestellt - dies, obwohl bei der Beantwortung von elektronischen Kundenanfragen Schnelligkeit geboten ist. Nur gut ein Drittel der Kunden-Mails wird von den Versicherungsunternehmen innerhalb von 24 Stunden bearbeitet, 29% bleiben völlig unbeantwortet. Von den Versicherungsinteressierten wird das Web vor allem als Informationsmedium genutzt. Doch immer häufiger werden Versicherungen auch auf dem Onlineweg gebucht. Dies trifft vor allem auf einfache, standardisierte Versicherungsprodukte zu. Mit Online-Rabatten halten sich die Versicherer bislang (noch) zurück. ve_10.grf 7

Lebensversicherung Die Lebensversicherung als Vermögensbildungsinstrument Geldvermögen der privaten Haushalte nach Anlagearten (in Mrd. EUR) Die Lebensversicherung ist mit ständig steigendem Beitragsaufkommen und erfreulichen Zuwächsen im Neugeschäft der mit Abstand wichtigste Zweig der Versicherungsbranche. Ihre Bedeutung als Altersvorsorge- und Risiko-Absicherungselement nimmt kontinuierlich zu. Die Deutschen sind mit einer Summe von gut 2 Billionen Euro lebensversichert. 46% der Gesamteinnahmen der Versicherer entfallen auf die Lebensversicherung, die die Zweige kapitalbildende Versicherung, private Rentenversicherung, Direktversicherung, Risiko-Versicherung für den Todesfall und auch die Berufsunfähigkeitsversicherung einschließt. Ein immer größerer Teil des privaten Kapitalvermögens wird den Versicherungsgesellschaften anvertraut. Von den Lebensversicherern wird nach GDV-Berechnungen ein gigantisches Kapitalvermögen von 615 Mrd. Euro verwaltet. Nach der Börsenbaisse wurde im großen Stil Kapital aus den Wertpapierdepots abgezogen und Versicherern und Banken zugeführt: Der Anteil der Versicherungen am privaten Geldvermögen hat sich im Zeitraum 1999 bis 2002 von 23% auf 27% erhöht. In 2003 werden die Beitragseinnahmen der Lebensversicherer der Hochrechnung zufolge um 3,5% auf gut 67 Mrd. Euro steigen. Im Jahr 2004 könnte es aufgrund des Vorzieheffektes - bei Neuverträgen ab 2005 werden die Erträge aus Lebensversicherungen nicht mehr von der Steuer freigestellt - zu einem Absatzschub kommen. 4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 3.571 5% 37% 23% 35% 3.642 5% 37% 24% 34% 3.653 5% 35% 25% 35% 3.658 5% 31% 27% 37% 1999 2000 2001 2002 Quelle: Deutsche Bundesbank (Bestand am Jahresende) 70 60 50 40 30 20 10 0 50,50 52,51 58,75 61,23 62,39 aus Pensionsrückstellungen in Wertpapieren bei Versicherungen bei Banken Entwicklung der Beitragseinnahmen der Lebensversicherung (in Mrd. EUR) 65,06 ve_11s.grf 67,30* 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 *Prognose (Stand: November) Quelle: GDV-Jahrbuch 2003 Neuzugang in der Lebensversicherung nach Art der Verträge (in Mio.) ve_12s.grf Rentenversicherung schlägt Kapitalversicherung Die Beitragszahlungen sind im Jahr 2003 stärker gestiegen als die Zahl der neuen Verträge. Zum Jahresende 2002 betrug der Bestand 91,13 Mio. Lebensversicherungsverträge. In 2003 wurden erheblich weniger Altersvorsorge-Verträge nach dem Riester-Modell abgeschlossen. Deswegen bleibt die Zahl der Neuabschlüsse gegenüber dem Spitzenwert 12 10 8 6 4 2 0 10,219 8,488 29,1% 7,302 33,3% 7,1% 37,4% 8,7% 28,6% 8,9% 35,2% 38,0% 35,2% 15,7% 22,7% 2000 2001 2002 *Einschl. vermögensbildende LV Quelle: GDV-Jahrbuch 2003 / Basis: Mitgliedsunternehmen Gruppen-/Kollektivversicherung Einzel-Risikolebensversicherung Einzel-Kapitalversicherung* Einzel-Rentenversicherungen (inkl. Riester-Verträge) ve_13s.grf 8

Lebensversicherung in 2002 zurück. Bei den Beiträgen aus Neuverträgen wird ein deutlicher Zuwachs erwartet, wobei die Einnahmen aus Verträgen mit Einmalzahlungen mit einem Plus von fast 10% auf 8,1 Mrd. Euro stärker steigen als die regelmäßigen Einzahlungen. Hier wird mit einem Plus von 3,2% auf 7,3 Mrd. Euro gerechnet. Das Neugeschäft hat sich in den letzten Jahren von der kapitalbildenden Einzelversicherung hin zur privaten Rentenversicherung verlagert. Diese Entwicklung wird durch Gesetze (Riester-Rente) angeschoben. Mit 21,4% der Verträge wurden im ersten Halbjahr 2003 mehr Renten- als Kapitalversicherungen (17,5%) verkauft. Durch die vorgesehene Besteuerung der Erträge aus Lebensversicherungen wird der Verkauf von Kapitallebensversicherungen ab 2005 erheblich erschwert. Fondspolicen kommen wieder Während Lebensversicherungen beschränkten Anlagegrundsätzen unterliegen, die den Aktienanteil auf maximal 30% begrenzen, gibt es solche Restriktionen bei Fondspolicen nicht. Interessant ist die Fonds-Versicherung aus steuerlichen Gründen für Besserverdienende. Fondsprodukte haben immer noch unter dem Vertrauensschwund der Aktie zu leiden. Im ersten Halbjahr 2003 wurde mit 527 Tsd. Verträgen gut ein Drittel weniger fondsgebundene Kapital- oder Rentenversicherungen als im Vorjahr verkauft. Einige Anbieter haben