Predigt (Joh 6,47-51): Kanzelsegen: Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen. Ich lese aus dem 6. Kapitel des Johannesevangeliums: 47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt. Liebe Gemeinde, ein schönes Wochenende in Köttingen Lindlar, im CVJM-Haus haben wir mit den Konfis gemeinsam verbracht. Und das bei wunderbarem Wetter, wo wir viele Arbeitseinheiten auch nach draußen verlegen konnten und die Sonne genießen konnten. Es war eine tolle Gemeinschaft, die wir erlebt haben! Also damit Sie sofort Bescheid wissen, die nicht dabei waren: Da ging es nicht so zu, wie es unsere Konfis gerade vorgespielt haben. Es wurde nicht über das Essen gemeckert, gerülpst und gestritten. Jeder war dabei und hat sich nicht wegen irgendeiner Sache, die ihm wichtiger war, zurückgezogen. Der Pfarrer hat zwar in seiner Müdigkeit ein paar komische Anweisungen vor dem zu Bett gehen gesagt: Íhr sollt bitte nach 11 Uhr leise auf den Fluren rauf und runter gehen. Und dann wunderte er sich, dass es eine etwas schlaflose Nacht wurde. Mal im Ernst, wir haben ein echt schönes Wochenende miteinander erlebt. Es war eine richtig gute Gemeinschaft. Genau darum ging es auch thematisch: Tischgemeinschaft. Gemeinschaft untereinander. Gemeinschaft mit Gott. Das Abendmahl.
Da war es eben nicht so, dass jeder tut, was er will. Nein, da war ein Zugehörigkeitsgefühl, ein Gemeinschaftsgefühl. Genau das ist übrigens was total Biblisches. In der Bibel wird diese Tischgemeinschaft an ganz, ganz vielen Stellen beschrieben. Sie ist demnach etwas ganz Wichtiges! Tischgemeinschaft bedeutet nach biblischem Verständnis: Ich bin nicht ausgeschlossen, stehe außen vor. Nein, ich gehöre dazu! Ich gehöre zu den Menschen, mit denen ich zusammen sitze. Ich gehöre zu Gott! Gott lädt mich an seinen Tisch ein! Genau dafür steht auch das Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern am Tisch feiert. Und wir haben uns dazu unsere Gedanken gemacht an dem Wochenende. Wir haben verschiedene Stellen in der Bibel nachgelesen. Wir haben ein schönes Bild vom Maler Sieger Köder zum Abendmahl uns angeschaut. Das war aus der Sicht von Jesus gemalt. Man konnte darauf nur seine Hände sehen und sein Gesicht, das im roten Wein des Kelches abgebildet war. Auf dem Tisch lag das Brot, in dem die griechischen Buchstaben Chi und Rho für die Anfangsbuchstaben von Christus zu lesen war. Und damit nicht genug: Auf der Tischdecke war als Schatten das Kreuz zu sehen. Wir haben daraus die tiefgehende Botschaft entnommen: Jesus Christus ist für uns, für unsere Schuld am Kreuz gestorben. Und weiter: Jesus gibt nicht nur etwas von sich. Nein, er gibt sich selbst! Er sagt nicht: Hier hast du etwas. Nein, er spricht: Ich bin s! Gerade im Johannesevangelium wird das ganz stark betont. Da gibt es die vielen Ich bin-worte von Jesus. In unserer Bibelstelle spricht Jesus von sich selbst: Ich bin das Brot des Lebens! Was aber meint damit Jesus genau? Dazu muss ich etwas weiter ausholen.
