Johannes 4,46-54 Heilung des Sohns eines königlichen Beamten

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Predigt am 22.1.17 Johannes 4,46-54 Heilung des Sohns eines königlichen Beamten Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lag krank in Kapernaum. Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa kam, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinem Sohn zu helfen; denn der war todkrank. Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht. Der Mann sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Und während er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt. Da erforschte er von ihnen die Stunde, in der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Da merkte der Vater, dass es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. 1

Liebe Gemeinde! Es gibt viele dunkle Mächte, die das menschliche Leben bedrohen, aber es gibt nur eine Macht, die stärker ist als alle diese Mächte zusammengenommen: das ist die Liebe Gottes, die heilige und heilende Liebe Gottes, die sich in Jesus offenbart hat. Davon erzählt das heutige Evangelium. Lassen wir die Hauptpersonen aus dieser Geschichte wie in einem kleinen Theaterstück persönlich zu Wort kommen. Die drei Hauptpersonen sind: ein Kind, sein Vater und Jesus. Zunächst betritt ein aufgeweckter kleiner Junge die Bühne und begrüßt uns: Schalom, ihr Christen in Bensheim, ihr kennt mich, weil der Evangelist Johannes die Geschichte, wie ich geheilt wurde, aufgeschrieben hat. Sie ist in die Bibel gekommen und wird heute in eurem Gottesdienst gepredigt, in eurem Gottesdienst, in dem, wie ich gehört habe, auch ein Kind, der kleine Oskar, getauft werden soll. Ich grüße ihn und seine Familie ganz herzlich. Aber lasst mich der Reihe nach erzählen, was ich mit Jesus erlebt habe: Ich bin geboren und aufgewachsen in der Stadt Kapernaum am Ufer des Sees Genezareth. Ich hatte bis jetzt eine echt coole Kindheit: jede Menge Freunde, jede Menge Abenteuer und wirklich großartige Eltern. 2

Mein Vater ist ja, wie ihr wisst, Beamter beim König. Oft kommen Leute zu Besuch in unsere Villa am See. Sie schenken mir oft kleine Dinge: getrocknete Feigen, eine kleines Schiff aus Olivenholz oder eine schöne Muschel vom Meeresstrand. Und sie sagen oft scherzend: So kann man auch mit kleinen Sachen Beamtenkindern Freude machen. Naja, alles lief in meiner bisherigen Kindheit in friedlichen Bahnen. Bis ich eines Tages, es ist noch gar nicht so lange her, krank wurde. Ich musste mich ins Bett legen. Ich bekam hohes Fieber. Der Arzt wurde geholt, aber er konnte nicht helfen. Meine Mutter saß am Bett und legte mir kalte Tücher auf die Stirn, aber das Fieber stieg immer weiter In der Nacht konnte ich nicht mehr schlafen. Ich glühte vor Hitze, ich hatte heftige Kopf- und Gliederschmerzen. Mein Vater setzte sich an mein Bett und redete mir gut zu. Meine Mutter aber hatte schnell begriffen, wie ernst die Lage war. Sie weinte und betete die ganze Nacht. Aber das Fieber wurde immer schlimmer. Als der Morgen dämmerte, schauten sich meine Eltern verzweifelt an: Was sollen wir tun? Mein Vater schwieg, ich spürte seine große Angst um mich. Dann stand er plötzlich auf und sagte: Ich geh' in die Berge hinauf nach Kana. Dort soll ein junger Mann sein, ein Prophet, der Menschen heilen kann. Jesus heißt er. 3

Er küsste mich auf die Stirn und ging los. Die Mutter blieb bei mir. Sie sorgte sehr gut für mich. Und mir fiel der Psalmvers ein, den ich gerade in der Schule auswendig gelernt hatte: Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen. Ich dachte: Mein Vater und meine Mutter haben mich sehr lieb, sie werden irgendwie mit Gottes Hilfe dafür sorgen können, dass ich gerettet werde. Das Fieber aber stieg immer noch. Dann aber plötzlich um die Mittagszeit ließen die Kopfschmerzen nach, der Schüttelfrost hörte auf und die Mutter sagte erleichtert: Junge, das Fieber geht runter! Ich glaube, du wirst bald wieder gesund. Es wird alles gut. Und tatsächlich: Es war wie ein Wunder. Als am Abend mein Vater wieder nachhause kam, waren ihm die Knechte schon entgegen gerannt und hatten ihm zugerufen: Dein Kind lebt! Und so kam er nachhause und als er mich sah, da hat er, was ich noch niemals gesehen habe, geweint vor Freude. Als er fragte, wann das Fieber zu sinken begonnen hatte, sagten wir: Mittags um Eins. Da blitzten seine Augen auf, und er sagte zu mir: Mein Sohn, heute Mittag um ein Uhr hat dieser Jesus, von dem ich dir erzählt hab', 20 km von hier entfernt zu mir gesagt: Gehe hin, dein Sohn lebt! Verstehst du? Er hat dich durch die Kraft seiner Liebe, die von Gott kommt, geheilt! 4

