Ziele der Energie- und Klimapolitik in Deutschland Klaus Müschen Umweltbundesamt Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 1
Was folgt Energiewende von der Bundesregierung beschlossen Ziele des Energiekonzepts 100% erneuerbarer Strom im Jahr 2050 Was ist zu tun? Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 2
Energiewende vom Bundestag beschlossen: Atomausstieg bis 2022 Erneuerbare Energien schneller ausbauen Netze und Speicher schneller ausbauen Energiesparen fördern Jährlich drei Mrd. für Energie- und Klimafonds Modernisierung des Altbaubestandes überregionale und internationale Zusammenarbeit Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 3
Das 2 C-Ziel EU-Ziel: 450 ppm CO 2 eq = 50%-Chance, 2 -Ziel zu erreichen erforderlich: bis 2050: global: - 50% (1990) Industriestaaten: - 80% to 95% bis 2020: EU: 20% unilateral, 30% mit internationalem Abkommen Deutschland THG-Emissionen bis 2020: 40% unilaterales Ziel der Energiesektor spielt eine Schlüsselrolle 4 Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 4
konkrete Zielvorgaben Klima Erneuerbare Energien Effizienz (vs. 1990) Anteil Strom Anteil gesamt Treibhausgase Primärenergie Energieproduktivität Gebäudesanierung 2020-40 % 35% 18% - 20% 2030-55 % 50% 30% steigern Rate 2040-70 % 65% 45% auf 2,1%/a verdoppeln 1% -> 2% 2050-80-95 % 80% 60% - 50% Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 5
THG-Emissionen in Mio. t CO2eq Ziele der Energie- und Klimapolitik in Deutschland 1.400 Treibhausgasemissionen in Deutschland minus 23,1 % in 2010 gegen 1990 (vorläufige Berechnung) 1.200 1.000 800 600 400 200 THG-Emissionen Kyoto-Ziel Projektion mit bisherigen Maßnahmen Projektion mit weiteren Maßnahmen 40%-Ziel 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 6
Der Weg ins Zeitalter Erneuerbarer Energien Dreiklang aus 1. Erneuerbaren Energien: rascher und kontinuierlicher Ausbau wirtschaftlich und umweltverträglich 3. Zukunftsnetzen: flexibel und leistungsstark integrieren EE-Strom 2. Effizienz: senkt den Energieverbrauch sichert Wirtschaftlichkeit Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 8
Energy System based on renewable Sources Source: Harry Lehmann, 1996 Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 9
Ausbau der Erneuerbaren Energien EEG und Einspeisevorrang bleiben Weiterer Ausbau erfolgt kosteneffizient Beispiel Windenergie: Investitionsrisiken für Offshore werden abgesichert Bessere Bedingungen für Repowering Onshore Erneuerbare Energien werden zum Fundament der Energieversorgung Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 10 10
Energieeffizienz als Schlüsselfrage Ziel: Halbierung des PEV bis 2050 Maßnahmen: Weiterentwicklung der Energiedienstleistungen Ausweitung des Energiemanagements Transparente Kennzeichnung von Produkten Effizienzfonds (bis zu 3.000 Mio. /a) Stärkung der Nationalen Klimaschutzinitiative Potentiale erschließen, Energiekosten sparen, Umwelt entlasten. Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 11 11
Energieeffiziente Gebäude Neubauten: Klimaneutral ab 2020 Gebäudebestand: Sanierungsquote: verdoppeln von 1% auf 2% Primärenergiebedarf: minus 80% bis 2050 Umfangreiche Förderprogramme Investitionen mit großen positiven volkswirtschaftlichen Effekten Grafik: Dipl.Ing. Frank Lischka Abenteuer Energiesparen Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 12
Ausbau der Stromnetze Entwicklung Zielnetz 2050 : Overlay-Netz Clusteranbindung von Offshore-Windenergie Ausbau der Grenzkuppelstellen 1. Schritt: zwei Nord-Süd-Pilottrassen Ziel: Stromnetz im EU-Verbund leistungsfähig modern Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 13
Grid upgrading and extension in three steps Transmission Network: Necessary extensions of the extra high voltage transmission network required by further development of wind power (Source: dena Grid Study) Source: ISET, IWET, dena Grid Study 2005, own illustration Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 14 14 = 1 GW offshore