Garantiekomponenten eingebaut. Da sich die Aktienkurse seit geraumer Zeit nach oben bewegen, stoßen Fonds-Versicherungen wieder auf größeres Interesse. Bei Finanzvertrieben und Direktversicherern zählen Fondspolicen zu den Wachstumsträgern. Die Aegon Lebensversicherung hat sich auf fondsgebundene Versicherungen konzentriert. Mehr Leistungen - weniger Erträge 70 Ausgezahlte Leistungen 64,40 60 Leistungsverpflichtungen* 56,29 52,34 50 49,41 44,44 40 40,23 39,61 36,96 38,68 36,61 34,17 30 29,79 20 18,53 11,00 10 0 Versicherungsleistungen der Lebensversicherung (in Mrd. EUR) 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003** *Rückstellungen u. Überschussguthaben für künftige Leistungsauszahlungen an Kunden **Schätzung Quelle: GDV-Jahrbuch 2003 Bestand Kapitalanlagen (Buchwerte) Kapitalanlagen der Lebensversicherer Laufende Erträge aus Kapitalanlagen Steuerprivileg wurde gekippt Die Versicherungswirtschaft gerät immer stärker unter den Einfluss der Steuer- und Sozialpolitik. Bisher konnte die Lebensversicherung vom Steuerprivileg profitieren, dass die Erträge bei gängiger Vertragsgestaltung und Laufzeiten von mindestens 12 Jahren steuerfrei stellte. Nach rechtsgültigem Beschluss des Bundeskabinetts sollen Renten und Erträge aus Lebensversicherungs-Neuverträgen ab 2005 besteuert werden. Das Gesetz sieht die volle Steuerpflicht für kapitalbildende Lebensversicherungen am Ende der Laufzeit vor. Steuerlich begünstigt werden Verträge, die in Form einer regelmäßigen Rente ausgezahlt werden. Zudem werden Beiträge zu Kapitalpolicen künftig nicht mehr im Rahmen der Sonderausgaben- Pauschale steuerlich abzugsfähig sein, was vor allem Selbstständige trifft. Positiv von der Versicherungsbranche bewertet wird, dass die Bundesregierung das Halbeinkünfteverfahren rückwirkend für 2003 in einer Ausnahmeregelung außer Kraft gesetzt hat. So können Verluste aus direkten Aktienbeteiligungen von den Versicherungsgesellschaften steuerlich geltend gemacht werden. Noch unklar ist die steuerliche Behandlung des in Fonds angelegten Aktienbesitzes. 569,9 Mrd. EUR 33,7 Mrd. EUR 589,9 Mrd. EUR 32,0 Mrd. EUR 615 Mrd. EUR 2001 2002 2003* ve_14s.grf 30-31 Mrd. EUR Dass die Krise an den Kapitalmärkten nicht spurlos an ihnen vorübergegangen ist, merken die Kunden der Lebensversicherer an der Abschreibungen Nettoverzinsung *Schätzung Quelle: GDV 4,5 Mrd. EUR 6,1% 12,9 Mrd. EUR 4,6% 6-8 Mrd. EUR 4,2-4,5% ve_15s.grf 9

Lebensversicherung Kürzung der jährlichen Gewinngutschriften. Trotz des erhöhten Kapitalstocks fallen die Erträge in 2003 weniger üppig aus als in den Jahren zuvor. Die Rückstellungen und Überschussguthaben sind in den letzten Jahren beträchtlich geschrumpft. Die Rendite der Lebensversicherung sinkt. Der Garantiezins wurde zum Jahreswechsel von 3,25% auf 2,75% abgesenkt. Marktbeobachter schätzen die Überschussbeteiligung für 2004 im Schnitt auf nur noch 4,15% bis 4,2%. Der geringeren Rendite stehen höhere Leistungen gegenüber. Die Auszahlungen an die Lebensversicherungskunden erhöhen sich Jahr für Jahr. Für das Jahr 2003 wird mit der gigantischen Summe von 64,4 Mrd. Euro gerechnet, was einem Leistungszuwachs von gut 14% entspricht. Hamburg-Mannheiner LV Victoria Leben Karlsruher Leben Karlsruher Hinterbliebenen Vorsorge Leben Quelle Neckermann R+V Lebensversicherung AG R+V Leben VAG Kravag Leben Allianz Vereinte Leben Axa Colonia Leben Dt. Ärzteversicherung Konzentrationsprozess bei Lebensversicherern Aachener Münchener Leben Dt. Volksfürsorge LV Generali Lloyd Leben Cosmos Leben Dialog Leben Deutscher Herold Leben Zürich Leben Agrippina Leben DBV-Winterthur Leben Winterthur Leben Gerling-Konzern Leben Gerling E&L Leben Nürnberger Leben Nürnb. Beamten Leben CIV Leben Aspecta Leben HDI Leben PB Lebensversicherung Stuttgarter Leben Plus Leben Direkte Leben Württemb. Leben Wüstenrot Leben ARA Berlinische Leben Hamburger Leben Deutscher Ring Leben Basler Leben Große wachsen überproportional Quelle: B&W Deloitte ve_16.grf Die großen Lebensversicherer gehen gestärkt aus der Krise hervor. Vor allem die Big Player der Branchen haben in 2003 im Neugeschäft kräftig zugelegt. Die Unsicherheit der Kunden kommt den Großen zugute. Die Allianz Lebensversicherungs AG hat ihren Marktanteil Eigenangaben zufolge auf 19% ausgebaut. Der größte deutsche Lebensversicherer steigerte das Neugeschäft in 2002 um 30% auf 2,6 Mrd. Euro; der Marktanteil kletterte von 15,1% auf 18,3%. In den ersten neun Monaten 2003 sind die Neubeiträge der privaten und betrieblichen Altersvorsorge bei Allianz Leben um 16,4% gestiegen. Bei den Policen weist der Marktführer allerdings eine geringere Dynamik aus: Ende des ersten Halbjahres 2003 waren 10,5 Mio. Versicherungsverträge im Bestand, nur 40.000 mehr als im Vorjahr. Zwei Drittel des Neugeschäftes entfielen auf