aus: Zum Gedenken an Magdalene Schoch ( ). Reden aus Anlass der Benennung des Hörsaals J im Hauptgebäude

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Transkript:

Magdalene Schoch EINE EHEMALIGE" IM REICH DER WISSENSCHAFT aus: Zum Gedenken an Magdalene Schoch (1897 1987). Reden aus Anlass der Benennung des Hörsaals J im Hauptgebäude der Universität Hamburg in Magdalene-Schoch-Hörsaal am 15. Juni 2006. Herausgebegen von Eckart Krause und Rainer Nicolaysen (Hamburger Universitätsreden Neue Folge 16. Herausgeberin: Die Präsidentin der Universität Hamburg) S. 69-74

IMPRESSUM Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-937816-60-9 ISSN 0438-4822 Open access online unter http://hup.sub.unihamburg.de/purl/hamburgup_hur16_schoch Lektorat: Jakob Michelsen, Hamburg Gestaltung: Benno Kieselstein, Hamburg Realisierung: Hamburg University Press, http://hup.sub.uni-hamburg.de Erstellt mit StarOffice/OpenOffice.org Druck: Uni-HH Print & Mail, Hamburg 2008 Hamburg University Press Rechtsträger: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky

INHALT 7 Eckart Krause und Rainer Nicolaysen: Vorwort 13 Vita von Magdalene Schoch 15 DIE REDEN 17 Jürgen Lüthje: Grußwort des Universitätspräsidenten 23 Stefan Oeter: Magdalene Schoch und die Hamburger Universität eine (ungewöhnliche) Wissenschaftskarriere der 1920er und 1930er Jahre 43 Rainer Nicolaysen: Über das couragierte Leben von Magdalene Schoch 63 Lennie Cujé: Dankesworte 67 ANHANG 69 Magdalene Schoch: Eine Ehemalige im Reich der Wissenschaft (1932) 75 Magdalene Schoch: A Bit About My Career (undatiert, nach 1945) 81 Eckart Krause: Dokumentation: Zur Entstehung der Namensgebung des Magdalene-Schoch-Hörsaals 93 Autoren 95 Veranstaltungsprogramm

97 Gesamtverzeichnis der bisher erschienenen Hamburger Universitätsreden 103 Impressum

Magdalene Schoch EINE EHEMALIGE IM REICH DER WISSENSCHAFT* Wenn ich für das Gedenkbuch der Sophienschule zu Nutz und Frommen der Mit- und Nachwelt etwas über den Weg erzählen will, den mein Studium und meine Berufsarbeit mich geführt haben, so müßte ich meine Erzählung eigentlich mit dem Augenblick anfangen, wo ich mit dem Zeugnis der Reife (Chemie 4, Religion 1) beglückt das Würzburger Realgymnasium verließ, in dem wir 8 Schülerinnen der Gymnasialkurse als Externe vor einem gestrengen Forum fremder Lehrer Rechenschaft zu geben hatten über das, was wir uns in diesen Kursen in drei Jahren und unter den ungünstigsten Kriegsverhältnissen an Wissen hatten aneignen können. Und ich wäre fast versucht, den jetzigen Gymnasiastinnen eine kleine Vorlesung darüber zu halten, wie viel leichter sie es heute haben bei dem systematisch ausgebauten Mädchenschulwesen, das es zu unserer Zeit noch nicht gab. Aber ich fürchte, man würde mir mit roter Tinte an den Rand 69

schreiben: Zum Thema!, und so beeile ich mich in medias res zu gehen: Mein Studium zeichnete sich von Anfang an durch seine Buntheit aus, und so ist auch später meine berufliche Tätigkeit immer vielfältig, nie einseitig gewesen. Die Jurisprudenz mußte es sich gefallen lassen, nicht nur die Philologie, sondern auch ein intensives Werkstudententum als Nebenbuhler zu haben was sicher nicht immer von Vorteil für die Examenskenntnisse war, aber für die allgemein-menschliche Ausbildung viel bedeutete. Bald nach meiner Promotion, die sich auf eine Arbeit über englische Kriegsgesetzgebung gründete, wurde ich von meinem Lehrer Mendelssohn Bartholdy an die junge Hamburgische Universität berufen. Meine Aufgabe war zunächst der Aufbau einer Bibliothek für ausländisches Recht im Rahmen eines neugegründeten Universitätsseminars ein Unternehmen, das durch die Inflation natürlich nicht gerade erleichtert wurde. Daneben (im buchstäblichen Sinne, denn es waren nur einige wenige mit Akten und Büchern überfüllte Räume zur Verfügung) entstand das Institut für Auswärtige Politik, dessen Werdegang in dem 1930 erschienenen großen Werk über deutsche Forschungsinstitute sehr anschaulich geschildert ist.** Bei der beschränkten Zahl der Mitarbeiter galt es anzupacken, wie die Aufgaben gerade 70 Magdalene Schoch