Wir Menschen sind ja oft auf Etwas aus. Ich vermute, so ticken wir Menschen halt. Das ist übrigens schon zu Zeiten von Jesus so. Im 6. Kapitel des Johannesevangeliums vollbringt Jesus kurz vorher ein ganz dolles Wunder. 5000 Menschen macht er mit ein bisschen Brot und ein paar Fischen satt. Die Frauen und Kinder sind noch nicht dazu gezählt. Es werden also mehr gewesen sein. Und die Leute sind begeistert von Jesus! Die sagen sich: Endlich einer, der unsere Bedürfnisse befriedigt, der voll unsern Erwartungen entspricht und uns genau mit dem, was wir haben wollen, abspeist. Die sind so begeistert, dass sie Jesus zu ihrem Brotkönig machen wollen. Und Jesus? Der macht das erstaunlicherweise nicht mit. Der entzieht sich dem Ganzen und flieht erstmal in die Einsamkeit. Später tritt Jesus dann wieder auf und hält unsere Brotrede, die wir gerade gehört haben. Jesus stellt dabei klar: Liebe Leute, es geht nicht nur um Bedürfnisbefriedigung, um materielle Sättigung. Das reicht nicht. Das wird nicht richtig satt machen. Das erfüllt auf Dauer nicht. Und das gibt einem nicht das wahre Lebensglück. Er belegt das auch mit einem Beispiel in der Bibel. Er erinnert an die Generationen von früher, die Vorfahren, an die Israeliten, wie sie aus der Sklaverei in Ägypten befreit wurden und durch die Wüste zogen. Gott hat sie da auf wunderbare Weise versorgt. Es gab das Manna. Was es genau war, wissen wir nicht so genau. Vielleicht so eine brotartige Nahrung. Das ist auch egal. Es hat auf jeden Fall die Israeliten satt gemacht. Allerdings hielt das nicht lange vor. Die Sättigung war nur von kurzer Dauer. Das Ganze war vergänglich. Das war nichts Ewiges, was den Tod überdauerte. Jesus sagt es deutlich in seinen Worten: Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Das sind harte, aber realistische Worte. Und ich denke, Jesus trifft da einen wundern Punkt auch in unserer Zeit. Tickt nicht unsere Gesellschaft heute, wir Menschen genauso?
Wir sind auf Etwas aus. Wir wollen, dass es uns gut geht. Wir sichern uns materiell ab. Wir suchen unser Lebensglück rein in materiellen, irdischen Dingen. Das war s und mehr nicht. Jesus sagt: Liebe Leute, das alles ist wunderschön, was ihr habt, ohne Zweifel. Aber das allein ist es nicht, was euch so richtig satt machen und mit Lebensglück erfüllen kann. Es geht nicht nur um etwas! Es geht um viel, viel mehr! Es geht um persönliche Beziehung, um echte, total innige Gemeinschaft zu mir selbst und zu den Menschen, die euch begegnen. Ich selbst bin Gottes Liebe in Person! Ich schenke euch nicht nur etwas, speise euch ab. Nein! Ich schenke mich euch selbst! Was für eine totale liebevolle Hingabe begegnet mir da! Da höre ich Gottes Herz schlagen! Ein Gott, der wirklich an mir interessiert ist, der mich durch und durch kennt. Ein Gott, der mich an seinen Tisch einlädt und ganz fest Gemeinschaft schenkt. Im Abendmahl erfahre ich das. Da schenkt mir Jesus Christus diese Gemeinschaft und untereinander. Da stellt er eine feste, liebevolle Verbindung zu uns Menschen her! Eine Verbindung, die nicht vergänglich ist, die auch über den Tod Bestand hat! Das ist deutlich mehr als nur etwas im Leben zu bekommen. Da ist vielmehr der lebendige Gott selbst für uns da, tritt für uns ein. Das hat was total Persönliches, Beziehungsvolles! Also das berührt mein Herz! Das spricht mich an! Das bin ich tief in meinem Innersten überzeugt: Ja, das stimmt! Ich kann s nicht beweisen, aber ich kann darauf vertrauen: Ja, Jesus ist tatsächlich das Brot des Lebens! Und genau dafür steht das Abendmahl. Im Abendmahl schenkt er sich selbst in Brot und Wein.
Da höre ich ganz deutlich raus: Du stehst nicht außen vor. Du gehörst dazu! Du gehörst zu mir, zu Gott! Vertrauen wir doch neu auf diese Liebe Gottes im Abendmahl! Mit den einfachen Worten Jesu: Ich bin das Brot des Lebens. Amen. Kanzelsegen: Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, er bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.