Entwicklung intelligenter Netze Die Anforderungen an intelligente Stromzählern werden so weiterentwickelt, dass die Zähler - so genannte "smart Meter" - flächendeckend eingesetzt werden können. Mindeststandards und Schnittstellen für intelligente Stromzähler werden festgelegt. Es wird geprüft, wie die Umlage der Investitionskosten für die Zähler verbessert werden kann. Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 15
Ausbau der Speicherkapazitäten Neue Speicherkraftwerke werden länger als bisher von den Netzentgelten befreit, Neue Anreize für die Speicherung und Einspeisung von Biogas, damit das gut steuerbare Biogas in Starkwindzeiten gespeichert und in schwachen Windphasen zur Stromerzeugung genutzt wird, mittelfristig sollen ausländische Speicherpotentiale in Norwegen oder den Alpen durch Zusammenarbeit erschlossen werden, die Forschung in Speichertechniken wird intensiviert. Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 16
klimaschonende Mobilität Der Endenergieverbrauch des Verkehrssektors soll: bis 2020 um rund 10 % und bis 2050 um rund 40 % gesenkt werden (vs. 2005). Schwerpunkt Elektromobilität: 6 Millionen Elektrofahrzeuge bis 2030, Kopplung an Erneuerbare Energien Nullemissionsfahrzeuge (durch Nutzervorteile als Anreiz) langfristiger Einsatz als Stromspeicher zum Ausgleich von fluktuierendem Stromangebot und Nachfrage. ambitionierte CO 2 -Grenzwerte Biokraftstoffe, Anteil langfristig erhöhen Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 17
Langfristige, haushaltsunabhängige Finanzierung Sondervermögen "Energie- und Klimafonds" : 3 Mrd. jährlich Verwendung: Erneuerbare Energien Energieeffizienz nationaler & internationaler Klimaschutz Umweltprojekte u. Forschung Herkunft der Mittel: Brennelementesteuer (?) Erlöse aus dem Emissionshandel Sondervermögen-Budget Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 18
Regelmäßige Überprüfung Die Bundesregierung wird auf der Grundlage eines wissenschaftlich fundierten Monitoring ermitteln, ob sich der tatsächliche Fortschritt im Korridor des beschriebenen Entwicklungspfads bewegt und inwieweit Handlungsbedarf besteht. Monitoring durch Statistisches Bundesamt, Bundesnetzagentur, Bundeskartellamt und Umweltbundesamt Die Bundesregierung wird dem Deutschen Bundestag regelmäßig über den Stand der Umsetzung des Energiekonzepts berichten. Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 19
Handlungsfeld Klima-Anpassung Menschliche Gesundheit Biodiversität und Naturschutz Bodenschutz Wasserhaushalt und - wirtschaft, Küstenschutz Landwirtschaft Forstwirtschaft Fischerei Verkehr, Verkehrsinfrastruktur Energiewirtschaft (Erzeugung, Transport, Versorgung) Industrie und Gewerbe Tourismuswirtschaft Bauwesen Finanzwirtschaft Raum-, Regional-/ Bauleitplanung sowie Bevölkerungs-/ Katastrophenschutz als relevante Querschnittsthemen Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 20
Gegenwärtig besonders verwundbare Regionen in Deutschland Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 21
UBA Studie Energieziel 2050: 100% Strom aus erneuerbaren Quellen. Quelle: UBA, 2010 Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 22
Zur Erreichung der Emissionsreduktionsziele sind 100% ee in der Stromversorgung notwendig - CO 2 freier Strom kann in anderen Energiesektoren die THG Emissionen senken Die Umstellung der Energieversorgung auf 100 % ee ist bis 2050 technisch möglich (mit bereits heute verfügbaren Techniken) Diese Umstellung ist bei heutigem Lebensstil sowie heutigen Konsum- und Verhaltensmustern möglich. Eine 100% erneuerbare Energien Stromversorgung ist ökonomisch vorteilhaft Die Versorgungssicherheit ist bei einer solchen Stromversorgung jederzeit gewährleistet Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 23
Drei Szenarien als Extremformen einer 100 % ee Stromversorgung Szenario Regionenverbund (Simulationen durchgeführt) - Die einzelnen Regionen nutzen weitgehend ihre erneuerbaren Energien Potentiale - Regionen mit hohen Potentialen decken dabei anteilig den Strombedarf von Regionen mit geringen Potentialen - Geringe Stromimporte aus dem europäischen Ausland - Landesweite Kooperationen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit Szenario International Großtechnik Szenario Lokal Autark Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 24