das Geschäft mit Privatkunden, wobei die betriebliche Vorsorge höhere Zuwachsraten erzielte. Bei den Pensionskassen kommt die Allianz auf einen Anteil von mehr als 30%. Um den zweiten Platz im deutschen Lebensversicherungsmarkt rangeln die Aachener und Münchener Lebensversicherung (Generali) und die Hamburg-Mannheimer (Ergo), die beide in 2003 kräftige Zugewinne verzeichnen konnten. Bei der Axa AG, die bei Allianz Aachener + Münchener Hamburg-Mannheimer R + V Victoria Volksfürsorge AXA Debeka DBV-Winterthur Württembergische Gothaer Alte Leipziger Karlsruher Leben Schweizerische Renten Provinzial Rheinland Thuringia Generali Hannoversche WWK Cosmos Neue Leben Quelle: map-report 2003 Top 20 Lebensversicherer nach Bruttobeiträgen 2002 (in Mio. EUR) 2.989 2.975 2.769 2.418 2.253 1.981 1.868 1.628 1.225 1.203 1.146 1.049 991 982 848 831 680 679 644 9.648 0 5.000 10.000 ve_53.grf 10

Lebensversicherung Lebensversicherungen den fünften Platz einnimmt, kam es in dieser Sparte im ersten Halbjahr 2003 zu einem Anstieg von 6,7%. Der größte Lebensversicherer auf Gegenseitigkeit in Europa ist Standard Life. Das britische Unternehmen verwaltet ein Vermögen von über 100 Mrd. Euro und wächst jährlich um 10%. Besonders stark legt das Geschäft in Deutschland zu, das allerdings nicht mehr als 4% am Neugeschäft der Gruppe ausmacht. Hierzulande tritt Standard Life als Direktversicherer auf, der den Wunsch der Kunden nach einfachen Angeboten erfüllt. Zusatzversicherungs-Boom 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Beitragseinnahmen der Lebensversicherer aus Zusatzversicherungen* (in Mrd. EUR) 2,89 3,19 3,39 3,83 4,31 1998 1999 2000 2001 2002 Bei den Lebensversicherungsgesellschaften werden 38,76 Mio. Zusatzversicherungsverträge geführt. Zumeist handelt es sich hierbei um Unfalltod-Versicherungen (18,62 Mio. Verträge) oder Berufsunfähigkeits- und Invaliditäts-Versicherungen (14,16 Mio.). In dem erweiterten Geschäftszweig liegen große Absatzchancen. Die Beitragseinnahmen der Lebensversicherer aus dem Zusatzgeschäft sind seit 1998 fast jährlich zweistellig gestiegen. *Berufsunfähigkeits-, Unfall-Zusatzversicherung, sonstige Zusatzversicherungen Quelle: GDV-Jahrbuch 2003 Berufsunfähigkeitsversicherung Abschluss und Wunsch (Anteil in %) ve_17.grf Berufsunfähigkeitslücke Das Risiko Berufsunfähigkeit wird allgemein vernachlässigt. Dies, obwohl fast jeder Fünfte seine berufliche Laufbahn vorzeitig wegen Krankheit beenden muss. Nach der Gesetzesreform in 2001 wurden die Leistungen der Sozialversicherung für unter 40-Jährige erheblich eingeschränkt. Die Verbraucherverbände raten zum Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung, die zu den existenziell wichtigen zählt. Da diese Versicherung recht teuer ist, verzichten die meisten jedoch darauf. Nicht einmal 14% der 20- bis 64-Jährigen sind gegen den frühzeitigen Arbeitsausfall aufgrund von Krankheit abgesichert. Nach deutlichem Anstieg nach der Reform fiel die Zahl der Neuabschlüsse wieder zurück: Im ersten Halbjahr 2003 wurden mit 141,7 Tsd. Verträgen 3,6% weniger abgeschlossen als im Jahr zuvor. Bevölk. 20 bis 64 Jahre Männer Frauen 20 bis 29 Jahre 30 bis 39 Jahre 40 bis 49 Jahre 50 bis 64 Jahre Ledig Verheiratet Verwitwet, geschieden Berufstätig Nicht berufstätig In Ausbildung, Student Rentner/Pensionär Schulabschluss Keiner, Volks-/Hauptschule Mittlerer Schulabschluss (Fach-)Hochschulreife HHNE Bis 1.000 EUR 1.000-2.000 EUR 2.000-3.000 EUR 3.000 EUR + Basis: Bevölkerung 20 bis 64 Jahre Quelle: Communication Networks 7.0 Potenzial gesamt in Mio. 45,36 22,58 22,79 7,73 11,68 11,14 14,81 11,39 28,43 5,41 29,72 5,42 1,84 5,24 18,64 18,06 8,58 3,55 17,16 16,15 8,50 Berufsunfähigkeitsversicherung Persönlicher Abschluss 6,15 Mio. (= 13,6%) 19,9 7,3 9,3 17,7 17,4 9,6 13,2 14,2 11,0 19,0 3,0 3,0 1,8 10,2 14,6 18,7 6,3 10,6 14,9 19,9 Abschlusswunsch 1,93 Mio. (= 4,3%) 5,1 3,4 7,4 6,9 3,7 0,9 6,7 3,6 2,4 5,0 3,0 4,4 0,6 3,0 5,2 5,1 3,7 4,4 4,5 3,8 ve_18r.grf 11

Altersvorsorge Deutschland steckt in der Altersfalle Immer mehr Ruheständler Zahl der über 65-Jährigen (in Mio.) In Deutschland tickt die demographische Zeitbombe immer schneller. Die Überalterung der Bevölkerung bremst das Wachstum und bedroht die Sozialversicherungssysteme. Die Zahl der Menschen schrumpft, gleichzeitig wird die Bevölkerung immer älter. Nach vorliegenden statistischen Berechnungen wird sich die Zahl der Einwohner in unserem Land bis 2050 um 7 Millionen auf etwa 75 Mio. Personen verringern. Für Reformen bleibt nicht mehr viel Zeit. Im Jahr 2015 wird die Mehrheit der Wähler Rente beziehen oder kurz vor dem Ruhestand stehen. Dann dürfte es noch schwieriger als heute sein, politische Mehrheiten für einen Umbau des Sozialversicherungssystems zu finden. 