kamen: einmal an der großen Aktenpublikation des Auswärtigen Amts, dann bei der Redaktion der Europäischen Gespräche, deren bibliographischen Teil ich ein paar Jahre hindurch bearbeitet habe, bei den zwei letzten Bänden des Handbuchs der Politik, dann wieder beim Werben von Mitteln für unsere Bestrebungen usw. Eine andere Arbeit, die mich zunächst etwas vom eigenen Gebiet ablenkte, aber sich doch als lohnend erwies, war die kritische Ausgabe der Haager Schiedssprüche zum Dawes- Plan, die ich in vier Bänden veröffentlicht habe und vor deren Lektüre ich Nichtjuristen nur warnen kann. Die auslandsrechtlichen Studien haben sich in Hamburg von jeher auf das anglo-amerikanische Recht konzentriert, und hier lag auch meine Haupttätigkeit; sie hat mich mehrere Male nach England geführt, wo mir bei Richtern und Anwälten eine ausgezeichnete Einführung in die Gerichtspraxis zuteil wurde. Für das Studium des amerikanischen Rechts haben wir in Hamburg die Amerika-Bibliothek begründet, mit deren Leitung ich betraut bin und die heute schon, nach zwei Jahren, eine stattliche Sammlung von amerikanischen Gesetzen, Entscheidungen und Lehrbüchern darstellt, wie sie außer in Berlin sonst nirgends in Deutschland zu finden ist. Eine deutsch und englisch geschriebene Zeitschrift, die Ame- Eine Ehemalige im Reich der Wissenschaft 71

rika-post, die ich verantwortlich herausgebe, und eine Gesellschaft der Freunde der Vereinigten Staaten helfen mit, die Beziehungen zu Amerika zu pflegen und zu erweitern; die Einrichtung eines Junior Year für amerikanische Studenten ist geplant, der Professoren- und Studentenaustausch wird gefördert und überhaupt Kulturpropaganda im guten Sinne des Wortes getrieben. Seit mehreren Jahren habe ich von der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät regelmäßig Lehraufträge für Vorlesungen über englisches und amerikanisches Recht und für rechtsvergleichende Seminarübungen. Hier ist die Hauptaufgabe, den Studenten, die sich in Hamburg mehr als anderswo für ausländisches Recht interessieren, nicht nur einen Überblick über die fremden Rechtssysteme im großen zu geben, sondern sie auch zur Benutzung der sehr eigentümlichen Rechtsquellen Englands und der Vereinigten Staaten anzuleiten und sie bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten im Auslandsrecht zu beraten. Hand in Hand damit geht eine immer umfangreicher werdende Gutachtertätigkeit für Gerichte und Anwälte, und wenn ich Ihnen zum Schluß verrate, daß ich seit einiger Zeit über einer größeren wissenschaftlichen Arbeit aus dem internationalen Privatrecht sitze, so werden Sie 72 Magdalene Schoch

vielleicht eine Vorstellung von der Mannigfaltigkeit meiner Arbeitstage und -Nächte gewinnen können. Diese vielgestaltige Arbeit hat natürlich, besonders in einer Stadt wie Hamburg, den Vorzug, daß man mit vielen Menschen aus allen Ländern und allen Lebensgebieten in Berührung kommt. Da sind, wenn ich die letzten Jahre überblicke, vor allem die Zusammenkünfte mit Engländern und Franzosen zu zwangloser politischer Aussprache, da sind die Verhandlungen vor dem Dawes-Schiedsgericht im Haag, die ein Kennenlernen mit führenden Sachverständigen der internationalen Wirtschaft vermittelten, dann die zahlreichen amerikanischen Besucher vom jungen Austauschstudenten bis hinauf zum Botschafter der Vereinigten Staaten, schließlich ein auf amerikanische Anregung gegründeter Frauenklub, der nach Art der Rotarier aus jedem Beruf die führende Persönlichkeit auswählt und als dessen Präsidentin ich mit repräsentativen Frauen aller Richtungen und aller Berufe zusammenkomme. So habe ich allen Grund, dankbar die menschliche Bereicherung anzuerkennen, die mir aus meiner Arbeit zuströmt und die letzten Endes doch das ist, was jeder Betätigung ihren höheren Sinn verleiht. Und wenn ich heute an meine alte Schule zurückdenke, so empfinde ich, bei aller Dankbarkeit für das, was sie mich Eine Ehemalige im Reich der Wissenschaft 73

sachlich gelehrt hat, doch als wesentliches die menschliche Verbundenheit mit den Frauen und Männern, die uns, nicht immer ohne Mühe und Ärger, ihr Bestes gegeben haben. Meine besten Zukunftswünsche der Sophienschule! In dankbarer Erinnerung Univ. Hamburg Dr. Magdalene Schoch. * Erschienen in: Jahrbuch der Sophienschule Würzburg 1932, S. 69 71. ** Forschungsinstitute: Ihre Geschichte, Organisation und Ziele. Unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrter hg. von Ludolph Brauer, Albrecht Mendelssohn Bartholdy, Adolf Meyer, unter redaktioneller Mitarbeit von Johannes Lemcke. Zweiter Band. Hamburg 1930, S. 332 346 [Anm. d. H.]. 74 Magdalene Schoch