Active regions for REN Über 50% sind aktiv, um die Weichen in Richtung 100% EE zu stellen. Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 25
DESERTEC Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 26
Example: Younicos Graciosa Project: Optimized Renewable Energy Supply System Layout based on 7% annual fuel price increase Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 27
Installierte Leistung (GW) Ertrag (TWh) Ziele der Energie- und Klimapolitik in Deutschland Potentiale der erneuerbaren Energien 300 300 250 250 200 200 150 150 100 100 50 50 0 0 Photovoltaik Windenergie an Land Windenergie auf See Wasserkraft Geothermie 1) Abfallbiomasse 2) Photovoltaik Windenergie an Land Windenergie auf See Wasserkraft Geothermie 1) Abfallbiomasse 2) Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Jahr 2020 (Agentur für Erneuerbare Energien) Technisch-ökologisches Potential im Jahr 2050 (nach konservativer Schätzung, Umweltbundesamt) Genutztes Potential im Szenario Regionenverbund im Jahr 2050 (Umweltbundesamt) 1) Es handelt sich hier um die Nettoleistung und Nettostromerzeugung, dass heißt bei diesen Zahlen ist der Eigenstrombedarf berücksichtigt. 2) UBA: nur Biogas, 57% Jahresnutzungsgrad bei Verstromung in GuD-Anlagen; Agentur für Erneuerbare Energien: einschließlich Nawaro Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien (2010): Potenzialatlas Deutschland Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 28
Ergebnisse der Simulation im Szenario Regionenverbund Eine vollständig auf erneuerbaren Energien beruhende Strom-erzeugung ist im Jahr 2050 technisch auf ökologisch verträgliche Weise machbar mit Deutschland als hoch entwickeltes Industrieland. Dies ist mit der heute am Markt verfügbaren Technik möglich Die Potentiale der erneuerbaren Energien können den aus einem starken Ausbau der Elektromobilität resultierenden Strombedarf ebenso decken wie die komplette Bereitstellung von Heizungs- und Warmwasserbedarf mit Wärmepumpen. Reservekraftwerke werden die Last zu jeder Zeit decken können - somit ist die Versorgungssicherheit gewährleistet Die Analyse der Last und Erzeugungsgradienten, der Flexibilität von Reservekraftwerken sowie die Analyse des Regeleistungsbereitstellungsbedarf hat ergeben, dass die Fluktuation der erneuerbaren Energien und der Last jederzeit sicher ausgeglichen werden kann. Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 29
Voraussetzungen Weitgehende Nutzung der erneuerbaren Energien Potentiale - Einschränkungen bei der Nutzung von Bioenergie, da begrenzte Verfügbarkeit, negative Auswirkungen und Nutzungskonkurrenzen Vollständige Nutzung der Energieeffizienzpotentiale - Minderungspotentiale werden durch die vollständige Durchdringung des Anlagen-, Geräte- und Gebäudebestandes mit den besten, heute am Markt verfügbaren Techniken erschlossen. Reduzierung des gesamten Strombedarfs mit Hilfe innovativer Techniken Ausrichtung des bestehenden Energiesystems auf erneuerbare Energien Netzausbau Ausbau der Reservekapazitäten, Aus- und Zubau von Stromspeichersystemen sowie Einführung von Lastmanagement Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 30
Was muss die Politik leisten Verbindliche Ziele für Emissionsminderungen und erneuerbare Energien setzten Eine effizientere und intelligentere Energienutzung unterstützen Rechtliche und ökonomische Rahmenbedingungen anpassen Anpassung der Raumordnung im Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer Energien Ausbau der notwendigen Infrastruktur fördern Notwendigen Umbau des konventionellen Kraftwerksparks vorantreiben Energieforschung intensivieren Akzeptanz für die Energiewende schaffen Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 31
Neuste Meldung: Der Begriff Energiewende wird im Duden übernommen nach mehr als dreißig Jahren. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! klaus.mueschen@uba.de www.umweltbundesamt.de Klaus Müschen 8. August 2011 Wietow Folie 32