25 21,46 20,01 20 17,23 16,36 15 13,34 10 5 0 2000 2010 2020 2030 2040 Quelle: Statistisches Bundesamt / Bundesinnenministerium ve_19.grf Stimmungsumschwung bleibt aus Alle Bemühungen des Gesetzgebers, die umlagefinanzierte Rente nachhaltig zu sichern, dürfen als gescheitert angesehen werden. Nur noch jeder vierte Deutsche hält die eigene Altersversorgung für gesichert. Dennoch ist es in Deutschland bisher noch nicht zu einem Stimmungsumschwung zu Gunsten der kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge gekommen. Nach wie vor stammen rund 85% der Alterseinkünfte aus der umlagefinanzierten gesetzlichen Rentenversicherung - nur 5% kommen aus betrieblicher und 10% aus privater Vorsorge. Selbstvorsorge stößt an Grenzen Jedermann weiß inzwischen, dass jedem, der nicht rechtzeitig etwas für seine Alterssicherung tut, später ein böses Erwachen droht. Finanzdienstleister raten dazu, mindestens 15% des Einkommens für die Altersvorsorge beiseite zu legen. Für einen Großteil der Bevölkerung ist dies nicht realisierbar. Die Abdeckung des vorhandenen Vorsorgebedarfs stößt angesichts mäßiger Einkommenszuwächse, steigender Arbeitslosigkeit und hoher Steuer- und Rentensystem als Dauer-Baustelle Bundesregierung und Opposition bereiten mit Hochdruck die nächste Rentenreform vor. Beide Parteien haben sich die Stärkung der Eigenvorsorge auf die Fahne geschrieben. Sowohl die Herzog- als auch die Rürup-Kommission wollen den Rentenanstieg durch einen demographischen Abschlag dämpfen. Beide Kommissionen sprechen sich für ein angepasstes, umlagefinanziertes Rentensystem aus, bei dem Elemente der kapitalgedeckten Altersvorsorge die Defizite ausgleichen. In Zukunft sollen die Beiträge zur Rentenversicherung von der Steuer freigestellt werden, spätere Renten müssen dafür versteuert werden. Stabilisierender Faktor bleibt die Riester- Rente, die vereinfacht werden soll. Gefordert wird u.a. eine Pflicht zur Absicherung für Hinterbliebene und Invalidität - bei dieser Variante sollen Männer die höhere Lebenserwartung ihrer Ehefrauen mit absichern. Da sich die Riester-Rente aber nur schwer an den Mann und die Frau bringen lässt, kommt die obligatorische Zusatzvorsorge wieder ins Gespräch. Um die Alterszusatzvorsorge auszubauen, soll nach Vorstellung der CDU-Kommission künftig beim Abschluss eines Arbeitsvertrages eine Entgeltumwandlung zu Gunsten der Alterssicherung vereinbart werden. Durch mehr Arbeitsjahre soll ausgeglichen werden, dass die Lebenserwartung bzw. Rentenbezugsdauer bis 2030 um drei Jahre steigen dürfte. Die Vorschläge der Rürup-Kommission, das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre anzuheben, hat bereits zu heftigen Protesten geführt. Die Herzog-Kommission hat diese Frage eleganter gelöst: Hier wird die effektive Lebensarbeitszeit durch den Verzicht auf Anrechnung von Ausbildungsjahren um bis zu vier Jahre verlängert. Nur wer 45 Versicherungsjahre nachweist, soll bei diesem Modell die volle Rente beziehen können. 12

Altersvorsorge Sozialabgabenbelastung an finanzielle Schranken. Wer besser verdient, wird durch die jährliche Anhebung der Bemessungsgrenzen immer stärker zur Finanzierung der maroden Sozialkassen herangezogen. Die Verunsicherung der Bevölkerung ist groß. Im schwierigen politischen Umfeld und von der Finanzmarktseite her muss jeder selbst seine persönliche Altersvorsorge organisieren. Nach den Ergebnissen einer Emnid-Befragung im Auftrag der Gothaer Lebensversicherung ist jeder zweite Deutsche unentschlossen, wie er das Geld für die Rentenphase anlegen soll. Für 55% der Befragten ist das Thema zu kompliziert. Der Kurswechsel zur nachhaltigen Besteuerung von Rentenauszahlungen macht die Situation für die Alterssparer noch unüberschaubarer. Motivierend wirken könnte künftig die geplante Freistellung von Vorsorgeleistungen in Höhe von 20.000 Euro. Riester-Rente gerät zum Flop Noch hat es sich nicht herumgesprochen, dass sich die Riester-Rente lohnt. Steuervorteile und staatliche Zuschüsse machen diese Form der Altersvorsorge für Anleger lukrativ. Hunderte von Riester-Sparprodukten kamen in den letzten zwei Jahren auf den Markt. Trotz allem blieb die Riester-Rente hinter den Erwartungen zurück. Beim Thema Riester-Rente herrscht in der Bevölkerung Unsicherheit. Dafür wird die Kompliziertheit des Regelwerks verantwortlich gemacht. Doch die Hauptschwierigkeit scheint darin zu liegen, dass die Betroffenen bei der privaten Riester-Rente selbst die Initiative ergreifen und den Markt sondieren müssen. Sie werden durch die Vielzahl von Riester- Produkten abgeschreckt. Von Versicherern und Finanzinstituten wird die Riester-Rente aufgrund des hohen Verwaltungsaufwands nicht mehr aktiv vermarktet. Nach wie vor meiden die meisten Förderberechtigten die von Versicherungen, Fondsgesellschaften und Banken aufgelegten Riester-Produkte: Maximal 15% haben bislang einen zertifizierten Vertrag nach dem Riester-Modell abgeschlossen. Ungeliebte Riester-Rente soll attraktiver werden Mit Enttäuschung verfolgen die Versicherungsgesellschaften die schlechten Verkaufszahlen der Riester-Policen. Die Zahl der Neuabschlüsse nach dem zertifizierten Riester-Modell ging im Jahr 2003 wieder zurück. Im ersten Halbjahr 2003 kam es sogar zu einem negativen Saldo: Den 200.000 Neuabschlüssen standen 300.000 Vertragskündigungen gegenüber. Dies gab das Deutsche Institut für Altersvorsorge bekannt. Die Spitzenstellung im Riester-Geschäft hält die Allianz. Ende August 2003 hielt die Allianz Lebensversicherungs-AG 643.000 Riester-Policen in ihrem Bestand. Mit Abstand folgen die großen Versicherungsgruppen AMB Generali und Ergo. Hervorragend lief der Verkauf von Riester-Verträgen bei der Deutsche Vermögensberatung DVAG, die mit 44.000 Abschlüssen im ersten Halbjahr 2003 der Allianz ziemlich nahe kam. Die Riester-Rente ist bei den Versicherungsverkäufern ein ungeliebtes Produkt. Mit anderen Altersvorsorge-Angeboten lässt sich wesentlich mehr Geld verdienen. Kosten und Bearbeitungsprobleme erzeugen bei den Anbietern Frust. Banken und Versicherer stoßen sich an den beratungsintensiven Einzelverträgen. Vom Kauf eines Riester- Produktes halten eine Vielzahl bürokratischer Regelungen ab. Versicherer, Banken und Fondsgesellschaften setzen zu einer neuen Runde im Kampf um das Milliarden-Geschäft mit der Altersvorsorge an. Die Bundesregierung kündigte an, die Anforderungen an die Riester-Rente zu vereinfachen: Bei der Riester-Rente muss künftig nicht mehr jedes Jahr die staatliche Zulage beantragt werden, der erstmalige Antrag reicht. Die Zahl der zu erfüllenden Zertifizierungskriterien soll drastisch gesenkt werden. In Zukunft sollen Riester-Produkte nur noch die eingezahlten Beiträge garantieren und eine lebenslange monatliche Rente ab 60 sicherstellen. Die Bundesregierung will die Riester-Rente auch für Versicherungsvertreter attraktiver machen. Die Abschluss- und Vertriebskosten müssen Anbieter von Riester-Verträgen künftig nur noch über fünf Jahre (bisher zehn Jahre) strecken. Die Versicherer sind allerdings wenig erfreut darüber, dass die Käufer von Riester-Policen in Zukunft über die effektive Verzinsung informiert werden sollen. Schon davon gehört Bevölk., 20-64 Jahre (45,36 Mio.) 70 22 Modell 'Riester-Rente' 3 5 Nicht bekannt Riester- Vertrag abgeschlossen Schon näher informiert Quelle: TdW Intermedia 2003/04 (Trend) Bevölk., 20-64 Jahre und kein Riester-Vertrag (43,17 Mio.) Kommt überhaupt nicht in Frage 54 38 Vorstellbar, aber jetzt noch nicht 8 Sehr interessiert ve_20s.grf 13

Altersvorsorge Klassiker der Altersvorsorge Lebensversicherer haben bei der privaten Altersvorsorge einen großen Vorsprung: 57% derjenigen, die Initiativen zur Altersabsicherung getroffen haben, zahlen in eine kapitalbildende Lebensversicherung ein; weitere 22% haben sich für eine private Rentenversicherung entschieden. Beliebt ist auch der Immobilienbesitz. Bei der Altersanlage steht die Sicherheit im Vordergrund. Festverzinsliche Wertpapiere und Bausparverträge schlagen Produkte der Fondsbranche aus dem Feld. Aktien werden nur von einer Minderheit als gute Altersabsicherung bewertet. Betriebsrente ist der Hit Die Riestersche Rentenreform hat nicht der Privatrente, sondern der Betriebsrente einen Boom beschert. Nach den Ergebnissen einer Befragung des Allensbacher Instituts bestehen in 18% der Haushalte Ansprüche auf eine betriebliche Rente; zwei Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 13%. In Westdeutschland hat bereits mehr als jeder fünfte Haushalt Ansprüche. Im Osten fällt die Zahl der betrieblich versorgten Personen auf 7% ab. Die Lebensversicherer spielen bei der betrieblichen Altersvorsorge eine immer größere Rolle. Pensionskassen sind die Hauptgewinner beim Run in die Betriebsrente. Bei den Neugründungen handelt es sich unisono um Töchter der Lebensversicherungsgesellschaften. Laut GDV sind schon eine halbe Million Arbeitnehmer bei den Pensionskassen der Versicherer unter Vertrag. Das Traditionsprodukt der Versicherungsbranche in der betrieblichen Vorsorge ist die Direktversicherung: Hier hat sich der Bestand seit 1995 um 1,3 Mio. Verträge auf rund 6 Millionen erhöht. Pensionsfonds kommen dagegen nur zögerlich in Gang. Ende 2002 waren erst 21.000 Personen durch diese Art gesichert. Die Zeit zum Einstieg in die betriebliche Vorsorge drängt. Der steuerliche Vorteil der Direktversicherungen und Pensionskassen (Pauschalbesteuerung) wird für Neuabschlüsse ab 2005 abgeschafft. Art der finanziellen Altersvorsorge (in %) Lebensversicherung Selbst genutztes Wohneigentum Sparpläne Private Rentenversicherung Investmentfonds Vermietete Immobilien Aktienfonds Festverzinsliche