Das hat mein Vater damals gesagt. Danach wurde ich wieder gesund, und wenn ihr mich fragt, was ich gelernt habe aus dieser Geschichte, dann sag' ich euch: Du darfst die Hoffnung niemals aufgeben. Es ist ziemlich dumm, die Hoffnung wegzuwerfen. Die Hoffnung ist eine große Kraft. Nach diesen Worten geht der Junge wieder zurück hinter den Bühnenvorhang. Nun tritt hervor sein Vater, ein königlicher Beamter. Er ergreift das Wort: Schalom, ihr Bensheimer Christen, ihr wisst, dass ich ein königlicher Beamter bin, aber ihr habt bei diesem Titel eine ganz falsche Vorstellung. Mein Chef, dem ich diene, Herodes Antipas, nennt sich zwar König, aber er ist nur ein kleiner Provinzfürst von Gnaden der Römer. Er ist ein ziemlich protziger, eitler und selbstverliebter Bursche, und er verfolgt provozierend und polternd eigentlich nur seine eigenen Interessen. Johannes den Täufer hat er hinrichten lassen, und über diesen Jesus hat er sich auch sehr abschätzig geäußert. Jesus wiederum hat ihn - auch nicht gerade schmeichelhaft - einen Fuchs genannt (Lk 13). Er hatte offenbar von seinem Landesfürsten keine hohe Meinung. Es hat mich deshalb große Überwindung gekostet, als mein Sohn krank war, zu diesem Jesus hinzugehen. Aber was tut man nicht alles, wenn es um das Leben des eigenen Kindes geht. 5

Ich war mir nicht sicher, ob Jesus mir überhaupt die Hand geben würde, mir, dem königlichen Beamten, also einem Vertreter der feindlichen Seite. Aber Jesus hat mich freundlich empfangen, ich habe selten so eine helle Freundlichkeit erlebt. Er hat mir offen und klar in die Augen geschaut. Er hat mir von Angesicht zu Angesicht, von Mann zu Mann, gesagt: Geh hin, dein Sohn lebt! Und ich habe ihm geglaubt. Ich habe etwas gespürt von seiner Vollmacht. Und dann war seine heilende Kraft, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, so schnell wie das Licht. Er hat meinen Sohn augenblicklich über die Entfernung hinweg geheilt. Auf seine Fürbitte hin wurde mein Kind gesund. Es war eine Fernheilung, ein ganz besonderes und geheimnisvolles Wunder. Vielleicht gibt es Dinge im Universum, für die räumliche Entfernung gar keine Rolle spielt. Und wenn ihr mich fragt, was ich gelernt habe aus dieser Geschichte, dann vor allem das: Es gibt eine Kraft, die alle Grenzen überschreitet, die alle Schranken durchbricht, die religiösen, die sozialen, die politischen, die Schranken der Angst und des Misstrauens: Das ist die Kraft der Liebe Gottes, die in diesem Jesus von Nazareth erschienen ist, wie ich selbst erfahren habe. Diese Liebe ist stärker als Angst und Tod. Nichts kann uns trennen von ihr, wenn wir ihr im tiefsten Herzen vertrauen. Die Liebe ist eine gewaltige Kraft. Damit verneigt sich der Beamte und tritt ab. 6

Nun kommt Jesus und spricht, besser gesagt, er seufzt: Ach, meine lieben Schwestern und Brüder, es ist immer dieselbe Geschichte: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht. So waren die Menschen, so sind die Menschen, so werden sie auf Erden wohl immer sein: wundersüchtig, sensationslüstern. Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind hat euer großer Dichterfürst aus Frankfurt ganz richtig gesagt. Aber mir tut das in der Seele weh. Es ist wie bei einem Kind, das seine Eltern nur liebt, wenn sie ihm Süßigkeiten schenken. Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht. Erst das Wunder, dann der Glaube, so ist eure Einstellung. Ihr meint: Der Glaube kommt aus dem Sehen. Aber er kommt aus dem Hören. Es wäre viel besser und heilsamer und gesünder, wenn ihr auf meine Botschaft hörtet, wenn ihr meinem Wort Vertrauen schenktet. Das wäre viel besser! Der königliche Beamte hat das damals getan. Ich habe ihm mein Ehrenwort gegeben, und er hat sich darauf verlassen, weil er meinen Blick gespürt hat und mit dem Herzen gesehen hat, wer ich bin. Wie's im Evangelium heißt: Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte und ging hin. Ich habe selten einen so tiefen Glauben gefunden. 7

Ausgerechnet bei einem königlichen Beamten habe ich ihn gefunden. Alle Achtung, muss ich sagen, Respekt vor diesem Mann! Wenn ihr mich fragt, was ich gelernt habe aus dieser Geschichte, dann vor allem dies: Der Glaube, der echte Glaube, der aus dem Hören kommt, ist wie das Öffnen eines Fensters zum Himmel hin: Ist es offen, so kann das Licht hereinströmen. Ist es offen, kann manchmal sogar eine ungeahnte heilende Kraft in das Leben eines Menschen oder einer ganzen Familie einströmen. Der Glaube kann Berge versetzen. Er kann sogar die Keime des Bösen zerstören. Das konnte er schon immer. Er kann sogar alle Arten von Fieber vertreiben, nicht nur die körperlichen. Der Glaube ist eine große Kraft. Nach diesen Worten tritt Jesus zurück, die Bühne ist wieder leer und wir spüren plötzlich: Worauf es letztlich ankommt, das sind diese drei inneren Haltungen: die Hoffnung, die Liebe, der Glaube. Das Kind erinnert uns an die Kraft der Hoffnung. Der Beamte erinnert uns an die Kraft der Liebe. Jesus erinnert uns an die Kraft des Glaubens. Möge der kleine Oskar, der heute getauft wird, an diese dreifache Kraftquelle immer angeschlossen sein. Im Evangelium heißt es vom königlichen Beamten: Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. 8

Möge die Familie, in der Oskar aufwachsen wird, möge unsere Gemeinde, in die er aufgenommen wird, immer ein erleuchteter Raum sein, in dem Wunder möglich sind, und zwar deshalb möglich sind, weil durch Glaube und Hoffnung die Fenster zum Himmel offen bleiben und deshalb die Liebe Gottes ihre heilende und aufrichtende Macht auf wunderbare Weise entfalten kann. Amen. 9