Wertpapiere Aktien, Firmenanteile 8,2 7,3 6,7 5,9 9,8 21,8 28,4 41,0 56,9 Anderes 14,7 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Basis: Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren, die ihre Altersvorsorge bereits geregelt bzw. sich schon damit beschäftigt haben Quelle: TdW Intermedia 2003/04 (Trend) / Potenzial: 23,48 Mio. Mit dieser Anlage kann man gut und sicher für das Alter vorsorgen Immobilien Lebensversicherung Festgeldanlage Festverzinsliche Wertpapiere Bausparvertrag Sparbuch Investmentfonds Aktienfonds Sparen nach 480-Euro-Gesetz Sparkonto Aktien Basis: 2.126 Befragte ab 16 Jahre Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach Rentenversicherung Investmentfonds Bewertung von Geldanlagen im Hinblick auf die Altersvorsorge (in %) 42 40 38 36 64 62 59 ve_21s.grf 82 76 29 23 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Art der Riester-Verträge (in %) 11,1 Betriebliche Altersvorsorge Banksparplan 22,0 27,1 39,9 Basis: Personen, die einen riesterzertifizierten Vertrag abgeschlossen haben Quelle: Communication Networks 7.0 / Potenzial: 5,19 Mio. ve_22s.grf ve_54s.grf 14

Krankenversicherung Private Krankenversicherer sind Vollversicherer Zahl der Vollversicherten in der PKV (in Mio.) Etwa jeder zehnte Bundesbürger hat sich bei den privaten Krankenkassen versichert. Im ersten Halbjahr 2003 überschritt die private Krankenversicherung (PKV) erstmals die Marke von 8 Millionen Vollversicherten. In zehn Jahren hat sich die Mitgliederzahl um rund 1,1 Mio. Personen erhöht. Die Krankheitskostenversicherung ist die zentrale Leistung der privaten Krankenkassen, die das Geschäft mit Zusatzpolicen bei weitem übertrifft. Für das Jahr 2003 rechnet der PKV-Verband einschließlich der Pflegeversicherung mit einem Beitragsaufkommen von 24,7 Mrd. Euro, wovon gut 70% auf die Vollversicherung entfallen. Seit Beginn der neunziger Jahre hat sich das Beitragsaufkommen der Krankheitsvollversicherung verzweieinhalbfacht. Der Anstieg ist auf die Erhöhung der Versichertenzahl, höhere Gesundheitskosten und die gestiegenen Altersrückstellungen zurückzuführen. Während es das gesetzliche Rentenversicherungssystem versäumt, Kapitalreserven für die steigende Zahl älterer Mitglieder zu bilden, hat die PKV rechtzeitig auf den demographischen Wandel reagiert. Von den Versicherungsbeiträgen wird ein Teil für spätere Leistungen im Rentenalter zurückgelegt. Diese Rücklage erhöht sich in jedem Jahr zweistellig und hat im ersten Halbjahr 2003 die Höhe von 80 Mio. Euro überschritten. 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 6,33 6,69 6,83 6,93 6,95 6,98 7,07 7,21 7,36 7,52 7,71 7,93 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Stand: Ende des Jahres Quelle: Verband der Privaten Krankenversicherer (PKV) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 20,7 Mrd. EUR 2,1 2,1 13,9 13,4 9,7 9,0 8,1 7,9 66,2 Beitragsstruktur der PKV (in %) 21,7 Mrd. EUR 23,1 Mrd. EUR 2,0 12,9 8,7 7,5 67,6 68,9 2000 2001 2002 Quelle: Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) Altersrückstellung der PKV (in Mrd. EUR) ve_24s.grf Besondere Versicherungsarten Sonstige Teilversicherungen Pflegepflichtversicherung Kranken-, Krankenhaustagegeld Krankheitsvollversicherung ve_25s.grf PKV ist keine kostengünstige Alternative mehr Die PKV-Versicherten sind keine Trittbrettfahrer des Gesundheitssystems. Mit einem Anteil von 16% sind sie überproportional an den Gesundheitskosten beteiligt. Für die privat Versicherten wird der leistungsstarke Vollversicherungsschutz zunehmend teurer. Nach Angaben des Sozialministeriums sind die Prämien der PKV seit 1991 je Vollversicherten um 80 76,3 70 68,2 59,6 60 52,1 50 44,6 40 38,7 33,3 30 17,2 19,2 21,6 24,6 28,4 20 10 0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: GDV-Jahrbuch 2003 ve_26s.grf 15

Krankenversicherung 57% gestiegen - für gesetzlich Versicherte betrug der Beitragsanstieg 30%. Für das Jahr 2003 rechnet der Branchenverband mit einem Prämienanstieg von 8,1% und für 2004 kündigt sich ein neuer Beitragsschub an. Die privaten Krankenkassen müssen die Beiträge an die längere Lebenszeit anpassen - privat Versicherte leben im Schnitt deutlich länger als der Rest der Bevölkerung. Allein die neue Sterbetafel treibt die Beiträge um 4-6% nach oben. Hinzu kommt der allgemeine Anstieg der Gesundheitskosten und sinkende Stornogewinne. Vor allem für Neukunden wird die private Krankenversicherung teurer. Privatpolicen lohnen sich nach wie vor für Junge, Gesunde und Kinderlose. Für alle anderen ist die Privatversicherung schon lange keine kostengünstige Alternative mehr zu den gesetzlichen Kassen. PKV gerät in die Defensive Die privaten Krankenkassen müssen sich derzeit mit brisanten Fragen auseinandersetzen. Ein schwieriges Thema ist die Erleichterung des Wechsels zwischen den privaten Krankenkassen. Für die Versicherten gibt es keine Möglichkeit, die angesparte Rücklage zur Beitragsentlastung im Alter mitzunehmen. Somit können eigentlich nur Junge und Gesunde den Anbieter ohne finanzielle Einbußen wechseln, worin Politiker eine Wettbewerbsbeschränkung sehen. Die Branche hatte bislang stets betont, dass ein Wechsel ohne finanzielle Einbußen zwar wünschenswert, aber in der Praxis nicht umsetzbar sei. Ein weiteres strittiges Thema sind identische Tarife, die die Ungleichbehandlung der Geschlechter aufheben. Die EU-Kommissarin für Soziales, Anna Diamantopoulo, mahnte in einer Richtlinie einheitliche Versicherungskonditionen für Männer und Frauen an. Die privaten Krankenversicherer lehnen dies strikt ab, da identische Tarife mit ihrer individuellen Kalkulation nicht vereinbar sind. Der PKV-Verband sieht sich gefordert, einen eigenen Lösungsvorschlag zur langfristigen Stabilisierung des Krankenversicherungswesens in die Diskussion einzubringen. Maßgeschneidertes Angebot Im Jahr 2002 sind 363 Tsd. Personen von der GKV in die PKV übergetreten, nur 130 Tsd. traten den umgekehrten Weg an. Die neuen Mitglieder der privaten Vollversicherung sind zumeist männlich (62%). Häufig handelt es sich um Akademiker oder Angehörige angesehener Berufe. Wer von der GKV in eine private Kasse wechselt, verspricht sich eine bessere Behandlung durch Ärzte und höhere Leistungen. Der umfangreiche, garantierte Leistungskatalog ist der besondere Vorteil der PKV. Die Prämien richten sich am Gesundheitsprofil eines jeden Versicherten aus. Die Kunden der Privatkassen können ihre Prämien durch hohe Selbstbehalte niederdrücken. Das Leistungsbild differenziert sehr stark. Nicht immer sind PKV-Mitglieder besser versichert als AOK- Mitglieder. Für Ältere und Jüngere werden Standardtarife angeboten, die sich an der gesetzlichen Krankenkasse orientieren. Stockendes Neugeschäft Die starke Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze zum 1. Januar 2003 hat das Neugeschäft Wechsel von GKV zur PKV nach Soziodemographie (in %) Bevölkerung Wechsel von 20-69 Jahre GKV in PKV* Index Männer 49,7 61,6 124 Frauen 50,3 38,4 76 20 bis 29 Jahre 15,4 16,2 105 30 bis 39 Jahre 23,3 32,1 137 40 bis 49 Jahre 22,2 25,4 114 50 bis 59 Jahre 18,9 18,1 96 60 bis 69 Jahre 20,1 8,3 41 Kein Schulabschluss/ Volks-/Hauptschule 44,2 30,6 69 Weiterführende Schule 37,7 36,8 98 (Fach-)Hochschulreife 17,9 32,6 182 Selbstständige, Freie Berufe 6,9 18,4 268 Leitende Angestellte 4,7 12,1 259 Beamte 4,1 7,5 181 Sonstige Angestellte 49,4 35,8 72 Facharbeiter, Vorarbeiter 18,4 14,6 79 Sonstige Arbeiter 11,4 8,3 73 *In den letzten 12 Monaten von der GKV zur PKV gewechselt bzw. Kassenwechsel innerhalb der Privatkassen Basis: Bevölkerung 20 bis 69 Jahre Quelle: TdW Intermedia 2003/04 (Trend) / Potenzial: 0,82 Mio. 16

Krankenversicherung der privaten Krankenversicherung im letzten Jahr beeinträchtigt. In den ersten sechs Monaten 2003 schlossen 82.400 Neukunden eine Vollversicherung bei den Privatkassen ab - 23% weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Marktführer DKV und Allianz haben beim Verfassungsgericht Beschwerde gegen die drastische Anhebung der Versicherungspflichtgrenze eingelegt. Diese mache die PKV nach ihrer Auffassung zur Krankenversicherung der Besserverdienenden. Wer angestellt ist, kann nur in die private Krankenkasse wechseln, wenn er im Jahr 2004 mehr als 46.350 Euro im Jahr verdient. PKV wird durch Reformen bedroht 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 Versicherungspflichtgrenze Monatliches Bruttoeinkommen (in EUR) 2.991 3.068 3.114 3.221 3.259 3.298 3.336 3.375 3.825 3.863 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Monatliche Versicherungspflichtgrenze bis 2000: früheres Bundesgebiet Stand: 1. Januar des jeweiligen Jahres Quelle: Bundesministerium für Gesundheit / Pressemeldungen ve_27s.grf Die Entscheidung für eine private Krankenkasse ist eine Entscheidung fürs Leben. Die Wechselquote in der PKV liegt bei nur 3,4% und immer weniger privat Versicherte wechseln die Kasse. Würde die Mitnahme von Altersrückstellungen in der PKV künftig ermöglicht, dann würde sich der Wettbewerb deutlich erhöhen. Bei den gesetzlichen Kassen geht die Zeit der Einheitsversicherung zu Ende. Viele Kassen bieten im Sinne der Gesundheitsreform ab Januar 2004 Bonusmodelle, individuelle private Zusatztarife, Hausarzt-Modelle oder Beitragsrückzahlungen an, womit sie sich den Geschäftsgepflogenheiten der Privaten annähern. Auch im Bereich der Zusatzversicherungen machen gesetzliche Krankenversicherer (wie Barmer, Techniker) den Privaten Konkurrenz. Dabei darf die GKV eigentlich gar keine Ergänzungstarife anbieten. Die Privatversicherer befürchten einen verzerrten Wettbewerb. Die intensive Reformdiskussion der Parteien greift in die Aufgabenteilung zwischen der gesetzlichen und privaten Versicherung ein. Im Falle der Bürgerversicherung wäre das Geschäft der privaten Krankenversicherer ernsthaft bedroht. Der PKV-Verband reagiert mit massiver Kritik gegen die Einheitsversicherung. Die CDU votiert für mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen und spricht sich für die Umsetzung des Herzog-Modells mit einheitlicher Kopfpauschale im Falle eines Regierungswechsels in 2006 aus. Bayerische Beamtenkrankenkasse Continentale Die größten privaten Krankenversicherer Top 10 (Marktanteil in %) Berlin-Kölnische DBV-Winterthur Barmenia Central 3,3 3,7 4,2 4,4 4,5 5,4 Signal 7,5 Sonstige 12,4 27,9 Vereinte Marktanteil nach verdienten Bruttobeiträgen 2001 Quelle: map-report 2003 12,8 13,6 Debeka CDU setzt auf Kopfpauschale DKV ve_28s.grf Die CDU will die Krankenversicherung vom Lohn abkoppeln. Während die Rürup-Kommission mit der Bürgerversicherung und der Kopfpauschale zwei alternative Modelle zur Auswahl stellt, plädiert die Herzog-Kommission für die Kopfpauschale, d.h. eine Einheitsprämie für jedermann. Ehegatten müssen einen eigenen Beitrag bezahlen, nur Kinder sollen weiterhin beitragsfrei mitversichert sein. Das Sozialversicherungskonzept der Christlichen Union unter Führung von Parteichefin Angela Merkel basiert auf den Vorstellungen der Herzog-Kommission, das allerdings in einigen Punkten modifiziert wurde. Schon ab 2006 sieht das CDU-Konzept einen lohnbezogenen Kassenbeitrag von 200 Euro monatlich vor, von dem 20 Euro in einen Kapitalstock zur Vorsorge für die demographischen Probleme fließen sollen. Der Arbeitgeberbeitrag soll eingefroren werden. Die Arbeitnehmer erhielten nach dem Modell 6,5% des Lohns vom Arbeitgeber ausgezahlt, wobei der ausgezahlte Arbeitgeberanteil der Steuerpflicht unterliegen soll. Versicherte mit niedrigem Einkommen sollen einen steuerfinanzierten Beitragszuschuss erhalten. Für Kinder zahlt der Staat 90 Euro Monatsprämie. 17

Krankenversicherung Zukunftsmarkt Zusatzversicherung Zusatzversicherte GKV-Mitglieder bei den privaten Kassen (in Mio.) Das Zusatzversicherungsgeschäft gewinnt angesichts der Weichenstellung der Politik für die Privatkassen an Bedeutung. Rund 7,7 Millionen gesetzlich Versicherte sind über eine Zusatzversicherung bei den privaten Krankenkassen versichert. Das Nachfragepotenzial für verbesserte Zahnersatzleistungen, Gesundheits-Checks, Krankengeld und freie Krankenhauswahl ist groß. Nach einer Umfrage der Continentalen sind zwei Drittel der gesetzlich Versicherten daran interessiert. 4,8 Mio. GKV- Mitglieder haben sich freiwillig für ambulante Behandlungen (inkl. Zahnleistungen) zusatzversichert, knapp 4,5 Mio. haben Wahlleistungen im Krankenhaus (z.b. Ein- oder Zweibettzimmer, Chefarztbehandlung) gewählt. Der verbesserte Versicherungsschutz ist den Deutschen einiges wert. 16 Euro pro Monat würden sie nach den Umfrageergebnisse persönlich dafür investieren, wobei in Familien die Ausgabebereitschaft deutlich höher liegt. Pflegeversicherung reicht nicht aus Auch die Pflegeversicherung steht derzeit auf dem Prüfstand der Politik. Derzeit erhalten rund 2 Millionen Pflegebedürftige Leistungen aus dieser Versicherung; jährlich steigt die Zahl um rund 1,5%. Der Finanzbedarf wächst, da der Trend zur professionellen Pflege in Heimen geht. 2002 betrugen die Ausgaben in der Pflegepflichtversicherung 17,36 Mrd. Euro. Die Summe wurde aus den Einnahmen (16,98 Mrd.) nicht gedeckt. Die Rücklagen der Pflegekassen gehen zurück. Zu wenigen Menschen ist bewusst, dass die Leistungen nur einen Teil der gesamten Pflegekosten abdecken. Somit empfiehlt sich eine Pflegezusatzversicherung. Doch nur rund 700.000 Personen haben sich hierzu entschieden. Da die Probleme mit der Pflege immer größer werden, rückt das Pflegerisiko verstärkt in den Blick der Öffentlichkeit. Die Chancen der privaten Versicherungen für Zusatzpflege-Policen stehen gut. 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 + 4,0% 4,608 4,793 4,453 4,473 Ambulante und Zahnleistungen* + 0,5% Stand: Jahresende / *GKV-Versicherte Quelle: Verband der Privaten Krankenversicherer / GDV + 5,6% 0,989 1,044 2001 2002 + 5,2% 0,656 0,690 Pflegebedürftige nach Altersgruppen (in %) 80-90 Jahre 70-80 Jahre Quelle: Pflegestatistik 2001 (aus Versicherungswirtschaft 17/2003) Krankenhauswahlleistungen* Krankentagegeld* Pflegezusatzversicherung Pflegesachleistung 36 23 16 Über 90 Jahre 10 15 60-70 Jahre Ausgaben der Pflegeversicherung (in %) Verwaltung, Sozialbeiträge 13,6 Ausgaben 2002 insgesamt: 17,36 Mrd. EUR 8,9 Geldleistung 24,1 Sonstige* *Kurzzeitpflege, Pflegemittel usw. Quelle: Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung 7,3 46,1 Unter 60 Jahre ve_29s.grf ve_30s.grf Vollstationäre Pflege ve_31s.grf 18